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Donnerstag, 7. März 2024

Dieter Kurzhorst-Faust

 
 
 
 
In memoriam R. M.





Zwischen dem 13. und dem 17. Januar 2011 erschufen ray05 und ich im SPIEGEL ONLINE Forum "Unter deutschen Duschen - was singen Sie denn?" den universalen Systemkünstler Dieter Kurzhorst-Faust in einer Art Free Jazz-Improvisation, ungeplant und ohne Absprachen. Hier ein Nachvollzug der kometenhaften Laufbahn des Dieter Kurzhorst-Faust, von den Anfängen bis zum Zurückspulen seines Kopfes um 15 Delsol.
 
 
 
 
 

 





13.01.2011 

ray05:

Rolf: Can't You Hear Me Knocking war das und gewünscht hat sich diesen Titel der Horst aus Marburg. Tja, liebe Hörerinnen und Hörer von Radio Feuerwerk, wir begehen heute den 40. Geburtstag von Sticky Fingers, dem legendärkultigen Stonesalbum. Und ihr könnt euch heute euren Lieblingssong von dieser Platte wünschen. Sooo, wen haben wir denn jetzt in der Leitung? Das ist die Pamela, oder? Hallo Pamela!

Pamela: Hi Rolf.

Rolf: Wie geht's dir, Pamela, von wo rufst du an?

Pamela: Ich sitz grad auf meiner Heizung.

Rolf: Du sitzt auf deiner Heizung. Haha, guter Witz, Pamela sitzt auf ihrer Heizung. Ist dir kalt? Ich mein, die Frage musste jetzt kommen, haha.

Pamela: Nö. Ich bin ganz nackich.

Rolf: Uiuiui, Pamela, wir woll'n hier aber jugendfrei bleiben, hahaha.

Pamela: Das ist so eine alte Heizung, so ein geripptes Teil.

Rolf: Aaahah. Gut. Und du bist eingefleischter Stonesfan, stimmt's?

Pamela: Nein halt, ich hab ja ein Headset auf. Bin also nicht völlich nackich.

Rolf: Welchen legendären Klassiker von Sticky Fingers wünschst du dir denn, Pamela?

Pamela: Amphetamine Annie.

Rolf: Eieiei, Amphetamine Annie ist gar nicht von den Stones, daaa muss ich dich leider enttäuschen.

Pamela: Dann was anderes.

Rolf: Wild Horses wär noch frei. Magst du Wild Horses?

Pamela: Mhm.

Rolf: Aaaaalso, jetzt Wild Horses vom legendären Stonesklassiker Sticky Fingers, dessen 40. Geburtstag wir heute auf Radio Feuerwerk gemeinsam feiern. Pamela, magst du noch jemanden grüßen, bevor's mit den wilden Pferden losgeht?

Pamela: Nö.











Aljoscha der Idiot  / Christian Erdmann:

ROLF. Das war Wild Horses von den Rolling Stones, den Song hat sich die Pamela gewünscht, Pamela von der Heizung. 40 Jahre Sticky Fingers und wir hier bei Radio Feuerwerk feiern mit Euch da draußen die Platte mit dem Reißverschluß. Tja, Dieter, das waren noch Zeiten, als der Andy Warhol noch mit den Jungs zusammenarbeitete, oder?

DIETER. Ja, der hat ja unheimlich viel gemacht. Der Andy.

ROLF. Ja. So, da haben wir schon den nächsten Caller in der Leitung, höre ich, das ist die Camilla, hallo Camilla?

CASMILLA. Casmilla.

ROLF. Ja grüß dich, Casmilla. Von wo rufst du an?

CASMILLA. Ich stehe vor einem Sandkrater und warte darauf, daß das Meer kommt, mit Pottwalen und Plankton und Quallen und sogar mit Schiffswracks.

ROLF. Das ist ja super, Casmilla, wie alt bist du denn?

CASMILLA. 11.

ROLF. Na sag mal - na sowas.

CASMILLA. Na sowas.

ROLF. Casmilla, wünschst du dir denn auch einen Titel von der Platte, die wir heute hier, ähm -

CASMILLA. Ja, ich möchte den mit dem bläulich-weißen Schimmer.

ROLF. Ahhmm... also ich bin nicht sicher, ob -

CASMILLA. Mißtrauen hat ein rotes Licht, weißt du?

ROLF. Casmilla, ich fürchte -

CASMILLA. Befürchtung ist orange.

ROLF. Ach.

CASMILLA. Sehnsucht ist wie Johannisbeersorbet.

ROLF. Du meinst Cassis?

CASMILLA. Mhm.

ROLF. Welche Farbe haben Lieder von Francoise Hardy?

CASMILLA. Die meisten sehen aus wie dunkle rote Rosen. Aber manche auch wie Schwertlilien.

ROLF. Welche Farbe hat es, wenn das Schicksal sich ins Fäustchen lacht?

CASMILLA. Gelb wie ein Rapsfeld.

ROLF. Und Schimpfworte, welche Farbe haben die?

CASMILLA. Schimpfworte haben keine Farbe.

ROLF. Warum nicht?

CASMILLA. Wenn man Schimpfworte braucht, kann man ja doch nicht richtig sehen.

ROLF. Also schön. Gut. Danke, Casmilla. Hier der letzte Song von Sticky Fingers, ich hoffe, es ist der mit dem verdammten bläulich-weißen Schimmer!

DIETER. Mondstein. Sie meint Mondstein.

ROLF. Schnauze!












14.01.2011 

ray05:

Rolf: Dieter, du sprachst schon gestern viele Dinge an, die unsere Hörer bewegten ...

Dieter: Ja, gibt viele Dinge, und alle machen was mit uns.

Rolf: Du nimmst jetzt explizit Bezug auf "Pi", den Film.

Dieter: Ja, und ob. Ich und Darren, dann noch Kenny, der sich kurz zuvor von seiner Frau getrennt hatte ... Ich mein, wir wollten damals einfach die Filmsprache komplett umkrempeln. Das wussten wir einfach, dass wir das ...

Rolf: Du nimmst jetzt explizit Bezug auf "Pi", den Film. Da findet ja ein Mathematiker die Weltformel.

Dieter: Ja, und ob. In Brooklyn damals war so eine kreative Stimmung, die man mit den Händen greifen ...

Rolf: ... und dann kamt Ihr auf die Idee mit dem Schwarzweiß.

Dieter: Ja, die Idee kam mir, als wir drei im PizzaBag saßen, gleich um die Ecke wohnten Paul Auster, Harvey Keitel und Sidney Lumet, und das war ja 'ne ganz große Kligge damals, in der jeder jeden beeinfluss...

Rolf: Augenblick, Dieter, grad kommt 'n Anruf rein von der ... Casmilla! Hejdu Casmilla, was hast du denn heute auf dem Herzen?

Casmilla: Wollt' sagen, dass es gar nicht schwarzweiß ist, wenn man die Weltformel findet. Das stimmt nicht, da im Film.

Rolf: Wie denn dann?
 
Casmilla: Man geht in der Lieblingsjeans zum Strand runter und dann findet man so eine Flasche, in der steckt die Formel drin und alles. Und alles war bunt und nicht schwarzweiß.

Rolf: Flaschenpost?

Casmilla: Mhm.

Dieter: Rolf, hörmal ...

Rolf: Pscht! Und was hast du dann mit der Formel gemacht, Casmilla?

Casmilla: Meinem Bruder gegeben.

Rolf: Toll. Und wie alt ist dein Bruder?

Casmilla: Fünf. Er heißt Arne. Du, Rolf ...

Rolf: Was denn?

Casmilla: Dieter soll sich auch mal ein Lied wünschen dürfen.

Rolf: OK, Dieter wünscht sich jetzt ein Lied. Danke für deinen Anruf, Casmilla. Wir mögen dich alle sehr. Na, Dieter, jetzt wünsch dir ... Dieter? Haut der Knilch einfach so ab ...












15.01.2011 
 
Christian Erdmann:

ROLF. Mit mir im Studio Dieter Kurzhorst-Faust, der deutsche Kultregisseur. Ja, Dieter, man kann eigentlich sagen, daß du auf allen Gebieten der Kunst zuhause bist, du hast ja alles irgendwann mal gemacht. Auch Geo-Installationen, kann ich mich erinnern.

DIETER. Ja, das war damals, als wir mit der Patti unterwegs waren, der Tschäcki und ich. Die war so crazy, die Patti. Ging so eine Stunde im Kreis rum und spielte dabei Klarinette, weißte. Und dann sagte sie plötzlich: ich sah gerade ein großes, ausgetrocknetes Flußbett, das von einer merkwürdigen weißen Substanz bedeckt war, und es standen vier Sonnen darüber. Und dann meinte sie, dieses Flußbett stehe in Verbindung mit einem anderen Fluß, weit entfernt in Moskva, der gerade über seine Ufer getreten ist. Ja, und das bauten wir dann nach. Die Idee war so, das geheime Prinzip des Wassers verstehen, weißte.

ROLF. Irre. Ich kann mich noch erinnern, daß keiner so richtig -

DIETER. Wir wollten noch so eine Schutt-Anhöhe bauen, weißte, von der die Patti dann immer runterläuft, aber die hatte keine Zeit.

ROLF. Alles unheimlich spannend, Dieter. Wir wollen aber kurz den nächsten Anrufer zu Wort kommen lassen, das ist der ... Arne. Gut, daß du anrufst, Kleiner.
 
ARNE. Wegen der Weltformel nämlich.

ROLF. Du rufst wegen der Weltformel an, Arne.

ARNE. Ich weiß, wie die geht.

ROLF. Sagst du uns auch, wie die geht?

ARNE. Meine Schwester ist blöd.

ROLF. Das ist die Weltformel?

ARNE. Nö.

ROLF. Hör mal, Arne, wir haben ja hier den Dieter, der hat ja auch mal einen Film gemacht mit einer - Dieter, bringst du mir eine Pizza mit? Also wegen der Weltformel, Arne, ich wäre da wirklich interessiert. Magst du die vielleicht verkaufen? Oder tauschen? Vielleicht gegen ein Saurierskelett aus Plastik, Superteil? Du magst doch Saurier?

ARNE. Nö.

ROLF. Fein, Arne. Ist Casmilla da bei dir?

ARNE. Ich kann Schach.

ROLF. Gibst du sie mir mal? Hallo?

CASMILLA. Das mit den beiden Flüssen war auch falsch.

ROLF. Ich bin ganz Ohr, Casmilla, aber wegen der Formel -

CASMILLA. Man kann das Wasser nicht vom Land aus verstehen.

ROLF. Nicht?

CASMILLA. Das Wasser hat eine Herrscherin. Warst du mal in der Unterwelt?

ROLF. Großer Gott, nein, ich war noch nicht in der Unterwelt.

CASMILLA. Alle denken, Hades ist der Herrscher der Unterwelt. Aber in Wirklichkeit ist Persephone die Herrscherin. Hades macht eigentlich gar nichts. Persephone ist sehr schön. Aber auch sehr streng.

ROLF. Und die Herrscherin des Wassers, wie heißt die?

CASMILLA. Weiß nicht. Herrscherin. Arne möchte auch ein Lied.

ROLF. Schön, ja, also, spielen wir schnell ein Lied für Arne. Was will er denn hören?

CASMILLA. Lorelei.

ROLF. Ich glaubs nicht.













ray05:

Radio Feuerwerk proudly presents Rolfs Kulturshow, wie immer mit Rolf Krauthausen ...

Rolf: Guh-ten Abend. 

...und wie jeden Tag mit tatkräftiger Unterstützung von PizzaBag xxx Piiiizzzaaa Bäääg xxx 5000 mal in Deutschland, also auch gleich bei dir um die Ecke xxx Kultur geht nur mit PizzaBag xxx Piiiizzzaaa Bääääg xxx 

Rolf: Und bei mir im Studio sitzt, wie schon die ganze Woche über, Dieter Kurzhorst-Faust, der deutsche Konzeptkultkünstler. Hallo Dieter, schön, dass du heute wieder mit dabei bist. 

Dieter: Hallo Rolf. Macht Spaß mit euch allen hier. 

Rolf: Unser Thema heute: Phänomene, die die Welt entsetzen. Dieter, du selbst hast ja Erfahrung mit entsetzlichen Phänomenen. Das wurde ja fast totgeschwiegen, was dir in Ägypten passiert ist. Erzähl nochmal. Wie gingst du damit um? Und wie stehst du heute dazu? 

Dieter: Ja, das war die Sache, als wir eine von den Gizeh-Pyramiden unter Strom setzten. War angesagt damals, Dinge unter Strom zu setzen. Ich hing ja oft mit Danny rum damals und ... 

Rolf: Und plötzlich war die Pyramide weg, nicht wahr? Verschwunden, einfach so. Mit dir, denn du warst drin in der Pyramide. 

Dieter: Ganz genau, ich hatte drinnen beim Kabelziehen meine Sonnenbrille verloren und ging nochmal rein, um sie zu suchen. Da drückte draußen einer auf den Schalter und die Kagge war am Dampfen. Ich drin in der Pyramide und plötzlich war'n wir wohl weg. Also, die Pyramide und ich gleich mit ihr. 

Rolf: Irre. Wie ist das denn so, wenn man einfach so weg ist, was geht einem da durch den ... Sekündchen, Dieter, hier schon der erste Anrufer zu unserem heutigen Thema: Phänomene, die die Welt entsetzten - eine Anruferin! Hallo, äh, Casmilla! 

Casmilla: Arne hat seine Pizza verschwinden lassen. Ich hab's genau gesehen. Und jetzt will er uns alle verschwinden lassen. Mein Bruder ist sooo blöd. 

Rolf: Gib ihn mir mal. Ist er da? 

Arne: Ich kann Dinge verschwinden lassen. 

Rolf: Toll. Wie hast du das denn gemacht, Arne? Du weißt, hier sitzt der Dieter, der ist auch einmal einfach so verschwunden. 

Arne: Dieter hat keine Ahnung. 

Dieter: Kommkomm. 

Arne: Ich lass jetzt den Dieter verschwinden. Soll ich? 

Rolf: Warte, kannst du denn auch Dinge hervorzaubern? 

Arne: Ich kann König der Löwen auf dem Kazoo spielen. Soll ich? 

Rolf: Nee, wünscht euch ein Lied, du oder Casmilla. 

Casmilla: Ich wünsch mir das Sphinxmäßige von Medeski/Martin/Wood. Geht das? 

Rolf: Alles geht. Bommi? 

Bommi: Hamwer, das Teil.

...und wie jeden Tag mit tatkräftiger Unterstützung von PizzaBag xxx Piiiizzzaaa Bäääg xxx 5000 mal in Deutschland, also auch gleich bei dir um die Ecke xxx Kultur geht nur mit PizzaBag xxx Piiiizzzaaa Bääääg xxx ...
 
Rolf: Bommi, hast du Dieter gesehen? 

Bommi: Wollt ich DICH grad fragen. Ist wohl Pizzanachfassen gegangen.









 
 
 
 
 
 
 
16.01.2011 

Christian Erdmann:

ROLF. Hallöchen sagt Rolf, auch heute wieder mit mir im Studio von Radio Feuerwerk ein Gast, den Ihr alle kennt, Dieter Kurzhorst-Faust, das deutsche Universalgenie, kann man sagen, Dieter, oder? Du bist ja eigentlich ein echter Renaissancemensch.

DIETER. Ja, nur daß die keine Kameras hatten damals. Sonst sträube ich mich gar nicht gegen den Vergleich, weißte. Bin ja nicht eitel.

ROLF. Haha, ja, das bringt uns gleich zu deiner nächsten Experience. So nanntet Ihr das damals.

DIETER. Ja. Das hing so in der Luft damals, das Wort.

ROLF. Dieter, wie war das. Nach der irren Pyramidensache. Ihr seid einfach so mit der Kamera durch den Kabbalistenkongreß in Karinablad spaziert?

DIETER. Genau. Das Unsuchbare suchen, weißte.

ROLF. Aber dann gab es Probleme.

DIETER. Mit Marlon, ja. Der kam an, setzte sich in eine Hütte, pitscherte sich immer kaltes Wasser über die Glatze, aß das Drehbuch auf und verschwand.

ROLF. Ihr hattet ein Drehbuch?

DIETER. Bis der Fettsack das in die Finger bekam, ja.

ROLF. Ihr mußtet also improvisieren. Aber hat nicht gerade das den Film letztlich zu dem gemacht, was er ist?

DIETER. Ach, ich will mich gar nicht auf eine Beschreibung festlegen. Der Film entsteht eigentlich erst im Kopf des Zuschauers. Mein eigener Kopf war ja auch noch nicht ganz der alte. Wegen der Pyramidensache.

ROLF. Irre. Was viele ja nicht wußten, warum du immer mit der Maske rumgelaufen bist damals.

DIETER. Das war keine M-

ROLF. Dieter, wir haben da gerade einen Anrufer, hallo Arne, bist du's?

CASMILLA. Ich bin's. Arne sagt, er gibt Marlon Brando nur gegen Lösegeld raus.

ROLF. Aber Casmilla, das kommt ein bißchen spät, weil, Marlon ist -

CASMILLA. Ist er nicht. Er ist hier.

ROLF. Das wäre ja sensationell, Casmilla, aber nach allen Gesetzen des Lebens und des Todes -

CASMILLA. ODER MARLON. We are the hollow men, we are the stuffed men.

CASMILLA. Na?

DIETER. Vorsicht. Das kann auch Arne gewesen sein.

ROLF. Ich bin da jetzt doch etwas skeptisch, Casmilla.

CASMILLA. Na dann nicht. Ihr Ungläubigen.

ROLF. Gib uns Bedenkzeit.

CASMILLA. Arne will ein Fluchtraumschiff.

ROLF. Wir -  wir klären das, Casmilla. In der Zwischenzeit, schlage ich vor... spielen wir kurz einen Song aus dem Soundtrack von "Karinablad - eine Experience" von Dieter Kurzhorst-Faust.











17.01.2011 

ray05:

Rolf: Radio Feuerwerk kommt heute live von der Kunstmultiplikale in Archangelsk, und den langen Weg ans Eismeer hat mit uns gemacht: Dieter Kurzhorst-Faust, die deutsche Ausnahme. 

Dieter: Priwet! 

Rolf: Dieter, deinem Lebenswerk ist hier ein eigener Pavillon gewidmet, Handaufsherz, da kommt schon ein wenig Stolz und Genugtuung auf, oder? Der eigene Pavillon, noch dazu in Archangelsk ... 

Dieter: Klar, das sind ja echte Profis hier am Polarkreis, und von denen eingeladen zu werden, das ist schon exzeptionell. Jewgeni Prokopotossow, der Multiplikale-Chef, klopfte ja persönlich bei mir in Bünde an, und er sagte: Dieter, wir brauchen dich, wir wollen dich unbedingt. Rolf, du kennst mich ja, ich bin nicht der Typ Künstler, der da noch eitel Nein sagt. 

Rolf: Flussbett mit vier Sonnen, die Strompyramide, die Filme Pi und Kabbala im zwölfstündigen Rohschnitt, dein frühes Punkdrama Bünderfleisch, Dieter, all deine legendären Sachen werden ja hier in Archangelsk wieder gezeigt und aufgeführt - aber, mit Ptäut's Revenge ist auch eine aktuelle Installation von dir dabei. Erzähl mal, wie kam's dazu. Ptäut's Revenge hat ja in der Anmutung etwas von einer Pudelmütze. 

Dieter: Nun, seit geraumer Zeit hat Traumdeutung einen Impakt auf meine Arbeit. Es gab da einige Experiences in meinem Leben, die -   

Rolf: Ganz kleinen Moment, Dieter, auch unsere Hörer wollen zu Wort kommen, und hier haben wir auch schon den - nee, oder? 

Arne: Pudelmütze, dass ich nicht lache. 

Dieter: AAH! - der große Ptäut. Ich erkenne seine Stimme. Er will mich wieder holen! Auf sein Schiff! Er hat ein großes Raumschiff und kann jeden holen! 

Rolf: Irre. Äh - ... 

Arne: Marlon spielt ausgezeichnet Backgammon. 

Dieter zerrt panisch an Studiokabeln: Sprich nicht mit ihm, Rolf, der große Ptäut kann jeden holen und verschwinden lassen. Marlon, mich, dich, alle! Er hat die Formel! 

Rolf: Pscht! Arne, ist Casmilla auch da? Wünscht ihr euch ein Lied? Hallo? Kein Netz mehr. Bommi! 

Bommi: Leitung steht wieder. Anrufer in der Warteschleife! 

Rolf: So, und da haben wir auch schon - die Casmilla! Gut, dass du anrufst. Hör mal, Kleine, sprich mal ein ernstes Wort mit Ptäut, äh, Arne. Langsam übertreibt er etwas. 

Casmilla: Arne sagt, auch die Außerirdischen haben ein Problem mit Weltraumschrott. Er hat sich bereiterklärt, den Kram verschwinden zu lassen. 

Rolf: Sag dem neunmalklugen Naseweis, er soll sofort zur Erde zurückkehren. 

Dieter: Das ist der furchtbare Ptäut!! So glaubt mir doch!! 

Bommi: Konferenzschaltung mit Ptäut möglich - jetzt! 

Arne: Schöne Grüße an Frau Brandt vom Kinderkarate. 

Casmilla: Ich sag Papa, es soll ein Sonnenjahr lang nur Spinat geben, wenn du nicht sofort heimkommst an die heiligen Ufer der Mnemosyne! 

Arne: Marlon will nach Alpha Centauri. Ich setz ihn dort ab, dann komm ich heim. Versprochen. Tschüß. 

Rolf: Und die Weltformel kommt in die Flasche zurück, klar? 

Bommi: Hatter nich mehr gehört, der Ptäut. 

Rolf: Ptäut heißt Arne, nicht Ptäut! Wann begreift ihr das!? Boah, was für 'ne Geschichte. 

Dieter: Also Rolf, das mit der Pudelmütze vorhin war nicht nett.












Christian Erdmann:

ROLF. Hallo liebe Hörer, wie versprochen heute ein exklusives Interview mit The Artist Formerly Known As Dieter Kurzhorst-Faust. Dieter, schön, daß du da bist.

TAFKAD-K-F. ---

ROLF. Tschuldige, TAFKAD-K-F, schön, daß du da bist.

TAFKAD-K-F. Schön, daß wir alle da sind. Wo? Nur wenige wissen das. Ganz wenige.

ROLF. Darf ich trotzdem Dieter sagen?

TAFKAD-K-F. Du kannst auch Tronc sagen oder Brückenritter, das ist doch alles unwichtig, es geht um die Substanz, um die Essenz, um das Ki, um das Ka.

ROLF. Dieter, wir alle haben das so verstanden, daß es nach der Multiplikale in Archangelsk einen großen Bruch gab bei dir. In deiner ureigenen Biographie gab es ja immer ganz stark das Radikale. Aber viele fragten sich natürlich, woran lag das jetzt. Deine Kriegserklärung an den Großen Ptäut zum Beispiel, das hat doch viele verstört.

TAFKAD-K-F. Das bringt doch überhaupt nichts, darüber zu sprechen, das sind doch alles nur negative Energien, 1 hoch 9, Dialektik, Dennis Hopper, weißte, da kann ich ja gleich in den Urwald gehen und jedem den Kopf abschlagen, der da mit so einem Boot ankommt, bringt doch nichts. Das ist doch nur Gefasel alles, von so Gehirngewaschenen, das kommt doch aus den Massenpinkelbuden, damit beschäftige ich mich gar nicht mehr, weißte.

ROLF. Dieter, wir wollen das noch besser verstehen. Da ist also dieser Moment in deinem Leben, wo du sagst, im Grunde habe ich alles erreicht, da gibt es jetzt nur eins, die völlige -

TAFKAD-K-F. Die dumme Sau.

ROLF. Wer?

TAFKAD-K-F. Der da, wie heißt der?

ROLF. Bommi. Kennst du doch, Dieter. Unser Soundman.

TAFKAD-K-F. Soundman, Soundman, wenn ich das schön höre.

ROLF. Was uns alle jetzt doch brennend interessiert, Dieter -

TAFKAD-K-F. Was ist, ruft die Schlampe jetzt an oder nicht?

ROLF. Ähm. Bommi?

BOMMI. Na gut.

CASMILLA. Bonjour.

TAFKAD-K-F. Wenn ich hier Französisch reden will, dann fahr ich nach Paris oder was, können wir auch gleich abbrechen den ganzen Nippelkram hier.

ROLF. Dieter -

TAFKAD-K-F. Neeeein, neeeein, die Botschaft heißt Liebe, verstehste, weißte, und da kommt irgendso ein Kakerlak und fragt nach meinem neuen Projekt, ich meine, was heißt das denn, neues Projekt, das sind doch alles nur Phrasen.

ROLF. Das stimmt schon irgendwie, Dieter. Laß uns trotzdem kurz hören, was es Neues aus Paris gibt, wo unsere Casmilla mittlerweile als Managerin arbeitet. Casmilla, die Band mit Arne, Marlon und Sun Ra hat 7 Trillionen Platten in zwei Monaten verkauft, und das nur auf Planet Algon. Wie schaffst du das alles von Paris aus?

CASMILLA. Das geht schon. Du sprichst gerade mit einer Bandaufnahme.

TAFKAD-K-F. Hör dir den Quatsch an. Bandaufnahme, wenn ich das schon höre. Erzähl mir doch, du Honigdattel, welche Darstellerin aus der Rocky Horror Picture Show mal bei einer Schwimm-Olympiade war?

CASMILLA. Little Nell Campbell.

TAFKAD-K-F. ---

ROLF. Alles ganz erstaunlich, Casmilla!

TAFKAD-K-F. Scheiße, bin ich auch eine Bandaufnahme oder was?

ROLF. Casmilla, schnell noch einen Song? Unsere Zeit ist leider schon wieder um!

CASMILLA. Arnaud sagt, du sollst Dieter um 15 Delsol zurückspulen.

TAFKAD-K-F. Was soll das alles? Bin ich dann wieder live? Rolf, Rolf hilf mir!

ROLF. Bommi, fahr ab!