Samstag, 15. Juni 2013

Vorweihnacht mit Cured Catherine (13): Wackeln im Sturm















Ich habe für eine Handvoll Euro einen Plattenspieler und dazu nun auch endlich die Charlotte Sometimes Maxi für noch eine Handvoll ersteigert. Es knistert und klingt nun ganz besonders curig in meinen vier Wänden – herrlich! Zusammensammlung aller fehlenden Platten wird folgen müssen. Auch schön: die guten alten Cover.

"Ungeduld des Herzens"? Hmhm, und wie hieß noch mal dieses Südstaaten-Nordstaaten-Epos mit Patrick Swayze, so ein Mehrteiler, den man sich immer wieder ansehen kann? Ihr Good–Old-Europe–Monopoly ist ja eine grandiose Idee!! Sollten Sie sich patentieren lassen. Obwohl - auf sowas kommt ja sonst niemand.

Ich lese grad das neue Werk von Zafón, "Das Spiel des Engels". Dachte schon, es sei nur ein schnell zusammengehauener Nachfolgeabklatsch von "Schatten des Windes", Verdacht bestätigt sich bisher nicht.

>Darf ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten?< >Auch zwei. Und eine Bibel. Eine handliche, wenn möglich.< >Das dürfte kein Problem sein. Dalmau?< Ein Angestellter eilte herbei. >Dalmau, der liebe Martín benötigt eine Bibelausgabe nicht dekorativer, sondern lesbarer Natur. Ich denke an Torres Amat, 1825. Was meinen Sie?< Eine der Besonderheiten von Barcelós Buchhandlung war, dass hier von den Büchern wie von edlen Weinen gesprochen wurde – samt Bouquet, Aroma, Konsistenz und Jahrgang. >Vortreffliche Wahl, Senor Barceló, obwohl ich eher zur aktualisierten, duchgesehenen Ausgabe neige.< >1860?< >1893.< >Natürlich. Stattgegeben. Packen Sie sie dem lieben Martín ein, geht auf Kosten des Hauses.<

Sehen wir mal, was heute in Ihrem Adventskalender ist: ah ja, Weihnachten ist ja auch die Zeit der charmanten Charmeure der 50er.




 















Wackeln im Sturm! Lief mal vor dem Karton mit den wie Flüchtlingen sich zusammendrängenden Dingen, die keine Heimat mehr hatten. Lesley-Anne Down und "The Joshua Tree" gehören für mich auch untrennbar zusammen, die John Locke'schen Ideenverbindungen halt.

Plattenspieler, schick! Ich hab meinen auch noch, allerdings nur noch drei Singles aus den 60ern, zwei von Francoise Hardy und eine von Michel Polnareff, die wir mal bei einem Pariser Bouquinisten erwarben, der genauso aussah wie der jüngere Bruder von Michel Polnareff zu "La Poupee qui fait non"-Zeiten. Die Cover allein sind göttlich. Die erste LP, die ich erwarb, war übrigens "Sticky Fingers", die stellte ich immer auf die Tastatur eines 100-Mark-Klaviers. Das hatte hübsche Beine und ich hab mir später ein Regal aus denen gebastelt.

Bin schon puddingweich gekocht, ersinne Strategien für Weihnachtsbaumanschaffungsüberredung, will James Stewart mit Donna Reed und fürchtete vorhin schon, hierfür mit Pfeffernüssen vom letzten Jahr beworfen zu werden, aber wie kann man dem widerstehen? Raveonettes, Christmas Song.
 








 









Hah, Wackeln im Sturm, ja! Kirstie Alley als zickige Virgilia und diese puppige Blonde als Liebchengegenspielerin – zu schön. Und Madeline im Rotsamtenen an der Kirchenruine auf Orry wartend. Die Dinge, die sich "zusammendrängen wie Flüchtlinge", ein weiteres eindrucksvolles Bild aus Ihrem Hauptwerk. Ebenso wie die Worte: "Ich werde nicht mehr schön sein..." zusammengefasst ja auch in dem B-Seiten Stück von den Sisters "I don't exist when you don't see me, I don't exist when you're not here".

Sie bauten das Sticky Fingers-Klavier zum Regal um? Sehr schön. Ich verwarf die Idee, Klavier spielen zu wollen, während ich unter dem Wohnzimmertisch auf dem Teppich liegend meinem virtuos in die Tasten hauenden Bruder lauschte. Da hatte ich keine Chance. Nicht, dass ich es nicht versucht hätte, aber die Punkte und Striche auf den Zeilen blieben mir ein Rätsel und langweilten mich nur, während die Buchstaben in den Büchern aufgeregt riefen und winkten, bis ich mich ihnen wieder zuwandte. Heute morgen klaute ich mir drei Stunden und las Zafón aus. Urteil kommt noch. Auf die 50er kommen wir noch zurück, für heute - Advent, Tag 2: ein großartiger Song, - makes me dance - und ein gutes Video mit einer STORY, nämlich einem MÄDCHEN in einem KLEID und ihren rotzcharmanten RETTERN.
















 

Mädchen-Kleid-rotzcharmante Retter ist eine klasse Geschichte. Zum Regal, ja. Meine Mutter fand, es nehme nur Platz weg, nahm eine Axt und zerlegte es für den Sperrmüll. Unfaßbar, aber sie war immer eine unerschrockene Frau. Die Beine rettete ich, jetzt steht mein Selbstbau im bordellroten Korridor. Apropos Architektur, ich sagte ja schon, daß ich auf Ihr Urteil Häuser baue, muß mir dann nur noch einen Platz zum Zafón-Lesen suchen. "Assez, Christian!" (Thomas Mann, Buddenbrooks). Türchen:


















Süß ist die Frau Goldfrapp! She Wants Revenge sind ganz groß, ebenso wie die Editors. Bordellrot? Grins. Unsere Puppenstube erstrahlt in weiß, nur die Küche ist bordeauxrot getüncht. Zafón. Hm. Ich hatte erwartet, befürchtet, dass es ähnlich ist, und auch erhofft. Am Ende weiß man, es muß so sein. Gegen Ende wird es mir eine Spur zu brutal, aber das ist in Ordnung. Hab erst gedacht, die wunderbare Person fehlt, Sie wissen, wen ich meine, der Freund, der an der Seite bleibt bis zum bitteren Ende. Fehlt aber gar nicht, ist nur ganz anders und ganz wunderbar. Also, lesen! Egal wo, man vergisst eh Zeit und Raum und zieht solange nach Barcelona, in ein altes Haus mit einem Turm.
Tür: ^^



















Na toll, schieben Sie mich nur in eine Muppets-Nacht. Tigellinus, meine Tränenvase! Zafón. Hm. Hm. Bücherdiebstahl wird doch von den Göttern verziehen, oder? So, Sie wollten es nicht anders!



















Uaah, jetzt hab ich Monsterfutterklaubie – Q-CHEN!! :)

Ich bin da ja ganz altmodisch und leihe mir die Bücher wieder aus. Am Hühnerposten gibt es so einen Bestsellertisch mit den wichtigsten neuen Sachen gegen geringe Gebühr. Prima Einrichtung. Zwischen manchen Regalen fühl ich mich zuweilen wie auf dem Friedhof der vergessenen Bücher. Frau Paglia hab ich da auch ausgegraben. Da fällt mir ein, dass meine Saturntochter mir kürzlich einen Vortrag darüber hielt, dass sie "Miete zahlen" für absurd hält, schließlich müsse man ja irgendwo wohnen und es sei keinesfalls haltbar, dafür Geld zu verlangen.
















Saturnmädchen sind verkappte Altruisten. Sie haben ständig Pläne zur Weltverbesserung, die schlagend einleuchtend und radikal sind, müssen zur Umsetzung aber immer erst aus dem Blei raus. Auf dem Friedhof der vergessenen Bücher weilt doch bestimmt auch "Malpertuis" von Jean Ray? Es gab da mal eine phantastische Verfilmung mit Mathieu Carrière und Orson Welles, aber der Roman ist noch ein anderes Kaliber. Könnte Ihnen gefallen. 

Moi, ich fand es nicht fair, daß der Protagonist auch noch Christian hieß, ich liebe diesen Song mit David Bowie aus "Moulin Rouge", "Nature Boy", aber eben auch besonders in dieser Version mit Massive Attack, der Song ist eigentlich schon vorbei, und dann klingt es so, als würden sich die Maschinen nochmal von selbst anwerfen. Ich liebe das.







Und zum Nikolaus ein Nikolaus.