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Freitag, 15. Februar 2019

Helmut Griem












2. September 2018. Nach einer ersten erfolglosen Mission im Frühjahr fand ich schließlich beim zweiten Versuch das Grab von Helmut Griem, versteckt und überwuchert. Ich schnitt einige Zweige ab, die den Grabstein verdeckten, entfernte Efeu, betrieb tatsächlich ein bißchen Grabpflege beim großen Helmut Griem. Ein Edelmann, wenn man den - erschreckend wenigen - Berichten, die man findet, zuhört. Nur eine kleine Auswahl seiner Filme: 1968 "Bel Ami" mit Erika Pluhar. 1969 Aschenbach in "Die Verdammten" von Luchino Visconti. 1972 Baron Maximilian von Heune in "Cabaret". Dürckheim in "Ludwig II.", erneut Visconti. 1976 Hans Schnier in "Ansichten eines Clowns". Auch in der "Zauberberg"-Verfilmung von 1982 - jener Dreiteiler mit Christoph Eichhorn und Marie-France Pisier, für den ich eine inkurable Schwäche habe - taucht er auf, als James Tienappel. Chabrols "Wahlverwandtschaften" mit Stéphane Audran. "Die Spaziergängerin von Sans-Souci" mit Romy Schneider. Im TV-Mehrteiler "Peter der Große" (1986) ist er zu sehen als Alexander Menshikov.

Einige Fundstücke:

"Das war der Udo Proksch. Und der war ein ganz faszinierender Kerl, ein sprühender Mensch, der mich mit seiner Ideenfülle und Unbekümmertheit anzog. Ich war ja eher brav und pflichterfüllt. Obwohl er ein kleiner, klobiger Mann mit breitem Gesicht war, sind ihm die Frauen buchstäblich nachgerannt. Diesen seltsamen, leicht verrückten Menschen habe ich sehr geliebt. Die Ehe war sehr schwierig. Er war immer unterwegs und hat mich ständig beschissen. Und er wurde Alkoholiker. Das war das Schlimmste. Im Alkohol hat er mich zweimal wirklich verprügelt. Was mich da gerettet hat, und das sage ich mit großer Zuneigung, war der Helmut Griem, mit dem ich beim Drehen von Bel Ami eine Affäre hatte. Diese Beziehung gab mir die Kraft, mich von meinem Mann scheiden zu lassen."

(Süddeutsche Zeitung Magazin, Interview mit Erika Pluhar, Oktober 2011)


"Helmut Griem war von so einer unglaublichen Bescheidenheit, wie ich es sonst nie erlebt habe. Er war ein so besonders feiner Mensch. Er hat sich immer zurückgenommen und ist in einer ganz feinen, respektvollen Weise mit allen umgegangen. Er hat sich nie beschwert, auch wenn wir etwas ein paar Mal drehten und er warten musste. Er war ein ganz uneitler, sehr aufmerksamer, sehr leiser, sehr angenehmer Mensch.

Griem hat sich in sein Privatleben nicht hineingucken lassen, das machen die wenigsten Schauspieler, weil sie Sorge haben, dass sie etwas preisgeben, was die anderen nichts angeht und sie schützen das. Sie wollen für sich einen Bereich erhalten, wo kein anderer Zutritt hat und das ist absolut richtig und verständlich, weil ein guter Schauspieler so viel in seine Rollen hineinlebt - von seinem Leben - bei Griem war das viel von seiner Melancholie und das ist ein ganz heikler Vorgang vor der Kamera, denn die ist unbestechlich. Griem war immer sehr konzentriert und immer in seiner Rolle...

Ich war erschrocken, wie man damit umgegangen ist, als er starb. Da stirbt ein Weltstar, der so bekannt war, und man hat ihn nicht gewürdigt."

(Bernd Böhlich, Regisseur und Drehbuchautor)


"Wir sind uns beim Drehen leider nicht begegnet, aber im Hotel in Budapest. Ich ging auf ihn zu, ich sagte, Herr Griem, ich bin so froh, dass ich endlich die Gelegenheit habe, Ihnen mal was zu sagen, ich war in München auf der Schauspielschule, damals, ich habe sie gesehen, live, damals, am Resi, als Philoktet ..., ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber ich glaube, Sie haben mich für das ganze Leben beeindruckt. - Er lächelte, und sagte: "Hast Du auch Hunger?"

(Peter Sattmann)




6.4.1932 - 19.11.2004