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Sonntag, 6. August 2023

Propaganda: A Secret Wish








Susanne Freytag, Claudia Brücken





Claudia Brücken und Susanne Freytag waren hinreißend. Aber "A Secret Wish", damals sofort nach der unwiderstehlichen Faszination, die das "Duel"-Video ausübte, in meine Welt importiert, löste unschöne Bemerkungen aus. Die Musik sei ihr zu kalt, sagte das Mädchen mit dem melancholisch winddurchwehten Haar und sandte einen Dolchstoß in die Optik Claudia Brückens hinterher. Ich glaube, es ist Dr. Bennell in "Die Dämonischen", der sagt: "In meinem Kopf schrillten die Alarmglocken." Jedenfalls hätten sie es tun sollen. "It's too late, the decision is made by fate."

Fritz Langs "Metropolis", 57 Jahre später: der Versammlungs-Katakombe Ost entsteigen ein durchs Stahlbad der Krupps gegangener Dunkel-Elektroniker und ein klassisch ausgebildeter Percussionist, der sich an der Klangfülle eines Symphonieorchesters den Sinn für Drama und Wirkmacht geschärft hat. In ihrer Begleitung zwei glamouröse New Wave-Heroinen, eine von ihnen eine glamouröse New Wave-Kleopatra (die Nase! die Nase!), die andere eine Goldschmiedin, die fortan zwischen Zigarettenmädchen und Domina changiert. Die Vier sind aufgelegt zur Fusion von metallischem Glanz und lipstick traces, von gigantisch und gorgeous, zum Durchexerzieren eines unterkühlten, aber abgründigen Romantizismus, zur Passion in der Maschine. "A Secret Wish" ist das einzige Album von Propaganda in der Besetzung Ralf Dörper, Michael Mertens, Claudia Brücken und Susanne Freytag - Andreas Thein hatte die Band 1984 verlassen.
 
 






Mit der 2010 veröffentlichten Deluxe Double CD Edition kann man sich die Originaltracks der Vinyl-Fassung von "A Secret Wish" wieder in der ursprünglichen Reihenfolge zusammenstellen, und jeder, der die LP einmal besessen hat, wird so vorgehen. Denn diese Versionen waren und bleiben die perfekten. Hochfaszinos all die später elaborierten Fassungen, aber: der "Analogue Mix" trägt den Stempel des bereits Makellosen. Die LP-Version von "Dream Within A Dream" ist mit 8:04 zwar eine Minute kürzer als der dann auf CD erschienene 9:09-Mix, sie ist dramaturgisch aber ein solcher Geniestreich, daß sie einem für immer im Nervensystem steckt.
 
"All that we see or seem is but a dream within a dream", eröffnet eine noch distanziert wirkende Frauenstimme die Phantasie, nach einer einsam-erhabenen, wehmütig-verwehten Fanfare beginnt Mertens am Xylophon ein infinites Ostinato, dieses ting-ting-ting, das sich selbst fast 8 Minuten lang durchhält, während das Drama seinen Lauf nimmt. Der Bass setzt ein, unnachgiebig und von verhaltener Spannung, die von shapes of things to come kündet, bis im ersten komplett atemberaubenden Moment bei 1:25 das Schlagzeug einschlägt, und direkt danach Susanne Freytag die erste Poe-Strophe beginnt, mit einer mysteriös anmutenden Erzählstimme, zuerst wie unbeteiligt, fast eisig, dann immer mehr aufgewühlt. Synth-Wellen breiten sich aus, dort, das noch abwartende Meer. "Take this kiss upon the brow / And, in parting from you now / This much let me avow / You are not wrong, who deem / That my days have been a dream." Jede Sekunde von "A Secret Wish" ist perfekte Konstruktion - wie etwa das kurze Innehalten, bevor mit "I stand amid the roar / Of a surf-tormented shore" dieser roar tatsächlich langsam anhebt, Schicht auf Schicht sich übereinander türmt wie Welle auf Welle, die monumentale orchestrale Gewalt sich intensiviert, bis der Horizont verschwindet.
 
"A Secret Wish" war prädestiniert zu heimlicher Liebe. Heimlich inspirierte zunächst Susanne Freytags Rezitation, daß ich in meiner Schrift zur Zwischenprüfung über den "Mythos von Sisyphos" von Camus eine Lücke dafür suchte, und ich fand sie in dem von Camus beschriebenen Abgrund hinter der bloßen "Gewißheit meiner Existenz":
"Wie und Warum aber rinnen mir durch die Finger wie jene Sandkörner, die Edgar Allan Poe an die stürmische Brandung verlor: O God! Can I not grasp them with a tighter clasp? O God! Can I not save one from the pitiless wave?"

Was dann ab 4:12 die Gitarre, wie ein Heulen des Maelstrom selbst, und das donnernde, sich selbst in den Abgrund reißende Schlagzeug da über dem rhythm track 30 Sekunden lang anstellen, ist derart gnadenlos und gewaltig pitiless wave, in der sich alles überschlägt, bis bei 4:45 dann wieder dieses ting-ting-ting in den Vordergrund kommt, daß es einem die Schauer nur so über den Rücken jagt. Überwältigend. Ich weiß nicht mehr, warum man ein Geheimnis daraus machen soll, daß diese halbe Minute zu den besten halben Minuten der Musikgeschichte gehört. Für diese Passage paßt punktgenau, was Paul Lester über Propaganda schrieb: "Sheer brutal beauty." Noch beim 1000sten Hören fragt man sich, was zur Hölle man da eben gehört hat. Ewiglich mesmerizing. "Dream Within A Dream" ist Mertens' finest hour.








"A Secret Wish" beginnt im wahrsten Sinne des Wortes grandios - und macht unapologetisch so weiter. Aus der Trance von "Dream Within A Dream" reißt das näherkommende Stampfen von "The Murder Of Love". Claudia Brücken übernimmt den Gesang, ein Text mit sinistren und sadomasochistischen Untertönen: Obsession ist hierarchisch. Slavoj Zizek behauptet, daß wir gar nicht anders können, als Sexualität und Erotik mit Phantasien einzukleiden. Er nennt das den "phantasmatic support". WITHOUT LOVE BEAUTY AND DANGER IT WOULD ALMOST BE EASY TO LIVE steht in großen Lettern im Text der Innenhülle von "A Secret Wish". Aber wer will das schon, "easy". Das Leben muß kompliziert sein, sonst ist es nicht lebenswert (auch Zizek). Überhaupt: LOVE + BEAUTY = DANGER. "Coughing, etcetera." (Zizek). Die Bassline ist so rigoros, wie es der energische Schritt auf hohen Absätzen durch industriellen Futurismus verlangt, während hypnotische Synth-Wellen wieder im Traumgleichen halten. "Plead for mercy", verlangt die europäische Version der Femme fatale (geheimnisvoller, vielschichtiger, schwerlidriger). Und plötzlich materialisiert sich aus dem Nichts Steve Howe - genau, der - mit einem Gitarrensolo, das sophisticated zu nennen untertrieben wäre, Kinderspiel jedoch in einer ambitionierten Produktion, die spektakulären Hochglanz und fesselnde Lyrics, Avantgardekunst und Breitwand, Anspruch und Trash der faszinierenden Sorte mühelos zu kombinieren weiß. Episch, dunkel und doch verführerisch schön ist alles auf "A Secret Wish". Und: mysteriös filmisch bzw. filmisch mysteriös.








Auf der Vinyl-Version ist "Jewel" ein wildes, fieberhaftes (lies: frantic) Vorspiel zu "Duel" (lies: enigmatic), auf der CD-Fassung von "Jewel" schreit Claudia Brücken den "Duel"-Text über einen extended mix des rasenden Instrumentalstücks.
Die Maschinen im Moloch laufen auf Hochtouren, irgendwer bedient irgendwas, das wie eine Kombination aus Dampfmaschine und der Orgel eines Wahnsinnigen klingt. In beiden Fassungen von "Jewel" zu hören: ein langgezogener Schrei, den Claudia Brücken entweder als kurzzeitig zur Sirene Verwandelte oder auf der Streckbank produziert haben muß. Offenbar stand sie dabei aber lotrecht:
"Me in a booth absolutely screaming the vocal to 'Jewel' while Steve made these wild, stabbing movements with his hands to encourage me." (CB). Steve ist Stephen J. Lipson, Trevor Horns engineer. Der eigentliche ZTT-Zaubermaestro hatte mit der Produktion von "A Secret Wish" offenbar nicht so viel zu tun, wie es die Legende lange wollte, und Lipson ersetzte den mit Frankie Goes To Hollywood ausgelasteten Trevor Horn.







 
"Screaming the vocal to 'Jewel'" gelingt Claudia Brücken auf wunderliche Weise mit echter Passion und zugleich so, als wäre sie ein Roboter, der programmiert ist, Leidenschaft zu simulieren, der aber nicht richtig funktioniert, wütend und wie kurz vor dem Zusammenschmelzen, ein Defekt im Steuersystem der Eve future, die Artikulation der Stimmbandspule bedrohlich verzerrt, bis nur noch derangierte gellende Schreie kommen. Und die massiven, massiven, massiven Synthfanfaren des Finales.







 
Dann also "Duel", das grand monde-Intro des grand piano, und dann ein Song so gorgeous wie Lippenstiftnachziehen im Kugelhagel, mit dem rätselhaft-bis-verstörenden Chorus

The first cut won't hurt at all
The second only makes you wonder
The third will have you on your knees
You start bleeding, I start screaming

und Stewart Copeland am Schlagzeug.








Manchmal unverständlich, warum Propaganda nicht huge werden konnten. Vielleicht war der in "Duel" inkarnierte glamour von Propaganda zu spooky. Eine Sammlung von YT-Kommentaren zu diesem Song / diesem Video erfreut jedenfalls mit der Erkenntnis, daß diese immer unterbewertete Band zu Heißgeliebtheit durchstößt:

One of those tracks which can still make hairs stand on end, make a shiver run down your spine, and make you wonder why it all had to end.

One of the greatest pop songs of all time.

This song is really class, it still touches me inside when I hear it.

The best pop record to come from the 80's, German industrial pop at its best!!

Claudia... Claudia... Claudia.... what shall I say... you are stunning!!! Propaganda was the most underrated and enigmatic band of all times! GOOSEBUMPS! 

Girls looked a lot classier in those days too I might add, nice make up and dress, and a hell of a lot fitter than now I think.

Love this song! Wonky german accent and all...

Iconic, legendary song from the 80s. Pop at its pinnacle.

Wow good song. It's a shame that songs like this are starting to get forgotten. I'm 16 and I'm pretty sure nobody I know younger than 25 knows this song.

I'll be honest with you I forgot how good this tune really is.

... I have to admit that Claudia Brücken's voice is truly AWESOME and absolute unique.

This should be played every day and every hour on every radio in the country

This song is expertly crafted, a lovely melody, and a totally unique main vocal which suits perfectly this lush 80s sound.
 
Excellent song. High quality music and a beautiful singer. 

Man I had a huge crush on Claudia

And isn't Claudia Brucken absolutely GORGEOUS!

Best thing since sliced bread this..... cant listen to this enough.

Intelligent pop song 25 yrs ago and still is unique today...

As he kissed her hand at 1:19 he's thinking "Blimey, that's some nose on her"

I don't care what anyone says, the lead singer is gorgeous.

Unusual looking girl and a fab song

Greatest song! Powerful bass! Magic Klavierspieler! Beautiful girls - Claudia und Susanne!

One of the best pop arrangements, never heard a piano bringing such a climax.

This song is a landmark. As a composition, arrangement, and the use of the very early digital fx.

DX7 synth, blond hair, red lipstick, metallized sounds, clear pop drums. HOLY SHIT this is fantastic!

Great song structure, interesting lyrics and a song that's been thought out and instrumentalized (is that a word?) perfectly, cascading into an incredible ending.

I think the threat of being vaporised in a nuclear exchange made all us 80s children more aware of the beauty and passion there is in life, this was reflected in the music of the area. I'm glad I grew up in that time.

Dali Backdrop

Amazing song. Interesting video, lots of symbols.

Great song, but the lyrics are creepy, with all this talk of cutting and bleeding.

Absolutely brill!!! Claudia Brücken has an amazing voice, so distinctive.

My personal vote for best song of the 80's. It sums up the quality of the whole decade.

The 80's when everything was new and original, you heard something different every week... not like the same boring crap these days.

She's gorgeous with all her hair spiked up. Like an 80s Marlene Dietrich. I always loved her accent too. This song's a classic. They were such a stylish band. Shame they just seemed to disappear...

Forgot almost about her unusual voice. It's still great to hear this music, even after all these years.

This song has the best refrain in music history. Magic. 

What a fucking great song this is! Love it, love it, love it!!

Propaganda were everything that all the 80's bands wanted to be, but lacked the talent to be it.

What a special and unique voice!

I wish I died in 1985

Played this at my wedding and everybody but myself and the wife left the dancefloor. They all had no taste, brilliant record.

THIS IS ETERNAL. You simply can not do a better pop melody than that, only ABBA of all could manage the level. Too bad and tragical that this GREAT SONG is largely forgotten.








 
ABBA. Nämlich: "ABBA in Hell", wie es ein review in (vermutlich) Time Out nannte. Nico im Kraftwerk? Marlene Dietrich in Metropolis? Jedenfalls auch "The children of Fritz Lang" (NME) im erotisch aufgeladenen Darkroom: "The imagination is like an engine that can work on many different fuels: but it must be powered, and sex, properly used, is a fuel of high potency", heißt es, ganz Zizekesque, irgendwo zwischen den Zeichnungen, die Anton Corbijn - genau, der - für die Songs von "A Secret Wish" anfertigte. Von Corbijn stammt auch das Coverfoto, naturellement, und das (erste) Video für "Dr. Mabuse" - Corbijns ungefähr drittes überhaupt.
 
 
 
 

 
 

 
Claudia Brücken war gerade durchs Abitur und wurde dann recht bald Mrs Paul Morley [was die Band in Schwierigkeiten stürzte. Morley, ZTT-Cheftheoretiker, war eine Art englischer Nietzsche, der in einer Art Fröhlicher Konzeptueller Wissenschaft um die Band herum kryptisch-coole Proklamationen auffuhr. Und Morley, so geht die Geschichte, entfremdete CB dem Rest der Band. Propaganda waren auch alles, ohne es sein zu können.]. 
 
Die Attitüde, mit der Propaganda antritt - Metropolis von innen heraus erotisch zu zersetzen -, nutzt das je ne sais quoi von Claudia Brückens Gesang als Wunderwaffe. Wie die Kommentare auf YouTube (oder amazon.com) belegen, ist Claudia Brückens Gesang kanonisiert als distinctive, außergewöhnlich, unvergleichlich, verführerisch, sublime, full of passion, haunting, herzzerreißend. Nicht nur ist ihr "Teutonic croon", wie ein amazon-Rezensent schreibt, "a most deliciously curdled cream"; "The german edge to the singing gives it the extra something that fits well", so ein anderer Amazonist; nicht nur hat Propaganda Stereotypen über "Deutsch" im Gegenteil geradezu über den Haufen geworfen; die Diktion paßt auch a) blendend zu der Tatsache, daß wir hier durch einen fremdartigen Traum reisen und b) blendend zu Zeilen wie: "On joyless lanes we walk in line / A calm but steady flow." 
 
 
 
 
 

 



Womit wir bei "p:Machinery" sind, und die Freudlose Gasse (Stummfilm mit Greta Garbo von 1925) wird zitiert als Metapher für den düsteren Weg der Niedergeschlagenheit, auf dem auch in "Metropolis" die Arbeiter in den Tiefen der futuristischen Großstadt sich zu den Maschinen bewegen, hier "accompanied by loud commands", vor allem aber begleitet vom schicksalsschweren Preßlufthammerbeat, vom ewigen metallischen Stampfen. "Motor!" Monotone Frauenstimmen aus den Lautsprechern unter dem Bunkergewölbe: "Power. Force. Motion. Drive."
Hier ist es, wo "a secret wish" Ausbruch aus dem Gleichtakt sucht, eine andere Wahrheit: "Another hope feeds another dream". Und das Menetekel dazu: "Another truth installed by the machine". Wie sich Claudia Brückens Stimme bei 3:15 unter der Allmächtigkeit der einschüchternden, aggressiven Maschinerie, gequält vor Suche nach Seele, ins Unendliche dehnt, bis es kurz zu einer Art komplettem Druckabfall kommt, die Spannung sich in "...installed by the machine" ergießt und die furchterregende Mechanik wieder einsetzt: groß. Ganz groß.







 
"Sorry For Laughing", Cover eines Songs der schottischen Band Josef K (vgl. Kafka, Der Prozeß) von 1981. Den hätte man schon auswählen können wegen seiner unwiderstehlichen Anfangszeilen: "It took 10 years to realise / Why the angels start to cry", vielleicht aber auch, weil ein mechanisches Geschöpf zu sprechen scheint, resigniert amüsiert einen Zustand unvorhersehbarer, unkontrollierbarer Reaktionen beschreibend, der Definition unmöglich macht und Annäherung kompliziert. Charles Atlas findet Erwähnung - ein muscleman, "he's not made like me and you". Aber was gibt es Herzzerreißenderes, Faszinierenderes als die Frau in der Metropolis-Disco namens "Grabstein", die Erinnerung an großes Gefühl mit einem melancholischen Lachen abtun will, eine Erinnerungsleugnerin wie aus Marienbad. Darum sind die stählernen Rhythmen auch an so betörende Akkordfolgen gebunden. "Frozen Faces can always melt again". ["Frozen Faces" erschien als neuer Song im Ablauf der CD].








"Why does it hurt when my heart misses the beat?" Wie die Androide, die ihr Glas hält und versonnen auf das Muster des Uncanny Valley-Teppichs blickt, scheinbar in tiefes Nachdenken versunken. "Kann man atmen lernen? Habe ich das auch gelernt?" - "Oh ja. Und die Lungentätigkeit ist ein so erstaunliches Phänomen." Die Pose ist ihr Natur geworden, sirrendes Druckgefühl im Raum, wann immer sie sich bewegt. Mit funkelnder Eleganz.
Flucht vor dem sinistren Schattenlosen, für den die Musik dunkle Schatten wirft. Glamorous death seine ewige Leidenschaft. Sell him your soul, never look back, kein Zurück für dich. "A Secret Wish" erschien 1985, "Dr. Mabuse" schon 1984, aber Mastermind Mabuse bleibt der dunkle Magnet im Universum der Platte, bombastisch und theatralisch inszeniert, Furcht und Zittern vor den Machenschaften des Manipulators als dramatisches Epos, Pathos nicht im Sinne von pathetisch, sondern im Sinne der Gesten des expressionistischen Films, zugleich ironischer B-Movie-deadpan-Charme eingestreut in der Erzählstimme, über der "Unheimlich! Unheimlich!" blinkt. Und, unter uns Freunden der Glühbirne: brillanter wird Dunkeldiscopop nicht mehr.







 
"Time to prove what forever should last / Whose feelings are so true as to stand the test / Whose demands are so strong as to parry all attacks", hieß es in "Duel". This in mind, erreichen wir "The Chase". Kein Zurück für dich? Da ist sie, die Frau, die zu sich kommt und zurück will: "Chasing after passing visions / And traces buried by the tide". Magische Schönheit, Glanzlicht für Claudia Brückens Stimme, und Momente, in denen diese Stimme ganz nah ist: "Hunting for a bygone picture / Reviving phantoms of the past / Your secret smile I can't forget / We could turn back the pointers of the clock / Oh if I could and if you would." Am Ende donnern Beats ein Störsignal, ein militanter, beunruhigender Rhythmus, wie das autonome Hämmern herrenlos gewordener Maschinen, die einen fremden Code mitteilen. Aber da ist noch dieses ominöse Piano, Entkommen im Schutz der Dunkelheit.







 
Ins Finale von "The Last Word (Strength To Dream)". Dunkel und doch hoffnungsvoll. Der Beat pocht, als schlüge jemandem das Herz bis zum Halse. Die Kraft zu träumen ist es, die die Mechanik zersetzt, auch wenn am Ende der Gang durch Donner, Blitz und Regen steht und die bange Frage, ob alles nur Traum in einem Traum ist. Angemessen ergreifendes Ende. The End.







 
 

 
 
 
Anspruchsvoll, gewagt, luxuriös, atmosphärisch. Glamour & Intelligenz, erotisch und elegant. Ein, wie Ralf Dörper sagt, auf der Bühne im Grunde nicht darstellbares Klangbild. (Dörper schrieb im Übrigen auch die Texte für "Duel", "p:Machinery", "Dr. Mabuse" und "The Chase").

"Through the machineries of greed, pettiness, and the abuse of power, love occurs." [Thomas Pynchon, Gravity's Rainbow]. Was wie ein roter Faden scheint - haunted beauty vs. Seelenlosigkeit - ist selbst derart haunting, daß man sich immer wieder verliert in diesen soundscapes für "Claudia Brucken & Suzanne Freytag. The most deliciously tantalizing combination in electronic pop history." Hier noch eine Kompilation aus weiteren Zitaten, die Rezensionen auf amazon.com entnommen sind:


THIS IS WITHOUT DOUBT THE MOST AWESOME ALBUM TO COME OUT OF EUROPE IN THE 1980's.

The album works best in its entirety and one can get lost in surreal landscapes and thunderstorms of the soul.

... this album is truly magical. If Kraftwerk invented the genre and gave life to it, Propaganda breathed emotion & passion into it... absolutely gorgeous vocal arrangements.

One of my favorite and most-listened-to albums by anyone, ever. Atmospheric, expansive, compelling. Redoubtable, riveting; full of miraculous chordal progressions which almost seem to defy logic, gravity, and all previous musical exploration. Sounds crazy? Nope, it's really that good. A work of undisputed genius.

What was the last time you heard an album for the first time and song after song perfection you wish the album would never end? This only happens with a few albums, those considered masterpieces. Well, there you have it. From the first chords of the very first song you will know you are hearing something special.

I just hope that Propaganda would reform and make another masterpiece like this one.

Here's a much forgotten secret from the mid eighties...  the enigmatic Claudia Brucken with her distinctive German voice... Brucken's vocals easily generate pure emotion against the harsh, industrial sequencing of some of the tracks.

The acme of the ZTT aesthetic... Has there ever been a more thrilling track than the hellish "Dr. Mabuse?" ... Hear this album and wonder where it all went wrong afterwards. What I wouldn't give to hear grandiose and ornate music such as this again!

Perhaps one of the finest synthpop releases of the 80s, dare I say ever. Smart and eclectic, with outstanding vocals.

... thinking music without the pretention...

When I first heard this album, it was a revelation. Intricate rhythms combine with haunting, compelling lyrics to create a masterpiece... Check out the amazing chordal structures present in "Sorry For Laughing" - incredible.

It was a tragedy that so little came after it, but how could they have possibly followed it?

This is truly a masterpiece work... Absolutely an amazing aural tour de force with exceptionally strong vocals, instruments and production values... this album takes you on an amazing sound journey. It is a shame that it is not widely acknowledged for the masterwork that it is. Do yourself a big favour and discover one of the 80's hidden gems.

... listened to it over and over while I was traveling up to Paris via train through the Pyrenees. I'll never forget that train ride, and I'll never forget Propaganda. The 2 women will seduce you with their voices and the 2 men will seduce you with their rhythms and melodies. Easily a top 10 record of all time for me...










Aus dem Booklet der Deluxe-CD-Edition:

"Now, for one last time, Propaganda could import uncomfortable ideas about love, hate, sex, violence and the mechanisation of the everyday straight into the pop charts." - Andrew Harrison

"Enigmatically glamorous, art but still pop, mysterious but right in front of your eyes, and full of its very own intense style." - Paul Morley

"Propaganda was a very interesting combination of people." - Claudia Brücken




Finally: Claudia Brücken am Ende von "P-Machinery" mit dem Schmetterlingsnetz... sigh.
 

















(erstveröffentlicht / first published 11.08.2011)