Freitag, 24. Januar 2020

The Church: Ein ruhiges und ein aufgewühltes Meer zugleich













SPIEGEL ONLINE Forum


15.11.2008

Eine meiner absoluten Lieblingsbands, wiewohl es natürlich viele Weisen des Lieblingsbandseins gibt. Kilbey ist einer der besten Songwriter on God's Green Earth und die Band eine der schmählich Unterschätztesten. Sie haben diesen Song ja lang gehaßt, kürzlich wurde er zum Best Australian Song Ever gewählt, und alle haben sich mit ihm versöhnt.






The Ups and Downs der Band seit "Under The Milky Way" waren beträchtlich, aber sie tun nur noch das, was sie wollen. "Uninvited, Like The Clouds" von 2005 ist ganz, ganz groß.











05.03.2009

Zweimal live gesehen, Hamburg war immer ein komisches Pflaster für die (die haben sich hier gar mal vorübergehend getrennt), aber die Konzerte waren phantastisch, mysteriös und intensiv.











23.04.2009

"Priest = Aura" dürfte ihr ewiges Meisterwerk bleiben. Die Magie von The Church ist schwer zu beschreiben, man müßte dafür das englische Wort "imagery" heranziehen, vielleicht auch das englische Wort "otherworldly". Ich kenne kaum eine andere Band, die durch das Zusammenspiel von Text und Musik eine Art von IMAGERY herstellt, die derart enigmatisch Zeit und Raum durchquert. "Otherworldly" bedeutet dann: Augen, die sich umsehen in der Welt hinter der Welt.






Steve Kilbey: "I write songs that I may not understand for years".








12.02.2011

The Church: hab gerade dieses Interview mit Steve Kilbey gelesen, wo er meint, daß wirklich keiner voraussah, in welche Höhen "Under The Milky Way" abheben würde, es war der Song auf "Starfish", von dem die Band eigentlich am wenigsten hielt: "It was kind of the black sheep of the album that nobody wanted to know about."

Ich habe mal am selben Tag den "Zauberberg" und "Seance" nach Hause getragen. Kurz danach gehörten sie zu den wenigen, von denen ich gescribbelte Unterschriften habe, weil ich denen mal -> ein Brieflein schrieb, noch in der Zeit mit Richard Ploog am Schlagzeug, long before the internet.






Und wenn es Tage gibt, an denen ich weiß, daß die Seele groß und seltsam genug ist, um ein ruhiges und ein aufgewühltes Meer zugleich zu enthalten, sind immer noch oft The Church daran beteiligt.















(Adventskalender 2014)

"Wie immer schicken sie dich in ein Labyrinth, für das nur du den Faden hast, und das Mysterium endet mit 'Miami'. 'I'm moving back to Miami'. Die ödeste Zeile, mit der man einen Song beginnen kann, aber da Steve Kilbey hier die Texte schreibt, gelangen wir schnell ins aurale Äquivalent eines rätselhaften Films. Der Erzähler scheint eine Verflossene überreden zu wollen, ihm nachzukommen, zu 'my place by the sea', 'I think Humphrey Bogart stayed there in 1943. He was joined by Janet Leigh, Babe.' Beunruhigende Andeutungen in den Zeilen: 'It's easier for you / Asleep in the darkness / After what you went through'. Als es dann plötzlich weitergeht mit 'I don't think I mentioned I met someone else', 'She was better than both of us', wird das Narrativ unscharf, Zeitebenen verschieben sich, 'Whatever I say, it has escaped me', die Frau, für die er das Geld für ein 'first class on BOAC'-Flugticket auftreiben will, ist wahrscheinlich lange tot: 'I think of you cold / I think of you still / I think of you living / Your ziggurat on a hill / The gardens were moving / Like waves on a shore / My head always aching / My eyes always sore'. Und dieser Moment, als der Bewußtseinsstrom in a confused mind, in dem die Erinnerungsfragmente, die Geister der Vergangenheit durcheinanderwirbeln, maybe als dead man's dream, 'Swimming pool heat / Some weather door slammed / A car started up / Frequencies jammed', einfach nur noch sinnlos insistiert 'Miami, Miami', wie ein Ruf aus dem Jenseits, keine Zeile könnte an dieser Stelle mehr erklären, it totally thrills me, it's fucking genius."