Mittwoch, 20. Mai 2020

Die Nacht des Leguan






SPIEGEL ONLINE Forum "Lieblingsfilme - was ist 'großes Kino'?"





05.08.2009


Ansonsten, heute nacht, ARD, "Die Nacht des Leguan". Richard Burton auf der "phantastischen" Ebene, am Ende der Welt, zwischen Ava Gardner, Deborah Kerr und Sue Lyon.




06.08.2009


ray05:
Ava Gardner ist eine für Herzogs obszönen Dschungel. "Diva" ist ein zu schwacher Begriff für die Frau, ich kann da gar nicht hinkucken. :)




07.08.2009


Da kennen wir keine Gnade, ray. Keine.








Beste Performance ever von Ava Gardner, oder? Bei den Dreharbeiten muß es gebritzelt haben bis Texas. Elizabeth Taylor war anwesend, um Burton vor Ava zu beschützen, die wiederum mal mit dem ebenfalls vor Ort wachenden Peter Viertel zusammen war, der mittlerweile aber mit Deborah Kerr verheiratet war.
Man wäre ja geneigt zu sagen, Burton war auch nie besser, aber da wäre noch "Becket".




19.07.2010


Cugel:
Ebenfalls mit Ava Gardner und ganz großes Kino: Die Nacht des Leguan. Mit dabei ein wie immer genialer Richard Burton als strauchelnder Priester sowie eine allerliebste Deborah Kerr.





Ja, Sie sagen es, gehört unabdingbar in mindestens eine schwüle Sommernacht pro Jahr. Wenn ich so müde wäre wie jetzt, würde ich wahrscheinlich einfach nur nicken, wenn jemand behauptet: gleich alle drei, Burton, Gardner, Kerr, auf den Achttausendern ihrer ohnehin ziemlich hohen Kunst. Und wer "allerliebste Deborah Kerr" schreibt, darf meinetwegen sowieso behaupten, die Welt sei eine Cugel.





20.07.2010


Cugel:
Anmerken möchte ich noch, dass in dem Film eine meiner Lieblingssterbeszenen stattfindet. Hoch über der Brandung auf einer umwucherten Terrasse sitzend, nach vollbrachtem Leben in den wolkenumhangenen Vollmond schauend endlich den Stock wegwerfen und vielleicht noch ein schwaches "also gut, ich bin soweit" denken... das wär's doch. Wird aber schwierig.





Vorher der älteste praktizierende Poet der Welt werden, bitte.

Nonnos letztes Gedicht, das alle zum Schweigen bringt, die letzten Wolken, die am letzten Mond für ihn vorbeiziehen, Deborah Kerr, die irgendwas, irgendwen bittet: Oh God, please can't we stop now... ja.

Hannah ist ja wie Laura in "Die Glasmenagerie" und Blanche (Streetcar) einer dieser Rose-Charaktere. Rose, Tennessee W's Schwester, zu der er ein so obsessives Verhältnis hatte, schön, ätherisch, schlank, blond, verstört, als schizophren diagnostiziert, Lobotomie. Can't we stop now... nach der Nacht des Leguan läßt er sie gehen, das Schicksal von Rose, für das er sich immer schuldig fühlte, akzeptierend, er läßt etwas gehen, das schon lange vergangen ist. Nachdem sie, in Gestalt von Hannah, ihn, in Gestalt von Shannon, vielleicht verstehen ließ, wie man mit seinen Blauen Teufeln leben kann.





















2 Kommentare:

  1. "Anmerken möchte ich noch...eine meiner Lieblingssterbeszenen stattfindet"

    Meine Güte, 2010, das muss ein anderes Universum gewesen sein. Da fanden Szenen noch statt :-))) ... unsichere Gehversuche im SPON-Forum. Ein Haifischbecken, wo sich Aljoschas und rays05 tummelten. Aber immerhin glitzerten sie schön wenn die Sonne durch die Wellen brach und die schönsten Hockneys auf den Grund malte.

    Gefressen zu werden ist irgendwann mehr Trost als Schreckensvorstellung.

    Wegen Deborah Kerr und Ava Gardner muss man dem Polytheismus verfallen. Ein Göttinnenhain, gegen den Asgard und der Olymp nur graue Vorzimmer sind, darin Zeus und Odin sich einen Schreibtisch teilen und eifersüchtig über ihren Zugang zu den Göttlichen streiten.

    In "From Here to Eternity", poetischer geht es nicht, da liegt Mrs Kerr mit Burt Lancaster nachts am Strand auf Hawaii in einer einsamen Bucht, und man merkt, wie das Meer es bitter bereut, seinerzeit Aphrodite schaumgeboren zu haben und nun versucht, Mrs Kerr auf ebensolche Weise wieder zurückzuholen. Vermutlich wurde die ganze Aktion nur deshalb abgeblasen, weil Mr Lancaster infolge der erotischen Verschlingung ja auch mitgekommen wäre, als Beifang sozusagen, oder Wermutstropfen?

    Anyway...Meeresbrandung im Mondlicht auch in der Nacht des Leguan, wie ein roter Faden. Brandeten die Fluten auch in Quo Vadis? Wobei ich bei diesen alten Filmen immer verdrängen muss, dass der Mondschein kein Mondschein ist sondern die Sonne und nur die Blende soweit zugedreht wurde, dass es wie Nacht aussieht....

    Ach Ava, hast den feschen Cpt. Towers einfach ziehen lassen in "On the Beach", selber schuld der Typ, wenn er lieber mit seinen Kumpels in seiner Blechbüchse in See sticht anstatt die letzten Tage mit ihr zu verbringen. Nicht eine Silbe der Überredung hat sie an ihn verschwendet, der arme Tropf. Immerhin schaut sie ihm von den Cliffs herab nach, während die Kamera so tief sinkt, dass die auslaufende "Schwertfisch", sein U-Boot, perfekt vom Windschutscheibenrahmen ihres schnittigen kleinen Cabrios eingerahmt wird.

    "You never take me alive, he said"



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    1. "Wegen Deborah Kerr und Ava Gardner muss man dem Polytheismus verfallen." - Ganz entschieden. Trägerinnen heiliger Macht. Schließlich ist Antirat ja auch ein Tempelbezirk, dem Untergang geweiht, ein Reich erotisierter Wehmut. :)

      "... und man merkt, wie das Meer es bitter bereut, seinerzeit Aphrodite schaumgeboren zu haben und nun versucht, Mrs Kerr auf ebensolche Weise wieder zurückzuholen." Ein so schöner Satz, daß darunter LA NASCITA DE VENERE von Respighi zu hören ist.

      "From Here To Eternity" kenne ich nur selektiv, die grausame deutsche Synchro bewirkt, daß ich nur bei den Szenen mit Deborah Kerr präsent bin. Tatsächlich ist alles, was an ihrer poetischer-geht-es-nicht-Szene mit Burt Lancaster am Strand mythisch wurde, kein Mythos. Könnte hier -> stundenlang zusehen.

      Very lovely: -> Deborah Kerr am Set.

      "Brandeten die Fluten auch in Quo Vadis?" - Fluten roter Haare. Von Deborah Kerr besitze ich tatsächlich ein Autogramm, hier -> in einer Überblendung mit Lygia.

      Sie ließ mir diese Widmung großzügigerweise zukommen, nachdem ich ihr einen komplett konfusen, für sie wahrscheinlich äußerst rätselhaften Brief geschrieben hatte, der von ihren roten Haaren handelte und daß sie mich an ein früheres Leben erinnern, und davon, daß ich nach "Quo Vadis" geträumt hatte, in der Arena zu stehen mit ihr und den anderen, kurz bevor die Löwen losgelassen werden, und wir singen "All The Young Dudes" von David Bowie. Der Audiokommentar der "Quo Vadis"-DVD spricht von Deborah Kerrs "tremendous gracefulness", sie war a trained ballerina, aber gemeint ist natürlich auch eine Form von Anmut des Charakters. Irgendwo schrieb ich in einer Notiz über Robert Mitchum:

      "Neben all seinen anderen Vorzügen hatte Mitchum noch einen überaus bedeutenden Charakzerzug: er schätzte Deborah Kerr mehr als alle anderen Partnerinnen. Er meinte mal, sie könne ihre Szenen in der Schweiz spielen und er in Maryland, das Ergebnis wäre trotzdem perfekt. "Heaven Knows, Mr. Allison" ist auch noch so ein schwacher Punkt von mir, Mitchum als Corporal Allison, der auf einer Insel strandet, auf der sich erstmal wenig befindet außer Schwester Angela, Deborah Kerr als Nonne. Und die konnte ja Nonnen wie keine andere." (-> Black Narcissus). Das hier -> ist nicht von mir, obwohl es von mir sein könnte.

      Good Lord, "On The Beach" hast Du mir schon vor vielen Monden als einen Deiner Lieblingsfilme beschrieben, und ich habe ihn immer noch nicht gesehen. Das ändert sich jetzt, I promise. Vor nicht allzu langer Zeit sah ich diese Doku über Ava Gardner, über ihre Zeit in Spanien als, well, Göttin der Ausschweifung, und als klassisches Steinbock-Mädchen voller Selbstzweifel.

      Ein komplett anderes Universum. :) Daß die Lieblingssterbeszene stattfindet, fand ich gerade schön. Ich glaube aber nicht, daß Ray und ich die Haie im Haifischbecken waren. Wenn doch, konnte man uns immerhin erkennen. :) Nicht nur uns, es gab ja noch identifizierbare Individualität. Ein abermals relaunchtes Kryptoforum existiert ja noch, aber ob man da schreibt oder nicht, es ist ein Tropfen im Ozean. :)

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