Sonntag, 29. Januar 2012

Vorweihnacht mit Cured Catherine (8): Seelenumwanderungen









Tihii... von einer Qualle sprachen Sie!? Schrecklich! Ich musste in Bio komplett kapitulieren und schrieb, soweit ich mich erinnere, nur die Fragen zu Antworten um. Brachte mir gnädige 2 Punkte ein, die mir vollkommen ausreichten. Ich weiß bis heute nicht, welches Thema es war, hab ich noch am selben Tag vergessen.
Ich hielt Sie weder für einen Künstler, noch für einen Musiker, aber ich ahnte doch, dass der Karren nur Tarnung war. Ersteres Faustzitat ist ja nun, als wusste Goethe von Ihrer Existenz. Vielleicht waren Sie sich wohlbekannt!?
                                                
Heute hielt ich Lenzens Werk in Händen und nun raten Sie mal, wie der Protagonist heißt!? Kihiii...

Ich sehe in der Oper schon gern etwas Schönes, aber oft haben Inszenierungen nicht mehr viel mit der Vorgabe gemein. Ich hab da auch schon Böses gesehen. Die Zauberflöten-Aufführung im Februar wirkte allerdings wie reformiert. Eine blasse Pamina mit langen dunklen Haaren trug ein leichtes schwarzes Kleid, auf welchem ein rotes Herz prangte und dazu schwarze Samtschühchen. Die Tiere waren allesamt mit Pappmachémasken dargestellt. Diese begrüßten uns schon im Foyer, was als Willkommen für eine kleine Opernerstbesucherin perfekt inszeniert war. Papageno war ein richtiger Papageno und trug keine merkwürdige Straßenarbeiterweste, alles schon gesehen. Zudem stellte ich mit Freuden fest, dass der Zuschauerraum der Oper nunmehr in rotem Samt erstrahlt und nicht wie einst in langweiligem Beigebraun. Als ich vor vielen Jahren auf einer studentischen Reise in der Wiener Oper von einem Stehplatz aus nicht viel von der Aufführung sah, die ich ohnehin nicht kannte und auch nicht kennen wollte, schaute ich mir lange die Raumausstattung an, wandelte später durch sämtliche Foyers und Treppenhäuser und verbrachte so einen glücklichen Abend.









Goethe, zufällig ist er an einem 22. März gestorben und ich geboren, kein Grund, mit Seelenwanderungstheorien zu flirten, wie kann man denn als Geheimrat den "Werther" so verschmähen hernach. Übrigens hat Goethe mal ein Vampirgedicht geschrieben, "Die Braut von Korinth" (3 Pluspunkte), jedoch den Begriff der "Inneren Form" von Shaftesbury geklaut, ohne dies zu gestehen (5 Minuspunkte). Gut: Goethe von hinten, von Tischbein (1 Pluspunkt). Der Protagonist von Lenzens Werk heißt? naja ich ahne es.
 
In der Hamburger Oper war ich zu ballettomanen Tagen praktisch zuhause, wir hielten die Klappsitze im 4. Rang quasi psychomagisch besetzt, war aber schon lang nicht mehr im Zuschauerraum, now. Die Pariser Oper verschaffte mir einmal ein ähnliches Erlebnis wie Ihnen die Wiener – Wien ist schön, nein? Hätte ich nur, als ich da war, schon gewußt, wo Alida Valli endlos (vorbei)ging –, und plötzlich spähte ich durch ein Bullauge, hinter dem Nurejew probte. Andächtig stand ich auch mal vor dem Théâtre des Champs-Elysées, wo "Le Sacre du Printemps“ 1913 uraufgeführt wurde, über das Ballett schrieb ich mal ca. 1000 Seiten an der Uni im Rahmen des Themas Kunst vs. Das Schöne, und doch – und doch wußte ich nicht einmal, daß Quallen je so weit kommen, um im Winter woanders zu sein als im Sommer. Es paßt alles nicht zusammen, Watson.

Alles Liebe zum Geburtstag!









Danke schön! So ein hübscher Robert, die Farben... seufz.

Wien ist mächtig und überladen. Mächtig überladen. Es ist berauschend. Psychotraumanalyse und Traumpsychoanalyse zwischen alten Mauern, die zuviel wissen und ich kehrte jedes Mal als eine andere zurück. Aber so ist es ja immer. Sie wissen, dass "Before Sunrise" einer der Filme ist, die in meinem Regal stehen. In meinem Regal passt auch nichts zusammen. Aber, Holmes, wenn ich Sie an Ihre eigenen Worte...: "Trauen Sie niemals allgemeinen Eindrücken, sondern konzentrieren Sie sich auf Einzelheiten." Goethe schrieb auch das Hexeneinmaleins und überhaupt wusste er von Dingen, die Generation Keine Ahnung nicht mal erahnen würde, wenn sie sich ihr auf den Schoß setzten.

Geklaut? Goethe? So. Jede kreative Leistung entsteht zunächst mal aus Nachahmung, hörte ich. Goethe kannte seine Schatten - sicher. Aber was wissen wir, was damals war? Zu Lebzeiten C.G. Jungs steckte die Menschheit bewußtseinstechnisch in den Kinderschuhen. Wenn Sie und er mich fragen würden, sie hat sich seit Erfindung der Spielkonsole noch deutlich zurückentwickelt. Sagte die Resignation, wurde alt und starb. Aber wenn dies so wäre, dann entwickelt sie sich vielleicht schon länger rückwärts? Und wenn Sie 1913 in Paris mit Alida Valli "Le Sacre du Printemps" durch ein Bullauge uraufgeführt sahen, dann wissen Sie genau, wovon ich rede.
 
And now to something completely different. Bringt Phillip Lahm heim.









Mächtig, überladen, berauschend – schön. Ich glaube, ich weiß, was Sie meinen. Ein auf Seite 36 stehengebliebener pornographischer Roman, den ich "Menschen im Hotel" zu nennen gedachte, spielt in Wien. Sie wissen auch genau, wovon ich rede: so, wie Sie Uraufführungszeugenschaft beschreiben, ist einmal eine Frau aus einem Film gestiegen. Potenziert synkretistischer Impressionismus. Kennen Sie eigentlich die Last Shadow Puppets? Geniale Synkretisten, mit dem ganz frühen Bowie und Scott Walker als Göttern. Und natürlich tun die genau, was Sie sagen: eine neue Maschine bauen aus Teilen, die schon rumliegen. 
 
Im Vorordner Hensson 1240 müßten sich noch zwei Uralt-Cure-Artikel befinden, dachte ich. Einer ist aber futsch, der hieß: "Wir machen depressive Musik, weil wir nicht lügen wollen". Wieso eigentlich depressiv? Die Hitparade ist depressiv. Der andere heißt "Seeumwanderungen mit schlafenden Kindern". Soll ich den mal für Sie scannen? Nicht sehr ergiebig, aber nett. Phillip Lahm? The eternal Stimmbruch? Finden Sie nicht, daß Sergio Ramos aussieht wie Marilyn Manson, als er noch Brian Warner war? Finden Sie nicht, daß Fernando Torres der Saint-Just der Sturmreihen ist?









Ja, Ramos-Manson habe ich auch erkannt, Torres habe ich meistens ignoriert. Perfektion langweilt doch nur... Slaven Bilic erinnerte mich an einen älteren Ian Curtis – ein interessanter Mann, denken Sie nicht? Die Kroaten sind unbedingt weiter im Auge zu behalten, ebenso die Russen natürlich. Eternal Stimmbruch war für mich der Mann der EM, trotz oder vielleicht gerade wegen seiner fehlenden Attraktion. Seiner unermüdlichen Lauferei verdankt die deutsche Mannschaft sehr viel. Wurde ja auch geehrt für seinen Einsatz. Insgesamt eine sehr schöne EM.

Seeumwanderungen mit schlafenden Kindern würden mich sehr interessieren, ich habe nur wenige Artikel aus den 80er Jahren aus Jugendmusikzeitschriften (mit Titeln wie "Würmer zerfressen sein Gesicht."). Die meisten Interviews mit Robert sind ja voller Unsinn, weil er immer wieder solchen erzählt hat. Heute geben sich The Cure so düster, wie man sie damals dachte, es aber nicht waren. "Wir machen depressive Musik, weil wir nicht lügen wollen?" *lach* Gelogen hat Robert in Interviews immer gern, aber in der Musik war alles so grundehrlich, dass sie in die Tiefen trifft, zu denen die Hitparade keinen Zugang hat. Ja, die Hitparade gibt heute wie damals immer Anlässe für Spontandepression und Suizidgedanken, während The Cure und all "die anderen" (Sie wissen schon) genau das Gegenteil bewirken.

Nein, ich kenne bisher weder Ladytron noch die Schattenpuppen. Ich bin in eine Art Apathie gefallen, seit ein paar Wochen, die mich eher in Rückschau zwingt, als in Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem. Außerdem erfolgt etwas Innenschau, das Gefühl nicht mehr weiter zu können und hauptsächlich erschöpft zu sein, genauer betrachtend und schauend, wo all das hin soll, während Aufgaben warten und während Positivismus bzw. dessen Fehlen mir hilft, nicht ganz aus der Realität zu rutschen. I'm alive and dead. Aber ich fotografiere zur Zeit gern, es ist interessant, was man sehen kann, wenn man etwas mehr als einmal betrachten kann, was sonst nur ein Moment ist, der vorübergeht im Alltag. Ich habe früher viele Häuser aus Legosteinen gebaut, aus Teilen, die schon rumliegen. Das ganze Leben geht so, oder? Ich baute immer Häuser und heute baue ich Seelenhäuser. Synkretisten. Immer wieder neu zusammenbauen und dann fällt es wieder zusammen oder wir bauen es auseinander, weil es nicht mehr passt und dann wieder neu. Ja, das muß so sein, so sind wir wohl. Eine Frau stieg aus einem Film, ja, eine DER Stellen aus "Aljoscha", als er dessen gewahr wird. ("Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein, Realität? Soll ich Sie nach Hause bringen?...") :)









"Würmer zerfressen sein Gesicht"? Das ist groß. Gibt's auch einen mit "Spiderman schlürft sein Hirn"? Kürzlich bat ich einen Synchronizitäts-Interessenten im SpOn, mir meinen Lieblings-Cure-Song zu sagen. Von anderer Seite kam dann "Pornography, über Kopfhörer!" Was soll man denn davon halten? Mein Lieblings-Cure-Song ist natürlich "The Perfect Girl". Manchmal.
 
Slaven Bilic ist schon deshalb gut, weil er sich politisch unkorrekt rauchend von Stadionkameras erwischen läßt. – Eine DER Stellen aus "Aljoscha", sagen Sie? Ein paar Stellen aus "Aljoscha" verwandeln sich gerade in Russisch und Englisch, inoffiziell und überdies stelle ich fest, daß ich mich schlecht übersetze. – Photographie ist auch etwas, wohin ich zurück will, ich habe zuweilen mit eigenem Entwicklungsgerät und Chemieschalen unsere Küche dekonstruiert. Apathie nicht, insgesamt ein noch diffuses Verlangen nach dem wahren Jakob, manches "Zurück" darin, in solcher Rückschau können sich ja Wege ins Neue anbahnen, ich wünsche es Ihnen. "An sich neigt der Mensch dazu, sich zu verzetteln", wie Camus mal sagte, an sich habe ich aber auch die Neigung, all die Zettel mal zusammenzucamusen.









Was man davon halten soll? Ihr Interessent kannte noch keine Einzelheiten, wie mir scheint. "Pornography" würde wohl kaum jemand als Lieblingssong bezeichnen. "The Perfect Girl" – jawohl, außerdem würde ich Ihnen Songs wie "Bird Mad Girl" zuschreiben. Aber das ist ja auch nur mein Synchronizitätsempfinden dann. Es freut mich immer, wenn Menschen Werke wie "Pornography" überhaupt noch erinnern oder sogar wertschätzen.

Neue Wege, genau. Es geht voran. Die Zeit als Aljoscha im Ungewissen weilte, ob Synchronizität ihm zuteil werden würde, soweit ich es verstehe, war ja auch eine Zeit, in der starke Zweifel ihn heimsuchten. Können Sie folgen? Also, was ich eigentlich fragen will, wie beurteilen Sie die Fähigkeit des Menschen, zu lieben, ohne etwas zu fordern oder zu wünschen? Liebe, um ihrer selbst willen. Willen? Ach. Leben wir denn in einer Gesellschaft, in der das Ego größer ist als der Wunsch nach Spiritualität? Ja. Und es ist auch menschlich. Aber ist das nicht furchtbar langweilig auf Dauer? Natürlich ist auch das Ego ein erforderlicher Teil der Existenz und dauerhaft ist es vernünftig und evolutionär gegeben, nicht zu verweilen, wenn Liebe unerwidert bleibt. Die Liebe ist ein Wunder, das zwischen zwei Menschen entstehen kann, wenn einige Vorraussetzungen erfüllt sind.

Wenn dieses Wunder aber einseitig bleibt oder gar nicht mehr entsteht und Zweckgemeinschaften Vorzug gegeben wird, weil es rein äußerlich (und ich meine nicht optisch) zu passen scheint, was sagt es über Menschen?

Was sagt es über die Gesellschaft? Vermeiden Sie dann, jemanden zu finden, der Sie zurückliebt? Vermeidet die Gesellschaft Empfindung? Werden Menschen zur Black Box, in die gewünschte Verhaltensweisen indoktriniert werden können und dann verhalten die sich auch so? (Die immer stärker vertretene und lobgepriesene Verhaltenstherapie, die aus Kostengründen stark begrüßt wird von Seiten der Politik und vieler Therapeuten, basiert im Grunde auf dieser Idee, wie Sie vielleicht wissen. Sie erzielt aber nachweislich nur begrenzt anhaltende Erfolge.) Und ist dies etwas, das man überwinden kann? Am Ende geht es um Selbstwert, nicht wahr? Sich selbst wert sein, das zu finden und zu empfinden, was man sich wert ist.

Aljoscha sagt in einem Absatz, dass er zurückkehrt zu denen, die ihm teuer waren. Des Nachts, in der Stille und sie werden es nicht bemerken, aber es ist so. Und dies hat mich eben so beeindruckt, weil ich etwas Ähnliches immer empfand, aber nie in Worte gefasst habe. Ich empfinde Dankbarkeit für Begegnungen mit denen, die ich in mein Herz nahm und nie vergesse und all die Trauer über den Verlust des einen oder anderen ist dann überwunden, wenn sie in Dankbarkeit, dass überhaupt Begegnung, Austausch, Entwicklung gewesen, konvertiert. Ach, ich könnte einen Pjotr gebrauchen, der mir Mut und Willen leiht, damit Athene... naja, Sie wissen schon.

By the way, vielleicht müssen verzetteln und camusen sich abwechseln, denn das Leben ist eine Reihe von Phasen, wie mir immer deutlicher wird. Nothing lasts, but nothing is lost.









So viele Fragen. Das Unkryptische. Sie erinnern sich an unser erstes Gespräch beim Brunnen. Ich erzählte Ihnen, daß ich glaubte, etwas sei vorbei, und daß ich glaubte, etwas würde beginnen. Damals war beides wahr. Der Flughafen Fuhlsbüttel gehört mir, wissen Sie. Viermal habe ich dort auf sie gewartet und ihn zu meinem gemacht, und dann machten wir dieses Leben zu unserem. Ich bin irgendwann in diese Bude hier gezogen, weil ich es schuldig war. Allen und allem. Allein, Gods will be Gods but my one forgot I was made out of skin. Und das, als es nur noch die Entscheidung gab: Hochzeit oder nichts. An meinem Geburtstag, vor ein paar Monaten, war die letzte Station erreicht, die Lokomotive, die so viele Berge verschoben hatte, konnte nicht mehr. Doswidanja, Brombeermädchen, eines Tages wird ein Geist die Hütte finden, die wir bauten am versteckten Fluß. Eiszapfen am erfrorenen Kalender. Das letzte, was wir noch in Händen hielten, das Jahr, das nicht mehr kam. In deinen Augen sah ich unsere Zukunft. Wir waren Gottes dunkle Hoffnung.

Es gibt keine Liebe, die nicht wünscht. Es gibt Menschen, die nicht fordern. Aber wenn eine Frau sich wünscht, daß du der Mann ihres Lebens bist, verdichten sich Wünsche. Erst recht im 3000 Kilometer langen Zwischenraum, im Korridor des spell. Und ich meine ziemlich genau Nick Caves "Spell": genau so war es, vor vier Wintern. Der Poet ohne Mittel ist nur ein Spiegelbild, unwichtig für sie. Die Macht des Daß-sie-SIE-ist war distanziert, hatte aber keine Entfernung. Vermeidung? Zu wenig nicht vermieden. Am Ende war es ein Clash von Lebensweisen, nehme ich an.

Das nächtliche Zurückkehren, eine der cat skills. Wünschte, ich könnte ausdrücken, was es mir bedeutet, wenn Sie sagen, was Ihnen eine solche Passage bedeutet. Der Trick ist, man durchquert immer Unendlichkeiten, wenn man mit einer anderen Seele ist.






















Donnerstag, 26. Januar 2012

Nick Cave, And The Ass Saw The Angel







SPIEGEL ONLINE Forum "Literatur - Was lohnt es noch, zu lesen?"

März 2007






Mixolydian:
Und übrigens: eine ähnlich verstörende Atmosphäre wie McCarthys Anti-Western versprüht Nick Caves notorisch unterschätztes Swamp-Delirium "Und die Eselin sah den Engel". Cave schreibt wie im Rausch, rüstet seine Prosa immer wieder zu Feuerreden auf, die wie aus dem Mund eines wahnsinnig gewordenen Predigers gefallen wirken. Das literarische Äquivalent zu seinen frühen, völlig zerballerten Blues-Vergewaltigungen.







Diese Empfehlung kann ich nur unterschreiben, aber wenn's geht, das Original lesen, "And the Ass saw the Angel"... "Sucked by the gums of this toothless grave, ah go" klingt vielleicht nicht besser als "Der Gaumen dieses zahnlosen Grabs saugt mich hinab", rollt aber besser im Swamp-Idiom, wo jedes "I" zu "ah", jedes "my" zu "mah" wird. Zerballerte Dramatik schon, aber ein erstaunlich strukturierter Roman, konzipiert mit einer Disziplin, die man Cave zur damaligen Zeit wohl nicht zugetraut hätte. Lohnt sich eben doch, wenn der Papa (Englischlehrer) dem kleinen Nick Dostojewski und Nabokov vorliest. Cave ist nicht nur musikalisch ein Meister im Heraufbeschwören einer unheilschwangeren Atmosphäre ("The Carny" war ja quasi Brownings "Freaks" in 8 Minuten) und wartet mit so alttestamentarischer Sprachgewalt auf, als hätten sie damals sein Kapitel aus der Bibel rausgeworfen. Ukulore Valley ist ein böser, böser Ort, wo bei der Geburt gestorbene Zwillingsbrüder (klar: God help Tupelo) in Pappkartons begraben werden, Junkyard-Göttinnen Cosey Mo heißen und vergöttlichte Mädchenheilige Beth, und wo die Krähen nicht einfach nur so kreisen.







Mixolydian:
Das "zerballert" war auch eher auf den Inhalt bezogen: kaum eine Figur, die nicht wahnsinnig, vom Alkohol zerfressen, gewalttätig oder zutiefst bigott und böse ist. Caves Beschreibung des schrecklichen Todes der Mutter Euchrids ("a scum-cunted, likkered-up, brain-sick swine") hat mich damals um den Schlaf gebracht, so aufwühlend ist die Passage. Und das Zwiegespräch mit dem totgeborenen Bruder fand sein Echo kürzlich auf Scott Walkers "The Drift" (im Song "Jesse", in dem Elvis den Geist seines "stillborn brother" anruft). Weitere Szenen von ähnlicher Intensität sollten folgen...

Cave hat einmal in einem Interview gesagt, dass das Schreiben ihm leicht von der Hand ging, aber dass es die Hölle war, Struktur in die Aufzeichnungen zu bringen. Deshalb lasse auch ein weiterer Roman immer noch auf sich warten: er, Cave, wolle sich diesen Wahnsinn nicht noch einmal antun. Das Interview hat er vor ca. 8 Jahren gegeben, mittlerweile arbeitet er mit einer Beamtenmentalität an seinen Alben, von Rock 'n' Roll-Exzessen keine Spur mehr. Das hat er alles durch. Eigentlich eine perfekte Ausgangsposition für kommendes Großschriftstellertum. So wie bei Cohen, nur anders herum.
 

Von einem neuen Buchprojekt habe ich aber leider noch nix gehört. Vieleicht nagt ja das Euchrow-Trauma immer noch allzu arg am Gemüt des Meisters...







Ich hatte das Vergnügen, einer Lesung von Cave beizuwohnen, als der Roman noch nicht erschienen war (unter anderem las er das "Atra Virago"-Kapitel), er las im Stehen, und klang wirklich wie der Wanderprediger zwischen Sumpfland und Strumpfband. Außerdem ist meine englische Ausgabe von Nick signiert – eines meiner kostbarsten Bücher fürwahr.







Mixolydian:
DAS lässt mich jetzt aber wirklich vor Neid erblassen! Gerade weil ich immer noch Trauer trage, da der Meister kürzlich auf Solotour auch meine Stadt beehrte, während ich mir grippekrank die Seele aus dem Leib kotzen durfte :-(.
Aber wenn man den Gerüchten Glauben schenken darf, geht er demnächst mit "Grinderman" auf Tour.







Neues Buchprojekt wohl noch nicht, aber er hat ja jüngst das Drehbuch für "The Proposition" auf sein Konto gebracht, ein Film, der im australischen Outback am Ende des 19.Jahrhunderts spielt. Nach eigener Aussage mit Skrupeln, da er das Narrative als seine Stärke ansieht und nicht wußte, ob er überzeugende Dialoge schreiben könne. Scheint aber gut gelungen, betrachten wir es als Fingerübung für sein Großschriftstellertum.
 

Bevor er dazu ansetzt, hat er sich selbst und drei der Bad Seeds aber ja nun erst einmal genötigt, für Grinderman wie Nebenfiguren aus einem Italo-Western auszusehen (früher oder später landen ja alle bei Morricone), und der hier besser nicht zitierte Text der ersten Single legt nah, daß Nick erst noch ein paar Dinge dringend ventilieren muß, die ihm in der Einsamkeit seines berühmten "Büros" offenbar schwer zu schaffen machen.
 

Wünsche Dir jedenfalls, daß es klappt mit einem Konzertbesuch; ich habe ihn zuletzt auf der "Abattoir Blues / The Lyre of Orpheus"-Tour gesehen, mitsamt Frauengospelchor; wenn deren "Get Ready! Get Ready! Get Ready!" durch den Rabatz von ca. 20 (gefühlten) Bad Seeds schnitt, während Cave "Praise Him till you've forgotten what you're praising Him for!" stöhnte, war klar: in den Zug zu Jesus steigst du niemals ein... aber du hängst hinten am Seil am ratternden Zug, polterst über die Gleise... und du genießt es. :)
 

Cave hat auch mal einen Essay zum Markus-Evangelium geschrieben, als Einleitung für eine Ausgabe der King-James-Bible, und es ist interessant, daß seine Lyrics von englischsprachigen Theologiestudenten mittlerweile zu seriöser Arbeit herangezogen werden.































Freitag, 13. Januar 2012

Uninvited, Like The Clouds

















SPIEGEL ONLINE Forum "CDs der Woche - und Ihre Favoriten?" 

23.08.2007




icaros:
... schreibt halt eure Favoriten hier rein ...




Na dann: mein derzeitiger Favorit ist "Uninvited, Like The Clouds" von The Church. Die ist zwar schon von 2005, aber die Bandgeschichte findet eh in einem anderen Raum-Zeit-Kontinuum statt. Wie ja alle eben nicht wissen, ist dies die meistskandalös ignorierteste beste Band der Welt. Die beiden Gitarristen, Marty Willson-Piper und Peter Koppes, sind Bewahrer diverser Geheimnisse, zum Beispiel: wie würde ein fliegender Teppich klingen, wenn er klänge? Beide weben, Song für Song, seit 25 Jahren, einzigartige Texturen in einer ebenfalls einzigartigen Weise des Zusammenspiels. Ein Church-Song erklärt dir, wofür Gitarren erfunden wurden. Der größte Faux-pas im Zusammenhang mit dieser Band ist der Satz: Waren das nicht die mit "Under The Milky Way"? Ja. Waren sie. Und sind siriusweit davon entfernt. "Uninvited, Like The Clouds" kommt 20 Jahre nach "Heyday" und 13 Jahre nach "Priest = Aura", den beiden bislang besten Alben von The Church, und als Bonus zu den 12 Songs gibt es Pausen zwischen den Songs, die als akustisches Menetekel plötzlich die blasse Einfallslosigkeit von Heerscharen anderer "The"-Bands erscheinen lassen. Steve Kilbey, nebenher für einzigartige Basslinien bekannt, hat eine Stimme, der man glaubt, daß Kilbey tatsächlich im Zeitalter Nebukadnezars der Entdecker der Melancholie war, besser, der toska, der unbestimmten Sehnsucht nach etwas Unerreichbarem, das dann doch immer wieder in Wahrnehmungen aufblitzt, für die Kilbey seit jeher magisch-mystische Bilder findet, in denen Dinge zusammenkommen, die sonst nicht zusammenkommen ("Day 5"). Die Band befindet sich gerade, nach diversen Turbulenzen, in ihrer dritten kreativen Hochphase, längst jenseits von Gut und Böse des kommerziellen Erfolgs, trotzdem: spenden Sie Ihr Geld dieser Kirche.








Eventually
We came to a chasm dark and wide
And drifted in silence through endless anemones
In shallow dreams
Life was beginning to take a shape
Water was warm as it hastened our enemies
This kind of world will start a little colony
This kind of earth will eat a little energy
This kind of thing needs a little secrecy


After thousands of years
Our priests have predicted you would come
You with your death that appears in no photograph
We watched the night sky
We bickered like fools amongst ourselves
We sought protection in artificial youth
This kind of world will start a little colony
This kind of earth will eat a little energy
This kind of thing needs a little secrecy


In a sickening jump
I fell through the surface of my life
And I was cut back by the hollow camaraderie
The planet was still
Nothing moved as it slept in space
I pulled on my suit and exited quietly 










Listen
Can you even imagine how this all went wrong
Was supposed to be a good trip
We're all supposed to feel like we belong

Don't pitch me the script
I've got a suggestion for the end of it
Don't beat up your computer, don't downplay your soul
Don't find it wanting when you've lost control

Just like the stories they tell ya
Just like the tripe that they sell ya
Just like the dead you say 'hell yeah'

Watch out
You can never be certain if anyone is really a friend
This could have been such a sweet thing
We all should be leaving in the end

Your network's gone down
No one can connect you up in this town
You scoped out a slot, you scooped out a niche
You're strutting along on the end of a leash

Just like the stories they tell ya
Just like the tripe that they sell ya
Just like the dead you say 'hell yeah'

Help me
Can't find my way back
I feel like I'm already off the map
This should have been such a pleasure
I thought it would all fall right in my lap

Conversing with cash
You've cashed all your chips
You fished out my sea, see
You dropped all the drips

Just like the stories they tell ya
Just like the tripe that they sell ya
Just like the dead you say 'hell yeah'















Dienstag, 10. Januar 2012

There'll never be another... Ljudmila Turischtschewa





















Zu den Damen, in die schoolboy Aljoscha verliebt war, gehörte die sowjetische Kunstturnerin Ljudmila Turischtschewa (Tourischeva, Тури́щева). Zur Olympiade 1972 in München kam ein Farbfernseher ins Haus, Kunstturnen war eine der großen Attraktionen, Siegerehrungen mit der sowjetischen Hymne verursachten schlechtes Gewissen, weil ich die Melodie schon als Kind beeindruckend und schön fand. Olga Korbut wurde zum Liebling der 11.000 in der Olympiahalle, ihre Tränen rührten die ganze Nation zu der Erkenntnis, daß auch Mädchen aus der Sowjetunion Gefühle hatten, zu Hause in Grodno bekam Olga fortan 20.000 Briefe pro Jahr, die weißrussische Post stellte zum Sortieren einen eigenen Beamten ein. Turischtschewa schien umschattet, die Sympathien für den telegenen, strahlenden Spatz waren so überwältigend und intensiv, aber mein Herz gehörte ihr, die selten zu lächeln schien und von eher mysteriöser Eleganz war. Unvergeßlich auch, wie sie bei der Olympiade 1976 in Montreal um das Siegerpodium ging, um mit huldvoller Vornehmheit der Mehrkampf-Siegerin Nadia Comaneci zu gratulieren, bevor sie auf dem Podium ihre eigene Bronzemedaille entgegennahm.
Majestätische Anmut, eine wahre Dame unter den Turnerinnen, den klassischen russischen Ballett-Tänzerinnen-Stil verkörpernd.



Auf dem Schwebebalken in München:







Die Bodenübung:










"Klasse, Haltung, überlegene Gefaßtheit", all das würde Turischtschewa jedoch nur bläßlich beschreiben. Warum? Wegen dieser atemberaubenden Szene. Darunter You-Tube-Kommentare.







As she told in an interview, while performing she already felt the bars were about to collapse. But she decided not to break her performance. When they fell at last, it was no surprise to her, she knew it will happen. Her wonderful composure is not that she didn't look back, but that she continued her performance, KNOWING that bars may fall in any second. It is a miracle they fell only AFTER.

Do you want to know the definition of "cool?" WATCH THIS VIDEO! Ludmilla Tourischeva is one of my favorite athletes of all time. Skill, strength, style and class...The bars collapse - had it happened 2 seconds earlier she might have been badly hurt - and she doesn't even blink! If only more athletes today - regardless of sport - would emulate her class and grace...

Cool Girls don't look at destruction.

Cool girls don't look at large collapsing structures.

Talk about bringing down the house.

Damn! She just walked away like, "So what?" Sheesh.

She said, "Top that bitches!"

It's as though the bars decided, "Forget it, no one else is going to be worthy."
 
This is the gymnastics version of having a car explode right behind you and having a tire fly directly past you on one side and a serrated piece of metal on the other side of you all while not even blinking.

"What mother fuckers? What?"


















Mittwoch, 21. Dezember 2011

Adventskalender 2011 (2)














Und weil Prag für immer mit den Sisters assoziiert ist, stecke ich in Ihr 13. Türchen die Schwestern der Gnade at their best.

















Doch das Beste kommt entschieden aus dem Land der Przemysliden! Jaj, eine Reise nach meinem Geschmack! :) So ein Glick! Bin ich aufgewachsen an Sonntagen (an anderen Tagen manchmal auch), an denen es gab Operettensendungähn, wo mußte ich zuhären, weil der Besuch mit dem Pudl wollte zuhären. Im Nachhinein entdeckt man so viel Charme und Reime zum Umfallen. Fritzi Massary, gebürtige Wienerin, Ninon, Ninon, bei der gab's kein Pardon. Ninon Lenclos, die war schon immer so!






Angenehm strange, indeed. Bei einem Geldwechsel in einer Prager Bank schoben wir dem Fixangestellten, der Karel Gott im Banne der Beatmusik nicht unähnlich sah, zwei 100 Euro-Scheine hinters Fenster. Er hatte mitbekommen, daß einer von Madame stammte und einer von mir, und verbrachte gute drei Minuten damit, hinter seiner Scheibe seelenruhig und verschmitzt tschechische Kronen in durchaus kleinteiliger Form auf zwei gleiche Haufen zu stapeln. So eine Art böhmischer Zen, großartig. Dann lächelte er uns an, schob alles zusammen und zu uns durch mit einer Geste, die ungefähr sagte: "Bledsinn zu trennen, bleiben Sie gefälligst zusammen." Scheint einfach auch so eine Lust, den Alltag mit kleinen Bizarrerien aufzuladen.

The Sisters! Ich bin ja jederzeit knietief in Floodland und im Grunde halte ich auch einen der Scheinwerfer im "More"-Video, das haben Sie fein in meine derzeitige Hooded Priestess-Faszination (Ladytron) hinein ausgesucht!

Freut mich überaus, daß der mondige Mond über guter Anstrengung scheint und daß the real thing Ihnen jenes Wissen schenkt, das elementary ist.

Elementary it has been, one time, to hear this song at midnight. A very peaceful version in door 13.










 
Für Türchen 14, das ich auch schon öffne, wechselt Wehmut vorsichtig den Kulturkreis: erinnern Sie sich auch daran, wie Sie das erste Mal "Das Mädchen mit den Schwefelhölzern" lasen? Andersen. "The Red Shoes". Für unzählige Ballettomanen the ultimate Ballettfilm. "The Red Shoes" ist das Ballett im Film "The Red Shoes", darin es ein Mädchen zerreißt zwischen Liebe und "Tanzen sollst du, tanzen".






Die wunderbare Moira Shearer.


















Nummer 14. Einfach mal ohne viel Worte.

















The Johnny Cash Christmas Spirit, seine Christmas Shows... für jeden, der da Einwände hat, ist "Schnauze, Hausdepp" schon zuviel. Hawlright, fürs 15. Türchen eine Tür, die Ihnen wohlbekannt ist; seit Ihrem Bericht wußte ich, daß ich durch diese Tür zu gehen hatte. Zeilen von IHM mit einem Nocturne.















16: Wußten Sie, daß es eine colorierte Fassung gibt?




















Wohlbekannt, absolutely, yes. Beautiful picture! Habe das Haus auch schon so oft fotografiert, aber nie den Gang. Anyway, die Bauweise der Häuser! Die Fenster, die Stiegen, die Gänge, die knarrenden Treppen, die langen Klingelstricke zum dran ziehen. Als wär man ein paar Jahrhunderte gereist.

Obviously missed the 15. Gestern war so ein Tag. Kein Raum für Dinge, nichts. Verzeihung.

Oh, eine Dame mit Pudel? War es ein netter oder ein grantiger? Ach, so ein Glick, diese Musiek! Ich hörte all diese schönen Lieder rauf und runter, weil vor vielen hundert Jahren eine Kassette existierte, die mit uns im Auto spazierenfuhr, uns stundenlang zu unterhalten. Peter Alexander servierte Spezialitäten aus Bähmen, Ungoarn und Öst'reich. Dass einiges daraus Operetten entnommen war, lernte ich erst kürzlich. Überhaupt, dieser Alexander war im Grunde so ein Johnny Cash für Damen mit Pudel. Tür 15 nachgereicht:






War die kleine Mireille niedlich, was!? Gar nicht unähnlich Leslie Caron. 

Oh, und was mir auffiel: die Schuhe des Herrn Cash in diesem Stückchen:








Wunderschön auch diese absolut stille Silent Night-Version! So zart gesungen, dass ich in meinem Zustand Schwierigkeiten habe, dabei die Augen offen zu halten und nicht einzunicken, aber im besten Sinne, wenn Sie verstehen!?

Eine bunte Fassung! Nein, das wußte ich nicht. Dieses Jahr haben Sie übrigens mehr Glück, habe den Must have-Film schon im Heiligabend-Programm gesichtet. In Tür 16 deshalb auch nochmal für Sie: Schnee, der niemals schmilzt. :)















Pudel sind immer arglistig und teuflisch. Nicht? :) The poodle bites. The poodle chews it. Diese Pudeldame war ohne jede konzeptuelle Kontinuität, außer, sich an Likörpralinen zu bedudeln. Aber ich beklage mich nicht, ich weiß wegen alldem gar, wer Ernst Stankovski ist. Außerdem habe ich von dieser Dame, die einen Freund hatte, der Nordafrika zu bereisen pflegte, einen Teppich geerbt, der, I'm not lying, exakt jenem gleicht, auf dem Keith Richards und Anita Pallenberg hier sitzen.






Donna Reed & James Stewart will be there? Beglückende Nachricht! :) Du sollst "Ist das Leben nicht schön?" nicht grundlos aus dem Weihnachtsprogramm streichen, elftes Gebot. Ein Johnny Cash für Damen mit Pudel, hehe. :) Stimmt, er war ja Spezialitätenservierer. Aber da tauchte manchmal auch Helmut Zacharias auf, und dann mußte ich mich hinter dem Sofa verstecken. Die Kassette existiert wohl nicht mehr? Ja, Mimi war cute. Kurz, nachdem ich John, Paul, George und Ringo auseinanderhalten konnte, geriet ich aber primär in den Bann von France Gall.






Hier (rechts) hat sie gerade den Eurovisionswettbewerb gewonnen. I love how she smiles, 4:05. Können Sie ausmachen, was der Schlagzeuger veranstaltet? Haut den Anwesenden ihren Mißmut um die Ohren and blows the house down.





F*** me Jesus! Sind das Schuhe! Überhaupt muß ich mit diesem Video mal kurz zum Herrenausstatter. Unfaßbar diese Beinarbeit. Man könnte meinen, der Drogenentzug hat bei ihm oben angefangen, und die Füße waren zuletzt dran. But no, he's just dancing his heart out. Und wenn wir gerade Schuhbetrachtung durchnehmen: Ihr Ehemann im Reich der spitzen Schuhe. Stoppen Sie "Heathen Child" @Jools bei 0:29 und Sie sehen, mit welch edlen Treterchen Warren Ellis auf Pedalen rumtritt.



17: "This defines winter".


















France Gall war also auch mal blutjung. Unfasslich, dass man ein Lied so verschandeln kann, nur indem man es ins Deutsche übersetzt. Ja, sie grinst einfach, weil sie weiß, dass sie mehr als nur den Grand Prix gewonnen hat. :)
 
DIE Kassette blieb eines bösen Tages in der Werkstatt. Vermutlich nahm ein heimwehkranker Mechaniker sie an sich, der sie dringender brauchte. Viele Jahre später konnte ich ein Exemplar ersteigern und sie lagert - ganz schatzkistenartig - in einem Zigarrenkästchen. Gab leider nie eine digitale Version.
Ja, Pudel sind immer frech, bissig und versoffen. Likörpralinen - I tell you!

HAH! Die Schuhe sind klasse. Vermute inzwischen, sie sind maßgefertigt, und zwar um die ebenso geformten Füße herum! Schauen Sie, Tür 17:







Herrenausstatter sind ein interessantes Thema. Waren immer sehr respekteinflößend, diese staubigen Reihen von Anzügen in grau, blau und schwarz. Und die Verkäufer erst. Mein Vater hat es gehasst. Tut er immer noch, verweigert aber inzwischen konsequent und trägt einfach die uralten Stücke auf.
Im Grunde wäre er wie die Dame in Tür 18, wenn er sich mehr traute.







So eine Dampfmaschine gab es bei uns auch mal. Mich interessierte aber eher das interessante Häuserdesign und ich hätte gern meine Puppenhaus-Puppen darin untergebracht, aber mein Bruder hielt das für keine gute Idee.

Soeben klingelte der Götterbote und brachte das letzte Paket. An einem Sonntag! Weiß nicht, ob er mir leid tun oder ich mich freuen soll, dass nun nichts mehr schiefgehen kann? :) Noch 6 Tage!













Ah Dear, that was beautiful, das unvergleichliche Blau des schwedischen Weihnachtshimmels, als die Kinder ihre Geschenke aus dem Limonadenbaum holen, der unvergleichliche schwedische Schnee am frühen Sonntagnachmittag, the way it used to be, the way it has to be! Mein bester Freund aus Kinderstraßenjahren hatte auch so eine Dampfmaschine. Jener Freund mit der älteren Schwester, die, vielleicht erinnern Sie sich, Singles in Plattenalben sammelte, die mit den Pferdebildern drauf, und wenn sie nicht da war, hörten wir das ganze Zeug. Je, je, je.






Beat Club im Kinderzimmer. Möchte wissen, was aus dem Mädchen wurde, das ab 1:21 zu sehen ist. :)






Dieses Jahr entdeckte ich The Like und ihren Beitrag zum Thema "Videos, in denen man leben möchte".






Überhaupt Jahr der Girlgroups, allen voran die Dum Dum Girls.










Als France Gall nicht mehr so blutjung war, verbrachte sie viel Zeit ihrer Schmerzensjahre, nachdem zuerst ihr Mann Michel Berger und wenige Jahre später ihre 19jährige Tochter Pauline gestorben waren, auf dem Montmartre-Friedhof, wie uns eine alte Dame erzählte, die praktisch auf dem Friedhof lebte. Sie sah sie wohl fast jeden Tag, und sagte immer Die arme Kleine, das arme Mädchen.

Maßgefertigt, und wahrscheinlich beim besten Pariser Schuhkünstler!

Verlorene Schätze wiederzufinden und in einem Reliquiar zu bewahren, oh I understand so well. I feel strangely ill, seit ich gestern offenbar gegen einen unsichtbaren Bus lief, aber der sonntäglich aktive Götterbote wirft gerade auch die Frage auf, wie ich Ihnen My Little Christmas Present zukommen lassen kann?


Türchen 18, klingeling, klingelingelingelingelingeling, Tilsiter oder Jenseits! :)
















Nun, ich schlage vor, wenn das Vor-den-Bus-Gefühl bis dahin nachlässt, kehren wir zur Tradition zurück und wählen den 23.? Was hielten Sie aber von einem Ort, der gelegener ist, als der frühere. Ich denke da an den ebenso kutschenfreien Platz unseres letzten Zufallsbegegnens. Sollten Sie allerdings leidend sein, begebe ich mich auch gern in die Nähe des Zauberbergs, um Sie dort auf ein paar Minütchen in Ihrer Genesung zu unterstützen.

Die Monotonie des Je je je? O je. Das Mädchen ab 1:23 ist später entweder schwer alkoholabhängig geworden oder Waldorfschullehrerin. Oder beides. Vielleicht spielte es später auch Gitarre in einer Band. Den Beatclub erlebte ich ja nicht mehr, aber den Musikladen mit Manfred Sexauer. Wie lebt es sich mit so einem Namen eigentlich? Die Bluse der Moderatorin bei 1:52 ist sehr hübsch. Und so viel Stoff. Sieht man ja kaum noch heute. 


"The Like" gefallen mir ausserordentlich! Videos, in denen man leben möchte, muß man sich immer sehr oft ansehen. In Nummer 19 wollen wir zumindest mal den Abend in einer der Logen verbringen.

















Die unverzichtbare Loge! "Denken Sie, ich mach' das hier zum Spaß?" - "Nein, bis jetzt noch nicht!" Hehe. Ich versuche noch, den Fall hinauszuzögern, bin daher sehr geneigt (oh, what a bad pun), Ihrem Vorschlag, kutschenfreier Platz am 23., zuzustimmen. Der Musikladen, goodness. Unter viel badness. Aber gosh, Debbie Harry. Blondie war eine phantastische Band. Jeder Song hatte die epische Wahrheit eines 2,5-Minuten-Dramas. Aus meiner Halbtrance einer mit gebührendem Titel in Türchen 19 für Sie.






Ansonsten: Marder Arschgeigen.

















Marder Arschgeigen! Zucker und Milch nehmt ihr euch selbst, ne!? :)
GOOD NEWS, HOLMES! Sherlock coming up! Bin zum Zerreißen gespannt. Die Folgen laufen ab 1. Januar in der BBC und die DVD wird dann auch bestellbar sein.







Tür 20: Debbie Harry, na gut, da kontere ich as elegant as I can get mit Yazoo / Alison Moyet :)




















Hyperventilieren, me! So bloody brilliant again. :) Weihnachtsfeier turbulent um die Kurve gebracht, das Weihnachtsbäumchen darf Morticia heißen, das Gefühl, einen Psilocybinpilz verschluckt zu haben, hat nachgelassen, und nun auch noch Sherlock coming up. Beglückte Pilze sind wir. Very elegant Konter. :) Machen wir doch in Türchen 20 noch eine nächtliche Schlittenfahrt






und geben vor, München sei uns nicht bekannt.






In Türchen 21 ehren wir jetzt mal Jimmy Page. Weil das mal so gehört. Die vielleicht schönste Szene in "It Might Get Loud" mit The Edge, Jack White und ihm ist diese hier. Jimmy Page, ich meine - ER, er, der jedem Led Zeppelin-Stück mit seiner Gitarre diese unverwechselbare, anderweltliche, mysteriöse Tiefe verliehen hat, das Werk eines Merlin, der rückwärts durch die Zeit wandert, der The Hammer of the Gods erschuf - zieht aus seinen Myriaden von Schallplatten "Rumble" von Link Wray und legt sie auf und demonstriert uns, warum eternal Begeisterung der Schlüssel zu ewigem Leben ist. :) "Now he's starting to increase vibrato on his amplifier", dieses Lächeln auf Pages Gesicht, priceless.






Schrieb anderwärts: Als ich "Physical Graffiti" nach Hause getragen hatte und die Platte in meinem Zimmer zum 1. Mal hörte, gab es diesen Moment, so nach einer Minute "Kashmir", wo ich aufstehen mußte und dann einfach behämmert im Zimmer rumstand, 8 Minuten lang, und mich nicht rührte. Ungläubig. Konnte einfach nicht glauben, was ich hörte. Ich war 16 und diese 4 Herren haben in diesen Minuten meine Zellstruktur komplett umprogrammiert.

Mitte der 90er spielten Page und Plant den Song mit dem Ensemble von Hossam Ramzy und dem London Metropolitan Orchestra, so großartig und atemberaubend, wie die Ägypter das tragen, und immer weitertragen, in ein paar andere Led Zeppelin-Riffs hinein und in die Stratosphäre. :)



















Bloody brillant - YES! Laughing out loud here, obwohl völlig allein. :) Here's another one:






"Sie sind wunderschön, aber es fehlt Ihnen an Witz." Hah, groß! Nächtliche Schlittenfahrt, sehr gern, und dann Schlittschuhlaufen auf dem zugefrorenen Teich. Tür 21:






Jimmy Page! Led Zeppelin! Absolutely yes! WAS für Gitarren! 8 Minuten standing still! Die würden sich nicht mehr einkriegen vor Stolz, wenn die das wüßten! :)
















New Year's Day 8.10 pm - in einer idealen Welt müßten Londons Straßen um diese Zeit menschenleer sein. Hach, Türchen 21 war so oldschool, bezaubernd. Wie - "absolutely yes!" - ? Wußte ich gar nicht! :) Led Zeppelin ist absolutely Wintermusik, in my book. 
 
Man kann ja vieles mit Led Zeppelin-Platten machen... eine Sache ist, einfach nur auf das zu achten, was Jimmy Page da treibt. Hypnotisches Riff 1, hypnotisches Riff 2, dann produziert er ein paar zuvor ungehörte Effekte, dann legt er Schicht über Schicht, Kaskaden von Klängen, dann wechselt er das Tuning, dann wechselt er die Tapete, dann kehrt er das Echo um, dann führt er dich in den Saal, wo die Prinzessin ruht, dann kommt brillantes Solo 1, dann gibt er kurz Aleister Crowley die Hand, dann mischt er Riff und Solo und den Teufel, dann noch eine Gitarre für brillantes Solo 2, dann noch eine Gitarre für eine Passage, deren Schönheit man gerade noch begreift, dann noch eine Gitarre für eine Passage, deren Schönheit unbegreiflich ist, zu diesem Zeitpunkt hat er bereits acht Arme und zwei Köpfe, und jedes einzelne Riff und jedes einzelne Solo ist magisch, und er ist dabei nie, entschuldigen Sie, ein Wichser; alles ist glitzernde, leuchtende Textur, unglaublich und goldrichtig, Soundgewebe so full of longing, und so sexy, daß du… und das war nur der erste Song. :)
 
Bei "No Quarter", diesem ziemlich unheimlichen Song, bestimmt ja eigentlich John Paul Jones erstmal die Atmosphäre, aber nach 4 Minuten erschaffen die Gitarren von Page drei verschiedene Ebenen, eine davon klingt wie der langgezogene Schrei eines prähistorischen Riesenvogels. Ein 3-bändiges Tolkien-Werk in diesem Klang, wenn Sie mich fragen. "They choose the path where no-one goes".
 





Und John Bonham. Led Zeppelin IV haben sie in diesem alten Haus in East Hampshire aufgenommen, Headley Grange. Ich las mal, Bonham hätte seine Bassdrum, wenigstens in der Anfangszeit, innen mit Blechfolie oder dergleichen versehen, aber das kann nicht das ganze Geheimnis sein. Ich denke, sein rechter Fuß war aus Adamant.
 
Für "When The Levee Breaks" hat Page Bonham in die Halle von Headley Grange gesetzt, und ein Stereomikrofon eine oder zwei Etagen höher aufgehängt, nach der Maxime: distance is depth. Und wieder hatten sie ein Stückchen mehr Magie & Unerklärlichkeit auf Band.






"When The Levee Breaks" ist ein alter Blues-Song, zum ersten Mal 1929 aufgenommen von Kansas Joe McCoy und Memphis Minnie. Auch aus dem Jahr 1929 kommt dieser Herr zu uns, Blind Blake:





We come from the land of the ice and snow! Betrachten Sie Türchen 22 als "Winter, Zeit der Zeichen, kam mit Macht", dunkel, abgründig und magisch, ein Winter, in dem irgendetwas ruft aus dem Schneeglänzen im Dämmerlicht. :)







 











Nun ja, da stellen wir uns mal janz dumm und betrachten Led Zeppelin als unwiderlegbar genial. Schwer, was dagegen zu setzen. Ein Mikro in die Halle hängen. Das waren noch Forscher damals. Heute fast alles digital. Schade eigentlich. Nun gut, dann wenigstens ein paar Eindrücke von Gitarristen, die ich auch mag:



 
Meine mich zu erinnern, dass Sie die Red Hot Chili Peppers, nun, sagen wir, nicht allzu sehr schätzen, aber Frusciante gehört nun mal zu den Besten der Welt. Ebenso wie der geniale "Make the guitar speak guy" - Steve Vai.



















John Frusciante ist natürlich auch unwiderlegbar, mörderisch, hat die Herren Chili Peppers ja wieder verlassen, und Steve Vai, yes I remember, zwischen Lacan, Zappa und Public Image Ltd. rühmten wir ihn schon. Kündige schon jetzt an, daß ich das hübsche Schleifchen um kurz nach Mitternacht lösen werde, da helfen auch die mit "Wir warten aufs Christkind" verbrachten Heiligabendnachmittage nichts mehr. Für Türchen 23 schalten wir dennoch um zum Hessischen Rundfunk! "Der König der Erdmännchen ist überall zuhause!"















Mitternacht! Bin exhausted von diesem Tag. Aber nun ist nahezu alles soweit. Dann helfe ich jetzt beim Warten und stecke Ihnen in Tür 23 Dickens' Weihnachtsgeschichte. Kann man ja nicht oft genug sehen. So wie anderes auch. Leider funktioniert mein Laufwerk nicht, sonst hätten Sie Herrn Smith auch noch auszupacken. Bin auch schon sehr gespannt. Fotos? Bilder? :) Fanden Sie die 1/4 Stunde vorhin auch so seltsam out of this world? ;)

















Vor allem schien es mir weit mehr als eine 1/4 Stunde. :)

Hnnng, das perfekte 23. Türchen!! Danke! Las "David Copperfield" einst in zwei Weihnachtsnächten durch, 1982, methinks. Dickens-Bücher auf der ganzen Welt müssen Wasserschäden haben von den Tränen ihrer Leser. Kennen Sie, vielleicht, die Verfilmung von "A Tale of Two Cities" mit Dirk Bogarde und Marie Versini? Muß unbedingt noch Donald Duck-Sonderheft "Weihnachten für Kummersdorf" hervorkramen. :)

So, Dear, thank you so much for keeping up our lovely tradition, für alles, was ich wieder gelernt habe :), für den fil rouge to Santa Claus Lane im Dezemberchaos, it was such a pleasure to be with you here! Erlaube mir einen sehr wienerischen Handkuß für Ihren unermüdlichen Einsatz!

Gedankenwandern in die Ferne war auch etwas, das in der speziellen Weihnachtsstille immer in eine besondere Stimmung versetzte,
[Mycroft. You can imagine the Christmas dinners.
Watson. Yeah... no... God, no.]
die Vorstellung, wie wohl andere den Weihnachtsabend verbrachten, the special ones, die, die einem wie nichts am Herzen lagen  - manchmal ohne daß sie es wußten. :) My dream eye has always loved this.

Merry Christmas, Dear!














*kreisch*! It IS a Wonderful Life!!!! :))))
Thank you so much!!








:) Yes, von nun an unabhängig vom sadistischen Programm. Thank you, Dear and a very merry Christmas to you! Thank you so much für das Weihnachtsgefühl und alles hier! Muß gestehen, dass ich Dickens niemals las. Die Geschichte lieb ich aber. Ja, und schön ist auch in Fenster zu schauen, am Weihnachtsabend beim Spazieren gehen, schauen, wie es dort so festlich zugeht. "Best wishes and believe me to be my dear friend. SH" :)


















Thank you so much, Dear! Wußte nicht, wie sehr ich diese glänzenden Bilder BRAUCHTE, bis ich sie in den Händen hielt. Werden gerahmt und den besten Ehrenplatz der Wohnung einnehmen. And that's as modest as I can get at this point. :) Danke für alles und wunderschöne Weihnachtstage!














Well I hope you needed them half as bad as I needed Donna Reed & James Stewart on DVD because then you needed them desperately. :) 

Special thanks für die Editors, très jolie! Alors, dann mach' ich hier mal die Klapptürchen zu und schließe ab bis nächstes Jahr. :)

Love, Peace, Thanks!