Dienstag, 17. April 2018

Vorweihnacht mit Cured Catherine (32): Letzte Nacht zwischen 2046 und 2968

















The man who LIVES Lacan... schauen Sie alles! Hot greetings xx


















Ah, madman Zizek. Danke tausendmal. Bester madman seit Nietzsche. Alles mit allem verbinden, weil alles mit allem verbunden ist. Sie kennen sicher auch seinen "Pervert's Guide to Cinema"? Schön, wie er im Außenborder Rod Taylor entgegentuckert.

Zizek / Hitchcock: Sie kommen an "Marnie" nicht vorbei. Seit einem halben Jahr halte ich auf SPON den Kopf für Marnie hin.

"The Birds" - why do the birds attack? Wir einigten uns darauf, daß "explosive outbursts of maternal superego" die Sache verkürzt.

"Through fantasy we learn what we desire", elementarer Satz. Die schönen, traurigen, rätselhaften, unheimlichen, oft schwarz-weißen Horrorfilme, die ich schon ganz früh zu lieben lernte. Für mich waren das immer Tore, durch die ich am liebsten gegangen wäre – Beweis auch, daß die Welt viel aufregender ist, viel geheimnisvoller, als wir lernen sollen. Sie erziehen, obwohl sie vordergründig etwas anderes suggerieren, zur Sympathie mit dem Anderen, Fremden. Horror-Prolog folgt. "Coughing, etcetera".

Elementar auch, daß wir gar nicht anders sollten, als Sexualität und Erotik mit Phantasien einzukleiden, weil wir gar nicht anders können. Nicht die Perversion ist pervers, die Bezeichnung "pervers" ist es. Perversion als philosophische Position des definitionsuntauglichen, phantasmagorischen, bewußt zur Lust am Anderen sich öffnenden Ich, sonnenklar, daß in den Horror auch Überlegungen zu Fetischismus oder S/M einzufließen hatten. Seit der Zeit, da er vor Aufregung Hemden durchschwitzte ("Wir haben's überlebt. Sehen Sie, was für eine Hölle das ist."), hat er, wie ich las, ein argentinisches Dessous-Model geheiratet, Tochter eines Lacanianers, und lebt jetzt partly in Buenos Aires. Ach, ein Mann von Geschmack.

















Oh ja, die meisten Lacanianer wohnen in Südamerika. Nur konsequent von ihm. So glad I found this. Life-changing-Lacan-Zizek-Freud-Triangle. Wenn ein Wunsch sich erfüllt, ist er schon wertlos. Wir begehren im Grunde die Leere hinter Objekt a. Und darin dürfen wir nicht nachgeben. "Through fantasy we learn what we desire", ja, und "the phantasma teaches us how to desire". Waren beide part of my Vortrag am 8. Ohne Ihre Horrorfilmpassion wären weder "SIE" noch Aljoscha in Ihr Leben getreten. Madman, ja. Hitchcock, ja. Großartige Szene, in der Zizek an den Kinoplakaten nicht ein gutes Haar läßt. Brecht in Amerika? No way. "Forgettt iht." Haha, Marnie! Texte Hitchcock / Lacan leider auch hard to understand bei Zizek. "Perverts Guide..." nur partly, die Bücher bisher als Vortrags- und Prüfungsgrundlagen. Zizek wurde meine Brücke zu Lacan, thankfully. Bitte schicken Sie ein weißes Kaninchen showing me the way to Wonderland. Time wanted!

Zerrissenheit ist das Schwierigste, nie Konzentration auf eins für länger. Beulen in Stunden boxen, dass sie länger dauern, das wäre es. Warum nur lehren Sie nicht Lacan / Zizek an einer phil. Fakultät. Elementary, Holmes.

















Ein weißes Kaninchen? Wie wäre es mit einem Tänzchen im Waldorf Astoria zur letzten Nacht zwischen 2046





und 2968.









Unser Hausbandleader heißt Sie willkommen und empfiehlt den Damen eine Absatzhöhe von maximal 9 cm.







Als Realist in der Sphäre des Phantastischen erreichen Sie die Tanzfläche am besten über das Bildarchiv des KGW, der Zentrale für die Katalogisierung Geheimer Wünsche.







Aus dem Bathorysaal kommt Mademoiselle Capri Folly oder so ähnlich und erzählt von Rot, Rot, Rot.






"Der Teufel ist ja sowas von elastisch", seufzt Bint-Anath die Jüngere,







und während wir uns fragen, wen zum Teufel sie meint:








BUT IF YOU COULD JUST SEE THE BEAUTY aus "Isolation" ist wahrscheinlich der Ian Curtis-Satz, der mir immer schon am heftigsten das Herz zerriß, beim Wiedersehen von "Control" fiel mir auf, wie auch Corbijn diesen Satz, diese Strophe besonders hervorhebt. These things I could never describe. Poetry, sein Traum, wie Rosen in dieser bleakness, weil es keine Verständigung gibt zwischen Menschen, du kannst nur an diesem Ort, der keiner ist, beschreiben, was wirklich ist und was du bist, das ist das tödliche Paradoxon. Auch wieder: die Empfindung, wie neben Joy Division so vieles, was mit Abstieg in Dunkelheit spielt, Kindercartoon wird.

Bald Prag, schon jetzt all my loving best for September and for every Now!




















I'M ASHAMED OF THE THINGS I'VE BEEN PUT THROUGH, I'M ASHAMED OF THE PERSON I AM. Beim Wiedersehen von Control ganz andere Dinge gesehen, als auf der großen Leinwand. Der Film war so sehr ein Debbie-Film, so sehr von der Enttäuschung, ihrer, geprägt, die ich auch kenne, leider. So vieles von dem, was sie im Nachhinein in seine Gedanken und Gefühle reinlegt, konnte ich nicht mehr glauben, aber genau die Szene, in der er Isolation einsingt, fiel mir auch besonders auf, viel mehr als damals. Das war er, da war sein Zerbrechen, diese Mauer, die er nie überwunden hat, auch nicht mit Annik. Diese Sprachlosigkeit, eines kleinen Jungen, der in seiner Zeit nie ein echtes Gegenüber fand und der nur aus der Not uns seine wunderschönen Lieder hinterließ. Ich war sehr traurig heute. Ich dachte, er hat so vieles nicht mehr erleben können, mit ein wenig mehr menschlicher Kraft, seiner, ihrer, ihrer, ärztlicher, freundschaftlicher wäre es vielleicht anders ausgegangen. Und jedesmal denke ich an unseren heute dicken, glücklichen Robert, der damals fürchtete, er müsste sich auch umbringen, damit seine Musik gehört wird. Schreibt er auch keine traurigen Lieder mehr, so lebt er doch ein langes, erfülltes Leben an der Seite von Familie, Freunden und Fans, die ihn verehren. Finden Sie es überspannt, dies auch Ian zu wünschen, gewünscht zu haben?

Das ist ja alles sehr bezaubernd, was Sie da durch den Äther schicken! Aber nun, ich habe ein sehr dickes Buch gekauft, heute, und viele Kopien nach Hause gebracht und es legte sich so eine Art Ruhe über meinen zerstreuten Geist und ich dachte, es wird alles wahr, ich schaffe es. Theorien und Testbatterien werden ihren Weg in meinen Kopf finden und am Ende wird doch noch alles wahr werden, was vor 7 Jahren als fixe Idee begann und seitdem hart verteidigt werden mußte gegen alle Wirren und Angriffe. Aber zurück zu Scott Walker, das hier gefällt mir auch sehr:



















"Wie lange kann man sich lieben, ohne sich zu verstehen", remember? Ian und Debbie, für mich. Ja, er ist auch daran zerbrochen, und an der Schuld, die er durch das "Wie lange kann man sich verstehen, ohne sich zu lieben" (Annik) empfand. Aber so viel mehr noch - Grönemeyer liest die Nebenwirkungen vor wie ein Todesurteil. Wie das Verdikt: Zu-Tode-Foltern. Die wahrscheinlich klinische Depression, die Angst vor Amerika. Und eben das tödliche Paradoxon.

Ja. Aber letztlich kann unser Wünschen nicht immer hoffen, es gab sie, diese Künstlermärtyrer, die für das, was sie fanden und beschrieben, den konsequenten Aufbruch in die denkbar entlegensten Regionen unternahmen, die Abkehr vom wärmenden Herdfeuer des Sozialen, und der Preis ist in der Regel irgendein Zustand der Verdammnis, Ankunft an einem point of no return, von wo aus es so tragisch wie folgerichtig nicht mehr den Willen oder die Kraft gab, sich von der Kunst in ein längeres, glückliches Leben zurückzuretten.

Oh, "Duchess"! Überhaupt Scott 4 (mit "Boy Child"), die damals schon so befremdend wirkte auf die Fans des Matinee Idol, wenn die geahnt hätten, wo der noch ankommt, damals noch irgendwie ein Mann auf der Suche nach der verlorenen Zeit, die zwischen europäischen Filmen abläuft, eine unerklärliche, traurige, einsame Forgotten Courtyards-Schönheit vor Augen.

Es wird alles wahr! Ohne die Panik, die Zerstreuung und die Zweifel wäre irgendwas nicht richtig! Ma chère, my dear dear Watson, night starts to empty, have wonderful dreams tonight.
















 


Ihnen wünsche ich tschechische Momente, wie man sie schöner nicht wünschen könnte! Vielleicht begegnen Sie sogar Karel Gott in einer Bankfiliale am Staromestske Namesti. Und wenn Sie Prag am Holesovice wieder verlassen, werden Sie ein anderer sein als vorher. Es ist schon so lange her, aber achten Sie mal auf die Ansage in der U-Bahn, bevor die Türen schließen. Unglaublich, ein Satz mit etwa 29 Wörtern. Überhaupt, die Sprache. Und die U-Bahnhöfe. Haben Sie eine gute Reise, my Dear!




















Montag, 16. April 2018

Gudrun Gut, Angela Conway, A.C. Marias: Portale zum Latenten



















Gudrun Gut, genuin gutaussehend im Gegensatz zu gutaussehend tun, war zwar auch gerade mit Anita Lane gut, aber zu oft schau ich mir das nicht an, ich wollte nachts ja noch ein Auge zutun.



 











Na? Eben. Alles Videos von Angela Conway. Das legendäre "The Weeping Song"-Video, Nick Cave und Blixa Bargeld bechern und schwanken im Ruderboot auf windgeblähter Augsburger-Puppenkiste-Plastikfolie: Angela Conway. Frank Tovey (Fad Gadget) in "Sam Hall": Angela Conway. Barry Adamson, "The Man With The Golden Arm": Angela Conway.

Ende der 1980er hatte Angela Conway ein eigenes musikalisches Projekt namens A.C. Marias. Mitstreiter war, vor allem, Bruce Gilbert von Wire. Barry Adamson und Rowland S. Howard schauten auch vorbei. "One Of Our Girls Has Gone Missing" ist die Platte als Mein dunkler Kontinent, rezeptionsgeschichtlich. Meine CD der Woche, des Monats, der Seven Long Nights To Think, der One Hundred Days, der From Her To Eternity-Spanne. Songs wie "Just Talk", "There's A Scent Of Rain In The Air", "To Sleep": Portale zum Latenten. Lange Zeit hatte ich nur einen Song ("Just Talk"), aber der war wie ein magisches Amulett.

2009 entdeckte ich auf MySpace eine Seite, die das Werk der A.C. Marias würdigte, und schrieb dem operator:

Hi Tim, thank you for friendship... "Just Talk": I recorded the song on tape from a radio station that must have been on another planet, long ago, not getting the name of the artist then, ever since it's haunting me, so mysterious, delicate and sublime. Someone from Wire was involved, that was all I remembered, and the guitar sounded familiar indeed. Somehow I preferred to keep the mystery of that "from another world" moment, something almost holy about this song for me, so it seemed right. Only a while ago I finally searched after the artist's name, then saw the video - bedazzled again. Now I know there's even more songs to haunt me.











This is Angela Conway.























Donnerstag, 12. April 2018

Soledad Miranda, Jess Franco














SPIEGEL ONLINE Forum



20.10.2006 

Genau! Sic transit Gloria Swanson! Dann lassen wir doch mal den Saum raus, erstens: Jess "Gott" Franco, und in erster Linie natürlich seine Filme mit der zweitschönsten Frau der Welt, Soledad Miranda. Beim Dreh von "Il Conte Dracula" ("Nachts, wenn Dracula erwacht") soll Christopher Lee, der ja schon alles erlebt hatte, gesagt haben, sowas habe er noch nicht erlebt: Soledad Mirandas Augen, ihre unheimliche Intensität, ihre Hingabe, ihr Kuß, weiß der Himmel was.

Die Trilogie "Der Teufel kam aus Akasava", "Vampyros Lesbos" und "She Killed in Ecstasy", alle kurz vor Soledad Mirandas Tod entstanden (sie starb 1970 bei einem Autounfall), gehört in jeden bizarren Haushalt. "Vampyros Lesbos": Gräfin Nadine (SM) lebt ein vampirisch sexuelles Leben in Istanbul, unterstützt von ihrem Diener Morpho (in allen 2746 Jess-Franco-Filmen heißt irgendjemand Morpho). Sehr hilfreich ist, daß sie während ihrer aufreizenden lesbischen Tanzshows in Nachtclubs junge Damen mental becircen kann, schließlich ist sie die letzte Geliebte Draculas. 
 









Franco kommt in diesem Film fast ganz ohne seine berüchtigten Zooms aus und schafft es fast, eine Atmosphäre traumhafter, lasziver Mattigkeit durchzuhalten, die ihm den Titel "Bester Joseph Sheridan LeFanu's 'Carmilla'-Ausbeuter der 1970er" eingebracht hätte, wenn nicht der Soundtrack, den "avantgardistisch" zu nennen humanistische Schönrednerei wäre, die Türnägel zum Rotieren brächte.











06.07.2009 

Franco wollte ja den "Dracula" drehen, der Stoker endlich mal gerecht werde, was dann aber Franco-typisch in alle Hosen ging, jedoch ein Stück Film erzeugte, das aus vielerlei Gründen seinesgleichen sucht. Unter anderem ja mit einem Kinski, der als Renfield im ganzen Film nur ein einziges Wort sagt ("Varna..."), aber seine komische weiße Zelle da mal wieder querrüber mit seinem Genie tapeziert. Herbert Lom kriegt einen albernen Schlaganfall ins "Drehbuch" geschrieben, weil er am folgenden Drehtag unabkömmlich war, den er dann aber gleich so schlecht spielt, daß man gar nicht mehr weiß, ob Herbert Lom überhaupt je anwesend war oder ob Franco den gleich von Anfang an durch einen Lom-ähnlichen spanischen Finanzbeamten ersetzt hatte.








11.10.2009 

Ein sehr phantastischer Soundtrack von Bruno Nicolai auch: "Il Conte Dracula", der Film von Jess Franco mit den drei Singularitäten Christopher Lee, Klaus Kinski und, auf die Knie bitte, Soledad Miranda. Fängt mit halbwegs stringenter Eerieness an und verliert sich dann in mystischem Perv-Gesprenksel.
 
 
 
 
 









14.05.2010

Neben allem mit Soledad Miranda – "Eugenie de Sade", "Vampyros Lesbos", "She Killed In Ecstasy" und "Der Teufel kam aus Akasava" (mit Horst Tappert!) – natürlich unbedingt Kinski als "Jack The Ripper", der einem auch nochmal klarmacht, was für ein großartiges Leben Herbert Fux gehabt haben muß. Always on the job, der Mann, umgeben von den schönsten Frauen Europas, alle nichts im Sinn als... bizarren, perversen, erotischen Rollen an der Seite von Herbert Fux in Euro-Trash-Filmen nachzujagen.


















(erstveröffentlicht / first published 04/2011)