Berlin, 13. Juli 1883
Theodor Fontane an Wilhelm Friedrich
"... und stehe jetzt auf dem Sprunge nach Norderney.
Daß man sich in seinem vermögenslosen Zustand und bei dem Jammerertrage seiner
Feder einen solchen Luxus immer noch gönnen kann, ist eigentlich ein Mirakel.
Und das führt mich zu dem Ausdruck meines lebhaftesten Bedauerns über den
abermaligen Mißerfolg meiner Anstrengungen, den ich nun, durch Ihre
Zahlenangaben, schwarz auf weiß habe. Wer von uns beiden der beklagenswertere
dabei ist, ist schwer zu sagen, ich möchte aber leider beinah sagen dürfen, ich. Sie sind jung, und was Ihnen A.
heute nicht leistet, leistet Ihnen B. morgen; aber am Ende eines Lebens auf
eine 40jährige vergebliche Zappelei zurückzublicken ist ein schlechtes
Vergnügen. Tausendmal hab ich mir gelobt, gleichgültig dagegen zu sein (au fond
ist es gleichgültig), aber wenn einen
dann die Zahl 510 anstarrt, 510 auf 60 Millionen Deutsche, die über die Welt
hin wohnen, so kriegt man ein Zittern, und das Herz sinkt einem, um nicht einen
drastischeren Ausdruck zu wählen."
[Fontanes Erzählung "Schach von Wuthenow" erschien als Erstausgabe
in Buchform bei Wilhelm Friedrich, Leipzig, im November 1882.]
[Friedhof II der Französisch-Reformierten Gemeinde, Berlin, Juni 2013, Photo CE]
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