Dienstag, 6. August 2013

510







Berlin, 13. Juli 1883


Theodor Fontane an Wilhelm Friedrich


"... und stehe jetzt auf dem Sprunge nach Norderney. Daß man sich in seinem vermögenslosen Zustand und bei dem Jammerertrage seiner Feder einen solchen Luxus immer noch gönnen kann, ist eigentlich ein Mirakel. Und das führt mich zu dem Ausdruck meines lebhaftesten Bedauerns über den abermaligen Mißerfolg meiner Anstrengungen, den ich nun, durch Ihre Zahlenangaben, schwarz auf weiß habe. Wer von uns beiden der beklagenswertere dabei ist, ist schwer zu sagen, ich möchte aber leider beinah sagen dürfen, ich. Sie sind jung, und was Ihnen A. heute nicht leistet, leistet Ihnen B. morgen; aber am Ende eines Lebens auf eine 40jährige vergebliche Zappelei zurückzublicken ist ein schlechtes Vergnügen. Tausendmal hab ich mir gelobt, gleichgültig dagegen zu sein (au fond ist es gleichgültig), aber wenn einen dann die Zahl 510 anstarrt, 510 auf 60 Millionen Deutsche, die über die Welt hin wohnen, so kriegt man ein Zittern, und das Herz sinkt einem, um nicht einen drastischeren Ausdruck zu wählen."




[Fontanes Erzählung "Schach von Wuthenow" erschien als Erstausgabe in Buchform bei Wilhelm Friedrich, Leipzig, im November 1882.]








[Friedhof II der Französisch-Reformierten Gemeinde, Berlin, Juni 2013, Photo CE]
















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