Freitag, 1. Februar 2013

Dirk Bogarde





















SPIEGEL ONLINE Forum

04.07.2006

"Lola, das Mädchen aus dem Hafen" (Lola, Jacques Demy, 1961) - also ich könnte das jeden Tag sehen, aber ich falle ja schon platt hin, wenn jemand nur "Anouk Aimée" sagt. Darum liebe ich auch "Justine" (1969, 1/2 George Cukor), ein zumindest in der deutschen Version (und ich kenne nur die) merkwürdig verhackstückt wirkender Film, in dem eine Reihe glänzender Schauspieler (neben Anouk Aimée: Dirk Bogarde, Anna Karina, Michael York, Philippe Noiret) in einem durch krudes Drehbuch vermuddelten Plot herumstrahlt wie schöne Frauen in einer Schmuddelstrasse. Basiert auf Lawrence Durrells Alexandria Quartet, aber man soll nicht alles glauben, was man liest. Wieder so ein Fall von schlecht, aber gut.

 





18.03.2008

Wobei man unbedingt mal Dirk Bogarde rühmen muß, der, nachdem er seinen Matinee Idol-Status hinter sich ließ, wirklich zu einem ausnehmend guten, überaus subtilen Schauspieler wurde, dem man den Thomas-Mann'schen Feingeist ebenso abnimmt wie den ominösen Barrett in Loseys "The Servant". Eine Art bitterer Melancholie in den Augen, die immer von einem umfassenden, wenn auch immer leicht amüsierten Verständnis abgelöst werden kann – wie ein Wissen um Vergeblichkeit, das trotzdem alles probiert. Darum wurde er auch als Pursewarden besetzt in einem der Filme aus meiner Sektion "Liebste Verkrachte Meister-/Machwerke", der (hüstel) Durrell-Verfilmung "Justine", mit dem schwülen deutschen Titel "Alexandria – Treibhaus der Sünde". Bogarde, Anouk Aimée, Anna Karina, Michael York, Philippe Noiret geben alles und es führt zu nichts, das aber ganz wunderbar. "Der Nachtportier" und "Tod in Venedig" sind groß, aber man darf auch mal erwähnen, daß Bogarde den Mut hatte, die Hauptrolle im ersten Film zu spielen, der in GB offen das Thema Homosexualität thematisierte, "Victim" von Basil Dearden. Und außerdem war er ein unvergeßlicher Sydney Carton in der Dickens-Verfilmung "A Tale of Two Cities", von 1958, womit ich, falls Herr christian simons noch lurkt, wieder bei Marie Versini wäre, der ich als Jüngling restlos verfallen war. Als Frau in den 1960ern wäre ich dagegen vermutlich diesem Mann Bogarde restlos verfallen gewesen. Sinnloserweise. Hat auch einige sehr, sehr gute Bücher geschrieben übrigens.







03.07.2009

NB: sagte Dir ja schon, daß ich Bogarde für einen der Allerfeinsten überhaupt halte. Schau Dir sein Gesicht an, auf dem Boot, als er nach Venedig kommt, bei Visconti, dieses sich zusammennehmende Unbehagen, diese latente Panik, dieses Vorwissen, diese Melancholie des Abschiednehmens, alles da, nur Nuancen auf Bogardes Gesicht, aber alles da.


ray05: 
Ja. Antizipiertes Unheil & die Melancholie des Augenblicks. Man muss den Fehler machen, sonst ist man kein Mensch. Scheitern als Wiedergeburt. Sagt mir Bogarde.












 




A very lovely tribute by Kate Gabrielle




















147 Kommentare:

  1. Kein allzu weiter Weg von "Miss 45" zum "Nachtportier". :)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. :)
      Kann übrigens seinen Namen kaum mehr englisch denken, weil er in einem seiner Bücher schreibt, daß Visconti ihn immer als "Bogarrrrde!" ansprach, mit gewaltig gerolltem R. Ist irgendwie so hängengeblieben. Bogarrrrde! :)

      Löschen
  2. Anonym19.2.13

    :-)

    Und ein anderer typischer Satz von Visconti: "Ciao, Bogarde." Und dann bei dem Screening in Cannes: "Luchino, ich glaube wir haben gewonnen..." Visconti: "Certo!" :-) Bogarde war einfach cool. Und die NFT-Lecture auf der Dirk Bogarde-homepage ist zum Zerkugeln, wie Dirk die Arbeit mit Visconti und dessen Wutausbruch beschreibt:"All you can do is to stand absolutely still, you can't even go 'ehem', STAND STILL, if you want to go for a pee you can't, STAND..!" Man kann Bogarde zwar nicht immer alles glauben, aber unterhaltsam ist er trotzdem, oder die Beschreibung von "Singer not the Song" aka "Sommer der Verfluchten"... das Publikum lacht sich kaputt...und der Film war ja auch sowas von tuntig...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ha, thanks. "The Singer Not The Song" / "Sommer der Verfluchten" gibt's für ein Butterbrot, und das war jetzt der letzte Anlaß, mir die DVD zu bestellen. :) Zwar heftig gekürzt, aber wenn die Szene drin ist, die im "Ooh La La"-Tribute auftaucht, ist ja alles gut. Das ist so over the top, unfaßbar. :)
      Cintra Wilson, "Dirk Bogarde's Art of Decadence":
      "Today, it is likely that anybody in the U.S. who is familiar with Bogarde thinks of him as the quintessential Gentleman's Pervert. This role is extinct now; intelligent perversion is totally missing from today's cinema. If there is perversion, there is no subtlety. Bogarde, in his key roles, represented an intellectual decadence that nobody making films today is smart or bold enough to touch."

      Löschen
    2. Anonym3.5.13

      Kommt zwar etwas spaet, aber trotzdem: "Singer Not the Song" - die Szene in der Dirk in Lederhosen auf die Kamera zugeht - die Du in dem Videoclip gesehen hast - findest du so nicht im Film, aber auch auf der Dirk Bogarde Nachlass-Seite unter den privaten Videos. Ja die gibt's, dank Tony F., der uebrigens meiner Meinung nach den besseren Shot von der besagten Szene in "Singer Not the Song" gemacht hat. Ich bin mittlerweile ein Riesenfan von Bogarde geworden, was letzten Endes aber nicht unbedingt an seinen Filmen oder Buechern liegt, sondern in erster Linie an seiner Persoenlichkeit - jene, die man in seinen privaten Briefen kennenlernen kann. "Kennen" ist natuerlich relativ - Bogarde war sehr komplex und hatte so viele Schichten wie eine Zwiebel... Ich kann seiner 'romantischen' oder komischen Phase beim Film nicht so viel abgewinnen, was nicht seine Schuld ist, war halt der Trend damals. Er, Losey und andere haben versucht diesen Trend zu brechen, aber bis Dirk endlich mal soweit kam frei waehlen zu koennen, wollte das Publikum schon die juengeren Darsteller sehen, Terence Stamp usw. Waere ich er gewesen, haette ich mich gruen und blau geaergert dass die juengeren einem die Rollen wegschnappen - aber zumindest konnte er sich damit troesten dass er ein Wegbereiter gewesen war.

      Aber wenn du Bogarde magst, magst du vielleicht auch ihn als Person noch umso mehr, wenn du seine privaten Briefe gelesen hast, zusammengestellt von John Coldstream. Vielleicht kennst du's ja schon, falls nicht, kann ich es voll empfehlen. Diese Briefe hat er nicht vorgehabt zu veroeffentlichen, was sie umso interessanter macht...Coldstream veroeffentlichte sie mit Rechtschreibfehlern und allem, denn das war nicht gerade Dirk's Staerke, LOL!

      Was Visconti angeht, ich war so fasziniert zu sehen wie sie eine Szene fuer "Death in Venice" probten - jene wo die Familie ueber eine Bruecke geht und Aschenbach sich neben einer Lampe rumdrueckt um einen Blick auf Tadzio zu erhaschen. Dirk steht also da, die Familie geht ueber die Bruecke und er folgt Visconti's Anweisung, macht ein paar zoegerliche Schritte. "Ecco..." kommt die sanfte Regieanweisung per Megafon, und Dirk bleibt stehen wie ein Pferd das seine Ohren spitzt, auf die naechste Anweisung wartend. Aber waehrend Visconti noch nach den englischen Worten sucht, hat er es schon begriffen und stellt sich hinter die Strassenlampe. Sehr cool.

      Mein Lieblingsfilm mit Bogarde ist aber eindeutig "The Servant" - die Rolle ist ihm auf den Leib gegossen und er selbst meinte er habe Barrett mit einem "Reissverschluss im Nacken" getragen. Glaube ich ihm sofort. Losey war krank und hat Dirk die Regie anvertraut, aber als er zurueckkam, drehte er mit der Ausnahme von einigen Szenen alles neu. Perfektionist :-) Dirks Zusammenarbeit mit Losey war fuer beide fruchtbar, aber es herrschte eine Art Hass-Liebe zwischen den beiden kommt mir vor..."Accident" ist auch so ein Film voller Subtilitaet und total sehenswert. Oxford in den 60ern, yay! Ich schreibe zuviel, sorry...es ist nicht nur cool Bogarde auf der Leinwand zu sehen, sondern ihn auch zu lesen. Halb gefakte Autobiografien, seine Romane (weil Cyntra Wilson schrieb er sei der "gentlemen-pervert" - dass dunkle Erotik darin vorkommt, ist daher nicht weiter ueberraschend), aber auch Literatur ueber ihn, plus seine Korrespondenz. Entweder man liebt Bogarde (die Person) oder man kann ihn nicht ausstehen - was dazwischen ist mir noch nie untergekommen. Aber er laesst die Leute nicht kalt... Hier ist uebrigens ein Clip auf YT in dem
      er von seiner 'Liebesaffaere' mit der Kamera spricht:

      Dirk Bogarde on Acting

      Stuff method-acting, LOL! Entschuldigung auch fuer die Umlaut-Problematik, is ne Yankee-Tastatur...

      Löschen
    3. Nein, Du schreibst nicht zuviel. :) Die Szene, Aschenbach und die Straßenlampe, ist in dem "Visconti's Venice"-Film zu sehen, right? Wo Bogarde im Kommentar sagt: one thing you can not do, ever, is argue with Visconti. Aber das mußte er ja auch nicht. Der neunte Take dieser Szene war es dann, am späten Nachmittag; because of the light. Bis dahin müssen sie die Piazza komplett zugeräuchert haben. :) "Visconti's Venice" ist dankenswerterweise auf der DVD-Version von "Death in Venice", die ich seit kurzem besitze. Beim erneuten Sehen wurde mir klar, das nächste Mal, wenn ich diesen Film sehe, werde ich einfach komplett zusammenbrechen, break down and cry. Es wird immer schlimmer, es geht mir immer mehr unter die Haut, was Bogarde da veranstaltet, nur mit seinem Gesicht, es ist einzigartig, unfaßbar.
      Was Bogarde in dem Interview sagt - that little beast and that little beast photograph your mind - the camera is capable of photographing thought - freilich paßt es dazu, aber die Vollendung, mit der Bogarde die ganze Gefühls- und Gedankenwelt Aschenbachs fast ohne Worte offenlegt, scheint mir in der Filmgeschichte langsam ohne Vergleich. Es ist, als hätte der Conte Bogarde zu verstehen gegeben: wir beide vollbringen jetzt das Unmögliche, you are with me? Mehr als das Einverständnis brauchte es nicht, er wußte, daß er Bogarde alleinlassen konnte mit Aschenbach.
      Mir gefällt auch sehr, wie Bogarde in dem Interview sagt: you don't betray people. Ich erinnere mich an ein anderes Interview mit ihm, in dem er über die "Doctor"-Filme sagt: die anderen waren vielleicht komisch, aber ich war nicht komisch. Ich habe nur versucht, das zu tun, was ein junger Doktor tut. Daß er auch seine Filme nicht "verrät", daß er auch den eher minoren Filmen ihren Wert zuspricht.
      Tausend Dank auch für den Hinweis auf die Coldstream-Edition seiner Briefe, ich wußte nur von "A Particular Friendship". Der "komplexe" Charakter, dem man, wie Du weiter oben sagtest, nicht immer alles glauben kann: methinks, sein Schreiben war Offenbaren und Verbergen zugleich, so wie er Intimität wohl am besten durch Distanz aushalten konnte. Mit jedem Mal, da er sich exponiert, gleichzeitig ein Verlangen, sich zu entziehen.

      Löschen
    4. Anonym7.5.13

      Das erleichtert mich ungemein. Zu lesen dass ich nicht zuviel schreibe, meine ich :-) Ja, ich denke das mit der Strassenlampe stammt aus "Visconti's Venice" - irgendjemand hatte das mal auf YT hochgeladen, aber mittlerweile ist der Kanal gelöscht worden :-( Bogarde's performance in dem Film geht dir also unter die Haut...'break down and cry' (!) - so eine Reaktion hätte 'den Emperor' und Dirk bestimmt sehr gefreut :-) Obwohl ich irgendwo las dass Dirk im Rückblick ein wenig an sich gezweifelt hat was Aschenbach betrifft, wieso, weiss ich allerdings nicht. Er selbst war ja während des Drehs so von Aschenbach eingenommen, dass er weder ordentlich essen wollte, noch mit der Crew grossartig viel sprach. In einem der Autobios zitiert er ja deshalb lieber aus Tonys Tagebüchern: 'D. schläft den ganzen Tag... D. starrte heute den ganzen Nachmittag nur ins Leere', usw.

      Womit Bogarde mich aber am meisten beeindruckt hat, war seine Darstellung in VICTIM. Ich stiess eher zuefaellig auf den Film, ich hatte zwar vor hundert Jahren DIV gesehen, und erinnerte mich auch an diese arme verlorene Seele die im weissen Anzug am Strand des Lido rumstolperte, hatte es aber irgendwie nicht mit Bogarde in Verbindung gebracht. Die 'I wanted him' - Szene in VICTIM hat mich einfach umgehauen, ich dachte nur, wer IST der Typ, einfach grossartig… Eine Szene übrigens, die Dirk effektvoll umgeschrieben hat, und das ist diesmal keine Erfindung von ihm. Bei Bogarde muss man ja davon ausgehen dass die Hälfte dessen was er sagt, Dichtung ist, LOL! Aber das war wirklich so.

      Wg 'komplex' - man könnte es auch einfach Lügen nennen, was Dirk da betreibt. Viele meinen ja die 'Komplexität' Bogardes ist nichts weiter als sein Versuch die Tatsache zu maskieren dass er schwul war. Fairer Punkt muss man sagen, aber es steckt schon mehr dahinter. Und es dürfte etliche geärgert haben dass er sich nicht offen dazu bekannt hat... ich schätze die Schwulen-Community hätte ihn ganz gern als eine ihrer Ikonen an ihr Banner geheftet, aber das geht wohl schwer wenn sich die Ikone nicht geoutet hat. Aber Bogarde und seine Sexualität ist ohnehin ein Kapitel für sich. - "methinks, sein Schreiben war Offenbaren und Verbergen zugleich, so wie er Intimität wohl am besten durch Distanz aushalten konnte. Mit jedem Mal, da er sich exponiert, gleichzeitig ein Verlangen, sich zu entziehen." - Absolut, da hast du den Nagel auf den Kopf getroffen. Manche seiner Briefe sind ja schon fast wie Geständnisse - nicht so sehr die an Mrs. X, falls du das Buch gelesen hast, denn die hat er selbst redigiert. Meine Vermutung ist, dass er dabei sehr viel schwülstiges Zeug weggelassen hat.

      Was die DOCTOR...-Filme betrifft, ich denke der erste hat ihm noch Spass gemacht, mal abgesehen davon dass es was Neues war und ihm Erfolg brachte - aber er hätte wohl lieber Sachen gemacht wie LOOK BACK IN ANGER oder so. Osborne ist ja auch mit dem Drehbuch zu Dirk gepilgert, aber die Rankery wollte nichts davon wissen zu jener Zeit. Muss ihn verrückt gemacht haben dass er nicht machen konnte was er wollte, aber c'est la vie, eh?

      Löschen
    5. Anonym7.5.13

      Um nochmal auf das Interview zurückzukommen, ich überlege immer was Dirk mit Konzentration meinte - vermutlich jene, die man braucht um der Charakter bleiben zu können, bzw. um bereit zu sein wenn es ans Drehen ging. Da kann ich mir schon vorstellen dass das anstrengend ist und dass man da diese absolute Konzentration braucht. Bei Bogarde habe ich immer den Eindruck dass er einen Charakter nicht nur spielt, sondern dieser Charakter auch IST. Je mehr ihm die Rolle zusagt, umso stärker kommt es raus. So wie Aschenbach... oder auch Stephen in ACCIDENT. Dirk soll ja stundenlang geheult haben als der Dreh vorbei war, weil er Stephen loslassen musste - und eine zeitlang konnte er auch seine Klamotten nicht tragen (die im Film waren ja seine), weil sie ihn an diesen Mann erinnerten... Für jemanden der es hasste angestarrt zu werden hat er wirklich einen seltsamen Beruf gewählt LOL! Aber zumindest war er nicht oft auf der Bühne, er hätte es auf die Dauer nicht gepackt. Sich in seiner Rolle zu verlieren, sein Lampenfieber, und das Abend für Abend, hatten ihm einen Nervenzusammenbruch beschert. Dann schon lieber das intime Verhältnis mit der Kamera... und das hat er wirklich sehr gut hinbekommen, denke ich. Ich weiss nicht wieviele seiner aelteren Filme du gesehen hast... aber von den frühen Streifen ist HUNTED recht gut (ist sogar auf YT glaube ich), und THE BLUE LAMP. MINDBENDERS und OUR MOTHER'S HOUSE sind auch interessant, in letzterem Streifen hat er mich dazu gebracht ihn (bzw. Charlie Hook) regelrecht zu hassen. Good job… Was hältst du von THE NIGHT PORTER?

      Löschen
    6. VICTIM, oh ja. Such a daring leap, aber vor allem ein sehr guter Film. War es damals und war es immer noch, als ich ihn zum ersten Mal sah, bei "Lesbisch-Schwulen Filmtagen", vielleicht 1995?, als die Brisanz dann doch geringer war. (Oh well? Hunderttausend auf der Straße in Frankreich?) - Ich bin nicht schwul, soweit ich weiß :), aber wenn ich es wäre, und zudem ein berühmter Schauspieler :), würde es mir auch mißfallen, wenn in der Wahrnehmung meiner Person / Arbeit / Kunst der Akzent auf meinem Schwulsein läge. Ich meine, die Vorstellung ist doch letztlich auch abstrus, daß er in seinen autobiographischen Schriften anzutreten hätte mit: ja, ich bin schwul, und jetzt erzähle ich mal ausführlich, wie das so läuft bei mir. Daß die gay community ihm seinen fehlenden Drang zum Coming-out verübelte, las ich auch schon irgendwo. Toll, er hat 1961 (!) VICTIM gemacht, reicht das vielleicht? ;) "Ein Kapitel für sich", genau. Erotik ist ohnehin viel zu aufregend für banale Kategorisierungen. :)

      Ich besitze so einen Artikel aus der art, 1986, der von einer 13teiligen Serie berichtet, die der Louvre mit Schauspielern wie Charlotte Rampling, Isabelle Huppert, Jeanne Moreau, Deborah Kerr, Jean-Claude Brialy und eben Bogarde produziert hat, die zu Musik von Morricone durch den Louvre und durch die Kunstgeschichte führen - hast Du das jemals gesehen? Fand gerade auf der Charlotte Rampling-Website:

      "This is around the time Dirk Bogarde and I were doing a french TV series about the Louvre, which I only did because Dirk was doing it and he asked me. We were talking about the Greeks and also about the Flemish painters. What an extraordinarily refined mind Dirk had - but edged with an irresistible bitchiness. I absolutely adored him. You don't find too many people with that kind of style any more - it's running out."

      Paßt zu Helmut Bergers: "Gibt keine Charlotte Rampling mehr." :) "Irresistible bitchiness" ist auch schön gesagt und wahrscheinlich sehr treffend. Andererseits, wenn einem "cat's piddle with bubbles" kredenzt wird, dann wird man das ja wohl noch sagen dürfen. :)

      OUR MOTHER'S HOUSE kenne ich, 1x gesehen als "Jede Nacht um neun", creepy. Verstehe das Unbehagen, das er Dir eingeflößt hat. :) THE NIGHT PORTER? Meisterwerk auf komplett vermintem Territorium.
      Man kann übrigens Bogarde-Filme auch damit verbringen, daß man nur auf seine Hände schaut, auf die außergewöhnlichen Dinge, die er ständig mit seinen Händen tut, die er komplett einbezieht ins "the camera is capable of photographing thought". Gut, manchmal sind sie auch "nur" Ausdruck von "irresistible bitchiness". :)
      Danke Dir für den Fingerzeig auf "Hunted" (danke Dir ohnehin für Deinen inspirierenden Enthusiasmus hier!), werde mir damit jetzt die Nacht um die Ohren schlagen. :)

      Löschen
    7. Anonym7.5.13

      Hi,

      "Ich meine, die Vorstellung ist doch letztlich auch abstrus, daß er in seinen autobiographischen Schriften anzutreten hätte mit: ja, ich bin schwul, und jetzt erzähle ich mal ausführlich, wie das so läuft bei mir." LOL! Ja das wäre echt eine seltsame Vorstellung, so habe ich's noch garnicht gesehen… Was Dirk immer enorm auf den Keks ging war eben genau das, vor allem in England, dass man mehr daran interessiert war mit wem er ins Bett stieg, als daran was er berufsmäßig tat. Die Franzosen waren da anders, was ihn sehr erleichterte. Erst gestern habe ich ein französisches Interview mit ihm gesehen, bei ihm zuhause. Ich glaube am gleichen Abend sollte in Cannes Fassbinders DESPAIR gezeigt werden, als deutscher Beitrag. Dirk's Französisch ist nicht so schlecht, manchmal bleibt er hängen, aber die Reporter helfen ihm dann gern :-) Er war so glücklich mit dem Film, weil er ihn nur in der Rohfassung gesehen hatte und nicht wusste dass RWF ihn zerschnitten hat. Der Film hat ihm viel bedeutet, und dann sowas…RWF hatte auch seine Gründe, aber trotzdem.

      Den Louvre-Beitrag habe ich leider nicht gesehen, klingt aber toll! Ich weiss nur aus Dirk's Briefen davon…Und ja, Dirk und Charlotte - die beiden waren einander in gewisser Weise recht ähnlich. Hier ein privates Foto von den beiden, ich glaube von Jacques-Henri Lartique gemacht:

      Bogarde / Rampling

      Er sieht etwas verbraucht aus, aber ich denke das Bild ist recht aussagekräftig.

      Über das Drehen der Sendung schreibt Dirk an Kathleen Tynan:

      "Paris, the Louvre part, was pretty exhausting: five pm shoot until one am and nowhere in the whole seven kilometres of corridors and galleries to smoke, eat a sandwich, or, worst of all, have a pee. Worse for the girls than the fellers... we could always piddle into an empty Evian bottle behind the Winged Victory... but the ladies writhed. Should one become absolutely desperate a Guardian, grumpy, was summonsed with huge key, and one trolled behind her, and a tiny torch (the whole building, except the 'shoot area' was in total darkness) for miles and by the time I got to the place, which she opened with a flourish and a clatter of metal, I'd forgotten what I'd come for and was utterly dried up..."

      Aber als er dann die fertige Sendung sah:

      "We arrived back here last Wednesday night (exhaustedly, I watched, with horror, the Louvre) […] The Louvre bit I found bitterly disappointing... that idiot woman did all MY talking! I spent months studying the subject, and we were 'free' and not like School-Teachers…and suddenly they 'cut' all my work and replace it with some stupid voice of a woman speaking EXACTLY as I did NOT want it to be! I wanted it to be alive and amusing […] I was very sad."

      Löschen
    8. Anonym7.5.13

      Soviel dazu… Aber Dirk war ebenso von Charlotte fasziniert wie etliche andere. Wenn man Bogarde's Romane liest zum Beispiel, und Dirk's Leben ein wenig kennt, vor allem aber die Leute mit denen er gearbeitet hat/befreundet war, beginnt man sie in seinen Charakteren wiederzuerkennen. Zumindest so wie Dirk sie sah... und 'Voiles in the Garden' widmet er ohnehin Charlotte und Jean-Michel Jarre.

      "Cat's piddle with bubbles" LOL! Wer hat das gesagt, du oder Helmut Berger? :-) Apropos, hier noch ein Foto wo er Dirk in Cannes erwischt. Beware of the Berger!

      Helmut Berger & Dirk Bogarde

      Eine Gewohnheit die Berger scheinbar immer noch hat - und Dirk dürfte nicht der einzige sein der sich davon überrumpelt fühlte, zumindest sieht er so aus.

      Aber wegen 'bitchiness' - das hat sie sehr gut ausgedrückt. Und ja, Dirk konnte ein ziemlicher Arsch sein, wenn er wollte, aber das war nur ein Teil. Wenn man Coldstreams Bio über ihn liest, stehen hinten Aussagen von Leuten über Dirk drinnen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ich nehme mal an dass die auch bewusst so von Coldstream ausgewählt wurden um Dirks Komplexität hervorzuheben, aber trotzdem…

      Ich müsste mir MOTHER'S HOUSE wiedermal ansehen um zu studieren was mich dazu brachte Dirk in dem Film zu hassen - ich glaube es war mehr das Billige und Vulgäre an Hooks Charakter. Aber die Story war ganz gut, ungewöhnlich für die 60-er. Und THE NIGHT PORTER war ein Meisterwerk, so wie du sagst, aber explosiv. Er erregt die Gemüter bis heute. Was Dirk's Hände betrifft, das scheint mir eine britische Angewohnheit zu sein. Ich habe ihn mal beim Harty-Interview 1986 beobachtet, in dem Harty vorsichtig versucht Licht in Dirks Privatleben zu bringen und mit seinen Fragen immer engere Kreise um ihn zieht. Mittlerweile kenne ich D. gut genug um zu sehen wie angespannt er war, auch wenn sein Gesicht nichts davon verriet. Seine Hände aber sehr wohl. Und irgendwann kam auch mal die 'bitchy' Aussage: "But I'm still in the shell, and you haven't cracked it yet, honey." Begleitet von einem süffisanten Lächeln.

      Wg HUNTED, gerne gerne, ein ganz netter Film finde ich. Und erst kürzlich sah ich LIBEL. Kitschig, aber Dirk ist gut in seiner Doppelrolle. Und sowas von camp, ist noch schlimmer als in SINGER NOT THE SONG, LOL! Hier ein Link zum Download:

      LIBEL

      Und wegen Enthusiasmus... Danke dass ich hier schreiben DARF. Mir kommt auch vor im deutschen Sprachraum kennt keiner Dirk Bogarde (zumindest nicht Leute meiner Altersgruppe), deshalb macht es doppelt Freude mal auf deutsch über ihn schreiben zu dürfen (Yes, I'm a bit of a fan). :-)

      PS: Sorry wegen der Rechtschreibfehler - mein Laptop ist ein wenig eigenwillig wenn es um die deutsche Sprache geht und erfindet dann Sätze und Worte neu, was ich erst viel zu spät merke. Wenn dir bei den Dirk-Zitaten was komisch vorkommt - he´s to blame, er nahm es nicht so genau mit der Rechtschreibung und ich hab´s nur kopiert!

      Löschen
    9. Dirked all over, feels good. :) Sah also HUNTED gestern nacht, fand ihn schon sehr spannend und touching, sehr beeindruckend auch diese post-war-Britain-Atmosphäre. Las gerade, daß Bogarde den Film wohl mal zu seinem Rank-Favoriten erklärt hat, und daß der kleine Jon buchstäblich untröstlich war am Ende der Dreharbeiten, Bogarde und der Junge waren so gute Freunde geworden. Es gibt ein, zwei Momente wo auch Bogarde komplett zu vergessen scheint, daß sie eine Szene spielen. - Einige der Regisseure, mit denen Bogarde gearbeitet hat, Crichton und Dearden, haben 1945 "Dead of Night" zusammen gemacht, kennst Du den Film? Ist brillant!!

      Aus dem kleinen Jon Whiteley wurde also ein Kunstgeschichtler; bringt uns wieder in den Louvre :), danke Dir herzlich für die Zitate - ja, das paßt leider zum Ende des erwähnten Artikels, wo es heißt, die Kritiken waren mäßig und die Zuschauerzahlen sanken kontinuierlich. Great idea gone wrong, apparently. Aber sehen würde ich die Bogarde/Rampling bits natürlich wahnsinnig gern.

      Er scheint das Wort "piddle" ganz gern benutzt zu haben. :) "Cat's piddle with bubbles" war Bogardes Umschreibung, in irgendeinem seiner Bücher, für etwas, das offfensichtlich nicht Champagner war. "Beware of the Berger"? I wouldn't. :) Gerade Viscontis LUDWIG auf DVD wiedergesehen, zum Niederknien.
      Seine Faszination für Charlotte Rampling ist natürlich auch unbedingt nachvollziehbar, im Kopf habe ich aber meistens, daß er Capucine als die eine Frau bezeichnete, die er hätte heiraten mögen / wollen / können. For what reasons exactly, ob dieses Bekenntnis Teil seines hide-and-seek war - nun ja, es bleibt komplex. :)

      Das verminte Territorium bei THE NIGHT PORTER, einerseits natürlich, sich an die Ungeheuerlichkeit des Nationalsozialismus in dieser Form heranzuwagen, andererseits aber auch der Gedanke der Verbindung von Erotik und Macht, bei dem these days ja schon fast jeder den Schwanz einzieht. Und im Lichte dieser beiden Gewagtheiten ist dem Film Atemberaubendes gelungen, finde ich, egal, wie oft Roger Ebert von THE NIGHT PORTER schlecht wurde.

      OUR MOTHER'S HOUSE, diese unfaßbare shabbiness Bogardes in diesem Film ist mir noch in Erinnerung, und einfach, daß er extrem weird war. Und Pamela Franklin war dabei, die ja auch in THE INNOCENTS großartig ist.
      "But I'm still in the shell, and you haven't cracked it yet, honey." Großartig. :) - In dem art-Artikel ist ein kleines Foto von Dirk und Charlotte im Louvre, vielleicht kann ich das scannen, es ist allerdings sehr klein.
      Es gibt ja eine blogspot-Seite namens discoveringdirkbogarde.com, und es ist offensichtlich so, wie Du sagtest, sobald man diesen Mann einmal gesehen hat - entweder fühlt man auf Anhieb einen diffusen Widerwillen, oder man beginnt eine Kampagne, um alles in die Finger zu kriegen, was er je gemacht hat. I'm a slow starter :), und es fehlt noch eine Menge. LIBEL / Die Nacht ist mein Feind, got it on video from TV, auch einige der Doctor-Filme, nur leider gerade unerreichbar. Mit Brigitte Bardot verstand er sich auch gut, oder? :)
      Mir kommt es auch immer so vor, als würde Deutschland kulturell verblöden, aber wir streichen das jetzt mal aus dem Protokoll. :) Bin einfach entzückt, daß ich von Dir so viel über Bogarde lerne. Darf ich fragen, da Du auf Deine Yankee-Tastatur angespielt hast, von wo genau Du schreibst? :)

      Löschen
    10. Anonym9.5.13

      LOL, das mit dem Laptop: nein ich schreibe nicht aus den USA, UK oder Australien oder so, ich habe nur einen amerikanischen Mac, das ist alles... aber ich lebe in Wien. Dirked all over, ja es scheint so, und ich scheine dich ein wenig infiziert zu haben, aber ich schätze die Voraussetzungen waren wohl auch günstig ;-)

      Wg HUNTED, ja ist ein Lieblingsfilm von Dirk und er und der Kleine verstanden sich auf Anhieb. Auf FB gibt´s ein paar nette behind-the-scenes-Fotos von den beiden, also dürfte die Chemie da schon gestimmt haben, und wie Dirk sich da um den Kleinen kümmert in einigen Szenen, ist schon sehr rührend. Allerdings hat er später mal erzählt er sei stark geneigt gewesen Jon zu adoptieren, weil er so schreckliche Eltern gehabt haben soll... Was nicht stimmt. Überbordende Phantasie. In einer der Autobios läßt Dirk Tony sagen: "Es erstaunt mich immer wieder wie sehr du deine eigene Version von den Dingen glaubst." - oder so ähnlich. Russell Harty erzählte er mal von seinen belgischen Verwandten im Schloß Wolvenhof, welches er zur Zeit des 2. Weltkriegs besucht haben soll. Dazu tischt er ihm eine Story auf mit einer ganzen Prozession von Leuten die mit ihm zum Schloß gepilgert sein sollen, inklusive Bürgermeister und Priester...very touching. Aber nicht wahr. Dirk HATTE Verwandte in Belgien, es gibt sogar eine Van den Bogaerde-Straat in Izegem, aber er war nie wirklich dort. Jahre später fuhr er mal mit Tony hin (als sie PROVIDENCE drehten), aber als es darum ging seine Verwandten auch zu besuchen hat er dann gekniffen. Und noch später gibt er in einer Autobio zu, er habe sich so sehr gewünscht das Familienschloß zu besuchen und sich das ganze so schön ausgemalt, daß er die Geschichte selbst für wahr gehalten hatte. Go figure. Bogarde halt eben...

      Michael Relph und Basil Dearden kenne ich als Regisserur/Produzenten-Duo, die viel social realism-Filme gemacht haben, so wie VICTIM. Crichton kenne ich weniger, aber wenn ich DEAD OF NIGHT finde, guck ihn mir natürlich an, danke für den Tipp! Und wenn du das Bild von Dirk und Charlotte einscannst bin ich dir auch dankbar! :-)

      Löschen
    11. Anonym9.5.13

      Bezüglich Capucine: Ja es heisst Dirk hätte sie geheiratet, hätte sie ja gesagt, andere vermuten nur Camouflage dahinter, sonst nichts. Keiner weiss es wirklich. Meine persönliche Theorie: Capucine war eigentlich lesbisch, also kann ich mir nicht vorstellen daß da viel gelaufen wäre - aber was Dirk betrifft, bei ihm kann ich mir schon vorstellen daß er sich eingeredet hat sie heiraten zu wollen. Sie war wunderschön, kühl und innerlich ein Kerl - das ging soweit, daß sogar die Presse spekulierte sie sei in Wirklichkeit ein Mann. Und ihr Mundwerk, LOL! Einmal servierte sie Tony, Dirk und zwei Gästen kalte Spaghetti mit Heinz-Sugo aus der Dose mit den Worten "Here you are, cunt!" Mit einem Lächeln, versteht sich. Scheinbar hatte Dirks Köchin an dem Tag frei und sie mußte wohl oder übel einspringen. Dirk lächelte nur und begann die Nudeln zu portionieren als wäre nichts gewesen...und so verhungert wie sie alle waren stürzten sie sich darauf wie auf ein Luxusbuffet, LOL! Aber um eine lange Geschichte zu verkürzen: Ich glaube Dirk hätte sie schon geheiratet - es klingt schon so nach einem nicht besonders gut durchdachten Dirk-Plan, der für ihn zumindest einige Probleme gelöst hätte. Und nachdem Tony seine Flirterei mit ihr auf ihrer privaten Kamera aufgezeichnet hat, dürfte es wohl auch für ihn OK gewesen sein. Dirk war jedenfalls nicht der Typ für eine reine Scheinehe, wie sie Rock Hudson aufgezwungen wurde. Aber eben, das ist nur meine Theorie. Im Grunde halte ich Dirk für jemanden der sich generell ungern einschränken und kategorisieren ließ, und wie du schon mal geschrieben hast, ist Erotik viel zu aufregend für banale Kategorisierungen ;-) Und Dirk war von manchen Frauen fasziniert, nicht vielen, aber immerhin. Auf welche Art und Weise ist eine andere Frage, also ja, es bleibt komplex. Gut so. :-)

      Wg "cat´s piddle"...ja ich dachte schon daß das so nach Dirk klang, war mir aber nicht ganz sicher :-) Und ich habe auch nichts gegen Helmut Berger. Aber bei THE DAMNED (aka Götterdämmerung) mußte Visconti ihm alles sagen, jede Geste, jeden Blick...und er hat Dirk sehr stark rausgeschnitten zugungsten von Berger "...for the boy, you understand". Dirk war sauer, aber "Papa" machte alles wieder gut mit DEATH IN VENICE, also was soll´s. Lies mal "Voices in the Garden" von Dirk, wenn das nicht Visconti ist über den er da schreibt (und Berger), ess ich meinen Hut... Und LUDWIG habe ich noch nicht gesehen - Viscontis letzter Film, oder? Es gibt noch sooooo viel das ich noch nicht gesehen habe...

      Löschen
    12. Anonym9.5.13

      Ich habe den Artikel von Ebert gelesen, danke für den Hinweis. Bis zu einem gewissen Grade verstehe ich ja die Ablehnung von THE NIGHT PORTER - es war eine gewagte Kombination, keine Frage. Aber es ist glaube ich auch so, wie Charlotte mal sagte: Die Leute wurden durch etwas erregt von dem sie das Gefühl hatten dass es sie nicht erregen sollte, eben die Verbindung von Erotik und Macht. Das will man dann nicht wahrhaben, man könnte ja als pervers oder sadistisch oder machtgeil rüberkommen, böse, böse, böse. Ich hatte mal eine recht heftige Diskussion mit einer Filmwissenschaftlerin darüber, und dabei kam auch Foucault ins Spiel. Für manche Menschen ist Macht und Erotik in Kombination eben ein Tabu und da fährt die Bahn drüber, sozusagen. Aber wenn man sich ansieht wie erfolgreich sich "Fifty Shades of Tra- Grey" verkauft... Ich glaube 1974 hatten Frankreichs Vogue-LeserINNEN NIGHT PORTER sogar zum Film des Jahres gewählt (laut Dirk), also bitte. Aber das hier weiter auszuführen würde wohl länger dauern. also lass ich´s lieber...

      discoveringdirkbogarde kenne ich natürlich - die gleiche Person hat auch dieses coole Video von Dirk mit dem Goldfrapp-Soundtrack gemacht - sehr inspirierend. :-) Ein kleiner Tipp wg DOCTOR-Filmen: coachBswife auf YT hat da einige anzubieten, allerdings mußt du ihren Kanal abonnieren. Sie hat viele alte Filme hochgeladen die man nur dann sieht, wenn man Abonnent ist. Ich persönlich halte ja nicht viel von Dirk in Comedy, außer MODESTY BLAISE vielleicht, aber das auch hauptsächlich weil es so herrlich 60ies ist. Und es ist auch nichts gegen Dirk selbst, er hat seine Sache immer gut gemacht, aber er ist halt nicht der Typ für Comedy für mich... Und ja mit Brigitte verstand er sich ganz gut... und er lernte sogar von ihr, vornehmlich das Wort "non", und wie man es ohne Reue benutzt. Er schrieb mal einen Zeitungsartikel, ein Portrait über sie: "Non! Non! Non!":-) Aber er verstand sich mit den meisten ganz gut, glaube ich. Zumindest habe ich noch nicht viel Gegenteiliges gelesen bis jetzt, die meisten KollegInnen äußerten sich eher positiv über ihn - außer die Geschichte von John Fraser über Dirk und die Harley, die du bestimmt kennst.

      Ich weiß nicht ob die Leute kulturell verblöden - wenn man den Mainstream ansieht, drängt sich einem der Gedanke auf, ja. Aber es gibt auch Lichtblicke. So wie diesen Blog hier zum Beispiel :-) Und was Bogarde betrifft, er ist für mich ein wenig ein Bindeglied zu einer anderen Welt. Man muß nur mal gucken mit wem er gearbeitet hat und was diese Leute gemacht haben. Oder die Bücher die er gelesen hat...alles neue Welten, die man auch ohne ihn entdecken kann, klar. Aber er ist ein wenig ein Wegweiser für mich geworden, einfach weil ich seinem Geschmack vertraue - und bis jetzt bin ich damit ganz gut gefahren. Gott, ich schreibe ja Romane...Sorry.

      Löschen
    13. Oh weh, ja. Ich halte Realismus ja auch für eine Illusion :), aber wer wüßte nicht, wie die Konfrontation mit sehr eigener Version von den Dingen einem das ganze Spannungsfeld zwischen fasziniertem Erstaunen und Wahnsinnigwerden eröffnet. Da brauchte es sicher manchmal den ganzen Tony, um damit klarzukommen. :) In HUNTED ist es übrigens besonders die Szene, in der die beiden im Farn sitzen und die Eier anpieken, die ich meinte: Bogardes giggle aus dem Off, als wir Jon in Großaufnahme sehen, ist so for real, kommt so spontan und un-filmisch von außerhalb des Einstudierten, ein Moment, in dem sich Bogarde nicht mehr um die Kamera kümmert, nur noch um Jon und das Ei - bezaubernd. :)

      Forwood war ja wohl auch Bogardes Verbindungsweg in jene Welt, in der man auf die profanen Widrigkeiten stößt, die Iggy Pop mal beschrieb mit: Herausfinden, was ein Liter Milch kostet. Es gibt eben Menschen, denen es unmöglich ist, auf sinnvolle Weise ein Auto zu steuern, einfach, weil dieses ganze Herumgeschalte und Pedaltreten etwas völlig Unwirkliches für sie ist. :) Die belgischen Verwandten - war es nicht übrigens auch so, daß er es haßte, wenn man "Dirk" so aussprach, wie Amerikaner und Engländer es eben geneigt sind auszusprechen, so gänzlich un-flandrisch? :)
      Und diese junge Dame hier heißt eigentlich Jasmine van den Bogaerde und ist seine Großnichte?? Gott, was die Menschen alles nicht wissen. Nun gut, ich wußte es bis eben auch nicht. :)

      Bitte keine langen Geschichten mehr verkürzen, bei "Here you are, cunt!" war ich gerade so richtig drin. :) Gestehe, daß ich Capucine auch über die Maßen faszinierend finde, in Fellinis SATYRICON sieht sie einfach nicht mehr aus wie eine Schauspielerin der Jetztzeit, sondern tatsächlich wie eine materialisierte Hetäre or something. Her killer mouth, so tragisch der Hintergrund war, - wenn man es aushält, daß einem die Ohren schlackern, kann das sehr attraktiv sein. Wem soll man denn heute zuhören, Maria Furtwängler? :) Ich entnehme der Syntax von "klingt schon so nach einem nicht besonders gut durchdachten Dirk-Plan", daß Du gelernt hast, mit einer Menge nicht besonders gut durchdachter Dirk-Pläne zu leben. :)

      Naja, nach LUDWIG II. kamen noch GEWALT UND LEIDENSCHAFT und DIE UNSCHULD, aber dazwischen lag Viscontis Schlaganfall. Dann sage ich mal nichts zu dem Film, außer: that's how you do it motherfuckers. Und damit meine ich Visconti und Berger. In einer gerechten Welt würden all die Kretins, die sich an Berger als Skandalnudel delektieren, im Starnberger See untergehen. :) [Berger mußte sich nach den Dreharbeiten übrigens einer Schlaftherapie unterziehen, weil er auch Ludwigs Nachtaktivität komplett verinnerlicht hatte].

      Tja, da wird man wehmütig, Vogue-Leserinnen Frankreich 1974. Wir müßten ein Buch schreiben, um der weichgespülten Gegenwart auf den Grund zu kommen, jeden Tag mindestens drei Meldungen aus dem Reich des Neo-Puritanismus. Erotik & Macht, Camille Paglia hat in "Die Masken der Sexualität" ein ganz gutes Evangelium dazu verkündet, finde ich. Fifty Shades… ist in diesem Zusammenhang in etwa das, was die Twilight-Serie fürs Vampirgenre ist, oder? :) - Well said, die Leute werden durch etwas erregt, von dem sie das Gefühl haben, daß es sie nicht erregen sollte, very well said.

      Also, ich habe Dir einen Scan gemacht von diesem Minibild, wenn Du Deine Lupe parat hast? :) Tut mir leid, mehr war nicht rauszuholen, but here it is:

      Bogarde Rampling Louvre

      Fraser, kurz stieg die most notorious party von 1967 vor meinem geistigen Auge auf, aber das war Robert Fraser. John Fraser, der aus "Ekel"? Nein, ich kenne die Geschichte nicht oder erinnere sie nicht, tell me please! :)

      Löschen
    14. Ansonsten habe ich in den Tiefen meines Notebooks noch das hier gefunden, hatte es mal als word-doc gespeichert. Du kennst es gewiß so oder ähnlich, aber so stammt es aus dem Telegraph, 10. Mai 1999.

      LAUREN BACALL, the last friend to see Sir Dirk Bogarde, who died on Saturday from a heart attack, said yesterday that he had been "in terrific form and feeling very sharp".
      The Hollywood actress said she was "absolutely shocked" by his death at the age of 78. During her two-hour visit to his Chelsea home on Friday he had seemed physically and mentally better than at any time since he suffered a stroke in 1996.
      "He was stronger and I think he had a sense of hope that he would be able to do more," said Bacall, who had been a close friend for 40 years. "He talked about doing more writing and about going out again which seemed impossible 12 months ago.
      "There was no downer to it. I brought him a couple of books and he was much livelier and much more involved than before. He said in two years time he would be 80 and he was looking into the future. I was very happy and very surprised at how much better things seemed to be inside himself. I was going to come in and see him again this week."
      Brock van den Bogaerde, the actor's nephew, said of Bacall's visit. "I am so pleased that of all the many people who were his friends it should be her who was the last to see him. He absolutely adored her." He said that his uncle had enjoyed a "raucous and wonderful" visit from the actress.
      Sir Dirk, the star of 70 films and Britain's first matinee idol, is to be cremated at a service attended by family members only. Also according to his wishes, there will be no memorial service. He had openly detested public grieving and memorial services for others.
      "He just wanted to disappear in the mist of the meadow," said Mr van den Bogaerde. "I think he felt his living life was the thing to concentrate on, not the afterlife."
      He said he wanted to dispel a mistaken impression that his uncle had been a recluse. "He had many visitors and he stayed in touch with a wonderful cross-section of people, particularly literary people."

      Löschen
    15. Anonym11.5.13

      Hah, was du da schreibst über das Spannungsfeld zwischen fasziniertem Erstaunen und Wahnsinnigwerden erinnert mich an DESPAIR… Dirk als Hermann Hermann, der langsam aber unweigerlich durchdreht. Auf der DVD ist da noch übrigens ein Interview mit den Filmemachern, wo Fassbinders Cutterin erklärt warum sie den Film zerschneiden mussten, und Dirk kann man auch beim Arbeiten zusehen, zwar nur kurz, aber trotzdem. Behind the scenes, meine ich, sonst schauen wir ihm ja eh immer bei der Arbeit zu, LOL! Es gab auch einen Briefwechsel zwischen Dirk und RWF, in dem sich letzterer dafür bedankte dass Dirk ihm gezeigt hatte was 'Autorität ohne Angst' bedeutet.
      Ausserdem gesteht er in dem Schreiben dass er einen Todeswunsch habe, was ihm Dirk in einem Antwortbrief ausredet. Fassbinder soll sich seine Tabletten reinschmeissen und in die Disco gehen wenn er es nötig habe, aber er solle Leute die ihn runterziehen, meiden. Eigentlich ein sehr ermutigender Brief - und RWF soll ja nicht Selbstmord begangen, sondern seine Drogen schlecht gemischt haben, Jahre später. Angeblich. Das französische Interview habe ich mittlerweile auch angeguckt und Dirk erzählt wie Fassbinder ihn für die erste Besprechung zuhause besucht hat...
      Einer von seiner Entourage meinte, es sei ein besonderer Tag, denn Fassbinder habe einen Anzug und eine Krawatte an…nicht der übliche queer-noir-Look, wie Dirk sagte. Und RWF soll da ziemlich schüchtern gewesen sein. Überhaupt meinte Dirk, Fassbinder's hartes Macho-S/M-Gehabe sei nur Show gewesen, innen drin sei da ein weicher Kern. Hm. Ich finde es jedenfalls einen Wahnsinn, wenn jemand mit 30 Jahren schon 30 Filme gedreht hat - und zwar gute Filme.

      Das mit der Realität - ich halte es da ähnlich… Es erstaunt mich immer wieder wenn Leute die Realität für eine fixe und unveränderliche Kategorie halten. Dinge passieren, klar, das kann man nicht ignorieren. Und es gibt eine physische Welt, das Spielfeld, in dem wir uns alle bewegen, es ist nicht unbegrenzt. Aber ich denke bei der sozialen Realität handelt es sich um etwas, wo die meisten die Spielregeln akzeptiert haben, und es gibt eben Gewinner und Verlierer. Tag für Tag sieht man wie diese Regel ihre Anwendung findet, aber das heisst noch lange nicht, dass es nicht auch anders sein könnte. Meiner Auffassung nach wird Realität gemacht, ist nicht etwas das von uns getrennt ist - die Politik, die Weltwirtschaft, die globale Erderwärmung usw. - und wenn ich mich so umschaue, muss ich sagen es funktioniert zwar irgendwie... but we're doing a lousy job. Deswegen habe ich da Sympathie für jemanden wie Dirk Bogarde, der in Gedanken eigentlich irgendwo in den Wolken schwebte - einen seiner Briefe hatte er mal mit Datum und allem schon versehen, als er registrierte dass er im falschen Monat war. Nicht Tag oder Woche, nein, im falschen MONAT, LOL! Aber für diese Dinge war dann wohl Tony zuständig, wie Autofahren (gut beobachtet, übrigens), Bankkonten, Rechnungen zahlen, Verträge usw. Dirk hätte es ohne ihn nicht wirklich gepackt glaube ich, zumal er ja nicht ein durchgängig glücklicher Mensch war… Sein Neffe Brock meinte im Interview dass Dirk Fassbinder deshalb gut verstanden habe, aber im Gegensatz zu ihm hatte er Tony der ihn zurückhielt oder wieder auf den Boden der Realität runterbrachte, wenn nötig...

      Löschen
    16. Anonym11.5.13

      Ich habe die Szene mit Jon und dem Ei übrigens nochmal angeschaut…ich weiss jetzt, was du meinst :-) Wegen Dirk und seinem Namen, mir ist nicht bekannt dass es ihn gestört hätte wenn man seinen Namen so 'un-flandrisch' aussprach. In einem Interview hat er's eh mal mit flämischer Betonung ausgesprochen, klingt etwas anders… Aber er selbst hatte ja seinen Namen von Derek in Dirk umgewandelt, als es mit der Filmkarriere losging. Van den Bogaerde - from the orchards… und wenn das Familienmotto auch noch 'sempre viridis' lautet, muss man ja fast zwangsläufig ein guter Gärtner sein, oder? Was Dirk auch war. Und ja, Jasmine VdB ist Dirk's Grossnichte.

      Wg SATYRICON - Gott, habe ich seit 100 Jahren nicht mehr gesehen... und da war Cap dabei? Wow. Ich halte sie nicht für super-talentiert, sie hatte aber diese kühle, aristokratische Ausstrahlung, kein Wunder dass Dirk sich zu ihr hingezogen fühlte. Und wg nicht gut durchdachten Dirk-Plänen, ich muss ja glücklicherweise nicht damit leben, LOL! Die Ehre hatte Tony Forwood, vor dem ich meinen Hut ziehe... Ich denke wenn ich Dirk mit einem Wort beschreiben müsste, dann wäre das 'ambiguous'. In so ziemlich jeder Hinsicht - wenn man damit nicht kann oder das nicht will, dann löst Bogarde eben diesen diffusen Widerwillen in einem aus, von dem du mal gesprochen hast, sofern man das Interesse hat über den Mann ein wenig nachzuforschen. Bleibt man an der Oberfläche, begnügt man sich mit seinen besten Filmen und verbucht ihn unter 'guter Schauspieler' und das war's dann. Oder, wenn man eine Frau ist (oder schwul), verfällt man ihm vielleicht - wie so ziemlich jedes Mädel im GB der 50er Jahre. Das ist die prekäre Phase - wenn man dann weitergeht durch den Nebel und kein Problem mit Ambivalenz hat, entwickelt man entweder eine Faszination für ihn, oder man hat das Rumirren irgendwann satt. Oder, dritte Möglichkeit, was manche seiner DOCTOR-Fans (vor allem weibliche) gewählt haben dürften: man ignoriert das Dunkle in Dirks Charakter, liest über grenzwertige Aussagen oder BDSM-Kapitel in seinen Romanen hinweg, und gut is. Wie langweilig…aber jedem das seine. Und Dirk war ein wenig das, was man eine 'loose cannon' nennen kann. In einer Fernsehsendung hatte sich ein Interviewer irgendwo verhaspelt, jedenfalls bezeichnete er Dirk ständig als 'up and coming star', bis Dirk mal anmerkte: 'I've never been up and coming that often in two minutes before…' LOL! Und das in den 50ern, vor laufender Kamera, I ask you. Und eine live-Sendung kann man halt nur schwer zensurieren. Aber mit der Zeit lernte er seine Zunge zu hüten.

      Wg Visconti, also hat er noch weitergemacht nach dem Schlaganfall, wow. 'In einer gerechten Welt würden all die Kretins, die sich an Berger als Skandalnudel delektieren, im Starnberger See untergehen. :)' - LOLOL! :-D Ich kenne Berger nicht wirklich, aber er muss Talent gehabt haben, keine Frage. Für Visconti zu arbeiten hiess zu den Besten zu gehören, dass Berger Viscontis lover war reichte da sicherlich nicht. Und wg THE DAMNED, da stand er ja zum ersten mal so richtig vor der Kamera, keine Ausbildung vorher, nada… Und er hat seine Sache sehr gut gemacht…eine der ärgsten Rollen überhaupt, wie ich finde.

      Löschen
    17. Anonym11.5.13

      Diese Camille Paglia muss ich auch noch ausfindig machen, danke für den Tipp. Und 'Fifty Shades' habe ich nicht gelesen, werde ich wohl auch nicht - die Rezensionen zu lesen hat da gereicht. 'Holy crap', 'holy shit', 'my inner goddess is on her knees'…'my inner goddess is dancing Tango' - ich meine, come on… Ja, soweit ich weiss ging die Autorin von 'Twilight' aus, es war eigentlich eine Fanfiction die sie da schrieb. Ich habe es wie gesagt nicht gelesen, aber so wie es scheint gibt es keinen ordentlichen PLOT, dafür aber einen Haufen S/M. Was mich per se ja nicht stört, sonst dürfte ich auch Dirks Romane nicht lesen, aber ich finde es ein wenig schwach, sorry. Aber ich bin wohl voreingenommen, ich geb's ja zu. Und wegen: 'Wir müßten ein Buch schreiben, um der weichgespülten Gegenwart auf den Grund zu kommen, jeden Tag mindestens drei Meldungen aus dem Reich des Neo-Puritanismus.' Bitte näher ausführen! Nicht weil ich es nicht verstehe, sondern weil ich gern LESEN würde was genau du meinst :-)
      Danke auch für das Foto von Dirk und Charlotte - ist ja eh nicht so klein :-) Es muss einem nicht immer alles HD und scharf gestochen ins Gesicht springen, oder? ;-)
      Und wegen Fraser, jaja, der aus REPULSION. Ich habe kurz wieder den Trailer auf YT angeguckt…Catherine Deneuve, einfach fabelhaft. Habe den Film sicher schon zehn Jahre nicht mehr gesehen… Polanskis erster Film in London, wenn ich mich recht erinnere. Aber was Dirk betrifft, hier ist der Artikel dazu:

      John Fraser / Memoirs

      Ich weiss nicht, wie weit ich ihm glauben soll, zum einen weil ich mir nicht vorstellen kann dass Dirk und Fraser sich so nahestanden dass er ihn so eingeweiht hat, aber wer weiss… Und zum anderen weil Tony der Technik-Freak war, nicht Dirk. Er hat mal zwar einen Film gedreht in dem es um frühe Rennfahrer ging - bei seinen ersten Fahrversuchen ist er ziemlich oft auf seinem Hintern gelandet :-) Der Regisseur soll ihm empfohlen haben: 'take the bike home and make love to it like to a woman.' Sein Biograf meinte dazu nur, dass Dirk dies vielleicht allzu wörtlich genommen habe…was, wenn es von Coldstream kommt, bedeutet, dass er es Dirk durchwegs zutraut. Und zwar zu recht - der Kink floss Sir Dirk nämlich bei den Ohren heraus… Für mich würde die Story jedenfalls weniger hinken, wenn Fraser die Harley weggelassen hätte, denn irgendwie passt das nicht. Dirk konnte weder ein Motorrad fahren, noch reiten - trotz der Tatsache dass er sich oft in Reiterhosen fotografieren liess…als ihn mal ein befreundeter Fotograf danach fragte, soll Dirk ja ganz blass geworden sein und dann jahrelang nicht mit ihm gesprochen haben…Da wurde jemand wohl kalt erwischt, LOL! Aber eben, er war kein Action-Typ, er konnte nicht mal schwimmen oder Tennis spielen oder sowas. Also nicht gerade ein Macho…aber er konnte gut schiessen, ein Überbleibsel aus Armee-Zeiten. Tja, Dirk und die Harley, ein weiteres Rätsel.

      Löschen
    18. Anonym11.5.13

      Danke auch für den Artikel den du da abgetippt hast, ich weiss es sehr zu schätzen. Ich hatte versucht diesen Artikel aufzutreiben, zumal Dirk gestern vor 14 Jahren gestorben ist, und ich ihn noch nicht gelesen hatte... woher wusstest du das, LOL! Schön zu lesen dass Dirk scheinbar gut drauf war - passiert übrigens oft, zumindest was man so hört, dass Leute kurz vor ihrem Tod nochmal so richtig aufblühen. In 'For the time being', eine Sammlung von Zeitungsartikeln und Buchrezensionen, die Dirk im Laufe der Jahre geschrieben hatte, beschreibt er im Vorwort wie es mit ihm bergab ging, und das ist nicht lustig. Von den körperlichen Beschwerden abgesehen ging es ihm psychisch ziemlich mies, und er war eine zeitlang auf Antidepressiva, was nicht verwunderlich ist… Wenn man den Kerl mag, zieht einen das schon runter. Aber wie es scheint war er ein Stehaufmännchen - es war tröstlich das zu lesen. Als Tony starb, schrieb er an seinen Neffen Brock, dass er oft daran gedacht hatte einfach kurzen Prozess zu machen - die Tabletten hatte er ja. Er tat es aber nicht, denn 'Tote (Tony) would be very angry […]' Ausserdem meinte er, er sollte etwas dankbarer sein, also liess er es bleiben. Und auch gut dass er noch schreiben konnte, denn ohne eine Aufgabe wäre er wohl nur dahingesiecht, schätze ich. Also brachte er sich mit beinahe 70 noch Kochen bei, pflanzte Blumen auf der Terrasse und schrieb noch ein paar Bücher und Rezensionen. Unproduktiv zu sein macht einen immer so träge…scheinbar auch dann, wenn man über siebzig ist!

      Löschen
    19. Einfach wunderbar, wie Du mir erzählst, was ich immer schon wissen wollte, ohne daß ich die Fragen dazu stellen muß. :) Weiter oben (oder unten) hatte ich ja schon geschrieben, daß ich es immer sehr ergreifend fand, daß Bogarde gerade mit Fassbinder einen so faszinierenden und für ihn so wertvollen Film erschaffen konnte, also mit einem Deutschen, keeping in mind, daß er mit 24 die Erfahrung machte, die er mit einem Blick in Dantes Inferno verglich, die Befreiung von Bergen-Belsen, registered forever, als innere Tätowierung. Daß es da diesen Briefwechsel gab, in dem Bogarde Fassbinder this death wish auszureden versucht, ausreden kann, - damn. Stops me in my tracks. - Ich denke, daß RWF überhaupt ziemlich schüchtern war, - ruppig, um nicht an Weichheit und Empathie zugrundezugehen, an "femininer" Sensibilität. Wenn Petra von Kant da für Fassbinder selbst spricht, liebte er Scott Walker bzw. die Walker Brothers. In der Szene, in der PvK sagt, "Das sind Platten aus meiner Jugend…" etc, läuft "In My Room" von den Walker Brothers. Und wenn einer das in seinem Film unterbringt, weiß man schon eine Menge über ihn. - Leute meiden, die einen runterziehen. It's so simple it's brilliant, isn't it. Mußte ich in Zeiten des Internets auch erst wieder neu lernen. We turned our backs on a loaded gun. Ich liebe diesen Song. :)

      Alles richtig, was Du sagst, zur Realität :), wobei ich wohl primär in die Richtung dachte, daß wir alle, in the end, Impressionisten sind. Realität ist, was Kant uns ja hinter die Ohren schrieb, nie so, wie wir meinen, daß sie ist, schon weil wir diesen spezifischen Apparat haben, der uns vorgaukelt, eine Realität so zu sehen, wie sie ist. Gibt keinen Ausweg zur "Realität an sich", also kann man sich genausogut sagen: some stories are better than others, some doors are better than others, some ways are better than others. Und seit ich denken kann, haben mich irgendwie "abweichende" Formen, "die" Realität zu sehen und zu beschreiben, fasziniert; Widerstandsbewegung gegen die Parallelwelt, die als "Realität" behauptet wird. Sehr allgemein gesprochen. :)
      Van den Bogaerde heißt from the orchards??! Phantastisch. Phantastisch auch, was Du zu Bogarde als 'ambiguous' sagst, bzw. zur Bedeutung des Aushaltenkönnens von Ambivalenz überhaupt, weil mir irgendwann klar wurde (nicht in Bezug auf Bogarde), wie elementar diese Bedeutung ist.

      Löschen
    20. 'I've never been up and coming that often in two minutes before…' ist hilarious, und das in den 50ern indeed, - und lookathere, da ist sie also wieder, die ominöse schwarze Lederhose. Hm, wie auch immer die Harley da reingekommen ist, "high-revving a static Harley-Davidson motorcycle in his loft while gazing at a poster of himself clad in crotch-hugging leather trousers as a Spanish bandit in the 1961 film The Singer Not the Song" klingt wie eine Szene aus Kenneth Angers "Scorpio Rising". :)
      Schwimmen konnte er auch nicht? Fein. Dann teile ich ja nicht nur mein Sternzeichen mit Bogarde, auch mein Wasserverhalten ist kurz vor bleierner Ente. Ich glaube, in "Zur Sache, Schätzchen" sagt dieser Typ: "Im Wasser ist es immer so langweilig. Man weiß eigentlich nie, was man machen soll." Außer schwimmen eben, und dann finde ich es irgendwie empörend, daß man diese Bewegungen machen muß, bloß um nicht abzusaufen. Ich mache Bewegungen, wann ich will. :) - Und Reiten: kennst Du Christopher Walkens schönen Satz, als ihm Tim Burton dieses mechanische Pferd zeigte, auf das er sich für einige Szenen in "Sleepy Hollow" setzen konnte? "Now that's my kind of horse." Bogarde dachte wohl ähnlich, offensichtlich. In "Die Nacht ist mein Feind", den ich gestern nochmal sah (auf Deutsch also, muß den mal im Original anschauen) gibt es diese Ausritt-Szene, und auf dem Pferd hat Bogarde ganz deutlich diesen "Ich bin sehr unzufrieden mit dieser Situation"-Gesichtsausdruck. :) - Guter, aber seltsamer Film, angefangen von Bogardes gefärbtem Haar, das seltsamerweise erst recht nicht vergessen läßt, daß Olivia de Havilland (marvellous as she is) um einiges älter ist als er, dann wird der Film so richtig fesselnd, und dann kommen Robert Morley und Wilfrid Hyde-White und feixen sich durch den subplot, beide natürlich großartig, aber irgendwie weiß man die ganze Zeit nicht so recht, ob man das alles so hinnehmen soll; am Ende, Mark hat Buckenham dafür gedankt, daß er ihm sein self wiedergegeben hat, sehen wir Margaret im Gerichtssaal mit Marks Augen, und ich dachte, "Und nun zu dir, Schlampe!", ok, not seriously :), aber Mark hatte einen Punkt, als er sagte: du hast mich geliebt die ganze Zeit, nicht einen Namen! - Anyway, Bogarde ist großartig, in beiden Rollen, du suchst nach den Tricks der Make-up-Abteilung, um zu verstehen, warum Welney so completely different erscheint, aber nein, es ist Bogardes magische, subtile Schauspielkunst, in die nunmal nicht wegzudiskutierende Ähnlichkeit :) so große Entfernung zu legen, - brillant.
      Ja, das wurde mir auch erst hinterher klar, daß es Bogardes Todestag war, strange. Absolut bewundernswert, wie er sich noch einmal fing, nachdem er mit Tony Frankreich verlassen mußte, nach Tonys Krankheit und Tod, nach seinen eigenen massiven gesundheitlichen Problemen. Ich kenne auch seinen "At The Black Door"-Text. Ich saß zufällig vor dem Fernseher am 8. Mai 1999, als die Meldung von seinem Tod in einer ARD-Nachrichtensendung kam, am Abend. Es war ein Sonnabend. Vier, fünf Jahre lang war mir Bogarde damals sehr nah gewesen. Fast: vertraut. Es war, als hätte man erfahren, daß ein Verwandter gestorben ist.
      "Vertraut"… we haven't cracked the shell yet, honey. :)
      Zum Neo-Puritanismus… später. :)

      Löschen
    21. Anonym12.5.13

      Wg alles erzählen ohne dass du danach fragen musst…Aber gerne! Weil dich das zwischen Fassbinder und Dirk so fasziniert, dachte ich ich tippe dir den Brief von Dirk an Fassbinder nieder…die Rechtschreibfehler sind übrigens Dirks, nicht meine….

      Clermont
      24 June 1977
      My dear Reiner-
      Forgive me that I type this to you instead of writing to you in my own hand…you would never be able to read it I fear, and it is important that you read what I want to say to you. After all, we have never been able to 'speak' to each other, so I must take the chance of writing.
      Your absence at the Farewell Party of course saddened me…you are the Boss and you were expected by us all…however I didn't expect you myself, for I know you just a little bit now, and I knew that you would perhaps not have the special kind of courage needed for that sort of evening! However your letter gave me great happiness as well as great sadness too. Paradox? Perhaps.
      I suppose I have never worked with anyone before who had a 'Death Wish'…and being a very adventurous, curious, believing kind-of -person myself, I find it very difficult to understand. Although, God knows, I do understand the atmosphere in Germany after only three months stay…it cannot be easy for a person of your age and generation to bear easily. But you must fight that terribly dangerous atmosphere…and push it aside…You say in your letter to me that 'More likely there is more despair than anything else..' I assume you mean Life? That is fundamentally NOT TRUE! Life is full of hope and promise.
      A minor example, if you like, is our recent work together. Nabakov, the odd Mr Stoppard…myself, Andrea…all of us together, with you, under your controll, making a film of which we will all, I know, be tremendously proud. Sharing ideas and emotions among so many different ages and beliefs…but all united under the splendid 'umbrella' of your particular form of Genius. And that is not too strong a word. Though often misapplied. In your case I dont think that it is. I did'nt actually 'learn' anything from you, I suppose… that is not important…but I hope that I was able to bring to you some of the learning and teaching which I have had from people like Cukor, Milestone, Clayton, Losey, Visconti and Resnais and the rest of them…and so SHARE that learning with someone like you is quite wonderful. To see it used and re-used, as you did, to see you 'eat' literally, the training which I brought to you, was magical for me. I was simply handing on the 'baton' in this extraordinary business of the Creative Cinema. And to see you take that 'baton' is HOPE, Reiner…NOT ever despair! You must realise by now how devoted to you both Andrea and I were…and how much we respected you and wanted to do our very, very best for you. At the beginning I admit it was far from easy and I was almost in despair myself! But we struggled on together, you and she and I, and I have no doubt whatsoever that we have made an extraordinary film together.
      But we could not have done it without you…is'nt that a hopeful sign? Surely? To receive, and to give love, and trust, in work as difficult as ours takes more than despair, my dear fellow.
      I have probably bored you shitless by now, with all this. Anyway you can tear it all up and I will never know.

      Löschen
    22. Anonym12.5.13

      One thing more before I go…you say in your letter that I have taught you Authority without Fear. I don't know if that is so… But did you ever realise that this its exactly what you have NOT got? You have Authority with fear…everyone, from Minx down to the Publicity Frau was shit terrified of you. And your Authority. So if I have, by any chance, taught you what it is to have it WITHOUT fear, then for God's sake use it soon! It will make your life slower, more irritating, and generally take longer. But it is well worth while winning. You create it wonderfully well yourself…the too loud music the too fast car…the Death Wish I suppose…but I know, and you know, that all that junk really conceals a very pleasing 'soft center' as Herman used to say…but be careful of it. It can rebound in your face so damned easily. and with your blinding talent you really dont need too much. Just enough to keep the Front Office worried. But not too much.
      The Cinema needs you very much. You have a tremendous amount to give it…there are marvellous people waiting to work with and for you…stay with us! There is so much for you to do, to give, so many roads for you to take…Life is not just one boring round of Clubs and Discos and Pills…and Pot. Use them, of course, for the relaxation you need from time to time…but not as often as you do. Dont live by them, or by the mindless people who exist in that world. They will only swamp you and kill you off far, far quicker than your own feelings of dissilusion or so-called Despair.
      And you say at the closing of your letter…'life is not, maybe, so sad like it seems'…you are Fucking right, R.W.F! Life is bloody marvellous and you should be damned grateful that you have the youth and the brilliance to storm it.
      Now I'll stop. God knows what you will make of this. I dont know. But it comes with my warmest respect and affection, and gratitude, for all the kindness you have shown me in the last few weeks, and all the security which you gave me during, for me at least, a very difficult and bewildering (at times!) assignment. It is something I will never forget and a period of time which I would never have missed for anything. Thank you.
      Remember, Despair comes when you have nothing. -you have everything-&everything to gain.
      Affectionately
      Dirk
      PS. WHATEVER YOU DO, DO NOT DUBB THE ENGLISH CAST IN ENGLISH VOICES. IT WILL BE DISASTER.D.

      Löschen
    23. Anonym14.5.13

      Soviel zu dem Brief, Fassbinders Brief habe ich leider nicht... Nur noch eine Sache, und die wird dich vielleicht enttäuschen. Es ist nicht so sicher, dass Dirk bei der Befreiung von Bergen-Belsen dabei war, laut seiner Biografie. Ich weiss es nicht wirklich…Dirk war ein fleissiger Korrespondent, auch als er Soldat war, und er hat nichts derartiges nach Hause berichtet. Andererseits aber war ein grosser Teil von Dirks Arbeit geheim, dh es ist schwer nachvollziehbar WO er sich wann genau befand.
      Abgesehen davon hat er einen Grossteil seiner Briefe (und einen Haufen anderer Dinge) 1986 in einem Byron-mäßigen Feuer verbrannt - Tage bevor Russell Harty ihn besuchte um ein Interview mit ihm zu machen. (Wofür ich ihn würgen könnte, btw. Gedichte, Briefe, alles! Grrrr…) Ich weiss nicht ob du es je gesehen hast, aber als Dirk dabei von Belsen spricht, bricht er fast zusammen - wofür er sich dann auch noch entschuldigt. Es ging ihm nicht gerade gut zu jener Zeit, Harty und sein Team waren drei Tage da, und am zweiten Abend, nachdem die Reporter abgezogen sind, hatte Dirk einen Zusammenbruch - absolute despair, laut jenen die es mitbekommen hatten...

      Aber wie gesagt, ich weiss nicht ob ich es ihm glauben soll, bei Dirks Vorstellungskraft war es sehr wohl möglich dass er sich eingeredet hat tatsächlich dort gewesen zu sein. Es kann aber auch keiner nachweisen dass er NICHT dort war. Wie auch immer, seine emotionale Reaktion wirkt recht authentisch, ob er nun dabei war oder nicht. Ich denke aber dass er bei THE NIGHT PORTER da wesentlich mehr aufgearbeitet hat.

      Aber wg RWF hast du wohl recht, er dürfte diese Ruppigkeit an den Tag gelegt haben um diesen 'soft center' zu übertünchen… Und die Walker Brothers muss ich auch mal irgendwo auftreiben und reinhören...

      Wg Realität: Dass wir alle Impressionisten sind, glaube ich auch sofort. Was sollen wir wohl sonst sein? Eigentlich logisch. Und wenn du sagst dass dich 'abweichende' Formen von Realität schon immer interessiert haben - dann geniesst du wahrscheinlich die Filme von David Lynch, oder? Ich tu's auf jeden Fall, dabei kenne ich noch nicht einmal alles was er je gemacht hat, aber ich bin von ihm schwer beeindruckt. Bei seinen Filmen habe ich immer einen Eindruck als - als hätte mich Mr. Lynch in meinem Inneren berührt und dort an einer kleinen Schraube gedreht. Und dann kann ich seinen Film irgendwie verstehen, aber nicht auf der rationalen Ebene, was es einem dann eben verdammt schwer macht über seine Filme zu reden. Die meisten mit denen ich seine Filme angeguckt habe waren eher beunruhigt davon - verwirrt sowieso, aber das ist ja auch zu erwarten. Das Setting ist immer in unserer Welt, er erschafft aber eine Realität die der unseren zwar ähnlich, aber doch ganz anders ist. Ich habe auch selten jemanden gesehen der dermassen Vertrauen in seine Intuition hat wie David Lynch, er weiss nicht wo sie ihn hinführt, aber er vertraut ihr voll. Und da kann es schon auch passieren dass er selbst erst im Nachhinein versteht was er gemeint hat. 'You know, I think THAT's what I meant!' LOL! Ich war eine zeitlang (und bin es immer wieder) so begeistert von ihm, das ich sogar ein Video über ihn gemacht habe:

      David Lynch by haloperidolity

      - nicht besonders professionell, gebe ich zu, aber ich habe einfach zusammengeschnitten was ich an ihm interessant fand...

      Löschen
    24. Anonym14.5.13

      Und was die abweichenden Formen der Realität betrifft - bei mir ist es etwas ähnlich... ich weiss nur, dass ich mit dem was einem so präsentiert wird, irgendwie nicht ganz zufrieden war/bin. Ich glaube das sind viele Leute nicht, übrigens…aber viele haben auch einfach kein Interesse das zu diskutieren. Ich persönlich verstehe nicht wie man leben kann ohne elementare Fragen für sich beantwortet zu haben wie: warum bin ich hier, wo gehe ich hin, welchen Sinn hat das alles hier eigentlich. Mit welcher Theorie auch immer man sich das dann erklärt! Oder so wie David Lynch auch sagt: 'I don't think most people truly know who they are…' Recht hat er.

      Was Ambivalenz angeht - ich glaube es ist situationsabhängig wie gut man damit klarkommt... manchmal ist es sogar regelrecht interessant. Ich denke je größer die Toleranz bezüglich Ambivalenz ist, desto ruhiger wird man innerlich. Dass es keine absolute Sicherheit gibt, keine absoluten Garantien - wenn man das erstmal akzeptiert hat ohne daran zu verzweifeln, sieht die Welt vielleicht ein wenig anders aus, und wer weiss, möglicherweise weiss man mehr zu schätzen was man hat oder was man ist...

      Ich habe auch in SCORPIO RISING reingeguckt... ja, vielleicht hat sich Fraser davon inspirieren lassen, wer weiss. Und die schwarze Lederhose hat Dirk sich bestimmt behalten. Er hat sie in Rom für sich angefertigen lassen und die 'gab's nur in schwarz'. Aha. Jedenfalls noch vor den Stones oder Jim Morrison zur Schau getragen, sehr cool, Mr. Bogarde.
      '[…] und dann finde ich es irgendwie empörend, daß man diese Bewegungen machen muß, bloß um nicht abzusaufen. Ich mache Bewegungen, wann ich will. :) ' LOLOL! :-D Ich bin auch nicht unbedingt ein Fan von Schwimmen, obwohl ich es kann - aber manche Menschen sind im Wasser geradezu in ihrem Element, sozusagen. Not me, dear. Und ja, klar kenne ich den Ausspruch von Chris Walken…:-) War ein cooler Tim-Burton Film. Vielleicht kennst du auch die Märchenstunde mit Mr. Walken? Falls nicht:

      Christopher Walken - Three Little Pigs

      Zum Zerkugeln ist das... 'And then he burns. Wolfie BURNS.' LOL!
      Wg LIBEL, ja, es war ein wenig seltsam der Streifen, Dirk meinte er habe es nicht gesehen und es sei 'a load of crap'. Nein zu beiden Fällen, er HAT ihn gesehen und es war kein Müll, man verglich ihn sogar mit Alec Guinness. Na dann… Aber Miss de Havilland wirkt wie seine Mom, oder eine ältere Schwester von Dirk (war ja auch fünf Jahre älter), und ihre Frisur unterstreicht das auch noch. Sie sind ganz süß zusammen aber zu viele 'darlings' für meinen Geschmack. Und Welney - ich denke ich habe Dirk noch nie so camp erlebt. Irgendwie erinnerte er mich an Barrett, der auch diese Gestik hatte, aber vielleicht lag's auch an der Frisur - genauso abgeschleckt wie Barretts Haarstil. Dabei meine ich natürlich den 'braven' Barrett, bevor er sich ein einen rumkommandierenden Macho verwandelt. Ich glaube THE SERVANT wird wohl mein liebster Bogarde-Film bleiben…
      Und ja, 'we haven't cracked the shell yet, honey.' :-) Ist auch gut so.

      Löschen
    25. Anonym14.5.13

      Es ist interessant dass du schreibst Bogarde war dir sehr nahe, fast vertraut… Ich habe den gleichen Eindruck, und ich weiss nicht woran es liegt. Vielleicht an seinen Briefen die ich gelesen habe oder an den Autobios? Oder an einer (von meiner Seite natürlich erwünschten) 'gleichen Wellenlänge' vielleicht? Ich kann's nicht vergleichen, vermutlich empfinden alle so die Dirk Bogarde mögen oder mochten, keine Ahnung. Mir ging's jedenfalls oft so beim Lesen seiner Bücher, dass er genau das schrieb was ich mir denke oder vorher schon gedacht hatte, es war ein wenig wie ein Wiedererkennen. Vermutlich ist es das, was den Eindruck von Nähe vermittelt, ich weiss es nicht. Jedenfalls eine interessante Reise - so far.

      Löschen
    26. Gosh, ewigen Dank dafür, bei meinem Schädel. Für die Mühe, die Du Dir gemacht hast, um mich teilhaben zu lassen. Bin ergriffen von diesem Dokument, puh.
      Einen besonderen Menschen in Zweifeln und Angst an seinen Wert, seinen Reichtum, seine Größe, sein Genie zu erinnern, ist das Leichteste und das Schwerste. Der Brief ist auch deshalb so bewegend, weil ich genau nachempfinden kann, wie Bogarde schließlich in dieses - Fucking right, RWF! Life is bloody marvellous - ausbricht; etwas so Elementares darin, ein Wissen um etwas, das auch immer stärker war als die eigenen Zweifel, Ängste und misanthropischen Anwandlungen. Life itself als Schutz vor den Widrigkeiten des Lebens. Wie hat wohl Fassbinder diesen Brief auf- und angenommen?

      Ja, ich las schon öfter die Formulierung "claimed to be" [one of the first Allied officers to reach Bergen-Belsen], in der das nicht 100%ig Verifizierbare anklingt, aber ich glaube nicht, daß es ihm schwerfiel, darüber zu reden, weil er gar nicht da war. Ich glaube, daß es ihm schwerfiel, überhaupt von sich zu sprechen, außer eben in layers of disguise - obwohl er so ein begnadeter talker war und sich in einem Dutzend Bücher selbst umkreiste. Paradox? Perhaps. Aber vielleicht ist es tatsächlich so wie in dieser Geschichte mit seiner Schildkröte, die an einem Sommertag, als er 7 Jahre alt war, verschwunden war, und er fand sie "trapped inside a hole in the meadow, its shell turned up. Ants had eaten out the soft meat of ist unprotected belly. The lesson it taught the impressionable child was: don't ever expose yourself. Don't stick your head out of your carapace. Don't let the world see your innards: if you do, it will eat you alive."
      Bin nicht sicher, ob ich das 1986er Interview mit Russell Harty gesehen habe, die "you haven't cracked it yet, honey"-Zeile kam mir vertraut vor, aber daß er beim Thema Belsen so außer Fassung geriet, daran erinnere mich nicht...

      Wie findest Du Bogarde denn übrigens in "Alexandria - Treibhaus der Sünde" (ich liebe diesen Titel) bzw. "Justine"? Anna Karina als Melissa ist so seltsam einnehmend wie der ganze Film, auch wenn alle Welt behauptet, der Film sei Schrott, Kitsch und von bedrückender Peinlichkeit. Not at all. Einen Film, in dem Bogarde die Zeile sagt: Sag ihr, sie soll die Strümpfe anbehalten, kann ich schon apriori nicht verdammen. Aber das wirklich Eigentümliche an diesem Film ist, daß ich nichts dagegen hätte, dieser Darley in diesem Alexandria zu sein.

      Löschen
    27. Oh, David Lynch. Don't even get me even started. :) Möglicherweise war "Lost Highway" einer der Auslöser für die Idee, eine Dissertation über das Thema Horror anzufangen, möglicherweise vermuddele ich da auch was. Das sprengte dann alle Rahmen und wurde keine Dissertation, sondern ein Haufen Papier unter meinem Bett, eigentlich ein zweites Bett. Ich kenne auch nicht alles, "Inland Empire" zB nicht. Aber "Lost Highway" ist wahrscheinlich unter den 12, die ich in die Hölle mitnehme (Sprüche Salomos 4,26: Laß deinen Fuß auf ebener Bahn gehen und nimm 12 DVDs mit.)
      Dein Lynch-Video ist wunderbar. Gleich am Anfang meine liebste Szene aus Twin Peaks, Shelly Johnson, what can I say. :)

      David Lynch right here

      Im Augenblick ist er ja sehr damit beschäftigt, Chrysta Bell zu protegieren. Exploring the idea of purity in debauchery.

      Chrysta Bell - Real Love

      "Exit Pig 1. Pig 2, same story." Sehr schön, vielen Dank. :) Walker Brothers / Scott Walker auftreiben und reinhören, nichts leichter als das:

      Scott Walker right here

      "In My Room", den Song, der in dieser Szene aus "Die bitteren Tränen der Petra von Kant" zu hören ist, findest Du da. Kann vorkommen, daß man dem weißen Balken Zeit geben muß.

      "The Servant" wird immer Dein liebster Bogarde-Film bleiben, glaubst Du... hab zum Geburtstag @my job dieses Buch bekommen, "101 Kultfilme die Sie sehen sollten bevor das Leben vorbei ist", nicht besonders aufregend geschrieben, aber "The Servant" und "The Night Porter" gehören zu der Auswahl, immerhin. Der arme James Fox, es gibt ja noch einen anderen Film, in dem die Begegnung mit einem undurchsichtigen Psychomagneten seine Identität zersetzt, kennst Du "Performance", von Nicolas Roeg?
      Ich weiß nicht, ob ich einen liebsten Bogarde-Film habe, weil man alle Bogarde-Filme, die ich kenne, aus bestimmten Gründen dazu erklären könnte - na gut, fast alle -, aber ich muß auch mal festhalten, there's such a soft spot in my heart für "A Tale of Two Cities", ich schäme mich nicht dafür. :) Bogarde ist herzzerreißend als Sydney Carton, oh die Pein unter der sardonischen Attitüde!! Kleenexbox!
      Du hast das hier mittlerweile zu einem veritablen Tempel für Bogarde gemacht, zwischendurch nochmals my heartfelt thanks for that! Liebe Grüße, C

      Löschen
    28. Anonym17.5.13

      Wg dem Brief an Fassbinder - gerne gerne. War zwar ein wenig mühsam es niederzutippen, aber ich dachte was soll's, vielleicht freut's dich ja…:-)
      Dieses Elementare was du da beschreibst, kommt in Dirk's Briefen oft raus, aber auch in seinen Büchern - straight from the guts, sozusagen, was Dirk eben so sympathisch macht. Er hielt sich ja immer für so ungebildet, aber er hat's erstens nachgeholt, indem er zig Bücher las, zweitens war er ziemlich intelligent, was das kompensierte. Er war nicht der intellektuelle Typ, sondern eher…instinktiv in seinem Ausdruck, könnte man sagen, aus dem Bauch heraus. Ich nehme an Fassbinder wusste Dirks Brief zu schätzen, immerhin hatten die beiden grossen Respekt voreinander, und Dirk schrieb ihm noch ein zweites Mal, obwohl es da mehr um den Film ging. Und ja, es heißt ja immer 'he claimed to be', wenn es um Belsen geht... Ich glaube es fiel ihm schwer darüber zu sprechen weil es einfach grauenhaft war, ob er nun wirklich dabei war oder nicht. Bei dem Harty-Interview sind es eine unstete Stimme und feuchte Augen und Dirk sagt: 'This makes me blub, look at it...' Zusammenbruch ist da wohl ein zu stark gewähltes Wort - der folgte dann erst, als die Reporter abgezogen waren.
      Ja es ist schon paradox, was Dirk da betrieb…diese Maskerade… Vor allem bei Interviews kommt mir vor, dass es so viele Bogardes gab wie Interviews. Er hatte schon diesen stabilen, konstanten Persönlichkeitskern, aber gleichzeitig ein Dutzend öffentlicher Gesichter, sozusagen. Was seine Bücher betrifft, sagte er ja, man müsse zwischen den Zeilen lesen, es ist eh alles da - und auch wenn es vielleicht arrogant klingt von seiner Seite ('but if you're not very bright, you won't get it..') ich finde es stimmt.
      Es erstaunt mich immer wieder wie er es schaffte so viel über sich selbst zu sagen, ohne es tatsächlich zu sagen, oder besser gesagt: zu schreiben. Auch in seinen Romancharakteren findet man ihn selbst immer wieder, sowie Leute die ihm wichtig waren.

      Löschen
    29. Anonym17.5.13

      Wg der Schildkröte, ja ich kann mich daran erinnern es gelesen zu haben - ein grausiger Fund. [Ich bin letztes Jahr umgezogen und zu meiner Überraschung fand ich nicht nur einen Garten mit einem kleinen Teich vor, der zum Haus gehört (ich wusste dass es da einen Garten gab, hatte ihn aber nicht gesehen, erst an dem Tag als ich kam, um den Vertrag zu unterzeichnen), man sagte mir auch es gebe eine Schildkröte. Hätte sie nicht schon einen Namen, hätte ich sie wohl George getauft :-)] Aber ich verstehe total was Dirk meint, dieses overexposure…kein Wunder dass er sich lieber in seinen Panzer zurückzog…'the hermit-crab-syndrome', wie er's nannte. Und manchmal, wenn ihn ein Reporter am falschen Fuss erwischt hat, ging er schon auch mal in einen stacheligen Igel-Modus über, und dann wurde aus höflicher Zurückhaltung mitunter schon mal eine leichte Form von 'bitchiness'… Ich habe zwar keinen Grund mich zu verstecken, aber ich bin z. B. kein Fan von Facebook, verachte Talkshows die auf Sensationalismus aufbauen - aber was rede ich, ich habe meinen Fernseher entsorgt, weil ihn auch keiner meiner Freunde geschenkt haben wollte, und habe nicht das Gefühl dass ich was vermisse… und vielleicht läuft im Fernsehen mittlerweile ja was Niveauvolleres..? Aber was 'Postillon' betrifft, ich finde diese 'Lally' einfach grossartig - für mich ist sie der Star dieser Autobio :-)

      Löschen
    30. Anonym17.5.13

      Wg JUSTINE - oder 'Treibhaus der Sünde' - LOL, was für ein deutscher Titel, aber treffend… Ja, manche sagen der Film sei furchtbar, andere meinen es sei Cukors erotisches Meisterwerk… Ich persönlich fand ihn nicht so schlecht, und Durrell muss ich auch noch lesen…ach, SO viel zu lesen, anzuhören, anzuschauen… :-) Aber 'Schrott, Kitsch und bedrückende Peinlichkeit'? - nicht die Bohne. Man muss hinzufügen dass es am Anfang ein Disaster gewesen sein soll, dann kam aber ein neuer Regisseur - eben Cukor - der einige Studenten angeheuert hatte, die auf freiwilliger Basis das Drehbuch nochmal durchgingen und dafür sorgten dass die SchauspielerInnen Durrell's Dialoge sprechen durften, statt einem Hollywood-Kauderwelsch. Und Anna Karina war toll als Melissa, eigentlich die einzige die kein Geheimnis hütete, und wenn, dann unwissentlich. Ich habe den Film nur auf englisch gesehen, bei meiner Kopie fehlen leider einige Szenen, aber ja, die im Hotelzimmer habe ich natürlich im Kopf - Anouk Aimee als Justine und Dirk als Pursewarden…

      Justine: 'Pursewarden…Are you a homosexual?
      Pursewarden: 'Yes.'
      'Really, I'm worried about you…'
      'Just because I refuse to walk through your sexual turnstyle like every other oaf in Alexandria, I MUST be gay. Guilty as charged, your worship!'

      Nur, um dann genau das Gegenteil zu tun; ist es denn nicht so (auch im Buch), dass Justine eigentlich nur Pursewarden liebt? Eben den, den sie nicht haben kann. Dann bringt sie ihm eine Nutte (die übrigens exzellent ausgewählt und zurechtgemacht ist, sie hat so dieses…Schmierige an sich, findest du nicht?), und ihre Betroffenheit steht Justine ins Gesicht geschrieben, als Pursewarden Anstalten macht das Angebot tatsächlich anzunehmen. Und Dirk ist 'catty' :-) Wie er das Mädel amüsiert beäugt, und als sie den Strumpfhalter aufklipsen will:

      'Nononon, excusez moi, vous étes très gentille Mademoiselle, mais…comment s'appelle 'stockings'..?'
      Er dreht sich hilfesuchend zu Justine.
      'Tell her to keep the stockings ON. It's rather more exciting that way…'
      Justine guckt nur. 'Justine, TELL HER!'

      Aber im Endeffekt hat die Nutte das Nachsehen, und rauscht empört ab, während sich Justine und Pursewarden kugeln vor Lachen. Du hättest also nichts dagegen, Darley zu sein...? Hm...Ja, er befindet sich in dieser Beobachterposition - und er schreibt. Ich persönlich fand Melissa übrigens interessanter als Justine... Das Bemerkenswerte ist auch, dass irgendwie jeder mit jedem über einen Dritten verbunden zu sein scheint. Mir gefiel auch die Szene gleich am Anfang, wo Melissa vor Pursewardens Haus von Darley aufgelesen wird, wo eine Party stattfindet. Sie ist auf Drogen und ein Arzt wird gerufen. Als die letzten Gäste fort sind und es draussen schon hell wird, steht Dirk mit einem Getränk da und spricht mit sich selbst. Was er da sagt, verrät einem viel über Pursewarden, und als er sich im Spiegel anschaut, wird sein Selbsthaß so groß, daß er sein Spiegelbild auch noch anspuckt. Warum, erfahren wir eigentlich nur am Ende des Films...Also nein, ich finde den Streifen eigentlich ganz gut, ich weiss nicht was daran kitschig oder peinlich sein soll - who says?

      Löschen
    31. Anonym17.5.13

      Apropos Anouk Aimee - Dirk kannte sie seit dem Beginn ihrer Karriere, denke ich. Als Dirk Bendrose (sein erstes größeres Haus, von den Forwoods) gekauft hatte, kamen mal sein Onkel und seine Tante aus Bishopsbriggs vorbei - ja, genau die, bei denen Dirk drei für ihn schreckliche Jahre verbracht hatte. Sie waren auf der Durchreise, und überraschenderweise lud Dirk sie ein zu bleiben. Irgendwann gingen sie in den Garten raus, wo sie Anouk Aimee oben ohne im Pool vorfanden, sowie eine andere spärlich bekleidete Person, die sich im Garten sonnte. Seine Tante meinte prüde: 'Is this the sort of thing that happens here, Dirk?' Seine Antwort: 'It's all perfectly normal. If you wait until tonight, you'll see the rape and buggery set in.' Seine Besucher drehten sich auf der Stelle um und zogen von dannen…:-) Fehlt nur noch dass sich Dirk oder Tony eine Gitarre schnappen, mit ihren Gästen in einem Kreis sitzend Lieder trällern und einen Joint nach dem anderen rauchen…so gänzlich 'un-britisch', irgendwie, vor allem für die 50-er Jahre…
      Aber weil du Sydney Carton erwähnt hast - ich kann mir Bogarde ohnehin besser als einen Mann des 18. Jhdts vorstellen - in der Szene wo Carton den Platz des Aristokraten im Gefängnis einnimmt, und in dem weiten Hemd mit dieser Schreibfeder in der Hand dasitzt…irgendwie passt das ganz gut zu Dirk, der, wenn er zwei Jahrhunderte zuvor gelebt hätte, wohl das gleiche getan hätte: Schreiben. Ich gebe zu, dass mir dabei auch kurz der Marquis de Sade in den Sinn kam (den Dirk übrigens mal für Losey hätte spielen sollen, glaube ich), der ja auch in Haft war. Sir Dirk dürfte wohl ein ähnlicher Gedanke durch den Kopf gegangen sein, als er Jahre später Fotos von sich im Sydney Carton-Kostüm betrachtete… Und ja, er spielt diesen versoffenen, im Selbstmitleid versinkenden Anwalt so gut…also her mit den Taschentüchern und nothing to be ashamed of :-)

      Soso, du wolltest also eine Dissertation über Horror schreiben...und es wurde zu ausufernd? Für eine Diss ist das doch nicht so schlimm, denk ich mir... und, schläft es sich gut auf einem 'Bett des Horrors'? LOL! Vielleicht wird ja keine Dissertation daraus, aber ein gutes Buch? Immerhin hast du dir die Arbeit schon angetan, es wäre doch schade das ganze einfach nur verstauben zu lassen, oder? Wissenschaftlich zu schreiben ist ja eine tolle Sache - wenn es bloss nicht so langweilig wäre, aber vermutlich habe ich da die falsche Einstellung...

      Löschen
    32. Anonym17.5.13

      Ich finde es ist oft so, dass einem manche Dinge vor allem deshalb so schwer erscheinen können, weil es so mühsam wird, wenn es einen irgendwo zu langweilen beginnt. Diese Langeweile dann zu überwinden und die Disziplin aufzubringen um ständig bei der Sache zu bleiben, das finde ich persönlich dann schwer. Dann wird's zum Zwang, aus dem Können wird ein Müssen...ach, ich rede lieber garnicht davon. Deshalb beneide ich Leute die kreativ arbeiten, allerdings haben die dafür andere Probleme und sie brauchen ihre eigene Form der Disziplin...
      Was David Lynch betrifft, INLAND EMPIRE habe ich auch nicht gesehen, und ERASERHEAD auch nicht, und noch so einige Filme die wohl ein must wären, wenn es um ihn geht. Von Twin Peaks war ich hellauf begeistert, allerdings finde ich es schade was dann mit der Serie gegen Schluss hin passierte... kommt davon wenn der Sender darauf besteht Geheimnisse zu lüften. Ich glaube Lynch verlor gegen Ende so ziemlich die Freude daran. In Chrysta Bell's Song habe ich reingehört, danke für den Link. Sie hat eine tolle Stimme, und es wundert mich null daß David Lynch sie promotet :-) 'Exploring the idea of purity in debauchery' Hah, gut ausgedrückt... Er 'verliebt' sich immer wieder in etwas, sei es in ein Projekt oder eine Person - die ideale Voraussetzung um kreativ zu arbeiten.
      Ich fand BLUE VELVET und MULHOLLAND DRIVE ganz toll...Dennis Hopper, oh Mann... Und Isabella Rosselini...Lynch und sie waren ja einige Zeit ein Paar. Als er sie zum ersten Mal in New York traf, meinte er erstaunt: 'You could be Ingrid Bergmann´s daughter...' Woraufhin sein Freund, der sie bekannt gemacht hatte, nur murmelte: 'You idiot, she IS Ingrid Bergmann´s daughter.' :-)

      'Sprüche Salomos 4,26: Laß deinen Fuß auf ebener Bahn gehen und nimm 12 DVDs mit' LOL! LOST HIGHWAY wäre also dabei, hm? Ich müsste mir verdammt gut überlegen welche Filme ich mitnehmen würde, aber ein Bogarde und ein Lynch-Film wären auf jedsten Fall dabei. Und ja, ich glaube THE SERVANT wird wohl mein liebster Bogarde-Film bleiben - du klingst so skeptisch :-)
      Auch gut zu wissen dass der Film in deinem 'Best of'-Buch erwähnt wird. Klar mag ich so einige von Dirks Filmen - bei manchen sind es nur ein paar Szenen. Aber um ehrlich zu sein, es tut mir ein bisschen weh wenn ich ihn in einem belanglosen Film sehe... ich weiss, man kann darüber diskutieren was was ist, aber um ein Beispiel zu nennen: ich halte SEBASTIAN für Müll - einfach wegen der Story. Obwohl ich die 60ies, besonders in London, geradezu liebe. Wenn ich in der Zeit zurückreisen dürfte, wüsste ich sofort wohin es mich zieht. Die Mode in dem Film ist toll, Sir John Gielgud ist auch mit von der Partie, Dirk sieht super aus in seinen massgescheiderten Anzügen, und die Tatsache dass er eine Abteilung leitet in der nur Mädels arbeiten ist auch ganz lustig, aber sonst kann der Film nix. Wobei ich bei SEBASTIAN im Kino wohl sitzengeblieben wäre, nicht so wie letzten Sommer bei diesem Batman-Film...Titel habe ich wohl verdrängt... Er war so schlecht, daß wir noch vor der Halbzeit aufgestanden und einfach rausgegangen sind.

      Löschen
    33. Anonym17.5.13

      Aber dafür durfte ich THE SERVANT, ACCIDENT, und DARLING bei uns hier in Wien im Kino sehen - Dirk auf der großen Leinwand, yay! Das Filmmuseum hatte eine Kooperation mit dem BFI laufen und zeigte 'British New Wave'-Filme - und PERFORMANCE war auch dabei. James Fox mit rotem Haar, LOL! Ich muss mir endlich auch mal KING RAT mit ihm ansehen, in dem Ausschnitt in dem ich ihn auf YT sah fand ich ihn sehr gut. Und in PERFORMANCE spielt er wieder jemanden der korrumpierbar ist... Was übrigens scheinbar auch auf ihn als Mensch ein wenig zutreffen dürfte. Da hatte Dirk Bogarde den richtigen Riecher, als er eines abends zufällig den Fernseher einschaltete und James Fox sah - und er wusste dass sie 'Tony' für THE SERVANT gefunden hatten. Sarah Miles war ja mit Fox zusammen, als sie den Film drehten, und meinte im Nachhinein sie hätte ihn an die Rolle verloren...aber auch an Dirk, der Fox unter die Fittiche genommen hatte.
      Auf der anderen Seite hatte sie eine Affäre laufen, also konnte sie sich nicht beschweren. Und PERFORMANCE - alle waren auf Drogen, LOL! James Fox war ja im 'Swinging London' recht begehrt und hing viel mit Musikern ab. Eines abends, bei einer Party die Dirk im feinen 'Connaught' hielt, meinte James, er würde vorbeikommen, könne er seine Freunde mitnehmen? 'Oh my God', war Dirks Reaktion, und Fox kam im Hippie-Outfit daher: im Samtanzug, mit Schals um den Hals, und Mick Jagger und Marianne Faithfull im Schlepptau. Jagger und Co fanden es nur noch lustig und knallten sich irgendwelche Drogen rein, was Dirk vor seinen Kollegen peinlich war. Er zog Fox zur Seite und meinte zu ihm: Zieh dich ordentlich an, geh zum Frisör und such dir neue Freunde. Und wenn sich seine Freunde schon zudröhnen mussten, sollten sie es wenigstens auf der Toilette tun... Nun ja, vielleicht HAT Dirks Predigt etwas geholfen, denn als Fox PERFORMANCE drehte, ging er sogar regelmäßig ins Fitneßstudio und war gerade dabei von den Drogen loszukommen. Und dann der Film...der Regisseur war zugeknallt, Jagger und seine Freundin sowieso, und James fiel wieder in sein altes Muster zurück. Fox meinte, daß die Leute glaubten, er hätte nach PERFORMANCE den Verstand verloren, aber das sei schon vorher passiert, da brauchte es nicht erst den Dreh dieses Films. Ich mag James Fox, er ist ein wenig seltsam, aber ich mag ihn eigentlich... Nach dem Film hörte man jedenfalls lange nichts von ihm - und er hatte Glück im Unglück. Er lief einer religiösen Frau in die Arme und wurde Vater von fünf Kindern...und ein wenig bigott, wie ich finde. Aber immer noch besser als auf einem Drogentrip hängenzubleiben. Und jetzt wissen wir, warum es in Londons Theater- und Fernsehwelt nur so von Füchsen wimmelt, LOL! Sie sind überall, wie die biblische Plage, die Foxes und ihre Nachkommen... Ich bin eh bald kurz in London, vielleicht läuft mir ja einer
      über den Weg.:-)
      Aber wenn ich Dirks 'Jericho' lese, weiss ich wen ich vor mir sehe wenn es um 'James Caldicott' geht - wobei die Figur im Roman nicht so ungeschoren davonkommt... Tja, Dirks Fantasie mal wieder.

      Danke auch für den Link mit dem Walkers Brothers-Song, muss ich mir erst noch zu Gemüte (oder Ohren) führen.
      Und wenn das alles hier einen veritablen Tempel für Dirk Bogarde darstellt, bin ich damit recht glücklich...Der Mann verdient einen 'Tempel', oder? Mit Guinness und Whisky als Opfergaben, LOL! Was Bogarde angeht, laboriere ich an Schreibdurchfall, und ich bin dankbar dafür, dass ich hier überhaupt schreiben DARF...

      PS: Da ich meine eigenen Kommentare im nachhinein nicht editieren kann, muß ich diese Aufgabe wohl dir aufbürden...sorry! (Aber ich denke das machst du ohnehin schon... Danke:-))

      Löschen
    34. Justine / Alexandria: "Blutschwester tyrannischer Königinnen", mit einer solchen Bekanntmachung hat man mich schon in Fesseln, und wenn dann noch Anouk Aimée erscheint - die ja für ihr angeblich gleichgültiges Spiel kritisiert wurde, aber wahrscheinlich hat ihr niemand nähere Anweisungen gegeben, und sie hat einfach entschieden, die Herrscherin über Alexandria möglichst detached zu spielen -, aber tatsächlich war auch ich von der ersten Sekunde an von Melissa fasziniert. Her first bellydance, diese Schönheit, ihr Make-up, ihr Schmerz, ihr physischer Schmerz und die Pein, in dieser Kaschemme auftreten zu müssen, drugged, erschöpft, voller Verachtung, trotzdem so erotisch in ihrer Verzweiflung, Anna Karina bei alldem einfach mirakulös, fast schon mindless über die Gruppe Seemänner verteilt, ihr Zusammenbruch, und wie sie dann bei Darley erscheint, der sagt, er könne ihr nicht einmal eine Tasse Tee anbieten, das Waschbecken voller Kartoffeln - Melissa lacht und küßt ihn. That's why I wouldn't mind. Well, Darley ist nicht nur Beobachter, vielleicht eher: Schreiben als Versuch, Unschuld zu bewahren; aber trotzdem involviert zu sein in dieses Traum-Alexandria zwischen sleaze, Intrigen, Geheimnissen und dem "beißenden Witz" Pursewardens - yeah, I wouldn't mind. - Ich habe nur eine verwaschene Videoaufnahme (from TV), kann gar nicht sagen, ob bei meiner Kopie Szenen fehlen oder ob es die aus der Produktionsgeschichte erklärbare Sprunghaftigkeit ist… unable to give a damn, ich liebe den Film. Danke Dir für die detaillierte Transkription der besagten Szene. :) Ich verstehe schon, daß es Dir ein bißchen wehtut, Bogarde in einem belanglosen Film zu sehen, aber bei Bogarde geht es mir wie bei Kinski, noch der drittklassigste Italowestern ist sein Geld wert, wenn es in ein paar Szenen Kinski zu bewundern gibt. "Sebastian" kenne ich gar nicht, kann mich jedenfalls nicht erinnern. Aber 60s und London - "Wenn ich in der Zeit zurückreisen dürfte, wüsste ich sofort wohin es mich zieht." Schau an. :) "Sie fallen in ein Wurmloch! In welcher Zeit würden Sie gerne wieder herauskommen?"

      13 Antworten

      Merci für die Anekdote mit Anouk Aimée im Bendrose-Pool. :) Meine mich zu erinnern, aus seinen Autobiographien, daß auch Bogardes Mutter - "Ah, la Malcontenta", wie Liliana Cavani sie nannte, als sie nur ihr Foto sah - immer so ein leichtes Indigniertsein verströmte bei Besuchen, non? So, als wäre immer alles etwas zu für ihre Britishness, der Himmel zu blau, die Wärme zu warm, das Dies zu das.

      Löschen
    35. Sydney Carton: habe "A Tale of Two Cities" nochmal gesehen. In aller Aufrichtigkeit: Sydney Carton ist einer meiner favourite characters der Filmgeschichte. Von dem Moment an, als Bogarde und Marie Versini sich begegnen in der Gefängniszelle, diese letzten Minuten vor der Hinrichtung, - I know they're pushing the buttons here, but I don't care. :) Für das, was sich da abspielt, widerlege ich in meinem Herzen jede Widerlegung. Es läßt mich fast vergessen, daß Carton sich für Darnay opfert, weil - diese beiden, er und Marie, haben nur diese wenigen Augenblicke, und geben sich etwas mit Worten nicht beschreibbar Großes.
      Vorher: Selbstmitleid, ja, aber er lebt das Desillusionierte des enttäuschten Idealisten doch weit komplexer als nur in Selbstmitleid, findest Du nicht? Davon abgesehen, ich rutsche schon vom Stuhl, wenn ich ihn nur mit seiner ostentativ verrutschten Perücke sehe, mit dem üblichen hangover im Old Bailey herumschlumpend, aber natürlich jede Einzelheit registrierend.

      Ja, Twin Peaks war unsagbar brillant. Ich weiß nicht, ob man das hier

      The revelation scene

      irgendwann sehen kann, ohne Panikattacken unterdrücken zu müssen. Jede Minute jeder Folge war und ist ein Kunstwerk, rätselhaft, und wenn es nur die Rätselhaftigkeit der Schönheit ist, meistens aber die Schönheit der Rätselhaftigkeit. Ununterbrochen fragt man sich, wie ist das jetzt da hin gekommen, und zugleich verschlägt es einem die Sprache vor Richtigkeit. Und Dale Cooper, so idealistisch und open-minded… selbst der erhobene Daumen, den er und der in jeder Szene bei mir ungläubige Begeisterung auslösende Gordon Cole sich entgegenstrecken, ist unergründlich großartig. :) "Mulholland Drive" und "Blue Velvet" sind auch meine #2 und #3 auf der Lynchfilmliste, "Wild At Heart" nicht so, für "Eraserhead" vorher nochmal mit dem Schutzengel sprechen, "The Elephant Man" sah ich in einem Kino in Luxemburg, kurz vor meinem ersten Flug - es war nicht die weiseste Art, einen ersten Flug anzugehen. :)

      Ja, es wurde zu ausufernd, und als mein Professor meinte, "ja, aber wir müssen bei der Philosophie bleiben", wußte ich, was die Stunde geschlagen hatte. Und als ich 30 Seiten über "Cat People" (der von 1942) geschrieben hatte, auch. :) Und dann kam eben auch mein Roman dazwischen, sozusagen.

      Lieben Dank auch für die Histoire d'James Fox, wußte nur, daß er nach "Performance" von der Bildfläche verschwand und hatte tatsächlich die Vorstellung, daß es mit der aufreibenden Erfahrung zu tun hatte. Wußte auch nicht, daß er für Fuchsplage in London verantwortlich ist! Anyway, wünsche Dir eine erhebende Zeit dort, auch wenn Du nicht mit Zeitmaschine reisen kannst. :)
      About editing: tat's, um Deine Links umzuwandeln in direkt anklickbare, fand dann aber auch, daß das, was Du hier schreibst, so schön und wichtig und bedeutend ist, daß ich es hier und da für die Ewigkeit hübsch mache. Das hier wird uns beide überdauern, remember. :)

      Bogarde als Marquis de Sade? Sag nicht solche Sachen. Jessas. Nicht auszudenken. :)

      Löschen
    36. Anonym18.5.13

      Ich habe gemerkt dass ich scheinbar diese wichtige Aussage von David Lynch auf deinem Blog übersprungen habe, dabei hast du sogar den Link gepostet…danke.

      'To me, a mystery is like a magnet. Whenever there is something that's unknown, it has a pull to it. If you were in a room and there was an open doorway, and stairs going down and the light just fell away, you'd be very tempted to go down there. When you only see a part, it's even stronger than seeing the whole. The whole might have a logic, but out of its context, the fragment takes on a tremendous value of abstraction. It can become an obsession.'

      Der Mann spricht mir aus dem Herzen...:-) Ich halte es für Kunst, genau dieses Feeling filmisch umzusetzen - weshalb mich so vieles von dem was heutzutage in den Kinos läuft einfach nur noch erschlägt. Ich gehe fast garnicht mehr ins Kino - was habe ich dort auch verloren, wenn die 'Magie' eines Films aus CGI-Animationen besteht... Bei Literaturverfilmungen bin ich schon weniger skeptisch - zumindest besteht die Chance daß sich jemand etwas dabei gedacht hat.

      Die Szene aus Twin Peaks, 'It´s happening again' ist auch großartig. Julie Cruise singt vorher 'Rockin' back inside my heart' (ich glaube ein Song den David Lynch sogar geschrieben hat, bin mir aber nicht sicher), während Agent Cooper und die Log-Lady an der Bar sitzen.

      Julee Cruise - Rockin' Back Inside My Heart

      James und Donna halten an einem anderen Tisch Händchen...Ich finde den Song einfach großartig, er KLINGT so nach David Lynch, finde ich. Bob schlägt wieder zu, und danach ist es als hätten sie alle gespürt daß etwas Schreckliches vorgefallen ist, nicht nur Cooper (und die Log-Lady).
      Aber eine der bewegendsten Episoden war für mich Staffel 2, Episode 9, in der Cooper herausfindet wer Bob ist...wie sie Leland Palmer austricksen, der dann in seiner Zelle durchdreht...und wie er wieder er selbst wird und erkennt was er getan hat...herzzerreissend. Leland stirbt letztendlich in Coopers Armen, der ihm aus dem tibetischen Buch der Toten zitiert... Es ist so verdammt gut gemacht! Alles passt. Und Dale Cooper und Gordon Cole, LOL! David Lynch und sein alter ego, Kyle MacLachlan...dream-team. Oh, und natürlich Albert :-) Ich glaube ich werde mir bald alle Staffeln zulegen müssen. Und mein Cherry Pie- und Kaffeekonsum wird sich wieder dramatisch erhöhen, so wie das letzte Mal. Wobei es hierzulande keinen amerikanischen Kirschkuchen gibt, außer man macht ihn selbst...und wenn wir schon bei Amerikanismen sind, auch keinen wirklich guten Milchshake, ausser bei MacDoof... Ach, Amerika. Kein Land in dem ich leben wollte, Europa wäre so weit weg... Aber es gibt ein paar Orte in den US of A an denen ich für einige Zeit verweilen könnte, und ein paar Dinge die fast schon Ikonen-Status haben...so wie Milchshakes. :-)

      Löschen
    37. Anonym18.5.13

      David Lynch ist übrigens jemand dem ich auch gerne beim Arbeiten zusehe...sein Audiobuch habe ich mir auch besorgt. Ich muß ein seltsames Bild abgegeben haben als ich so durch die Stadt spazierte, nickend, lächelnd...seiner Theorie über Fischfang auf meinem MP3-Player folgend :-) Das Buch an sich ist nicht großartig geschrieben, es ist mehr wie eine Anleitung, eigentlich... Und David klingt zuweilen etwas monoton während er es vorliest, aber er ist ein wenig befangen weil er seine eigene Stimme eigentlich nicht mag. Dabei KANN er Geschichten erzählen. Ich fand mal ein Video auf YT in dem er Quinoa zubereitete, und während es kochte, saß er da und erzählte wie er als junger Mann nach Griechenland gegangen war um zu malen. Zuerst wollte er das ja in Österreich machen, sogar bei Kokoschka, glaube ich, entschied dann aber dass das Umfeld nicht paßte. Viel zu ordentlich und gesittet… Aber in Griechenland kam er drauf daß es weit und breit keinen MacDonalds gab, LOL! Jedenfalls fuhr er dann mit dem Zug über Jugoslawien nach Venedig mit einem Freund Richtung Heimat. Irgendwann in der Nacht hielt der Zug mitten in der Pampa bei einer kleinen Station an, und man konnte kurz aussteigen um Limonade zu kaufen. Er beschreibt diese Szene so gut, daß man das Gefühl hat man sitzt mit ihm im Abteil. Es ist eine tolle Fähigkeit die er da hat - einem Bilder in den Kopf zu setzen, die Stimmung, das Licht... Es ist was ganz Banales eigentlich, aber ich seh´s noch immer vor mir, obwohl es schon zwei Jahre her ist daß ich es gehört habe, und nur eine Erzählung noch dazu... Und dann springt er mittendrin auf, weil er noch was in den Kochtopf tun muß - und das reisst einen so richtig raus, LOL!
      Aber für ERASERHEAD nochmal mit dem Schutzengel sprechen...so schlimm? Ich weiß daß der Film krass ist, aber SO krass...? Und ich muß gestehen daß ich ELEPHANT MAN auch noch nicht gesehen habe...mit John Hurt, nicht wahr, und Anthony Hopkins, wenn mich nicht alles täuscht. Ja, vielleicht gibt es 'angenehmere' Filme die man schauen kann, bevor man in ein Flugzeug steigt :-)

      Wg Sydney Carton, natürlich hast du recht, es ist genauso wie du sagst - und wesentlich mehr als nur Selbstmitleid... Ich fand die Szenen zwischen den beiden (Versini und Bogarde) übrigens auch am beeindruckendsten. Obwohl sie einander kaum kennen, geben sie einander in dieser Situation mehr als Carton und Miss Manette im ganzen je Film taten. Ja wir werden manipuliert, klar, aber mich kümmert´s hier auch nicht...sie sind einfach toll, alle beide. Warum ist meine Toleranz hierfür größer als bei Filmen die heute im Kino laufen? Ich lasse mich ja prinzipiell ungern verarschen, egal um welche Kunstform oder welches Medium es sich handelt - wobei das Medium ja garnichts dafür kann, sondern jene, die einem 'cat´s piddle with bubbles' verkaufen wollen. Klappt mit Teenagern am besten, denkt sich so mancher, die haben keinen Vergleich...und sie haben recht. Ich bin sicher manch andere fühlen sich dafür von Lynch-Filmen verarscht... allen voran vielleicht jene, die sie analysieren wollen. Es muß doch nicht immer alles in seine Einzelteile zerlegt werden - oder? Für mich ist Film, vor allem Kino, einfach nur magisch, bzw. kann es magisch sein. Und ja, die Momente zwischen Dirk und Versini sind was Besonderes - ich glaube in gewisser Weise werden sich die Charaktere ihrer Größe bewusst in dem Moment und erkennen sie auch in dem jeweils anderen, weil der diese Größe reflektiert.

      Löschen
    38. Anonym18.5.13

      Was deine Diss betrifft…I see. Ich finde es kann immer noch ein Buch daraus werden... Wenn es dir Freude macht darüber zu schreiben und wenn du die Zeit hast und die Expertise, wieso nicht? Irgendwie ärgerlich, solche Einschränkungen. Eine bestimmte Studienrichtung. Umfang. Zeit. Aber was ist denn letzten Endes von Dauer, wenn nicht die Bedeutung, die Aussage, die sich herauskristallisiert..? Wenn all das auch noch in kondensierter Form (und wer weiß, vielleicht besteht gerade darin die wirkliche Arbeit, vielleicht ist genau das die Königsdisziplin, das zusammenzubringen) als Buch erscheint, hast du vielleicht keine Dissertation geschrieben - aber einen Bestseller, LOL! Aber weil du sagst Philosophie - ich mußte gerade an Michel Foucault denken. Man kann sich über ihn streiten, klar. Für mich war er aber jemand der versucht hat Erkenntnisse zu gewinnen, no more, no less. Auch so ein 'diffuser' Typ: Psychologie, Geschichte, Philosophie - wen kümmert´s denn, solange er etwas Bedeutendes aussagen kann... Wahr ist für mich was funktioniert, wie auch immer jemand zu dieser Erkenntnis gelangt ist, ob durch Empirie, logischem Schlußfolgern oder einer Eingebung oder gar Erleuchtung. Ich mußte lächeln als ich las wie die Franzosen 'Die Ordnung der Dinge' als Strandlektüre mit in den Urlaub genommen haben, und Gefängnisinsassen sich gegenseitig aus 'Überwachen und Strafen' vorgelesen haben sollen... Aber ich lass das lieber bevor ich mich noch in weitere Überlegungen verlaufe - eine lästige Angewohnheit von mir, die immer ausufert und die meisten langweilt.

      Was JUSTINE und die Transkription betrifft, gern geschehen, allerdings bestimmt voller Fehler, denn ich hab´s aus der Erinnerung abgetippt. Die Szene blieb offensichtlich bei mir hängen :-) Ja, ich kann deine Vorstellung Darley zu sein, nachvollziehen... Zwischen Justine und Melissa ist man(n) bestimmt bestens aufgehoben, und dann auch noch Pursewardens Zynismus ausgeliefert zu sein - auf seine Art und Weise hat er Darley aber auch ein wenig unter die Fittiche genommen, finde ich, genauso wie Justine und ihren Mann...bis er die Wahrheit über sie rausfand. Mir gefiel auch noch die Szene zwischen Pursewarden und seiner Schwester - zunächst habe ich garnicht gecheckt daß sie blind ist... Aber wie er sie auf dem Ball schnappt und mit ihr diesen verrückten Walzer tanzt… Zuerst dachte ich mir, Dirk was machst du da, das sieht einfach nur kindisch aus - aber das sollte es ja auch. Sie wirbeln selbstvergessen und glücklich übers Parkett, eben wie zwei Kinder. Und dann die Szene zwischen Justine und Pursewarden, als sie sich an ihn ranschleicht und er ihr eine Abfuhr erteilt: 'When will you stop being an old sin-cushion…into which we all have to thrust our rusty pins..?' LOL!

      Löschen
    39. Anonym18.5.13

      Was belanglose Filme betrifft... stimmt, ich gucke sie mir auch an, wenn Dirk nur in einigen Szenen vorkommt, wobei das meistens nicht der Fall ist, da er in den meisten seiner Filme die Hauptrolle spielt. Bei SEBASTIAN hast du nicht viel versäumt, ausser vielleicht die Szene in der Dirk, ich meine Sebastian, auf einem Psychotrip ist :-)
      Wg Dirk's Ma - da erinnerst du dich richtig, und Lily hat es mit 'La Malcontenta' gut beschrieben. Das Gemälde hatte Dirk an sich genommen, nachdem sein Dad gestorben war und er und seine Schwester seine Sachen ausgemistet hatten. Seine Mom wollte es nicht mehr haben, also hat er es sich gekrallt. Sie war ihr Leben lang unzufrieden weil sie nicht sein konnte was aus ihrem Sohn wurde: Schauspielerin. Dirk's Dad hatte sie vor die Wahl gestellt: Die Schauspielerei oder ich! Das hat sie nie so wirklich überwinden können und die Symptome waren eben jene die du aufgezählt hast - und der Griff zur Flasche. Apropos Cavani, was Dirk über THE NIGHT PORTER schreibt ist auch ganz amüsant:

      '…Honestly…during my fifth simulated orgasm on the film with Cavani in Rome… I suddenly wondered what the hell I was doing at 53 with my back on the floor, my flies undone, being straddled by beloved Miss Rampling…with an entire Italian Crew watching and eating pizza. Nothing I had ever done in Rank prepared me for THAT…and it also hurt my elbows most damnably. So I have decided not to do anything else until I REALLY feel so dotty about it I cant resist. But the shit of it all…the hotel rooms, the early calls, hanging about, arguing about continuity, avoiding Press…faking Fucks…BASTA! We have apparently out Tangoed 'Tango'…I can't say that makes me happy…but it might make some lolly. I ADORED Miss Cavani…I used to hit her so that she would cry…so that I could cuddle her. Kinky? Betcha…'

      Interessante Art einen Film zu drehen, aber der Arbeitsbeziehung zwischen Schauspieler und Regisseurin dürfte es nicht geschadet haben:

      Dirk Bogarde / Liliana Cavani

      Aber wie man merkt hatte Dirk langsam genug davon Filme zu machen…Resnais und Fassbinder konnten ihn rauslocken, aber den Rest machte er in den 70ern eher wegen der Kohle… Und Bogarde als Marquis de Sade, nein, nicht auszudenken…:-) Wenn ich mir ansehe wie er den sadistischen ersten Offizier in H.M.S. DEFIANT spielt - mit einer unverhohlenen Genugtuung auf seinem Gesicht, die sogar seinen Captain (den verehrten Sir Alec Guinness) stutzig werden lässt…um Himmels Willen...

      H.M.S. Defiant

      Wg 13 Antworten…:-) I see.
      'Unsere Mission ist, das alles mit Bedeutungen aufzuladen.' - Ich glaube ich muss nicht die Frage stellen was 'das alles' ist, oder was du meinst. Du hast den Sinn von allem hervorragend auf den Punkt gebracht, nichts anderes ist zu tun. Und wir tun es sowieso ständig, ob nun bewusst oder nicht…
      Das Beispiel mit der Volksmusik und den Ausserirdischen - grossartig. Ja es geht eigenartig zu in dieser Welt, aber das wird schon…ich bin optimistisch eingestellt, auch wenn es nur in Mikroschritten 'vorangeht'. Zeit spielt im Endeffekt keine Rolle.
      Und 'Lieben und Lernen' - tolles Motto :-)

      Löschen
    40. Anonym18.5.13

      Was London betrifft, ich habe jetzt schon Panik… Das Champions League-Finale findet just an dem Wochenende im Wembley-Stadium statt…Dortmund gegen Bayern…Oh Lord… Es gibt kein Weissbier in Londoner Pubs soweit ich weiss, aber das wird wohl nichts helfen. Aber: London can take it, wie's so schön heisst…
      Ich glaube Nick Cave wohnt irgendwo bei der Portobello Road, oder? Wäre auch toll ihm über den Weg zu laufen, zumal ich ja bei Notting Hill hausen werde… Ich habe sein Buch gelesen, aber da war ich ein Teenie, da sieht man Dinge anders. Nick Cave, Blixa Bargeld… DIE TOTALE THERAPIE… schon etwas länger her.

      Danke nochmal fürs Hübschmachen meiner Schreiberei hier - schön und wichtig… ich fühle mich geehrt :-) Aber ich plappere nur dahin, wirklich. Fürs Schöne und Bedeutende bist du zuständig.

      Löschen
    41. Ja, "Rockin' Back Inside My Heart" ist von Lynch und Badalamenti, ich liebe den Song auch, und die "It is happening again"-Szene war auch schon "Today's Best Scene Ever" hier :)

      Hier

      Es war tatsächlich so wie unten im Kommentar beschrieben, - daß alle im Raum von etwas Unfaßbarem überwältigt wurden. Wenn Du in der Szene auf Bobby Briggs achtest - Lynch in "Lynch on Lynch": "Cooper was there with Truman and the Log Lady, and Julee's singing. Bobby Briggs wasn't supposed to work that day, but he came by the studio to get something. We were getting ready to shoot this scene and I said, 'Bobby, you gotta be here.' And he said, 'Fine, great. What do I do?' And I said, 'You're just sitting right over here.' And suddenly these emotions came, and everyone was just overcome with sadness. Something was going on. You could feel it, like, 100 per cent. It was everywhere in the room, and it was overwhelmingly sad. And then Donna starts crying. And Cooper sees this - he's the only one seeing the whole story. Maybe the Log Lady too. And then Bobby breaks. And you could see Donna feeling it - being moved by this abstract thing. But when Bobby gets sad and feels it, that was what did it for me. And he wasn't even supposed to be there."
      Ray Wise als Leland Palmer in 2/9 - oh damn, ja. Wise brach fast zusammen, horrified, als Lynch ihm die Hand aufs Knie legte und sagte: Ray, it's you, it was always you. "It was crushing." Als Lynch ihm dann erzählte, how they would handle it, the end of Leland Palmer, gab es Wise die Kraft, diesen Schock zu akzeptieren.
      Vielleicht liegt in Lynchs Stimme auch etwas, wovon er gar nichts weiß. :) Etwas, das uns die Angst nimmt, ihm zu folgen. Seine Fischfangtheorie kenne ich nicht, aber ich höre ihm wahnsinnig gern zu, so wie ich auch Werner Herzog wahnsinnig gern reden höre.
      Albert, haha. :) Dale Cooper, nachdem Albert seinen "I choose to live my life in the company of Gandhi and King / The foundation of such a method is love / I love you, Sheriff Truman"-Auftritt hatte: "Albert's path is a strange and difficult one." Zum Hintenüberfallen. :)

      Löschen
    42. Ja, ich kenne diese Haltung zu Lynch, die davon ausgeht, daß er uns nur zum Narren hält - weiß, nicht, woher diese Einstellung kommt. Das Phantastische an "Lost Highway" ist, je öfter man den Film sieht, um so deutlicher sieht man, wie meticulous er konzipiert ist, wie alle Details miteinander korrespondieren, und du hast die Geschichte in irgendeinem Raum deiner Psyche klar vor dir, aber du kannst sie trotzdem nicht auf "normale" Weise verbalisieren, the clues are all there, aber es gibt Ebenen, die eine Sprache, die mit dem "Übernatürlichen" nicht vertraut ist, übersteigen. Sagen wir, daß Fred Madison seine Frau getötet hat. Lynch und Gifford ließen diese Wendung von der "psychogenen Fuge“ fallen. Fuge von lat. fuga, Flucht. Diese "Fuge" als psychischer Fluchtversuch, als panische Selbstabschaffung der Identität. Fred Madison hat ein Verbrechen begangen. Es ist so grauenhaft, daß er nicht ertragen kann, weiterhin er selbst zu sein. Also tritt er in die psychogene Fuge ein, seine Identität explodiert in eine Phantasiewelt, in der er sich als Pete Dayton wiederfindet. Aber auch dieses innere Paralleluniversum ist geschwängert mit dem Unheil, das aus Fred Madisons Realitätswahrnehmung erwächst: dasselbe Unbehagen bereitet dasselbe Grauen vor, bis auch diese alternative Realität auf einen Totalschaden zusteuert.
      Das aber zugleich auch in einer eigenen Geschichte: es scheint einen Pete Dayton zu geben, der immer schon Pete Dayton war, der sich selbst aber nicht mehr recht erkannt, weil er jetzt die persona Fred Madisons ist. Und wo ist das "innere Paralleluniversum", wenn der Mystery Man durch das Fenster im Lost Highway Hotel zusieht, wie Fred Mr Eddie / Dick Laurent in den Kofferraum seines Wagen stößt? :)
      Anyway, überall zieht "Lost Highway" in die verbotene Stadt der Psyche, auch im Hinblick auf Lynchs Satz: Sex is a doorway to something so powerful and mystical, but movies usually depict it in a completely flat way.

      Löschen
    43. Die Justine-Szene hast Du aus dem Gedächtnis niedergeschrieben?! Dann ist entweder Dein Gedächtnis ein Sherlock-würdiger mind palace, jedenfalls soweit es Bogarde betrifft, oder die Szene hat Dich tatsächlich sehr beeindruckt. :) Danke Dir für Bogardes Beschreibung der "Night Porter"-Dreharbeiten! Oh dearie me. Wahrscheinlich irgendwo zwischen tiefernstem Überdruß und köstlicher Koketterie - es gibt schon schlimmere Schicksale als sich mit 53 "being straddled by beloved Miss Rampling" wiederzufinden, selbst wenn eine beim fünften simulierten Orgasmus pizzakauende Italian Crew einem nochmal unmißverständlich klarmacht, daß man sich mit der Absurdität irgendwann im Leben arrangieren muß. Hab mir selbst gerade bestätigt, daß Bogarde in Cannes die Jury leitete, als Wenders die Goldene Palme für "Paris, Texas" bekam ("The US Majors slunk away in cold fury"), und daß er da offenbar ein hartes Regiment führte. Sehr gut. HMS Defiant, merci, vielleicht schaffe ich es heute nacht, den zu sehen - vielleicht auch früher, immerhin bedeutet Mitte Mai in Hamburg gerade klassisches Novemberwetter, out-Londoning London. Die freuen sich sicher schon wahnsinnig auf die deutsche Invasion. :) Du wirst schon heil durchkommen, don't worry. Nick Cave lebt primär in Brighton, aber wo er sonst noch Stützpunkte hat, weiß ich natürlich nicht. Hier reicht er gerade einem deutschen Feuerspucker irgendein Pyrofluid. Wie sein Schneider sagt: "Terrifying, but always polite and courteous". :)

      Helpful Nick


      Löschen
    44. Anonym24.5.13

      Was du da über die 'It is happening again'-Szene geschrieben hast, ist fabelhaft… Ich hatte es auch so empfunden als ich sie sah…und ja, Bobby Briggs war mir auch aufgefallen, zuerst dachte ich was macht der denn da, ich meine da waren Coop und die Log Lady und der Sheriff… und Donna und James am anderen Tisch, und dann war dann auf einmal noch Bobby Briggs… Und diese Traurigkeit, die sie alle überkam…

      Ich hatte unlängst ein ähnliches Erlebnis, aber es hatte eher was mit Bogarde zu tun. Es war Abend, ich hatte ein Interview mit ihm angeschaut und dann ging ich raus in den Garten auf eine Zigarette. Das Wasser plätscherte in den Teich, ein leichter Wind ging, und ich dachte wie seltsam es wäre wenn er auf einmal hinter den Büschen hervortreten würde und auf mich zukäme. Nicht weil ich es mir wünschte oder so, sondern vielleicht weil er das Interview auch in (s)einem Garten gegeben hatte, und obwohl ich normalerweise nicht so gut darin bin mir Gesichter vorzustellen, sah ich seines ganz deutlich vor meinem inneren Auge. Dann ging hinter mir das automatische Licht aus und der Garten lag völlig im Dunkeln - und ich bekam dieses unangenehme Gefühl dass da etwas ist. Ich denke jeder kennt das, die Einbildung dass irgendwas da ist, etwas was du nicht sehen, aber fühlen kannst - vermutlich eine urinstinktive Angst vor dem Dunkeln oder sowas. Jedenfalls bekam ich es mit der Angst, ich war wie paralysiert…aber 'es' ging weg, nach einiger Zeit. Dafür fühlte ich auf einmal diese Trauer in mir, völlig ohne Grund, wie mir schien. Und das Seltsame daran war, es war eine schöne Art von Trauer, so paradox es auch klingt. Keine Melancholie sondern als würde man sanft in eine wärmende Decke eingewickelt…ich habe das so noch nie empfunden. Jedenfalls drehte ich mich um und ging langsamen Schrittes, um dieses seltsame Gefühl nicht zu verlieren, in meine Wohnung zurück. Für gewöhnlich weiss ich was ich empfinde und warum, und Trauer ist sicherlich kein angenehmes Gefühl. Es war ein seltsames Erlebnis für mich, denn in der Regel bin ich ein ziemlich ausgeglichener Mensch. Strange?

      Zufällig habe ich auch ein 'Making of' von Twin Peaks geguckt, wo Wise genau das erzählte wovon du schreibst… er hatte nur gehofft dass nicht er der Killer sein würde. Sie drehten die Szene in der Maddie umgebracht wird ja dreimal: einmal mit ihm, einmal mit Benjamin Horne und einmal mit Bob. Keiner wusste wer es war, ausser Lynch und Frost. Das schien überhaupt das Motto zu sein, keiner bekam je das ganze Skript, sondern nur den Teil der sie selbst betraf, und so wurden auch die Darsteller zu Zuschauern… Danke auch für Coop und Gordon Cole above :-) einfach grossartig. Und natürlich ist mir 'This magic moment' mit Miss Arquette auch nicht entgangen.

      Wg zum Narren halten, also gibt es tatsächlich Leute die so empfinden? Kann ich auch nicht nachvollziehen. Ich sage auch nicht dass ich David Lynch-Filme verstehe…aber es ist genauso wie du sagst, man versteht sie auf einem bestimmten Level sehr wohl. Die Sprache der Bilder, des Abstrakten, lässt sich so schwer verbalisieren - und David geht, soweit ich weiss, meistens von Bildern aus. Die Geschichte, der Plot, wird um diese Bilder herum konstruiert. LOST HIGHWAY müsste ich nochmal (nach Jahren mal wieder) anschauen, aber was du da geschrieben hast, klingt plausibel für mich - verdammt gut auf den Punkt gebracht, und ich finde auch für MULHOLLAND DRIVE durchwegs zutreffend, was das Kippen von Realität betrifft. Der Mystery Man ist, so scheint mir, in beiden Realitäten zuhause und zugleich nirgendwo.

      Löschen
    45. Anonym24.5.13

      Bei mir persönlich blieb MULHOLLAND DRIVE übrigens stärker hängen. Die Szene ganz am Anfang, in der ein Mann seinem - ich nehme an - Therapeuten(?) von einem Traum in diesem Fastfood-Restaurant erzählt - und wie dann Traum und die Wirklichkeit des Augenblicks verschmelzen. Wow. Ich kenne das eher von deja-vu Erlebnissen, denn die fühlen sich genauso an, als hätte man es schon mal genauso erlebt was gerade abläuft - es passt alles, bis ins Detail. Der Film ist ohnehin voller beeindruckender Szenen…Diane und Camilla - und die Musik! Ich war auch von der Kooperation zwischen Badalamenti und Lynch fasziniert, wie sie schon zu Twin Peaks-Zeiten stattfand. Wie sie sich gegenseitig inspirieren, ganz grossartig. Was Lynchs Fischfang-Theorie betrifft, leitet er sie von Transzendentaler Meditation ab, was er selbst ja betreibt und wofür er auch eine eigene Organisation gegründet hat. Da gab's ja auch mal einen Fanfilm… mit dem Titel DAVID WANTS TO FLY, wo ein Fan David Lynch sogar trifft, dann aber misstrauisch wird als er draufkommt dass diese Transzendentale Meditation Organisationen einem Geld aus der Tasche ziehen. Lynch soll ihm ja zum Schluss sogar mit einer Klage gedroht haben. Ich persönlich habe TM ja noch nie probiert, glaube Lynch aber sofort dass es effektiv ist - allerdings werde auch ich misstrauisch, wenn etwas, das angeblich so leicht funktionieren soll, hunderte Euro kostet…nun ja. Aber das wird weder meinem Enthusiasmus für David Lynch, noch für seine Arbeit einen Abbruch tun. Ich halte den Mann für ein Genie, period. Was die Darstellung von Sexualität im Film betrifft hat er auch völlig recht. Gerade da könnte man doch noch viel mehr herausholen, aber der durchschnittliche Hollywood-Schinken kann eben nicht mehr… Schade.

      Was Cannes betrifft, aktuelles Thema. Und Nicole Kidman ist echt jedes Jahr mit von der Partie... Und ja, 1984 war Dirk Präsident und führte ziemlich strenge Regie wie er selbst sagte. Gut so. Ich dachte immer dass Cannes, Venedig und die BAFTA's eigentlich etwas Europäisches sind - aber selbst diese Veranstaltungen sind so von Hollywood überlaufen, unglaublich… Und Joe Losey hatte nur gemeint, tu's nicht Dirkel, aber ich frage mich ob das von Loseys' Seite wirklich so altruistisch gemeint war - zwischen den beiden war da eine Art Hass-Liebe kommt mir vor… Losey war jemand der nicht so leicht zufriedenzustellen war, und Dirk überschlug sich bei dem Versuch es ihm rechtzumachen. Er mochte brillante Regisseure und er mochte es auch gefordert zu werden, aber Losey gab ihm nie mehr als ein paar Krümel, eigentlich… Ich muss immer daran denken was Dirk mal schrieb, dass ihn Lob eher in Verlegenheit brachte, aber 'ermutige mich und ich teile das Meer für dich'. Visconti trieb Dirk zwar auch recht hart, war ihm gegenüber aber scheinbar viel großzügiger.
      Hier ist übrigens ein Video von der Preisverleihung 1984: Dirk gibt beste Regie bekannt - Bertrand Tavernier, und als er bekannt gibt an wen die Palme d'Or für den besten Film geht, geht ein Johlen der freudigen Überraschung durch die Menge. Und Wim Wenders wirkt etwas blass, vielleicht vor Staunen? :-) Ich habe mir übrigens nicht den ganzen Bericht angeschaut, nur ab 21:49 - die Qualität ist eben auch nicht die Beste…

      Spécial Cannes


      Löschen
    46. Anonym24.5.13

      In Dirk's Briefen taucht Cannes natürlich jedes Jahr auf - hauptsächlich aber deshalb weil etliche Stars ihn kannten und wussten dass er in der Nähe wohnte. Wenn sie den Trubel an der Küste nicht mehr aushielten, flohen sie zu Dirk und Tony auf den Hügel. Das hiess dann wieder öfter Tisch decken, mehr Abwaschen, Betten überziehen und Klopapier und Handtücher en masse bereitstellen. Und viel Alkohol… laut Dirk war er meistens ohnehin durchgehend so besoffen dass er nicht mal merkte dass so viel Arbeit dahintersteckte. Das Schlimmste war aber die Kombi von Regenwetter und Gästen…unterhalt die mal, wenn du sie tagelang im Genick hast. Und falls du dich fragst, ich glaube gegen Ende der Siebziger hatten Dirk und Tony ihre Hausangestellten gefeuert - einmal waren sie unerwartet früh von einem Trip nach Hause gekommen und waren nicht glücklich mit dem was sie sahen, also au revoir. Dafür konnten sie dann endlich bis spät in die Nacht laut Musik hören :-)

      Was meinen London-Trip angeht, morgen geht's los und ich bin KRANK. Aber ich fliege trotzdem :-) Danke auch für das Foto von Nick Cave! Brighton, hm? Vermisste wohl das Meer…kein Wunder, wenn man aus Melbourne kommt. Aber ich fand immer dass er mehr wie ein Brite als ein Australier wirkte.

      Löschen
    47. Strange? Nein, ich denke nicht. Ich fand Deine Presence in the Garden-Geschichte sehr schön. Als die Simple Minds noch brillant waren: What do you know about this world anyway (aus "The American"). "Eine schöne Art von Trauer", ich war immer fasziniert von diesem japanischen Begriff mono no aware, jedenfalls seit ich ihn einmal übersetzt fand als Trauer um den Fluß der Dinge. Offenbar läßt es sich auch als "das Herzzerreißende der Dinge" übersetzen, was mir die Empfindung nur noch näher brächte… weil darin, im Herzzerreißenden der Dinge, die "schöne Art von Trauer" Vergehen und Kontinuität zugleich spürt.
      "Die unentzifferbare Wahrheit des Schauerlichen"… ach, ich schenke Dir eine Passage aus meinem Roman. :)

      --- "Wir sehen uns im nächsten Semester wieder, Damen und Herren, wenn es um Albrecht Dürer gehen wird." Letzte Instruktionen von Botschafter Jerdzny. Hatten sie noch Sinn? Zu viele Fragen, viel zu lange schon. Rabenmutter Vernunft summt Fragen wie Schlaflieder, während sie den Brei des Herzens dosiert. Ein Tröpflein Verlegenheit, ein Löffelchen Gewissensnot dazu, zum Schutz gegen Versuchung. Und dann liest Rabenmutter Vernunft ein bißchen vor aus dem großen Buch der Borniertheiten, die einen behüten vor der unentzifferbaren Wahrheit des Schauerlichen.
      Aber wir haben nicht hingehört, mein guter Jerdzny. Wir empfangen Übertragungen in den Mittelpunkt des Kopf-Kreises. Wir sind Empfänger von Störungen. Aufgestört das Schauerliche in uns. Wir wissen, daß jedes starke Gefühl einen Kräftestrom verursacht. Das Phantastische hat keine andere Richtung mehr als das Reale. Wir fragen uns überhaupt, ob nicht das Reale das Phantastische ist. ---

      Die vertiefte Gegenwärtigkeit, wenn etwas auf unerklärliche Weise so intensiv mit dir ist, daß du auf unerklärliche Weise ganz bei dir bist, - das kann vieles bedeuten, irgendsoeinen "O me! O life!"-Whitman-Moment, oder die Gewißheit, daß du mit etwas außerhalb von dir in ungeahnter Verbindung stehst, with a pattern of things, und du bist der in diesem Augenblick unentbehrliche Bestandteil dieses Musters, - or with a presence -, und ich maße mir nicht an, über Natur und Beschaffenheit einer solchen Anwesenheit irgendwas Sinnvolles zu sagen. Ansonsten denke ich bei Deiner Geschichte wieder: je intensiver du dich mit den Dingen beschäftigst, um so intensiver beschäftigen sich die Dinge mit dir. :)

      Oui oui, ich weiß nicht mehr, ob es Sheryl Lee war oder Mädchen Amick, eine von beiden sagte ausdrücklich, sie habe es gar nicht wissen wollen während der Drehs, wer nun der Mörder von Laura Palmer ist.
      Hab in den letzten Jahren am Rande auch ein paar Seltsamkeiten zu Lynch mitbekommen, aber wie Lynch dorthin kommt, wohin er kommt, überlasse ich, wie Du, ihm selbst. :) MULHOLLAND DRIVE hat ja auch diesen breakdown-Moment, als Rebekah del Rio singt. Musik löst das bei mir sehr leicht aus - Übertragungen aus der unentzifferbaren Wahrheit des Schauerlichen, als würde mir eine Pythia immerzu von unendlichen Bedeutungen singen, eine sichtbare Welt entfalten, Talent für mein eigenes Schicksal fordern und diese unstillbare Sehnsucht schenken, und der Maler der Seelenmalerei setzt mir eine Träne ins Auge. Aber Wehmut ist eine Freundin.

      Löschen
    48. "Ermutige mich und ich teile das Meer für dich", das ist wunderbar. Und daß ihn Lob eher in Verlegenheit brachte - zwei Seiten der Aries-Medaille as I know it.

      Merci für den Cannes-1984-Link! Yeah, Wenders sieht schon erblaßt aus. :) Habe PARIS, TEXAS lange nicht mehr gesehen und große Lust darauf jetzt. Ry Cooders Musik war auch phantastisch, von Cooder stammt ja auch zu weiten Teilen der PERFORMANCE-Soundtrack. "Endlich bis spät in die Nacht laut Musik hören" :), welche Musik liebte Bogarde denn besonders laut, can you remind me? :) Kann mich jetzt an nichts konkret erinnern. Morgen werde ich übrigens die DESPAIR-DVD im Briefkasten finden, freue mich, daß im großen Alles hat seine Zeit jetzt Zeit ist für diesen Film.

      Ich glaube, es war vor allem Nick Caves Frau, die nach Brighton wollte. :) Er selbst hatte gemischte Gefühle, weil er wohl in Brighton mal seinen Heroin-Entzug hinter sich gebracht hat. "Push The Sky Away" ist übrigens unfaßbar gut, weiß nicht, ob Du meinen hochnotpersönlichen Sermon mal gefunden hast (hier), bzw ob Du die Platte schon kennst, ansonsten schwöre ich bei meinem Ariadnefaden, jemand, der mir eine solche Geschichte schenkt wie "Ich hatte unlängst ein ähnliches Erlebnis…", muß dieses Werk lieben. In welchem Fall dies ein Befehl wäre. :)

      Löschen
    49. Anonym3.6.13

      'Das Herzzerreissende der Dinge' klingt schrecklich schön…
      Bin wieder zurück aus good old England, und noch immer krank, aber was soll's. Im Regen rumzustiefeln ist der Gesundheit nicht gerade zuträglich, aber es war's wert. Sehr nette Menschen kennengelernt, viel gesehen, Flugzeug verpasst (Verkehr schrecklich) - Wetter ganz OK. Das war London in a nutshell für mich. Aber, und ganz wichtig, ich fühlte mich nicht fremd. Und den Drehort von THE SERVANT zu besuchen stand natürlich auch auf meiner Liste :-)
      Aber zurück zum 'Herzzerreissenden der Dinge' - die Japaner haben mich aus irgendeinem Grund schon immer fasziniert. So ähnlich und dennoch so fremd…die Kluft zwischen uns und ihnen erscheint nicht so weit…ist aber so tief, dass einem schwindelt wenn man hinunterschaut.

      Danke für den Ausschnitt aus deinem Roman - allein den empfiehlt es sich aufmerksam studieren. Das ist keine Entspannungs- oder Urlaubslektüre, so scheint mir, sondern ein Lehrbuch der besonderen Art. Vernunft ist tatsächlich eine Rabenmutter... und bestimmt nicht das A und O, aber ganz nützlich in unserer Welt :-) Und zur Frage ob das Reale nicht das Phantastische ist... 'all unreal things are real', wie auch schon Dirk schrieb, und ich kann euch beiden nur zustimmen.
      Was mich indirekt an Hermann Hermann erinnert…du hast dir also die DESPAIR-DVD zugelegt, wunderbar! Und, meinst du es ist Dirks beste Performance? Er dachte das zumindest. Und ja, der Film ist verschnitten, aber ich finde ihn immer noch toll, die Musik, Wardrobe, die Kameraführung, ach, einfach alles, Dirk natürlich inklusive. Wie Hermanns Wahn langsam aber sicher immer größere Ausmasse annimmt - ein Film den ich immer wieder schauen kann, trotz seiner Schnitzer. Vielleicht heute Abend noch :-)

      'Ich maße mir nicht an, über Natur und Beschaffenheit einer solchen Anwesenheit irgendwas Sinnvolles zu sagen.' Oh, aber warum nicht? Ich habe so das Gefühl dass es äußerst sinnvoll wäre was du dazu zu sagen hättest :-) Ich hingegen habe keine Ahnung was es war, tippe aber stark auf meine eigene Einbildung. Und: 'je intensiver du dich mit den Dingen beschäftigst, um so intensiver beschäftigen sich die Dinge mit dir. :)' - trifft den Nagel auf den Kopf, superb. So habe ich es noch nie gesehen... wie eine magnetische Anziehung zwischen zwei Polen…

      'O me, o life'… have ich nachgelesen, thanks, oder 'ta' wie man auch sagen könnte… Fand die Antwort am Besten an dem ganzen Gedicht, übrigens. Früher oder später sagen einem alle Quellen das Gleiche, ob es aus der literarischen Ecke, der Musik, Spiritualität oder Quantenphysik kommt. Apropos Musik - die Szene mit Rebekka del Rio in MULHOLLAND DRIVE: als ich sie dass erste Mal sah, wie Diane und Camilla im Saal sitzen und losheulen - da hab auch ich geheult, gebe ich zu. Und ich wusste nicht weshalb, es erschien mir nur völlig normal, und dabei wurde man nicht einmal nach Hollywood-Rezept manipuliert…

      Löschen
    50. Anonym3.6.13

      Was Dirks Musikgeschmack betrifft, weil du gefragt hast, ich fürchte ich bin keine grosse Hilfe…Viel ist nicht bekannt darüber, deswegen kannst du dich auch nicht daran erinnern… Sehr katholisch, wie Dirk selbst sagte, und nicht besonders gut, LOL! Einen Eindruck vermittelt einem wohl die Dirk Bogarde Estate:

      Dirk Bogarde / Desert Island Discs

      und ein Interview mit Dirk, wo sie die Sachen anspielen:

      DIDA: Dirk Bogarde

      Die Fragen die sie ihm stellt, sind manchmal recht... bohrend. Aber sie hat Glück, Dirk wird nicht stachelig, sondern begnügt sich mit mit dem 'Hermit-crab'-Modus... Ich mag Interviews mit Dirk, weil er ab und zu so einen Unsinn labert, LOL! Was ihn wiederum so menschlich macht. Meistens bin ich aber seiner Ansicht - zumindest war das bisher so, hab ja noch nicht alle Interviews gehört / gesehen, aber es ist auch leicht ihn misszuverstehen wenn man ihn nicht kennt oder von vornherein eine negative Einstellung zu ihm hat.

      Ansonsten glaube ich zu wissen dass er und Tony (eher Tony, denke ich) ziemliche Musical-Fans waren, und Rex Harrison, sein guter Kumpel, sang ja in My Fair Lady, also… Und dann noch die üblichen Einflüsse: Klassik: Franz Liszt, weil er ihn gespielt hat (und ich sehe ihn vor mir wie er da leidet am Klavier, LOL), dann Judy Garland klarerweise, Viscontis indirekter Einfluss, usw. Würde mich auch nicht wundern wenn Joe Losey ihn mit Jazz beeinflusst hätte; die Soundtracks vieler Losey-Filme, aber auch etlicher anderer in den 60ies stammen von John Dankworth. 'All Gone' aus THE SERVANT finde ich auch ganz fabelhaft, und Dirk sang sogar für den Soundtrack von DARLING. Ich kann Kitsch nicht leiden aber gesungen hat er garnicht mal so schlecht, ich glaube er konnte Melodien recht schnell erfassen und richtig wiedergeben, was aber die Stimme eines ausgebildeten Sängers nicht ersetzt. Und er pfiff gern bei der Arbeit (zuhause meine ich). Jean-Michel Jarre schickte ihm in den 70ern eine Kopie seines Albums 'Equinoxe' und Dirk schrieb gleich eine Ode daran zurück - wobei ich mir nicht sicher bin ob er da nicht ein wenig übertrieb, um Jarre zu schmeicheln. Und irgendwie habe ich auch den Eindruck, dass Jean-Michel Jarres Ähnlichkeit mit Dirk kein Zufall ist... wird wohl nicht umsonst sein dass Charlotte Ramplings Ehemann vom Aussehen her Dirks Sohn sein könnte...

      Was noch? Zumindest kannte Dirk Peter Gabriel und The Cure, aber wer weiss was man im Radio zu hören bekam im Frankreich der 70er und 80er, die Franzosen haben ja (zumindest meiner Meinung nach) diesen ausgesprochen seichten Rock und Pop… Aber ich persönlich bin von dem was Dirk für Desert Island angab nur mäßig begeistert - für mich klingts furchtbar altmodisch, aber Dirk brachte einen Musiksender in England schon in den 50ern zum Verzweifeln, als er gebeten wurde, eine Stunde lang DJ zu spielen - und wie bei allem anderen auch, glaube ich dass das wiedermal so ein 'Dirkism' ist, in diesem Fall eine Irreführung was Musik betrifft. Vielleicht wollte er sich als musikalisch gebildeter zeigen als er war, ich meine all die Klassik usw… Wer weiss. Aber einfach gesagt, die Musical-Sache und die Arien wie Printemps, etc, sind wohl Tony's Einfluss zu verdanken, die Klassik wohl Visconti und Liszt Hollywood. Was er sonst so gehört hat, keine Ahnung… Aber was Klassik betrifft, ich finde die kann man nur leise im Hintergrund oder ohrenbetäubend laut hören, und dazwischen gibt's nichts.

      Löschen
    51. Anonym3.6.13

      Wg Nick Cave, danke für den Link, ich habe den Befehl befolgt :-) Der Mann wird ja immer besser! Ich kam als Teenager auf Nick Cave, habe meine Eltern mit ihm verrückt gemacht, weil ich ihn rauf und runter hörte, LOL! Zu einer Zeit als man ihn hier in Österreich noch nicht so wirklich kannte. Keiner wollte mir damals glauben dass Nick Cave eine grossartige Stimme hat und singen kann…aber dann brachte er 'The Murder Ballads' heraus und plötzlich kannten ihn alle. Er und Blixa Bargeld waren in den 80ern auch ein tolles Gespann - Blixa hat ja dann was mit Gudrun Gut gemacht, soweit ich weiss…Und ihre Videos…'Loverman' z.B. wo sie sich alle haben hypnotisieren lassen, und durchs Video schlafwandeln… Ich glaube ich habe lange nichts von Cave gehört, weil mir 'The Boatman's Call' vielleicht schon zu melancholisch war damals und eine neue Beziehung änderte auch alles - da ist einem eher nicht nach Nick Cave, irgendwie. Obwohl ich weiss, dass er, gerade wenn es um Liebeslieder geht, recht tiefgründig sein kann. Ich glaube aus Nick Cave hätte ein ausgezeichneter Prediger werden können - und das ganze noch abgerundet mit einer Johnny Cash/Elvis Presley/Punk-Impression... Er ist cool... und was für eine Wohltat zu einer Zeit als Idioten-Techno die Musikwelt dominierte. In der Schule musste ich es in den Pausen ertragen und konterte mit: Mozart, Pink Floyd, Genesis und eben Nick Cave, wenn ich mal an den CD-Player gelangte... Seufz. Vulgär, billig, sensationalistisch und untalentiert - mir kommt das Schaudern, wenn ich ab und zu mal in ein neues Musikvideo reingucke - klingen alle gleich und sehen auch alle gleich aus…'Rock' ist noch erträglich, aber der restliche Mainstream ist einfach nur ein Krampf. Gutes muss man mit der Lupe suchen. Aber ich hör schon auf, vermutlich liege ich ohnehin falsch ;-)
      Es ist so interessant festzustellen, was man an etwas hat, wenn man es länger nicht genossen hat - findest du nicht? Absence makes the heart grow fonder, wie es so schön heisst. Ich bin dann immer so beeindruckt wenn ich wieder einen guten Film anschaue oder so wie eben Nick Cave-Videos gucke. Musik fährt generell besser ein wenn man sie nicht ständig hört. Manchmal frage ich mich ehrlich wozu Leute Drogen brauchen...

      Löschen
    52. Hello, welcome back! Hope you're feeling better by now! - Der Drehort von THE SERVANT, heißt das, Du hast vor 30 Royal Avenue gestanden in Chelsea? Sieht offenbar noch genauso aus wie im Film (I just took a look). Nur eben in Farbe jetzt. :) War es Dein erster Besuch in London? Ich war nur 1x da, in den 80ern. Weiß nicht, wie es heute ist, aber London in der Dunkelheit war phantastisch, es regnete ein wenig (surprise!) und über die glitzernden Straßen rollten tatsächlich Karawanen von Hitchcock-Taxis. Heute würde ich wahrscheinlich zuerst den Maryon Park ansteuern, diesen mysteriösen Park aus BLOW-UP.

      Ich weiß gar nicht, ob ich jemals nach Japan reisen wollte - obwohl ich mir einmal im Traum selbst den Befehl gab: Wir müssen erst weißen Schnee in Kyoto finden - so maybe I should :) -, aber ich hätte Angst, erschlagen zu werden von Eindrücken, die gar nichts mit dem eigentlichen Faszinosum zu tun haben. Ja, so ging es mir auch schon oft, - so far away, so strange, keine Kultur weiter entfernt von uns, und doch fühlt man sich so gefangen. Genaugenommen war der erste Film, bei dem ich bittere Tränen vergoß, ein japanischer, aber ich werde nie mehr herausfinden, welcher es war. Ich war noch ein kleiner Junge. Es hatte wahrscheinlich mit einem Sohn und mit Krieg zu tun, aber ich kann mich an kein hilfreiches Bruchstück mehr erinnern, nur an den Eindruck. Der dann nie wieder verschwand: daß aus Japan eine tief bewegende, aber nie ganz verstehbare Faszination kommt. Als ich das erste Mal Kurosawas SCHLOSS IM SPINNWEBWALD sah, schien mir der Film endlos und mein Raum nicht mehr mein Raum. Kennst Du vielleicht KWAIDAN, von 1964? - Allein die japanische Nationalhymne, diese todtraurige Melodie vor einem Fußball-WM-Spiel, it's so unreal. Kommt aus dem Nichts, verbreitet kurz abgrundtiefe Wehmut und verschwindet wieder im Nichts. Und da stehen dann 11 Japaner, die es gleich mit den vom italienischen Hymnenorgasmus Befeuerten aufnehmen sollen, und sehen aus, als müßten sie erst weißen Schnee in Kyoto finden. :)

      Nein, keine Entspannungslektüre, und sie würde jeden Urlaub verderben. :)

      Löschen
    53. DESPAIR - ja, ich habe die DVD jetzt, und sie ist Gold wert. 2 x gesehen, und es fühlte sich überhaupt an wie ein erstes Mal. Die deutsche Fassung zuerst; already stunned. Aber man muß nur die letzte Szene mit Bogarde im Original sehen, bzw. hören, und man begreift die Welten, die dazwischenliegen. Bogardes beste Performance? Kann gerade nicht widersprechen. Dann noch dieses Juwel dazu, "Das Kino und sein Double". Coldstream erzählt da ja, wie Fassbinder am Abend der Party, zu der er nicht erschienen war, einen Zettel unter Dirks Tür durchschob, und wir sehen einen Auszug dieses Briefes. Und dann hören wir Bogardes Stimme, wie er über das Bild spricht, das Fassbinder von sich vermittelte, and how wrong it was: "Er war mehr das weiche Sahnestückchen." - the sweetest man. Was sagt er da, "like a soft ??? inside"? Es klingt wie "marang", meint er diese tropische Frucht? Und man sieht auch Auszüge aus Bogardes zweitem Brief an Fassbinder - auch die Passage, in der er schreibt, "… the best I have done." - Fassbinder sieht so unendlich müde und erschöpft aus in Cannes. Die Aufnahmen von den Dreharbeiten, ich weiß nicht, das geht mir gerade sehr unter die Haut, die beiden zu sehen. "Dirk?" - "Ja?". Goodness sake. - So mit Anfang 20 sah ich zufällig EFFI BRIEST, war komplett hingerissen, und verlor dann mit den Jahren völlig aus dem Bewußtsein, daß der von Fassbinder war. In a way geht es mir so mit dem ganzen Fassbinder, hab seine Größe (wenn er groß war) aus den Augen verloren, schätze, ich bin am Beginn einer Wiederentdeckungsreise.
      Also haben sie in einer Nacht den Film neu geschnitten, wohl auf Druck der Verleih-Maschinerie, und ja, tragisch, was verlorengegangen ist, but hell, der Film ist ein Meisterwerk, so wie er ist. Einzigartig. All das, womit Fassbinder den "Schritt nach Hollywood" bzw. in den internationalen Mainstream versemmelt, macht ihn so faszinierend. Schrecklich komische Momente in diesem descent into madness, die wahrscheinlich kaum komisch wären, wenn es nicht Bogarde wäre. Mußte blödsinnig lachen, als Hermann den Freud, der keiner ist, nach "the split person" fragt, "the man who stands outside himself", und dann sagt: "I'm thinking of writing a book about such a person. Maybe two books."

      Diesen See bei Mölln kenne ich, glaube ich. My father's grave quite near, seltsame Vorstellung, daß ich auf dem Weg dorthin mal durch Gelände kam, in das Dirk Bogarde seinen Fuß gesetzt hat. Kameraführung, Musik, Wardrobe, - Du sagst es, phantastisch. Bemerkenswert auch zu hören, wie Bogarde Fassbinder davon abbrachte, mit jener Sequenz zu weit zu gehen, die an "Night Porter" erinnert, die verbliebene Szene wirkt auf mich auch nicht befremdend, I like it there, the way it is.

      Danke für Deine umfangreiche Recherche zu Dirks Musikgeschmack! :) Liszt und Mahler, well, wenn Liszt, dann von Bolet, so sehe ich das auch, und Mahler, ich hatte mal eine Phase von "Über Mahler kommt bei mir nichts mehr", das Adagietto aus der Fünften, abgesehen davon, daß Visconti es Bogarde ja quasi übereignet hat, ist das große, große Musik, da soll mir keiner mit "Kitsch" anfangen, wenn er nicht will, daß ich die Pistole aus der Tasche hole, Smokey, my friend, you're entering a world of pain, Du weißt schon. :) Habe mir Bogarde seltsamerweise gut als Hörer von British Dance Bands vorstellen können, diese 1930er-Sachen, Al Bowlly, Jack Hylton, so Ballroom-Zeugs, daß er The Cure kannte, das ist ja wie… Bruno Ganz mit Nick Cave oder Crime & The City Solution in "Der Himmel über Berlin". :)

      Löschen
    54. Nick Cave: brav. :) Mh ja, ich kenne das, meine Maman, als sie mal "I'm Gonna Kill That Woman" (von "Kicking Against The Pricks") hörte: "Was sind das denn für Verrückte." Aber "The Good Son" gefiel ihr ganz gut. :) "Ein ausgezeichneter Prediger", hm? Wir machen einfach so weiter, nächste Passage aus meinem Roman. :)

      In seinen vier Wänden angelangt benötigte Aljoscha dringend einen Energieschub: gut, daß er aus Musik Energie aufnehmen konnte, als wären Töne Kalorien; zur Not funktionierte das Kopfhörerkabel wie ein Infusionsschlauch. Der Mann der Stunde war Nick Cave, ehedem Sänger der Birthday Party, einer Combo, die so klang wie der eiskalte Samen des Teufels sich anfühlen mußte. Cave zog durch seine Texte wie ein Wanderprediger mit Dreck am Stecken zwischen Sumpfland, Strumpfband und Altem Testament. Sein Spießgeselle war jetzt nicht mehr der seltsame Rowland S. Howard, der mit seinen weinenwollenden großen Augen wirkte wie ein im Cabinet des Dr. Caligari Vergessener und von dessen Gitarre Georg Büchner sagte, daß sie wie ein offenes Rasiermesser durch die Gegend lief (man schnitt sich an ihr), sondern Blixa Bargeld, dessen luziferisches Gebrodel über Caves Lieder kroch wie eine Tarantel übers Bett. Kicking Against The Pricks und Your Funeral, My Trial von Nick Cave schärften den Sinn für die manische Unschuld der Obsession.

      Was soll ich sagen, wenn ich eine griechische Tragödie bin, ist Cave der Chorus. "Es ist so interessant festzustellen, was man an etwas hat, wenn man es länger nicht genossen hat - findest du nicht?" Oh yes, I do. Sehr schön gesagt, because, it never was gone. Und es wird immer schlimmer eigentlich, serielles Überwältigtsein by the greatness of things, weiß auch nicht, wo da noch Zeit für Drogen sein soll, totally with you. Meinen letzten Joint steckte mir ein baskischer Nachtschwirrer in Vitoria im Vorbeigehen zwischen die Lippen, it was so brilliantly absurd that I decided this is gonna be the last one. Und es ist so lange her, das war… in einem anderen Leben.
      Blixa Bargeld & Gudrun Gut - you know you're right. :)

      Löschen
    55. Anonym12.6.13

      Hi, entschuldige die späte Antwort - real life fordert seinen Tribut. Was meine Gesundheit betrifft, nein es hatte noch ein Nachspiel von einer Woche, aber nun ist alles gut… Ja ich stand vor dem Haus in der Royal Avenue. Das dritte von rechts von jenen mit den runden Fenstern :-) und wenn man auf die andere Strassenseite wechselt, entdeckt man dass Joe Losey so ziemlich gegenüber davon gewohnt hat - und 1984 auch dort starb. Laut Dirk's Autobio hat er just in dem Moment angerufen in dem Losey starb - er hatte am Nachmittag vorgehabt sich nach ihm zu erkundigen aber aus irgendeinem Grund tat er es doch am Vormittag. Wie gerufen, irgendwie (wenn's denn stimmt, aber ich denke schon).
      Aber ja, es war mein erster Besuch… Aber wenn du nur einmal dort warst, heisst das wohl dass du es nicht besonders gemocht hast - oder? Ich glaube London hat sich aber auch verändert - und ich musste feststellen dass mir die Stadt mehr taugt als Paris. Was nicht unbedingt mit der Sprachbarriere zusammenhängt.
      Wg BLOW UP - oh ja, als ich den zum ersten Mal sah, war ich gerade um 4 Uhr morgens nach Hause gekommen vom Fortgehen, aber (wieder) relativ nüchtern, und schaltete den Fernseher ein. Ich war hundemüde, hatte aber an der Stelle eingeschaltet wo er im Park die Fotos schiesst, und ich konnte nicht abdrehen… Ja, das British New Wave Cinema hat halt einfach was - London zog sie alle magisch an damals, die guten Regisseure :-)

      Was Japan betrifft könnte ich dir nicht mehr zustimmen. Ich weiss nicht ob ich mit ihrer Kultur auf die Dauer könnte - ich würde mich als Individuum viel zu eingeschränkt fühlen, glaube ich. Aber Japan fesselt mich und es ist schwer in Worte zu fassen wieso. Ich habe den Trailer von KWAIDAN angeschaut (nein, ich kannte es nicht, merci), und allein der hatte was magisch Anziehendes. Ein Film mehr auf meiner 'to watch-list' - dank dir wird die immer länger :-)
      '[…]mit den vom italienischen Hymnenorgasmus Befeuerten […]' - LOLOLOL! Oh ja, die Italiener…Drama, Drama - Visconti meinte ja mal: 'The only thing Italians can do well is to sing at the opera.' Und im Übertreiben sind sie auch einsame Spitze, wie Signore Visconti bewies.
      Apropos, wenn wir schon bei Nationen sind, ich sehe mit Stolz dass du ein Musikvideo mit Lugosi Bela als Dracula hochgeladen hast - megacool. Nicht zuletzt deshalb weil ich in Ungarn geboren bin und das umso mehr zu schätzen weiss :-) - hast du es selbst gemacht, btw? Bevor er nach Hollywood ging hatte er ja den Vampir in Budapest am Theater gespielt, glaube ich - offensichtlich konnte er nicht aus seiner Haut… Und er hatte wesentlich mehr Charisma als Max Schreck ;-)

      Löschen
    56. Anonym12.6.13

      Wg DESPAIR, ich kam nichtmal auf die Idee ihn auch auf deutsch anzuschauen, wohl weil der Gedanke Dirk Bogarde in Synchronisation zu hören für mich so befremdlich ist…ist der Unterschied so gross..? Der Film ist wunderbar restauriert worden, und ja, das 'Extra' ist wirklich toll. Ich mag John Coldstream übrigens auch sehr gerne, der Mann ist mitverantwortlich für mein Bild von Dirk Bogarde - nicht nur durch die Biografie, sondern auch weil er seine Briefe herausgeben hat. Coldstream hatte Dirk acht Jahre gekannt, und war Literaturredakteur der 'Daily Telegraph' gewesen, für den Dirk immer wieder Buchrezensionen oder Artikel geschrieben hatte. Zuletzt hatte Dirk Coldstream und seine Frau seiner Familie vorgestellt, sprich, sie waren Freunde geworden. Wäre das nicht passiert, hätte die Bio anders ausgesehen und Dirk's Briefe wären vielleicht nie herausgegeben worden. Was Coldstream tat, ist einem den echten Bogarde so nahe wie möglich zu bringen, ohne seinen Freund zu verraten. Andere Leute sind anderer Meinung - Coldstream habe einfach nur Dreck ausgegraben, oder Dirk selbst sei in seinen Autobios viel ehrlicher gewesen (hah!), usw. Ich finde er hat seinen Job sehr gut gemacht, und wie sehr er sein Subjekt gemocht hatte merkt man auch in dem Interview. Er hatte einen Zugang zu Dokumenten und Briefen und Tagebüchern von Dirk (und seinem Partner), den ein anderer wohl nie bekommen hätte und meiner Meinung nach war die Biografie bei Coldstream in den richtigen Händen.
      Was Dirk über Fassbinder sagte ist sehr nett, oder? Er meinte übrigens 'Merengue' - Baiser, das Dessert. Sehr passende Beschreibung, wenn sie von einem 'Schokoladenfabrikanten' kommt…:-) Ich könnte dir den ganzen Brief - Dirk's zweiten an Fassbinder - abtippen, aber im Moment bin ich viel zu faul dazu, sorry, LOL! Nur soviel, um Dirk's Hingabe an seinen Regisseur zu illustrieren; am Ende schreibt Dirk über den Film:
      'For my part I'm tremendously happy that I was asked to be in it, and proud too… and I cannot thank you [enough] for such a marvellous chance and experience. I once told you, early in the film, at Interlaken, that it was 'paradise' working with you. I dont know if you remember? But it still is true. I will follow you to Alaska if you ask me… and even if you dont, be assured that you will always have my deepest respect, gratitude… and love…

      Always,
      Dirk

      Löschen
    57. Anonym12.6.13

      Und die beiden behind the scenes zu beobachten ist grossartig. Beide eigentlich schüchtern, denn Fassbinder wollte zuerst nicht direkt mit Dirk englisch sprechen weil er sich vor seiner Crew schämte Fehler zu machen (can you believe) bis ihm Dirk klarmachte dass er genauso schüchtern sei, aber Fassbinder sei nunmal der Boss! :-) Das Coole an Dirk ist, wenn er an ein Projekt glaubte, gab er 150 Prozent - es war meistens ohnehin unkompliziert mit ihm zu arbeiten, aber für den richtigen Regisseur und den richtigen Film gab er alles. Und auf die Höhe der Gage wurde dann schon mal gepfiffen…die größte Summe die Dirk je erhielt - ich meine auf einen Patzen - war eh für DESPAIR: 200.000 $.
      Ich glaube Dirk verstand Fassbinder wesentlich besser als Visconti oder auch Joe Losey zum Beispiel. Eben weil Fassbinder tief drin ja schüchtern war, was man von den anderen beiden (Joe Losey war recht stolz, und Visconti ein Macho) nicht behaupten kann. Und wie Andrea Ferreol beschrieb, hatte Dirk aber auch kein Problem damit Fassbinder klarzumachen was er nicht wollte: die NIGHT PORTER-mäßige Szene, wie du auch sagtest. Wäre neugierig was Fassbinder noch hätte machen wollen, aber so musste er sich damit begnügen Dirk seine Bikerkappe aufzusetzen und ihn in diesen schrillen Pyjama zu stecken, und los gings. Ich finde die Szene übrigens auch nicht befremdlich, es ist auch so cool wie Dirks Double im Wohnzimmer sitzt und das ganze beobachtet. Laut Coldstream war Dirk ja von dieser Double-Geschichte fasziniert - da ich im Zeichen Zwillinge geboren bin (so wie Fassbinder übrigens auch) kann ich das vollkommen nachvollziehen. Ich schreibe das nur weil du des öfteren auf dein eigenes Sternzeichen eingegangen bist, welches du mit Dirk teilst. Er war übrigens: Sonnenzeichen: Widder, Aszendent: Zwillinge, Mond: Schütze und Medium Coeli: Wassermann - was auch immer das heisst. Bei mir sind die Zeichen dieselben, wenn sie auch woanders stehen, mein Aszendent ist z.B. Wassermann, und der Widder fehlt, was auch immer DAS heisst. Sofern man daran glaubt…ich weiss nur dass Zwillinge und Schütze beide recht unruhige Zeichen sind, ich aber im Vergleich zu anderen nicht so leicht auf die Palme zu bringen bin…(ausser von meiner lieben Mama, aber ich glaube das ist kein Einzelphänomen).

      Der Moellner See - ist das der in dem Ardalion schwimmt, bzw. wo Hermann sein Double erschiesst? Oder der wo Hermann in einem Hotel Zuflucht sucht und die Leute mit seiner Version des perfekten Mordes unterhält? Tut mir leid wegen deinem Dad, übrigens… :-( Aber um nochmal auf den Film zurückzukommen, schade dass es keinen 'Director's cut' gibt - was um alles in der Welt hat sie daran gehindert eine Kopie des Originals zu machen und den Film DANN zu zerschnippeln? Ich meine gute Arbeit das in einer Nacht so zusammenzubringen, aber trotzdem, ich könnte heulen… Naja, bleibt nur noch zu geniessen was davon übrig ist und das ist bei weitem nicht so schlecht…

      Löschen
    58. Anonym12.6.13

      Wg Dirks Musikgeschmack - Mahler und die Klassik und ja auch Liszt (die Ungarn-connection, weisst eh) finde ich auch ganz gut. OK und zugegeben, ich habe eine Schwäche für SINGING IN THE RAIN und so Dinge, und die Gewohnheit in betrunkenem Zustand mit Freunden singend auf der Strasse zu tanzen. Oder auch anderswo. Ein Überbleibsel aus der Kindheit..? Passiert aber ganz selten, ehrlich. Insofern verstehe ich Dirks Faible für Musicals schon. Ich weiss nicht ob er The Cure oder Peter Gabriel tatsächlich gehört hat…ich persönlich finde dass Depeche Mode ziemlich gut zu Dirk Bogarde passt. Oder zumindest zu der Version von Bogarde die ich zu kennen glaube. Und dass er die kannte wage ich zu bezweifeln, obwohl er ja meinte dass er sich ja alles anhört, auch 'contemporary pieces'. 'Zeitgenössisch'. Was für ein blödes Wort…zumal es mich genau an das Gegenteil erinnert. Linguistischer Fehlschlag, würde ich sagen.
      Ich habe gerade wieder Nick Cave geguckt - weil du HIMMEL UEBER BERLIN erwähnt hast. Wie hiess doch gleich das Album auf dem sie nur Coverversionen gemacht haben, das war toll. Und: 'Oh Deannnnaaaaa…!' Er war dermassen zugedröhnt in den Videos damals… ebenso wie bei der Johnny Cash Version die du das letze Mal hochgeladen hast, LOL!

      Danke für die nächste Passage aus deinem Roman :-) Du weisst aber schon, dass, wenn ich mir anmassen dürfte eine Review darüber zu schreiben, dies die Länge dessen was du mir geschickt hast, bei weitem übertreffen würde? Wenn der Weg zur Hölle mit guten Vorsätzen gepflastert ist, muss der Weg zum Himmel mit Lobgesängen auf vollbrachte Heldentaten (wie deinem Roman) gepflastert sein. Gott, wo kam das jetzt her…? Aber ich denke du verstehst was ich meine. Ein Meister der Worte - zu lesen was du schreibst fühlt sich an wie…eine sanfte Massage der Gehirnzellen, oder Yoga fürs Gehirn :-)

      Was deinen letzten Joint betrifft: gute Entscheidung, wobei ich es schwer beurteilen kann, da ich nie wirklich gekifft habe. Es hat mich nur ein paar mal kreativ gemacht, aber sonst…und das Schlimme war dass ich meine Ideen nicht in Worte fassen konnte. Auch erschienen sie mir am nächsten Morgen nicht mehr ganz so brillant, was vielleicht mit dem Unvermögen sie anderen mitzuteilen irgendwie in Zusammenhang stehen könnte… Oder lag es doch nur am Schlaf dazwischen…? Mind the gap, please! Whatever. Und der Anblick von Glastisch, Kreditkarte und Geldschein in Kombination hat mich noch nie besonders angemacht, also so viel zum Kapitel 'Drogen'.

      Aber um das Thema zu wechseln, wieder ein Bogarde-Film: hast du zufällig jemals PROVIDENCE von Resnais gesehen - und den Film kapiert? Ich nicht, wie ich zu meiner Schande gestehen muss. Und John Gielgud ist auch mit von der Partie - bei ihm klingen selbst Kraftausdrücke wie Shakespeare, wie Dirk schrieb…

      Löschen
    59. Du bist in Ungarn geboren? :) Wo denn genau? Ich war einmal in Budapest. Dieselbe Interrail-Tour, die mich nach London brachte und auch nach Wien. Das war noch zur Zeit des Eisernen Vorhangs. Ich wohnte in der Dohany Utca 47, bei Madame Denes, eine verzweifelt herzliche Frau. Verzweifelt, weil ich einer Sprache begegnete, von der ich wirklich nicht ein einziges Wort verstand. Sie brauchte eine Viertelstunde, um mir klarzumachen, daß um 22 Uhr die Haustür abgeschlossen wird. :) Aber die Sprache klang wunderschön. Erinnere mich an sehr süße Schokolade und ungarische Zigaretten - ein ziemliches Kraut, das muß ich sagen. Man mußte sie waagrecht halten, damit der Tabak nicht rausrieselte. Die hießen Symphonia, ich habe die Packung noch. Irgendwann war ich in einer Kirche und hörte diese unfaßbar schönen, traurigen Gesänge von vier oder fünf Frauen, die auf den Kirchenbänken saßen. Sie gehörten nicht zusammen, sie saßen nicht einmal nebeneinander, aber sie sangen zusammen, sehr ergreifend. Auf der Straße gab es köstliche Crêpes für so wenig Forint, daß ich beim Versuch, das umzurechnen, unter Null kam. :) Fand das Trottoir parisisch, erinnere mich auch an faszinierend düstere Toreinfahrten, am Ende oft ein skurriler kleiner Laden. So um Mitternacht kam Mr Denes auf mein Zimmer, wie John Wayne, grimmig, meine Sachen musternd, und redete auf mich ein, eine Tüte Weintrauben in der Hand. Ich verstehe also weder Ungarisch noch einen Mann, der ständig Weintrauben im Mund hat und die Kerne quer durchs Zimmer spuckt. Alright, es war sein Zimmer. :) Schließlich, als ich begreife, wie und wo ich am nächsten Morgen den Schlüssel durch die Tür werfen soll, bietet er mir strahlend seine Weintrauben an, wir verbringen noch fünf Minuten damit, Weintrauben zu mampfen und uns sinnlos anzustrahlen. Am nächsten Tag wanderte ich auf die Zitadelle auf dem Gellértberg, erinnere mich an flirrende Stille und eine Birnenlimonade, für die ich noch heute töten würde. Spoken metaphorically. Ach und irgendwann, schließlich war ich jung und deppert, ging ich nochmal zum Bahnhof zu der Maid, die mir das Zimmer vermittelt hatte, um sie zu fragen, ob man sich hier irgendwie an- oder abmelden müsse. Das verstand sie nicht. Ein Herr trat hinzu und versuchte zu helfen, nach 5 Minuten war die ganze Schalterreihe am Diskutieren, und die schöne Budapester Maid lachte herzlich. Vermutlich ließ Radio Budapest in einer Sondermeldung noch verkünden, daß Herr Erdmann sich nicht abmelden muß. :)
      Und Wien - weiß noch, wie ich mit der Straßenbahn zum Zentralfriedhof fuhr und dachte: an meinem Sterbebett sollen österreichische Damen stehen und plaudern. Weil, wenn Damen es sprechen, ist Österreichisch eine wunderbare Sprache, umgeben vom Flair der Dekadenz, Schnitzler, was weiß ich. :)
      Hingegen, in Graz, wo ich auch war, kam so ein Enthusiast aus dem Nichts auf mich zu und fragte, wo ich das Babblagimischleiberl herhätte. Er meinte das Public Image Ltd-T-Shirt, aber darauf wäre ich nie gekommen, wenn ich es nicht selbst getragen hätte. :)
      Doch, ich fand London überaus faszinierend! But I was too young, I guess. The things I did, es war eher straight - British Museum und National Portrait Gallery, Hyde Park und Madame Tussaud's, St. Paul's und Westminster Abbey. Heute gäbe es viele andere Ziele für mich. Irgendwann wohl Ende der 90er las ich, das British Museum hätte zwei Gemälde Bogardes angekauft, also wäre auch mein Weg im British Museum ein anderer. :) Aber ich mochte die Atmosphäre der Stadt, und es gab eine Stunde, die sich ziemlich genau so anfühlte wie "Fogwalking" von Peter Hammill, sehr unwirklich. :)

      Fogwalking

      Und 44 Chester Row, Belgravia, warst Du da auch? Wo Bogarde mit diesem Kater lebte, als er seinen ersten Rank-Vertrag bekam?

      Löschen
    60. Bela Lugosi, - tja, kniet nieder, Ihr Maden. :) THE COUNT! "Bela Lugosi's Dead" von Bauhaus - weil ich gerade im Konzert von Peter Murphy war, klar, aber der Song ist natürlich sowieso ein Kapitel aus der Bibel (meiner). Wenn Bela wüßte, was hier los ist. :) Dieser Song, oder Martin Landau / ED WOOD... Ich mag ihn auch sehr in WHITE ZOMBIE, und, legendär, auch wenn man ihn kaum erkennt :), sein Part in -> ISLAND OF LOST SOULS

      Maybe I'm wrong aber ich glaube, Hope Lininger ["the crazy, blonde fan-vamp, who adored Lugosi since seeing Dracula when she was 12 years old...the self-proclaimed witch, who dreamed and schemed obsessively for 25 years to become Mrs Bela Lugosi...the last Bride of Dracula"] hat mal erzählt, wie Bela THE BLACK CAT im Kino sah und seufzte: "Oh, what a handsome bastard I was!" :)
      KWAIDAN: Mitte der 60er gab es eine ganze Reihe phantastischer, äußerst mysteriöser Filme aus Japan, wenn Du sie noch nicht kennen solltest, hier sind noch drei für Deine to watch-list:

      Onibaba
      The Woman in the Dunes
      Kuroneko

      Nick Cave: das Album mit den Coverversionen war KICKING AGAINST THE PRICKS. Meine Initiation. Ich führ Dich hier einfach weiter durchs Palais. :)
      Nick Cave


      Zwillinge, so! :) Hattest Du schon, oder hast Du noch Geburtstag (wir sind ja gerade im Zeichen der Zwillinge)? Mit anderen Worten, an welchem Tag? Ich bin auch ganz kurz davor, Dich nach Deinem Namen zu fragen. :)
      Ungarn: dann sagt Dir Gábor Bódy bestimmt was? Habe mal NARZISS UND PSYCHE (mit Udo Kier) in einer sehr langen Fassung im Kino gesehen, war überwältigt von den Bildern, und das studentische Publikum mummelte und grummelte vor Unverständnis, ich glaube das war die Nacht, in der ich beschloß, die Bionade-Bourgeoisie von morgen kann mich mal, jetzt schon. Ich dagegen lief gleich in den nächsten ungarischen Film, CSONTVARY.
      "Auch erschienen sie mir am nächsten Morgen nicht mehr ganz so brillant" - yeah. :) Bad luck. Wiewohl man für dieses Phänomen nicht unbedingt Drogen braucht. Soll schon Wissenschaftler gegeben haben, die nachts irgendeine durch Halbschlaf oder Traum mitgeteilte Weltformel auf einen Zettel kritzelten, und am Morgen fanden sie dann sowas wie: Gewinnung von Siddeldiff aus vertempften Blawatzen.
      "Gott, wo kam das jetzt her?" Weiß nicht, aber es klang schön. "Gott, wo kam das jetzt her?" klingt aber mindestens ebenso schön. :)

      Löschen
    61. Back to topic - Losey wohnte, lebte, starb gegenüber?? Gee, wie Andy Warhol sagen würde. Gee. Denke, als nächste DVD steht Loseys "King And Country" auf dem Plan, da existiert hier auch nur ein fürchterlich verwaschenes Video. Einer von Bogardes Favoriten, und er war wohl sehr enttäuscht darüber, daß es ein kommerzieller Mißerfolg war. "Providence", same thing, Video vorhanden und schon hier bei mir, ich verspreche Dir, ihn mir bald noch einmal anzusehen und zu berichten. Gielgud, feiner Mann, wunderbarer Prospero. Gielgud und Peter O'Toole während der Dreharbeiten zu CALIGULA: "Peter, ich glaube, wir machen hier einen Porno." Hehe. Sehr schön auch: "I am an actor. Of course I can play a heterosexual." Coldstream, las ich gerade, sieht als Hauptgrund dafür, daß Hollywood mit Bogarde nichts anfangen konnte oder wollte, seine Weigerung, eine fake-Heirat à la Rock Hudson auf sich zu nehmen.
      Bogarde und die Musik: Madonna war ja derart von THE NIGHT PORTER angetan und inspiriert, daß sie entweder für das "Justify My Love"-Video oder für ihr SEX-Buch (oder für beides) bei ihm anfragen ließ, ob er sich da ein Engagement vorstellen könne, was er wohl mit einem Dirkism beantwortete ("What is this? Necrophilia?"). Aber immerhin hat Madonna in meiner Wahrnehmung dann schon zwei tolle Sachen gemacht, das "Ray of Light"-Album und Faszination für Bogarde geäußert.
      Ah, Merengue, ich saß mal wieder im Pudding, danke. Merci auch für das Zitat aus Bogardes zweitem Brief an Fassbinder, "I will follow you to Alaska if you ask me", das Bedingungslose daran, ich weiß wie gesagt wirklich auch nicht, was von Astrologie zu halten ist, jedenfalls, die 150%-Hingabe an das, woran man glaubt, an das, was man liebt, an das, wofür jedes Leiden wert ist, gleichzeitig dem ganzen Schrott die ganze Pißnelkigkeit gönnen, zu der man fähig ist, und gleichzeitig eigentlich sehr scheu zu sein… kann ich gut nachvollziehen. - Der See, an dem Hermann sein Double erschießt, that's the one I meant. Wo Harry Baer das Glück hat, als Fußdouble für Löwitsch von Bogarde pedikürt zu werden. Ja, Coldstream wirkt sehr sympathisch, Brock übrigens auch. Meine von Dir inspirierte to do-list ist auch nicht gerade kurz, bittschön! :), Coldstreams The Authorised Biography ist gebraucht wohl erschwinglich, neu bietet amazon sie gerade ab 102 Euro an. Na gut. Banküberfall, alles hinlegen! :)

      Löschen
    62. Anonym28.6.13

      Ich bin in einer Kleinstadt nahe der rumänischen Grenze geboren und habe einen Teil meiner Kindheit dort verbracht... Und die Symphonia-Zigaretten, ach ja...ich sehe meinen Großvater vor mir, der die Dinger geraucht hat. Weiß-rote Packung, schwarzer Schriftzug, wenn ich mich richtig erinnere. Meine Großmutter rauchte Sophianae. Es war eine andere Welt, wirklich... Als ich nach Österreich kam, lautete eine meiner ersten Fragen: warum gibt es hier so wenig Trabbis? LOL! Oder im Supermarkt zu stehen und vom Angebot an Naschsachen überwältigt zu sein - ich stand ewig vor dem Regal rum und konnte mich nicht entscheiden. Auch soll ich Bananen in mich reingestopft haben, bis mir meine Mutter erklärte daß es hier auch am nächsten Tag welche gibt, und auch den Tag danach... Von ungarischer Schokolade bin ich bis heute nicht begeistert, obwohl es Ausnahmen gibt, aber dieses allzu süße, nach Vanille schmeckende, fettige Etwas...ugh. Dann noch lieber Pralinen aus Hermann Hermanns Fabrik. Herrn Dénes stelle ich mir in kurzen Hosen und Unterhemd vor - vorausgesetzt es war Sommer, aber wenn er Weintrauben aß, wird es wohl so gewesen sein... 'wir verbringen noch fünf Minuten damit, Weintrauben zu mampfen und uns sinnlos anzustrahlen' - LOLOL! Aber immerhin! Warst du alleine unterwegs? Ich vermute schon. Freut mich auch daß du ungarisch als schön empfindest :-) Ich schätze die Sprache ist einzigartig - die einzigen die eine Ähnlichkeit aufweisen sind die Finnen...wenn man dann aber genau hinhört, versteht man kein Wort, auch nicht als Magyare.
      So unschlau war es doch garnicht, nochmal nachzufragen - du warst in einem komm- äh, sozialistischen Land, und man weiß ja nie... Und der Unterschied ist bis heute zu spüren. Jedesmal wenn ich nach Wien zurückkomme, kommt mir die Stadt so geordnet vor, so sauber, und (je nach Jahreszeit) geradezu strahlend. Früher war der Gegensatz noch krasser... Wenn du mal zufällig Dirks Briefe an Mrs. X gelesen hat, berichtet er von den Dreharbeiten in Budapest (THE FIXER) - die erste filmische Kooperation zwischen Ost und West 1968. Er fand es so traurig, diese Atmosphäre der Niedergeschlagenheit überall. So sehr, daß er und Tony es vorzogen, die Wochenenden in Wien zu verbringen... Und dann die Grenze! Ich kann mich nur mehr an stundenlange Warterei erinnern, egal ob bei der Ein- oder Ausreise, aber zu Dirks Zeiten nahmen sie das Auto halb auseinander. Er meinte nur ein Rolls passiere die Grenze wohl nicht jeden Tag, also könnten die Wachen sie mittlerweile mal kennen... Keine Chance. Angeblich lösten sie das Problem dann, indem sie einfach zwanzig Playboy-Magazine auf dem Rücksitz platzierten, eins mit dem Centerfold aufgeschlagen obendrauf. Die lösten sich dann zwar in Luft auf, aber von da an dauerte die Inspektion an der Grenze nicht mehr ganz so lange :-) Und die Menschen sehnten sich nach den Annehmlichkeiten des Westens, beinahe so, als ob sie sich an jeden Grashalm klammerten...leere 'Fa'-Seifenpackungen oder 'Zipfer'-Bierdosen wurden auf Wohnzimmerschränken zu Kunstwerken hochgetürmt, Waschmittel (OMO) und Deos (Rexona) mit äußerster Sparsamkeit verwendet... Wobei ich aber davon überzeugt bin dass es den Leuten mehr um ideelle Freiheit denn um materiellen Überfluss ging - oder bin ich da zu idealistisch? Man trat mit allen möglichen verrückten 'Geschäftsideen' an meinen armen Vater heran, von Autodeckenzulieferung bis Gummischlauchverkauf - bestimmt ein Renner in Wien! Elton John, der als erster Musiker aus dem Westen ein Konzert in Moskau gab, berichtete von verzweifelten jungen Menschen die seinem Wagen hinterherliefen und ihm ihr liebstes Gut hinterherwarfen, Jeans z. B. Er möge wiederkommen und auch anderen Bands aus dem Westen sagen, wie sehr man sie in Moskau sehen wolle...

      Löschen
    63. Anonym28.6.13

      Und Wien - Wien, nur du allein :-) Ich sehe Oskar Werner vor mir wie er auf einem Boot steht und vor sich hinschnieft während dieses Lied spielt, drauf und dran (gezwungenermassen) die Stadt zu verlassen. Frag mich aber nicht in welchem Film… Apropos Oskar Werner, ich habe ihn mal Rilke-Gedichte vortragen hören, natürlich nicht live, aber dennoch beeindruckend. Rilke, von österreichischen Damen rezitiert, wäre doch auch eine Alternative am Sterbebett, oder? Was mich wiederum an ein weiteres Mysterium erinnert: Ich habe in Wien noch nie einen Leichenwagen gesehen. Die gibt´s sogar in Venedig, nur eben in Gondelform...aber in Wien? Ungewöhnlich für eine Stadt, die doch irgendwo einen gewissen Totenkult zelebriert - 'Es lebe der Zentralfriedhof', usw. Und was bitte ist ein 'Babblagimischleiberl'? LOL!
      Was London angeht, du hast so ziemlich all das gesehen was ich sehen hätte sollen - theoretisch. Ich bin eher weniger auf Touri-Attraktionen ausgerichtet, aber mit 18 oder so hätte ich wohl auch brav genau jene abgeklappert... Aber ja, ins British Museum zu gehen wäre wohl auch nicht verkehrt gewesen. Wegen Bogarde-Gemälde...meinst du MIT Dirk als Modell oder VON Dirk gezeichnet/gemalt? Ich war leider nicht dort, das Wetter war viel zu gut - was, wie man mir in London versicherte, immer so eine prekäre Sache sei, also habe ich kein Museum von innen gesehen. Next time... und vielleicht bei Nebel :-) Ich mag Nebel. Und ja, in Chester Row 44 war ich natürlich auch, und danach bei den Cadogan Gardens 2, alles in Gehnähe vom SERVANT-Drehort. Dirk nannte das 'full circle', da er als 17-jähriger in Chelsea auf der Kunstschule gewesen war, und dann zuletzt wieder in der Nähe der King´s Road wohnte... Den Kater hatte ich schon fast vergessen :-) Er lebte ja anfangs auch mit einer Frau, Eve, wenn ich mich richtig erinnere - ehemals seine vorgesetzte Offizierin. Und dann zog Forwood nach seiner Scheidung von Glynis Johns ein und schließlich lebte auch noch Dirks kleiner Bruder Gareth dort, zumindest für einige Zeit. Chaos komplett. Und mit Dirk war zu jener Zeit nicht gut Kirschen essen...seine Karriere war noch nicht richtig losgegangen, und er war ein dauerrauchendes, eifersüchtiges, herrisches und hypersensibles Nervenbündel. 'Chewing the carpet', wie Tony Gareth erklärte... Aber wenn du tatsächlich im Begriff bist dir Coldstreams Biografie über Dirk zu besorgen (102 €, ist ja exorbitant :) Die haben Nerven!) wirst du auch darüber stolpern. Vor allem als er jung war, gab Dirk manchmal Dinge von sich und legte ein Verhalten an den Tag, für das man ihm eine auflegen könnte. 'He was there to be chastised', wie jemand in der Biografie anmerkt. Wenn ich so gewisse Dinge über Bogarde lese, kann ich dieser Person nur zustimmen.

      Bela Lugosi und 'kniet nieder, ihr Maden' LOLOLOL!!! Und du warst also auf dem Konzert von Peter Murphy, cool. Ich kenn nicht viel von ihm, aber von 'All Night Long' war ich schon immer begeistert. Danke auch für die Filmtips, ich habe auf YT reingeschaut - die Japaner wissen wie man seltsame Filme macht… und da ist immer wieder dieser Brunnen, von dem sie scheinbar fasziniert sind, ich sage nur THE RING, oder Murakami Haruki und seine Romane… Und filmtechnisch wissen sie auch wie man Bewegung einfängt…und in dem Banalen das Besondere sieht. Vor allem weil es nicht diese Hollywood Standard-Masche ist, von der ich so geschädigt bin… Da fällt mir ein, INCUBUS ist auch so ein seltsamer Streifen - mit William Shatner, LOL! Vor seiner Zeit als Captain Kirk. Es geht um Hexerei und Versuchung und noch dazu ist der ganze Streifen in Esperanto…hat so etwas Dämonisches und zum Ende hin kommt sogar ein Ziegenbock zum Einsatz, der wohl den Herrn der Fliegen symbolisieren soll. Falls dir also mal irgendwann langweilig sein sollte (was ich stark bezweifle, aber trotzdem):

      Incubus

      Löschen
    64. Anonym28.6.13

      Danke auch für die kleine Detour in Bezug auf Nick Cave :-) Bei mir war es meine Englisch-Lehrerin, die mich noch in der Schule mit ihm ansteckte…muss das 'Let Love In'-Album gewesen sein. Meine Eltern waren nicht gerade glücklich mit ihm - 'Er klingt wie ein Bestatter!' empörte sich meine Mutter. Als ich später dann auszog, vermissten sie ihn aber sogar, glaub ich :-) Und ich hatte das Glück ihn zweimal live zu sehen. Habe auch kurz auf YT in ein Live-Konzert anno 1996 reingeguckt und musste schmunzeln als Nick Cave und Blixa Bargeld 'Wild Rose' performten… Blixa springt statt Kylie ein mit dem Text in der Hand, und Nicks Gesichtsausdrücke, zum Totlachen… Einer meiner Lieblingssongs ist aber aus irgendeinem Grund 'Red Right Hand'. Keine Ahnung wieso.

      Wg Sternzeichen: Zwillinge, jaja. Hatte schon Geburtstag, genau vor einem Monat. Verbrachte ihn aber mit Grippe im Bett. Aber auch sonst halte ich es für ein wenig anmassend sich selbst zu feiern, weshalb es dann meistens meinen Freunden obliegt was zu organisieren… Dann organisiere ich noch lieber Geburtstagspartys für andere Leute - ist doch viel netter so :-).
      Was meinen Namen betrifft, ach nenn mich doch einfach Fräulein Erika…wie die im österreichischen Radio auf 88,6…'Unser Fräulein Erika mit den neuesten Verkehrs-News', LOL! Nein, im Ernst, Erika will do. Vermutlich müsste ich mich irgendwo anmelden um hier nicht mehr 'Anonym' zu heissen - der übrigens ein ungarischer Geschichtsschreiber im Mittelalter war. Keiner wusste wie er aussah…hier ist eine Statue in Budapest von ihm:

      Budapest Anonymus Statue

      Und wenn wir schon dabei sind, und weil du ihn in deinem Forumsbeitrag erwähnt hast :-):

      Oscar Wilde Statue

      Zu meiner Schande muss ich gestehen dass ich weder Body noch CSONTVARY kenne… Bildungslücke, Schande Schande. Aber die Wahrheit ist, wenn man zwischen zwei Ländern zuhause ist, kennt man alles und zugleich nichts… Und ich hasse diese Tastatur auf der ich weder französische noch ungarische Worte korrekt wiedergeben kann, weil die Hälfte aller notwendigen Zeichen fehlt! Hauptsache #,$ und % sind vorhanden…sehr amerikanisch… Aber ich sollte überhaupt mehr ungarische Filme anschauen und auch mehr ungarische Bücher lesen… Immerhin steht auf Wikipedia folgendes Zitat eines schwedischen Arztes und Übersetzers: 'Heute, da ich Kenntnisse von den Strukturen der Sprache der Menschheit habe, ist dies meine Meinung: Die magyarische (die ungarische) Sprache ist das höchste Produkt der menschlichen Logik und Kreativität.' - Das ist sehr süß von ihm. Aber ich denke er hat wohl nicht 'alle Sprachen der Menschheit' studiert… Dennoch: in CSONTVARY reinzuschauen hat mich daran erinnert wie gern ich eigentlich meine Muttersprache höre, nicht unbedingt weil es meine Muttersprache ist, sondern weil es einfach angenehm ist sie zu hören. Danke dafür, dass du mich indirekt daran erinnert hast :-)
      Mit dem Deutschen geht's mir nicht unbedingt so, aber das spreche ich ja auch andauernd…und um zum Thema zurückzukehren, Bogarde schrieb in einem seiner Romane über zwei deutsche Charaktere: 'They went for a walk up the hill, ach so-ing and bitte schön-ing each other.' Oh, come ON! Wir reden doch nicht so…oder..? Obwohl, Moment mal: ' Gewinnung von Siddeldiff aus vertempften Blawatzen.' (:-D LMAO…!) Vielleicht hatte Bogarde doch recht..? ;-)

      Löschen
    65. Anonym28.6.13

      Wg Losey: Yup, nach THE SERVANT konnte er sich offenbar nicht von der Royal Avenue losreissen. Das Servant-Haus ist Nr. 30, seines Nr. 29 :-) Und die King's Road war zu jener Zeit auch recht hip, bevor alles in die Carnaby Street und letzten Endes nach Notting Hill wanderte… Und KING AND COUNTRY ist sehenswert. Courtenay und Dirk sind beide toll. Hier zeigt sich auch mal Dirks Einfluss auf Losey - wo er ihm helfen konnte, half er ihm. Dirks Vater war Soldat im ersten WK, und er selbst war als Jugendlicher sehr davon beeinflusst…er malte düstere Landschaften und schrieb dunkle Gedichte (nicht sehr gute, laut eigener Aussage). Gleich zu Beginn des Films sieht man zwei Bilder: eine trostlose, verwüstete Landschaft einerseits, und ein Skelett welches von einer Lanze durchstochen wurde… Dirk hatte genau diese beiden Bilder gemalt, Fotos davon dürften ihm als Vorlage gedient haben. Und irgendwann spricht Courtenay von seinem Kumpel, der sprichwörtlich im Schlamm untergeht, und immer wieder auftaucht 'wie ein kochendes Ei'. Nun, das war der wiederkehrende Alptraum von Dirks Vater, der seinen besten Freund in der Armee auf diese Weise verlor…ugh. Krieg…:-(

      Was PROVIDENCE betrifft, ich wünschte ich könnte dir einen Link zur Verfügung stellen, aber leider finde ich keinen. Nur soviel, ich DENKE ich weiss wie es gemeint ist…Dirk hat es nicht ganz geschnallt, Gielgud auch nicht. Letzterer fügte noch hinzu dass er auch Shakespeare nie verstanden habe, worauf Dirk ihn damit tröstete dass er weder ein Drehbuch von Losey, noch von Resnais oder Visconti je sofort verstanden hätte, also was soll's. Aber die Szene mit dem Igel verwirrte ihn dennoch…:-) Ja die gibt's, ist auch ganz schnucklig, doch als Dirk wissen wollte ob die Szene irgendeine spezielle Bedeutung hätte, meinte Resnais das sei nur da, um intellektuellen Filmkritikern schlaflose Nächte zu bereiten…oder so ähnlich… Und dann hatte Resnais Geburtstag (auch ein Zwilling, oha!) und man schenkte ihm einen Kassettenrekorder… Dirk hatte alle Mühe Gielgud dazu zu überreden ihm was Nettes aufs Band zu sprechen, denn Resnais liebte Gielguds Stimme. Und: 'I am an actor. Of course I can play a heterosexual.' LOL! Super.
      Coldstream meinte also, dass Dirk es in Hollywood nicht so weit brachte weil er keine Fake-Heirat wollte? Hmmm… Das lässt die Geschichte mit Capucine natürlich in einem ganz anderen Licht erscheinen… Angeblich wollte er sie ja heiraten, aber ich kann mir nicht vorstellen dass er das nur für seine Karriere getan hätte. Ich hatte auch nie den Eindruck dass Dirk mit aller Gewalt darauf aus gewesen wäre in Hollywood arbeiten zu können. Letzten Endes sagte er bei SONG WITHOUT END zu - immerhin hatten sie mehrere Male bei ihm angefragt (und die Hollywood-Regel scheint zu sein dass nach jedem 'nein' die angebotene Gage erhöht wird). Und Dirk und Tony mochten ein angenehmes Leben, also… Aber es war ein Disaster, trotz aller Promotion, und der Film verschwand in der Versenkung… Aber wenn man betrachtet welche Filme Dirk danach gemacht hat: SINGER NOT THE SONG (die schwarzen Lederhosen lassen grüßen), VICTIM, usw… er war nicht d'accord mit dem ganzen Hollywood-System glaube ich. Und ich persönlich finde Dirk passte einfach nicht nach Hollywood. Ausserdem rollte die British New Wave an, die Beatles kamen und London wurde auf einmal sehr hip - ich denke nicht dass es ihn gross schmerzte in Hollywood keinen Durchbruch erzielt zu haben. Finanziell vielleicht. Wer weiss wie die Dinge gelaufen wären wenn sein Debüt in den USA ein besseres gewesen wäre. Man sagt ja oft die Amis wollen keine sonderlich subtile performance, sondern 'meat and potatoes, honey', und auf die Dauer hätte Dirk zwar vermutlich mehr verdient, wäre aber unterfordert gewesen.

      Löschen
    66. Anonym28.6.13

      Du meintest mal, jeder Bogarde-Film wäre sehenswert auf seine Weise… ich schätze das liegt daran dass Dirk gute Arbeit geleistet hat, auch wenn der Film einen nicht wirklich umhaut. Aber letztens habe ich mir wieder THE MIND BENDERS angeschaut. Eine Dearden und Relph-Produktion, d.h. man kann davon ausgehen dass es gut ist, und das ist es auch, obwohl der Film etwas verschnitten ist…hier ein Link zum Downloaden:

      The Mind Benders

      Ich finde Bogarde darin toll, aber alle anderen auch…allen voran Mary Ure. Und Wendy Craig aus THE SERVANT ('Tonys' versnobbte Freundin) ist auch mit von der Partie. 'Longman' (Dirk) dabei zu beobachten wie er sich von einem normalen Typen graduell in einen Arsch (pardon the French) verwandelt ist nicht gerade schön. Gegen Ende wird der Film etwas kitschig, aber sonst… Und wie sie Dirk aus dem Tank holen (im Gummianzug, ohoh), ihm eine Gehirnwäsche verpassen und dann seines Weges schicken… It's in the eyes. Die wirken überzeugend leer. Keiner zuhause… Kein schlechter Streifen jedenfalls, aber auch kein kommerzieller Erfolg. Ich denke Dirk hat damals einige Filme gemacht die der Zeit einfach voraus waren, vor allem im GB der 60er. Sein Teenie-Publikum hätte ihn am liebsten auf Dr. Sparrow festgenagelt - was für eine erschreckende Vorstellung, und welch eine Verschwendung das gewesen wäre…Dirk Bogarde gefangen in der Rom-Com-Sparte…ugh.

      Dirk Bogarde und Madonna: Oh ja, der necrophilia-comment , LOL! … Er schrieb auch dass er sich schon nackt, mit Hundehalsband und Lederkappe an irgendeinen Pfosten auf der Strasse angekettet sah - so no thanks. Charlotte Rampling meinte mal in einem Interview auf die Frage wie Dirk reagiert habe: 'He was a gentleman, so I won't tell you what he said.' Was bedeutet dass der Nekrophilie-comment noch relativ harmlos gewesen sein dürfte…und Dirk konnte schimpfen wie ein Rohrspatz. WAS er aber tat, und das überraschte mich ein wenig, war zwei Bücher über Madonna zu verreissen: 'I don't mind if you want to carry such crap around with you, what I DO mind is if you don't KNOW it's crap.' - Oder so ähnlich. Es ist so erstaunlich wie er Madonna als vulgär und weiss nicht was noch hinstellt, während er - mit über 70 bitteschön - selbst S/M-inspirierte Szenen schreibt, die wahrlich nicht ohne sind. Doppelter Standard? Von jemandem der Maximilian Theo Altdorfer in THE NIGHT PORTER gespielt hat? Er klingt beinahe bieder in dem Artikel, und zitiert zum Schluss sogar Shakespeare, wenn ich mich recht erinnere: 'Unleash the dog of war…' Ooookay. Mir würde nie einfallen Bogarde als bieder abzustempeln, im Gegenteil. Ich denke Dirk war der Meinung was man hinter geschlossenen Türen macht ist eine Sache, was man an die Öffentlichkeit trägt, eine andere. Und dann eine Frau zu sehen die S/M geradezu propagiert und auf der Bühne ohne Ende provoziert, manchmal nur um der Provokation willen…dass dürfte er als vulgär empfunden haben. Also vielleicht nicht bieder, aber zumindest altmodisch. Ich denke Madonna hatte Dirk wohl für 'Erotica' im Sinn wenn es um ein Video gehen sollte, oder eben für das Buch…vielleicht für jene Rolle, die dann Udo Kier übernahm?
      Ich finde an Madonna übrigens nichts auszusetzen, btw…sie konnte sich immer wieder neu erfinden und inspirierte Trends wie keine andere. Nur eines: sie wird älter, und das kann man nicht ignorieren - im knappen Kostüm auf einer Bühne rumzuhüpfen funktioniert ab einem gewissen Alter nicht mehr, und die Massen stürmen nicht mehr die Konzerthallen um Madonna zu sehen… Der einzige dem man das mit 50 abgekauft hätte, wäre meiner Meinung nach Michael Jackson gewesen…
      Aber back to topic :-) - hast du nun schon KING AND COUNTRY gesehen?

      Löschen
    67. KING AND COUNTRY noch nicht, aber zwischenzeitlich habe ich SONG WITHOUT END wieder gesehen, in der deutschen Fassung, also "Nur wenige sind auserwählt". Ich bin ziemlich kitschresistent, wenn ich will, sagte ich das schon? :) Und in diesem Fall will ich. Ich meine, wer Capucine nicht stundenlang dabei zusehen will, wie sie Bogarde zusieht, ist doch ein armer Tropf. :) Zweitens ist es der Film für jeden Bogarde-zieht-Handschuhe-an-oder-aus-Fetischisten, also, also wirklich, also ich bitte Dich! :) Außerdem sehen wir Richard Wagner einfach mal als unsympathischen Schnorrer, das sind schon drei Pluspunkte. Die Zuckerwattefrisur, die man Bogarde verpaßt hat, ist natürlich hard to swallow. Aber dafür gibt es Jorge Bolet. Und das Allerbeste: Bogardes so typische mokante Mundbewegung, als er durch die Klostertür geht. Da war wohl keiner mehr, der ihm sagen konnte oder wollte: pardon me, Dirk, bitte keine Doppelbödigkeit hier… es ist, als ob Bogarde am Ende mit dieser einen kurzen Geste nochmal mitteilen wollte: da habt ihr ja einen schönen Schmarrn zusammengerührt. Ich habe auch die Passagen aus "Snakes And Ladders" dazu nochmal gelesen, wunderbar, wie dieser Mann schildern kann, nur noch von Absurdität und Idiotie umgeben zu sein :), der ganze Verzweiflungsslapstick, angefangen mit den Kalamitäten in der Lana Turner Suite des Hotelbungalow ("The lintel is smashed" - "The what?" - "Lintel."). Schön auch, wie er zwischendrin die Gelegenheit nicht ausläßt, seine affection für Capucine nochmal in ein offizielles Statement zu kleiden ("I suggest that you are not too happy with your Co-Star…" - "I refute that. I am extremely fond of Miss Capucine, she is absolutely charming."). Und dann Victor Aller. :) "If my pupil had just one degree of co-ordination, which he has not, if he had one iota of understanding for the piano, which he has not, I could probably get him to learn, and to play, the first eight bars of the Moonlight Sonata, the very simplest piece in the repertoire chosen for this motion picture - if you gave me one thousand years." Hilarious. :) Natürlich kann Bogarde auf diese Weise auch ganz wunderbar unterstreichen, welch Wunder er vollbrachte. But he did, come on. Ich meine, man hat 7 Millionen Schauspieler und Schauspielerinnen gesehen, die in Filmszenen so tun, als würden sie Klavier spielen, und nicht selten sieht ihr Versuch, die Hände auf der Tastatur so zu bewegen, daß es zur Musik paßt, eher so aus, als würden sie da Bauklötzer aufräumen. Jeden Hut gezogen dagegen vor Bogardes determination to be accurate. Natürlich will der Film viel zu viel und schmeißt gerade dadurch das Meiste durcheinander oder schafft es gerade noch zum Ach hallo Chopin-Namedropping, natürlich möchte man bei einigen Szenen aus dem Fenster springen, aber je mehr Schrott die Gegenwart produziert, um so mehr halte ich zu den offiziell verunglückten Werken, die wenigstens noch glorios scheiterten. Bogarde und Capucine in einem Film, dagegen tausche ich eine Menge. Soll ich mich mit nudeliger "Erotik" der Gegenwart anfreunden, wenn ich Capucines dunkel vibrierende Eleganz bewundern kann? Oh, und ich mag die Szene, in der Marie d'Agoult und Carolyne Wittgenstein sich begegnen [und Liszt sich sagt: erstmal raus und Volksheld sein :)], dieses: Er kennt den Weg nicht. (Fragte mich die ganze Zeit, wo war Geneviève Page nochmal so auffallend - then I got it: Belle de Jour).
      Las dann auch, daß der Tod seines Vaters den jungen Franz in eine arge Krise stürzte, und wo starb Vater Liszt, of all things? In Boulogne-sur-mer. Ein weiterer Ort, den ich auf meiner nun langsam legendären Interrail-Tour besuchte, vor London und Budapest. :)

      Löschen
    68. Auch nochmal gesehen: "Rebellion", also H.M.S. DEFIANT auf Deutsch. Muß das Original noch nachschieben. Auspeitschszenen auf Schiffen, gut. Muß sein. Aber der sadistische Genuß, den Bogarde als Scott-Padget da an den Tag legt, dürfte 1962 eigentlich alle Glocken zum Bimmeln gebracht haben. Wieso tat es das nicht? :) Oh ja, früher oder später wird Coldstreams Buch bei mir anlanden, aber müßte es nicht auch ein Werk geben, das thematisiert, wie Bogarde eigentlich fast permanent alle interessanten Formen sexueller Devianz [Defiant - Devianz… ich, äh…hm. *g*] evoziert, selbst in einem Abenteuerfilm von 1962 die spannende Unterhaltung für die ganze Familie gnadenlos detoniert mit seiner speziellen Art dezenten Zu-Weit-Gehens… äh, Punkt. :) - Übrigens, Murray Melvin als Wagstaffe. Von Murray Melvin habe ich einen ganz wunderbaren Brief. :)
      Zu PROVIDENCE dann bald, war zur Hälfte durch (auch auf Deutsch), dann setzte der Zeitfraß ein. Du hast natürlich recht, Bogarde hätte überhaupt nicht nach Hollywood gepaßt, schon gar nicht in den Mid-60s, und nein, ich glaube auch nicht, daß er daran dachte, Capucine zu heiraten, um sein Image zu "glätten". I like to think, ohne das verifizieren zu können, daß Capucine eine faszinierende Mischung aus kapriziös und todernst war, irgendwie out of this world, mit einem Revolvermund, der ihm bestimmt auch zusagte, aber dahinter eben verletzlich und saturndunkel, daß zu ihrer Schönheit irgendwas Seltsames, nicht zu Fassendes kam, das sie anders machte. Wahrscheinlich konnte man mit ihr Pferde stehlen und gleichzeitig das Gefühl haben, sie käme von einem anderen Planeten. They look so good together. Es sind immer wunderschöne Photos von den beiden, finde ich, and maybe it's only me, aber mit ihm zusammen sieht sie anders aus als sonst. Ich liebe diese Bilder wirklich.

      One

      Two

      Three

      Four

      Five

      Six

      Oh, keine Schandäh, Fräulein Erika, diese obskuren ungarischen Filme nicht zu kennen, bestimmt nicht. Schätze mich selber glücklich, die mal gesehen zu haben, und vermute einfach, daß sie dazu beigetragen haben, die Verkehrsordnung in meinem Unterbewußtsein zu gestalten.


      Löschen
    69. "Kleinstadt nahe der rumänischen Grenze", schau an, also gar nicht so weit weg von Transsylvanien.:) Die Geschichte mit den Playboy-Heften auf dem Rücksitz ist klasse. Ich kenne diese krassen Ost-West-Gegensätze mitsamt enervierenden Grenzübertritten ein bißchen, weil meine Maman mit mir im Sommer immer in die DDR fuhr, when I was a boy (little village, lots of relatives). Eine fremde und seltsame Welt, aber vor allem, weil es so ländlich war, für das Sozialistische daran war ich noch zu jung. Eher: der Geruch von Seifenwasser in einer Aluminiumschüssel, das Träumen auf dem Dachboden eines Bauernhofs, things like that. Bei meinem letzten Besuch da, ich muß 15 oder 16 gewesen sein, bin ich mit 2 meiner Cousins auf 1 Moped zum Kulturpalast eines sozialistischen Musterdorfes, es gab, uh, "Musik mit Tanz". Tanz war aber nicht. Alle saßen an den Tischen mit den weißen Tischdecken, während also diese Band ihr Bestes gab, und das war nicht viel. Es war surreal. Wir wurden sturzbetrunken. Wir fanden die Sängerin hübsch. Also bahnten wir uns nach dem Auftritt den Weg in die Garderobe der Combo und belästigten sie um Autogramme. Also, Autogramme von der Sängerin. Die aber gar nicht da war. Hatte vermutlich ihre eigene Garderobe. Die sagten, gut, wartet draußen. Wir sagten, gut, machen wir, und stellten uns wie die Trottel in die Nacht, bis wir den Wagen der Combo abfahren sahen. Wir schepperten also zurück auf dem Moped, direkt in den Sonnenaufgang und in den Kirschbaum meiner Tante, den wir plünderten, bis uns schlecht wurde. Nichts für Pussies, dieses Landleben. :)





      Oskar Werner mit Rilke, oh ja, sehr beeindruckend natürlich, Rilke am Sterbebett wäre auch schön, Trakl auch, das Mysterium der fehlenden Leichenwagen kann ich auch nicht erklären außer damit, daß die Moderne den Tod möglichst ins Exil verbannen will, Du erinnerst Herzogs "Nosferatu" mit Kinski? Diese phantastische Kutsche, mit der Bruno Ganz bei Nosferatu ankommt, das war ein Leichenwagen, der damals, in der damaligen Tschechoslowakei, noch in Betrieb war, eine gläserne Kutsche, mit der die Leichen zum Friedhof gefahren wurden. - Mhm, japanische Filme, da fällt mir noch THE GRUDGE ein, ich bin zu Tode fasziniert vom Phänomen gestörte Übertragungen. Hängt mit besagtem Dachboden zusammen. An irgendeinem Nachmittag war ich allein da oben. Alle Antennen waren ja nach Westen ausgerichtet, wahrscheinlich stimmte was mit der Antenne nicht, jedenfalls lief das TV, und da kam nur Rauschen, white noise, und aus irgendeinem Grund ließ ich das laufen, auf dem Sofa ausgestreckt, schläfrig oder irgendwie hypnotisiert von diesem Rauschen. Und dann kamen durch dieses Rauschen plötzlich diese verzerrten Stimmen. Schaurig. Es klang wie der Versuch der toten Seelen, irgendwie durchzukommen. Gestörte Frequenzen einfach, aber ich hatte das Gefühl, Kontakt mit einer anderen Welt zu haben. Darum ist diese Szene mit der Überwachungskamera aus THE GRUDGE für mich die schauderhafteste. Alles wegen dieses Dachbodens. :)

      The Grudge

      INCUBUS sieht großartig aus, danke! Danke auch für den Anonymus! :) - Eine Nick Cave propagierende Englischlehrerin, beneidenswert. "Red Right Hand" = Meisterstreich, "Nick Cave" und "Zum Totlachen" ist gar nicht immer so weit voneinander entfernt, wie man meint, bei einem Konzert, das ich sah, war selbst Blixa Bargeld am Gickeln, weil Cave in "The Singer" statt "I pass a million houses" "I pass a million trousers" sang.
      Werde auf die "Bogarde-Bilder" in KING AND COUNTRY achten, bin schon gespannt und immer wieder entzückt über all Deine unschätzbar wertvollen Infos! THE MIND BENDERS kenne ich noch überhaupt nicht! Ah, wunderbar alles. :O)

      Löschen
    70. Anonym7.7.13

      Haha, SONG WITHOUT END, sieh an, sieh an. 'Bogarde-zieht-Handschuhe-an-oder-aus-Fetischist' LOL! :-D Ich schätze da hast du eine neue Spezies von Fan entdeckt – da gäbe es 'Bromley Barmy' und noch so einige andere interessante Exemplare, die 'unter dem Einfluss des Mondes' litten, wie Dirk immer meinte… Leicht bekleidete Damen, die in Stöckelschuhen und in der ärgsten Hitze ihren Weg zu Dirks Haus gefunden hatten und sich zwischen den Olivenbäumen rumdrückten um einen Blick auf ihn zu erhaschen. Oder eine Frau, weniger Fan denn Verrückte, die eine Kassette mit allen möglichen Beschwerden über Dirk vollsprach und sie ihm schickte. Er saß nur baff vor Staunen da als er sie hörte – sie hatte ihn in einer Talkshow gesehen, ihn gründlich mißverstanden, und ließ auf diese Weise ihren Unmut über ihn aus…aber wie er das in dem Brief beschreibt, LOL! Und als er die Kassette umdrehte, ging es munter weiter…das Band war auch vorher schon mal bespielt worden, und zwar mit einer Litanei an ihren Bruder – gleicher Tonfall. Von Idiotie umgeben zu sein war Bogarde also nicht fremd, egal ob bei der Arbeit oder seitens der Fans...

      Danke für die Passagen aus 'Snakes and Ladders' :-) Hollywood war ein Erlebnis für sich, keine Frage. Dirk kostete es Schweiß, Blut und Tränen (im wahrsten Sinne des Wortes), Liszts Virtuosität am Klavier überzeugend rüberzubringen – vermutlich mehr Tränen als sonstwas. Und Victor Aller soll sich bei Kraftausdrücken ja auch nicht gerade zurückgehalten haben. Cukor (Regie) vermutlich auch nicht – nicht umsonst sieht man Bogarde immer angespannt neben ihm stehen, während Cukors Gesichtsausdruck an einen Hochdruckkochtopf erinnert. Letzten Endes hat Dirk viel von ihm gelernt… Aber wenn sie das mit ihm gemacht haben, will ich nicht wissen, was sie mit Capucine gemacht haben, deren erster Film es war. Apropos, und jetzt wirst du bestimmt gleich neidisch – ich habe letzte Nacht von Capucine geträumt. Sie wollte ein Buch schreiben, hatte aber ein Problem, weil sie nicht wußte, wo sie ihre Schreibmaschine hinstellen sollte. Überhaupt schien ihr Zimmer eher ungeeignet, erinnerte an einen nicht eingelassenen Pool. Kein Schreibtisch, nur ein Bett. Ich empfahl ihr schließlich, im schlimmsten Fall ihren Nachtkasten zu verwenden. Dirk habe den gleichen, und der hat doch ein paar Bücher geschrieben, also wird sie´s auch schaffen…@_@ ?!? - go figure. Der Saturn-Einfluss, diesmal :-) Sehr schön beschrieben, übrigens, 'saturndunkel' und 'dunkel vibrierende Eleganz'. Ja, all das war sie, und ja, sie sind hübsch anzusehen zusammen. Irgendwo – ich glaube auf FB – gibt´s ja ein Foto, in dem Dirk sie abknutscht. Sieht aus wie ein Schnappschuss, also kein Promoshot, sondern irgendwo unterwegs…und dennoch fake, irgendwie :-( Danke auch für die Fotos von den beiden – die ersten drei konnte ich nicht anschauen (die Technik is a Hund, wie wir in Wien sagen), aber vermutlich kenn ich sie. Ich weiss nicht ob du je Dirks Homemovies gesehen hast – auf der Dirk Bogarde Estate zu finden, oder auf YT. Tony (Forwood) hat die Flirterei der beiden aufgenommen und sie sehen recht glücklich aus zusammen – vor allem Dirk, der immer auf einer Wolke zu schweben scheint wenn er in ihrer Nähe ist…un peau d´air sûr terre. Sie hingegen wirkt immer ein wenig unglücklich, finde ich. Wie auch immer, Charles Feldman (Capucines Gönner) sorgte dafür dass sich nichts zwischen den beiden entwickelte. Er ließ seine Beziehungen spielen und Dirk alsbald für ANGEL WORE RED nach Italien und somit aus dem Weg verfrachten, und Cap vermutlich zurück nach LA. Als 'Ersatz' musste dann Ava Gardner herhalten – Tonys Kamera hat auch Dirks offscreen-Geschmuse mit ihr festgehalten… Manchmal frage ich mich was ihm wohl durch den Kopf ging. Tony, meine ich.

      Löschen
    71. Anonym7.7.13

      Was Capucine angeht, ich meine mich zu erinnern dass sie tatsächlich ein Buch schreiben wollte, ich weiß aber nicht ob sie es je fertiggeschrieben hat…vermutlich nicht. Über die Bronte-Schwestern, wenn mich nicht alles täuscht. Und so süß es von Dirk war, seine Zuneigung für sie in 'Snakes and Ladders' noch einmal kundzutun, in seinem letzten Buch war er ganz und garnicht nett zu ihr. Capucine hatte ihre Depressionen, und sie war nicht die erfolgreichste Schauspielerin der Welt, aber er hätte nicht unbedingt über sie auspacken müssen… Manchmal könnte ich ihm den Hals umdrehen, auch postmortem. Dieses 'saturndunkel' das du an Capucine beschreibst, dürfte wohl mit ihren Depressionen zusammengehangen sein. Etwas, das ich zum Teil auch in Charlotte Rampling sehe, die nicht umsonst meinte, sie und Dirk waren seelenverwandt. Lows waren Dirk ja auch nicht fremd, aber wie sein Neffe in der Kurzdoku über DESPAIR erklärte, hatte er seinen Partner, der ihn immer wieder vom Abgrund zurückhielt. Nicht alle haben so ein Glück. Und manche sind dann eben recht konsequent und springen vom Dach.

      Was den von der Gegenwart produzierten Schrott und die 'nudelige Erotik' betrifft – ich bin sowas von deiner Meinung...dann noch lieber verpatzte Streifen von anno dazumal. Und H.M.S. Defiant, LOL! Jaja...eigentlich muß man garnicht sehen, WORAUF sich Dirks Blick da richtet - diese schulmeisterhafte Süffisanz, das verhaltene Entzücken und dieses beinahe schon als zärtlich zu bezeichnende 'Mit-Leid', das sich da auf seinem Gesicht zeigt...eine Melange par excellence. Ich frage mich wie oft er das vor dem Spiegel geübt hat... Ja, es hätte tatsächlich alle Glocken zum Bimmeln bringen müssen. Alec Guinness sieht zuweilen ja auch recht alarmiert aus :-): 'Mr. Scott-Padget, no officer of mine will run around on this ship with a rope´s end!' Jedenfalls ist Bogardes Performance in einer anderen Liga als die heute so übliche Durchschnitts-Bad boy-Miene, die von Hollywood-Bösewichten zur Schau getragen wird, damit auch der hinterletzte Depp kapiert was Sache ist. Und was das 'Evozieren von interessanten Formen sexueller Devianz' angeht...:-) Ich weiss zwar nicht ob der Ausspruch tatsächlich von Dirk kommt, aber es klingt schon sehr nach ihm: 'Cinema is just a form of masturbation. Sexual relief for disappointed people. Women write and say, "I let my husband do it because I think it`s you lying on top of me".' Na dann... Seinem Biografen entgehen Peccadilloes dieser Art natürlich nicht und er nimmt darauf Bezug, auf seine eigene, humorvolle Art und Weise - gibt aber zu, zuweilen selbst von ihm verwirrt zu sein, Recherche hin oder her. Mit dem habe ich übrigens ohnehin noch ein Hühnchen zu rupfen; immerhin ist Mr. Coldstram dafür verantwortlich dass ich (drumroll, Geständnis im Anmarsch) einen Menschen vermisse, den ich nie kennengelernt habe. Dankeschön auch, LOL! Als Bogarde das Zeitliche segnete, hätten meine Englischkenntnisse aber ohnehin noch nicht gereicht um seine Briefe gänzlich verstehen zu können. Auch kann ich mich erinnern just in dem Sommer am Lido geschwommen zu sein...warum mir und meiner Begleitung TOD IN VENEDIG damals nicht in den Sinn kam, ist mir bis heute ein Rätsel. Ich hatte den Film zwei Jahre zuvor in der Schule präsentiert bekommen [ja, von der gleichen umsichtigen Person, die mir auch Nick Cave nahebrachte :-). Wir sind noch immer befreundet - und nun bin ich dabei ihr THE SERVANT und THE NIGHT PORTER näherzubringen, die sie seltsamerweise nicht kennt. Full circle...] Und ja, Dirks dezentes Zu-weit-Gehen wäre tatsächlich ein eigenes Buch wert - oder zumindest ein Video:

      Dirk Bogarde / World In My Eyes

      An dieser Stelle ein Dankeschön für die Inspiration :-)

      Löschen
    72. Anonym7.7.13

      Wg Murray Melvin... Was für ein Brief, an wen? Ich weiss zwar nichts über den Mann, aber wer gern Briefe schreibt, kann nur ein toller Mensch sein, LOL!
      Interessante Erfahrung die du da als Jugendlicher gemacht hast, von dem Besuch im 'Kulturhaus' (so hiess das in Ungarn) bis zum Plündern des Kirschgartens - ich meine Baums, LOL! Bleibt nur zu hoffen dass ihr danach nicht die gloriose Idee hattet, den Brand zu löschen… Kirschen gegessen, Wasser getrunken - eh scho wissen… Wahrlich nichts für Pussies. Und ich hoffe die Sängerin war es wert…

      Wg Kinski, der mit den grossen Ohren und den grossen Augen…nein, ich kannte seinen 'Nosferatu' nicht, nur den ganz alten mit Max Schreck und Fräulein Schroeder :-), und den von Polanski natürlich :-) Obwohl ich von 'Dracula' fasziniert war seit ich Bram Stokers gelesen hatte - saugt einen richtig rein. Ich hatte nicht mal was gegen Manns 'Buddenbrooks' - ich verstehe nicht, was daran so fürchterlich sein soll… Aber jeder ist anders. Ich lese nicht soviel, aber als ich 16, 17 war, las ich (freiwillig, man stelle sich vor) Shakespeares Komödien auf Englisch. Nicht alle, aber doch so einige. Mein Onkel sah mich an und meinte nur: 'Du bist nicht aus dieser Familie', LOL! Aber ich schweife ab. Der Leichenwagen ist grossartig :-), Kinski auch. Sah seine Tochter letztens in PARIS, TEXAS und verstand endlich warum Dirk meinte der Film sei wie 'langsame Masturbation' - und auch der Kleine ist wirklich grossartig und hätte auch einen Preis verdient.

      Du und deine Schauergeschichten… Einfach großartig! Ich sah die Szene richtig vor mir, Dachboden, Fernseher, weisses Rauschen…Du auf der Couch und dann diese Stimmen aus dem Äther…uaaaaah! Und dann auch noch dieses Video nachgeschoben, um Gottes Willen… Death by Blog? Nicht unmöglich. Nähre nur meine irrationalen Ängste, schon recht, alles klar…;-) Gab's da nicht mal einen Film, der WHITE NOISE hiess? Ich habe ihn auch nicht gesehen, klingt aber nach Horrorfilm. Und ich schätze jede/r hat so eine schaurige Geschichte auf Lager. Ich natürlich auch, aber das erzähl ich dir ein andermal, denn ich entnehme deinem komprimierten Schreibstil gegen Ende hin: Ich schreibe zuviel! Und wer hat schon Lust und Zeit auf einen Roman zu antworten? Nur noch eines, ich habe mir vorgenommen künftig die Geschichten von Leuten aufzuschreiben - meistens von irgendwelchen Urlaubsbekanntschaften, oder dem netten Gegenüber im Kaffeehaus, einem Fremden, den man dann nie wieder sieht… Das belgische Ehepaar in der Provence, die dänische Mutter mit ihrer 14-jährigen Tochter in London… Interessante Menschen, interessante Geschichten…am besten weghamstern bevor man sie vergisst! Und wieso hat man oft mit Fremden die besten Gespräche..?
      Und Nick Cave und 'I pass a million trousers', LOLOL! Das bestimmt auch, Mr. Cave, denn wo Häuser sind, können Hosen nicht allzu weit sein. Wg Bogarde, freut mich, wenn ich dir ein wenig neuen Input geben kann - und danke für den, den ich permanent von dir erhalte… :-) Noch was, falls dir langweilig ist (was ich, wie immer, bezweifle):

      Stella Street - S01 / E01

      STELLA STREET, vielleicht kennst du es schon, wenn nicht, könnte es dir gefallen. Neben all den anderen Celebrities kommt auch 'Dirk Bogarde' kommt vor, im 'Aschenbach'-Outfit, LOL!

      Löschen
    73. Anonym8.7.13

      PS: Habe auch die Arena-Doku im Web wiedergefunden. In Part 4 kommt Capucine vor, und man sieht wie sie und Dirk waehrend des Drehs in (und rund um) Wien rumlaufen und turteln...:-) Und Dirks Schwester und ihr Sohn...wie sie etliche Homemovies kommentieren, zum Zerkugeln...:-D

      The Private Dirk Bogarde


      Löschen
    74. Goodness! Leichtbekleidete Damen mit Stöckelschuhen im Garten zwischen den Olivenbäumen? "Ich bin schockiert. Aber ich bin ja auch leicht zu schockieren." - Oha, naja, nicht gerade "Capucine soll mir auch im Traum erscheinen! *stampf* -", aber schon ein beneidenswerter Traum, und äußerst bezaubernd Deine Traumlogik, den Nachtkasten betreffend! Ein Buch über die Brontë-Schwestern?! Herrje, was soll ich machen, wenn Du mich mit solchen Informationen versorgst. Immer faszinierender, diese Frau. Hast Du Emily Brontës "Sturmhöhe" mal gelesen? Ich las es in zwei Nächten, und dazwischen war ich praktisch nicht existent. Es gibt einige Verfilmungen, aber ich kenne keine gute. Laurence Olivier als Heathcliff (1939) - grandiose Fehlbesetzung in meinen Augen. Viel interessanter der Film über die Brontë-Schwestern von Téchiné. Isabelle Adjani als Emily, Isabelle Huppert als Anne, Marie-France Pisier als Charlotte - hätte ich drei französische Schauspielerinnen wählen dürfen 1979, hätte ich genau die drei genommen. Die Düsternis, das Unglückliche, das über dem Leben der Schwestern lag in der öden Heidelandschaft, der Film fängt es ein. Daß Capucine von ihnen so fasziniert war, soll man nun daraus etwas über die Natur ihres eigenen Unglücks lesen? Dunno. -- "Jane Eyre" von Charlotte lieferte Motive für einen Film, den ich sehr liebe, "I Walked With A Zombie", von Jacques Tourneur, 1943. Tourneur hat auch den Film gedreht, der immer a special place unter meinen all time favourites haben wird, "Cat People" (1942). -- "Die Technik is a Hund", notiert :), bei den ersten 3 Bildern von Bogarde und Capucine ist jetzt aber auch für mich irgendein Zerberus davor. Vielleicht besser, daß ich nicht weiß, was Bogarde zuletzt über Capucine schrieb. Daß Du ihm manchmal den Hals umdrehen könntest, nun, - l'amour fou oder nichts, non? :)
      Hundstechnik ist das eine, trapdoors das andere, habe leider THE MIND BENDERS nicht gesehen, konnte dieses plugin nicht installieren, Malware-Warnung obendrein. Schade, sah den Trailer bei YouTube, sah faszinierend aus. Even worse: in D leben wir ja hinter der alten Papierlaterne, die offenbar nicht beizulegenden Händel zwischen YT und GEMA verhindern, daß ich Dein Bogarde / World In My Eyes-Video sehen kann. Wenn ich aber "Dirk Bogarde World In My Eyes" zu Tante Gugel gebe, kann ich immerhin lesen: "As someone recently commented on the web, a book should be written about 'how Dirk Bogarde almost …" - mehr nicht, denke aber, ich kann den Satz beenden. :) Kein Trick funktioniert. Was tun? Kannst Du es vielleicht zu vimeo hochladen? Fühle mich wie Tantalus und würde gern erlöst.
      STELLA STREET kannte ich auch nicht (dafür liebe ich LITTLE BRITAIN), vielen Dank, neben Bogarde gefiel mir Mick and Keith's Corner Shop besonders gut. :)
      Von der Arena-Doku habe ich die Teile 4 und 5 jetzt gesehen, werde sie bald bald bald in Ruhe von Anfang bis Ende genießen, Bogarde auf einem Balkon in Wien, möchten Deine Synapsen da nicht verrücktspielen? Irgendwo ist von Dirks peculiar courtship die Rede, in den Filmaufnahmen sieht Capucine dann schon wieder so hinreißend aus, die Art, wie sie sich bewegt, eher will ich glauben, daß Bogarde in ihr eine animierte Nofretete sah, einen perversen Unterton in ihrer Schönheit und ihrem Charme, eher an apollinische (also distanzierte) aber echte Erotik glauben als an die Vorstellung, Dirk hätte hier - oder überhaupt irgendwo - auf banale Weise karrierestrategisch gedacht. James Fox, der ja auch von "attraction to violence in Dirk" spricht, he probably said it best, was Bogarde so faszinierend mache: a lot of interesting things that don't necessarily come together. -- Deine Nick Cave-gestählte Ex-Lehrerin und Nunmehr-Freundin wird THE SERVANT und THE NIGHT PORTER unbedingt goutieren, dead sure.

      Löschen
    75. Für INCUBUS tät ich Ihnen die Hand küssen wollen, Fräulein Erika, was für ein Geschenk. First it was like: Dämonen, die sich als junge Frauen manifestieren und befleckte Seelen für den Gott der Dunkelheit reklamieren? Ready when you are. :) Aber dann macht der Film seltsame Dinge mit einem. Allyson Ames als Kia - astounding. Dann bemerkt man, wie toll die cinematography eigentlich ist, obwohl wahrscheinlich auf Schnürsenkel gedreht, manchmal fühlte ich mich an Bergman erinnert, "Die Jungfrauenquelle", things like that. Dann mußte ich erstmal anhalten, and what I did, ich las vom INCUBUS-"Fluch". Du liebe Zeit.
      Die mysteriöse Macht, die sie Liebe nennen. Kia, als sie "I don't have a soul" sagt. Violated with love. "I recognized her as someone I have loved a thousand years". So haarsträubend der Film in manchen Szenen ist, es gab andere Szenen, die mir auf unerklärliche Weise das Herz brachen. Arndis. Es war drei Uhr morgens und ich fühlte this strange desire, eine mystische little sister wie Arndis um mich zu haben. Kann ich nicht erklären. -- Als der Incubus und Arndis sich begegnen, wußte ich also schon, daß wir in dieser Szene einen Mörder und eine Selbstmörderin spielen sehen, was der ohnehin unfaßbaren Atmosphäre des Films nochmal eine extrem schaurige Note gibt. Alles wirkt, als wäre der Film aus irgendeinem Paralleluniversum hierher durchgerutscht, in dem irgendwelche Aliens die Vorstellung von "Film" diktieren. Phantastisch. Ewig in Ihrer Schuld, Mademoiselle.

      Löschen
    76. Murray Melvin, mußt Du wissen, ist Reverend Runt in BARRY LYNDON - look here:

      Yours Truly on Barry Lyndon

      Und er war mir auch in Ken Russells THE DEVILS aufgefallen. Ich schrieb damals an irgendeine Adresse in England, höflich anfragend, ob ich seinen Geburtstag erfahren könnte; ich sammelte Geburtstage, weil ich einen Kalender gestaltete mit Bildern von all kinds of brilliant people, die ich bedeutend fand. Und dann kam dieser handgeschriebene Brief zurück aus einem Theater in North Wales (Theatr clywd), "How very kind of you to go to so much trouble to write to me" und "Your letter has had a rather roundabout journey"; er erzählte, daß er dort dieselbe Rolle spiele wie in Ken Russells Film vor über 20 Jahren, "It's a sort of rebirth and a very strange feeling". Er schickte ein Theaterprogramm mit und auch ein Photo für den Kalender (signed), aber seinen Geburtstag verriet er nicht. :) So very charming, der Mann.

      Und nein, ich vermute stark, die Sängerin war es nicht wert. :)
      Das "Du bist nicht aus dieser Familie"-Syndrom, yeah. :) Black sheep boy, wenn auch eher unausgesprochen, aber mir war schon klar, daß meine Verwandten mich mit "Seltsam, dieser Junge"-Blick wahrnahmen.

      Falls ich noch einen Körperteil gut habe, zöge ich Dich noch gern am Ohr, neiiiin, Du schreibst nicht zuviel, bitte einfach meine manchmal verzögerten Antworten zu verzeihen, ansonsten einfach davon ausgehen, daß ich jederzeit ganz Ohr bin für Schauergeschichten. :)
      Unbedingt verfolgen, den Plan, diese Geschichten aufzuschreiben! Ich selbst befinde mich noch im Zweifel, was das angeht. Let me put it this way, ich sah gestern zufällig nacheinander zwei Dinge im TV. Da draußen, ziemlich weit da draußen, kollidieren Schwarze Löcher, und es entstehen Blitze, heller als tausend Sonnen. Währenddessen dekretieren hier unten irgendwelche Bartträger, daß keine Musik gespielt werden soll, die Frauen erregen könnte. Da dachte ich, ich habe wohl das Alter erreicht, in dem einem die unfaßbare Dummheit der Menschheit klar vor Augen steht, und wenn ich Glück habe, erreiche ich noch die Phase amüsierten Drüberstehens für fontanegleiches Spätwerk. :) Gott hat die Stromgitarre erfunden und sie Peter Hayes in die Hand gegeben. Er wollte, daß Musik Frauen erregt. :)
      No, seriously, Nick Cave sagte mal, nach dem ersten Buch, das man tatsächlich geschrieben hat, ändert sich alles. "Man weiß dann nämlich, wie alleine man sein muß, wenn man es schreibt, wieviel Konzentration man aufbringen muß, und welche Massen an Vertrauen in und Überzeugung von sich man haben, welche harte Arbeit man bewältigen muß. Und all das zu wissen, bevor man anfängt, macht es wirklich schwierig, ein zweites zu beginnen. Es ist kein einfacher Job." - I'm somewhere in there still, although the work began.
      Und, nein, es ist nicht nur "ein wenig neuer Input", Du bringst mich dazu, immer von neuem und immer tiefer einzutauchen in Bogardes Filme und Bogardes Leben, also in ein Universum. Liebe und große Kunst, der Rest ist entbehrlich. :)

      Löschen
    77. Anonym13.7.13

      Hey-ho...

      nur ein 'Quickie' diesmal, weil ich beim Lesen über das Wort 'Tantalus' stolperte (das hast du nun davon, was bringst du den Menschen auch das Licht?!? Was kann man schon von Leuten erwarten, die Musik verbieten wollen, die Frauen erregen könnte... Kann man so eine Blödheit noch übertreffen, I ask you. Was sagte Einstein nochmal, das Universum und die menschliche Dummheit seien unendlich - aber beim Universum sei er nicht SO sicher...). Jedenfalls, um die technicalities aus dem Weg zu räumen: Ich könnte es auf Vimeo hochladen, tue ich noch, aber in der Zwischenzeit empfehle ich Anonymox:

      https://addons.mozilla.org/de/firefox/addon/anonymox/

      Ein nettes gratis Add-on für Firefox, falls du den Browser benutzt. Er erlaubt dir einen 'stealth'-Modus, mit dem du Youtube foppen kannst indem du ihnen weismachst du surfst aus den USA oder UK. Recht nützlich wenn man bedenkt wieviele Videos in D gesperrt sind! Ich hatte es verwendet um die BBC-Website in GB zu foolen, und wenn das dort klappt, sollte es auch für YT in D funktionieren. Und wenn du ihn nicht mehr brauchst, einfach abdrehen.

      Was THE MIND BENDERS betrifft, ich hatte die gleichen Troubles, deshalb habe ich den Film gleich runtergeladen, denn der Plug-in wollte halt nicht mitspielen. Manche Sachen klappen ja besser mit dem Safari-Browser von Apple, wie alles auf der Dirk Bogarde Estate-Seite z.B... Btw, hab ich dir schon mal die NFT-lecture geschickt? Falls nicht:

      Dirk at the NFT

      Aber wg Veehd.com: Ich habe schon einige Filme von veehd runtergeladen und hatte noch nie irgendwelche Probleme mit Viren oder so. Also externe Festplatte kaufen und los gehts, LOL!

      Ich hoffe es klappt alles und der Hund Technik spielt diesmal brav mit...

      Good night and good luck :-)

      Löschen
    78. Dear LaraC,
      tausend Dank für den Quickie!! Konnte den Sesam mit Anonymox öffnen, mein Virusterminator schmiß zwar hysterisch Antikörper against whatever, was für einen stockenden Ablauf sorgte, aber währenddessen konnte ich Dein Video runterladen und der Allgemeinsituation ne Nase machen. Was kann ich sagen - sensationell! Immaculate! Kam erstmal nicht über 0:31 weg, - you're such a genius. :)

      Löschen
    79. Anonym15.7.13

      So, back to Capucine. Möge sie dir im Traum erscheinen und dir verraten ob sie ihr Buch nun fertiggeschrieben hat oder nicht, LOL! Ich wünschte ich würde mich noch besser an meine Träume erinnern, vor allem an jene mit irgendwelchen Berühmtheiten…Letzte Nacht hatte ich übrigens den verrückten Traum, dass irgendjemand eine Dirk Bogarde-Statue in London aufstellen wollte - aus irgendeinem schwarzen Stein, und im Sydney Carton-Kostüm…ich dachte nur 'that spells disaster'…

      'Sturmhöhe' - das vielbesagte 'Wuthering Heights', oder? Nein, habe ich noch nicht gelesen, habe aber dunkel in Erinnerung dass es da um einen Witwer geht der dringendst eine Gouvernante für seine Kinder braucht… Dein Lesemarathon erinnert mich an meine Grossmutter, die, nachdem sie 'Vom Winde verweht' in die Hände bekommen hatte, ihren Ehemann schlafen schickte und die ganze Nacht am Küchentisch lesend verbrachte, bis es Zeit war in der Früh auf den Markt zu gehen… Das Buch war jemandem versprochen und sie war nicht in der Warteliste der Bibliothek eingetragen, also las sie es in einem durch. Eines Nachts werde ich es ihr gleichtun, immerhin hat sie mir auch ein Exemplar gekauft… Sturmhöhe, Wind…Zeit für neue literarische Ergüsse mit klingenden Namen wie Taifun, Tornado, Hurricane, findest du nicht? ;-) Aber im Ernst, ich finde die Titel klingen garnicht mal so schlecht…hmmm… Ich frage mich wann ich mal wieder dazu komme einen Wälzer zu lesen - ich glaube das wird bis zum Ruhestand warten müssen… So wie Bogarde, der in den Seventies meinte, ja, es sei schon schön Zeit zu haben - endlich könne er alle Bücher von Jane Austen lesen!
      Und Laurence Olivier eine Fehlbesetzung? Gibt es denn sowas…der 'größte britische Schauspieler aller Zeiten', und dann Fehlbesetzung..? Adjani/Huppert/Pisier - klingt nach einer tollen Kombi. Irgendwas haben französische Schauspielerinnen an sich was einem so das Gefühl gibt sie seien um Längen besser als ihre amerikanischen Kolleginnen. Und I WALKED WITH A ZOMBIE und CAT PEOPLE - ersteres fand ich beeindruckend, ich habe zwar nur den Trailer gesehen auf YT, aber trotzdem. (Und ich fand ihn gerade auf veehd, yay! :-D Danke!) CAT PEOPLE liess mich sofort an Bowie, und dann an Tarantino und INGLORIOUS BASTARDS denken, und den wunderbaren Herrn Waltz :-) War so herrlich zu sehen wie der kleine Österreicher alle an die Wand gespielt hat :-)

      Wg INCUBUS, gerne gerne :-) Drei Uhr morgens scheint mir die richtige Uhrzeit um diesen Film zu gucken - war bei mir auch der Fall als ich ihn zum ersten Mal sah…oder zumindest spätnachts. (Bin übrigens auch eher ein Nachtmensch, zumindest dachte ich das immer, bis ich draufkam dass es wohl auch daran lag dass man in der Nacht noch am ehesten seine Ruhe hat!) Und esperanto tut dem ganzen keinen Abbruch, sag ich mal… ich fand Bill Shatner garnicht mal so schlecht, und die zwei Schwestern - das Dämonische an ihrem Aussehen war für mich seltsamerweise die schwarze Haarschleife die sie beide trugen. Strange? Und die Namen, Kia, Arndis usw. - klingen fremd und schön.

      Löschen
    80. Anonym15.7.13

      Wg Murray Melvin, ah…BARRY LYNDON. Schon lange nicht mehr gesehen, vor 12 Jahren vielleicht, Zeit meine Erinnerung wieder aufzufrischen…meine mich aber zu entsinnen wie verwundert ich darüber war dass es jemand fertiggebracht hat einen Film ohne künstliches Licht zu drehen! Das muss eine Heidenarbeit gewesen sein, für ALLE Beteiligten, nicht nur für die Techniker. Dieser Kubrick war ebenfalls ein Meister der Sonderklasse, und ein Perfektionist noch dazu (David Lynch war so stolz als er erfuhr dass Mr. Kubrick ERASERHEAD bei einer Gartenparty gezeigt und gemeint hatte es wäre eins seiner Favourites :-)) Und die Szene am Spieltisch: superb. Der arme Kerl… Und Miss Berenson, was soll man da noch mehr sagen - schon Visconti hatte ein Auge auf sie geworfen, und wie jeder weiss, kam für Visconti zu arbeiten einem Ritterschlag im Filmbiz gleich. Im Vergleich dazu gibt es heutzutage so viel Schrott im Kino, ist ja grauenhaft.
      Und Murray Melvin - wie schlau von ihm von 'rebirth' zu sprechen… vielleicht wollte er dir ja auch was between the lines mitteilen ;-) Sehr nett dass er dir geantwortet hat, und diese typisch britische Art - how infinitely quaint :-) Und Ken Russell, oh du meine Güte - ich habe zwar THE DEVILS nie gesehen, weiss aber dass man sie nicht auslassen sollte, diese Ken Russell-Extravaganza… gleich mal wieder veehd konsultieren wegen den beiden… Wurde fündig. That's a Bingo! :-D Irgendwo sehe ich auch Anthony Perkins vor mir, wie er am Klavier sitzt und eine verrückte Version von Judy Garlands 'Get Happy' von sich gibt, bin aber nicht sicher, ob das auch eine Russell-Produktion ist.

      Wg dem Bogarde-video und 'a book should be written about…' - ich hoffe du bist mir nicht böse dass ich deinen Blog nicht erwähnt habe, aber da die meisten die Bogarde kennen kein Deutsch sprechen… Bin ohnehin verwundert jemanden im deutschen Sprachraum zu treffen der ihn kennt! Obwohl ganz stimmt es nicht, ich sass mal neben einem Schriftsteller in der U-Bahn, er sah welches Buch ich las (irgendeine Autobio), und wir begannen ein Gespräch über Dirk, also… Aber wenn dich 0:31 zum Lachen gebracht hat, super. Die Szene hat sich irgendwie ergeben, weil ich 'Justine' einbauen wollte irgendwo, die Kopie die ich habe aber so schlecht ist, dass ich es sonst nicht untergebracht hätte. Dirk, der im Kino sitzt und einen Film mit sich selbst guckt (was er übrigens nie tat, seine eigenen Filme schauen) - die Idee fand ich ganz amüsant. Ausserdem hatte ich den Eindruck Bogarde bräuchte mal eine Art 'Gegendarstellung' - all dieser 'Fluff' im Internet, dieser Kitsch…Fotos mit roten Herzlein drumherum…der kollektive Seufzer der durch die Foren geht: 'Ich wünschte er wäre nicht schwul gewesen…' - it's making me sick! Aber ich schätze wenn man mal Rom-Coms in den 50ern gemacht hat, lässt sich dieses Phänomen wohl kaum vermeiden.

      Was die Arena-Doku angeht, ich glaube da fehlt auch ein Teil... Was mir daran gefällt ist dass es Dirks nicht so nette Seiten zeigt, wie er mit seinem Bruder umging, oder wie im Omnibus-Interview z.B., wo er gefragt wird ob er sich die Filme speziell nach einer tieferen Bedeutung aussucht oder sowas, und seine Antwort: 'As long as I get the best part, I don't give a shit.' LOL!

      Löschen
    81. Anonym15.7.13

      Ich habe auch kürzlich THE NIGHT PORTER auf DVD bestellt, kam auch an, aber nicht die Version die ich wollte, denn die einzige die was kann ist die aus der Criterion Collection…aber dafür gab's Interviews mit Charlotte Rampling und Liliana Cavani. Charlotte durfte in ihrer ersten Szene gleich mal halb nackt in einem Raum vor wildfremden Männern tanzen und meinte nur sie hätte sich damals gedacht: 'This Liliana Cavani is tough shit.' Man sieht schon warum sie und Dirk sich so gut verstanden. Und was sonst noch so beim Dreh abging…dass aus NIGHT PORTER der Film wurde wie wir ihn kennen, ist scheinbar großteils Dirk zu verdanken, der Cavani gemeinsam mit Charlotte von seiner Version überzeugen konnte. Viel weniger Dialog…Dirk ging dann schon mal hin und ersetzte eine ganze Seite mit einem einfachen 'Nein', was Cavani zunächst aufregte. Aber ich denke dass er da nur demonstrierte was er gelernt und begriffen hat, nämlich dass weniger mehr ist, gerade wenn's um ein Medium wie Film geht. Wie Kubrick auch in der Szene am Spieltisch zeigt, oder Visconti bei DEATH IN VENICE… Ich glaube wäre es nach Cavani gegangen, wäre aus NP wohl eher ein politisches Statement geworden. Und wenn wir schon dabei sind, Dirk wurde übrigens auch 'offiziell' in die Gewerkschaft der Nachtportiere aufgenommen, wusstest du das? Die gekreuzten Schlüssel die auf der Uniform von Max zu sehen sind, hatte Dirk von einem Nachtportier in Gold als Präsent erhalten. :-) Was mich aber am meisten beeindruckt ist, dass laut Charlotte letzten Endes keiner eine Gage erhalten hat, oder gerade so viel, dass sie vor Ort beim Dreh damit durchkamen. Es erstaunt mich immer wieder, wie Bogarde für so einige Filme, die ich persönlich für seine besten halte, nicht, oder kaum bezahlt wurde (von Hollywood-Gagen ist erst garnicht die Rede) THE SERVANT, DEATH IN VENICE, THE NIGHT PORTER… Aber wie er seinem Steuerberater mal bezüglich DIV schrieb: was soll's, es hat Spass gemacht. Wenn ich dann sehe wie ein Tom Cruise für MISSION IMPOSSIBLE IV abkassiert, wird mir übel.

      Aber zurück zur Doku, 'Bogarde auf einem Balkon in Wien, möchten deine Synapsen da nicht verrücktspielen?' - LOL! Ja und nein…:-) Dirk stand da auf dem Balkon des Bristol-Hotels, und ich muss immer lächeln wenn ich daran vorbeikomme, ebenso wie an dem NIGHT PORTER-'Hotel' beim Naschmarkt. Guess what, Dirk hatte sogar mal überlegt sich in Österreich niederzulassen. Er wollte aus England nur noch weg, und entsprechend einer nomadenartigen Gesinnung, die ich nur zu gut nachvollziehen kann, hatte er sich überlegt rumzureisen, was dann aber auch seine finanziellen Ressourcen überstiegen haben dürfte. Also wars zuerst Italien - wg Visconti - und schliesslich die Cote d' Azur. Österreich schied aus, als Dirk mal einen Winter miterlebte - 'Being cold is no fun.' (Wem erzählst du das, ich HASSE den Winter). DAS wäre aber etwas das meine Synapsen dazu gebracht hätte verrückt zu spielen. Ich stelle mir vor wie ich als Kind mit meinen Eltern in Grinzing oder irgendwo zum Heurigen gehe und auf einmal sitzt da Dirk Bogarde und trinkt grünen Veltliner, LOL! Es ist auch interessant für mich diese alten Aufnahmen von und rund um Wien zu sehen, die Westautobahn, die Kärntnerstrasse usw… mehr als 50 Jahre her. Oder Cap und er an der Donau, echt cool. Zusammen wirken sie wie zwei Traumwesen finde ich, die Art wie sie sich bewegen - elegant und verspielt, kein Wunder dass Tony das auf Zelluloid festhalten wollte. Nach Karrierestrategie sieht es für mich jedenfalls nicht aus.

      Löschen
    82. Anonym15.7.13

      Wg amour fou usw… Ja WENN, dann doch nur so, oder? ;-) Aber im Ernst, sowas überlasse ich lieber Charakteren wie Max und Lucia in THE NIGHT PORTER, alltagstauglich ist sowas nicht wirklich. Ausserdem ist Bogarde für mich kein Kerl, sondern eine Patchwork-Decke - Michael York hat es sehr treffend ausgedrückt mit dem 'interesting things that don't come together in a homogenous whole'. Absolut. Egal welchen Teil dieser Decke man gerade betrachtet, es zeigt sich immer ein interessantes Muster. Und was Fox da sagt über Dirks 'latent violence' stimmt auch - die rehearsals stelle ich mir da interessant vor. Fox verbrachte soviel Zeit mit Dirk dass Miss ('Dainty') Miles fürchtete ihren Freund an die Rolle (und an Dirk) zu verlieren. Wobei sie selbst, wohlgemerkt, zu jener Zeit eine Affäre mit dem eingangs erwähnten Laurence Olivier hatte… Bad girl. Die Dynamik zwischen Barrett und Tony ist jedenfalls dem Schauspielunterricht zu verdanken den James damals nahm - er war immerhin erst 23! - sowie Dirks Coaching. Er wusste dass er mehr Spass haben würde wenn sein Gegenspieler ihm Widerstand bieten konnte. Ich mag James Fox, er hat auch sowas leicht Schrulliges an sich, und auch was sehr Korrumpierbares, irgendwie. Aber obwohl es naheliegend scheint Parallelen zwischen Barrett/Tony und Dirk/Tony zu ziehen, liegt er da falsch. Forwood war der erwachsenere der beiden - er hielt Dirk den Rücken frei, war aber bestimmt kein Mensch den man rumkommandieren konnte.

      Speaking of which, bis vor kurzem plagte ich mich wieder mit THE SERVANT rum - ich sah den Film letztes Jahr zum ersten Mal und war so fasziniert, dass ich gleich mal ein Fanvid dazu gemacht habe. Laut Dirk war Basil Dearden (auch ein toller Regisseur, von dem unter anderem VICTIM und THE MINDBENDERS kommen) dermassen beeindruckt, dass er nach der Premiere vor Joe Losey auf die Knie fiel, LOL! Wie auch immer, aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen spielte bei meinem Video die Synchro nicht mit und ich konnte nichts dagegen tun, nada, was einen natürlich frustriert, wenn man Arbeit und Liebe reingesteckt hat… Bis jetzt, da ich endlich einen roundabout way gefunden habe das Problem zu lösen - fühlte sich ein wenig an wie der Versuch, mit verbundenen Augen in einem dunklen Raum eine schwarze Katze einzufangen. 'World in my Eyes' war dagegen ein Kinderspiel. Wie auch immer, falls es dich interessiert, ich hab's auf YT hochgeladen:

      Dirk Bogarde / Master And Servant - YouTube

      Und Vimeo, wobei die mich geflaggt haben, aber vielleicht geht's trotzdem und ist für dich leichter abrufbar:

      Dirk Bogarde / Master And Servant - vimeo

      Löschen
    83. Anonym15.7.13

      Ich spiele gerne mit Film, Musik, Songtexten und Dialog rum, weil man was Neues, Eigenes damit machen kann. Es gibt auch noch ein anderes THE SERVANT Video von 'aplantage' auf YT welches ich auch ganz toll finde, auch mit Depeche Mode:

      THE SERVANT Fan Video

      Auch findet sich dort ein kurzes Exzerpt über den Film, und James Fox wirkt dort schrulliger denn je, LOL!:

      THE SERVANT Documentary Excerpt

      Man merkt: I'm a bit of a fan. Aber jetzt höre ich damit auf dich mit THE SERVANT zu plagen ;-)
      Btw, meine YT-Username-Lara Croft-Connection überreißen nicht so viele, bravo. Das Mädel ist mir seit 1996 ans Herz gewachsen, als ich sie zum ersten Mal in Tomb Raider II durch Venedig, China und Tibet steuern durfte. TR II ist für mich noch immer das Beste aus der Serie, und egal was sie mit Lara anstellen - sie wird immer mein kleines Mädchen bleiben :-)...

      Und bevor ich mich versehe merke ich: verdammt, ich habe ja schon wieder einen halben Roman geschrieben… Und am Ohr ziehen ist erlaubt, ich verdiene es, selbst wenn ich noch nicht weiss wofür und du womöglich auch nicht. Irgendein Grund findet sich immer. Nick Cave und die Schreiberei - ich glaube ihm sofort. Ich habe zwar noch nie ein Buch geschrieben, glaube aber dass der Anfang so ziemlich das Schwierigste sein muss, wenn einen das leere Blatt anstarrt. Man starrt blöde zurück… Und man muss alleine sein, was denn sonst, Gesellschaft und Schreiben lassen sich schwer vereinen, nicht wahr…es sei denn man heisst Jane Austen, die ja ihre Schreiberei so nebenher betrieben haben soll. Auch Mr. Bogarde plagten ähnlichen Probleme. 'Ich schreibe wie ein Idiot' (in seinem Fall sogar zutreffend)…'Ich sitze nur da und starre ins Leere, stundenlang.'…'Wenn du bei Kapitel acht angekommen bist, weisst du dass du einen Haufen Scheiss geschrieben hast…' 'Ich spreche laut mit mir selbst'…'Es ist zu heiss um zu schreiben, ich schwitze, und meine Finger rutschen von der Tastatur', oder, alternatively: 'Es ist zu kalt. Meine Finger sind steif und die Tastatur spielt nicht mit.' - Alles nur Ausreden, wenn du mich fragst. Aber es muss ein Knochenjob sein. Wg dem Geschichten aufschreiben, ich war so beschäftigt die von anderen aufzuschreiben dass ich meine eigenen fast vergessen hätte, LOL! Naja, jetzt ist das noch kein Problem, aber in 30 Jahren oder so, wer weiss ob ich mich dann noch erinnern kann… Und ja, wir Menschen sind nicht die schlauesten Geschöpfe, aber die gute Nachricht ist, wir haben das Potential uns zu entwickeln…wenn auch nur im Schneckentempo. Und zu wissen dass man dumm ist, ist doch ein erster Schritt, oder?
      Was verzögerte Antworten deinerseits betrifft, don't ya worry. Ich bin ja nicht dein Verleger ;-) WAS du schreibst ist wichtiger als das wann. Und so wie es sich anhört solltest du deine kreativen Energien ohnehin nicht an mich verschwenden! Also RAN an den PC/Laptop und nur Mut!

      Und: 'Liebe und grosse Kunst, der Rest ist entbehrlich.' Ich bin dafür das auf T-Shirts, Tassen und Kappen drucken zu lassen… :-)

      Löschen
    84. Anonym15.7.13

      PS: Danke dass du mein Video hier hochgeladen hattest, entging mir nicht :-) Und das von Goldfrapp ist auch grossartig :-)

      Löschen
    85. Someone ist nicht böse, nein! Wenn unser Tête-à-tête hier Dich zu dem devianten Video inspiriert hat - the pleasure, the privilege is mine! - Gut, sagen wir, daß ich lachen mußte bei 0:31, wenn wir darunter subsumieren: *gasp*, *fuck this is brilliant* und *I love how her mind works*. Song choice ohnehin exquisit, tatsächlich lachen mußte ich bei "Let me put you on a ship", die Auswahl der Szenen, Deine Cuts, the world in his eyes, alles paßt so gut, - well done! Und ja, die Idee mit Dirk im Kino, der einen Film mit sich selbst sieht, ist sehr schön. - Rote Herzlein um Bogarde-Fotos, das denkst Du Dir doch jetzt aus, oder? :) Na gut, manche Sachen sind nicht totzukriegen. War lange nicht mehr da, aber wirklich jedes Mal, wenn ich Jim Morrisons Grab auf dem Père Lachaise besuchte, spotzte gerade jemand Rotwein auf den Grabstein. Als hätte Morrison das in der Badewanne noch schnell testamentarisch festgelegt. Bitte Rotwein auf mein Grab spotzen. Bitte rote Herzlein um meine Bilder malen. Sigh. Wo war ich? Nein, freut mich, wenn ich Deine ohnehin brodelnde Neigung zur Gegendarstellung slightly befördert habe. :) Eine Frau mit Bogarde-Buch in der Hand und daneben ein Schriftsteller, genau, so stelle ich mir die Stadt vor, in der Orson Welles Riesenrad fährt und durch die Kanalisation zischt.

      Irgendjemand, der eine Dirk Bogarde-Statue in London aufstellen wollte, soso. :) Hat's gerade rumort in der Berggasse 19? Es war schlußendlich Ihr Traum, Mademoiselle. :) Die unverfänglichere Deutung des Traumdeuters wäre vermutlich: he can't love you back, so you turned him into stone. - Ich glaube, die schiere Datenmenge meiner Träume hat mich kapitulieren lassen, so maybe once a month wünsche ich mir, einen USB-Stick an mein Hirn anschließen zu können, der mir eine Aufzeichnung überspielt, von einem gewaltigen Film des Unverfilmbaren, für den Rest der Zeit tue ich einfach so, als hätte ich nicht geträumt. Berühmtheiten werden seltener, aber ich saß mal mit Chaplin auf dem Bürgersteig, in einer Seitenstraße, wir beide voll wie die Strandhaubitzen, und am Ende der Nacht hatte ich das Leben begriffen. Leider alles wieder vergessen. :) Übrigens, der allererste Traum, den ich aufschrieb, handelte vom anderen wichtigen Barrett. I wrote: Auf einer Pink Floyd-LP ein Nachruf auf Syd Barrett - "We noticed that the man who left with a G has died." - Left with a G? Doctor at Bee. Du kennst diesen Monty Python-Sketch, in dem diese TV Planner sich blödsinnige Titel für ihre Idee "Retitle the repeats" ausdenken, Graham Chapman: "Doctor at Bee!" "Doctor at Three!" "Doctor at Cake!" Oh, und ein Paket von Audrey Hepburn habe ich mal bekommen, im Traum. Ein Mischmasch aus persönlichen Erinnerungsstücken und sehr sonderbaren Dingen, die sie mir anvertraute. - Yeah, diese Sturmwindtitel können ziemlich mitreißend sein (plädiere für "A tornado is truly coming my way"), aber Deine Großmutter, Donnerwetter! Der Wind selbst kann ja bekanntlich nicht lesen. Noch ein Bogarde-Film, den ich nicht kenne.

      Löschen
    86. Eine Unkenntnis, die mir, nachdem ich nun seit 2 Tagen auch THE SERVANT auf DVD besitze, langsam zu the winter of my discontent wird, auch wenn Du Dein Bestes tust, mich hinterdreinzuschleppen. Du kannst mich nicht genug plagen mit THE SERVANT. Der Film ist zum Niedersinken brillant. In jeder Hinsicht. Dein liebster Bogarde-Film? Well, congratulations. Frauen mit derart untrüglichem Geschmack sollten zu unverwundbaren Halbgöttinnen erhoben werden in einer gerechten Welt, oder wenigstens in der griechischen Mythologie, wo ich als Tantalos ja ohnehin die anderen Quietschfieten zur Weltherrschaft anstachele. Schon Heraklit sagte, man kann nicht zweimal denselben Film sehen, aber wenn man so ein Werk, dessen Größe man eher in the back of mind lebendig hielt, nun in überarbeiteter Makellosigkeit sehen darf, bekommt man auch neue Augen. Bogarde zuzusehen, von "a mean, shabby outfit for a mean, shabby man" (der greulichste Pullunder der Filmgeschichte) zum mephistophelischen Nobody's Servant, allein dafür muß man sich manchmal extra daran erinnern, weiterzuatmen. Aber alles an dem Film ist perfekt. Cocteau sagte mal, ein Film ist ein Traum, den man dank einer Art von Hypnose träumt, und der kleinste Fehler im Mechanismus weckt den Träumer, nimmt ihm das Interesse an einem Traum, der nicht länger der seine ist. Es gibt nicht den kleinsten Fehler im Mechanismus von THE SERVANT - versteht sich. Aber wie phantastisch noch im letzten Winkel alles paßt, zur Hölle. Vera, ja, sie ist billig und endlos dumm, aber wie Sarah Miles ihr diese grauenvolle sweetness dabei verleiht, das ist groß. Man findet sie bezaubernd und möchte sich selbst dafür eine Gartenschaufel an den Kopf knallen. Sie bekommt nicht mal ein "Oh!" hin, ohne völlig bescheuert zu klingen dabei. Die Szene mit der atemlosen Vera und Tony in der Küche, der tropfende Wasserhahn - hypnotisch. Und weil es so heiß ist, drapiert sie sich auf dem Küchentisch, ihrem natürlichen Zuhause, direkt unter die heißen Glühbirnen. Klasse. Like a thousand things. Wie Barrett auch ohne Veras kaum merkliches Nicken gewußt hätte, daß Tony mit ihr geschlafen hat, allein dadurch, wie James Fox / Tony um eine Nuance mehr clumsy, verlegen, apologetisch ist in der nächsten Szene. - Die Szene mit Lord und Lady Mounset, dermaßen Upper Class Twit Of The Year - "Ponchos?" - "South American Cowboys." - "Are they called Ponchos?" - "They were, in my days." - Das Video war so verwaschen, daß ich tatsächlich zum ersten Mal sah, daß Barrett tatsächlich sagt: Get out of my way, you fucking bitch, das F-Wort vom Motorengeräusch überdeckt, aber man sieht es halt. :) - Die Spiegel. Die Art, wie dieser Song ("All Gone"), immer unerträglicher, immer unanhörbarer wird. Ich rede immer noch von all den Dingen am Rande: wie, abgesehen von der unfaßbar guten cinematography und der sinistren Psychologie der Pub-Szene mit Barrett und Tony auch hier noch die fremde und seltsame, so unverständliche wie faszinierende Welt englischer Pubs und Restaurants einen anspringt. Aber, ja, above all, I'M A GENTLEMAN'S GENTLEMAN, AND YOU'RE NO BLOODY GENTLEMAN!, Bogarde, in jeder Sekunde unvergleichlich, unvergeßlich, Dearden-Kniefall.
      Sixties England. Mußte mir gestern eine neue weiße David Hemmings-Hose zulegen. :) Vanessa Redgrave war für die Rolle der Susan vorgesehen? Didn't know that. Sixties England. Hast Du mal Ray Davies, "The Storyteller" gehört, zufällig? Wie man mit Mum's Stricknadeln einen 8 Watt-Verstärker zu distortion zwingt auf dem Weg zu "You Really Got Me", in einem front room, in dem sicher jemand sagt: das sind die Wasserrohre, sie sind alle kaputt. :)

      Löschen
    87. Alle 9 vorhandenen Teile der BBC Arena Documentary gesehen in einer Nacht, Deine Grandma wäre stolz auf mich. Well, a little. Elizabeth und Mark, soll nicht despektierlich klingen, sie sagen dann ja auch sehr Substantielles, aber während sie die Filme sehen, erinnern sie schon leicht an einen Exploding Penguin-Sketch, man erwartet fast, daß einer sagt "Looks fairly butch." :) -- Am Ende Kloß im Hals, wenn Sheila, his private nurse, die unveränderte letzte Wohnung in Chelsea wieder betritt. Seine Stimme von 1998, nach dem zweiten stroke, so sad. Schon kurz vorher, wie Gareth auf die Frage, was er denn mutmaße über das, was im Innersten dieser shell gelegen hätte, antwortet: nameless screaming terror. - Wie er im Restaurant den Platz in dieser stillen Ecke bevorzugte, so touching.
      Beeindruckend fand ich das Bild vom exzentrischen Großvater, der 1899 im südamerikanischen Dschungel verschwand, um seltene Orchideen zu suchen, und dann 30 Jahre später in Brighton wieder auftaucht, wo er alte Meister fälscht und in Pubs für Drinks verkauft - small wonder, daß Dirk von ihm so fasziniert war. Sehr schön auch der Blick in the only surviving sketchbook. Wie Nanny Lally über Dirk in The Blue Lamp sagt: "It wasn't my boy." - The "litte boy looking for God" looks. The air of mystery. Roy Ward Baker übrigens, der ja nicht nur mit den berühmten black leather trousers einiges dafür tat, daß sich Bogardes Image in Richtung kinky / "all interesting forms of sexual deviance" wandelte, hat mit "Dr Jekyll and Sister Hyde" auch so einen outrageous camp-Kult-Klassiker im Hammer Horror-Katalog hinterlassen, mit Ralph Bates und der erstaunlichen Martine Beswick. Heute nacht gibt es in der ARD "Embryo des Bösen", auch von Baker, mit Ian Ogilvy und Stephanie Beacham, Originaltitel "And now the Screaming starts". Läuft um 3:10, aber ich sag's nur der Nachtkatze. :) -- Wie Elizabeth auf Dirks "The woman I came to love. Properly love, I mean." (über Capucine) trocken bemerkt: "Well. So he says." Was er gesagt hätte, wenn sie ihn direkt gefragt hätte über sein Verhältnis zu Tony? "Mind your own business." Und daß sie fürchtete, er hätte sie nie wieder sehen wollen und das konsequent durchgezogen. Und, ja, daß sein Bruder immer noch verletzt ist, kann man spüren. -- Pardon, es war Michael York indeed, der das sagte, "a lot of very interesting things that don't necessarily come together in a homogenous whole" - saint one moment, sinner the next. Großartig Visconti: to put eyes on absolute beauty is to put eyes on death. Nun ja, diskutabel. :) Aber ein großartiger Satz für den Film. Andresen: Dirk felt understood by Thomas Mann. Gore Vidal: Dirk was dark. Charlotte Rampling über THE NIGHT PORTER: We wanted it to be a love story. Und: He was haunted by his characters. Obsessive possession. - Phantastisch finde ich auch, was Brock über das Haus sagt, wie man darin mysteriös verschwinden konnte. Der Korridor, der zu Tonys Zimmer führt, how beautiful. 50's-Artikel über Dirk: WILL HE EVER FIND TRUE LOVE? Bogarde: man muß immer zwischen den Zeilen lesen. Brock: he was an old-fashioned sort of person.

      Löschen
    88. Naja, primär geht es in "Wuthering Heights" um l'amour fou. :) "Der größte britische Schauspieler aller Zeiten", eben, das ist es ja. :) Aber nicht im mindesten so, wie ich mir Heathcliff vorstelle. Man hätte das 1986 mit Nick Cave verfilmen sollen. Olivier kam auch legendär schlecht mit Merle Oberon aus, das spricht auch nicht für ihn. :) - Freut mich, daß Du nach I WALKED WITH A ZOMBIE gesucht hat, der reißerische Titel ist irreführend, der Film ist absolutely haunting. Christoph Waltz, das glaubt einem ja nun keiner mehr, aber ich fand den in seiner leisen Undurchschaubarkeit schon immer großartig, lange bevor Tarantino und Polanski ihn entdeckten. Mein Lieblings-Ken-Russell ist übrigens "The Lair of the White Worm" mit Amanda Donohue und Hugh Grant in seiner… vermutlich… einzigen… guten… well. :) Die Szene mit Anthony Perkins, die Du vor Augen hast, ist aus "Crimes of Passion", hierzulande hieß der "China Blue bei Tag und Nacht".
      "This Liliana Cavani is tough shit". :) Klasse. - Lassen wir den Scientology-Zwerg mal weg, aber ich las kürzlich, daß Johnny Depp mittlerweile 20 Millionen pro Film verlangt. Da liebt man den Mann seit ED WOOD oder DEAD MAN… pity. Ich versteh das nicht, wo ist der Unterschied zwischen 10 und 20 Millionen? Wo ist der Unterschied zwischen einer Million und zwei Millionen? - Naja, Bogarde hat mit dem, was er verdiente, im Großen und Ganzen wohl so leben können, wie er es wollte, and that's wonderful enough. Und auch wenn natürlich stimmt, was Brock sagt - he belonged in an elegant world, wiewohl das ja beileibe nicht nur im materiellen Sinne gemeint ist -, er war todsicher einer, der davon durchdrungen war, daß der Lohn woanders liegt, nicht im Geld. You don't do these things because of the money, you just don't.
      Zum Schreiben braucht man eine Art von splendid isolation, wenn man sie in Pariser Cafès findet wie Sartre oder mit den Füßen vom Kronleuchter hängend wie Shane MacGowan, gut; primär ist sie ein innerer Ort.
      "Elegant und verspielt", ja, sehr schön hast Du das beschrieben, wie die beiden zusammen wirken. Glaube zwar, daß Capucine Besseres zu tun hat als mir im Traum zu erscheinen, aber danke für Deine Intervention im Traumland. :) Danke auch für Deine Mühen mit vimeo für das "Master and Servant"-Video, loved it too! - Ja, dann, erteile ich Dir hiermit die Erlaubnis, "Liebe und große Kunst, der Rest ist entbehrlich"-Kaffeebecher an gute Freunde zu verschenken. :)

      Löschen
    89. Anonym28.7.13

      Wg 'World in my Eyes': *fuck this is brilliant* hätte ich nicht erwartet, danke für die Rosen :-) Und 'Let me put you on a ship' war schon beinahe obligatorisch nachdem ich versucht hatte Bogardes Gesichtsausdruck ins Detail zu zerlegen, LOL! Vimeo hat übrigens beide Videos gesperrt, ich habe keine Ahnung wieso - und nach einem kurzen Mailwechsel wurde die Sache auch nicht klarer. Natürlich habe ich weder THE SERVANT gedreht, noch habe ich die Rechte für 'World in my Eyes'. Und ich bin auch nicht der einzige Mensch der sowas hochgeladen hat ohne die Rechte für Fotos, Songs und Filme zu besitzen, aber mit ihnen rumzudiskutieren war mir zu kopflastig - und denen wohl auch.
      Wg. Lachaise - ich war mal dort, ist schon länger her, und ich kann mich auch erinnern Jim Morrisons Grab gesehen zu haben. Aber wenn ich jetzt so im Web schaue was sie mit Oscar Wildes Grab machen - einfach nur rührend:

      Lipstick Traces Oscar Wilde

      Das heißt das nächste mal wenn ich wieder in Paris bin: roten Lippenstift auftragen - blutrot - und Oscar Wildes Grabstein küssen :-) Und der Mann hat´s verdient... gleichzeitig frage ich mich, was wohl an Dirk Bogardes Grab los wäre, sofern er eins hätte. Wäre wohl gespickt mit seinen Bildern und roten Herzlein drumrum...und neiiiin, es entsprang nicht meiner Fantasie - leider. Was Orson Welles betrifft, ich sollte endlich mal die 'Dritte Mann-Tour' mitmachen in der Wiener Kanalisation...eines Tages. Manchmal schadet es ganz und garnicht in seiner eigenen Stadt zum Touristen zu mutieren.

      Die gute alte Berggasse...da habe ich in einem kleinen Lokal Billiardspielen gelernt. Der Tisch stand in einem kleinen Raum, so klein, daß man mit dem Kö zwangsweise an die Wand anstieß, egal wie raffiniert man sich am/auf/neben dem Tisch positionierte/verrenkte... Und wegen der Traumdeutung, oje, sollte ich denn tatsächlich so ein grausames Unbewußtes besitzen?!? Auf der anderen Seite: manchmal ist eine Zigarre einfach nur eine Zigarre... Das mit dem USB-Stick: hervorragende Idee, zumal ich oft den Eindruck habe da sei noch viel viel mehr an das ich mich gerne erinnern würde. Da ist kaum zu glauben daß es Menschen gibt die sich NIE an ihre Träume erinnern, die müssen garnicht erst so tun als hätten nicht geträumt...strange. Daß man nach einer durchzechten Nacht mit Charlie Chaplin das Leben begreift kann ich mir gut vorstellen, und ich kenne dieses Gefühl zu gut, daß man alles wieder vergessen hat! Es ist zwar ärgerlich, aber ich denke Absicht... Und Miss Hepburn, jetzt bin ich aber neugierig geworden...was hat sie dir anvertraut? Wg Syd Barrett, ich glaube ich habe Pink Floyd zu einer Zeit 'kennengelernt' als sein Name keine wichtige Rolle mehr in der Band spielte. 'The Division Bell' war übrigens meine very first CD. Ein Junge aus meiner Klasse hatte mich damit angesteckt, sehr zur Freude meines Vaters, der aber auch etwas verwundert darüber war daß seine 16-jährige Tochter Pink Floyd hörte (hörte übrigens gerade wieder 'Young Lust' vom 'The Wall'-Album, einfach genial) Genesis war dann nicht mehr so seins. Aber 'left with a G' ?? - what the heck?

      Löschen
    90. Anonym28.7.13

      Wg Monty Python, DEN Sketch kenn ich nicht, hast du vielleicht einen Link oder so? Aber dafür so ziemlich alle anderen, die Typen sind weltklasse :-D 'Doctor at Bee' - LOLOLOL! Hierzulande kennt man oft nur DAS LEBEN DES BRIAN oder THE FLYING CIRCUS oder DIE RITTER DER KOKOSNUSS - aber die coolsten Sketches habe ich hier nie gesehen. 'The Village Idiot' oder 'Precision Training' oder 'The deadliest joke in the World'... Oh these lovely idiots :-D:

      The Flying Circus

      Wg WIND CANNOT READ...ah, Indien. Yoko Tani. John Fraser. Verschluckte Zahnhülse - da im Dunkeln mit Schlaftablette vertauscht - zur Sicherheit Rizinusöl nachgespült. Verstauchter Knöchel - da von Mauer gesprungen - irgendwann vor Schmerzen in Ohnmacht geflogen, etc... Der Film selbst ist eigentlich ganz süß, aber da ich nicht so kitschresistent bin - wie macht man das, kannst du mir das Geheimnis verraten wie man das bewußt hinbekommt? ;-) - habe ich ihn nur dunkel in Erinnerung. Gleich mal gucken, hab´s eh irgendwo gespeichert... Ah ja, unter anderem eine seltene gemeinsame Szene mit Dirk und Tony, was auch ganz süß ist, zumal Dirk anfangs ein wenig Mühe zu haben scheint sich seinen Grinser zu verkneifen.

      Du hast dir THE SERVANT also auf DVD besorgt, gratuliere! :-) Und: 'Halbgöttin'...hmmm, an den Gedanken könnte ich mich gewöhnen, LOL! Aber im Ernst, der Film ist brilliant, und genau wie du sagst, perfekt. War auch mein erster Gedanke. Ich sah ihn vor ca. einem Jahr (mein zweiter Bogarde-Film nach VICTIM), ich war allein zuhause und nachdem die Credits zu rollen begannen sass ich nur wie gelähmt auf der Couch. Was war das denn jetzt, so auf die Art. Bis ich dann feststellte dass nicht nur ich so auf den Film reagiere. Als sie ihn in Wien im Filmmuseum gezeigt haben (die Original-Filmrolle vom BFI, yay!), saß das Publikum auch erstmal da. Keiner sagte was, keiner stand auf, sie starrten alle nur auf die Leinwand. Ich dachte nur entweder fanden die Wiener den Film so schlecht oder sie waren eingeschlafen...oder einfach nur beeindruckt. Ich glaube Letzteres :-) Wg 'greulichster Pullunder', LOL: naja, vielleicht kann ihm der aus THE NIGHT PORTER noch Konkurrenz machen...(Überhaupt, Bogarde in diesem typisch österreichischen Trachtenhut und Mantel erscheint einem so krass). Deine Beschreibung von Vera: 'Man findet sie bezaubernd und möchte sich selbst dafür eine Gartenschaufel an den Kopf knallen. Sie bekommt nicht mal ein "Oh!" hin, ohne völlig bescheuert zu klingen dabei.' LMAO! My sentiments exactly. The perfect tart. Losey war ja angeblich von ihren endlos langen Beinen so besessen...und eigentlich wollte er sie ja eher als Vamp darstellen, aber Miss Miles meinte sie sähe Vera eher als ein Kind, was wohl auch diese 'sweetness' erklären dürfte. Es passt auf jeden Fall zu Vera. Und als Barrett vom Einkaufen zurückkommt und sie ihm zunickt, und dann der Dialog zwischen ihm und Tony: 'Could she do something for you Sir?' 'Er...What..?' 'I see she hasn't done the washing-up.' 'Well, I suppose she´s still a bit under the weather...' 'Under the what, Sir?' '...The weather.' Subtext, im wahrsten Sinne, das ist Pinter, und wären Drehbücher heute auch nur halb so gut, wären die Filme vielleicht auch wieder sehenswerter.

      Löschen
    91. Anonym28.7.13

      Ich kann mich erinnern als ich mir vor X Jahren COMFORT OF STRANGERS auf Video gekauft hatte. Super Besetzung: Chris Walken, Natasha Richardson, Helen Mirren, Rupert Everett, du kennst den Film vermutlich - ich war damals etwas verwirrt und zugleich beeindruckt und das Drehbuch stammte, quelle surprise, von Mr. Pinter… Wg Dirk in der Telefonzelle, sigh, nein, leider war nicht er derjenige der als erster the f-word (wenn auch nur in disguise) verwendet hatte. Das war Kenneth Tynan irgendwann in den Siebzigern in einer Sendung des BBC (dessen Frau übrigens eine gute Freundin von Dirk war. Ich bin überzeugt daß sie - und ihre Ehe mit dem exzentrischen Tynan - als Vorlage für seine Romanfigur Alice Arlington in 'West of Sunset' diente, meiner Meinung nach Dirks schwächster Roman.) Aber back to topic, ich denke was Barrett sagt ist: 'Get out of my way you filthy bitch.' Die Zensoren hätten es damals ohnehin rausgeschnitten, so wie sie bereits in der Drehbuch-Phase dafür sorgten daß die Party in der Schlußszene des Films etwas harmloser ausfiel. Ursprünglich war da angeblich noch eine Reitgerte involviert, aber die Szene in der Tony auf allen vieren durchs Schlafzimmer kriecht, blieb. Und ja, die Spiegel-shots: das wäre nicht Losey, ohne seine mirror-shots. Oder das Haus selbst...so viele kleine Details...

      Die Entstehungsgeschichte des Films ist übrigens nicht minder interessant. (Und hier eine Warnung, manche Dinge nehme ich gerne wörtlich, so wie deine Aussage ich könne dich mit THE SERVANT nicht genug plagen…) Losey wollte den Film schon viel früher machen, hatte aber keinen Sponsor auftreiben können. Damals wäre Dirks Rolle die des jungen Aristokraten gewesen - irgendwie seltsam, die Vorstellung - aber Losey hatte ja noch nicht mal ein Drehbuch, nur den Roman. Es mussten noch ein paar Jährchen verstreichen, bevor ein Harold Pinter sich an sein erstes Drehbuch wagte... Oder wie sie auf James Fox kamen. Joe Losey hatte endlich das Geld zusammengekratzt, Sarah Miles hatte schon mehr oder weniger zugesagt, Wendy Craig glaube ich auch, aber da fehlte ihnen noch ein Tony. Eines abends schaltete Dirk den Fernseher ein und sah einen jungen Mann, der ihm mehr als geeignet erschien - er hatte so was Korrumpierbares an sich - und er alarmierte Losey. Dann seinen Agenten Robin Fox, der meinte er sehe sich die Sendung gerade an, aber er könne es vergessen, der Junge könne nicht schauspielern. Er kenne ihn gut, es sei sein Sohn...:-) Dirk und Losey liessen sich aber nicht davon abbringen und Losey testete Fox, aber bis Dirk und Tony (Forwood) dort ankamen war die action wieder vorbei, weil die beiden die falsche Adresse bekommen hatten. Dann schlief aber irgendwie alles wieder ein - entweder wegen der Kohle oder wieso auch immer, bis sich zufällig alle 'Akteure' bei der Premiere irgendeines Filmes wieder zusammenfanden. Dort sass nun James Fox und bei ihm Sarah Miles, von der das Gerücht aufgekommen war dass sie bald an einem anderen Film arbeiten würde. Forwood war etwas skeptisch und sprach sie darauf an, woraufhin Miles meinte im Gegenteil, sie sei ganz wild darauf THE SERVANT zu machen. Grossartig, so Forwood, denn Losey hätte James Fox als Tony im Sinn, und übrigens, er steht dort drüben...man könne ja mal darüber reden...? Und genauso hat es sich zugetragen und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage... Laut Dirk Bogarde jedenfalls, wobei er das ganze vermutlich noch etwas ausgeschmückt hat.

      Löschen
    92. Anonym28.7.13

      Was aber auf jeden Fall stimmt ist, daß Losey mit Lungenentzündung im Spital das Bett hüten musste, da er aber Angst hatte daß ihnen die Kohle abgedreht wird, übertrug er die Regie an Bogarde und gab ihm Anweisungen übers Telefon. Dirk wollte mal Regie führen, aber nach dieser Erfahrung schlug er sich die Idee endgültig aus dem Kopf. Nach zehn Tagen kam Losey zurück, schwach, aber entschlossen, und drehte mit Ausnahme von zwei oder drei Szenen alles neu. Soviel dazu... Mir kommt vor dieser Film wollte trotz aller Schwierigkeiten gedreht werden, aber die Zeit mußte reif sein: bis der richtige Autor das Drehbuch geschrieben hatte, bis die Schauspieler in den richtigen Rollen landeten, bis die Chemie unter ihnen passte, und bis man auch in der richtigen Dekade (im Herzen der British New Wave) angekommen war. Oder könntest du dir THE SERVANT in den 50-ern vorstellen?

      Speaking of which: Du und ich, wir sollten uns in eine Zeitmaschine setzen und ins Sixties-England zurückkehren. Treffpunkt King´s Road/Royal Avenue, OK? Und Männer in weißen Hosen, splendid! :-) Hier dürfte wohl außer uns noch jemand der gleichen Meinung sein:

      Click to get the David Hemmings Look

      Ich liebe Sixties-Mode und die Schnitte und überhaupt die Tatsache dass Frauen wie Frauen aussahen - solange sich die Künstlichkeit dieses Stils in Grenzen hielt. Keine Schlabberpullis. Keine weiten Shorts die bis zu den Knien reichen, womöglich noch mit Sneakers kombiniert. Keine weiten T-Shirts mit irgendwelchen Aufschriften. Keine 'Boyfriend'-Jeans/Sakkos... Oder 'asymmetrische Haarschnitte'... Das alles mag ja an Supermodels vielleicht gut aussehen, aber an der Durchschnittsfrau wirkt es einfach stillos. Gott, ich klinge wie Bogarde, der in den 90-ern nach London zurück gezogen war und sich über Mädels in Doc Martens und Netzstrümpfen, samtene Schlabberhüte und Jungs mit 3mm-Haarschnitt mokierte. Welcome to the era of Grunge, Mr. Bogarde... Aber wirklich, dann noch lieber Dainty Miles mit ihrem knielangen Bleistiftrock und ihrer übermäßig toupierten Hochsteckfrisur auf dem Küchentisch, ihrem 'natürlichen Zuhause', LOL! Was Ray Davies und 'The Storyteller' angeht - nein, muss ich passen… aber wenn du einen Link parat hast freue ich mich :-)

      Wg der Bogarde-Doku, ich ziehe meinen Hut, vor allem da du sicher was Besseres zu tun hast, als dir eine 2-stündige DOKU über ihn reinzuziehen… Was mich betrifft ist es nicht ungewöhnlich - ich bekomme oft den Vorwurf zu hören dass, sofern mich etwas wirklich interessiert, ich mich beinahe obsessiv damit beschäftige. Ich schätze das stimmt…aber ich kenn's nunmal nicht anders.

      Löschen
    93. Anonym28.7.13

      Was Dirks sis angeht (und ihren Sohn), die zwei klingen wirklich wie aus einem Monty Python-Sketch, LOL! Und ja, wenn sie gefragt hätte was es mit Tony auf sich hat, hätte sie genau das gehört M.Y.O.B., und Dirk hätte es fertiggebracht sie lange lange Zeit zu ignorieren. Nicht für immer, denke ich. Dass Dirks Bruder noch immer verletzt war, hört man raus, klar. Er hatte auch jedes Recht dazu. Aber nameless, screaming terror - naja, halte ich für etwas übertrieben…aber die Beziehung der beiden kann man nur als unglücklich beschreiben. Es half bestimmt nicht dass Dirks Eltern nach Gareths Geburt beschlossen, Dirk quasi aus dem Haushalt zu 'verstossen'…und auch nicht, dass Gareth seinen grossen Bruder eines morgens mit seinem Liebhaber im Bett erwischte. Ich kam aber nicht umhin zu denken dass vor allem Dirks Schwester demonstriert, dass man jemanden zwar kennen kann, aber nicht unbedingt auch versteht, obwohl man seine Kindheit mit diesem Menschen verbracht hat. Und bis zu einem gewissen Grad kann ich Dirks schroffe Reaktion die sie da bekommen hätte, nachvollziehen…es dürfte so sein wie sein Neffe Brock sagte, auf die Frage hin, warum Dirk bei dem Russell Harty-Interview so in die Defensive ging bezüglich seiner Homosexualität: auf der einen Seite wars ihm egal, auf der anderen Seite aber nicht. Ich meine, wenn mich wer darauf hinweisen würde dass ich anders bin, würde es mich auch nerven, insbesondere dann, wenn jemand aus meiner eigenen Familie an dem Thema rumstochert, Leute die es eigentlich besser wissen sollten. Ich wäre da genauso schroff - gerade dann. Mir wäre es solange egal, bis jemand mit dem Finger darauf zeigt, dann wäre es sehr wohl ein Problem, wenn ich es nicht zugeben möchte. Es ist dieses Zwanghafte daran, ein bisschen so wie das mit dem Schwimmen, was du mal geschrieben hast: man muss diese Bewegungen machen, nur um nicht abzusaufen - eigentlich eine Zumutung. Und sich zu outen und womöglich noch Lobbying zu betreiben weil man ein Star ist (war), und man 'doch eine gewisse positive Vorbildwirkung hätte', wie John Fraser meint - I mean, come on. Sexuelle Orientierung ist nicht etwas, mit dem man hausieren geht… Vielleicht habe ich mich mit Bogarde schon zu lange und zu intensiv beschäftigt (ziemlich sicher sogar), aber ich kann es nachvollziehen wenn er selbst seiner Family gegenüber verschlossen war. Jeder hat so seine Schwachpunkte, und im Grunde ist es sehr simpel: Wenn du mich liebst, dann stochere bitte nicht in meinen Wunden rum, nur um deine persönliche Neugier zu befriedigen - es sei denn du hast eine wundersame Lösung für mich parat. Und ich bezweifle dass Dirks Schwester die gehabt hätte. Brock hat Dirk da glaube ich wesentlich besser verstanden. Zunächst dachte ich Bogarde versuchte all die Verletzungen, die er seinem Bruder (Brocks Vater) zugefügt hatte zu kompensieren indem er seinen Sohn unter die Fittiche nahm (später drehten die auch einen Film zusammen), aber es steckte schon mehr dahinter.

      Löschen
    94. Anonym28.7.13

      Brock kam eines Tages mit einem Zelt in Chateauneuf an, und sein Onkel meinte er könne es am Hügel aufstellen. Seine Rückfrage: Habt ihr auch ein Zimmer? führte dazu dass der Teenager seinen ganzen Sommer bei ihnen verbrachte. Er war in den USA aufgewachsen, und dachte St. Moritz sei eine Zigarettenmarke…LOL! Da waren einige Bildungslücken zu füllen, und sie schleppten ihn ins Louvre und weiss Gott wohin, und im Grunde stellte sich die Begegnung für beide als fruchtbar heraus. Der Youngster mischte den gemütlichen Haushalt ganz schön auf, erwies sich aber als gelehrig und neugierig. Nach dem Sommer fand er Amerika nur noch öde…Nach dem Film den sie gemeinsam gedreht hatten, schrieb Dirk ihm einen Brief in dem er ihm dankte, und ich dachte nur verdammt, wieso habe ICH nicht so einen Onkel der so respektvoll, aufbauend, dankbar und weise ist, LOL! Dem der Altersunterschied egal scheint, und dem es mehr um den Menschen geht… Jedenfalls eine interessante Familie, diese Van den Bogaerdes. Und Grossvater Aime mit seinem Orchideen-Tick, einfach cool. Eine Maman die Schauspielerin war, und Dad der Art Editor bei der Times - a bohemien family indeed. Was Visconti angeht, ich denke das Schlüsselwort bei seiner Aussage war das Wort 'absolut'. Absolute beauty - ich denke in der Welt, in der wir leben, gibt es nichts Absolutes…wir leben in einer Welt des Relativen, wo alles an etwas anderem, meistens seinem Gegenteil, gemessen wird, um eine Bedeutung zu erhalten. Und der Moment in dem wir dem Absoluten begegnen, ist der Moment unseres Todes, ich denke das ist es, was damit gemeint ist. Eine andere Ebene, auf der das Absolute zu erfahren erst möglich wird…aber ich möchte nicht zu philosophisch werden, ich denke das ist eher your area of expertise :-)
      Was Roy Ward Baker angeht, Dirk meinte sheepishly, dafür dass er seine Karriere ruiniert habe, sei Baker immer nett zu ihm gewesen…:-) Denn SINGER NOT THE SONG war ein Desaster, eigentlich, obwohl in Italien und Frankreich wurde es zum Hit… und nie wurden so viele Lederhosen verkauft wie nach dem Film, LOL! Es war Dirks letzter Rank-Film, er wollte aus dem Vertrag raus, man liess ihn aber nicht, oder nicht so, wie er es sich vorstellte. Dann hiess es auch noch, Mills würde den Priester spielen und Dirk drohte: Wenn das passiert, mache ich jedem das Leben zur Hölle. Keiner wollte den Film wirklich machen, aber weder Baker noch Dirk hatten wirklich eine Wahl, und schon aus Protest kündigte Dirk an, dass er schwarzes Leder zu tragen wünsche… :-) Dass man ihn liess wundert mich ein wenig, aber immerhin, laut der Doku wurde es ein Kult-Klassiker, also was soll's.

      Löschen
    95. Anonym2.8.13

      Danke auch für den Programm-Hinweis - ich wusste nicht dass Baker so viele Hammer-Filme gemacht hat. Da gibt's übrigens einige in voller Länge auf YT...und hat nicht Harry Potter aka Daniel Radcliffe eine Neuverfilmung von WOMAN IN BLACK für Hammer gemacht? Ich nehme mal an um das Label neu zu beleben… Aber den Film von Baker habe ich versäumt, was in erster Linie daran liegt dass ich keinen Fernsehapparat besitze. Ich habe ihn nicht aus Protest entsorgt, sondern weil ich umzog und dort schon einer zur Verfügung stand. Den ich aber auch nie benutzte. Und es fehlt mir noch immer nicht, irgendwie.
      Aber wenn wir schon dabei sind - ich habe mir I WALKED WITH A ZOMBIE angeschaut. Very unusual, to say the least, und es fällt mir schwer festzumachen was genau ich faszinierend fand, aber ich versuchs: Der warme Wind, der vor allem nachts über den Hof, im Garten und in den Feldern weht. Der ominöse Turm, dessen Zweck mir nicht ganz klar ist, in dem Betsy ihre erste Begegnung mit ihrer Patientin hat. Betsys Mut und Neugier. Jessicas Nachtgewand. Der Bruder, der zuviel trinkt. Wie Betsy Jessica hinter sich herzieht durch dieses Bambusfeld und der Wächter, der mir eine Heidenangst eingejagt hat. Die 'Trommeln im Dschungel'. Mrs. Rand, diese seltsame, irgendwie verschrobene Frau mit einem Geheimnis. Bei dem Film gibt es keine Effekthascherei, alles scheint eher wie ein Traum, und selbst die Szenen bei Tageslicht wirken surreal. Die Voodoo-Zeremonien…Jessica wie sie gerufen wird und nicht durch das Tor kommt, bis sie, beim zweiten mal Hilfe bekommt… Very strange, alles. Und dann erwischte ich mich am nächsten Tag, wie ich gedankenverloren das Lied summte das die Männer am Boot singen… Er wirkte nach, dieser Film, aber auf eine sanfte Weise. Du musst mir noch unbedingt offenbaren, warum genau es einer DEINER Lieblingsfilme ist.
      CHINA BLUE BEI TAG UND NACHT - ah, rings a bell that one. Und THE LAIR OF THE WHITE WORM auch, irgendwo…
      Wg Johnny Depp, ich bin geschockt. Ich mag ihn so gern dass ich ihm sogar PIRATES OF… verzeihe, denn ja, er ist ein verdammt guter Schauspieler, vor allem in Kombination mit Tim Burton… Ich sag nur ED WOOD :-) Aber ja, wo liegt der Unterschied zwischen 10 und 20 Millionen? Möglicherweise in einer Scheidung von Miss Paradis begründet? Was Dirk und die Kohle angeht - er und Tony liebten the good life, keine Frage. Mindestens ein Rolls, riesige Anwesen, Hausangestellte, Gärtner, die besten Hotels Europas, all das geht ins Geld. Dafür hatte er ja auch fleissig seine drei bis vier Filme pro Jahr für Rank gemacht. Da konnte er es sich nachher schon leisten Projekte mitzumachen bei denen er nicht viel Kohle sah. Aber die Trennung von Rank hiess zugleich Freelancer sein, und ein stetiges Einkommen zu verlieren. Jahre später sagte er dann zu Joe Losey, nachdem dieser ihm ein Geschenk von den Burtons, eine Rolex, gezeigt hatte, er hätte ihn lieber gehabt als er noch eine normale Uhr getragen habe… Sowas sagt sich dann leicht, allerdings hätte er vielleicht bedenken sollen dass Lieblingsprojekte wie THE SERVANT z.B. wohl kaum zustande gekommen wären, wenn Losey damals auf den Profit und nicht auf die Qualität gesetzt hätte. Eine kurzsichtige Bemerkung, ohne Zweifel, Dirk gab dann aber zu dass er das gleiche getan habe, nur eben in umgekehrter Reihenfolge. Als wollte er Losey mit einem Seitenhieb mitteilen: damals waren deine Filme besser… Ich sags ja, Bogarde und Losey = Hassliebe, irgendwo.

      Löschen
    96. Anonym2.8.13

      Aber was das liebe Geld angeht, so schiebt er beim Russell-Interview eine typische Bogarde-Aussage (die sich nicht ausschliesslich auf Zwischenmenschliches bezieht): 'I have no sense of possessions.' (join the club, mate). Zum einen war's wohl nicht immer so, zum anderen stimmt es aber sehr wohl, da Dirk zu den Leuten gehörte die sich damit schwertaten 'rauszufinden was ein Liter Milch kostet', wie du das mal vor einiger Zeit so treffend beschrieben hast. Die Kohle hat Tony verwaltet und Dirk trug gewöhnlich nicht mal eine Geldbörse bei sich. Als Tony starb, gingen dann die troubles los, und er musste seinen Steuerberater anrufen damit er ihm sagen möge was 'OD' auf seinem Kontoauszug bedeutet. Was Besitztümer angeht, hatte er gelernt dass er sowieso nichts für immer besitzen konnte - arm war er nie, auf der anderen Seite schrieb er die Bücher nicht nur zum Spass, er musste arbeiten und auch mal nur wegen der Kohle den einen oder anderen Film drehen um den status quo in Frankreich und später wieder nach seiner Rückkehr nach England halten zu können. Letzten Endes profitierte Brock von dem Sicherheitsdenken seines Onkels, als Dirk ihm sein gesamtes Vermögen vererbte.

      Und ich habe wiedermal ein ellenlanges Post geschrieben…und dabei hing ich nicht mal vom Kronleuchter wie Shane MacGowan (you must be joking, surely..?) Und wegen 'Liebe und grosse Kunst…' Danke fürs Copyright, du bist viel großzügiger als Vimeo je sein wird :-)

      Löschen
    97. Oh those lipstick traces. :). Mittlerweile befindet sich die Sphinx hinter Glas, da die lipstick attack die Skulptur zu ruinieren begann. Stetes Blutrot höhlt den Stein. Die erste Huldigung dieser Art auf einem Grabstein, die ich sah, war in Charleville:

      Rimbaud, Charleville

      "Entweder geht diese scheußliche Tapete - oder ich." 333 Gründe, warum er es verdient hat, neben Dorian Gray ist "Salome" einer der ersten, Du kennst bestimmt diese wunderbare Verfilmung von THE IMPORTANCE OF BEING EARNEST, 1952, mit Michael Redgrave, Joan Greenwood als Gwendolen, die ihre Sätze nur haucht, grandios Edith Evans als Lady Bracknell. "A handbag?"

      The Importance of Being Earnest

      But this is one I adore, Natacha Rambova und Alla Nazimova inszenieren SALOME, so Beardsley wie es ging 1923. Bei der Umwandlung funktioniert was nicht, die url:
      http://www.youtube.com/watch?v=BkMq_Cs3OUs


      Eine "Dritte Mann-Tour". So muß das. Was könnte man in Hamburg machen? Ein "Gegen die Wand"-Gegen die Wand-Fahren vielleicht. Das Hamburg aus "Der amerikanische Freund" - long gone. Long gone geht hier immer ruckzuck. Die Hamburger haben ja mal einen Dom abgerissen, um Baumaterial zu haben, kunstgeschichtliche Bedeutung? Pfeffersäcken nicht bekannt. Manchmal ist eine Zigarre einfach nur eine Zigarre, und vor allem hat schließlich jeder sein eigenes Traumreich. Mit hochnoteigener Symbolik. Ich hatte tatsächlich mal eine Traumstadt, in der ich mich in vielen Träumen aufhielt, mit bald vertrauter Architektur, und ich versuchte immer wieder, in ein Areal im Nordosten zu kommen, bei meinem ersten Aufenthalt in dieser Stadt war ich auf dem Weg dorthin irgendwann umgekehrt, und in meiner Traumseelenarchitektur wurde es das geheimnisvolle Andere, das mich unwiderstehlich anzog und zu dem ich mich immer wieder durchschlagen mußte, through all kinds of troubles.
      Sagte ich, jeder hat sein eigenes Traumreich? Nein, halt. Hier der schönste und genialste Einwand dagegen.

      Stella Maris

      "Young Lust"? I need a dirty woman? I need a dirty girl? Einfach genial?! Wie Fontane irgendwo schrieb: "Es läßt sich dergleichen sagen." :)
      Der Monty Python Sketch ist aus der Episode "The Light Entertainment War", hier ab Minute 16, aber die ganze Episode ist natürlich brilliant. "I want to know how he made them happy!" :)

      Sort of PVC sort of word, don't you know?

      Ginge ab "Verschluckte Zahnhülse" nochmal slower banter? :) Was war da??

      Löschen
    98. I WALKED WITH A ZOMBIE - Du hast schon so viel von dem beschrieben, was ihn zu einem meiner (100?) Lieblingsfilme macht, daß ich eigentlich nur noch heftig nicken muß, aber wenn ich es mit zwei Worten zusammenfassen müßte: die Atmosphäre, die Poesie. All diese wunderbaren alten Horrorfilm-Klassiker, the horror is gone, geblieben ist große Poesie. Wer die liebt, ist meistens ein heilloserer Romantiker als die selbsterklärten. Lewton / Tourneur waren aber dezidierte Meister der Poesie.
      Die Nachwirkung, die Du so schön beschreibst, - es ist, als hätte man einen endlos langen Traum geträumt. Und einen endlos langen Film gesehen, dabei dauert er nur 66 Minuten. - Den Gang der beiden Frauen durch das Zuckerrohrfeld nannte ich im SPIEGEL ONLINE Forum mal eine der besten Szenen der Filmgeschichte.
      Der Film ist, finde ich, von überwältigender Schönheit, und von überwältigender Wehmut. Ist Dir übrigens aufgefallen, daß man in Jessicas Zimmer eine Reproduktion von Böcklins "Toteninsel" sieht? "Sie gehört ins Reich der Toten." Does she? In CAT PEOPLE machen Tourneur und Lewton Ähnliches. Im New Yorker Apartment der Katzenfrau, Irena, hängt über dem Kamin ein Gemälde von Goya. Es ist das Portrait eines Jungen, Sohn eines spanischen Grafen, der eine zahme Elster an einem Band führt. Rechts von ihm steht ein Vogelkäfig voller Finken, links von ihm sitzen mehrere Katzen, die mit großen Augen die Elster beobachten. Der Junge ist hübsch; wenn man will, könnte man auch sein Gesicht kittenish nennen. Das Bild, dessen Original interessanterweise tatsächlich in New York hängt, erzählt etwas über Irena: der abgebildete Junge ist süß und einsam. Er hat keine Spielgefährten außer seinen Tieren. Während Irena vor dem Kamin steht, scheinen im Halbdunkel des Apartments die leuchtenden Augen der Katzen vom Gemälde auf sie herab zu starren.
      Das Spiel mit den Schatten oder das Spiel der Schatten. Die Papa Legba-Zeremonie. Carrefours Augäpfel from beyond. Die kleine blonde Puppe, die der Voodoopriester zieht, and Jessica walks. Wie Wesley ihr das Tor öffnet, einen T-Misery-Pfeil nimmt, und ihr folgt. Wir sehen, wie der Priester in die Puppe sticht, und dann, daß Wesley mit dem Pfeil Jessica aus ihrem Zustand erlöst hat. Wie phantastisch diese Schnittfolge, irritierenderweise suggerierend, daß auch Wesleys act of compassion durch die Zeremonie gesteuert sein könnte, oder dieser Teil der Zeremonie durch den kraftvollen Strom, den Wesleys Gefühl entläßt, oder alles nur zufällige Koinzidenz? All das Ungesagte. Auch nach Mrs. Rands "Yes…" - auf die Frage des skeptischen Doktors, "You must first kill that person, right?". Die Musik, als Betsy zum Tower geht. Die ganze somnambule, traumhafte Atmosphäre von Bedrohung, Schönheit nur noch als a living dead, die verlorene Unschuld, sogar die Sterne sterben hier. Und so wie Irena in CAT PEOPLE kein lediglich psychologisches Problem hat (wie die Rezeption seltsamerweise lange behauptete): "She doesn't bleed." Brillant, wie der ganze Film andeutet: mag sein, daß "practical psychology" das Geheimnis des Voodoo ist, aber hinter alldem steht noch ein Geheimnis, und das bleibt unerklärlich.
      Ach, und was ich damals @SPON auch schrieb, a scene I like very much, als Alma Betsy weckt, indem sie deren große Zehe berührt: "I didn't want to frighten you from your sleep, that's why I touched you farthest from your heart."
      [PS Tom Conway am Klavier - der typische Bauklötzeaufräumer, right? :)]

      Löschen
    99. Verstehe ich das richtig, Du pflegst Deine Bogarde-Obsession erst seit einem Jahr? Unfaßbar. Man könnte Dich aus Deinem Halbgöttinnenschlaf wecken und Dich nach der Entstehungsgeschichte von THE SERVANT fragen und bekäme sie nicht minder präzise, oder? :) Thanks so much for all that! "… Robin Fox, der meinte, er sehe sich die Sendung gerade an, aber er könne es vergessen, der Junge könne nicht schauspielern. Er kenne ihn gut, es sei sein Sohn...:-)" - großartig. - Yeah, right, er sagt filthy bitch. Was, genaugenommen, noch herabsetzender ist. :) Bogarde als Tony? Bogarde ist so einzigartig brillant als Barrett, daß die Vorstellung seltsam ist, ja. Finde aber interessant, daß in der Wahrnehmung des Films wohl zuerst primär der class system-Aspekt im Vordergrund stand, und dieser Ian Christie in seinem Kommentar nicht zu Unrecht bemerkt, daß Bogarde / Barrett eigentlich gar nicht als working class person erscheint. Sure, there is something shabby about him, etwas Ordinäres, andererseits ist er aber eben Bogarde, d.h. zu subtil dämonisch, zu attraktiv sinister, zu intelligent als zynischer Manipulator etc, kurz, zu mephistophelisch. :) Was aber nur heißt, daß der Film eigentlich viel zu komplex inszeniert ist, als daß der "Attacke auf das britische Klassensystem"-Aspekt nun alles andere verdecken könnte. Will sagen, es wirkt fast wie ein Schutzmechanismus, wenn man diesen Aspekt so ins Zentrum rückt, als wolle man ein paar andere Sachen damit ausblenden, die faszinierende Mechanik dieses exchange of power, der auf ein sadomasochistisches Labor der Psyche verweist, die erotische Komponente daran, all that.

      THE SERVANT in den 50ern… no, surely not. Im Grunde der erste Film einer britischen new wave, so beschreibt es Christie ja auch. Schön und verständlich, die Reaktion der Menschen im Wiener Filmmuseum. 333 Gründe, um stunned zu sein, wem Bogarde selbst, die Intensität und Präzision des Ganzen, die photo- und cinematography, Pinters menace, das faszinierende Psychodrama, die Entdeckung, daß der Junge schauspielern kann nicht reichen, kann sich immer noch an Sarah Miles' endlos langen Beinen festhalten. :)
      Was Du mir jetzt unbedingt mal erzählen mußt, weil ich mich das schon länger frage: warum genau war Bogarde so aufgebracht von der Tatsache, daß John Mills in THE SINGER NOT THE SONG den Priester spielen würde?

      Zu Ray Davies finde ich leider auch nichts, vielleicht könnte ich die Entstehungsgeschichte von "You Really Got Me" mal auf Antirat unterbringen, am Rande des "And then the hammer came down" (wie für Dich bei vimeo), mal schauen.
      Der betörende Look der Midsixties, tja. Und überhaupt. Aber heutzutage muß man ja aufpassen, keine Sexismus-Debatte loszutreten, wenn man die Schlumpigkeit beklagt. Deutsche haben keinen Sinn für Stil (oder gar Mode) und noch einen falschen Stolz darauf. Zigtausende in Jack Wolfskin, die Uniformität des vermeintlichen Nonkonformismus, die Provinzialität rückwärts gerichteter Mediokrität, everything safe, but infinitely boring.
      Blimey, you shouldn't have done that. :) Die Sache mit dem David Hemmings-Look, I mean. "Blow-Up", another obsession of mine. Rein optisch ist das Zeitmaschinen-Modell, das Rod Taylor konstruiert hat, unschlagbar. [Hab den Film schon as a boy geliebt und werde ihn immer lieben. :)] Mit rotem Plüsch bezogene Sitze also für die Zeitmaschine, Mademoiselle? Zweisitzer? :)

      Löschen
    100. Anonym11.8.13

      Wg. Rimbaud - habe noch nichts von ihm gelesen, aber vor hundert Jahren den Film über ihn mit Leonardo di Caprio gesehen. Ich habe noch die Szene vor mir in der Rimbaud mit seinem Liebhaber im Zug sitzt. Dessen Ehefrau sitzt in einem Zug auf dem Nebengleis. Der Zug rollt langsam aus der Station und sie muß fassungslos mit ansehen wie ihr Ehemann samt Liebhaber (Rimbaud) davonfährt, während sie verrückte Grimassen schneiden und sie verspotten... Gosh. Ich mag Di Caprio nicht sonderlich, aber er ist ein guter Schauspieler.

      IMPORTANCE OF BEING EARNEST habe ich gesehen, aber nicht mit Redgrave - der Film kommt aber auf meine (dank dir immer länger werdende :-)) to watch-list... Redgrave, ach ja. Noel Coward soll ja eine interessante Bemerkung geschoben haben als er an einem Kino vorbeiging in dem 'Michael Redgrave and Dirk Bogarde in THE SEA SHALL NOT HAVE THEM' angepriesen wurde. 'I don´t see why not' so Coward, 'everyone else has.' :-) Including you, dear... Weshalb ich ziemlich sicher bin daß dieser comment eher Redgrave galt, dessen außereheliche Abenteuer kein großes Geheimnis waren. Überhaupt hatten die Frauen dieser Familie scheinbar einfach kein gutes Händchen was Männer betraf (Vanessa Redgraves Story ist Dir vermutlich bekannt). Aber danke dafür und auch für den SALOME-Link. Ich hatte bis jetzt kaum Zeit es anzusehen da ich fast jeden Tag 'genötigt' wurde nachmittags in der Sonne rumzuliegen und 'An (in) der schönen blauen Donau' zu schwimmen...:-) Ich konnte daher nur einen kurzen Blick auf den Film werfen, aber ich stimme dir zu: Beardsley, totally. Den ich übrigens über Dirk Bogarde entdeckt habe, der seine Sachen auch gemocht haben dürfte.

      Wg Traumstadt und Traumarchitektur - kann dergleichen nicht von mir behaupten, es sei denn ich nehme meine Geburtsstadt her. Die interessanten Dinge wie Fliegen, UFOs begegnen usw. passieren mir eigentlich nur dort. :-) Immer wiederkehrende Träume hatte ich aber nie...andere träumen von Zugfahrten oder Orten - entweder sie versäumen den Zug oder es ist der falsche oder sowas, oder die Stadt in der sie rumlaufen ist eine Mischung aus etlichen real existierenden Orten... Und Stella Maris :-) 'Du träumst mich, ich dich...' habe ich schon immer geliebt.

      Danke auch für den Monty-Link, LOL! Ich habe in meinem letzten Post nochmal auf das Monty Python-Bild geklickt und festgestellt, daß es mich nicht dorthin führt wo ich eigentlich hinwollte. Gemeint war dieses:

      Monty Python

      Ich finde das Bild ist es wert... :-D

      Löschen
    101. Anonym11.8.13

      Wg. Dirk und der Zahnhülse: es gibt nicht wirklich viel hinzuzufügen, außer daß er zu Rank-Zeiten fast ständig mit dauergewellten Haaren und irgendwelchen Zahnhülsen rumlaufen mußte um diesem pin-upy-kind of 'Looking for God' -Image zu entsprechen (wie schön ist da als Kontrast THE SERVANT, wo keiner in die Maske ging - von den Ladies abgesehen, versteht sich). In Indien dürfte es wohl heisser gewesen sein als im Moment hierzulande und Dirk konnte nicht schlafen, tastete im Dunkeln auf dem Nachtkästchen umher und schluckte statt der Schlaftablette seine Zahnhülse. Am nächsten Tag soll er nicht rumgejammert, sondern Rizinusöl getrunken haben. Daß man aber nicht über anderer Leute Mißgeschick reden soll, schreib ich mir jetzt aber ein für allemal hinter die Ohren... Zwei Tage nach meinem Post aß ich ein Falafel-Sandwich, nur um dann festzustellen daß mir ein kleiner Teil eines Backenzahns abgebrochen war, den ich obendrein auch noch verschluckt haben dürfte...*Augenroll* Nun ja, ich MAG Olivenöl. Rizinusöl (samt Nebenwirkungen) überlasse ich den wirklich harten Jungs, LOL!
      Was den verstauchten Knöchel betrifft, frage ich mich wie man Dirk dazu brachte während der Dreharbeiten von einer hohen Mauer zu springen. Er war der Typ der nichtmal barfuß am Strand spazieren ging weil er als Kind in eine Glasscherbe getreten war, oder sich am Beifahrersitz halb in die Hosen machte wenn Tony in seinem neuen 'sexy schwarz-weissen BMW' Gas gab. Memme :-). (Obwohl OK, ich habe Forwood mal fahren gesehen und ich kenne die Strasse zwischen Grasse und St. Paul. In Kombination dürfte es wohl nichts für schwache Nerven gewesen sein.) Jedenfalls gab Dirk noch am gleichen Abend eine Party - er hatte irgendeinen indischen Maharadscha und einige wichtige Leute eingeladen und aus Delhi Champagner kommen lassen, also konnte er es schwer abblasen. Und irgendwann wurde er vor Schmerzen ohnmächtig. Vermutlich meinte er daß eine Party ohne Alkohol keinen Spaß macht und da es sich schwer mit Schmerzmitteln kombinieren läßt, entschied er sich wohl für den Champagner.

      'All diese wunderbaren alten Horrorfilm-Klassiker, the horror is gone, geblieben ist große Poesie.' Wunderbar ausgedrückt. Ich werde mir auch noch CAT PEOPLE ansehen, und versuchen zu vergessen was du hier geschrieben hast, um den Film auf mich wirken zu lassen - wobei es natürlich nicht schadet zu wissen worauf es besonders zu achten lohnt. Dank deiner Beschreibung kann ich die Szene mit den Katzenaugen, die im Halbdunkeln auf die Heldin herabzustarren scheinen, vor mir sehen. Ist es ein Art Deco-mäßiger Film frage ich mich, in meiner Vorstellung versetze ich ihn nämlich in diese Zeit. (Übrigens ein weiterer Grund weshalb ich DESPAIR mag - Hermann Hermanns Wohnung ist einfach toll, IMO).

      Löschen
    102. Anonym11.8.13

      Was I WALKED WITH A ZOMBIE betrifft: Ah, für mich war irgendwie klar daß Wesley Jessica aufgrund der Fremdbeeinflussung ermordet hat - nun bin ich mir nicht mehr so sicher, denn ja, er wirkte eigentlich nicht ferngesteuert. Oder liegt es vielleicht daran daß zwei Arten von Magie im Spiel sind? Daß Zombies ferngesteuert werden können, wie Jessica oder der Wächter, Lebende aber nicht? Die stattdessen einfach nur seltsame Eingebungen erhalten und ihnen folgen? Practical Psychology hin oder her: wir tendieren dazu zu vergessen daß Realität in anderen Teilen der Welt zuweilen anders aussieht. Damit meine ich daß für so einige Menschen auf diesem Planeten Voodoo und andere Formen von Magie durchwegs eine Rolle in ihrem täglichen Leben spielen, wenn sie nicht gar die Grundlage von gesellschaftlichen Beziehungen bilden. Und ja, es ist und bleibt ein Geheimnis. Aber manchmal ist es schöner sich etwas zu wünschen als es tatsächlich zu besitzen, so paradox es auch klingt. Ich finde das kann auf Wissen ebenso zutreffen, was wohl den Reiz von Geheimnissen ausmacht…?
      Aber viele Details des Films sind mir garnicht aufgefallen, vermutlich habe ich nicht so ein geschultes Auge wie Sie, Monsieur! Es war mehr das feeling des Schlafwandlerischen und Traumhaften was mich beeindruckte, aber auch dieses Verhaltene und Subtile, dieses Unausgesprochene welches sich im Hintergrund zusammenbraut. Nichts ist wie es scheint. Und was Conway betrifft, ja, Liszt hätte er vielleicht nicht so gut hingebracht :-)

      Was Bogarde angeht, yup, meine Obsession währt erst seit einem Jahr. Mal sehen wie lange sie anhält, aber bis jetzt hat Bogarde mich noch nicht gelangweilt… Ich schätze es kommt so schlimm rüber..? @_@ Und THE SERVANT has a special place in my heart, deshalb diese Detailkenntnis. Mir ist bewußt daß es etwas ausufernd war, sorry. Wg working class person, ja, Bogarde erscheint nicht als solche, aber vielleicht ist das auch die message irgendwo. So quasi: auch die 'working class' ist sophisticated heutzutage, also wacht ihr blaublütigen upper-class-twits besser auf... Ich sehe aber was Pinter meint, daß er von dem Machtaspekt der Geschichte besonders fasziniert war. Losey war wohl derjenige dem es um die sogenannte 'Klasse' ging und unter anderem verstand er es hervorragend das Dekadente einzubringen. Und dann eben noch Bogarde als Barrett :-) Was ihn fasziniert haben dürfte ist wohl klar, Macht, diese ambiguity, das latent Homosexuelle (im Originalroman ist Susans Charakter ja eigentlich ein Mann). Maugham - der Autor des Romans - erwischte nämlich eines Abends den jungen Neffen seines Dieners nackt auf dem Küchentisch. Und während er noch so dastand im Schock (da ihn der Junge an seinen Liebhaber aus Schulzeiten erinnerte), hörte er seinen Diener hinter sich, der ihm anbot den Jungen später in sein Schlafzimmer zu schicken. So entstand der Roman, und ich glaube Losey und Co ließen sich bei der Einrichtung des Hauses von Maughams Heim inspirieren.
      Und ja, vielleicht wird der Klassenaspekt zu einem Schutzmechanismus, der allem anderen vorgeschoben wird, da könntest du Recht haben. Man kann sich ja nicht einfach hinstellen und sagen: wir haben einen Film gedreht im dem es um Macht, Machtaustausch, Erotik und Dekadenz geht, weil es eine explosive Mischung ist und uns am meisten fasziniert hat. So wie Visconti (laut Dirk) so 'dreist' war über DEATH IN VENICE zu sagen: Bogarde und ich, wir haben diesen Film FÜR UNS gemacht...

      Löschen
    103. Anonym11.8.13

      Und THE SERVANT in den 50ern…Hm, hätte vielleicht so ähnlich wie THE SLEEPING TIGER (1954) ausgesehen, in dem Losey unter dem Pseudonym 'Victor Hanbury' seinen ersten Film in England mit Dirk drehte:

      The Sleeping Tiger

      (Aus der YT Version fehlen ein paar Szenen, sorry.) Dirk als der Kleinkriminelle, der von einem Psychologen im Rahmen eines Experiments in dessen eigenem Haus therapiert wird, und schliesslich die Frau des Psychologen verführt. Nicht unbedingt das übliche hohe Niveau von Losey würde ich mal sagen, aber nicht schlecht für eine erste Zusammenarbeit. Dirk, der 'Sexual Behavior in the Human Female' von Kinsey liest, LOL! Frisch aus den USA, schätze ich mal…das ominöse Schmuckstück auf Dirks Handgelenk…:-) Der Film ist ein absoluter Kontrast zu jenen Streifen die Dirk damals für Rank drehte. Noch etwas harsch und unausgereift das Ganze, aber man sieht in welche Richtung es Schauspieler und Regisseur zog.

      Als sie sich kennenlernten, zeigte Losey Bogarde in einer Privatvorstellung was er bis dahin in den USA gemacht hatte. Angeblich war Losey so nervös was Dirks Meinung anging, daß er lieber um den Block ging um frische Luft zu schnappen, als neben ihm zu sitzen. Dirk sah sich das Material an und wußte nach 10 Minuten mit wem er seinen nächsten Film drehen würde. A match made in heaven. Es war das gleiche Jahr in dem Bogarde den ersten DOCTOR-Film drehte - größer könnten die Unterschiede wohl kaum sein. Auch andere wie John Osborne traten mit einem Skript für LOOK BACK IN ANGER an Dirk heran, und angeblich versuchte er das Studio auch für SATURDAY NIGHT AND SUNDAY MORNING zu begeistern, aber es sollte nicht sein. Bogarde war nicht immer aufrichtig, aber wenn er sagte er und Losey - und andere - hätten versucht Filme FÜR ENGLAND zu machen, glaube ich ihm das. Er muß unglaublich frustriert gewesen sein mit dem Studiosystem: die Rollen die ihn interessiert hätten gab es in England nicht zu jener Zeit, aus dem Vertrag den er mit Rank laufen hatte ließ man ihn aber nicht... was mich an deine Frage bezüglich John Mills erinnert.
      Dirk wollte nicht daß John Mills den Priester spielte, weil er ihn für diese Rolle zu alt hielt (wie ich übrigens auch finde, was aber wohl nicht überrascht). Das war der Hauptgrund. Mit SINGER NOT THE SONG gab es Probleme was die Besetzung betraf, Dirk hatte wie gesagt ein Riesenproblem mit Rank und seinem Vertrag und war dementsprechend frustriert, und sein Nervenkostüm war auch nicht gerade das stärkste zu jener Zeit. Was aber Mills betrifft, gab es da aber noch einen Zwischenfall der dann wohl dem ganzen die Krone aufgesetzt haben dürfte - dabei waren da noch gemeinsame Szenen im Studio zu drehen. Tonys Sohn Gareth war auch mit am Set in Spanien, er war damals 14, 15. Mills´ Szenen waren schon im Kasten und er reiste früher nach England zurück als Dirk. In London lief er Gareths Mutter Glynis Johns über den Weg, die sich nach ihrem Sohn erkundigte. Sie gewann den Eindruck daß Dirk einen schlechten Einfluß auf ihren Sohn hatte weil er ab und an abends einen Brandy mittrank und eine Zigarette rauchte. Glynis schrieb voller Panik an Tony und da nahmen die Dinge ihren Lauf. Dirk sprach nicht mehr mit Mills, es sei denn es war unbedingt erforderlich, und ignorierte dessen Familie später in New York. Kurz vor Dirks Tod hatten sie aber nochmal miteinander telefoniert und alles war wieder halbwegs OK.

      Löschen
    104. Anonym11.8.13

      Ich glaube SINGER war mein dritter Bogarde-Film, und ich war relativ verwirrt als ich ihn zum ersten mal sah. Daß Anacleto auf den Priester steht, wäre mir anfangs nicht aufgefallen, allerdings benahm sich Dirk stellenweise dermaßen camp, dass ich dachte es ginge ihm mehr um eine Art Selbstverarschung… Es fehlt die Chemie zwischen Dirk und John Mills, einfach weil Dirk keine zuließ: er strich Sätze in seinem Skript die auf Anacletos Gefühle für den Priester hingewiesen hätten. Der Film wäre genau das Richtige für ihn gewesen, aber nicht unter diesen Bedingungen. Baker und er hatten ja auf eine andere Besetzung gehofft, und Dirk selbst war ja anfangs eigentlich nicht im Gespräch - es fielen Namen wie Brando, Sinatra, Richard Burton usw. Zu dem Zeitpunkt als der Film gedreht werden sollte, war Dirk nicht gut auf Rank zu sprechen und Baker wurde mitgeteilt daß man versuchen würde Dirk nicht zu verlieren. Als es dann aber ans Drehen ging, sah die Sache auf einmal anders aus. Also: rein in die schwarzen Lederhosen :-)
      Ich habe Mills noch nicht in anderen Filmen gesehen, ausser in THE GENTLE GUNMAN mit Dirk, daher fällt es mir schwer zu beurteilen ob er wirklich für die Rolle geeignet war oder nicht. Aber in diesem Film mangelt es an Chemie nicht nur zwischen ihm und Bogarde, sondern auch ihm und Michelle Demongeot, me thinks. Natürlich ist der Priester der Saubermann, und technisch gesehen macht Mills ja alles richtig. Aber wenn man mit Bogarde in einem Film spielt in dem es um ein Liebesdreieck gehen soll, wird es nicht funktionieren wenn sein Gegenspieler nicht ein gewisses Mass an Verdorbenheit in sich trägt, und das tut Mills eben nicht. Meiner Meinung nach ein Casting-Fehler - aber was erwartet man von einem Studio das zunächst erwogen hatte Dirk den Priester spielen zu lassen? Ich sah den Mann einmal in Soutane in THE ANGEL WORE RED - und es funktioniert nicht. Die Rolle selbst war OK, aber nicht das Outfit, welches er glücklicherweise nicht lange trug.
      Jedenfalls schade um die Story - ich denke mit einem anderen Priester hätte es hervorragend funktionieren können. Atheismus, vs Katholizismus, eine Menage a trois, sexuelle Ambivalenz plus Dirks Lederfetisch. Und das 1960, Goodness me… Ein Bandit, der den Priester loswerden will, aber über kurz oder lang von dessen Gutmütigkeit korrumpiert wird, und sich letzten Endes in ihn verknallt. Ein junges Mädchen, welches mit dem beschränkten way of life im Dorf nicht viel anfangen kann und eigentlich einsam ist, bis eben besagter Priester in die Stadt kommt - in den sie sich prompt verliebt. (Ich meine, das muss dann auch ein dementsprechender Schauspieler sein, dem man abnimmt dass ihm junge Mädchen und sogar sadistische Banditen zu Füssen liegen…) Und dann noch der Priester, der sich einerseits zu dem Mädel hingezogen fühlt, es sich aber nicht eingesteht und der den Ehrgeiz hat dem Banditen die Kirche wieder schmackhaft zu machen - nicht erkennend, dass dieser mehr an ihm als an seiner Kirche interessiert ist. Der Bandit und das Mädchen, die nicht nur ihre Einsamkeit, sondern auch die Liebe zum gleichen Mann miteinander teilen und dieses Geheimnis wahren, miteinander sogar konspirieren. Und dann Anacletos Bemerkung, als er den Priester zu dem Versteck bringt in dem er Locha vor ihrer Familie in Sicherheit gebracht hat: 'God understands everything. God forgives everything. So we can all do as we please.' Wie wahr. Und seltsamerweise regte der Film in Rom keinen auf - er wurde sogar gutgeheissen in einigen kirchlichen Kreisen. (@_@?) Aber ich schweife ab, wie immer.

      Löschen
    105. Anonym11.8.13

      Dennoch, wäre der Priester jünger gewesen und hätte er eine hidden depravity in sich getragen, hätte der Streifen anders ausgesehen. So ein ähnlicher Typ wie James Fox z. B., der damals aber zu jung war…und den ich übrigens wieder in PERFORMANCE gesehen habe. Von wegen er kann es nicht. Yes, he can…und wie. Selbst wenn er auf Drogen ist:

      Mick Jagger / James Fox - Performance Pt 1

      Nach so einem Film fühlt man sich, als wäre man selbst von einem psychedelischen Drogentrip zurückgekehrt. Nix mit sanftem Nachwirken wie bei I WALKED WITH A ZOMBIE… weshalb ich mich schon auf CAT PEOPLE freue. Oder SALOME (allein die Musik, zum Abschnallen). Das ist das Problem wenn man deinen Empfehlungen folgt - man weiss nicht was man zuerst gucken will :-).

      Was die Mode betrifft kommen deine Landsleute bei dir ja garnicht gut weg, LOL [was Bauwerke betrifft auch nicht :-)]. Und Schlumpigkeit trifft es sehr gut. Aber was ist mit Leuten wie Joop oder Lagerfeld? Haute couture, klar. Obwohl, was Lagerfeld so macht habe ich schon bei Dirk Bogarde gesehen, thanks :-). (Gerade in SINGER NOT THE SONG glänzt Bogarde in einer Symphonie aus schwarz und weiss, wobei schon mal eine Katze oder ein weisses Ross als Accessoires herhalten müssen). Ich persönlich halte nicht viel davon Unmengen an Geld für Kleidung und Accessoires auszugeben, und Stil kann man kaufen, aber…ach lassen wir das, es würde ins Endlose führen. Aber mehr als Funktionskleidung sollte es halt schon sein. Sigh.

      Und Zweisitzer mit rotem Fell, klingt super. Habe den Film auch als Kind gesehen, so yeah, let's! Move over Rod, jetzt kommen wir! :-)

      Löschen
    106. Anonym11.8.13

      PS: Fand gerade dies hier:

      G & S - Dirk Bogarde (Original Mix)

      Besser als 'Dirk Wears White Sox' von Adam Ant... I think Dirk would approve. :-)

      Löschen
    107. Anonym11.8.13

      PPS:

      Guck mal was sie bei uns in Wien im September im Filmmuseum spielen:

      Filmmuseum Wien: Carnival of Souls. Horrorfilme 1918 - 1966

      Also ich weiss wo ICH mich im September abends rumtreiben werde :-D

      Löschen
    108. So, nun habe ich mir endlich PROVIDENCE nochmal angeschaut, leider nur die deutsche Fassung, wie gesagt, Video from TV und seit dem Mitschnitt damals nicht mehr gesehen. Die Szene mit dem Igel - ja, wahrscheinlich nur existent, um ein bißchen Verwirrung zu stiften. :) Du sagtest "ich DENKE ich weiss wie es gemeint ist", was in etwa der Punkt ist, an dem ich mich auch befinde… so, let's say, eine Nacht dieses sterbenden Autors, Clive Langham, und der Tag danach, sein Geburtstag. Langham imaginiert in the darkest night of all die engsten Mitglieder seiner Familie als Figuren seines letzten Romans, dazu hören wir, wie er seinen tumultuarischen kreativen Prozeß kommentiert, erleben mit, wie sich ihm neue Bilder aufdrängen, von denen er sich fragt, wie zum Teufel sie passen, und wie mit eskalierendem Weinkonsum (und der Wirkung des Morphiums) auch seine Phantasie eskaliert, währenddessen "schreit und protestiert er bis zum dunklen Todestor", und wir sehen sozusagen mit den Fieberaugen seiner Imagination zwischen Trunkenheit und Agonie, wie alle Zuordnungen, etwa, welches Gesicht mit welcher Stimme spricht, zunehmend durcheinander geraten. Die Charaktere und Szenen sind verzerrt von seinen Schuldgefühlen, vom Bedauern über den Schmerz, den er verursacht hat, aber auch vom starrköpfigen Beharren auf den Ansichten, die er von der Welt und den Menschen hat, die er doppelt starrköpfig noch übersteigert; von Angst (die Bilder von seiner eigenen Obduktion, die beharrlich wiederkehren), von allem, was er in seiner persönlichen Hölle mit sich herumträgt; Projektionen, die in alle Richtungen schießen.
      Gielgud wollte ja immer einen Film mit sich selbst als Prospero, bis ihm Greenaway dieses Denkmal setzte, aber schon hier ist er eine Art Prospero, eine dramatische Figur, die als Dramatiker des Dramas auftritt, als Plotgenerator, mit magischer Macht über Charaktere und Geschichte. Bei Shakespeare ist Prospero ja durchaus nicht nur sympathische Figur, sometimes even very unpleasant, am Ende wird er more likeable (es gibt eine phantastische Verfilmung von Derek Jarman mit Heathcote Williams als Prospero und Toyah, der Sängerin, als Miranda). Day dawns in Providence, Claude stellt sich als ein in seinem Gefühl des Ungeliebtseins wohl geduldiger, vielleicht sogar nachsichtiger Sohn heraus, Clive, vanishing in mellowness, segnet alle und alles mit Tränen in den Augen.

      Löschen
    109. Offensichtlich war Langham immer ein sinnlicher womanizer, der ein "unmoralisches" Leben geführt hat, der seine Frau behandelt hat, als ob sie nicht da wäre, bis sie sich, krebskrank, die Pulsadern aufschnitt. Er hat den Sohn verachtet, der als Reaktion auf seinen Vater nur gelernt hat, sich selbst zu beherrschen, und den er in seinen "Romanszenen" als "versteinerten", gefühllosen, eiskalten, poliert-zynischen Anwalt zeichnet. Ein clash diametral entgegengesetzter Lebensweisen, und wenn Clive über Claude sagt, "Ich habe es immer gespürt, wenn er einen beobachtet hat", bezeichnet das, wie sehr Clive in Claude die Kritik an seinem eigenen Leben verkörpert sah. "Ein Blödmann und Besserwisser warst du." Einer auch, der darauf stieß, daß Graham Greene vielleicht der bessere Schriftsteller sei.
      Langham, der womanizer, war immer der beim Schäferstündchen Erwischte, der dann Prügel bezog; wie er dann eine solche Szene imaginiert mit einer Reaktion voller überlegenem Zynismus beim "betrogenen" Claude / Bogarde, it says a lot - darüber, wie unter all dem Wirrwarr aus Mißverständnis, Ungesagtem, Ablehnung etc der eine dem anderen doch immer näher ist, als es scheint.
      David Warner, Kevin, der den verwilderten Alten erschießt - auf dessen eigenen Wunsch, wie er vor Claude, dem Ankläger, behauptet - a mercy killing -, und den Clive sagen läßt: die Menschen sollten so sterben können, wie sie möchten. Gielgud ist natürlich phantastisch in seinem eigensinnigen, so megalomanen wie kleinkarierten Trotz, in seiner so großartigen wie lächerlichen Revolte, Bogarde ebenso beeindruckend als der zynische Bastard, der in Clives Kopf spukt, und dann diese feinen Nuancen im Daylight-Providence, zB als Clive sein Geschenk auspackt, dieses resignierte Bedauern, das er da andeutet, - groß.
      I wonder… warum "Providence"? Offensichtlich sind einige street scenes tatsächlich in Providence, Rhode Island gedreht. Lovecraft. Besitze dieses Buch, "Der Einsiedler von Providence - Lovecrafts ungewöhnliches Leben", sollte ich vielleicht mal nach clues absuchen. Eine Parallele ist allerdings auffällig -, daß Lovecraft tatsächlich an der Krankheit starb, die Clives Leben beenden wird, but what else? Vielleicht, daß Lovecraft zwar ein anerkannter Kultautor ist, daß sein Stil aber trotzdem als undiszipliniert, geschwätzig und anspruchslos gilt - bei einmaliger Phantasie. So könnte man Clive schon sehen, inklusive eben dieser Anspielung, daß er Greene nicht das Wasser reichen könne… bei allem Hang zur Ausschweifung, dem Clive sein Leben lang nachgab, zugleich profunde Indifferenz gegenüber all human affairs, was sehr Lovecraft wäre… hm. Sind das Tomaten auf meinen Augen? :) - Auf demselben Videotape übrigens Doktor Sperling. :)

      Löschen
    110. Ja, ich kenne diesen Rimbaud-Film mit Di Caprio, auch vor 100 Jahren gesehen, das war der Film, bei dem ich dachte, eigentlich ist er ein verdammt guter Schauspieler, von nun an keinen Pfifferling mehr auf das Gewäsch, daß er nur ein Schönling sei, like that. - Noel Cowards "Everyone else has", hahaha. :) Weiß nicht so viel über ihn, aber ich mochte immer sein Intro hier. "When Eve said to Adam, start calling me Madam, the world became far more exciting", hoho, ho. :)

      Café de Paris 1954

      Vanessa Redgraves story, hm, da fällt mir gerade nur ein, daß sie vor einer Weile Franco Nero ein zweites Mal geheiratet hat… fand ich schön. :)
      Bin jetzt aber doch zerknirscht, kaum, daß ich Dich nötige, die Sache mit Bogardes verschluckter Zahnhülse nochmal in allen Details zu schildern, greift Dich so ein Killer-Sandwich an. Hoffe, Dein Knöchel ist ok. :) Oh ja, Hermann Hermanns Wohnung, Art déco liebe ich sehr, auch, was in der Malerei in dieser Sphäre geschah, Tamara de Lempicka, Erté. Das ist sehr interessant, daß Du Dich fragst, ob CAT PEOPLE ein Art déco-mäßiger Film ist, das haben sich wohl noch nicht viele gefragt, tatsächlich erscheinen aber die opening titles auf einer im Art déco-Stil gehaltenen Darstellung eines schwarzen Panthers…
      Herrje, kann man nicht gleich ein Zimmer auf Lebenszeit nehmen im Wiener Filmmuseum? Von den 51 Filmen da befinden sich ziemlich genau 23 auf meiner "100 Filme, die ich mit ins Grab nehme"-Liste. :) Da ich davon ausgehe, daß Du, an der schönen blauen Donau und zuweilen sogar in ihr, nicht ständig durch The Haunted Palace of Antirat wanderst, einige dieser Filme würdigte ich hier schon, natürlich diesen,

      Vampyr

      aber auch diesen

      La Maschera del Demonio

      und den

      Les yeux sans visage

      und indirekt auch den

      Island of Lost Souls

      und bei den anderen ist es nur eine Frage der Zeit. :) Weiß ja leider nicht, welche Du schon kennst, aber Du mußt Caligari werden! Elsa Lanchester als BRIDE (of Frankenstein) (doppeldeutiges "of") habe ich bei mir an der Wand, sie hat sich zu dem legendären swan hiss übrigens von den Schwänen im Regent's Park inspirieren lassen. THE BLACK CAT hat nicht nur Lugosi und Karloff, sondern auch ein Ambiente, das Dir gefallen müßte, zwischen 30er Deco, Bauhaus und Ulmers eigener Vision. Die Hammer Horror-Filme und die Corman-Filme mit Vincent Price waren elementarer Teil meiner Èducation sentimentale and I'll always love them. FÄHRMANN MARIA: die einzigartige Sybille Schmitz. MISS MUERTE (auch bekannt als "The Diabolical Dr Z"): die Welt sollte ja wie ein Jess Franco-Film sein. Estella Blain, die wunderschöne, tragische Heroine, hat auch gesungen. All is quiet on New Year's Day, sie hat sich an einem dieser stillen Tage umgebracht.

      Estella Blain - Solitude

      Löschen
    111. Murnaus NOSFERATU kennst Du ja bestimmt, wahrscheinlich auch Tod Brownings FREAKS, aber drei, die Du, in case you don't know them, unbedingt sehen mußt: DEAD OF NIGHT. Ein Film mit fünf Episoden, aber viel vertrackter than that. Die Michael Redgrave-Episode ist die beste. :) Ontologische Sicherheit ist perdu, wenn das Ende der Nacht nicht das Ende der Nacht ist - "rather a film where the monster turned out to be the film itself", schrieb mal jemand. Alles wirkt ebenso respektabel British wie unterhaltsam, aber der Film ist ein subversiver kleiner Bastard. :) Der ist von 1945 - verstörte Männer kamen nach Hause, und wo in DEAD OF NIGHT das Heim gesucht wird, wartet das Unheimliche.
      NIGHT OF THE DEMON, Tourneur. Falls Du den Kate Bush-Song "Hounds Of Love" kennst, der Samplefetzen "It's in the trees! It's coming!" ist aus diesem Film. Der Film ist ein absolutes Meisterwerk mit einer in der Filmkritik berühmten, weil umstrittenen Szene, some say, es werde etwas gezeigt, das nicht gezeigt werden sollte (versuche mein Möglichstes, nicht zu spoilern), weil "es" enttäuscht. It doesn't. Not at all. Ein wahrhaft unvergeßliches Auftauchen, unfaßbar faszinierend in Szene gesetzt.
      Die Szene ist wie alle Cocteau-Filme in einem einzigen Moment, aber so, als hätte Jean ständig nur Alpträume gehabt, zugleich vollkommen unwirklich und auf so barsche Weise "Realität", daß man nur denkt: okay, spektakulär richtig.
      CARNIVAL OF SOULS. Strange und herzzerreißend, einer meiner allerliebsten. Candace Hilligoss als junge blonde Organistin, die sich nach einem Autowettrennen, bei dem ihr Wagen von einer Brücke in den Fluß fällt, schlammverschmiert aus dem Wrack ans Ufer schleppt. Von da an wird sie zu einer Figur, der man alle vorhandene Empathie schenkt, während sie durch eine beklemmende Welt wandelt, an der das Unheimlichste ihr Hyperrealismus ist. Regisseur Herk Harvey war mal Industriefilmer, und was diesen Horrorfilm auf spezifische Weise schauderhaft macht, ist die verstörende Art der – abgesehen von Hilligoss – Laiendarsteller, mit deren Normalität irgendwas nicht stimmt.

      Es gab 24 Gründe, warum die Dissertation über Horror keine wurde, 20 davon waren fertige Kapitel. :) Wenn Du auf die Texte hier im Block unter "Horror" einen Blick geworfen haben solltest, dürfte schnell eingeleuchtet haben, warum die Sache über alle Ufer trat. Was Du zu I WALKED WITH A ZOMBIE sagst, "daß Realität zuweilen anders aussieht", that's part of it, in der Philosophie des Horrors, so habe ich die "Poesie" des Horror[film]s immer empfunden, als Weg ins Offene, als Antidot gegen beschränkte Wirklichkeitsmodelle. Aber diese Filme - ich liebe die w/ heart and soul. Kurzum, Dein Plan "Wo ich mich im September rumtreibe" gefällt mir ganz außerordentlich gut! Ach, Wien, so voller Sinn fürs Bedeutende. :)
      Das G & S - Bogarde-Video ist in D gesperrt, aber dank Deiner Hilfe kann ich ja den Zerberus mit einem Keks bestechen. Sexy Zeug. Kinky. Gut. :)

      Löschen
    112. Ah, hochinteressant, den Küchentisch gab es so, mit allem Drumunddran, also tatsächlich. :) Du hast Maughams Roman bestimmt gelesen? Ich kenne den leider nicht, auch sonst nichts von diesem Robin Maugham, aber "The Servant" wird offensichtlich immer noch regelmäßig an englischen Theatern inszeniert?
      Oh, danke für Deine Erklärungen wg. John Mills, shame on me, ich habe den Film immer noch nicht, die Frage hätte ich mir sparen können, wenn ich ihn schon gesehen hätte, so ok, it all makes sense. :) Mills kenne ich eigentlich vor allem als village idiot in Leans RYAN'S DAUGHTER, was uns wieder zu Sarah Miles bringen könnte, aber lassen wir das. :)
      PERFORMANCE habe ich so mit 19 / 20 wahrscheinlich fünfmal in irgendwelchen Nachtvorstellungen gesehen, im Original, hat mir vorübergehend einen perfekten Cockney-Akzent verpaßt, die Soundtrack-CD war eine meiner ersten CDs überhaupt. Jagger, Pallenberg, Fox… sigh. Hier ist ein Song von Big Audio Dynamite, das war die Band, die Mick Jones nach The Clash gründete, der ganze Text dreht sich um Roeg-Filme, einige der Samples dürften Dir bekannt vorkommen. :)

      E = MC²


      Lagerfeld, naja, ging nach Paris, didn't he. :) Mit "Stil" meinte ich auch nicht unbedingt etwas, das viel Geld kostet. Iggy Pop trägt auf dem Cover von "The Idiot" die Jacke seiner Freundin. In einem Interview über genau das, Stil, definierte er das so - "… to look amazing or astonishing or intriguing, but mainly interesting in some way. There can be some sex in there, but there can also be some humor. Also, I think maybe some sort of canned spirituality is in there." Und sehr schön sein Unmut darüber, wie gedankenlos uninspiriert (im wahrsten Sinne des Wortes also) die Kollegen das heute handhaben:
      << I mean, God, I was so disappointed. I was reading a promotional interview with the singer of Coldplay in the Guardian, and the interviewer asked him about his shoes - he had some cool sneaks on - and he just went, “Oh, I don’t know, the stylist just gave them to me.” It’s like, come on dude, give me a break. I thought, “Gee whiz, can’t we have somebody better than that at the helm of guitar music?” >>
      Seit ich mir mal eine Keith Richards-Mütze auf den Kopf setzte [und der hat sie glaube ich damals auch von Anita Pallenberg geschnappt :)], lief ich in Zeugs durch die Schule, das die Schulhofrabauken deutlich gegen mich aufbrachte. Aber als ich einmal mit silberner Samthose in die Lateinstunde abzog, hörte ich einen von denen murmeln: "Sieht ja geil aus." So, that's where I come from. :) Glam, der auch völlig zerrüttet sein kann, if only it is personal, auch das, was man so trägt, mit Bedeutung aufladen, und sich nicht nur irgendwas überstülpen, mindless.
      THE SLEEPING TIGER hatte ich mal auf Video, ist aber verschütt gegangen, so thanks a lot! Alexis Smith fand ich mal äußerst interessant als Marian Halcombe in einer sehr seltsamen, aber seltsam faszinierenden Verfilmung von "The Woman in White" (Wilkie Collins) (mit, errr, gewagtem Ende, das mir bis heute Rätsel aufgibt). Anyway, das wird dann mein September, The Sleeping Tiger, stecke gerade pretty deep in Reisevorbereitungen, ab Sonnabend bin ich nicht allzu weit von Dir entfernt. :)
      So I wave bye bye for a while… thank you for being so wonderful.

      Löschen
    113. Anonym12.9.13

      Hey-ho. Ich hoffe Du hast (hattest?) eine schöne Zeit in 'nicht-allzu-weit-von-mir-entfernt' - wherever that may be… :-)

      Deine Analyse von PROVIDENCE ist brilliant, besser könnte man es wohl kaum beschreiben…aber schade dass Du 'nur' die deutsche Fassung gesehen hast - Gielgud war ja bekannt dafür selbst tiefste Profanitäten wie Shakespeare klingen zu lassen. Und daran wird im Film wahrlich nicht gespart. Überhaupt der ganze Wortklamauk… Claude, angewidert: 'You know Woodford, I even DETEST the way you eat…' Zu Sonia: 'Do you like the way he…masticates?' Sonia: 'I'm more interested in the way he fornicates.' LOLOL! Erstaunlich zu beobachten was im Kopf eines Schriftstellers so rumspukt, wie die Charaktere ein Eigenleben entwickeln, in Szenen auftauchen in denen sie nichts verloren haben, usw. Oder dieser Fussballer, der sich immer wieder ins Bild drängt. Szenen und Sätze die Clive nicht passen, und die einfach wieder neu gesprochen oder anders gestaltet werden. Und der sich unwiderruflich verschlechternde Gesundheitszustand des Autors - für mich ausgedrückt durch dieses seltsame Militärregime. Leute werden verhaftet, zusammengetrieben, um die Ecke gebracht. Und relativ viele alte Menschen, von denen die Charaktere umgeben sind, im Gerichtssaal, im Restaurant…es gibt kein Entrinnen, irgendwann kommen alle mal in die gleiche Gasse. Was mich noch beeindruckt hat: Das Interieur, durchgestylt bis ins kleinste Detail, die Farben, allesamt meist kalt, leblos…nicht mein Stil, aber die Arbeit die dahinter gesteckt haben muss…alle trugen Yves Saint Laurent, weil wir ja letztens von Design geredet haben…Dirk in 70-ies-Hosen… 'What a tailor's dummy he is!' - so Clive über seinen als eiskalt imaginierten Sohn. Der sich bei nüchternem Tageslicht als das Gegenteil entpuppt. Wg Providence, soweit ich weiss wollte Resnais eine Art Stadt, die man nirgendwohin einordnen kann, und entschied sich dafür teils in Providence und teils in Limoges (Frankreich), zu drehen. PROVIDENCE ist jedenfalls Gielguds Film, und auf englisch ist er umso sehenswerter, Worte, in seiner Stimme gesprochen, bleiben hängen. Und möglicherweise gab es jene Parallelen zu Lovecraft, die du angedeutet hast. Nicht so gut wie Graham Greene… (Was mich - um hier eine Zusatzinfo anzubringen - daran erinnert, dass Dirk das Drehbuch zu MAY WE BORROW YOUR HUSBAND? geschrieben hat. In acht Tagen! Er hatte zwar die Vorlage von Greene, aber trotzdem, Hut ab dafür dass er es so schnell abgeklopft hat, mit seinem Zweifinger (plus Daumen)-System…hauptsächlich Dialog natürlich, Dirks Stärke. Ich habe den Fernsehfilm gesehen, er war schon ganz OK, zumal Dirk dann entschied mitzumachen und sich selbst den 'langweiligsten Part' schrieb, wie er sagte… Dirk der Schauspieler der Bücher und dann auch das Drehbuch schreibt, der dann die Rolle des Schriftstellers in dem Film spielt. Und der noch dazu an der Cote d'Azur lebt, wo die Kurzgeschichte von Greene sich ja auch abspielt. Und er drückt dem ganzen dermassen seinen Stempel auf, dass es fast nichts mehr mit der easy-breezy Kurzgeschichte von Greene zu tun hat…)
      Aber back to PROVIDENCE. Der Film wurde vor ein paar Tagen beim Venice Film Festival gezeigt und soll neu restauriert wieder auf DVD erscheinen. Gut so :-) Und du hast Dr. Sperling auf dem gleichen Videoband? Ich dachte ICH bin der Bogarde-Fan hier, LOL!

      Löschen
    114. Anonym12.9.13

      Danke für den Noel Coward-Link, hahaha! Der Mann war einfach gut, das habe ich zum ersten Mal gemerkt als ich vor Jahren im English Theater hier in Wien 'The Blithe Spirit' auf der Bühne gesehen habe…very British. Aber seinen Sinn für Zynismus dürfte Coward ebenfalls kultiviert haben…so sehr er Marlene da im Café de Paris auch rühmt, hier eine Bemerkung von ihm die Dirk in einem Brief zitiert - ich denke er kannte Coward noch aus Theatertagen vor dem Krieg: 'I think it was Coward who said Women should be beaten like gongs…regularly.' Und fügt hinzu: 'And I do so endorse that.' Und das in einem Brief AN eine Frau, der hatte Nerven… Habe auch rausgefunden dass Coward und T E Lawrence einander geschrieben haben, wobei Coward einen Brief begann mit 'Dear 338171, or may I call you 338' (seine Army-Nummer) um Lawrence leicht zu veräppeln, der sich nach mehr Anonymität gesehnt haben dürfte. Dann googlete ich ein Bild von Lawrence und es passierte was Seltsames: Kennst du das, wenn du ein Bild eines Menschen anschaust, den du noch nie gesehen hast, in seine Augen blickst - und Bang! - du fühlst dich sofort zu dieser Person hingezogen. So ging's mir mit Lawrence, dabei weiss ich nichtmal viel über ihn…ausser den groben Umriss der politischen Ereignisse, die wohl jeder kennt. Ich habe den Film mit Peter O'Toole als Kind gesehen und weiss nur dass es eine Enttäuschung von Dirk war ihn dann nicht zu spielen, obwohl er sich intensiv mit ihm auseinander gesetzt hat. Über Lawrence of Arabia wollte man aber so oft mit verschiedenster Besetzung einen Film machen, seit den 40ern schon - und Dirk war nicht der einzige der ihn dann doch nicht spielen durfte. Und nichts gegen Dirkel, aber ich bin mir ziemlich sicher dass O'Toole die beste Wahl war…und dass Dirks Lawrence ein ziemlich…anderer gewesen wäre. Im Endeffekt wurde daraus was er machen wollte ROSS, ein Theaterstück, in dem Alec Guinness die Hauptrolle übernahm. Lawrence - der echte :-) - hat auch 'Seven Pillars of Wisdom' geschrieben. Klingt jedenfalls interessant und kommt auf meine To read-list.

      Wg Vanessa Redgrave, ja ein zweites Mal Franco Nero heiraten klingt tatsächlich schön…und er nicht nach jenem Ehemann, den sie mit ihrem eigenen Vater im Bett erwischt haben soll.

      Und das Wiener Filmmuseum - ein Zimmer dort zu mieten wäre wirklich wunderbar…der einzig mögliche Zufluchtsort, wenn Hollywood nur Comic-Verfilmungen, Vampire und Animationsfilme produziert, wie im Moment gerade. Furchtbar. Muss wohl auch mit der Ferienzeit zusammenhängen … Ich meine was muss man heutzutage tun, um gute Filme zu sehen? Wann werde ich endlich wieder aus einem Kinosaal kommen und mir denken: wow. Oder: aus dem Film habe ich was mitgenommen… Oder zumindest das Gefühl haben gut unterhalten worden zu sein? Keine Hollywoodmaschen die man schon in- und auswendig kennt, und die einem immer wieder aufs Neue kredenzt werden. Aber dann gibt es ja noch sowas wie FEUCHTGEBIETE - ich habe den Film nicht gesehen, und meine Neugier hält sich auch in Grenzen. Oder FIFTY SHADES OF GREY, was ja baldigst mal ins Kino kommen soll - freu mich schon auf die Abklatsch-Nachfolger-Filme, juhu. 'Obscenity always makes money', wie schon Dirk sagte, und auch andere werden auf den Zug aufspringen wollen um sich damit ihre Kröten zu verdienen.

      Löschen
    115. Anonym12.9.13

      Jedenfalls danke für deine Empfehlungen, ich werde versuchen ihnen so gut es geht zu folgen! EYES WITHOUT A FACE ist wohl jener Film der Billy Idol zu gleichnamigem Song inspiriert haben dürfte..? Und ich habe einen Blick in deine Beschreibungen geworfen, aber als ich dann die eingestreuten Bilder von VAMPYR sah, war ich davon recht angetan, sodass ich beschloss es erst zu lesen wenn ich den Film gesehen habe. Aus dem einfachen Grund dass du das Talent hast den Nagel dermassen am Kopf zu treffen, dass man dann garnichts anderes denken WILL… Ein bisschen wie im Museum, Sie verstehen? Da nähert man sich einem faszinierenden und vielleicht auf den ersten Blick unverständlichem Bild/Gemälde und während die Begleitung meistens damit beschäftigt ist das Kleingedruckte - die Beschreibung - zu lesen, vollführt man die seltsamsten Verrenkungen. Klingt seltsam? Ist es wohl auch. Aber etwas was ich regelmäßig tue um herauszufinden was das Bild für mich bedeutet, und wenn es auch bedeutet es seitwärts zu betrachten, weil es nunmal so mehr Sinn für mich macht… Keine Sorge ich vollführe keinen Kopfstand im Museum und habe auch nicht vor dergleichen im Kinosaal zu versuchen - Hausverbot im Wr. Filmmuseum wäre die reinste Katastrophe!
      Mittlerweile habe ich auch CAT PEOPLE gesehen - du hattest recht mit dem Bild und den Katzenaugen. Diese Tourneur-Filme haben wirklich die Eigenart nachzuwirken, und ich kann nichtmal erklären weshalb. OK, die Schnitte sind manchmal etwas abrupt. Manche Aussagen sind zuweilen etwas flach, meistens die der männlichen Charaktere - die Frauen haben für mich eindeutig die Power-position. Dennoch, es ist eine sehr elegante Konfrontation mit Horror…eine der besten Szenen finde ich ist jene, in der Alice am Heimweg von dem Gefühl beschlichen wird dass ihr etwas folgt und es im letzten Moment in den Bus schafft. Oder die Szene im Pool, recht innovativ, me thinks, und creepy! Was mich indirekt daran erinnert, dass der Horror einem im Alltag übrigens auch vor der Tür auflauern kann - in meinem Fall vor dem Fenster. Eines Nachts, so um zwei herum, hörte ich seltsame Geräusche auf der Strasse und ging zum Fenster um rauszufinden was es war. Ich sah nichts, es musste wohl irgendein Tier gewesen sein, aber was auch immer es war, es gab Laute von sich die ich noch nie gehört habe - und sowas macht Angst um zwei Uhr nachts! Und ich lebe mitten in Wien, also was kann es wohl gewesen sein? Ich tippe mal auf dieses hier:

      The Erika Horror

      Aber zurück zu CAT PEOPLE: auch wenn du sagst 'the horror is gone' - nicht ganz, er ist abgeschwächt durch die Ästhetik und gemildert durch die Eleganz, aber er ist immer noch da, wie ich finde - wovor habe ich mich sonst gefürchtet, LOL!

      Löschen
    116. Anonym12.9.13

      Merci bien auch für den Estella Blain Link… Sie wirkt wie das traurigste Mädchen der Welt, dessen Herz vor lauter Einsamkeit mit Eis überzogen ist… Wenn ich es recht verstanden habe, und mein Französisch ist sehr eingerostet, malheur! Wie ich auch feststellen musste, als ich neulich DADDY NOSTALGIE sah (natürlich ein Bogarde-Film :-), sein letzter), wobei die Dialoge zwischen ihm und Jane Birkin auf englisch sind, aber sonst alles en francais, ouf! Aber warum hat sich Mademoiselle Blain umgebracht - wunderbare Stimme, wunderbares Aussehen (ihr Schauspieltalent kann ich noch nicht beurteilen)? Fand dies hier übrigens auch interessant:

      Estella Blain - Miss Death

      Was die Rubrik 'Horror' angeht - ich habe es zum Teil gelesen und bin so ziemlich d' accord, was vor allem auf dieses hier zutrifft:

      'Die Beschäftigung mit dem Zustand Horror ist notwendig auch eine Zustandsbeschreibung der westlichen, abendländischen Rationalität. Der Zustand Horror reflektiert präzise, wie diese Rationalität sich konstituiert, was sie bedroht und wo ihre Defizite liegen. Sich auf den Zustand und das Genre Horror einzulassen heißt, sich auf das Unbehagen in der Rationalität einzulassen. Wo Rationalität in Hyperrationalität umschlägt, die Hypermuster schafft, Hyperordnung oder Hyperidentität einschleusend, kann Horrorkunst als Korrektiv wirken. Der Zustand Horror ist dezentrierte Rationalität; das Genre Horror ist kalkulierte Dezentrierung hypertropher Rationalität. Wenn Hyperrationalität ihrem immanenten Horror ständig ausgeliefert ist, bedarf es der Offenheit nicht für Irrationales, aber für Para-, Kontra- und Neorationales. Das Gegenteil von Hyperrationalität muß nicht Obskurantismus sein.'

      Absolut. 'Wir müssen aber schon bei der Philosophie bleiben.' - War das die Reaktion deines Profs? Ich verstehe ihn ja, den armen Mann. Was ich weniger verstehe ist warum man an Klassifizierungen festhalten muss, die es einem erschweren Aussagen zu treffen, bzw. diese in gewisse Richtungen zwingen. Warum ist es wichtiger strikt 'bei der Philosophie zu bleiben'?

      Löschen
    117. Anonym12.9.13

      Warum richten wir nicht einen Lehrstuhl für "Philosophische Filmwissenschaft' ein, macht es das was du zu sagen hast dann 'wahrer', legitimer? (Gibt's sowas bereits, gotta check, LOL!) Aber wahrlich, ich fühle mich in Foucault'sche Gewässer abdriften wenn ich an die Reaktionen deines Profs denke, a la es darf nicht alles zu jeder Zeit von jedem gesagt werden etc. etc.
      'Para-, Kontra- und Neorationales' - Brilliant, und Horror erscheint mir als ein gutes Vehikel um es zu veranschaulichen. Es hält sich auch im Rahmen, ist fassbar - was will man mehr? Aber vielleicht greife ich vor, verstehe was falsch. Und vielleicht trat die Sache über alle Ufer wie du schreibst, da mag ja was dran sein, aber die Einstellung deines Profs hat was von einer gewissen Scheuklappenmentalität, die ich für ebenso beschränkt halte wie die von dir erwähnten begrenzten Wirklichkeitsmodelle. Möglicherweise scheitert das ganze aber auch an einem teutonischen Stil von Wissenschaft, dessen ein ungeschriebenes Gesetz unter anderem beinhaltet dass ein Schüler seinem Meister nicht überlegen sein darf. Und so ;-) Vielleicht wärst du an einer französischen Hochschule auf mehr Verständnis gestossen..? Just a huch, that. Aber ich habe noch nicht alles gelesen und weil du geschrieben hast dies sei nur ein TEIL der Philosophie des Horrors: ich weiss es ist viel verlangt, aber… Was IST die Philosophie des Horrors in a nutshell, kurz und prägnant erklärt? Und noch was: 20 fertige Kapitel? Und es wurde keine Dis..? Ich habe wohl kein Recht dich so zu löchern, aber was war da los?

      Wegen SINGER NOT THE SONG, ach ja, wenn es um Bogarde geht, tritt bei mir die Sache über alle Ufer, LOL! Kauf dir den Film bitte nicht, auch wenn's ihn mittlerweile 'um ein Butterbrot' gibt, er ist nicht besonders gut… Wenn man nicht auf Bogarde steht und auf sein Posieren in schwarzem Leder wie z. B. hier:

      Ah damn :)

      …kann man sich den Film getrost sparen. Falls du es dir aber doch antun willst, denn amüsant ist der Streifen ja:

      The Singer Not The Song

      Ich glaube Dirk war in keinem anderen Film so camp wie hier, ausser in MODEST BLAISE vielleicht.

      Wg Maugham, nein ich habe den Roman nicht gelesen, sollte ich vielleicht mal tun, aber dass es nach wie vor im Theater aufgeführt wird, glaube ich gerne - ist immerhin Pinter. Irgendwo auf YT entdeckte ich auch eine Bühnenversion von THE NIGHT PORTER. Auf holländisch - oh the horror! Der Film lebt doch unter anderem von Bogardes intimem Verhältnis mit der Kamera, die jede subtile Veränderung in seinem Gesicht erfasst, von den Augen ganz zu schweigen…deep as a bottomless well. Oder Miss Ramplings Demonstration of 'The Look', wie Visconti es getauft hatte. Sowas auf die Bühne zu transportieren verändert den Charakter des Ganzen wesentlich - aber das ist nur meine humble opinion.

      Löschen
    118. Anonym12.9.13

      Danke auch für E=MC², ja gleich zu Beginn hört man Taylor und Chas…Und The Clash, oh well, ich musste eben mal in 'Rock the Casbah' reinhören. Und PERFORMANCE hast du also gleich 5-mal gesehen, und dir gleich mal einen Cockney-Akzent zugelegt, soso… :-) Anita Pallenberg: 'Goodbye Ferrari!' und später: 'Goodbye Bugatti!' LOL! Und überhaupt. Harter Tobak irgendwie, hatte anfangs was Prä-Tarantinoeskes für mich, aber dann die Irrungen und Wirrungen - phew. Und James Fox ist sowas von cool in dem Film, aber danach war er für Jahre von der Leinwand verschwunden.

      Und wg Stil, natürlich, muss nicht viel Geld kosten…Ansonsten kann ich Iggy Pop und dir nur zustimmen. Und was für ein Armutszeugnis für Chris Martin…jeeez. Immer dieses 'Promotete', Gemachte, Getypte…ugh.
      Aber du in silberner Samthose, yay! :-D Natürlich bringt das Leute gegen einen auf, insbesondere die Sorte Schulhofrabauke… Und Kleidung mit Bedeutung aufladen, gefällt mir. Überhaupt sollte man alles was einen umgibt mit Bedeutung aufladen, meinst du nicht? Das kann natürlich sehr anstrengend werden wenn man von so viel umgeben ist dass man den Überblick verliert. Aber: 'The more you know, the less you need'…

      Wg WOMAN IN WHITE - never heard, nur von WOMAN IN BLACK! Aber wenn es ein gewagtes Ende hat welches DIR ein Rätsel aufgibt, muss ich den Film unbedingt sehen!

      Und btw, so wundervoll bin ich nicht - wäre ich das, wäre ich letztes Wochenende am Abend bereits im Filmmuseum gesessen, um was Neues berichten zu können. Mich interessieren ja auch die Reaktionen der Leute auf 'alte' Filme… aber so muss ich sagen: 'This letter is as full of news as a pair of wet gloves…' Sorry auch dass es so lange gedauert hat, aber ich war selbst unterwegs und irgendwie dachte ich auch: gönn dem armen Mann mal ne Pause von deiner Bogarde-Manie…;-) Till next time and ta-ta!

      Löschen
    119. Anonym15.9.13

      Ah ja, die Technik is a Hund :-) Hier ein anderer Link, der hoffentlich besser funktioniert:

      Dirk Bogarde @Random Ramblings

      Habe ich schon erwaehnt wie CAMP der Film ist..? Ich ueberlasse es Dir zu entscheiden welches Foto im Studio und welches bei Dirk zuhause gemacht wurde.
      Und diese Miss Coleman ist auch nicht von schlechten Eltern - WHOever she is, ich gucke ja kein Fernsehen... Nette Kombi uebrigens, Wim Wenders und Nick Cave. Der bei uns in Wien bald wieder die Ehre geben wird. :-)

      Löschen
    120. Servus, Teuerste, ja, "Nicht-allzu-weit-von-Dir-entfernt" war schön, besonders Bratislava. Also, besonders Bratislava war nicht allzu weit von Dir entfernt. :) Zurückkommen nach D fällt mir immer schwerer, stürzt mich in den Zustand, in dem Max Goldt (Foyer des Arts) mal die Zeile schrob: der Kosmos nervt. :)
      PROVIDENCE im Original muß natürlich auf die Liste, kann zwar das Ende der Liste mit ausgestrecktem Arm nur noch knapp erreichen, aber ich schreib's dazu, you're so right, allein für Gielguds Klang muß man niederknien. Eigentlich mag ich viele deutsche Synchronstimmen aus der Zeit zwischen 50s und 70's, einfach weil ich mit ihnen großgeworden bin, und ich kann im Notfall meine Mitwelt mit Zeugs wie "Das ist der große Friedrich Schoenfelder!" schnell entnerven. Aber was den Deutschen alles vorenthalten wurde bei der Synchro vieler Filme, ist schrecklich und rätselhaft, da wurde geschnitten oder bei der Synchro entschärft, als ob wir beim kleinsten Schock in Ohnmacht fallen müßten, nicht, daß es damit vollends vorbei wäre, wie man am großartigen BBC-Sherlock studieren kann. Das war eine so unglaubliche Bevormundung und Fürdummverkaufung (ich habe diese Wort gerade in den Duden übernommen). Naja, das ist das eine. Das andere ist natürlich, daß die DVD die beste Erfindung seit Zeitmaschine und Simulacron ist, aus naheliegenden Gründen.
      PROVIDENCE neu restauriert auf DVD, that's great news. Dr. Sperling auf dem gleichen Videotape, ja. Das ist natürlich die archetypisch haarsträubende Synchro, ist Dir übrigens mal aufgefallen, wie häufig deutsche SynchronsprecherInnen nicht "Elizabeth sagen, sondern "Elithabess"? Seltsam, scheint mir viel schwieriger. :) "Tiefste Profanitäten wie Shakespeare klingen zu lassen", kchchch, überhaupt eine Lebensmaxime :), aber da ist Gielgud uns allen voraus, klar. - Anyway, wie genial PROVIDENCE ist darin zu zeigen, was nicht nur "im Kopf eines Schriftstellers so rumspukt" - im Kopf einer versoffenen Pißnelke von Schriftsteller natürlich besonders exemplarisch -, sondern wie überhaupt der menschliche Geist manisch editiert, so einzigartig virtuos und so haltlos idiotisch zugleich, und beim Versuch, Kontinuität herzustellen, ständig bizarre Anschlußfehler produziert. :)

      Löschen
    121. Beaten like gongs… regularly. Soso. Zu The Art of Discipline schweige ich jetzt durchaus. :) "Seven Pillars of Wisdom" ist ein Mords-Trumm und nicht wirklich leicht zu lesen, ich kam jedenfalls nicht weit, but who am I to say that, habe schließlich selbst ein Buch geschrieben, das, äh, nicht wirklich leicht zu lesen ist. Ich rede jetzt natürlich von Leuten, von denen man keine Sätze erwarten kann wie "der Umriß der politischen Ereignisse, die wohl jeder kennt". Natürlich, Dear. Wohl jeder. :) Burning with optimism's flames, shall we say? "Lawrence of Arabia" ist auch einer der 100, needless to say. Wenn Du ihn wiedersiehst, wirst Du Dir keinen anderen als O'Toole mehr vorstellen können in der Rolle, erst recht nicht, wenn der Original-Lawrence Dich so angesprochen hat. "The trick, William Potter, is not minding that it hurts." Ach, wir wollten The Art of Discipline ja umgehen. "What is it, Major Lawrence, that attracts you personally to the desert?" - "It's clean." Another favourite piece of dialogue: "It's my manner, Sir." - "Your what?" - "My manner, Sir. It looks insubordinate but it isn't, really." - "You know, I can't make out whether you're bloody bad-mannered or just half-witted." - "I have the same problem, Sir."
      Gute Entscheidung natürlich, erst zu lesen, nachdem Du die Filme gesehen hast! Viel besser noch, wenn Du selbst darüber schreibst! Ich genieße es ganz ungemein, Dich hier zu haben, aber hättest Du nicht Lust, selbst die Blogwelt zu bereichern? Du hast hier schon soviel Faszinierendes, Interessantes, Charmantes geschrieben und Dinge, die die Welt unbedingt wissen sollte! Mein Professor sagte mir mal: Sie produzieren am laufenden Band Gold, aber Ihnen fehlt der Behälter dafür. Antirat ist entzückt, Dein Behälter zu sein, aber hast Du je mit dem Gedanken gespielt? Deine Kostbarkeiten an einem eigenen Ort zu versammeln?
      Schön, daß Du CAT PEOPLE gesehen hast - die Szene mit dem Bus, bzw. die Technik, den Zuschauer mit einem "falschen" Geräusch zu erschrecken, ist, wie Du wahrscheinlich schon weißt, in die Filmgeschichte eingegangen, - als "Lewton Bus". Irgendwann, irgendwann, schmeiße ich meinen CAT PEOPLE-Sermon hier rein. Denke, daß die Aussagen / Haltungen der männlichen Personen bewußt so daherkommen, for a reason. Besonders schön, daß Du sagst, the horror isn't gone completely - stimmt natürlich, und dieser strange chill ist essentiell - meinte einfach, einer mit SAW I - VIII aufgewachsenen Generation kannst du damit nicht kommen, für die ist das öder Scheiß.
      Laute vor dem Fenster, die man noch nie gehört hat, um zwei Uhr morgens, well, es soll ja Frauen geben, die sich wünschen, daß der Vampirfürst nachts auch mal über ihren Rasen kommt, aber der nähert sich dann wohl eher leise. Hab mal gehört, daß Igel beim Sex Laute von sich geben, die einen ziemlich aus der Fassung bringen. :)

      Löschen
    122. "Das traurigste Mädchen der Welt" - and I'll say it again. Write about things. - Mh, ja, "Miss Death", Miss Muerte, das ist einer dieser Jess Franco-Filme, die demonstrieren, was für unvergeßliche, faszinierende Momente dieser als Trash-Filmer kanonisierte Regisseur schaffen konnte. Warum Miss Blain sich umgebracht hat? I don't know. I'm thinking Capucine.
      Was da los war? :) In the end wahrscheinlich 3 Dinge. Das erste, - wenn ich umgesetzt hätte, was ich vorhatte, wäre ich auf 2500 Seiten oder so gekommen. Alle, denen ich davon erzählte, sagten: das ist ja wahnsinnig spannend. Wenn sie denn ungefähr verstanden hatte, worauf ich hinaus wollte. Which was: es ist kein abseitiges Thema. Es ist fast überall. Das Verhältnis zum Anderen, Fremden, es ist überall. Und Horror ist ja Ambivalenz, dieses Wechselspiel aus pleasure and fear, Attraktion und Repulsion - Angst und Lust. Ich fand immer mehr, was plötzlich unabdingbar dazugehörte, von Nietzsches Idee von Apollinisch / Dionysisch bis zum S/M-Szenario, alles unterm Zentralbegriff bzw. -gedanken der Grenze (und ihrer Überschreitung). Der erste Punkt war einfach, daß ich auf nichts davon verzichten wollte, den Gedanken nicht aufgeben wollte, daß all das zusammengehörte. - The second thing, it was a very personal thing, mir flog, um es kurz zu machen, mein Leben um die Ohren, es war der Beginn einer Odyssee, die immer noch währt, in a way… in short, ich mußte mich von ein paar Beteiligten entfernen. Das dritte, "Aljoscha". A shift of focus. Ich wollte alles daran setzen, diesen Roman ein- für allemal in die Form zu bringen, die mir vorschwebte. And it needed all of me. Als ich den letzten Punkt setzte, war ich more dead than alive. Und die echte Schußfahrt ins All, als Teil der Odyssee, begann erst.

      Löschen
    123. "Ah damn!" galt nur dem Foto von Bogarde selbst, nicht der Technik die a Hund is (bei mir funktioniert der Link), das ist so ein Fall von Widerstand-ist-zwecklos, man weiß, daß man es nicht sagen sollte, camp hin oder her, (es) er sieht einfach scheiße gut aus. So. :) Soll sich die Karmapolizei um diese Äußerung kümmern. Ich weiß, es ist schrecklich, aber… hier im deutschen TV widmen sich Oliver Kalkofe und Peter Rütten gerade den "schlechtesten Filmen aller Zeiten", und ich sah zufällig vor kurzem "Perry Rhodan - S.O.S. aus dem Weltall". Ein absolut käsiges Machwerk, und natürlich hilarious, wie Kalkofe / Rütten das kommentieren, aber erstens fand ich die Hauptaußerirdische klasse, ihre Attitüde, Erdlinge als hoffnungslose Primitivlinge zu betrachten, ist ja wohl nachvollziehbar, zweitens war Ann Smyrner auch noch dabei, und drittens - ähm, erstens und zweitens zusammengenommen. Was ich sagen will, ich kann über diese schwarze Lederhose einfach nicht die Hände überm Kopf zusammenschlagen. Das kann ich, wenn ich Halle Berry als Catwoman sehe. Oder wenn Jennifer Aniston mir verkaufen will, sie sei das nette Mädchen von nebenan, wo 1 Minute Studium ihrer Mimik reicht, um ihre ewige Angepißtheit zu dechiffrieren. Es gibt Leute, bei denen funktioniert nichts, und es gibt Leute, die haben carte blanche. Du kannst das hier ja vermutlich sehen. Lehrstück im Posen. Die dürfen das. Weil sie es können. Und weil der richtige Mann die richtige Hose anhat. Weil es scheiße gut ist. :)

      Jane's Addiction - Just Because

      Ah, und Du gehst Nick Cave schauen in Wien?? Und schreibst dann Deinen Bericht? *g* :)

      Löschen
    124. Anonym18.10.13

      Hullo. Na, nervt der Kosmos noch…? Wie ich auch Posts an anderer Stelle entnehmen konnte, scheint es als wärst du am liebsten wirklich nicht mehr nach Hause zurückgekehrt. '…It sounds like a hat.' 'Hamburg?' 'THAT'S it!' (Wie du sicher erraten hättest, Lydia und Ardalion aus DESPAIR…) Ich war noch nie in Hamburg… Wie ist es da, wie ist die Atmosphäre, wie sind die Menschen? Aber Prag und Bratislava habe ich schon mal besucht, wobei mir Prag wesentlich sympathischer ist…muß dieses Kafkaeske sein. Apropos Kafka: Kennst du diese super Version von DER PROZESS, mit dieser bombastischen Besetzung (Orson Welles, Romy Schneider, Anthony Perkins, Jeanne Moreau)? Aber eigentlich wollte ich über andere Filme schreiben…but first things first.
      Was den Deutschen und damit auch den Österreichern (und –Innen, würde so manch einer hinzufügen) vorenthalten wurde bei diversen Synchros ist tatsächlich eine Zumutung und um das neue Duden-Wort zu gebrauchen, eine absolute Fürdummverkaufung. Eine meiner nostalgischen Kindheitserinnerungen ist: ich vor der Glotze, in der ‘Fünf Freunde‘ läuft, die Serie aus 1978. Bei uns in Österreich lief die ein Jahrzehnt später. Nun, um in Nostalgie schwelgen zu können, kaufte ich mir die DVD-Reihe, Voreinstellung deutsch, sonst englisch mit nicht zu eliminierenden deutschen Untertiteln... Aber was da alles geschnitten, falsch übersetzt und was nicht noch alles wurde – und das ist eine Kinderserie. Next: 'Raumschiff Enterprise‘ – ebenfalls eine meiner liebsten Serien als Kind, das Original mit Kirk, Spock und Co. Die habe ich zwar nicht auf englisch oder sonstwie nachgekauft, but: den Deutschen und den Österreichern wurden zwei Folgen vorenthalten: 'Patterns of Force'- noch irgendwo verständlich, da es sich um eine Folge handelt in der Kirk und Co als Nazis verkleidet rumlaufen:

      Patterns of Force

      Was mich, wie ich gerade erkannte kurzerhand an THE NIGHT PORTER erinnert, ein Mann in einer Nazi-Uniform mit einer Handkamera…
      Und dann noch 'Plato's Stepchildren': Das dreamteam landet auf einem Planeten, dessen Bewohner Telekinese beherrschen, mit verheerenden Folgen:

      Plato's Stepchildren

      Einfach nur krass. Aber dafür gabs bei Star Trek TOS ja genug Beispiele. Und ja ich verstehe schon dass man im Nachmittagsprogramm weder Nazis noch sadistische Ausserirdische bringen kann…aber trotzdem, was nehmen sich 'die' eigentlich heraus? Wer regelt denn was synchronisiert wird und wie - von Mitbestimmung kann da nicht die Rede sein, immerhin hätte man zu dem Kompromiss gelangen können die jeweiligen Folgen einfach abends auszustrahlen? Phonetische Irrungen im deutschen Fernsehen wie 'Elithabess' können da nicht mehr verwundern…

      Löschen
    125. Anonym18.10.13

      ' […] sondern wie überhaupt der menschliche Geist manisch editiert, so einzigartig virtuos und so haltlos idiotisch zugleich, und beim Versuch, Kontinuität herzustellen, ständig bizarre Anschlußfehler produziert.' Sehr treffende Beschreibung. :-) Ich frage mich wodurch diese Anschlussfehler zustandekommen… Möglicherweise dadurch dass alles zunächst durch den Filter der Subjektivität gehen muss um Sinn zu machen? Dieses me, myself and I - die Realität wird durch diesen engen Spalt gezogen wie ein Faden durchs Nadelöhr. 'First person singular', wie Sonia in PROVIDENCE feststellt. Dass dabei was verlorengehen muss ist klar, und Anschlussfehler beinahe schon vorprogrammiert.

      Was Lawrence betrifft, ich WILL mir gar keinen anderen als O'Toole vorstellen! Muss den Film unbedingt wieder gucken, hab's letztes Jahr meinem Dad zu Weihnachten geschenkt…die Dialoge die du gebracht hast sind zum Zerkugeln, LOL! Aus purer Neugier könnte ich rausfinden was die deutsche Synchro hier an Pfusch getrieben hat, aber ich denke ich habe wirklich was Besseres zu tun. Und 'Seven Pillars of Wisdom' - ich habe mir die Audiobuch-Version angeschaut und beschlossen sie mir irgendwann selbst zum Geschenk zu machen. Sofern ich nicht in Verwirrung gerate bei all den Stämmen und Namen und Clans und weiss Gott was nicht noch alles - Lawrence soll dabei ja sehr detailliert gewesen sein, was für die meisten die Größte Hürde darzustellen scheint… Oder meintest du was anderes? (Im Moment begnüge ich mich statt Lawrence mit Austens 'Sense and Sensibilty'). So viel gute Literatur die man lesen sollte - und so wenig Zeit. So wie dein Buch eben auch, Jeeez, ich bin ja sowas von undankbar. Zum Teil liegt es aber auch daran dass ich fürchte damit überfordert zu sein, ich geb's ja zu. Ich bräuchte Zeit um studieren zu können was mich wirklich interessiert, mit studieren meine ich, mich vertiefen zu können weil es mich gerade freut und interessiert. Statt dessen muss man so lästige Dinge tun wie arbeiten gehen, Milch kaufen und so weiter… Manchmal denke ich wir Menschen sind im wahrsten Sinne des Wortes einfach zu blöd fürs Leben. Von einem Moment zum nächsten hetzend, die Welt dreht sich immer schneller und gerät aus den Fugen - und da soll einem nicht schwindelig werden? Wo bleibt die Zeit um ein gutes Buch zu lesen? Oder von einem Gedicht oder einem klassischen Stück zu Tränen gerührt zu sein? Oder einfach nur nachdenken zu können, beobachten zu können? Die meisten sind von ihrer Arbeit so ausgelaugt dass sie keine Energie haben um nachzudenken und froh sind, sich abends vom Fernseher berieseln lassen zu können... What a life, ay?

      Was mich zum nächsten Punkt bringt: Danke für dein Lob bezüglich meiner 'Schreibkünste' - es machte mich so verlegen, dass ich gleich mal für ein paar Wochen verstummte. Aber ehrlich, ich plappere doch nur dahin. Es steckt nicht viel Überlegung hinter dem was ich von mir gebe, und ich bin nicht halb so schlau wie du. Womit würde ich denn schon einen Blog füllen, ich weiss nicht annähernd so viel wie du, und das Schlimmste was man tun kann ist seine Leser zu langweilen. Ein Verbrechen, dessen ich mich hier des öfteren schuldig gemacht haben dürfte - vor allem wenn es um Bogarde geht… Und ich will nicht eine von jenen sein die meinen sie seien die einzigen, aber wirklich die EINZIGEN Menschen, die jemals Paris besucht oder einen Apfelkuchen gebacken haben. Und abgesehen davon, man ahnt es schon, es fehlt die Zeit… Nein. Ich bin glücklich hier schreiben zu können, solange es dich amüsiert und mich amüsiert…

      Löschen
    126. Anonym18.10.13

      Was deinen Prof angeht, der hatte Recht - und was mich betrifft, ich plappere einfach weiter. Wenn ich darf…:-) Es ist herrlich entspannend, aber sowas von unökonomisch von mir, ich rattere dahin dass es eine wahre Freude ist, dabei besteht die Kunst des Schreibens doch gerade darin, Worte ökonomisch zu gebrauchen - oder? Was möglicherweise die Faszination von Gedichten ausmacht, prägnant und in schönster Form das Essenzielle rüberzubringen… Ich dachte früher immer, ich könne Gedichten nicht viel abgewinnen. Stimmt nicht, wie ich unlängst wieder feststellen konnte. Ich besuchte Budapest für ein paar Tage, herrliches Wetter. Unser Gastgeber Gabor hatte die gesammelten Werke etlicher ungarischer Poeten in seinem Bücherregal (von seiner phänomenalen Schallplattensammlung ganz zu schweigen), unter anderem Petöfi Sandor. Ich las rein. Der Mann war ein Genie. Einige las ich meinen Freunden vor, die geduldig lauschten ohne ein Wort zu verstehen, leider… Überhaupt war Budapest grossartig, die Stadt hat sich sehr zum Positiven gewandelt - sie hat mehr mit Rom, Paris oder London gemeinsam als Wien, und ich vermute dass es was mit architektonischen Dimensionen zu tun hat. Wien ist schnucklig, wunderschön, sauber, übersichtlich, ordentlich - quaint, wie man sagen könnte. Aber Budapest ist…voller neuer Ideen. Alles ist - architektonisch gesehen - doppelt so gross wie in Wien, so scheint mir. Nette Menschen die nicht genervt sind wenn man sie was fragt…was für ein Unterschied zu früher. Und selbst 'früher' war nicht so schlimm wie zu Bogardes Zeiten, der Budapest als traurig und öde empfand, so sehr, dass er nach Wien floh um die Wochenenden zu verbringen… See, I just did it again. Schreibdurchfall..?
      Aber zurück zum Blogging, etc. Dass heutzutage jede/r kreativ sein und alles mögliche veröffentlichen kann ist toll, hat aber natürlich auch seine Schattenseiten. Es ist soviel Schrott im Umlauf durch den man sich wühlen müsste, und damit meine ich hauptsächlich die Qualität, nicht unbedingt den Inhalt. Das produziert dann 'Stars' wie Justin Bieber einerseits, aber auch Talente vom Kaliber Jasmine van den Bogaerde, aka Birdy, andererseits (tolle Stimme die Kleine, und das sage ich nicht weil sie Dirks Grossnichte ist). Und das ist nur YouTube, dann gibt es ja noch etliche andere Möglichkeiten…sich schriftstellerisch zu betätigen zum Beispiel, und manche schaffen ja auch einen Bestseller, siehe 'Fifty Shades of Tosh'. Und Vampirfürst, oh please. Dass Teenies sich davon begeistern lassen wundert mich nicht, Vampirismus war seit jeher stellvertretend für Sex, aber es gibt auch genug erwachsene Frauen die sich für TWILIGHT begeistern. Ladies, lest Henry Miller, oder Anais Nin oder wie wär's gleich mit de Sade? Aber wir wollten die Art of Discipline ja umgehen :).
      Aber um nochmal kurz auf Tourneur und CAT PEOPLE zurückzukommen...warum meinst du werden männliche Akteure so dargestellt wie sie dargestellt werden? Was wollte Tourneur deiner Meinung nach damit andeuten?

      Löschen
    127. Anonym18.10.13

      Zu 'Was da los war'. Klingt spannend, all of it. Und 2500 Seiten, Goodness me! Aber braucht es soviel Veranschaulichung, bzw. Erklärung, ist es denn nicht möglich sich zu reduzieren und die Essenz beizubehalten, simpel, auf den Punkt gebracht, aber dafür mit Verweisen, die jede/r gerne nachlesen kann. Den Gedanken dass alles zusammengehört, eben nicht loszulassen… Aber ignorier mich bitte, ich weiss ja nichts darüber, also halte ich besser den Schnabel. Aber diese Grenzerfahrung von der du da schreibst ist tatsächlich überall, es gibt das Davor und das Danach, dazwischen die Grenzerfahrung, gefürchtet oder ersehnt.
      Was das 'mir flog mein Leben um die Ohren' betrifft - klingt dramatisch. Und dass du dich von ein paar Beteiligten entfernen musstest klingt entweder schlimm aber gleichzeitig interessant, oder alternatively, einfach nur doppelt schlimm :-( Und Schussfahrt ins All? 'Ground control to Major Tom…' Was 'Aljoscha' betrifft, ich kann mir deinen Zustand vorstellen, vollkommene Ausgelaugtheit - ich hoffe du hast dir danach erstmal einen Erholungsurlaub gegönnt?
      Auch habe ich beschlossen deinen Roman zu lesen. Nicht aus schlechtem Gewissen oder einem Gefühl der Verpflichtung heraus, sondern weil mir die Leseproben so gut gefallen haben. Du hast auch ein Händchen für guten Dialog! Ich weiss zwar noch nicht genau WANN ich es lesen werde, aber ich werd's baldigst tun.

      Aber ich wollte ja eigentlich über drei Filme schreiben - ja, ich habe deine Ratschläge befolgt und es nicht bereut, wobei ich froh war im Kino gesessen zu sein und die Horrormomente nicht ganz alleine durchstehen zu müssen. Das kollektive Zusammenzucken des Publikums tröstet einen über die eigene Empfindlichkeit hinweg...
      Film Nummer 1 : CARNIVAL OF SOULS. Oh dear. Daß da irgendwas nicht stimmt, hätte mir von Beginn an auffallen müssen. Ich meine warum war Mary die Einzige die den Unfall überlebt hat? Wie sie da unsicheren Schrittes, von Kopf bis Fuß mit Schlamm bedeckt, ans Ufer wankt…das Ding aus dem Sumpf… Marys lange Autofahrt im Halbdunkeln, dieser verlassene Pavillon und dann dieser Typ mit dem ungesunden Teint in der Seitenscheibe (wie ich rausfand, der Regisseur selbst). Die Phasen in denen sie für den Rest der Welt nicht zu existieren scheint, nur um dann unvermittelt wieder 'aufzutauchen'. Mit ihrer Vermieterin ist auch was nicht in Ordnung - und, ganz übel: ihr Nachbar. Die Szene in ihrem Zimmer vor dem Spiegel... Die Hauptdarstellerin erinnerte mich stark an Catherine Deneuve in REPULSION, btw, so gänzlich ungerührt von allem was um sie herum passiert, von den Konfrontationen mit dem/n Untoten abgesehen. Alles Laienschauspieler ausser ihr, sagtest du? Und der Regisseur war vorher Industriefilmer? Man kann es erahnen, spätestens dann wenn Mary alleine loszieht um den Pavillon zu erforschen. Erstaunlich ist, dass ohne viel Brimborium und großartiger special effects purer Horror kreiert wurde - ich jedenfalls bekam es mehr als nur einmal mit der Angst. Auch nehme ich an daß die Szene in der Mary schließlich von den Untoten verfolgt wird, später etlichen Zombie-Filmen als Vorlage gedient haben dürfte.

      Löschen
    128. Anonym18.10.13

      Fillum no 2: DEAD OF NIGHT. Ich bin erstaunt dass man im England 1945 solch einen Film zustande gebracht hat, ehrlich. Anfangs dachte ich nur how VERY British - charmanter Smalltalk, alle sitzen um einen Kamin herum, Nachmittagstee, Whisky, etc. Aber dann geht's los mit den unheimlichen Erlebnissen... Von einem Alptraum in den nächsten zu fallen (gegen Ende hin) ist kein Spaß - exzellente und absolut überzeugende Szenenfolge, und das Karussellartige daran, als der Hauptdarsteller schließlich erwacht und dann Vorbereitungen trifft genau jenes Haus zu besuchen, in dem ihn der Alptraum einholen wird. Was die Episode mit dem Bauchredner betrifft hattest du natürlich auch Recht, sie ist zweifelsohne die Beste. Ich habe Michael Redgrave noch nie in einem Film gesehen (außer THE SEA SHALL NOT HAVE THEM), aber hier hat er mich sofort beeindruckt, vor allem die Szene in der Bar - aber auch die im Gefängnis war natürlich nicht ohne, als er auszuckt und das Gesicht seiner diabolischen Puppe zertrampelt... Wenn Filmschauen ein Spiel wäre mit dem Titel 'Spot the star!', wäre Redgrave (in diesem Streifen zumindest) allen anderen voraus. Er ist eindeutig der Star. Nun verstehe ich Noel Coward, der zu Redgrave's Frau meinte er habe sie nicht verletzen wollen als er sich mit ihm was anfing 'but Michael was irresistibly charming', LOL! Und sie konnte ihm da schwer widersprechen. Die Golf-Episode fand ich eher schwach, aber möglicherweise wurde sie mit Absicht strategisch da platziert um zwischendurch etwas Leichtigkeit hineinzubringen, bevor es zur Bauchredner-Episode und schließlich dem Höhepunkt des Films kam. Alles in allem, beeindruckend.

      Film Nr. 3: NIGHT OF THE DEMON. Zunächst hätte ich Holden killen können - es besteht ein großer Unterschied zwischen Wissenschaftlichkeit und Sturheit, und ich war nahe daran ihn als Idioten abzustempeln, bis er schließlich anfing Nachforschungen anzustellen....und der Sektenführer erinnerte mich eins zu eins an Aleister Crowley (der angeblich mit Alfred Kinsey befreundet war, btw). Beeindruckend war für mich die Szene in der Holden die Familie eines anderen Opfers besucht. Ich nehme zwar an daß dies in England spielen soll, aber ich konnte nicht umhin zu denken daß toute la famille eher an französische Bauern in den 30-ern, denn an Briten erinnerte. Dann die Seance, die mir einen Heidenschrecken einjagte, als das Medium mit der Stimme eines kleinen Mädchens sprach - ein Verfremdungseffekt mit Gänsehautfaktor. (Zumindest für mich. Als ich ein Kind war, erschreckte mich mein Vater auf diese Weise. Er hockte hinter einem Kasten den er in der Küche reparierte. Ich konnte ihn aber nicht sehen, und rief nach meiner Mutter. Er antwortete mit verstellter, hoher Stimme, was mir mit meinen sieben Jahren sehr unheimlich vorkam. Als er dann aber aufstand, heulte ich erst so richtig los - nicht nur hatte er seine Stimme verstellt, er hatte sich auch den Bart abrasiert! Ich stand also einem Fremden gegenüber der irgendwie wie mein Dad aussah, aber doch nicht ganz, und der noch dazu eine unnatürliche Stimme hatte...Uff.) Oder als Holden bei dem Okkultisten einbricht und danach seinen Weg durch den Wald zurück bahnt - 'It's in the trees it's coming!', um das Medium zu zitieren. Dann die Hypnoseszene, die recht professionell aussah. Letzten Endes schafft es Holden, sein Papierstück weiter- bzw. zurückzugeben, und der Okkultist wird selbst Opfer des Dämons. Die Geister die ich rief...

      Löschen
    129. Anonym18.10.13

      Und Tourneur, bzw. die Drehbücher haben sich verbessert, die Dialoge klingen realistischer als in jenen Filmen die ich bisher gesehen habe. Und ein Händchen für gute SchauspielerInnen dürfte er ohnehin gehabt haben. Ich kann mir vor allem auch denken dass all diese Phänomene mit denen sich Tourneur gerne beschäftigte, Okkultismus, Voodoo, Geisterbeschwörung etc. dem damaligen Publikum viel zu exotisch und abgedreht erschienen. Seiner Zeit voraus, irgendwie. So wie MIND BENDERS von Basil Dearden, der in Fillum no 2 regietechnisch die Fäden zusammenführte… Der Film hat zwar auch ein paar Schnitzer, aber Gehirnwäsche und Experimente mit Isolation beruhten auf wahren Begebenheiten - möglicherweise aber ein Thema, das anno 1963 keine Katze hinter dem Ofen hervorlockte. Runterzuladen bei

      The Mind Benders

      wenn's dich interessiert...

      Speaking of which: Dirk und 'ah damn!' - LOL, ja so ähnlich war auch mein erster Gedanke als ich dieses Foto sah. Und: this guy means business, zumindest lässt Dirks Blick und die Art wie er dasitzt nichts Gutes Erahnen. Hier noch eins, das möglicherweise zum Hände-überm-Kopf-Zusammenschlagen einlädt, mit sehr passender Beschreibung :-)

      Dirk Bogarde on the set of THE SINGER NOT THE SONG

      No, he doesn't look gay AT ALL. Und camp schon garnicht, neeeein. Was deine 'Hauptausserirdische' :-) betrifft, bezaubernd. Ich las ihren Namen, natürlich ist sie Schwedin…und ich habe auch einen Link auf YT gefunden der dich in dem Fall interessieren dürfte:

      Therese and Isabelle

      Was mich daran so aufregt: Warum war es OK zwei Frauen miteinander knutschen zu sehen anno 1968, zwei Männer aber nicht? Das wäre wohl die reinste Katastrophe gewesen. Und heute ist es anders, aber nicht viel anders. 'Für Frauen ist es natürlicher' habe ich des öfteren gehört, a la Frau = Natur, Mann = Kultur, ach…it's hopeless. Die Logik des Patriarchats entzog sich schon immer meinem Verständnis, und ich kann deiner 'Hauptausserirdischen' :-) nur zustimmen, wenn sie Erdbewohner als Primitivlinge betrachtet. Sie hat recht. Wir Menschen sind nicht besonders schlau, zu diesem Schluss kommt glaube ich jeder, der einmal über die 'human condition' nachgedacht hat… Aber zurück zu Film, ich weiss auch noch wie mich zu Schulzeiten Romy Schneider in 'Mädchen in Uniform' beeindruckt hat…Apropos Romy, ich habe Bogarde in seinem letzten Interview (fürs Fernsehen) sagen hören, dass ursprünglich sie für die Rolle der Lucia in THE NIGHT PORTER vorgesehen war… Romy Schneider? Hm. Aber, so fügt Dirk mit einem leicht verlegenen Lachen hinzu, sie hätte die Wächterin spielen können und ER den Gefangenen, denn sie war eine ziemlich toughe Lady… Is that so. Muss mir ein paar Romy-Filme angucken, denke ich…von Sissy mal abgesehen ;-) Aber dieses Interview hat mir bestätigt, wie gern ich Dirks Visage auf einem Bildschirm sehe, egal wie alt er ist. Und er sagt interessante Dinge über Losey, Fassbinder, etc.

      Löschen
    130. Anonym18.10.13

      Halle Berry als Catwoman, oh Gott. Und Jennifer Aniston, ach bin ich froh, dass wir da gleicher Meinung sind. Jedes Mal wenn ich sie auf einer Leinwand (eher Bildschirm) sah, habe ich versucht mir vorzustellen welchen Gesichtsausdruck sie wohl im Bett draufhat. Es ist ein seltsames Hobby von mir, aber wenn ich mir auf jemanden absolut keinen Reim machen kann, versuche ich immer, mir das vorzustellen. Vor allem wenn es um Frauen geht die aus der Wäsche gucken wie Miss Aniston, und was sie betrifft: I was bored rigid. Ich sage ja nichtmal dass sie eine schlechte Schauspielerin ist oder so, aber sie wirkt einfach so…leer, aber mit sugar coating on top. Blank advertising space. Doris Day, nur ohne the slightest hint of charm. Or elegance. Warum fällt es bloss so leicht ständig in diese Anglizismen zu verfallen..? Schrecklich… Aber zurück zu Jennifer Aniston: sehr amerikanisch, wobei natürlich nicht alle in einen Topf geworfen werden können. Mit ihrer Konkurrentin Angelina verhält es sich für mich z. B. ganz anders. Man kann über sie sagen was man will, ich habe Miss Jolie ins Herz geschlossen, vor Jahren schon, und damit Basta. Obwohl ich sie nicht für die größte Schauspielerin halte.
      Und ja, der richtige Mann der die richtige Hose anhat und darin zu posieren weiss…nicht nur Dirk, sondern auch der Leadsänger von Jane's Addiction. Ich hörte, sah und kapitulierte, und weil du von Odyssee gesprochen hast, so stelle ich es mir vor mit einer Rakete ins All geschossen zu werden. Das Lied ging mir tagelang nicht aus dem Kopf, abgesehen davon dass Perry Farrell eine erstaunliche Ähnlichkeit mit dem Mann meiner ehemaligen Englischlehrerin hat. Ich wusste nicht das M neben seinen anderen Verpflichtungen auch noch Zeit hatte als Rockmusiker Karriere zu machen… Und wegen Nick Cave, auch auf die Gefahr hin dich zu enttäuschen: ich weiss noch nicht, erstens kann man im Moment keine Karten kaufen, keine Ahnung wieso, zweitens bin ich nicht mehr so ein Riesenfan von ihm wie ich mal war. Mal schauen…
      Verzeih auch die ungewöhnliche Stunde, elf Uhr vormittags, gestern Abend fielen mir schon die Augen zu… Cheerio, E.

      Löschen
    131. Anonym18.10.13

      PS: Ich habe nochmal das Interview mit Dirk Bogarde angeschaut, dessen Hälfte ich beim ersten mal aus irgendeinem Grunde nicht gesehen habe…Strange. Jedenfalls um nochmal kurz auf diese Grenzerfahrung zurückzukommen, auf diese Beziehung zwischen Angst und Lust, die Horror eben schaffen kann… Dirk spricht von seiner Zeit als Bühnenschauspieler und wie sehr er sich dabei in die Hosen machte, welche Angst er hatte, aber:
      'Without that fear you don't expose your…' etwas zögerlich: 'soul..? At the risk of being pretentious..? And you don't expose a gut you don't know that you have and are supposed to carry about with you, because it releases a million…that terror releases a million things in your brain… a million titchy things in the cell which come flooding in and are a kind of antidote to the poison of terror.'
      Welch eine Beschreibung. Als würde einen die Erfahrung zutiefst erschrecken, aber gleichzeitig gerade dadurch erst diese 'million titchy things' freigesetzt, die der Angst entgegenwirken. Dass ohne diese Angst keine Entblößung der Seele stattfindet, die es erst ermöglicht einen Mut aufzubringen von dem man nicht wusste das man ihn hat. Zumindest habe ich es so verstanden… Dirk meinte ja einer seiner Fehler sei 'elliptical speech' - sich so auszudrücken dass es beinahe das war was er meinte, aber doch nicht ganz. Soweit ich informiert bin, meint 'elliptical speech' aber genau das Gegenteil, Satzteile auszulassen aber immer noch sinnvolle Sätze bilden…er musste an Kreise gedacht haben, das kreisförmige Drumherumreden…Oh Dirk, you duffer. :-) However, der Mechanismus den er da beschreibt - ich kann mir vorstellen dass genau dieses am Werk ist wenn es um Grenzerfahrungen geht. Weshalb wir uns zwar fürchten aber dennoch in den Horrorfilm gehen/mit dem Bungeeseil runterspringen, etc...

      Löschen
    132. Hi Dear, nun ja, ich habe dem Kosmos vergeben. Vorläufig. :) Ja, den PROZESS von Orson Welles kenne ich, genial, brillant, dämonischdüster, wenn auch mindestens so Welles wie Kafka. Nun ist Kafka ja praktisch unverfilmbar, und die Gefühle, die der Film bei mir auslöst, zumal das unbeschreiblich kalte traurige Ende, sind anders als das, was Kafka bei mir auslöst. Perkins ist eine gute Wahl für den Film, "mein" Josef K. - eigentlich unnötig, das zu sagen… is completely different. Anonyme Mächte hinter undurchschaubaren Situationen - hab im SPIEGEL-Forum mal zu Kafka geschrieben: daß plötzlich der Minotaurus unterm Küchenfenster steht, produziert Schrecken, der aber in eine seltsame, traurige Zärtlichkeit umschlägt - weil der Minotaurus einen Platz im Leben gefunden hat, den Platz, den Kafka niemals findet. Vermutlich weiß ich nicht mehr, was ich damit sagen wollte, aber vermutlich ist es das, was mir am Film fehlt. :) Das Nichtzusagende. Was rein gar nichts gegen den Film sagt. Ich stand in Prag mal vor dem Haus, in dem Kafka (mindestens) Anfangs- und Schlußkapitel von "Der Prozeß" schrieb. Wollte ein Foto machen, aber es war wie bei Homer, als Teukros einen Pfeil auf Hektor richtet und die Bogensehne reißt und Teukros meint, ein Daimon durchkreuze seinen Plan. :)

      Wie Hamburg ist, hm… Besucher und Ankömmlinge finden es hier ja meistens wunderschön, ich selbst finde es hier natürlich langweilig. Hamburger sind prinzipiell langweilig, ich selbst zum Beispiel bin der langweiligste Mensch, den man sich vorstellen kann. :) Aber wenn man richtig editiert, wird man plötzlich zum Autor eines Romans, der hier spielt.
      Faszinierende Historie hat ja immer einen Bogen um Hamburg gemacht, höfische Kultur und alles, was sie mit sich bringt, gab es nie, wenn ich hier einen genius loci suche, starre ich ins Leere. :) Viel Wasser, viel Grün, jaja, aber wenn man hier großgeworden ist, wird das einfach Teil des Basislagers. Es gibt hier so eine Astra-toughness, so als Kontrast und Gegenstrom zum Kaufmannsdünkel. Konzerte in Hamburg sind sehr speziell. Die Einstürzenden Neubauten haben Hamburg gefürchtet, The Church haben sich hier mindestens 1x aufgelöst, Joe Strummer hat von der Szene hier eins auf die Mütze bekommen (später kam es unter Tränen der Rührung zur Versöhnung), und, wie ich gerade sah, hatte sogar Jaz Coleman von Killing Joke ein einziges Mal Zweifel daran, ob er die Kräfte, die seine Band entfesselt, unter Kontrolle hat, und das war in Hamburg (9:25). :)

      Killing Joke Interview 2013

      Löschen
    133. Aber wer uns will, und wer uns hat, der bekommt uns richtig. Als ich Bob Dylan hier 2002 sah, gönnte er dem Publikum am Ende einen Kniefall, und das ist ja so, als wäre Gott selbst vor uns in die Knie gegangen. Ich habe das Glück, daß die Bands und Musiker, die ich liebe, offenbar ihrerseits Hamburg sehr schätzen und dauernd wiederkommen, Mark Lanegan sehe ich demnächst zum fünften Mal in 4 Jahren, und die Konzerte, jedenfalls die, bei denen meine Wenigkeit anwesend ist, sind immer umgehend legendär. :) Der Sänger von Kasabian hat Hamburg mal zur "Rock'n'Roll City of Germany" erklärt. Weiß nicht, wie Du zu Ballett stehst, aber John Neumeier, das Hamburg Ballett, das war auch so eine Enklave für mich. Darauf kann, wenn's denn sein muß, Hamburg stolz sein, daß dieser Mann seit nun 40 Jahren überwältigende Kunst entstehen läßt hier.

      Sie schneiden sogar Kinderserien. Sie schrecken vor nichts zurück. Man soll sie treffen mit der zornigen Faust Gottes. :)

      Don't worry, ich sitze nicht hier und denke, warum liest sie Jane Austen, wenn sie mich lesen kann. :) Hätte aber keinerlei Bedenken, daß es Dich überfordern würde. Meistens war es so: wenn jemand die ersten 50 Seiten übersteht, kann ihn / sie der Rest auch auch nicht mehr schockieren. Aber, ja, all die lästigen Dinge, die anfallen zur Überlebenssicherung, haben natürlich ihren Anteil daran, daß ich die Welt mit nur einem Roman behellige bisher. :) Indes, die Hetzjagd, von der Du sprichst, die keine Zeit und Energie mehr läßt - überall werden die Menschen verheizt, zum Maskentragen gezwungen, zur Entfremdung vom wahren Jakob, zugeschossen mit hohlen Events, ein US-Soziologe hat "Event" mal als "Pseudo-Ereignis" beschrieben, all die Ereignisse, die inszeniert werden, damit überhaupt ein Ereignis da ist --- to find something of real value in life. Um mehr geht's nicht, aber auch nicht um weniger. Und wenn die Menschen da, wo sie dann hingehen, nichts Größeres, Bedeutenderes erwartet als da, wo sie funktionieren müssen, wird es eng. Die Freiheit zum wahren Jakob verteidige ich mir, bis ich in den Stiefeln sterbe, koste es was es wolle, u.a. eine Karriere.
      Abgesehen von alldem… hast Du mich noch nie gelangweilt, und abgesehen davon widerspreche ich energisch Deinem "ich bin nicht halb so schlau wie Du". Mein Ausgangspunkt ist eher der: ich halte mich gegenüber dem, was es zu wissen gibt, für einen Trottel, but the trick, William Potter, is not minding daß man ein Trottel ist, und dann sehen, wie weit man kommt. :)

      Löschen
    134. Ah, Sandor Petöfi - der Name spukt mir durch die Hinterzimmer, seit ich weiß, daß zu den musikalischen Kompositionen Nietzsches, über deren Qualität ich nichts weiß, von Bülow nannte sie "Notzucht an der Euterpe", einige Vertonungen von Gedichten Petöfis zählen. Sehr schön, wie Deine phantastischen Eindrücke von Budapest so ganz anders sind als das schräge Zeug, das die Medien uns zur gnädigen Kenntnisnahme über Ungarn vorlegen. Nietzsche meinte ja, ohne Musik sei das Leben ein Irrtum, und Iggy Pop erzählte mal in einem Interview in den 80ern, wie sehr er osteuropäische Musik liebe, "zum Beispiel der ungarische Staatschor. Ich bin total besessen von diesen wahnsinnig tiefen Melodien, die zerreißen mein Allerinnerstes!"
      Oh Dear. Mir liegt "Braves Mädchen!" auf der Zunge, tatsächlich bin ich aber ehrlich gerührt, daß Du tatsächlich tapfer losgegangen bist und Dir diese drei Filme angesehen hast und es nicht bereust. War schon kurz vor "weh, was tat ich ihr an". :) CARNIVAL OF SOULS, indeed, die Assoziation Catherine Deneuve in REPULSION ist verständlich bei Candace Hilligoss, der ich, überflüssig zu sagen, schon beim ersten Sehen völlig verfallen war. Der ganze Film hat 33.000 Dollar gekostet, can you imagine? Der major stunt, das Auto, das von der Brücke fällt - "They said, 'Yeah, you can do that as long as you replace the rails you knock out'." Kosten für ein neues Brückengeländer in Lecompton, Kansas: 38 Dollar. :) - CAT PEOPLE entstand für das lächerliche Budget von 134.000 Dollar in drei Wochen. Simone Simon: "Either we rehearsed once and we shot twice, or we rehearsed twice and we shot once." Ich verspreche Dir, auf Tourneur und CAT PEOPLE und Irena und Oliver zurückzukommen, ganz bestimmt - wenn ich Zeit finde, das auf Antirat-Format zu bringen. Ich hatte übrigens mal einen Email-Austausch mit Roy Frumkes, der wiederum mit Simone Simon in Kontakt war und sie für ein Interview auch mal in Paris besucht hat. Ich war so dreist, Mr Frumkes zu bitten, ob er Simone Simon drei Fragen zu CAT PEOPLE stellen könnte. Und der machte das tatsächlich! Das war im Feburar 2003, sie verstarb im Februar 2005.

      DEAD OF NIGHT, ja, die Golf-Episode ist die schwächste, aber ich sehe es wie Du, etwas Leichtigkeit zwischendurch im schwindelerregenden, ausweglosen Kreisel, der zweite Weltkrieg ist erst eine Minute vorbei, Horrorfilme waren in England vier Jahre lang verboten. "The mirror you'll see has a memory". :)

      WhiteLightGenerator

      Und NIGHT OF THE DEMON, ja, Heidenschrecken in derselben Szene pour moi, besonders, weil sie so skurril anfängt, und dann umschlägt, aber ich kann gut verstehen, daß der Gänsehautfaktor sich noch erhöht, wenn man als siebenjähriges Mädchen so bös erschreckt wird. :) Karswell ist nach Crowley modelliert, dead sure. Tourneur wollte den Dämon weniger oder gar nicht sichtbar, aber der ist so hypnotisierend unheimlich, die Art, wie er erscheint, mit diesen seltsamen Geräuschen, als würde die Dreidimensionalität selbst in Panik geraten, das ist schon gewaltig und unvergeßlich. "Zunächst hätte ich Holden killen können"… ja, genau, aber Dana Andrews ist dead-on in seinem no bullshit-Skeptizismus… und wenn Du noch jemandem mit I DO NOT BELIEVE-mindset den Hals umdrehen möchtest, try Peter Wyngarde in NIGHT OF THE EAGLE. Hosen bleiben unser Thema. :)

      Löschen
    135. DANKE für THERESE UND ISABELLE! Ich hatte nicht erforscht, was meine Hauptaußerirdische sonst so tat. Sehr hübsch. Radley Metzger, schau an. Der hat danach "Camille 2000" gedreht, eine Art Soft-S/M-Version der Kameliendame und ein Film, von dem ich ein paar stills sah, als ich 15 war oder so, und alle Bilder, die ich seitdem entdeckte, sehen ähnlich faszinierend aus, aber ich traue mich nicht, den Film zu suchen, weil ich fürchte, daß er mich enttäuscht. :) Oh, und MÄDCHEN IN UNIFORM, beide Versionen sind wunderbar, kennst Du auch die mit von Hertha Thiele und Dorothea Wieck? -- "Die Logik des Patriarchats entzog sich schon immer meinem Verständnis", und genau das gehörte zu meinen Thesen im Horror-Komplex… daß viele Horrorfilme sich der Logik des Patriarchats gegenüber weit subversiver zeigen als das "offizielle" Narrativ suggeriert - was zu ihrer Attraktivität beiträgt, sure. [Übrigens ist, The Art of Discipline, "Venus im Pelz" von Sacher-Masoch tatsächlich ein sehr gutes Buch!] "Sure", he said. Ich liebe es, daß Du ständig in diese Anglizismen verfällst, passiert mir auch dauernd, schnöde Mitmenschen, etwa in SPIEGEL-Foren, können damit so rein gar nichts anfangen, oder mokieren sich im immer reaktionärer werdenden Klima (manchmal scheint mir, wir sind wieder kurz vor "Die deutsche Frau schminkt sich nicht") darob, fühlen sich auf den heiligen deutschen Schlips getreten. Ich weiß, daß es nichts mit Angeben- oder Coolseinwollen zu tun hat, sondern völlig natürlich aus Deiner Weigerung kommt, den Kosmos einzuzäunen, wenn die den Alltag nicht mit Monty Python anreichern können oder wollen, tough titty, Pech gehabt. :)
      Bin entzückt, daß wir auch bei Marginalien wie Jennifer Aniston völlig einer Meinung sind. :) Wenn ich mal 5 Minuten irgendwo hängenbleibe mit ihr, mehr wäre unerträglich, finde ich immer verblüffend, wie sehr die Kamera sich anstrengen muß, um ihr irgendwas abzugewinnen, also eigentlich, um sie überhaupt sichtbar zu machen. Brad Pitt sagte ja, er habe sich eigentlich immer nur gelangweilt mit ihr, ich vermute ja, er hat da etwas viel Drastischeres noch in ein Kompliment gewendet. Angelina Jolie ins Herz geschlossen? So muß das. Schon deshalb. :) THE TOURIST fand ich gut, als genau das, was der Film sein wollte, eine Hommage an Hitchcock-Glam. Finde immer wunderbar, wie hundert "Frauen"-Zeitschriften wöchentlich praktisch ihren nahen Tod voraussagen. Sie wirke ja so unglücklich. Warum, weil sie so schlank ist? Weil sie so schön ist? Weil sie jeden Morgen neben Brad Pitt aufwacht? Hartes Schicksal, echt. :)

      Löschen
    136. Bogarde und die Angst und "a million titchy things"… noch die erfahrensten Sänger oder Musiker berichten ja Ähnliches, das Lampenfieber als Purgatorium, aber ohne Fegefeuer geht's nicht zum Heiligsten. "Wo aber Gefahr ist, da wächst das Rettende auch", aber es kommt aus uns selbst.
      Wobei, der Mag. Phil. in mir erinnert sich gerade an die Unterscheidung von "Angst" und "Furcht". Angst ist Monopol des phantasiebegabten Individuums, Furcht ist das, was sich bei konkretem Anlaß einstellt. Über Furchtpotential verfügen Intellektuelle, Nichtintellektuelle, Römer, Karthager, Hunde, Katzen, Ferkel, insbesondere Ferkel aus "Pu der Bär", Angst hingegen entsteht aus der subjektiven Einschätzung einer Situation, und die Intensität der Angst steht in einem undeterminierten Verhältnis zu ihrem Anlaß. Sie steht oft sogar in einem Verhältnis zu keinem Anlaß. Furcht ist daher gegenwartsbezogen, Angst dagegen mehr das Wüten der Zukunft in der Gegenwart. Menschen haben Angst, weil sie über Antizipationskraft verfügen, weil sie die Fähigkeit zur Vorstellung haben, zum Vorwegnehmen von Situationen, weil ihre Phantasie sich ausmalt, was geschehen könnte. Angst ist immer ein Zeichen von Phantasie. Ein feinfühliges, intelligentes Wesen wie Bogarde an diesem Punkt ist also zugleich von tausend möglichen Zukünften geplagt, aber "a million titchy things come flooding in", denke, daß er damit tatsächlich einen psychophysischen Erregungszustand beschreibt, eine Erregung, die stärker ist als die Blockade, weil sie ihm immer auch Wege ins Offene bot, in seinem Fall den Mut, aus diesem Seelen-turmoil einen Charakter zu erschaffen, - als ob die "million titchy things" die Phantasie der Angst entreißen und sie zu den Möglichkeiten transportieren, die den Auserwählten fordern.
      Gee, did that make any sense at all? :)
      Und hast Du LAWRENCE schon gesehen???

      Löschen
  3. Apropos subtle art of decadence und heftig gekürzt: Sah mal wieder "Despair" von RWF. Bogarde hielt ja die Performance dort für seine beste; dennoch, und dafür kann er nichts: ich halte den Streifen, so wie er in die Kinos kam, für furchtbar verschnitten, fast schon für grob verstümmelt. Ich glaube, sie mussten innerhalb weniger Tage knapp eine Stunde Material aus dem bereits fertiggestellten Film nochmal rauskürzen. Ein Jammer, aber so läuft´s halt manchmal.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Und die Durrell-Lektüre, auch von Bogarde inspiriert? :)

      "Despair" nur 1x Ende der 90er gesehen, Filmbibl.-VHS in grausiger Qualität, werde mir also jetzt beide zusammen gönnen, den, den er für seinen besten hielt, und den, den er für seinen infernalischsten hielt. Paßt. Fassbinder wird mir immer mirakulöser, bedenkt man das frenetische Tempo, mit dem er Film auf Film ablieferte. - Blätterte mal wieder in "Snakes And Ladders", Bogardes Buch von 1978, also wohl sehr kurz vor "Despair" beendet; damals schien ihm die Begegnung mit Visconti, und speziell "Tod in Venedig", "at any rate, the culmination of years of work". Daß er dann gerade mit Fassbinder etwas ihm nicht minder Wertvolles erschaffen konnte, fand ich immer durchaus ergreifend, vor dem Hintergrund, daß Bogarde bei der Befreiung von Bergen-Belsen dabei war, eine Erfahrung, die ihn immer begleitet hat.

      Sah kürzlich auch "The Servant" wieder, wo Bogarde ja 10 Tage lang selbst Regie geführt hat, weil Losey sich im kältesten Londoner Winter seit Jahren eine Lungenentzündung zugezogen hatte und das ganze Projekt auf der Kippe stand - "with almost hourly calls to Losey's beside", Losey, der kaum sprechen konnte.
      "I was immeasurably proud, not of myself, ever, but of the crew and cast who so eagerly moved to help a man they greatly respected, almost revered in fact, who lay so despairingly ill and whose super-human efforts and beliefs now seemed to be in jeopardy. It was one of the most extraordinary expressions of loyalty and devotion that I have witnessed in this sometimes tawdry profession; and when he broke the rule, yet again, by staggering back to the Studio far too soon, gaunt, grey, painfully weak, the heartfelt applause which greeted his arrival was deeply moving."

      Eine meiner liebsten Passagen aus "Snakes And Ladders" ist Bogardes Beschreibung der Szene, als Visconti den Nachbau der Essener Krupp-Villa für "Die Verdammten" in den Cinecitta-Studios besichtigt. "In all the years that I had worked in the cinema I had never seen a set like it." Bogarde versteht umgehend, "why we had gone broke". Visconti hat keinen Pfifferling mehr auf der Bank, er inspiziert also die "Villa", tappt einmal mit dem Fuß auf den Teppichboden (Teppichboden überall), schüttelt sanft den Kopf und sagt: "No."
      "In appalled horror his designers and assistants and production staff, trailing behind him as if he was indeed an Emperor, implored him to explain. It was very simple. There was a muffled sound through the villa… no sound of feet clacking on polished wood, no sense of urgency would be heard, hurrying feet, running feet, frightened feet, stealthy feet. It was ruin to the atmosphere, it must be relaid, immediately, with wood: parquet flooring, polished, shining, cold. The floor must play the music of fear.
      It did. It took six men five days to rip up and relay, in oak and beech wood blocks, the two floors and staircase of the house."

      Für das Geld, das allein der Boden und die Blumen in der Villa kosteten, hätten Losey und er, schreibt Bogarde, "King and Country" zweimal machen können. - "No." :)

      Löschen
    2. Stieß schon vor Jahren eher zufällig auf Durrells doch ziemlich illustre Lebensgeschichte, allein, es traf sich nie, dass ich mir mal ein Buch von ihm vorgenommen hätte. Hier bei uns um die Ecke gibt’s eine „English Readery“ mit schöner Auslage; bin garantiert 500 Mal daran vorbeigelatscht, nicht ohne jedesmal einen Blick auf die Alexandria-Romane zu werfen. Aber irgendwie hatte ich immer einen irrsinnigen (irrationalen) Respekt davor, eine Stimme sagte immer, nee, lies genau das Zeug lieber auf Deutsch, sonst wird's zu langwierig; und dann gab’s das wieder eine zeitlang nicht, und dann hab ich's unterderhand wieder vergessen, usw. Aber jetzt bei Amazon bestellt, gebrauchtes Sammelexemplar aller vier Romane. Warte nur noch auf einen passenden time slot, dann leg ich los. Ja stimmt, zugegeben, auch von einigen Wortmeldungen Deinerseits bzgl Bogarde und Nebenaspekten inspiriert. :)
      Hab mir nochwas Verrücktes bestellt, und zwar – festhalten – Peter Watkins' Fernsehfilm über Edvard Munch von 1974. Norwegisch-schwedische Produktion, dreieinhalb Stunden, ungekürzt. Heute mit der Post gekommen. Mit jeder Minute, in der ich im fantastischen DVD-Booklet lese, wächst sich der Verdacht langsam zur Gewissheit aus, dass das Ding für mich zum visuellen Bacchanal werden könnte, sotosay.
      Zu Bogarde, Losey, RWF, Andrea Ferréol später hoffentlich mehr. Glaube, Losey wollten wir eh schon seit Jahren mal durchkauen. Aber man kommt ja zu nichts. Danke für Berger, Visconti … Fresse, ist das alles wieder 'ne Aufregung.
      Gruß, Mann.

      Löschen
    3. Oha, das sieht phantastisch aus (Munch). Beglückwünsche Dich zu dem Fund! Und es erinnerte mich daran, daß es 1985 mal die in den 70ern gedrehten Fernsehfilme von Roberto Rossellini über diverse Philosophen im deutschen TV gab. Müßte also Synchronfassungen geben, gegeben haben, wahrscheinlich längst in den Archiven zerschmolzen. Fand die Filme über Pascal und Descartes besonders faszinierend, und entdeckte gerade, daß Pascal von dem Mann gespielt wurde, der mir damals unbekannt war, der mir aber zu Innova-Zeiten in einer Pariser rue auf den Fuß trat. Und sich charmant entschuldigte. Pierre Arditi. Dz. :)
      Puh, ja, Bowie sagte mal, daß der Mensch schlafen muß, empfinde er als Skandal. :)

      Löschen
  4. Jener Pierre Arditi, der den Bischof in Don't Look Now spielte? - Verflixt, man sollte Daphne-du-Maurier-Stories schreiben ... drei am Tag. Nichts anderes. :)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hast Du mir jetzt einen Schrecken eingejagt, aber das war Massimo Serato. Puh. :)

      For the sake of it, hier noch was aus Bogardes "Cleared for Take-Off".

      "I suppose it is fair to say that I was terrified by the opportunity Visconti had offered me. I knew that I was considered by the trade, and in the salons, as far too young. Even though I was teetering on the edge (the very edge) of fifty, I didn't much look like it, and there was no dialogue to deal with, to flesh out the exceptionally complex character of von Aschenbach. Thomas Mann didn't go in for a great deal of chatter in his characters. But every time I had ever asked Visconti for a meeting to discuss the character and how he wished me to play him, he raised one glacial eyebrow and asked how many times I had read the book. When I said about twenty, he advised another twenty."

      "I never got nearer than that, and we never spoke about anything all through the film. Once or twice (never more) he would murmur (to me, no one else) 'encora' and we just went all over again. Without explanation, just a slight nod to the camera. It was so seldom that it surprised the crew as much as it surprised me, but I was happy because I was quite aware that somewhere I had offended my own taste. I felt somehow that I was doing what Visconti wanted."

      "I hated who he [Aschenbach] was, his intelligence terrified me. It was not mine. I was simply the vessel used to carry him into life. I had no choice but to let him dictate the way we went. I was intellectually incapable of fighting him. It was the oddest, most fearful experience. I turned into someone else altogether."

      Löschen
    2. Und dennoch - oder gerade deswegen - hat man immer Bogarde vor Augen, wenn man an die Novelle denkt, wenn man nur den Buchrücken im Regal sieht. Und nichts gegen James Mason, aber Bogarde wäre die Idealbesetzung für Nabokovs Humbert Humbert im Kubrickfilm gewesen.

      Löschen
    3. Vermute, daß Bogarde im letzten Absatz auch ein wenig Versteckspiel betreibt.
      Bogarde in "Lolita"? God, yes. Möglich aber, daß gerade der slightly biedere Charme Masons die Sache 1962 in Balance hielt. Bogardes Blick auf Sue Lyon - more menacing, - hätte vermutlich noch ganz andere Abgründe evoziert. Faszinierende Idee aber. Schade, daß Du Deinen Einfluß auf Kubrick nicht mehr geltend machen kannst. :)

      Löschen