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Sonntag, 30. November 2014

Adventskalender 2014 (1)














Guten Morgen allerseits. Ich freue mich sehr, wieder auf Ihrem wundervollen Block zu Gast sein zu dürfen, Monsieur, und beginne also mit unserem längst traditionellen Adventskalender.

Es war kein einfaches Jahr, 2014, das Saturnjahr. Es brachte mir und vielen anderen unerwartete Überraschungen, die nicht immer angenehm, manchmal sogar schrecklich waren. Deshalb ein kurzes Innehalten für die, denen es nicht so gut ergangen ist in diesem Jahr. Das Unfassbare lässt sich eigentlich nur dadurch aushalten, dass weise Menschen weiterhin die Hoffnung verbreiten, dass das Böse irgendwann immer beginnt, sich selbst zu bekämpfen.

Stevie Wonder - Saturn




 

Trotzdem sind wir hier, safe and sound, und dürfen uns auf gute drei Wochen voller Überraschungen und Liebgewordenem freuen. Wie schön!

Das erste Türchen wird Sie vielleicht überraschen, Dear, denn ich lernte dieses Jahr einen Song der Stones kennen, den ich ganz unerwartet vom ersten Moment an mochte. Pure Lebensfreude darin. Und da ich weiß, was die Stones Ihnen sind und weil ich schon lange den Beginn unseres Adventskalenders erwartet habe, scheint er in jeder Hinsicht passend, den diesjährigen Spaß zu beginnen:

Tür 1
















Welcome back auf dem Adventskalenderistischen Block, Dear. Es ist einiges an Zeit vergangen, seit Sie kurz hineinsneakten auf dem hiesigen Zauberberg - wiewohl Zeit auf Zauberbergen ja genuin anders zu vergehen beliebt, und wie heißt es in Teil 3 der 82er-Verfilmung über Hans Castorp: "Er wußte nun allen Ernstes und dauernd nicht mehr, wie alt er war." Safe and sound as can be, vergessen wir nicht, dunklen Wolken silver linings zu verordnen. Schließlich: -> Mein Gott, Joachim.

Ah, es war ein Saturnjahr? Fällt uns, den Begleitern bestechender Capricornissen, wohl nicht so auf. :) Stevie Wonders Saturn käme wie gerufen unter dem Eindruck, daß weite Teile der Welt jetzt vollends den Verstand verlieren. Erdmann hier, ich melde mich aus dem Schutzbunker! Evolution, wie wir sie kannten, ist offenbar ausgetauscht gegen Invasion of the Body Snatchers oder sowas! Im Schein der Atzventzkrantzkätzn (wie man im Revier sagt) muß ich das schändliche Geständnis machen, "Songs In The Key Of Life" nur einmal im Leben gehört zu haben. Das allerdings in tiefverschneitem Winter, bei einem Freund, bevor ich mit einem anderen Freund zwei Kilometer nach Idletown stapfte, und wir es sturztrunken unfaßbar lustig fanden, in allen Vorgärten die Elektrokerzen an den Weihnachtsbäumen auszudrehen und dabei ständig übereinanderzufallen wie drei Männer im Schnee. Also, obwohl wir nur zwei waren. Hm. 

"Waiting On A Friend"! :) Top, wie Richards und Wood sich als Masters of Behämmert Cool Männer-im-Schnee-mäßig kaum auf den Beinen halten können. :) Sehr schön. Und sehr entzückend, daß Sie den Reigen damit beginnen. Bemerkenswert, was Richards 2007 sagte: "No matter what anybody else is saying about you - you're fantastic or whatever - you're always saying to yourself, I'm inadequate. I'm just this mere shell. But you fill the shell up, you know? And I kind of feel like I'm half full." 

Durchaus unüberraschend, was Sie in Türchen 2 finden: erstens die Hommage an "He is clueing for looks" und die Trunkenheit des Jahres. Hübsch die zugleich erschütterten und selbstironischen Kommentare vieler Cumberbitches, als der Herr seine forthcoming marriage mit Sophie Hunter in der Times annoncierte, like: "No! They spelled my name wrong!" :)









Und darum zweitens Ihr wahrer Gemahl, der im Film nicht nur kundtut, mehr Mahlzeiten mit Nick Cave eingenommen zu haben als mit Ihnen, der auch, sofern im Bild, mit gewohnt souveräner Unberechenbarkeit agiert throughout. Verrate schon mal: kurz, nachdem Nick mit dem Zeugs auf dem Teller, das Ellis zubereitet hat, nicht viel anfangen kann ("Ich stell das mal weg"), folgt die wundersame Geschichte, die zur Gründung des Museum of Important Shit geführt hat. Hope you can see it soon. There was a Nick Cave song, am Anfang meines wahren Lebens, and quite likely there'll be one at the very end of it. 

















Oh ja, ich sneakte wohl so im allerfrühesten Frühjahr? Das ist Jahre her! Andererseits auch nicht. Und Zeit ist so subjektiv. Ja, natürlich ist das Leben schön. Meistens. :) Stevie Wonders Einmaligkeit zu gestehen ist kein Problem für mich. Ich suchte gezielt nach einem Saturn-Song und dieses war der beste Treffer, unerwartet gut auch für mich. Atzventz? :) Schön ja auch "Tzsychologie". Sie fielen übereinander und drehten die Kerzen aus!? Welch ein Streich! :) Klingt hochamüsant! Erinnert mich an eine Sommernacht in Barstown, ein ungemein spießiges Örtchen am östlichen Stadtrand, in der meine damalige Beste und ich in schwarzen Kleidern und barfuß durch die Gärten turnten und Rosen klauten. Mit diesen schossen wir unglaublich schlechte Fotos als Leichen auf Rosen gebettet. Hab davon - thank God - keine Kopien mehr. Aber lustich wars.

Ah, die Stagnight! So grandios! Steht übrigens genau als nächstes auf meiner Liste für diesen Kalender. "Am I a woman?" :) Das Jahr fing für uns ja mit Sherlock 3 an. War das aufregend! Kurz mal britischer Bürger für einen Abend werden und schon schaut man BBC und freut sich unfassbar. Um mal gleich die konsequente Line zu my husband Warren zu ziehen, hier noch mal eine Huldigung des Moustache.

I don't shave for Sherlock Holmes.








Gerüchteweise erwarten die Cumberbitches wohl nun ein Cumberbaby. Nun ja, fragte mich auch schon, warum dieses ganze Verlobungszeug!? Wenngleich er es gewohnt elegant gelöst hat mit der Anzeige in der Times. :)

Der Grund, warum ich kurz auf den Zauberberg sneakte, war Maximo Park, nein? Dieses Jahr schenkten sie uns einen ihrer besten Songs. Auch von denen, die noch kommen.

Tür 3






















Ja, da sneakten Sie, es februarte wohl noch. Beautiful Mary tribute. Für Series 4 ja tragedy angekündigt, einer dieser Tzsychotricks von Gatiss, Vermutung akut, daß es um Mary gehen wird. Keine Kopien mehr der SchwarzeKleideraufRosen-Fotos? Ah, too bad. Zur Strafe müssen Sie unablässig Alain Delon anstarren.






Hrhr, Watsons Moustache, so hilarious. :) Series 3 kostete die eigene Virtuosität schon ziemlich gnadenlos aus, utterly brilliant, vermute aber, daß Series 4 wieder slightly more back to basics gehen wird. :) - Thanks so much for "Leave This Island". Kann es nicht allzu oft sehen, Allmächtiger. Breaks my heart. Beide Geschichten zusammen, the one we hear & the one we see, almost too much for me.

Tür 4: "Die tödlichen Geständnisse der Musik" (Rilke) von MMXIV. Der lavendelfarbene Nebel der Dum Dum Girls auf "Too True", süße Melancholie auf hohen Absätzen. Das geradezu unheimlich makellose Psych Revival der Temples, "Sun Structures", komplett mit spintisierender Acidhead-Poesie. Maximo Park, "Too Much Information", courtesy of Cured Catherine on Magic Mountain. Der Werner Herzog-Film unter den Platten, "To Be Kind" von den Swans. Jaz Colemans Symphony No. 2, accompanying -> Letters from Cythera.

Jack Whites Angepißtsein in Blauschwarz, die Dramaturgie auf "Lazaretto", wo er dem Sweetheart, das leider immer zwei blitzende Klingen in den Händen hat, mit dem Trotz einer derangierten Krähe begegnet, aber wo sonst sitzt im wilden Durcheinander alles so auf den Punkt. "Pe'ahi" von den Raveonettes mit Themen wie Nahtoderfahrung unter Wasser und der unerwartete Tod von Sune Rose Wagners Vater (on Christmas Eve), die unwiderstehliche Musik mit Lyrics, die man nie mehr vergißt - "I never met my dad in a loving dream / Smiling in the moonless night / One time I saw my dad fuck a redhead whore / ... / Are you gonna leave me / Are you now / ..."

And then, "Phantom Radio / No Bells On Sunday" von Mark Lanegan und "Further / Deeper" von The Church. "Further / Deeper" gibt es hier noch gar nicht (oder nur als Import), habe sie im Churchshop bestellt, die zweite Post, die ich jemals aus Australien bekam. Die erste war auch von The Church. :)  

Müssen die erste Platte ohne Marty Willson-Piper machen (lebt in Schweden und antwortete einfach nicht mehr), und produzieren, Ian Haug neu in der Band, so ein Zauberkünstlerstück. 
 
Wie immer schicken sie dich in ein Labyrinth, für das nur du den Faden hast, und das Mysterium endet mit "Miami". "I'm moving back to Miami". Die ödeste Zeile, mit der man einen Song beginnen kann, aber da Steve Kilbey hier die Texte schreibt, gelangen wir schnell ins aurale Äquivalent eines rätselhaften Films. Der Erzähler scheint eine Verflossene überreden zu wollen, ihm nachzukommen, zu "my place by the sea... I think Humphrey Bogart stayed there in 1943. He was joined by Janet Leigh, Babe." Beunruhigende Andeutungen in den Zeilen: "It's easier for you / Asleep in the darkness / After what you went through". Als es dann plötzlich weitergeht mit "I don't think I mentioned I met someone else", "She was better than both of us", wird das Narrativ unscharf, Zeitebenen verschieben sich, "Whatever I say, it has escaped me", die Frau, für die er das Geld für ein "first class on BOAC"-Flugticket auftreiben will, ist wahrscheinlich lange tot: "I think of you cold / I think of you still / I think of you living / Your ziggurat on a hill / The gardens were moving / Like waves on a shore / My head always aching / My eyes always sore". Und dieser Moment, als der Bewußtseinsstrom in a confused mind, in dem die Erinnerungsfragmente, die Geister der Vergangenheit durcheinanderwirbeln, vielleicht selbst a dead man's dream, "Swimming pool heat / Some weather door slammed / A car started up / Frequencies jammed", einfach nur noch sinnlos insistiert "Miami, Miami", wie ein Ruf ins Jenseits, oder aus dem Jenseits, keine Zeile könnte an dieser Stelle wirkungsvoller sein, it totally thrills me, it's fucking genius.






Lanegan: hat schon bei "Blues Funeral" erklärt: "I was listening to a lot of Kraftwerk, Cluster, Harmonia, a lot of the krautrock stuff". Auf neuer LP & EP hat er diese Liebe noch dezidierter ausgelebt. "Waltzing In Blue" haunted me. Something else, something strange, ätherisch, Lanegans Chor mit sich selbst erinnerte mich an irgend etwas Fernes, weit Entferntes. Then I got it. Dieses Eindringliche, Gebethafte der Musik, die Florian Fricke mit Popol Vuh für Werner Herzog-Filme schuf. "Waltzing In Blue" erinnert mich an Popol Vuh.






Just as deep: "Torn Red Heart". Atmosphere.



















DIE Strafe nehme ich gern an. :)

Da haben Sie recht, ich kann das "Leave This Island" Filmchen auch nicht so oft sehen. So rührend. Wussten Sie, dass Mr. Paul Smith gern mal ein paar Kilometer joggt (so 20), bevor er mit seiner eigentlichen Arbeit beginnt? So viel Energie.

Ja, die Vermutung, dass Mary die nächste Staffel nicht überlebt, kursiert überall. Meistens schlagen Sir Gatiss und Mr. Moffat dann ja doch ein noch viel genialeres Schnippchen. :)

Whoa! Komme ja schon jetzt kaum noch mit. Was Sie da raushauen! The Church UND Mr. Lanegan gleich! Habe die Church-Jungs ja erst durch "Aljoscha" kennengelernt. Das Musikjahr scheint ja eine Sternstunde nach der anderen bei Ihnen abgeliefert zu haben! Kenne zwar fast nichts davon, aber wie gesagt, freue mich sehr über Ihre Freude, die durch die Beschreibungen nur so strömt. Lanegan / Popol Vuh erinnern mich an den Soundtrack zu "New Moon", der genauso atmosphärisch und sinnlich daher kam und das Beste an der ganzen Twilight-Sache war und ist.






Dafür bekommen Sie nun in Türchen Nr. 5 und auch zum Nikoläuschen meine persönliche Sternstunde des Jahres. Schon im Sommer begegnete mir auf FB einmal ein Video, in dem eine schwarze Dame zu wunderschöner Musik tanzte. Kalt, schwarz und tief. Man konnte nicht sagen, ob es ein altes Ding aus den 80ern oder frühen 90ern ist oder vielleicht ganz neu? Ich hatte es dann aber im Trubel schon wieder vergessen, bis ich vor zwei Wochen oder so wieder über ein Video mit der Dame stolperte und diesmal direkt in die Szene rein, durch ein Zeit- und Raumloch mitgerissen wurde nach Newcastle (again!) und in die Tiefen des Cold Wave der 80er, neu belebt durch die unglaubliche Larissa Iceglass und den genauso unglaublichen William Maybelline und ihre Liebe zueinander, die durch "Northern Lights" direkt zu unseren Herzen und Seelen zu sprechen scheint. Lebanon Hanover lösen hier in diesem Haushalt seit zwei Wochen Hysterie aus, den Wunsch so auszusehen, so zu sein, so zu fühlen, so zu leben wie die zwei. Die Texte sind einfach und klar, ein bisschen avantgardistisch zum Teil sogar, und so wunderbar. In dem "Sadness Is Rebellion" Video sieht man auf dem Foto einen mittelalterlichen Friedhof an einer Küste. Habe einen späten Abend damit verbracht, herauszufinden, wo das ist und es schließlich gefunden. Tynemouth Castle, eine Ruine an der Küste vor Newcastle. Man kann dort auf Google Maps / Streetview "herumlaufen". I love it.

Tür 5

Lebanon Hanover






Dance with me the gallowdance as disorientated as you can











                             


















Oh, what can I say... Black Rebel Motorcycle Club. Daß sie mit "Done All Wrong" auf diesem Adventskalender erscheinen, verleiht "Twilight" endlich eine Existenzberechtigung. :) Like you said, 2014 wasn't easy. Auch für -> diese ewig gebeutelte Band nicht.

Im Oktober machte Leah Shapiro auf fb öffentlich, daß sie sich einer Hirnoperation unterziehen müsse. Es gab fast umgehend eine online funding campaign, um die Kosten für die Operation und die months of recovery aufbringen zu können. "Pass the Helmet for Leah" brachte in einem Monat 33.000 Dollar zusammen. Die Operation ist wohl gut verlaufen, aber die schwere Zeit beginnt womöglich erst.

Nick Cave wurde zur Premiere von "20.000 Days on Earth" gefragt, "Any music documentary that you admire, Nick?", und er antwortete: "One we all like is Led Zeppelin's The Song Remains the Same. Even though it's embarrassing on some level to watch that documentary it comes from a period where rock stars were not only viewed as gods but they viewed themselves as gods. This sadly is not the case any more. With the internet everybody's a god – or nobody's a god, it's difficult to work out. But there was an aspiration of this band that they were something immortal and larger than life. The period that I grew up through, my heroes like David Bowie and Bryan Ferry were very much up in the stratosphere. Sadly the democratisation of the art world but especially the music world has pulled these people down. And now we have a kind of level playing ground of mediocrity." 

My view is quite the same, und ich weiß immer nicht, ob ich Bilder von Captain Sensible beim Haarebleichen wirklich sehen will. Takes the mystery out of life. :) Aber Dinge wie "Pass the Helmet for Leah" machen diese neue Nähe zwischen Künstlern, Musikern, und denen, die sie lieben, wertvoll. The Church haben "Further / Deeper" aufnehmen können, weil jemand, der seit Dekaden Fan der Band ist, gesagt hat: hier ist das Geld, fangt an. Sie haben auch einen lawyer jetzt, der umsonst für sie arbeitet, aus Verehrung für ihre Musik. Bei Peter Murphy gibt es eine ähnliche Geschichte für "Ninth". That's just great, das Entstehen solcher Netzwerke, die denen, die es schon lang verdienen, beistehen. Macht einen glücklich, das zu sehen. 

Lebanon Hanover, genausogut wie ihre Musik gefällt mir ihre attitude, hab das Peek-a-Boo-Interview gelesen, "We live in a completely different way from everyone else". Der wahre Luxus ist Zeit, nicht Geld. Ich unterstütze die Hysterie in Ihrem Haushalt natürlich. Wenn mehr Frauen so aussehen wollen wie Larissa Iceglass im "Gallowdance"-Video, wer wäre ich, Einspruch zu erheben? :) Sie haben nur einen Abend gebraucht, um den Friedhof zu lokalisieren? Splendid, Watson. :)

Dann begeben wir uns durch Türchen 6 doch auf einen anderen Friedhof. :) Wir verbrachten einen wunderbaren Tag in Wien, this summer, Exkurs mit dem Bus von Bratislava aus. Stiegen hinab in die -> Michaelergruft, standen da, wo Sisi bei ihrer Hochzeit zitterte, und ich suchte auch die Fassade des Steffl ab nach Spuren der Kollision des von meinem trunkenen Vater entfesselten Würschtlwagens mit dem Nationalheiligtum. :) Der Tag reichte nur für einen winzigen konzentrischen Kreis, aber alles atmete wienerische Besonderheit, hopefully we'll be back. Dafür, daß ältere Damen uns mehr Weihrauchsorten in ein Packerl tun, und hierfür of course. Method Acting Tourism. :)






Die berühmte Musik von Anton Karas spielte gar Iggy Pop in seiner BBC Radio 6 Music Show "Here come the Germans". And Austrians. :)






Im Nikolausstiefelchen der in Wien geborene, von mir sehr geschätzte Philosoph Robert Pfaller, der über das Paranoischwerden der Vernunft referiert, über die excessive, panische, destruktive Verabsolutierung teilvernünftiger Prinzipien. "Lieber einmal gebombt als tausende Male erniedrigt." Oha. :)






Und der wohl engelhafteste Schneeballwurf der Filmgeschichte. :)





















Kommunistische Entwicklung, behauptet Slavoj Zizek: Diese online funding campaigns sind eine gute Sache. Schön, dass Ms. Shapiro sich in recovery befindet. Solche Fälle geben Hoffnung, dass Lösungen gefunden werden, die man so noch nicht erwartet hatte, als man virtuelle soziale Netzwerke kritisch sah und gar nicht wissen wollte, was Menschen zu Mittag zu fotografieren für nötig hielten. Herr Pfaller hat da ja recht provokante Thesen. Recht so, meine Herren.


Mr. Zizek hat die Nase voll.


-> Disposable Life. Slavoj Zizek.



Ich verbrachte vor ungefähr 128 Jahren mal 10 Tage in Wien mit dem Thema "Tod und Sterben im fin die siècle". Stand damals zitternd in der Kapuzinergruft, aber eher, weil es draußen 35° hatte und da unten 25 weniger. Es gibt soviel zu sehen in Wien, dass man eigentlich ein Jahr dort verbringen könnte. Wanderte natürlich auch damals schon ehrfürchtig in die Berggasse und durchmaß die heiligen Hallen der Psychoanalyse. Das Originalsofa wäre im kommenden März eines der vielen Ziele in London gewesen, die aktuellen Ereignisse verschieben den längeren Aufenthalt dort aber auf Oktober, probably. Schön, dass Ihnen die Besonderheit Wiens in der kurzen Zeit zu Bewußtsein kam, aber daran käme man in 10 Minuten nicht vorbei. Ja, bittschön, fahrens wieder hiiien. Method acting tourism auf dem Wiener Zentralfriedhof - mei, des wär halt ganz was B'sonders. :)






In Tür 7 muss ich nochmal zurück zum aktuellen, sinngebenden Lebensinhalt. Lebanon Hanover werden nicht nur masslos bewundert, sie sprechen natürlich auch vorhandenes Seelenmaterial an und uns aus dem Herzen. Man teilt Farbvorlieben, Make-up Firmen und mag dieselben Städte.
Naja, Holmes, ein bisschen deduzierte ich, ein bisschen half Freund Zufall, die Stätte des Wirkens zu finden. Ms. Iceglass ist allerdings Berlinerin. Man residiert inzwischen in London. Im Mai gab es eine kleine Europatour. :) Ein feines Filmchen verdeutlicht die vermutete Seelenverwandtschaft.






No one likes each other in the 21. century.






















Kann stundenlang zuhören, wenn Mr. Zizek schnaufend die Nase voll hat. Disposable life, "And don't be surprised when we destroy all of it", sang Manson in "Disposable Teens", left out people, left out states, zu den sozialdestruktiven Globalisierungseffekten gehört ja auch längst Privatisierung von Außenpolitik, vgl. Ukraine, Zizeks Gegenaufruf scheint zu sein: mehr Eroberung des Nutzlosen. Things that serve nothing. Letztlich dann doch, wenn teilkommunistische Subkulturen daraus entstehen. Im poetischen Modus bleibt die Maxime: in die Leere hineinsingen. 

"Avalanche" could be my favourite so far, fand übrigens auch das "I Believe You Can Survive"-Video schön. Auf der Straße nach Prag, die Glücklichen. :) Fein, daß sie auf ihrer Europatour auch nach Bratislava kamen, könnte ihnen für nächstes Mal ein hübsches kleines Hotel dort ohne Mauer vor dem Fenster empfehlen. :) Der Subclub, wo sie spielten, befindet sich quasi unter der Burg, zum Club gelangt man -> über einen versteckten Schotterparkplatz, über den wir wanderten auf unserer Mission, den noch versteckteren Jüdischen Friedhof von Bratislava ausfindig zu machen. 
"Gibst du mir Wasser, geb ich dir Sand", slightly different it is, aber wie erstaunlich, daß das noch jemand kennt. :) -> Eine meiner Milliarden verkaufter Vinylplatten

Oh ja, die Berggasse, natürlich, unbedingt, Besuch bei Freud, danke vielmals für den ersten Eindruck! In der Kapuzinergruft waren wir auch. Faszinierend der Kontrast, dieser ausladende barocke Prunk des schiffsgroßen Doppelsarkophags von Maria Theresia und Franz, und davor der Sarkophag des aufklärerischen Joseph II. in seiner demonstrativen Schlichtheit. "Zuviele Noten!" :) "I don't know Johnny Rotten but I'm sure he puts as much blood and sweat into what he does as Sigmund Freud did." En passant eins meiner Lieblingsinterviews aller Zeiten, -> Iggy Pop bei einem Mr. Gzowski im März 1977. "The brilliant music of a genius. Myself." Sein Blick ins Publikum danach. The Idiot, the most beautiful creature of 1977, so full of pain still, das ganze Interview geht vor die Hunde, viel zu verwirrend für Gzowski und Anwesende, Iggys Wahrhaftigkeit in dieser Betretenheit, einfach großartig. 

Jetzt aber Türchen 8. :) In dem wir uns kurz verneigen. Dietmar Schönherr war natürlich immer Commander Cliff Allister McLane, Held meiner Kindheit, aber er war natürlich so viel mehr. Deutsche Stimme von James Dean. Scheute sich nicht, Reagan ein Arschloch zu nennen. Saß auf der Straße, um Pershing II-Stellungen in Mutlangen zu verhindern. Sein Engagement in Nicaragua. A great man he was, und seit ich denken kann, konnte man ihn nicht denken ohne sie.







Im letztjährigen Adventskalender bemerkten Sie: "Mag ja auch Joachim Fuchsberger sehr in seinen früheren Filmen. Den jüngeren, doch immer schon irgendwie auch älteren." 
Er verstarb am Tag unserer Rückkehr, am 11. September, wir hatten die Nachricht schon auf dem Berliner HBF aufgeschnappt, late at night we turned on the TV und es lief "Neues vom Wixxer". Had never seen it. Beschloß dann, mir die DVD zuzulegen. Als kleine Würdigung. Kein Held meiner Kindheit, aber ich beneidete ihn, weil er immer mit Karin Dor zugange war, and I had such a crush on her.






Er war irgendwie immer da. Als für die Olympiade in München ein Farbfernseher ins Haus kam, war es seine Stimme als Stadionsprecher, die diese damals überwältigenden Bilder begleitete. Was ich natürlich auch nicht wußte: der ganze Film ist in Prag gedreht. Also, "Neues vom Wixxer". Wir kamen aus Prag zurück und sahen plötzlich den Olsany Friedhof und das "Marylebone Workhouse" aus "From Hell", Plätze, die kaum ein Pragtourist kennt, und die wir schon jeweils 2x besuchten. Außerdem, there's Madness in it, die Band. Außerdem machen Kalkofe & Rütten SchleFaZ. Und überhaupt ist der Film auf bescheuerte Weise charmant. Also: bitte. :)






And finally, Reverenz an Seelenverwandtschaften und das gegenseitige Ansprechen vorhandenen Seelenmaterials und an das, was der Filmtitel behauptet - sahen ihn im Januar und danach schrieb ich wem:

"References all over the place. I'm biased cause my theory is keep the camera on Tilda Swinton's face for 2 hours and you have a good movie. But damn watch her *walk* in 'Only Lovers Left Alive'. Brilliant movie and you'll love it even more when you feel there's too much zombiefication, uglification, infantilization and dumbing down around. And, ah, let me put it like this, that you need to build a confederation with all the beauty from past centuries against modern day stupidity. But you'll love it even more also when you love Jack White. Or Black Rebel Motorcycle Club. Or 'Infinite Jest'. Or if you ever wondered about Shakespeare not being Shakespeare at all. You'll love it when you hate bad vampire movies. When you believe in an aristocracy of vampires. You'll love it, most of all, when you love."