Ich
habe für eine Handvoll Euro einen Plattenspieler und dazu nun auch endlich die
Charlotte Sometimes Maxi für noch eine Handvoll ersteigert. Es knistert und
klingt nun ganz besonders curig in meinen vier Wänden – herrlich!
Zusammensammlung aller fehlenden Platten wird folgen müssen. Auch schön: die
guten alten Cover.
"Ungeduld des Herzens"? Hmhm, und wie hieß noch mal dieses Südstaaten-Nordstaaten-Epos mit Patrick Swayze, so ein Mehrteiler, den man sich immer wieder ansehen kann? Ihr Good–Old-Europe–Monopoly ist ja eine grandiose Idee!! Sollten Sie sich patentieren lassen. Obwohl - auf sowas kommt ja sonst niemand.
Ich lese grad das neue Werk von Zafón, "Das Spiel des Engels". Dachte schon, es sei nur ein schnell zusammengehauener Nachfolgeabklatsch von "Schatten des Windes", Verdacht bestätigt sich bisher nicht.
>Darf ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten?< >Auch zwei. Und eine Bibel. Eine handliche, wenn möglich.< >Das dürfte kein Problem sein. Dalmau?< Ein Angestellter eilte herbei. >Dalmau, der liebe Martín benötigt eine Bibelausgabe nicht dekorativer, sondern lesbarer Natur. Ich denke an Torres Amat, 1825. Was meinen Sie?< Eine der Besonderheiten von Barcelós Buchhandlung war, dass hier von den Büchern wie von edlen Weinen gesprochen wurde – samt Bouquet, Aroma, Konsistenz und Jahrgang. >Vortreffliche Wahl, Senor Barceló, obwohl ich eher zur aktualisierten, duchgesehenen Ausgabe neige.< >1860?< >1893.< >Natürlich. Stattgegeben. Packen Sie sie dem lieben Martín ein, geht auf Kosten des Hauses.<
Sehen wir mal, was heute in Ihrem Adventskalender ist: ah ja, Weihnachten ist ja auch die Zeit der charmanten Charmeure der 50er.
Wackeln im Sturm! Lief mal vor dem Karton mit den wie Flüchtlingen sich zusammendrängenden Dingen, die keine Heimat mehr hatten. Lesley-Anne Down und "The Joshua Tree" gehören für mich auch untrennbar zusammen, die John Locke'schen Ideenverbindungen halt.
Plattenspieler, schick! Ich hab meinen auch noch, allerdings nur noch drei Singles aus den 60ern, zwei von Francoise Hardy und eine von Michel Polnareff, die wir mal bei einem Pariser Bouquinisten erwarben, der genauso aussah wie der jüngere Bruder von Michel Polnareff zu "La Poupee qui fait non"-Zeiten. Die Cover allein sind göttlich. Die erste LP, die ich erwarb, war übrigens "Sticky Fingers", die stellte ich immer auf die Tastatur eines 100-Mark-Klaviers. Das hatte hübsche Beine und ich hab mir später ein Regal aus denen gebastelt.
Bin schon puddingweich gekocht, ersinne Strategien für Weihnachtsbaumanschaffungsüberredung, will James Stewart mit Donna Reed und fürchtete vorhin schon, hierfür mit Pfeffernüssen vom letzten Jahr beworfen zu werden, aber wie kann man dem widerstehen? Raveonettes, Christmas Song.
Hah, Wackeln im Sturm, ja! Kirstie Alley als zickige Virgilia und diese puppige Blonde als Liebchengegenspielerin – zu schön. Und Madeline im Rotsamtenen an der Kirchenruine auf Orry wartend. Die Dinge, die sich "zusammendrängen wie Flüchtlinge", ein weiteres eindrucksvolles Bild aus Ihrem Hauptwerk. Ebenso wie die Worte: "Ich werde nicht mehr schön sein..." zusammengefasst ja auch in dem B-Seiten Stück von den Sisters "I don't exist when you don't see me, I don't exist when you're not here".
Sie bauten das Sticky Fingers-Klavier zum Regal um? Sehr schön. Ich verwarf die Idee, Klavier spielen zu wollen, während ich unter dem Wohnzimmertisch auf dem Teppich liegend meinem virtuos in die Tasten hauenden Bruder lauschte. Da hatte ich keine Chance. Nicht, dass ich es nicht versucht hätte, aber die Punkte und Striche auf den Zeilen blieben mir ein Rätsel und langweilten mich nur, während die Buchstaben in den Büchern aufgeregt riefen und winkten, bis ich mich ihnen wieder zuwandte. Heute morgen klaute ich mir drei Stunden und las Zafón aus. Urteil kommt noch. Auf die 50er kommen wir noch zurück, für heute - Advent, Tag 2: ein großartiger Song, - makes me dance - und ein gutes Video mit einer STORY, nämlich einem MÄDCHEN in einem KLEID und ihren rotzcharmanten RETTERN.
Mädchen-Kleid-rotzcharmante Retter ist eine klasse Geschichte. Zum Regal, ja. Meine Mutter fand, es nehme nur Platz weg, nahm eine Axt und zerlegte es für den Sperrmüll. Unfaßbar, aber sie war immer eine unerschrockene Frau. Die Beine rettete ich, jetzt steht mein Selbstbau im bordellroten Korridor. Apropos Architektur, ich sagte ja schon, daß ich auf Ihr Urteil Häuser baue, muß mir dann nur noch einen Platz zum Zafón-Lesen suchen. "Assez, Christian!" (Thomas Mann, Buddenbrooks). Türchen:
Süß ist die Frau Goldfrapp! She Wants Revenge sind ganz groß, ebenso wie die Editors. Bordellrot? Grins. Unsere Puppenstube erstrahlt in weiß, nur die Küche ist bordeauxrot getüncht. Zafón. Hm. Ich hatte erwartet, befürchtet, dass es ähnlich ist, und auch erhofft. Am Ende weiß man, es muß so sein. Gegen Ende wird es mir eine Spur zu brutal, aber das ist in Ordnung. Hab erst gedacht, die wunderbare Person fehlt, Sie wissen, wen ich meine, der Freund, der an der Seite bleibt bis zum bitteren Ende. Fehlt aber gar nicht, ist nur ganz anders und ganz wunderbar. Also, lesen! Egal wo, man vergisst eh Zeit und Raum und zieht solange nach Barcelona, in ein altes Haus mit einem Turm.
Tür: ^^
Na toll, schieben Sie mich nur in eine Muppets-Nacht. Tigellinus, meine Tränenvase! Zafón. Hm. Hm. Bücherdiebstahl wird doch von den Göttern verziehen, oder? So, Sie wollten es nicht anders!
Na toll, schieben Sie mich nur in eine Muppets-Nacht. Tigellinus, meine Tränenvase! Zafón. Hm. Hm. Bücherdiebstahl wird doch von den Göttern verziehen, oder? So, Sie wollten es nicht anders!
Uaah, jetzt hab ich Monsterfutterklaubie – Q-CHEN!! :)
Ich bin da ja ganz altmodisch und leihe mir die Bücher wieder aus. Am Hühnerposten gibt es so einen Bestsellertisch mit den wichtigsten neuen Sachen gegen geringe Gebühr. Prima Einrichtung. Zwischen manchen Regalen fühl ich mich zuweilen wie auf dem Friedhof der vergessenen Bücher. Frau Paglia hab ich da auch ausgegraben. Da fällt mir ein, dass meine Saturntochter mir kürzlich einen Vortrag darüber hielt, dass sie "Miete zahlen" für absurd hält, schließlich müsse man ja irgendwo wohnen und es sei keinesfalls haltbar, dafür Geld zu verlangen.
Saturnmädchen sind verkappte Altruisten. Sie haben ständig Pläne zur Weltverbesserung, die schlagend einleuchtend und radikal sind, müssen zur Umsetzung aber immer erst aus dem Blei raus. Auf dem Friedhof der vergessenen Bücher weilt doch bestimmt auch "Malpertuis" von Jean Ray? Es gab da mal eine phantastische Verfilmung mit Mathieu Carrière und Orson Welles, aber der Roman ist noch ein anderes Kaliber. Könnte Ihnen gefallen.
Moi, ich fand es nicht fair, daß der Protagonist auch noch Christian hieß, ich liebe diesen Song mit David Bowie aus "Moulin Rouge", "Nature Boy", aber eben auch besonders in dieser Version mit Massive Attack, der Song ist eigentlich schon vorbei, und dann klingt es so, als würden sich die Maschinen nochmal von selbst anwerfen. Ich liebe das.
Und zum Nikolaus ein Nikolaus.
Mußte grad nachdenken, wie ich mich hier nochmal anmelden muss. Sachen gibt's. Zu viele Passwörte verderben die sozialen Kontakte.
AntwortenLöschenAnyway, wie lang ist DAS her! Eine Ewigkeit, als ich noch in der bordeauxroten Küche hockte, mit dem hässlichen, blauen Linoleumboden. :) Aber ich erinnere mich an die Freuden der nächtlichen Wortschöpferei. Immer sehr erfrischend. Dachte erst kürzlich wieder an das Wort "Monsterfutterklaubie", wobei das keine Schöpfung meinerseits ist. Denke darüber nach eine Freie-Zeitklaubie zu entwickeln. Dafür gibt es bestimmt noch keine Therapie. :)
Hope, all is well hinter den sieben Altbauten!? Seien Sie herzlichst gegrüßt.
Auch Ewigkeiten wollen durchquert werden und ich bin da gnadenlos. Der Ort unserer nächtlichen Freuden ist übrigens unwiderruflich in den Orkus gekippt, sahen Sie es schon? Alles, was man in das alte MySpace investiert hat, reduziert auf "We're sorry, we can't find the page you're looking for". Aber da ich ja meine eigene NSA bin, kann ich auch aus dem Orkus leaken, zumal temperaturtechnisch ja fast immer Vorweihnacht ist. Man vergißt manchmal, daß wir hier auf einem Breitengrad sitzen, der etwa dem von Neufundland entspricht. :) Ja, all is well, still coming down though vom letzten Wochenende in Berlin, mit Besuchen bei den Steinzeitköniginnen und Fontane sowie Glücksspiel aus Konstantinopel. Immer wenn ich schaue, wo Sie sind, sind Sie bei Ludwig II. - ! Wünsche noch herzlichst einen Geburtstag zu allem Lieben und Guten! :)
LöschenOh, danke sehr. Hatte schon gehofft, Sie reihten sich ein in die Riege derer, die erbarmungsvoll Geburtstage ignorieren, die man nicht wahrhaben will. :)
LöschenJa, Berlin bietet Reisen durch die Jahrtausende an einem einzigen Tag. Vom Ritter-Sport-Museum kann man ja auch quasi direkt in die Vergangenheit fallen. Oder vom knallrosa Barbiealptraum in die nüchterne Platten-Architektur des Herrn H. der DDR in dem noch immer das "Neue Deutschland" residiert. Strange, das.
Ich bin begeistert über ihre NSA-Gnadenlosigkeit. Empfinde aber durchaus auch eine gewisse Erleichterung darüber, dass man im Netz nicht alles zu speichern gewillt ist, was irgendwann mal irgendwo verfasst war. Hatte schon den einen oder anderen Gedanken, wo das hinführt, wenn diese Trilliarden Daten immer irgendwo sind. Gibt mir ein Gefühl von Überforderung, rein gedanklich, so ein riesiger virtueller Müllhaufen quasi. Ist das nachvollziehbar? Oder finden Sie das übertrieben? Dennoch selbstredend das MySpace Desaster - eine Schande. Es war ein wirklich guter Ort, Musik im Fokus und Sozialkontakte als Beigabe. So sad it's gone.
Ja doch, wo immer die Gelegenheit bin ich beim Ludwig. War diesmal mit einer Reihe Kostverächter da. Der Ort selbst gewinnt jedesmal an Zauber dazu. Eine Insel voller Geheimnisse. Lernte diesmal, dass Ludwig das Wasser für seine Riesenbadewanne (mit 2m breiter Marmortreppe) aus dem Chiemsee pumpte, durch ein sehr modernes Rohrsystem im Wald zum Schloß führte und unterwegs aufheizen lies. Er installierte im Schloß eine Heizung, auf Elektrizität verzichtete er aber. Hatte aus Neuschwanstein gelernt, dass elektrisches Licht ihm zu hell und zu unangenehm, deshalb lieber 5000 Kerzen, die sich in den 500 Spiegeln noch vervielfachten. Alles so herrlich irre und verschroben.
Neufundland-Wetter auch mir derzeit nicht angenehm. Da ich mich jedoch besinne, dass Sommer bei uns immer erst Ende Juli begann, habe ich noch Hoffnung.
Freund Ray (Letzte Lockerung) hat kürzlich zu seiner Lieblingssequenz aus Viscontis "Ludwig" erklärt: "Wie die Kaiserin diese Wahnwelten durchwandert: erst ungläubig staunend, dann sich amüsierend wie über einen gelungenen Witz, dann lauthals loslachend." Auch ich fand beim Wiedersehen (besitze die DVD mittlerweile) diese Szene großartig und genial - ist diese Steigerung, die Visconti da mit Romy Schneider (und ihrer Zofe, die Kleider! die Kleider!) in Szene setzt, nicht tatsächlich die einzig mögliche Reaktion? 5000 Kerzen in 500 Spiegeln, wundere mich sowieso, daß Ludwigs Geist nicht jedem Besucher höchstpersönlich ins Ohr zischt, raus hier, raushier! husch! :) - Die Trilliarden Trilliarden Daten, ja gewiß, aber Ludwig steht ja nur am ganz äußersten Ende der Strategie, konsequent selektiv zu sein. Wie er in Viscontis Film zu seinem Bruder Otto sagt: "Sag den Generalen, dem König ist der Krieg nicht bekannt." Ich meine, the real NSA, da geht's mir wie Antonius Block in Bergmans "Das siebente Siegel": "Man kann nur lachen." Wir werden für blöd verkauft? Wow, tell me a story. Ich kann übrigens nichtmal hinsehen, wenn Mutti sich bei Toren der deutschen Fußballnationalmannschaft aus dem Sitz drückt und die Arme in die Luft stemmt. Da muß ich an Passagen von Camus aus "Der Mythos von Sisyphos" denken, wo er von sinnlos gewordenen Pantomimen spricht, vom Befremden vor der absurden Unmenschlichkeit des Menschen. Dasselbe Gefühl also, das man hat, wenn man fünf Minuten durchs deutsche TV zappt. Bullshitausblenden ist essentiell. :) Hab nur ein Leben für all das Große und Wunderbare. Von mir aus kann also alles irgendwo sein, I don't care. :)
LöschenJa, Berlin, wo weibliche Hotelangestellte noch bedauern, nicht selbst zu den Queens of the Stone Age gehen zu können. Wo man nichtsahnend an einer Ampel steht und der Berliner neben uns fängt aus heiterem Himmel an, uns über die genaue Zahl der Arkaden in Berlin aufzuklären. Ich habe ja auch vor, wenn ich 70 bin, meine sonnige Erscheinung abzulegen :), jeden anzuquatschen und ihn mit dirty old man-Tiraden aufzuklären, aber eher darüber, was ich von der absurden Unmenschlichkeit des Menschen und dem ganzen Blödsinn of games people play halte, "einer dieser abgerissenen Streuner werden, die mit aufgerissenen Augen durch die Einkaufszentren schlurfen und Reden halten wider Julius Cäsar", Sie wissen schon. :)
Großartige Szenen, ja, allein die stille Reise über den See ist schon episch. Und laut zu lachen als Reaktion hätte wohl zur Kaiserin von Österreich gepasst. Ich wandere eher ehrfürchtig durch die Räume dort. Kinski ist ja ganz außerordentlich als Otto. Die Augen so wahnsinnig, wie sie sein müssen. Etwas schade, dass O.W. Fischer erst so richtig den Ludwig spielt, als er alt und verrückt wird. Vorher mir zu smart, zu versiert. So war Ludwig wohl nie.
LöschenIch begrüße die Idee, mit 70 zum übersteigenden Sokrates-Deklamierer durch die Stadt zu ziehen. Ihr sonniges Gemüt könnten Sie ja behalten? Ich denke, ich werde ab etwa 75 jeden Nachmittag mit einem Kristallgläschen alkoholischen Getränks den langen Abend in der Cure-Alten-WG eröffnen, um ihn spät in der Nacht ins Bett tanzend zu beenden. Da wir anstreben die WG in unmittelbarer Ostseelage zu eröffnen, werde ich Gastbeitrag, nach dem Aufstehen eine Runde schwimmen.
Mutti? Ist sie nicht mal. Nur ein altes Weiblein, der man aus Versehen zu viel Macht gab. Scheint mir sinnvoll, nur noch das Gute sehen zu gedenken.
“zum übersteigenden“ und “Gastbeitrag“ machte mein Kindle aus den sinnvollen Wörtern, die ich schrieb, die dem Worterkennungsprogramm jedoch zu unheimlich waren. Kann mich jedoch nicht mehr erinnern, was dort vorher stand. Bitte um Verständnis. :p
Löschen"Übersteigender Sokrates-Deklamierer" gefiel mir durchaus. Klingt wie out of Fassungsvermögen und gleichzeitig wie ein gekonntes brasilianisches Dribbling. Ach, ein Cure-Schlößchen an der Ostsee, so denken Sie sich das? Zufällig stieß ich soeben auf ein Prospekt: "Eine Meile südlich von Glücksburg, auf einer dicht an die See herantretenden Düne, lag das von der gräflich Holkschen Familie bewohnte Schloß Holkenäs, eine Sehenswürdigkeit für die vereinzelten Fremden, die von Zeit zu Zeit in diese wenigstens damals noch vom Weltverkehr abgelegene Gegend kamen. Es war ein nach italienischen Mustern ausgeführter Bau, mit gerade so viel Anklängen ans Griechisch-Klassische, daß der Schwager des gräflichen Hauses, der Baron Arne auf Arnewick, von einem nachgeborenen 'Tempel zu Paestum' sprechen konnte. Natürlich alles ironisch. Und doch auch wieder mit einer gewissen Berechtigung." - Leider der Anfang von Fontanes "Unwiederbringlich", lese es gerade wieder.
LöschenJa, Kinski ganz außerordentlich, so sehr, daß O.W. Fischer ihn direkt danach zu "Hanussen" mitnahm: "Ich brauche deine Augen." Finde aber auch Fischer außerordentlich. Sehe am wenigsten Ludwig in ihm, wenn er laut wird - kann mir Ludwig nicht mit lauter Stimme vorstellen. But, you know. O.W. Fischer - meine Eltern fanden den gut, und man wußte vom Traumleinwandpaar Fischer / Leuwerik, und man machte erstmal einen großen Bogen um all das. Irgendwann fand ich "Engelsknabe war ich keiner" von Fischer auf einem Papiercontainer und nahm das (eindeutig ungelesene) Buch mit. "Erinnerungen an eine Jugend"? Auch. Vor allem aber denkt er über so Sachen nach wie die Legionen Caesars, die durch Einsteins Arbeitszimmer gehen. Wunderlich alles, aber sympathisch. Fischer soll sich ja auch für "Ludwig" Szenen geschrieben haben, die Käutner wieder strich, die Hände überm Kopf zusammenschlagend. Aber plötzlich konnte ich Fischer im Film entdecken. Klar, er hat dieses Take it or leave it-Charisma. Und natürlich ruft der Film oft sehr laut "1955", Fischer am Anfang: "Mein Gott, war das ein wildes Dirndl, die Sisi!" Aber ständig bricht Großartiges durch alles, was gegen den Film spricht. Fischer selbst soll gesagt haben: kein guter Film, "aber er hatte etwas von der Unwirklichkeit des Schicksals, die Ludwig II. umgab. Man konnte ihr nur nachtwandelnd folgen, um ihr gerecht zu werden." Wie brillant. Und wie brillant er wird im Laufe des Films; wenn Sie den Film parat haben, schauen Sie noch einmal, nach dem legendären Kinski-Zusammenbruch in Fischers Armen, die Szene mit dem Satz: "Wir Psychiater stehen auf dem Standpunkt, daß selbstverständlich…" - das Flackern in Fischers Augen in diesem Moment, als er Schritte hört, das ist überirdisch. Und Ruth Leuwerik war ja sowas wie die deutsche Deborah Kerr, sehr damenhaft, finde aber, daß sie in diesem Film die Ruhelosigkeit und die Angst Elisabeths auf ihre eigene Weise sehr bewegend darstellt in einigen Szenen.
Fischer setzt seine Unnahbarkeit ja, "nachtwandelnd der Unwirklichkeit folgend" oft so ein, daß er, wenn er mit jemandem spricht, an dieser Person vorbeischaut, als würde er in Richtungen sprechen, wo Geister auf ihn warten. Ich finde das schon beeindruckend und schlüssig, wie er das schon immer "Abwesende" spielt, er gibt schon jemanden, der den Bayern unheimlich wurde, - wenn auch anders, als ich mir das bei Ludwig vorstelle, zugegeben. Aber an Fischer ist auch etwas, das zum Ausdruck bringt, daß Ludwig eben in gewisser Hinsicht auch ein außerordentlich Mutiger war. Wie der Zerbrechende dann Otto "sieht", "Was soll ich denn tun?", und Otto sagt: "Dich fügen, Bruder", und wie Ludwig selbst "vor" dem geliebten Otto Nein sagt zum Sichfügen - it's all very touching. - Interessant die Szene im Spiegelsaal, zumal im Vergleich mit Visconti. Natürlich ist die Projektion haarsträubend (fast so schlimm wie in der Ritt zurück-Szene!), aber wenn Fischer sagt: "Das Schöne ist, daß hier die Menschen keinen Schatten haben", macht es das wett, und irgendwie gilt das für den ganzen Film, finde ich. Das Motiv der Rose, Ruth Leuwerik am Ende: "Verzeih mir…" - hmpf… sniff. :)
LöschenAch, ein Schlösschen am Strand. Flanierende Damen in langen Roben und spitzenbesetzte Sonnenschirme. Haben Sie "Die Herrlichkeit des Lebens" gelesen? Hach. Nein, so denke ich mir das eigentlich nicht. Etwas bescheidener darf es sein.
AntwortenLöschenOh, im Wahn kann ich mir Ludwig schon laut vorstellen. Wenn er seine eigene Welt verteidigen musste. Aber wer weiß. Ja, der Film ruft oft Fünfziger, brauchte auch zwei Anläufe, um warm zu werden, me, dann aber, fascinated. Es gibt halt so Momente, die, die Sie auch schon beschrieben. Es fehlt halt, ganz prüde, die gesamte homosexuelle Seite des Kini. Die Projektion des Spiegelsaals amüsierte mich, die Reiterszene ist allerdings hart. :) Ja, doch, der Film hat seine Momente, ganz wunderbare. Auch, dass die Elsbeth aus dem Schlaf hochschreckt am Anfang, weil sie geträumt hat, dass er sie ruft - groß. An sowas glaubte er ja auch sicher.
Schaute auch gespannt, welche Szene wo gedreht sein könnte. Da, wo er aus dem kleinen Spiegelsaal in den Speiseraum kommt (wo grad der Tisch hochgefahren wird), kann eigentlich nur Herrenchiemsee sein, wobei es ebenso ein Nachbau oder Neuschwanstein sein könnten. Jeweils aus verschiedenen Gründen. Kleinigkeiten, die nicht stimmen. Den Tisch gibt es ja an beiden Orten.
Bergers Performance für mich einfach unerreicht, was nicht heißen soll, dass ich Fischer nicht auch mag, auch in anderen Filmen. Aber Bergers Ludwig ist einfach so grandios, dass es mir schwer fällt, einen anderen in der Rolle wirklich gut zu finden, obwohl Sie natürlich auch Recht haben mit den Szenen, die Sie erwähnten. Ach, vielleicht sollte ich den Film auch nochmals sehen. Erleichtert ohnehin auch das Warten auf Series 3. ;)
Kafka und Dora Diamant? Nein, leider noch nicht, Frage der Zeit. Kürzlich geschaut, wie man zum Sanatorium Kierling käme, und vor zwei Wochen in der Friedrichstraße an Kafkas Weltreise von Steglitz in die Friedrichstraße gedacht. Wo er ein vegetarisches Restaurant entdeckte. Dann kennen Sie bestimmt diese herzzerreißende Geschichte, die Dora Diamant erzählt hat. Ein kleines Mädchen, "das weinend auf einer Bank im Steglitzer Park saß, weil es seine Puppe verloren hatte. Kafka habe das Kind getröstet und ihm versichert, die Puppe unternehme eine weite Reise, schicke aber nächstens ein Lebenszeichen in die Heimat. In den folgenden Wochen entwarf er Briefe und Postkarten, die er dem Mädchen täglich im Park vorlas."
LöschenAm Ende entschloß sich Kafka, die Puppe heiraten zu lassen.
Oh Lord.
Im Kindergarten wieder Abschiedszeit, gestern zwei Bilder bekommen, eines ist betitelt "Christi macht Pause und ißt ein Eis", well you can take it from there. Liv hat mir eine bunte Armbanduhr gemalt, damit ich mehr Zeit habe. Phantastisch. Das Ziffernblatt hat allerdings nur 9 Stunden statt 12, was die Sache verkomplizieren könnte.
Helmut Berger unerreicht, of course. Unausgesprochene Prämisse meiner Verteidigungsrede für Fischer, of course. :)
“Eine Weile haben sie sozusagen ein Kind.“ Die Geschichte ist in dem Buch sehr schön beschrieben. Weiß nicht, wie viel erfunden ist, aber es ist alles still und weise erzählt.
AntwortenLöschenDie Bilder! Die 9 Stunden sind doch bestimmt zusätzlich gedacht. :) Hoffe, Sie genießen die Pause auch jetzt und Essen viel Eis! :) Wir reisen in einigen Stunden auf die Sonneninsel des Landes. Mit schwarzem Sonnenhut und großer Romy-Sonnenbrille im Gepäck. Das Samtreisekostüm würde doch zu warm. :)
Oh! Wünsche eine schöne Reise gehabt zu haben bei Ihrer Rückkehr! :)
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