Donnerstag, 30. November 2017

Adventskalender 2017 (1)











Guten Abend allerseits. :) So good to be back. Back in Bedford Falls, where dreams turn to nightmares and back to dreams again. :) And thank you anyway for having me here again für einen weiteren Weihnachtsturmoil, hoffe es wird - again - dirty, funny, exciting. Habe aber eigentlich keinen Zweifel daran.

2017, rückblickend, ein eher stilles und verdammt zügiges Jahr, auf das ich überwiegend dankbar zurückblicken kann. Hoffe, es geht Ihnen auch so, Dear?

Habe die letzten Tage an der Ostsee verbracht, im östlichen Teil des Landes, again. Muss sagen, dort war man nicht nur bemüht, weihnachtliche Stimmung zu verbreiten, sondern es schien, als seien die Menschen dort selbst sehr interessiert an den Feierlichkeiten. Man gibt sich dort irgendwie größere Mühe und ein Gang über den Weihnachtsmarkt erfreut, weil Menschen lächeln, andere ANLÄCHELN, die Köstlichkeiten WIRKLICH genießen, die Marktbeschicker ihre Waren mit Freuden anpreisen und die Menschen EINLADEN, sie zu kaufen! Habe so eine Freude an diesem Treiben vorher höchstens aus Filmen gekannt. Das war schön. Und erstaunlich. Hier in dieser unruhigen Stadt wirkt das alles so übersättigt und langweilend, dass ich die Märkte seit Jahren meide. Nun ja, aber dafür gibt es ja diesen Adventskalender, to get in to the festive mood by listening to music and share some fun. Los geht's. It's Christmas again. :)

Door 1

Eine Band, von der ich lange nicht wußte, ob ich sie eigentlich sehr sehr wertschätze oder doch ablehne. Sie haben einfach länger gebraucht, mich zu kriegen, aber nun und seit diesem Jahr ist es doch ganz sicher so. Eine junge Band aus London, deren Heroes auch meine sind, was nicht immer eine Garantie für Sympathie ist. Diese Gören aber machen das doch sehr gut. Klingen wie die 80er (die guten) und sind doch hypermodern. Der Name Desperate Journalist ist großartig gewählt, aus mehreren Gründen: Zunächst ist das natürlich ein Song von The Cure, eigentlich Grinding Halt, nachdem sich Robert über einen Journalisten geärgert hatte, schrieb er das Lied um. 

Das Ganze erinnert auch an eines unserer ersten Gespräche, in denen wir uns versicherten, unsere Seelen nicht verkaufen zu können, dass Kunst und Kommerz nicht zusammen gehören. Gilt für immer. And here they are, is she. Miss Jo Bevan.






Und sie sind so englisch, so british, da kann ich gar nicht so einfach dran vorbei. Hatte dieses Jahr schon ein Ticket, konnte dann nicht. Nächstes Jahr verpasse ich sie unter kaum welchen Umständen. :)



















Welcome back then, Teuerste, daß Sie unsere Veranstaltung hier Weihnachtsturmoil nennen, könnte angemessener nicht sein, andererseits ist der Adventskalender natürlich auch Erschaffung von Kosmos, also Ordnung der Welt, wußten Sie, daß Kosmos wie Kosmetik auf das altgriechische Verb kosmein zurückgehen, ordnen, Ontologie ist praktisch schon Ästhetik, das Seiende schon Kosmetik. Mit Lippenstift und Puder unterwirft die Femme fatale die Welt ihrer Ordnung :) Wie fein, daß Sie einen Weihnachtsmarkt fanden, der so ist wie ein Weihnachtsmarkt in der Vorstellung ist, die platonische Idee von Weihnachtsmarkt quasi, in meiner Platon-Übersetzung: tranquil, Hans Christian Andersen-Gesichter, Bäume purpurn angeleuchtet. Promenierten Sie erneut am Meer in der Nähe jenes Klosters? Von wo aus sich wunderbar altmodische Postkarten verschicken lassen?

Ah THANKS für diese erste Tür, Desperate Journalist und Desperate Journalist-Kontext, so klingen die also, knew the name but just the name. Yes, sehr 80s, Miss Jo Bevan könnte aber auch einem 60s-Special entstiegen sein, weshalb wohl bei "Control" mir the beauty of it schien wie Smiths mit Morrissey als Frau. "Unter kaum welchen Umständen", love that. :) Auf "Three Imaginary Boys" neben "Grinding Halt" ja "Another Day", und das ist einer meiner rätselhaften Favoriten von The Cure, did I tell you? Die Lyrics. The sun rises slowly / On another day / The eastern sky grows cold / Winter in water colours / Shades of grey / Something / Something holds me / Holds me hypnotized / I stare at the window, stare at the window / Waiting for the day to go / Winter in water colours / Shades of grey.




 

Nein, 2017 war und ist kein stilles Jahr für mich, not at all. Sagen wir, vom Himmel fiel Feuer. Sagen wir, riot in my house. Sagen wir, open up and bleed. So much taken away from me. 

Als ich am Geburtstag von Mozart und Sacher-Masoch zwischen 2:10 und 2:15 meine letzte Zigarette rauchte, lief "Et mourir de plaisir" mit Annette Vadim und Elsa Martinelli, und ich sagte zu dieser letzten Zigarette: Death to you, not me. Der englische Titel des Films ist "Blood and Roses", und so heißt seit langem auch der Ordner mit meinen Tagebüchern: Blood and Roses - The Diaries. 

Seit dieser Nacht wird vermutlich meine ganze Synapsenschaltung rekonfiguriert, und irgendwie hat das seine Entsprechung in dem, was dieses Jahr ausmacht: als würden ständig Stromkreise unterbrochen, neu geschaltet, ständig muß der Schaltplan neu gezeichnet werden, ständig geht der Schaltplan in Flammen auf, ständig irgendwo Kurzschluß, ständig britzelt es & ständig britzelt was durch, die Spannungswandlung im Transformator steht unter WTF-Signalbeschuß, daß Anlaß No. 2, dem Schnitter gerade noch rechtzeitig auszuweichen dieses Jahr, ein Stromschlag war, ergibt sich da fast von selbst, aber das war schließlich ein vergleichsweise harmloser Schlag. Extra habe ich letzte Woche trotzdem zum ersten Mal im Leben eine Steckdose ausgetauscht, also bei Kerzenlicht die Kabel angeschlossen etc. Fühlt sich gut an, etwa so wie Bomben entschärfen. Elektrizität, a thing this year, somehow. Und Fenster. I stare at the window, stare at the window. Hatte es bestimmt 20x on loop, in der Nacht, als "Beehive" erschien.

Lightning coming out of the speakers
I wanna hear that sound some more
Press my body against the window
In an electric storm







Suddenly alone in a beehive, und dann ein anderes Fenster.

Blinded by these icy tears
And a photograph of you my dear
In sorrow 

See the rain down window run
Chills my veins now it's begun
The first day of winter






Dankbar? Yes. Für jede Sekunde, auch wenn einem die Tränen übers Gesicht laufen. Honey just gets me stoned. "Gargoyle" erschien am 28. April. "Vor dem FENSTER rauschen die Blätter einer Birke. Draußen lauert etwas wie zum Sprung bereit. Es ist die Nacht des 28. April." Tief noir und doch euphorisch, "Gargoyle" more than ever, und es ist wieder eine Nacht, in der die Steindämonen sich bewegen. Am 26. Juni sahen wir Lanegan im Grünspan, -> "Torn Red Heart" schien mir immer wie sein "Atmosphere", und jetzt spielt er beide Songs: die Zugaben waren "Atmosphere" und "Love Will Tear Us Apart".

Speaking of accidents. "How did it have the accident?" :)






Unter kaum welchen Umständen je ein Stück von Taylor Swift gehört, but I like her, da. Zuletzt in Tür 2 noch dieser herzzerreißende Song, der es nicht auf die "Murder Ballads" schaffte, gesungen von Conway Savage, der gerade unsere Kraftübertragungen braucht (Gehirntumor, Operation). Lieben Sie, was Ihr Mann Warren Ellis da wieder mit der Violine macht. Stand by your man.


















Haha, ja, das Gefühl hab ich auch immer, wenn ich Kosmetik anwende. Höhere Ordnung. :) Ein schöner, schlüssiger Gedanke, dass Ordnung schon Kosmetik ist, aber deshalb muss man 40 Jahre alte Weihnachtsdekoration trotzdem nicht immer wieder verwenden. Jedenfalls nicht, wenn sie sehr hässlich ist und Depressionen verursacht. Genauso ist es wohl mit den Weihnachtsmärkten. Die unsrigen wirken eben uralt.

Exakt, dort am Meer waren wir und es war überaus tranquil. Die Stille tut den Ohren so wohl. Die Natur den Augen. Warf nur von Ferne einen Blick auf das Münster, nicht ohne an das Buch zu denken in meinem Regal. :)

"Another Day"?! Nein, davon sprachen Sie nie, denke ich. Seine Stimme ist so herrlich jung in dem Song. Bin dieses Jahr in einen Second Hand Laden gegangen, hörte unfassbar gute Musik und hatte durchaus zügig einen Verdacht. Musste also in dem Laden bleiben, um weitere Investigation zu betreiben, obwohl die angebotenen Waren meinen Gefallen nicht fanden. Hah, und dann kam als nächstes Lied "So What" und ich war bestätigt. Die einzige Platte, die ich nie besaß, weil es unnötig schien, war bis kurz danach "Three Imaginary Boys" und ich kannte "Meat Hook" einfach nicht. Man stelle sich dies vor! Aber die Stimme erkenne ich auch in der 1979er Version.

Ah ja, Desperate Journalist - irgendwie 60s, irgendwie 80s, irgendwie Smiths, irgendwie Cure, irgendwie London, irgendwie trashig, irgendwie fein, irgendwie gut.

Mark Lanegan, wie immer wundervoll! Öffneten Sie das Fenster, um Luft zu schnappen? :)

Harrr!! Großartig, John Cleese's cat und Taylor Swifts face! Herrlich! Love it! Speaking of Taylor Swift. Aus irgendeinem Grund wird sie in England wohl verehrt. Die Musik kann es nicht sein? *g* Ich liebe ja eine Kinderbuchreihe, die mir 2014 in London begegnete. "Goth Girl". In der neuesten Ausgabe "Goth Girl and the Sinister Symphony" erscheint Tailor Extremely-Swift. Zusammen mit Ada Goth rettet sie quasi die Welt, weil sie einfach extremely swift ist. Unter vielen anderen großartigen Anspielungen, die das Kinderbuch für Erwachsene so lesenswert macht, gibt es auch einen Donald Eartrumpet. :) Er hört sehr schlecht. :)

Ach, Mr. Ellis. Bin unfassbar traurig, dass wir ihn verpassten, als er so nah war. Und "Skeleton Tree"! Obwohl Sie mir die Platte ja wirklich im letzten Kalender mehr als empfohlen, dauerte es wieder einige Zeit, bis diese auch für mich reif war. Aber dann! WAS FÜR EINE PLATTE! Muss ich noch mehr dazu sagen?

Tor 3
   


Song of the Year Nominee 2017




















Tailor Extremely-Swift, how cute. :) Glaube, Taylor Swift wird im ganzen Universum verehrt, wo sie ca. 1 Trilliarde Follower hat. Goth Girl natürlich wie für Sie gemacht. "Man stelle sich dies vor!" Das ist aber recht viel verlangt, rather. Eine Cure-Platte, die zu besitzen unnötig schien, für Sie? Nun, es gibt dafür sicher eine wissenschaftliche Erklärung.

"So, because of that power of words I don't let a line go that I'm not really really pleased with." Ah, was Nick Cave da sagt. Love and respect about words but a kind of fear about words, of where they can actually take you. Totally, yes. Thanks so much for this. Ich weiß nicht, was es für einen Willensakt erfordert, von "Skeleton Tree" nicht erschüttert zu sein. Oder nicht tiefste Dankbarkeit zu empfinden angesichts dessen, was Kunst vermag. Das, wovon wir keinen Begriff haben, -> dafür gibt es ein Wort. 

Lisa Gerrard beschrieb einmal, was sie und Brendan Perry mit Dead Can Dance anstreben: to preserve the essence of how music gives you a sense of wanting to stay alive. Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch (Hölderlin). "Skeleton Tree" und "One More Time With Feeling", der Film, künden so sehr, so tief von dem, was ich im Sommer nannte: diese unfaßbare Zärtlichkeit dem eigenen Leben gegenüber. Verheerung und Verwüstung, Finsternis und Trauer, und doch: sich entschließen, glücklich zu sein; aus Rache. Er sagt zwar "She knows I don't like it", aber ich empfinde "Susie actually changes the function of the room while you're asleep" als Liebeserklärung. Als Ausdruck genau dieser unfaßbaren Zärtlichkeit dem Leben gegenüber.






Eine andere Liebeserklärung an Susie gab es ja in "20.000 Days On Earth":





Bemerken Sie, daß er auch erwähnt: Carolyn Jones dying in Elvis's arms. Yes, Morticia. Im Werk von Nick Cave ist Elvis ja überaus gegenwärtig ("Tupelo"), er hat ja auch "In The Ghetto" gecovert, der Clip dazu ist zum Niederknien großartig in seiner Zerfahrenheit, ähnlich dieser Auftritt beim "Musik Convoy", wo sich bizarre Szenen abspielten, wenn auf der Bühne des durch die Republik rollenden TV-Trucks The Cure, The Damned, Fad Gadget oder Propaganda auf dem Marktplatz vor verständnisloser Kleinstadtjugend agierten. Totale Paralyse im Pit. Forschen Sie danach, unbedingt sehenswert. Ein Titel, der "wie für Berlin geschrieben scheint"??? Ah, come on. :)




Elvis Presley also. Ich meine, ich habe schon -> hier getan, was ich konnte, um zu verdeutlichen, daß man keinen Menschen ernstnehmen kann, der nicht irgendwann bei Elvis ankommt, in diesem Jahr aber bin ich zu bedingungs- und besinnungsloser Hingabe übergegangen. :) David Bowie nannte "Schöner Gigolo, armer Gigolo" ja "Meine 32 Elvis Presley-Filme in einem", aber Bowie hatte immer ein besonderes Verhältnis zu Elvis - sie sind beide am 8. Januar geboren ("I was absolutely mesmerised by it. I couldn't believe it. He was a major hero of mine. And I was probably stupid enough to believe that having the same birthday as him actually meant something.") -, und seine Bewunderung kulminiert schließlich im Zusammenhang zwischen "Blackstar" und "Black Star" von Elvis Presley. Elvis hatte "Black Star" 1960 aufgenommen, als Titelsong für einen gleichnamigen Film; da der Film aber in "Flaming Star" umbenannt wurde, verschwand "Black Star" zunächst, die Aufnahme tauchte erst in den 90ern wieder auf. 

Every man has a black star
A black star over his shoulder
And when a man sees his black star
He knows his time, his time has come

Black star don't shine on me, black star
Black star keep behind me, black star
There's a lot of livin' I gotta do
Give me time to make a few dreams come true, black star

When I ride I feel that black star
That black star over my shoulder
So I ride in front of that black star
Never lookin' around, never lookin' around

One fine day I'll see that black star
That black star over my shoulder
And when I see that old black star 
I'll know my time, my time has come





Very likely, daß Bowie, als er seinem Tod entgegenblickt, eine letzte Verbindung zu diesem "major hero of mine" zieht, Elvis Presleys Schwarzer Stern eine der vielen Bedeutungsebenen von "Blackstar" wird.

Es ist verblüffend (oder auch nicht), jeden, der schon ein Bewußtsein hatte, kann man fragen: weißt du noch, wo du warst, als die Nachricht kam, daß Elvis tot ist? -, und jeder erinnert sich. Wenn selbst jemand wie Bowie Elvis als mythische Figur betrachtete, wer wäre ich, mich dem entziehen zu wollen? :) Greil Marcus schrieb über die LP "Elvis Is Back!" von 1960: "Elvis's singing wasn't sexy, it was pornographic." I'm in. :)

Mein Unternehmen, alle Elvis-Filme zu besitzen, steht derzeit bei 2 ("Viva Las Vegas" und "Jailhouse Rock"),  - sehr ergetzlich, noch so viel vor sich zu haben. :) - Bowie hatte eine bestimmte Art zu stehen, und ich glaube, daß er sie bewußt oder unbewußt übernommen hat aus einer Szene in "Jailhouse Rock", die Art, wie Elvis für einige Sekunden einfach dasteht bei "(You're So Square) Baby I Don't Care". Fast glaube ich, daß ich die Filme, die einfach schamlos *over the top* sind wie "Viva Las Vegas" mit der unfaßbaren Ann-Margret (Ann Margret: "I'd like you to check my motor. It whistles." - Elvis: "I don't blame it.") den "ernsthafteren" Filmen wie "Jailhouse Rock" oder "Flaming Star" sogar noch vorziehe. Ich meine, -> so SIEHT eben eine Bar aus, in die Elvis geht, wenn er traurig ist, mit diesem Licht & diesen Farben & all diesen dekorativen Paaren. :) 

Das Tolle ist, daß man immer von allem fasziniert sein kann, von Elvis und von den hinreißenden Frauen, die ihn umgeben. :) Unfaßbares Zeug galore, brillant, haarsträubend, cheesy, sexy. Was ich schon länger besitze, ist die die DVD des legendären "Comeback Special" von 1968. Über längere HQ-Sequenzen davon legt sich wohl der lange Schatten von Graceland, aber ich könnte Ihnen genau sagen, welche von all den jungen Damen direkt am Bühnenrand in der Stand-Up Show das Steinbock-Mädchen ist. :) 

Anyway, zuletzt in Türchen 4, not yet dying in his arms, Carolyn Jones & Elvis in "King Creole". TROUBLE.


















Elvis!? Really? My oh my. Geben Sie mir einen Moment. Muss dafür sehr tief in der Kiste wühlen und über feministische Grundhaltungen hinwegsehen. Bis dahin noch mal kurz zweieinhalb Türen zurück: 

Dann sind Sie bald ein Jahr über Ihre letzte Zigarette hinaus! Wie haben Sie das geschafft? Stelle ich mir sehr schwierig vor. Die Snickers habe ich damals registriert. :) Aber wie noch? Ein großartige Leistung und ich hoffe, auch eine große Erleichterung. Sie schaffen sich damit vermutlich einige Lebensjahre mehr und verbessern sicher auch die Qualität. Wirklich erfreulich. 

Erneuerung des Schaltplans scheint von Zeit zu Zeit ja sinnvoll. Aber dass es gleich so ausarten muss, dass die Elektrizität Sie umwirft - hm. Hoffe, die Synapsen beruhigen sich langsam. Schönes Bild übrigens, mit dem Schaltplan.

Arbeite seit einigen Wochen auch an so einer Art Neuverschaltung des Grundplans verbunden mit einer Grundreinigung im Inneren, further south. No not THAT south. Sugarfree is the thing. Not easy, but good indeed.





 
Tür No 5 enthält einen ersten Einblick in meine Platte des Jahres. Sprechen hier ja quasi permanent über Heroes, deshalb "The Hero". War nach Erscheinen der Platte erst etwas erschrocken, weil ich die Genialität nicht gleich erkannte. Aber Maximo Park entwickeln sich immer weiter und werden nie schlechter, sondern transzendieren zu größerer Reinheit und Klarheit. Trust your hero. Stand by your men. Und weil SIE es sind, lege ich noch etwas Elvis dazu. Mit Christmas Carols kann man nie falsch liegen. :))






















Oh the other South. :) Neben Prince Alberts soll Prince Albert ja auch die Aufstellung des Weihnachtsbaums im Vereinten Königreich inauguriert haben. Sugarfree ist ein gewagter, kühner Schritt, meine Hochachtung. Salzburger Zuckerwarenfachgeschäfte wären also von nun an No-go-Zones?

AAH the beloved Maximo Park. In der ersten Jahreshälfte stieß ich auf a thing or two von RISK TO EXIST, aber ich beschloß im Grunde schon da, erst Ihre Expertise im Adventskalender abzuwarten. :) Groovt alles ziemlich funky? Was ich GLORIOUS fand: the way he sings -> "Do you wanna get high? No I don't." Nein. Will ich nicht. Fuck you. The language you use just gives me the blues. Genau. :) Las, es ginge um bestimmte giftige Ideen, die in den Mainstream eindringen, ich hörte diesen Refrain als sehr elegante Äußerung des Widerstands gegen fade Mobilmachungen. :) 

Third Day Of A Seven Day Snickers Binge, oh you remember that. Wie ich es geschafft habe? Technisch gesehen besorgte ich mir Nikotinpflaster, suchte mir Drei-Pflaster-Probleme und unternahm zuerst die Befreiung vom Modus des Rauchens; den eigentlichen Nikotin-Entzug also zum langsamen Fadeout gemacht. Aber das erklärt mir selbst eigentlich auch nicht, wie ich es geschafft habe. Willenskraft? Yeah, probably. In the end vielleicht einfach: Liebe zum Leben. Lust for Life. I want it to last.

Einerseits war der Entzug leichter als gedacht, andererseits war und ist es die Hölle, aber ich bin angereist mit einem Arsenal von tausend Tricks. Sagte mir auch, selbst Mark Lanegan hat es geschafft, aufzuhören, und der hat sich immer verstanden als the guy who smokes. Erleichterung? Seit ich nicht mehr rauche, bin ich ein Wrack, und seit ich ein Wrack bin, finde ich an nahezu allem nahezu alles falsch. :) Like in, NO I DON'T. Sie müssen über feministische Grundhaltungen hinwegsehen bei Elvis? How so? Sie beschworen dirty, so here comes dirty. :)




Johnny Depp gleich in zwei der neuen Manson-Videos. Hörten Sie, daß am 2. Juni nächsten Jahres die Hollywood Vampires im Stadtpark sein werden? Also unter anderem Alice Cooper und, zur Hölle, Johnny Depp? Ich meine, wenn der da einfach so Gitarre spielt, Johnny Depp, wer schützt denn da die Bühne,  der Schwarze Ritter? Elvis liebte Monty Python, besonders Holy Grail, er soll den Film mindestens 45x gesehen haben, und dies war seine liebste Szene - "'Tis but a scratch" / "Just a flesh wound". :)





Ihre Theorie also, daß Manson den Sturz inszenierte, um ein anderer sein zu können. Sehr gut möglich mindestens die Fehlleistung als Ausdruck unbewußter Absichten, © Freuds Psychopathologie des Alltagslebens. Whatever, es ist, als ob die physische Restriktion ihn befreit. Like I said, dieses bizarre Goth-Thron-Papamobil, mit dem er herumsurrt, die Beinschiene, die Prothesen, all das scheint ihn zur Konzentration zu zwingen, er verzettelt sich nicht mehr, er war aggressiv und fokussiert, es war ein absolut großartiges Konzert. So sehr es mich schmerzt, daß Jeordie / Twiggy nicht mehr in der Band ist; ich glaube, selbst das ist gut für Manson. Jeordie ist ein fantastischer Musiker, aber er und Manson zusammen - unausweichlich fällt Manson dann zurück in diesen Project Mayhem-mindset. Jetzt ist keiner aus der alten Gang mehr da, nur noch der Ultraprofessionalismus von Tyler Bates & Co. Es gab einen Moment, in dem Manson Gil Sharone "Now you wait until I'm done" zuraunte, aber ihm wurde sofort klar, Momentl, da sitzt kein Blitzableiter mehr am Schlagzeug wie Ginger Fish. Fand übrigens ein Interview mit Ginger von 2014 - the girl sicher bekannt -, in dem er alles von uns einst im Treppenhaus Formulierte bestätigte - "I feel like he's stuck in that, he's stuck in being Marilyn Manson". Jedem, der versucht hat, ihn auf eine andere Bahn zu lenken, wie wohlmeinend auch immer, wurde der Ausgang gezeigt. "You can't really... people who try to change him just get axed out of the life. Lawyers, and managers, and ex-wives, everyone who's saying you gotta do this and you gotta do that - oh, you know what (cutting noise) wife's gone, lawyers are gone..." - Jedenfalls hat auch Manson dieses Jahr einen heftigen Schlag nach dem anderen eingesteckt, und es war gut, ihn so zu sehen - not breakable. - Vermute, daß Manson Jeordie aus der Band genommen hat, um ihn zu schützen - eher Akt der Freundschaft als Fallenlassen -, der beste Freund Twiggys ist aber schon länger Fred Sablan. A beautiful soul. Sehr vieles läuft gerade sehr tragisch. Hour of Goon = sehr, sehr erhellend.

Saturnfest Hochlicht.






Daß Manson Johnny Cash covert, ist natürlich von bestechender Schlüssigkeit.







Special Thanks, daß Sie sich noch dazulegen zu Elvis. :) Special fürs Nikolaus-Stiefelchen: Lemmy starb zwei Wochen vor Bowie, und er hat, wie sich nun herausgestellt hat, bei den Aufnahmen zum letzten Motörhead-Album noch Bowies "Heroes" gecovert. So groß, so zum Heulen, so schön.
















Es wird der Sommer der zweiten Chancen! Nick Cave in Berlin! Yeeeees! Und Marilyn Manson in Dresden! 2018 bringt Geschenke mit. :) Dann noch Lebanon Hanover in London und ein Cure Konzert - this could be heaven! Wenn man sich all das leisten könnte.

Ah, Willenskraft, Tricks und doch don't know how. Ja, interessant. Seit sugarfree auch eher mehr Leiden. Mehr ärgerlich. Wie aus allen Wolken gefallen. Strange.

Mhmja, das Zuckerwarenfachgeschäft interessierte schon im Sommer nicht, war viel zu warm. :) Aber i bin net so gestreng, geht halt auch ums Leben, healthy and free. Wenn man verstanden hat, was man sich da antut, lässt man es irgendwann.

Die MP Platte handelt von all den Themen, die aktuell ärgerlich machen und ist dabei so funky und elektronisch wie noch keine. "Stellt alle vorherigen in den Schatten" schrieb jemand, aber das denke ich nicht. Sie schaffen es nur, sich wahrhaft zu entwickeln, zu verbessern und interessant zu bleiben.

Dieser Text zum Beispiel. Kann man 1:1 auf deutsche Hoheitsgebiete übertragen.

We will have to make a journey
Through the eyes of idiots
Where every problem in the country
Is blamed upon the immigrants

Not exactly high society
Neither tact nor sobriety

The people who never doubt
Are the ones I'm worried about
The people who never doubt
Are the ones who carry the clout






Das hier ist ein klarer Fall von misheard lyrics. Höre die Platten ja oft beim Fahren rauf und runter, weiß meistens lange nicht, wie sie heißen. Dachte also, es heisst "My chateau", was ich entzückend fand. Heißt aber "My sharp tongue", was viel mehr Sinn ergibt und mich auch an mich erinnert, hmhm. :)


















Großartige Songs. Auch wenn es selbst von Maximo Park zuviel verlangt wäre, von all den Themen zu handeln, die aktuell ärgerlich machen. Seit ich nicht mehr rauche, ist auch meine Geduld mit all dem Unfug und all der Dummheit unter kaum welchen Umständen strapazierbar. :)
Viel zu warm fürs Zuckerwarenfachgeschäft? :) Eine solche Reihe von Tagen mit himmelblauem Himmel und Sonnenhitze mit Temperaturen beständig über 30 Grad hätte ich auch in Wien nicht erwartet, aber so war's. Wien war Romanze und ist jetzt große Liebe. Wir fanden bestimmt 30 der Locations für "Der dritte Mann". :)








Bin auch völlig rückhaltlos in den Sisi-Kult eingestiegen, spätestens als ich in der Kaiserlichen Wagenburg diese Kutschentür sah.






Das ist der Brautwagen, den Sisi am Nachmittag des 23. April 1854 bestieg, auf dem Haar ein Diamantendiadem. Sie war bereits völlig erschöpft, zur allgemeinen Verwunderung brach sie immer wieder in Tränen aus, und bei der Ankunft in der Hofburg geschah vor versammelter kaiserlicher Familie ein Drama: beim Aussteigen aus dem Wagen blieb sie mit ihrem Diadem an der Türfassung der Kutsche hängen und strauchelte. Sie kam also, entsetzt über ihr Mißgeschick, schon schluchzend in der Hofburg an. Capricorn-Mädchen, sigh. Franz Joseph, als er die Nachricht von ihrem Tode hörte, zu seinem Adjutanten: "Sie wissen nicht, wie ich diese Frau geliebt habe."

Das 8. Türchen mit der kleinen Meerjungfrau, Русалочка, courtesy of Soyuzmultfilm, dem legendären sowjetischen Studio für Zeichentrickfilme. Sehr kunstvoll, sehr beautifully sad.













 







Samstag, 28. Oktober 2017

Vorweihnacht mit Cured Catherine (31): Exile On Main Street















Hmm, bedeutungsgleiten wir später, ich verbrachte die Nacht am englischen Hof und in mehreren Landhäusern an Orten, die alle ein -shire im Namen tragen. Was sind Ihre Glücksmomente derzeit? Haben Sie "Die wilden Jahre" gesehen? Uschi und Keith? My goth, was für schöne Klamotten. :)











Lovely u.a. gerade Diego "Godfather" Maradona, schließlich trage ich mein Argentinien-Shirt ja nicht zum Spaß. Traumfinale Argentinien – Uruguay. Miss B fragt mich nach den Kosten eines Estate in Montevideo. Billets und eine Unterkunft auf der Kleinseite für eine hoffentlich Meyrinksche Reise nach Prag x 2 erworben. More Glücksmomente © Lush. In den 90ern entdeckt, vergessen, gerade wiederentdeckt. Wie Cocteau Twins mit Knochenbau, wenn auch fragilem.






Und, wenn jemand sagt: "Du mußt schreiben, das ist doch völlig klar." André aus der BS nämlich, nachdem ich ihn mit sonnenverbranntem Gesicht antraf. "Wo warst DU denn?" – "Im Park. Mit deinem Buch." – Non, verpaßte Die wilden Jahre, war aber, nach "Waren die Beatles die beste Band aller Zeiten?"-Threadschlacht, auf Zeitreise im Silver Train. Habe genau so einen Teppich wie der, auf dem Keith und Anita (Pallenberg) -> da sitzen, ägyptisch, eine Freundin meiner Maman hatte einen Sohn, der sich in allen Ecken Afrikas herumtrieb, irgendwie ist dieses Stück dann zu mir gekommen, jetzt weiß ich warum.








Die legendäre "Exile On Main Street" –  aufgenommen in der Villa von Keith Richards in Südfrankreich. Las kürzlich mit Vergnügen seinen Report, WIE ES WIRKLICH WAR, und wie dieser grandios vermuffelte Sound zustandekam.

I remember it was like trying to make a record in the Führerbunker. It was that sort of feeling, you know - it was very Germanic down there for some reason. Swastikas on the staircase. And also, like all basements, it had never been used for anything. So basically it was a dirt floor and some concrete. If somebody got lost, there'd be a little trail of dust in the darkness... It was a labyrinth, in actual fact. It was a concrete labyrinth, subdivided here and there, and we would go around testing to see which one had the best echo or was the best sound for a particular instrument. That sort of thing. But it was also sort of like the netherworld. Upstairs it was fantastic. Like Versailles. The south of France in the summer - la, la, la. Beautiful. Who could ask for anything more? But down there, it was another thing. It was Dante's Inferno...

There were all these little subdivisions in the basement, almost like booths. So what would happen was that, for a certain sound, we'd schlep an amp from one space to another until we found one that had the right sound. Sometimes the guitar cord wasn't long enough! That was in the beginning, anyway. But once we started to work there, my little cubicle became my cubicle, and we didn't change places much. But at first, it was just a matter of exploring this enormous basement, saying, What other sound is hiding 'round the corner? 'Cause you'd have weird echoes going on. Sometimes we wouldn't be able to see each other even, which is very rare for us. We usually like to eyeball one another when we're recording.

It was a dirt floor. You could see somebody had walked by, even after they disappered 'round the corner, because there'd be a residue of dust in the air. It was a pretty thick atmosphere. But maybe that had something to do with the sound - a thick layer of dust over the microphones. It wasn't a great environment for, like, breathing. Mick Taylor and I would just peer through the murk at each other and say, OK, what key is it in?

You'd sort of jam an acoustic guitar into the corner of one of these cubicles and just start playing and you'd hear it back you'd think, that doesn't sound anything like what I was playing, but it sounds great. So you started to play around with the basement itself, aiming your amplifier up at the ceiling instead of like normal.

I mean, it's France, man. They were still using horses to plow - a TELEPHONE CALL would take half an hour. Apart from the fact that everything would go out of tune every two minutes because of the heat, then you had to deal with the electricity going down - and this would be when they were actually playing in tune. For the first time in four hours.

On Ventilator Blues we got some weird sound of something that had gone wrong - some valve or tube that had gone. If something was wrong you just forgot about it. You'd leave it alone and come back tomorow and hope it had fixed itself. Or give it a good kick.





Zum Geburtstag 5 Männchen auf einer Torte mit einem der göttlichsten Richards-Riffs, beachten Sie, wie er das Riff bei 1:53 / 1:54 so gerade noch mit leichter Verzögerung um die Ecke bringt, rowr...





 ... ein schönes Schaumbad ...







... tickets for the dance...







... alles Liebe zur Sternstunde, Dear, Schockblitzbuntes on your silver screen and ALL IN GOOD TIME!



















Oh ja, Sie ganz in weiß mit Argentinien-Shirt, I remember. Aber nun Uruguay! Die geschickteste Spielweise, die schönsten Spieler dieser Chaos-WM! Und Diego heißen die allerhübschesten auch. :) Somit ebenso hingerissen von der Idee eines Estates mit Blick auf den Berg. Traumfinale dito und dann die Urus siegreich - seit Tagen meine Rede! Zum Meyrinkschen Pragbesuch nur: awwwww, jetzt schon Vorfreude auf das, was die goldene Stadt mit Ihnen tun wird und was Sie zu berichten wissen werden. So sehr danke schön, wie es nur geht. Wunderschöne Momente mit Torten- und Matrosen-Stones und GARBAGE, (warum vergesse ich die immer, obwohl die so wunderbar Jetzt-erst-recht-Musik machen?) und Oasis-Licht! Great! Love it! Die Sonne strahlt so hell derzeit und ich strahle zurück. 










Ein Viertelfinale Uruguay - Ghana, reine Poesie. Schon im ersten Spiel gegen La France wurde deutlich, daß die beiden Diegos den Laden zusammenhalten. Lugano sieht aus wie ein smarter Freund von Helmut Berger in einem 70er-Jahre-Film von Jess Franco mit Brett Sinclair / Danny Wilde-Autos, und Forlan liebe ich vor allem vor Freistößen - wie in seinen Augen da eine leicht manische Präzision die Situation antizipiert. :) Klasse, geradezu klassisch, schon frisurtechnisch, auch Edinson Cavani, großes Herz: wie er den flennenden Du Ri Cha vom Boden hochzog, fein. 

Garbage haben mit ihrem wiederholten internen Nichtklar- und weiterkommenkönnen ja eine eher zerfahrene Geschichte, und die Rezeption ist auch zerfahren, und jedesmal, wenn man Garbage neu entdeckt, gehen sie tiefer als zuvor. Ich liebe diese Band schon als Formation: drei nicht mehr ganz unerfahrene Herren, einer davon Legende Butch Vig, suchen eine Sängerin, und sie finden dieses Mädchen, das wie alle hinreißenden Mädchen voller Selbstzweifel steckt, und sie beginnen diese seltsame Reise mit Songs, die erstmal alle nur phantastisch produziert wirken, aber alle wie eine Peer Gynt-Zwiebel sind, und plötzlich findet man, jeder Garbage-Song ist der meistunterschätzteste ever. Bei allem Kampf gegen die eigenen Neurosen – oder wegen diesem – ist Shirley Mansons wunderbarste Stärke ihre Empathie. Und sie hat 197 Stärken.






















Dienstag, 26. September 2017

Vorweihnacht mit Cured Catherine (30): Lacan N° 5













Mark Lanegan hat den BRMC weggeschwemmt!? Was für eine Stimme.

So. Wo waren wir? Coco. Woah. Eine der wichtigsten Frauen der Moderne und so kam auch ich nicht an ihr vorbei. Als ich in den 80ern die Vogue und so Zeug durchblätterte, liebte ich allein die Chanel-Anzeigen, weil sie die stilvollsten waren. Linda Evangelista und Christy Turlington in zarten schwarzen Tüllröcken und mit tiefroten Lippen.

Rot, das so rot ist wie Blut, wenn man "Blut" denkt. Und dann kamen die auch noch mit Rouge noir. Ich las damals dann auch diese schlechte, aber beeindruckende Biographie, die ein Roman ist. Ihr Klostertrauma, ihre Rebellion in Hosen, ihre Kühle, Strenge, Zähigkeit. Und das alles in Paris und Deauville, wo man nicht bereit war, es ihr leicht zu machen. Aber sie war auch gerissen, mutig und so schlau wie nur wenige Frauen. Auch eine meiner Wegweiserinnen, ganz klar, ich wußte alles über sie, was man wissen konnte und als ich Anfang der 90er in Paris war, besuchte ich mit großer Frechheit die 31, Rue Cambon. Schwarz und weiß, kühle Eleganz, kompromißlos und luxuriös. Stravinsky wurde in dem Buch kaum erwähnt, dafür die enge Freundschaft mit Misia Sert. Naja. Sahen Sie den Film bereits? Anna Mouglalis – mais oui, très bien.

Bitte sagen Sie, was Sie über Hegel-Freud-Lacan herausgefunden haben, Holmes. Über signifiants und signifiés. Sie wissen etwas, ganz sicher. Ich ließ beinah das Buch fallen, als es vom Auflösen im Anderen und der Rückkehr zu sich, wenn das Fremde im Anderen erkannt wird, sprach. Mein Gott, wie recht Sie hatten. Ganz am Anfang damals. Aber ich auch, weil alles erst dann schwierig wird, wenn man das Fremde zu überwinden und anzunehmen beginnt. Trotzdem, ein schweres Los, diese Lacan-Schriften. Ist denn nun Hegels Bedeutung des Unsichtbaren das, wovon Sie immer sagten, es sei nicht Positivismus, dem wir verfallen wollen? Ich hoffe, es macht Sie nicht alles sehr müde.











Den Black Rebel Motorcycle Club kann man nicht wegschwemmen. Bin eh Light Sitter, aber es kam mal wieder zur temporären Trennung Mann – Hocker. Ich hatte zwar die Ahnung, daß die es einem so richtig besorgen, aber ich hatte nicht gewußt, was die darunter verstehen, es einem so richtig zu besorgen. Die spielen, bis keiner mehr steht.

Mark Lanegan, Sonnabend – hypnotisch, unglaublich, unerklärlich. Faszinierend ist es da, im Uebel & Gefährlich. Als wir da so saßen auf einem der Sofas der Hinterzimmer mit den alten gemusterten Goldtapeten an der Wand: B fragte sich, wo sie in dieser Bunkeretage das Bett hinstellen würde, und ich spendierte derweil laneganesque einen Whiskey für jeden Geist, der hier noch seufzte. Sie ist einfach die Pragmatikerin, of us two.

Oui, wir sahen den Film. Loved it. Und es ist ein Film für jene, die wissen, daß schon die Auswahl der Knöpfe für einen Chanel-Entwurf eine Wissenschaft ist und nichts weniger; also für Sie. Und für jene, denen es Schauder über den Rücken jagt, die ersten Töne des Fagotts von "Le Sacre du Printemps" zu hören, im Orchestergraben so nah zu sein, daß man das leise Klappern der Mechanik des Instrumentes hört, weil es noch atemlos still ist – bevor alles im Inferno untergeht, das gleichwohl auch hier, wie ich u.a. von Misia Sert weiß :), noch recht zahm inszeniert ist. Leider gibt es auch hier keinen Nijinsky oder Diaghilev, wie sie zu sein hätten, aber das ist nebensächlich. Anna Mouglalis ist perfekt im Kühlen, Strengen, Zähen, Kompromißlosen. "Mögen Sie keine Farben?" – "Doch. Schwarz." Chanel N° 5: "Ich will wie eine Frau duften, nicht wie eine Blume." Vor allem ein Film für jene, die wissen, welche Lektion Anna als Coco erteilt, und warum das deutsche Feuilleton den Film nicht lieben kann; beides gehört untrennbar zusammen. In Marlene-go-home-Land, das jetzt Heidi-Klum-Land ist, bleibt die Empfänglichkeit für subtilere Ausdrucksformen erotischer Spannung eher rar gesät. Schon für das, was Lagerfeld über Heidi Klum sagte, muß man ihn lieben: "In Paris kennt die keiner." Danke für das Bild mit all der schwarzerotischen Eleganz und den tiefroten Lippen, Sie wissen, wie Sie mich ergetzen, Watson.

Lacan. Nie verstanden, ob ich auch nur ein Wort von Lacan wirklich verstanden habe. Aber wenn ich es richtig verstanden habe, ist für Lacan das Reale überhaupt nur in Vermittlung des Symbolischen erfaßbar, schon das ist eine antipositivistische Breitseite. Das Ich ist – als "Einheit" – eine imaginäre Funktion. Das Symbolische ist die fast apriorische Kategorie, in die wir eintreten: Sprache, Zeichensysteme, die "symbolischen Formen", von denen Ernst Cassirer spricht. Das Reale ist zwar da, aber wir können es immer nur in Annäherungen erfassen, mittels symbolischer Formen.

Fangen wir ganz vorne an, Watson: "Je est un autre", Arthur Rimbaud, 1871. "Subjekt" als abgeschlossene Ganzheit ist Fiktion. Lacan betreibt nicht Auflösung der Ich-Identität, wie ihm ja auch vorgeworfen wurde, doch er löscht "Identität" als umgrenztes Ich – da wurde er für mich im Horror-Zusammenhang interessant.

Die Genese der Einheit des Ich als imaginär (im Sinne von "scheinhaft" wie im Sinne von "auf ein Imago gründend") verläuft entlang der bilderproduzierenden Kraft der Form und einer wiederum formenden Kraft des Bildes. Spiegelstadium als eine durch Aufnahme eines Bildes ausgelöste Verwandlung. Diese Form, die gespiegelte Gestalt des eigenen Körpers, situiert die Instanz des Ich (moi) auf einer fiktiven Ebene. Diese Form ist ihm als "Gestalt" gegeben, jedoch – Lacans Pointe – "in einem Außerhalb". Einheit des Subjekts ist auf die Ebene des – buchstäblich – Imaginären verschoben. Der gespiegelte lebendige Leib ist Gestalt, als Gestalt ist er Einheit, die sich auf das Ich überträgt. Das Kind, das sich mit dem Spiegelbild identifiziert, identifiziert sich mit der imaginär antizipierten Einheit. Das Bild des Ich ist also von Anfang an imaginär. Die das Eigenempfinden bis dahin beherrschende Impression der Zerstückeltheit weicht einer Projektion von Identität, die am Außerhalb des Bildes, am *anderen* orientiert ist. Der Spiegel gibt ein Ich ganz, aber als ein anderes. Diese erste Identifikation enthält eine Hochrechnung auf die Vollkommenheit, die später dem Anderen unterstellt wird. Soweit d'accord?











"Mögen Sie keine Farben?" "Doch. Schwarz." *seufz* *umfall* Müßte allein schon reichen, mich restlos zu überzeugen. Oui, soweit recht d'accord. Sein Spiegelstadium formte Lacan ja unter anderem aus der Grenzerfahrung des Narziss, "die Stimme der Nymphe Echo verdoppelt die visuelle Beziehung zwischen Narziss und seinem Bild". Und was er damit zeigen konnte, ist, dass das Ich nicht die autonome Instanz ist, die in der Psychoanalyse vorausgesetzt wird. Dann geht es weiter mit dem Symbolischen im Spiegelstadium als "strukturierende Instanz, ohne welche die spiegelbildliche Beziehung mit dem andern tödlich würde." Etwas später heißt es auch noch, dass "das Subjekt seinen Mangel im Angewiesensein auf die andern, in seinen Ansprüchen an sie, in der Liebe und vor allem in der Unmöglichkeit, restlos befriedigt zu sein, bemerkt. Im andern begegnet es erneut dem Mangel, dem des Andern. Damit ist das Drama jeder menschlichen Beziehung strukturell vorgezeichnet." Aber das ist auch nur aus der Einführung der Sekundärliteratur. :) Man kann Lacan wohl nie "verstehen", das liegt schon in der Struktur seiner Inhalte begründet, sagen alle, die über ihn schreiben und von ihm sprechen. Man kann sich wohl nur annähern, und das immer mal wieder. Äußerst spannend.











Gut, also: das "Ich" geht, bevor es eigentlich da ist, außer sich und findet sich als ein anderes; und es hebt insofern das Andere auf, als es sich selbst im Anderen sieht. Das Bild der Ganzheit wird dem Ich durch das Sichwahrnehmen im anderen, in einem außerhalb des Ich liegenden Bild vermittelt. "Ich ist ein anderer". Dadurch, meint Lacan, wird also gerade die Ganzheit des Ich das eigentlich andere seiner selbst. Werten wir das nicht, versuchen wir einfach, weiter zu folgen. Das Ganzheitsbild erscheint ja vor dem Hintergrund der "discorde primordiale". Wenn ich es richtig verstehe, meint Lacan, daß das Subjekt diese Erfahrung der Einheit, die "außerhalb" gefunden wurde, in der Begegnung mit dem Anderen zu wiederholen versucht, und daß da immer eine Produktion von Imaginärem stattfindet. Unauflösbarer Zusammenhang von "Einheit" und "imaginär".

Dann: das Symbolische. Also das Differente. Das Gesetz des Vaters, strukturierende Instanz. Was Sprache ist und gleich ihr strukturiert ist. Dabei entsteht die Absenz des Anderen, die symbolisch in der Sprache repräsentiert ist. Und dabei entsteht das Unbewußte. Aber wenn es heißt, "L'inconscient, c'est le discours de l'Autre" – das Unbewußte ist der Diskurs des Anderen – artikuliert sich das Ich in der Sprache des Unbewußten? Oder ist das Unbewußte der Ort des Anderen, das dem Subjekt vergessene Botschaften übermittelt? Oder beides? Oder ist dies ein Spiel mit Worten, welches das Unbewußte genau darin illustriert, daß die Reichweite des Sinns die gehandhabten Zeichen immer übersteigt? Daß in allem Gesagten Ungesagtes mitschwingt?

Irgendwie bleibt wohl, daß sich das Ich in der Sprache des Unbewußten anders als in seiner imaginären Einheit artikuliert, jenseits von ihr. Und das ist elementar z.B. im Hinblick auf das "Fremde sind wir uns selbst" (Julia Kristeva), im Hinblick auf "das Andere" als Konstante im Horror-Genre (und –Erlebnis), eben auch als internes Anderes, das helfen könnte, externes Anderes leichter zu akzeptieren.

In der Konfrontation mit der Sprache kommt es also zu einer Entfremdung, zu Spaltung und Dezentrierung des Subjekts; die sprachlichen Symbole vermögen nicht, die Totalität von Erfahrung abzudecken und alle Nuancen dessen auszudrücken, was ausgedrückt werden soll. Darum z.B. gibt es bestimmte Romane, die von vornherein dezentriert arbeiten, verschlossene Räume mitschwingen lassen, vergessene Botschaften evozieren und bestimmte Verleger zu der Aussage verleiten, der Autor sagt das Unsagbare. :) 

Gehen wir zum ständigen Bedeutungsgleiten über? :)

















Sonntag, 10. September 2017