Zeitfenster ist ein tolles Wort. Gibt es auch
Zeittüren? Kann man da durchgehen? Zeitdachboden. Hihi.
Zeittür, Zeitdachboden, Zeitbesenkammer,
Zeitbegehbarerkleiderschrank, warum nicht. "Your Urge" führt das Feld
an, phantastisch. Seltsam nur, daß ich beim Hören immer Lust auf Kaffee im
Frostklirren habe. Kennen Sie das, diese Nostalgie für etwas, das noch gar
nicht lang zurückliegt? Noch 16 Tage bis Oasis. Ich wünsche ein rigoros
glorioses 2009 ohne jede Üblichkeit, mit letzten Minuten Nine Inch Nails
2008. Reznor wünscht sich "spending time with things". Ich uns auch.
Ich frag mich, wer da
draußen noch Raketen entzünden soll, während Hamburg krank im Bett liegt.
Gestern erhielt ich mein neues Gefährt und ich kann es nach 25 Jahren Monogamie
mit meinem alten Hercules noch nicht so richtig fassen, dass ich nun über ein
Kalkhoff verfüge, welches mir von meinem allerliebsten Herrn Vater unter leisem
Protest aufgezwungen wurde.
Klar kenn ich das, ich heul sowieso immer, vor Nostalgie und was sich sonst so bietet, wissen Sie ja. Kaffee im Frostklirren kam mir auch in den Sinn, als ich beim Abwaschen Rain explodes at the moment that the cab door closed gegen die Wand sang.
Das ist schlau von dem Reznor, time with things. In den letzten Tagen flüchtete ich mich nach Northanger Abbey und zog dann weiter nach Mansfield Park, währenddem ich dachte, das nächste Jahr würde rigoros zu sein werden haben sollen müssen. Oder ich. The show must go on.
Hab grad gelesen: "Das Jahr 2009 liegt noch auf der
Geburtsstation." Aha. Das erklärt so manche unerträgliche Langsamkeit
des Seins. Vor zehn Jahren lag ich da auch. Eine ganze Dekade ist es her und
wenn ich zum höchsten und größten Balkon von W10 hochschaue, erscheint er mir
wie ein Ort aus fernen Zeiten - früher - damals, als eigentlich noch nicht mal
ich geboren war.
Lalalalalaa.
Haben Sie schon die Oasis Plakate gesehen? Die sind hübsch. Die Musik ist erstaunlich old fashioned. And so am I.
Oui, alles noch im
Vakuum. Offiziöse Frauenstimmen am Telefon erklären auf offiziöse Anfragen mal
wieder alles mit völligen Verunklarungen, die Zeichen sind mißgelaunt, die Oasis-Plakate habe ich auch noch nicht gesehen, eigentlich
sehe ich derzeit fast gar nichts, und Vorbeifahren bedeutet im Grunde die
vollkommen autonome Handlung eines komplett durchgefrorenen Körpers. Aber ich
gratuliere unendlich sympathisierend zum neuen Gefährt. Was Ihnen Jane Austen,
war mir, sagen wir, Audrey Hepburn. Gestern sagte mir Emily, sie sei Sternzeichen
Stütze. "Hat Mama gesagt." – "Ich glaube, deine Mama hat
Sternzeichen Schütze gesagt. Das kommt von Bogenschütze." Ich schoß einen
imaginären Pfeil ab. Emily lehnte sich an mich und sagte: "Aber Stütze ist
besser." Was soll man da groß argumentieren. We all need someone we can
lean on.
Ich friere auch ständig durch, verzichte sogar aufs Vorbeifahren und gehe zu Fuß. Das ist eine Seltenheit. Darf ich annehmen, dass Sie mindestens sieben Pullover tragen? Es wäre wünschenswert. Hmmja, die Laune. Remember: "Ein Mensch kann sich nur selbst glücklich machen." (Vgl. Erdmann, 2005) Oder Iggy gucken - gleich besser fühlen.
Stützen sind ja oft sehr angenehme Menschen, sehr lustig, wie man Emilys Beispiel entnehmen kann, neigen manchmal zum Größenwahn, dabei aber durchaus erfrischend und stützen können die auch, bestens sogar, bis zur Selbstaufgabe. Also, perfekt mißverstanden, würde ich sagen.
Aaach, Holly Golightly, ich wünsche mir doch auch Spiegel
und Puderdose im Briefkasten.
Was es genau war? Hm. The call of the devil. Ich sagte ja schon, daß ich bereits mit 6 tagelang ein
wehmütiger kleiner Idiot war, nachdem ich France Gall im TV gesehen hatte, aber dies war die Zeit, in der man
mit dem ersten Schepperkassettenrecorder die ersten Songs aus dem Radio
aufnahm. Mit Mikro. Töpfeklappern in der Küche = Nervous Breakdown.
"Street Fighting Man" war einer der allerersten. Aber ich kannte nur
Fotos, Poster, dies waren die ersten bewegten Bilder, die ich sah, und diese
Bewegungen sind das Ende meiner Kindheit, Jagger boxt den Durchgang zur anderen
Welt frei. Von nun an lief ich in Zeugs durch die Schule, an dem die
Schulfhofrüpel ihren Spaß hatten. Aber als ich gerade mal mit silberner
Samthose in die Lateinstunde abzog, hörte ich einen murmeln: "Sieht ja
geil aus." Und der Räuberhauptmann von damals hat mich neulich angesprochen, vor
der Bank. Er vermutlich mit diversen Nullen hinter einer Ziffer auf dem
Kontoauszug, aber ich hatte die Genugtuung, ihn beim
besten Willen nicht mehr erkannt zu haben.
Noch ein paar andere Sachen natürlich. Die Musik knochentrocken und dreckig, und dabei doch so strahlend und souverän. Der Glamour, der an dunklen Abgründen entlangtanzt. Sex. Androgynie. Dandy in der Unterwelt. Und auch die Ur-Sympathie für den mysteriösen Second Man.
Der Real Wild Child-Clip... so schön, merci. Gehört, als Videofetzen, untrennbar zu "... und die Meute, der sie angehörten, wußte, was sie dem Mann schuldig war." Right there.
Mehr später. Sobald ich mich in
meinen sieben Pullovern wieder besser bewegen kann.
Übrigens beschlossen, nun an Hälfte Worte Satz wegzulassen.