Sonntag, 7. Februar 2016

Bratislava Brno Prag 2012 (2): Čachtice








































12 Kommentare:

  1. Anonym19.9.12

    Danke, faszinierende Geschichte, wunderbare Bilder. Schön, Freddie wieder zu sehen, so vertraut :) Freu mich auf Teil 3!!!

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    1. Leider durfte man weder in der Krypta in Brno noch bei der Führung durch Burg Pernstejn photographieren, und nach Cachtice müssen wir auch nochmal. Das Beste wird ohnehin sein, ich lerne Tschechisch / Slowakisch, arbeite da irgendwo als Kafkableistifthersteller und verbringe meine Restzeit im dortigen Burgenfurioso. Lovely2CU! :)

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    2. No bad idea. :) Apropos: hab mich beworben als Chef aller Magazine und Kellergewölbe der hiesigen Stadtbibliothek. Will nur 3500 netto, dafür wisch ich abends auch nass durch und stell mein Lager dort auf. :)

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    3. Traumarbeit! Wenn Nachgelassenes von Meyrink, Kubin, Rilke, Wedekind, Panizza Dein Lager umgibt, wenn Du auf 1000 Thomas Mann-Briefen schläfst, gibt es aber kein Entrinnen mehr, dann erwarten wir, daß der genius loci des Kellergewölbes Dich endlich zu Deinem ersten Roman zwingt. :)
      Kafkableistifte gibt es leider schon. Lese gerade wieder "Das Schloß". Wieder? Unmöglich.

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  2. Oweh, das "Schloss". Ball/Chain des Kafkawerks für mich, unverarbeitet immernoch. Da sind ganz furchtbare Sachen drin, erschütternder als alles, was der "Process" je. - Ich schreib keinen Roman, zefix, wollt ihr meinen Untergang ... :)

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    1. Schaurige, schaurige Sachen. Als K. telefonisch die Verbindung zum Schloß herstellt: "Aus der Hörmuschel kam ein Summen, wie K. es sonst beim Telefonieren nie gehört hatte. Es war, wie wenn sich aus dem Summen zahlloser kindlicher Stimmen - aber auch dieses Summen war keines, sondern war Gesang fernster, allerfernster Stimmen -, wie wenn sich aus diesem Summen in einer geradezu unmöglichen Weise eine einzige hohe, aber starke Stimme bilde, die an das Ohr schlug, so, wie wenn sie fordere, tiefer einzudringen als nur in das armselige Gehör."

      Mit 11 oder 12 war ich allein in diesem Dachbodenzimmer meiner Grandma. Aus irgendeinem Grund lief der Fernseher, und aus irgendeinem anderen Grund kam da nur Rauschen. White Noise. Und aus noch irgendeinem anderen Grund ließ ich das laufen, ausgestreckt auf dem Sofa, schläfrig oder irgendwie hypnotisiert von diesem Rauschen. Und dann plötzlich kamen durch dieses Rauschen diese seltsamen verzerrten Stimmen. Ich hatte eine vage Vorstellung von Übertragung und Frequenzen und Störungen, aber für mich klang es damals wie der Versuch der toten Seelen, irgendwie durchzukommen. Es war nicht erschreckend, nur schaurig, und ich hatte das Gefühl, mit einer anderen Welt verbunden zu sein. Seitdem fasziniert mich das Phänomen: gestörte Übertragungen. Fasziniert mich halb bewußtlos in seiner Schaurigkeit; mir scheint es völlig normal, daß der Tod durchs Autoradio spricht. :)

      Drum ist diese Szene, wo Kafka die nicht beschreibbaren Geräusche einer fernen Welt beschreibt und näherkommen läßt, eine der erschütterndsten für mich. :) Kafkas Macht, die opaken, auf unheimliche Weise anziehenden Gesetze des Traums in tagheller Sachlichkeit spielen zu lassen, wo sie noch unbegreiflicher werden, ist einzigartig. - Die Gehilfen. Slapstickartig diese ständige, übertrieben deutliche, unverständliche Erregung ihrer Gesten, aber schauderhaft die Unbeirrbarkeit ihrer voyeuristischen Gegenwart, Gefühl ständigen Entblößtseins. Aus schaurigsten Träumen geholt, wo nach dem Erwachen für eine Weile noch das Wissen um Formationen des Selbst in der Traumtopographie mit atavistischem Restzweifel kollidiert, dem Unbehagen, externer Beobachtung ausgesetzt gewesen zu sein.

      All diese traumgleichen Szenen, die für K. Realität sind und uns in Tiefen eigener Traumwelten schleudern, wo es diese Fassungslosigkeit gab, daß dies möglich ist; K. geht durch diese Szenen mit einer für uns wiederum unbegreiflichen Ausschaltung der Fassungslosigkeit. Als Fremder. Fremder den eigenen Echo-Räumen gegenüber, darum "entsetzlich unwissend" hinsichtlich der Verhältnisse, darum Bedeutungen hermetisch abgeriegelt, Unmöglichkeit von Hermeneutik.
      Castorp im Schnee, K. im Schlitten des Kutschers im Hof, in der unwirklichen Wärme mit all den Polstern und Pelzen wie betäubt zu dämmern (überhaupt diese ganze Szene im Hof!), bis sich der Kognak über einen Pelz ergießt, Annäherung ans Ausschalten hochmütig verengter Wahrnehmung, Realität ein befremdliches Traumreich, solange die eigenen Tiefen befremdliche Realität sind, phantastisch jedoch, wie K. diese Traumerfahrung verkörpert, das Streben, nicht mehr Unwissender zu sein in einer wissenden Ordnung, die nichtmenschliche Trance des proteischen Klamm, keine verbindliche faßbare Gestalt, nur der Wunsch, da hinzukommen. Tiefer einzudringen. "Tiefer einzudringen" ist gleich: der Gesang allerfernster Stimmen eingedrungen in uns.

      Untergang? Man kann Romanschreiben überleben. Knapp. :)

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  3. Yeah. Y´know, wenn die Lösung des Lebensrätsels im Urteil "Du bis nicht aus dem Schloss, du bist nicht aus dem Dorf, du bist NICHTS" beschlossen liegt, dann braucht´s keine Hermeneutik, dann ... Und immer diese scheinbar tölpelhaften "Gehilfen" bei Kafka ... schaurig, überrealistisch.

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  4. Frosta4.10.12

    @ray05
    "Oweh, das "Schloss". Ball/Chain des Kafkawerks für mich, unverarbeitet immernoch. Da sind ganz furchtbare Sachen drin[...]"

    Es hatte bestimmt einen guten Grund, warum Kafka seinen Nachlass zerstören wollte. Neugierig wie ich bin, habe ich früher die Briefwechsel von Kafka mit seiner Schwester und anderen Angebeteten gelesen, den Entfremdungskram aber genauso bewusst vermieden, wie viele Werke von Poe.

    Muss da immer an eine Geschichte denken, die ich entweder geträumt, gelesen oder von jemanden erzählt bekommen habe, über einen klassischen Komponisten, welcher die Noten eines Werkes verbrannte, welches so traurig klang, dass die einzige Person, der es je vorspielte sich danach das Leben nahm.
    Ich weiß nicht warum diese Geschichte in meinem Kopf rumspukt, aber sie ist so gut, dass ich sie nie vergaß.

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    1. Nun, das absolute Kunstwerk muss folgerichtig zum absoluten Herzstillstand führen, wir haben da also noch Luft nach oben. Das ist wie mit dem "tödlichen Witz".

      Letzter Stand:
      http://4.bp.blogspot.com/-jnlDsOgk0sg/UFnDw2y9ZmI/AAAAAAAAFdU/-mmE9G_SGQo/s1600/werheisstobelix_g.jpg

      Lade Sie hiermit ein, sowohl am absoluten Kunstwerk, wie auch am tödlichen Witz konstruktiv mitzuarbeiten.

      Gruß, Ray

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  5. Frosta8.10.12

    Hallo Ray,
    Also dem tödlichen Witz bin ich schon mal ungewollt recht nahe gekommen. Ich stand mit einer Bekannten gelangweilt in einer Videothek vor einem Regal Actionfilme und hab dann halt mal einen rausgenommen. Darauf fragte mich meine Freundin, ob der Film gut sei, da hab ich das Cover umgedreht und gesagt, hier steht die Explosionen waren so groß, die mussten bei der NASA angemeldet werden. Darauf hat ein junger Mann neben uns einen Lachflash gekriegt, der schon bald in eine Art asthmatischen Anfall überging. Der gute hat keine Luft mehr bekommen und während wir noch mehr oder weniger erstaunt verharrten kam eine Bedienung zu Hilfe, die grad in der Nähe die Schnipsel der zurückgebrachten Filme aufgehängt hatte, und klopfte dem mittlerweile rot angelaufen Mann mit den Tränen in den Augen beherzt auf den Rücken.
    Gottseidank erholte er sich dann schnell, will nicht wissen wie sich das auf meine berufliche Zukunft ausgewirkt hätte, wenn ein junger Mann wegen mir in einer Videothek gestorben wäre.

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  6. Jessas na - 2012. Würd was drum geben, ... ich mein, nur vier Jahre, aber ich bin ein Anderer heute. Glaub ich. Hard to describe.

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    1. Yeah, schwer zu beschreiben. Beim Film gibt es doch diesen Job namens continuity. Solange einem "through all the changing scenes of life" dieses Gefühl von Kontinuität nicht abhanden kommt, ist der Hals gerettet.
      Aber es geht gerade vieles an die Nieren. Man hat das Gefühl, es ist Krieg und wir verlieren unsere Freunde. Ewiges Abschiednehmenmüssen. Die Großen, die Feinen reisen ab. Man steht im Gegröhl, und "Oh well I look at my watch it says 9:25 and I think Oh God I'm still alive."
      Würd was drum geben, sagst Du, weiß nicht, klar. But listen, einer, der "Mit meinen heißen Tränen" würdigt, 2016, der muß wissen, daß seiner continuity nix was anhaben kann.

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