Dienstag, 14. Januar 2014

Francoise Hardy







Traum 25.07.2000

Mit Jean Cocteau geplaudert und ihn auf seine Zeichnung von Strawinsky angesprochen, der einen ganzen Raum mit seinen "Sacre"-Noten vom Klavier vollklötert – Cocteau wird dann Strawinsky – die ganze Nacht plaudern wir mit aller Welt, immer wieder wache ich auf und denke, ich muß es aufschreiben, but I don't. "Wir" sind Francoise Hardy und ich.













 
Titelbild der JOURS DE FRANCE No. 553, 19 Juin 1965. 
Mit 2 Francoise-Hardy-Singles 2003 in Paris erworben.








SPIEGEL ONLINE Forum 



05.09.2006

(@ Kritischer Leser, der in Frankreich lebte)

Mal so en passant gefragt: magst Du eigentlich Francoise Hardy? Hört man sie im französischen Radio noch häufiger? Ich habe ihre Aufnahmen aus den frühen 60ern vor einiger Zeit für mich entdeckt, oder besser, mich in sie verliebt, und mir sogar bei einem der Bouquinistes an der Seine ein paar Original-Singles gekauft, obwohl ich dafür immer eigens den Plattenspieler entstauben muß.
 

Sie gehörte ja zu denen, die in den 60ern auch genötigt wurden, deutsch zu singen und in deutschen Shows aufzutreten, beherrschte das aber sehr gut (sie hat Deutsch studiert). Vor einigen Jahren tauchte sie dann mit "Le Danger" auf, das sie mit einer Rock-Formation einspielte, die Band liefert da einen knochentrockenen, interessanten Gegensatz zu ihrer halb melancholischen, halb erotischen Stimme, und kurz danach machte sie ein bezauberndes Duett mit Iggy Pop, "I'll Be Seeing You". In den 60ern halb BRAVO-Girl, halb Bob Dylan-Freundin... sehr interessante Person.





19.11.2007 

dj1204:
Jetzt muß ich eingestehen, eine Bildungslücke zu haben. Was ist Yé-Yé?




Oh, Yé-Yé ist französisch für "Yeah Yeah" :) und meint im weiteren Sinne die französische Popmusik der 60er, die Girlgroup- und Phil Spector-Touch mit der Chanson-Tradition kombinierte, im engeren Sinne sind die Backgroundsängerinnen angesprochen, die immer noch ein wenig sexier, schriller und zickiger klangen als die US-Vorbilder. Protagonisten waren etwa Johnny Hallyday, Francoise Hardy, France Gall, Sylvie Vartan und Serge Gainsbourg. Ein ganz virulentes Thema war das der "Puppe", etwa bei Michel Polnareff: "La poupée qui fait non", für das er – denn eigentlich war dies die erste Welle französischer Musik in Deutschland – auch eine deutsche Version zustandebrachte ("Meine Puppe sagt non").








Gainsbourg schrieb für France Gall den Eurovisions-Sieger "Poupée de cire, poupée de son",








... wobei sie beim Contest sehr süß in der falschen Tonlage reinplatzte,








Sylvie Vartan sang "Jolie poupée".









Den archetypischen Backgroundsängerinnenklang findest Du etwa auf "Pourtant tu m'aimes", und ich hoffe, die beiden Tröpfe, die sich an der göttlichen Francoise Hardy schubbern dürfen, haben ihren Frieden gefunden.








Mit der dem französischen Rationalismus eigenen, zwingenden Logik mäanderte das Puppen-Thema in eine Barbarella-Ästhetik, etwa bei Sylvie Vartan, "Irresistiblement",







oder, natürlich, bei Brigitte Bardot, "Harley Davidson", ebenfalls vom verkrachten, aber omnipräsenten Genie Gainsbourg komponiert:







A plus: Ich hab’s schon mal verlinkt, aber ich liebe es, mich zu wiederholen - Kopfhörer einstöpseln und dem Mann recht geben, der da sagt: "This has to be one of the best grooves ever".








Mitte der 90er ging Francoise Hardy mit einer Rockband ins Studio und kam mit "Le Danger" wieder heraus. "Mir ist ein Album lieber, auf dem ich alle Lieder mag und das sich schlecht verkauft, als eins, das ein Erfolg ist, aber im Grunde nichts taugt. 'Le Danger' ... war so ein Album, auf das ich sehr stolz bin und das kein Publikum fand." 











20.11.2007 

dj1204:
Vielen Dank für Links! Du hast Recht, Serge Gainsbourg hatte ja wirklich unglaublich gute Rhythmen, da war er seiner Zeit wirklich voraus.
 

Ich denke, Benjamin Biolay knüpft an diese früheren Protagonisten an. Er sieht sich wahrscheinlich als Fortsetzung des Chanson-Pops und er hat ja auch diese ganze Nouvelle Pop Szene in Frankreich angestoßen. "Trash Yé Yé" wirkt auf mich trotz des erheiternden Titels eher nachdenklicher als seine Vorbilder, seine Stimme klingt auch düsterer als früher noch auf "Rose Kennedy". Wer also vor allem das Erheiternde, Süße, Fröhliche sucht, der ist vielleicht doch in den 60ern besser aufgehoben.






Och, Francoise Hardy steht bei mir neben "The Marble Index" von Nico, dem düstersten Abgrund, den man finden kann, stammt auch aus den 60ern. Wobei "Frozen Warnings" aber wiederum so schön ist in seiner monumentalen Einsamkeit, daß man sofort den Schlüssel für den Hölderlin-Turm suchen möchte.





dj1204:
Von Francoise Hardy sollte ich mir auch dringend mal ein (älteres) Album kaufen.






Ja, die sind zauberhaft. Von den ganz frühen habe ich zwei CDs, beide heißen einfach "Francoise Hardy", von 1963 und 1964. Einige Songs kennst Du bestimmt auch, "Mon amie la rose" vielleicht. Multilinguale Intelligenzbestie, sie hat ja in diversen Sprachen gesungen, es gibt einen Sampler namens "All Over The World", der einiges davon versammelt. Die deutschen Texte sind, nun ja, den Erwartungen entsprechend, einige italienische Versionen sind ganz hübsch, wirklich klasse aber ist ihre Version von "Catch A Falling Star".
 
 
 
 








30.12.2011 

wrdlprnpfd:
Hehe Raven. Wenn schon black, dann fetzig. Nich so dürre...



 

Ich mag die Dürren aber. :)







Weil sie oftmals unser Denken auf die Wege lenken
Die wir dann gehen




















2 Kommentare:

  1. vive la france (gall) et francoise (hardy).....schönste blüten aus dem frankenreich....
    ....und die hardy, in die angeblich bowie ein wenig verliebt war, .....welch pure schönheit. man schaue sich bei yt. ...was mach ich ohne dich ? an, die deutsche version von comment te dire adieu.
    all die nächte mit dir............zit.
    traumhafte sehnsucht in einem einzigen gesicht, zum niederknien.
    die kleine gall krähte ja eher ihre hübschen liedchen, war aber auch in zuckersüssem charme gegossen......
    frankreich in den 60igern, yeye!!!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Bowie in "Tant de belles choses": "Ich war lange Zeit leidenschaftlich in sie verliebt. Sie weiß das bestimmt. Alle Männer dieser Welt waren es. Und auch ein paar Frauen. Wir sind es immer noch." Mick Jagger nannte sie sein Ideal, Scott Walker hatte ihr Bild an der Wand, Dylan hatte ja schon 1964 seine Bewunderung ausgedrückt mittels Poem auf LP, trifft sie dann zwei Jahre später auch in Paris, aber er beeindruckt sie offenbar nicht übermäßig. :) Nick Drake besucht sie im Studio, als sie in den frühen Siebzigern in England aufnimmt, sagt aber kaum ein Wort. Sie kannte seine Alben und hatte ihn gefragt, ob er ein paar Songs für sie schreiben könne. Kurz vor seinem Tod klingelt er noch einmal an der Tür ihres Apartments auf der Ile St Louis, erkennt die Stimme aber nicht, die er durch die Sprechanlage hört, und geht ohne ein Wort davon. - Später die Kollaborationen mit Blur und Iggy Pop…
      Unwiderstehlich bezaubernd diese Mischung aus Schönheit und Ernsthaftigkeit, Erotik und Melancholie, dieses Capricornmädchen, das mit Scham und Pessimismus kämpft, sie hat starkes Lampenfieber und vergißt vor Aufregung bei Liveauftritten manchmal die Texte, sie zieht sich von der Welt zurück und flüchtet sich in Bücher, trotzdem diese Stärke und toughness und Wahrhaftigkeit und eben diese Ausstrahlung, die zum Niederknien veranlaßt und die auch Dutronc noch in der "Tant de belles choses"-Doku erklären läßt, er habe sich an ihrer Seite lange minderwertig gefühlt, dabei ist er ein Auserwählter, chosen by her, die von sich sagt: es gibt nicht viele Männer, die ich anziehend finde.
      "Man schaue sich bei yt 'Was mach ich ohne dich?' an" - oui, machen wir. :)

      Löschen