The Return of -> Dieter Kurzhorst-Faust: Leider hat
ray05 seinen Blog "Letzte Lockerung" ins Nihil befördert. Im April
2011 erschienen dort Lebenszeichen von DKF, die nun also wieder verschwunden
sind. Zur Strafe für dieses nichtgutzumachende Verbrechen drucke ich hier die
von mir damals verfaßten Kommentare ab.
Zu "Neues von Dieter Kurzhorst-Faust"
Auch in diesem Film, der uns in Hoffnungslosigkeit
zu entlassen droht, verweigert sich Kurzhorst-Faust einem pessimistischen Ende.
Doch bei aller Brülljanz bleibt er hochkontrovers. Formulierte Blixa Bargeld
einst als sein Movens: "Türen aufmachen, wo es vorher gar keine gab",
scheint für Kurzhorst-Faust mittlerweile zu gelten: Gegen Türen bumsen, wo es
immer noch keine gibt. Mit unverstelltem Blick. Wenn in einer atemberaubenden
Einstellung dieses Films ein Kind Löwenzahn zerstückelt, bedeutet das in
Kurzhorst-Fausts Welt ja letztlich nichts anderes als die Bedrohung des
Kunstgewerblichen mit einem Korkenzieher. Vorbei die Zeiten, in denen
Kurzhorst-Faust in Ermangelung eines wirklichen Feindes ein metaphysisches
Hohnlachen anstimmte. Nein, Kurzhorst-Faust ist zurück als Spion in
trügerischen Idyllen, als wütender Niederbrenner der kleinen Spaßhäuser, in
denen immer der gleiche Irrtum der vermeintlichen Puristen aufhört, die Welt
zwischen die Zeilen zu schreiben.
Zu "Der
fünfte Stein von Dieter Kurzhorst-Faust"
Dankenswert, wie die Antipodie herausgewerkt wurd.
Herzog wollte ja immer mit Jack Nicholson drehen, doch es kam nie zustunde,
weil Nicholson "an island of sanity" sei. Verglochen mit Kinski. Wie
nun hier Jack Nicholson, der seinen Gefährten schiebt, bei 2:14 den Kopf
einzieht, unter der ganzen Wucht Kurzhorst-Faustscher Herangehensweise - das
ist denkwürden, das ist epochell. Die Lüneburger Heidi. Die Lüneburger Alpen,
eine mächtige Quelle des Erhabenen. Bei all ihrer strangulativen Majestät doch
eine Königin der effektiven Unruhe. Es ist die große Kette der Fünf-Uhr-Sachen,
die Kurzhorst-Faust zu interessieren scheint. "Der fünfte Stein"
zieht uns zum Thron Gottes hin, den Gott sich eben dahin zu stellen beliebte,
volle Möhre in die schwundelerregenden Höhen der Lüneburger Hochgebirge, wo auf
speziöse und doch grazielle Weise die Schwerkraft werkt, zwischen diesen
visuellen Objekten von immenshaften Dimensionen. Wenn Kurzhorst-Faust die
Flachwelligkeit dieses norddeutschen Tourismusschwerpunkts gänzlich ausblendet,
ist das nicht bloße Willkür. "Der Landkreis Soltau-Fallingbostel ist von
so ausdrucksvoller Ungewißheit, daß mir die Sprache verschlug", sagt
Kurzhorst-Faust. So bricht denn auch der verstörende Soundtrack (Gogol Wu und
die Frau von Hans Moser) urplötzlich ab, die Stimmigkeit der Stummigkeit der
Pferde, am Ende der einsame Mann - ist es Jack, ist es ein Heidebewohner? -,
der mit seinem Veloziped noch einmal das Fundament der Proportionen zu
durchglöten scheint: um hier affiziert zu sein, ist Mitwirkung des Willens unnötig.
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