Sonntag, 27. März 2011

Allen Ginsberg: So muss es sein

 

 

 

SPIEGEL ONLINE Forum

31.10.2008 




 
 
ray05:
Im Schneider Weissbräuhaus bin ich mal zu Achternbusch an den Tisch und hab' um ein Autogramm gebeten. Die Pointe: Er hat mir wirklich eins gegeben. Ich hab den Bierfilz noch.





 
 
 
 
 
 
 
ray05: 
Ginsberg? Der sieht aus wie Ginsberg. Glückspilz. How was that? 





 
Ja, Ginsberg. SIE und ich gingen zur Uni und bogen verblüfft ab, weil ein Plakat sagte: Allen Ginsberg liest. Amerikahaus, glaube ich. Nach der Lesung saß er an einem Tischchen, ich kaufte ein Bändchen "Herzgesänge", stand dann vor ihm, murmelte was, sein freundlich kosmischer Blick fiel also für ein paar Sekunden auf mich, und dann schrieb er halt.
Er hat keinen "i"-Punkt gemacht, es sieht aus wie "Allen Gensberg".
 
 
 
 

 
 
 
 
 
 
ray05: 
[SIE und ich gingen zur Uni ... und dann schrieb er halt.] 
Klar und folgerichtig. So muss es sein. 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Samstag, 26. März 2011

Tischtennis






Bei Tischtennis denke ich gar nicht so sehr an Gegenspieler, sondern an diese Sonderform mit Um-den-Tisch-Laufen. Kennt wahrscheinlich keiner mehr. Konnte man zu Siebt spielen, zum Beispiel. Wer den Ball verhaute, flog raus. Und ich flog meistens früh raus, weil ich zu Tode fasziniert davon war, wie Mädchen laufen. So wunderbar unökonomisch, mit sinnlos, aber bezaubernd fliegenden Armen. Ich fand das sehr erotisch. Erst recht, wenn sie also nach ping oder pong auf die andere Seite des Tisches laufen mußten. Da lag eine geheime Koordination drin, die auf alles außer Tischtennis gerichtet war. Das hat auch irgendwie damit zu tun, daß sie dann früh beschwipst taten und plötzlich nicht mehr "Atom Heart Mother" sagen konnten. "Atom... aaytom... wie?" Aber das führt jetzt zu nichts, Watson.





















Mittwoch, 23. März 2011

Der Ort, der keiner ist: Joy Division











10.11.2007 

Die Schönheit und Gewalt von Joy Division, fast unmöglich zu beschreiben. Ein Klang und eine Stimme, die aus tintiger Schwärze kommen, um "New Wave" auf die Ebene der griechischen Tragödie zu heben. Wahrscheinlich wird keine andere Band jemals diese kalte, scharfe Trauer berühren und vermitteln, diese Momente erschaffen, bei denen du plötzlich in Tränen ausbrichst. Das hat für mich nichts mit "Schwarzkitteltum" zu tun, das ist so große Kunst wie Dante oder Michelangelo, die 80er sind ein musikalisch immer noch völlig falsch eingeschätztes Jahrzehnt. Die nächste Wiederentdeckung ist dann hoffentlich Bauhaus – die Songs sind zeitlos spannend und aufregend, man staunt einfach nur über den musikalischen Wagemut, das Ganze ist natürlich viel "artistischer" als Joy Division, filmischer, mehr Artaud'schem Wahnsinn verpflichtet, das Verblüffende aber: sie wirken immer noch innovativ.

So sehr ich manche Metal-Sachen liebe: gegen die Songs dieser beiden Bands, allesamt scharf wie Messer in deiner Psyche, wirken die Black- oder Death-Metal-Geschichten auf mich ein bißchen wie die Fahrt durch die Kindergeisterbahn.









 
 
 
 
 
23.01.2008

Wenn man Curtis auf "Isolation" hört, das Album dann mit "Heart And Soul" in Geisterhaftigkeit abdriftet, der ewige Kampf dieses 23jährigen schließlich in der bleakness von "The Eternal" und "Decades" endet, wenn man versucht, sich die "Stroszek" / Iggy Pop "The Idiot"-Nacht vorzustellen: noch immer gibt es in der Musik wenig, was so unter die Haut geht wie "Closer", zwei Monate vor dem Suizid aufgenommen, posthum veröffentlicht.

Corbijn hätte viel falsch machen können, aber er hat alles richtig gemacht, angefangen mit der Besetzung. Sam Riley ist großartig.

Die beiden unberührbaren Monolithen "Love Will Tear Us Apart" und "Atmosphere" verbleiben im Original, aber wie Riley "Dead Souls" singt, verursacht Gänsehaut. Auf der Bühne ist er wie eine bewegte Montage aus allen Bildern, die man je von Ian Curtis sah. Das Haus in der Barton Street. Es hatte immer etwas Seltsames, daß gleich zwei der Originalmusen, die Muse der rätselhaftesten Schönheit von Songlyrics und die Muse der unausweichlichen Tragödie, in diesem Macclesfield Lower Middle Class-Bau hausten, in diesem Schauplatz der verzweifelten Sehnsucht einer jungen Frau nach dem kleinen Glück mit den schrecklichen Gardinen und der schrecklichen Vase auf der schrecklichen Kommode, und doch war es aufgehoben in der Unmöglichkeit, ein Joy Division-Stück zu beschreiben: Schauplatz der Nichtkommunizierbarkeit. Eine der bewegendsten Szenen: wie Riley / Curtis nur schweigend den Kopf senken kann vor Debbies Tränen: "Who's Annik? How long have you been seeing her? Answer me, Ian! Don't ignore me! I don't deserve this... I don't deserve this...". Nur in der Einsamkeit der Kunst war die Antwort möglich: "Atmosphere".

Corbijn war behutsam genug: Annäherung gelungen, das Enigma bleibt. 
 







 
 
 
 
 
10.08.2010 

BUT IF YOU COULD JUST SEE THE BEAUTY aus "Isolation" ist wahrscheinlich der Ian Curtis-Satz, der mir immer schon am heftigsten das Herz zerriß, beim Wiedersehen von "Control" fiel mir auf, wie auch Corbijn diesen Satz, diese Strophe besonders hervorhebt. These things I could never describe. Poetry, sein Traum, wie Rosen in dieser bleakness, weil es sonst keine Verständigung gab, du kannst nur an diesem Ort, der keiner ist, beschreiben, was wirklich ist und was du bist, das ist das tödliche Paradoxon. Auch wieder gedacht, wie neben Joy Division so vieles, was mit Abstieg in Dunkelheit spielt, Kindercartoon wird.
 
 







Womit ich nichts gegen Kindercartoons gesagt haben will. Oder gegen Cartoons überhaupt. "Wer am St. Nimmerleinstag in die Gewalt einer Hexe gerät, die ihn nur gegen Lösegeld freigeben will, hat das Recht, einen zweiten Vorschlag zu verlangen, wenn ihm der erste nicht entspricht." (Dagobert Duck / Der goldene Eisberg). Was aber, wenn einem die Hexe entspricht?


















Samstag, 19. März 2011

Mittwoch, 16. März 2011

Dienstag, 15. März 2011

Fever Ray

 












Was genau mich an dieser Stimme fasziniert, die manchmal klingt wie ein trotziges einsames 8jähriges Mädchen, das durch Nachtschnee stapft und die Sterne ansingt, und manchmal wie der chant einer ganzen Mädchengruppe eines heidnischen Stammes, weiß ich nicht.

























Freitag, 11. März 2011

Plumpbeutler (Vombatidae)







Von Dr. Bruno Brotmitbutter (Hamburg / Wagga Wagga). 


Der Verfasler: Bruno ("Bruce") Brotmitbutter von der Universität Heidelbeerberg ist Herausgeber zahlreicher wissenschaftlicher Pöbelaktionen. Zu seinen Hauptwerken zählen "Manische Depression bei Eurasischen Eichhörnchen" (1995), die Langzeitstudie über Nußverstecke, für die Brotmitbutter 1997 mit dem Nuxi-Preis der Norddeutschen Reformhäuser ausgezeichnet wurde, sowie "Laßt die Nuggets doch den Nagern" (1912), das Standardwerk über den Goldrausch bei Goldhamstern. Brotmitbutters gegenwärtige Forschungen gelten dem "missing link", der fehlenden Übergangsform zwischen Beutelratte und Einkaufstüte.


Der Federbettenwombat ist eine jüngst entdeckte Spezies der Vombatidae, von Dr. Gurkenbrötchen vorläufig als Nacktnasenwombat eingestuft. Dr. Fünfuhrtees Hypothese, nach der sich der Federbettenwombat als Verwandter des noch unentdeckten asiatischen Futon-Wombat erweisen könnte, scheint haltbarer als die These von Dr. Pølser (Kopenhagen), dessen These nur bis zum 10.11.12 haltbar war.

Wie es scheint, ernähren sich Federbettenwombats von Haferflocken und Cornflakes, die größeren Lebewesen aus der Tüte fallen. Weichholzbenagung ist seltener, überhaupt sind die Tiere bemerkenswert genügsam. Dr. Kartoffelninsaureryoghurtsauce von der Universität Sydney Greenstreet: "Ich habe noch nie ein so dickes Tier so wenig essen sehen." – Dr. Soufflè (Koala Lumpur), einer der am wenigsten erforschten Forscher überhaupt, wies jedoch schon in seiner Streitschrift "Naßforsche Naßrasuren nützen Nacktnasenwombats nichts" (1999) darauf hin, daß man sich ganz schön verpforschen kann. Es ist also Pforschicht geboten. 

Der Federbettenwombat bewegt sich meist überhaupt nicht, es sei denn, er wird bewegt, aber was ihn bewegt, wissen wir nicht. Forscher, die im Dunkeln lagen, sahen nichts. Dr. Dankemir Reichts (Izmirschlecht) zieht Schlußfolgerungen aus den mysteriösen Wombatfunden abseits des Federbetts, die Dr. C.G. Nimmnochwas-Jung, der Schweizer Psychoanalytiker, indes kritisiert: "Der Mann ist doch krank!" (aus: "Kommunikatives Handeln als Paradigma einer Seinsmetapher im Dekonstruktivismus-Streit zwischen Natur-Teleologie und Logisch-Semantischer Popeldeutik"). Dr. Quarkspeise (Kühlschrank) hält dies alles für Käse. Wohl zurecht; Dr. Sprachforscher, der bekannte Sprachforscher, hat mittels Computeranalyse die nächtlichen Laute eines Federbettenwombats analysieren können: "Halt – nein – warte – die – " Und so weiter. Dr. Bratmirwas von der Universität Bratdirselberwas (Slowakei) hält den Wombat für einen Liebhaber moderner Kunst. Collagen finden sein reges Interesse. Dreht man den Wombat um, betrachtet er allerdings mit unermüdlichem Interesse die andere Wand, an der überhaupt keine Bilder hängen. Aber wo beginnt Kunst, wo endet sie? Kunst kommt ja nicht von "Können", sondern von "Kunstmann, Gemüsehändler". Dessen Diktum "Man kann auch Artischocken nehmen" ist immer noch subjektiver Grund ästhetischen Urteilens. Dr. Spielverderber konnte erleben, wie ein domestizierter Wombat einen Spielverderber, der ein Spiel verdarb, anpischerte. Dr. Selbstschuldgemeinerdoofi gab daraufhin Rhabarber zu Protokohl. 

Dr. Nudelsupp, der schon Gugel hupfen sah, berichtet, daß beim ersten Lauf des Rennrudelns in Luistrenker eine Gruppe Wombats das Rennrudeln mit dem Rudelrennen verwechselte. Damit zum Sport.

RUMKUGELN. Beim Rumkugeln im französischen Boulangerie kam es zu einem Eclaire. Der Schietrichter griff rein, fand aber nichts schiete. 

SCHIEFSPRINGEN. Bei der Vierschranzentournee im Schiefsprung gelang Luggi Oberdeppner aus Sepplmütz im Zenzital die tolle Weite von Pi mal Zwiesel. Wombats waren nicht am Start. 

STAPELLAUF. Bestnoten bekam ein Wombat beim diesjährigen Meeting im schwedischen Regal, als er über einen Stapel Bücher lief.

PHILOSOPHIEREN. Wieder einmal setzte sich im 8. Rennen Stoizismus durch. Mit einer Nasenlänge Vorsprung holte sich Wombat den Grand Prix de la Schisselaweng und verwies Ferkel mit Skeptizismus und Bär mit Dialektischem Materialismus auf die Rote Grütze.

MAULAFFENFEILHALTEN. Mit 84 feilgehaltenen Maulaffen belegte ein Wombat beim Blöd-Cook-Memorial einen erstaunlichen 2. Platz hinter Dumm Rumpupen (USA). 

DOPPELKLOPP. Bundestrainer Kloppo Klopp hat seinen Vertrag in beiderseitigem Einvernehmen an Bimbo, Bombi und Schlippo verkloppt. Auswechselungen: Bele, Bumsch und Beule (4. Minute).