Freitag, 10. August 2012

Vorweihnacht mit Cured Catherine (12): Dame, Louvre, Saturn, Spion









Ich sah Sie heute, aber erst im letzten Moment, es war, als fügten Sie und Frau G. sich so perfekt ins Brunnengemälde, dass ich Sie zunächst nicht als lebend identifizierte. Erst als ich schon fast auf Höhe der BS 1 zurückblickte, bemerkte ich Ihr gelbes Halstuch und Sie. Sachen gibts.












Nun ja, genaugenommen sprach Frau G. auch gerade vom Tod und ist jetzt in S., mourning. Heute hingegen mit Frau I. und Frau A. in der Toreinfahrt die psychodramatischen Laboratorien, in denen wir alle stecken, in verzweifeltes Hinweglachen überführt. Just a temporary thing. Später sagte eine Bewohnerin der BS 2 ob des erneuten rein klimatischen Desasters zu mir: "Du Armer". Ich sagte: "Ein Mann allein im Kampf gegen die Elemente." – Sie sagte: "Du müßtest ihn nur mal für uns gewinnen, den Kampf gegen die Elemente." – Die Frau hatte einen Punkt. Aber wer ist schon The Perfect Boy.











And the way the rain comes down hard, that's how I feel inside. Kampf gegen die Elemente ist ein Punkt, ja. Möglicherweise morgen in snow white. Zeit für den Auftritt des Wintermantels. Eine ausgeprägte dissoziative Konversionsstörung bezgl. der Welt insbesondere des Wetters hält meine Wahrnehmung in Verwunderung. Schon wieder Weihnachten? Glauben Sie auch, dass Menschen ein bestimmtes Emotionskontingent zur Verfügung haben? Both qualitativ und quantitativ. Irgendwann weiß man, nein, ich werde nicht wahnsinnig, sondern wahnsinnig wütend. Und das ist dann das Ende des guten Porzellans. I walked away and grew old. Scherben bringen wiederum Glück. Naja.











Nein, ich glaube das nicht, weil das fou in amour fou verrückter denn je ist und die Linie zwischen wahnsinnig und wahnsinnig wütend dünner denn je. Der Kampf gegen die Projektionen killt nicht nur Energie, sondern auch sanity, weil man sich ja immer mehr darin verwickelt, die Projektionen zu übernehmen. – Und wenn man erklärt, von alldem die Nase langsam mal voll zu haben, schaufelt man sich erst recht sein eigenes Grab.

Darum war ja "Burn After Reading" mehr als nur lustig, dieses zielsichere Aneinandervorbei der Bedeutungen, diese Mißinterpretationskunst! Kapitalkräftiger Idiot sein wäre gut. Aber darauf hinarbeiten – gelingt immer nur die eine Hälfte betreffend. – Ich lese gerade Anna Achmatowa auf Englisch. "I'm not yet cured of happiness". Huch, Weihnachten. Ich wünsche mir komplett erliegenden Straßenverkehr und Trottoirs wie Bobbahnen. Gab's wohl zuletzt, als The Cure mal anfingen.










Sie meinen so etwas wie self fulfilling prophecy? Man denkt den anderen so lange projektiv, bis er sich vollkommen in Gegendarstellungsversuchen verstrickt, dass nichts mehr so ist wie es ist? Damn it, ich glaub ich weiß, wovon Sie reden. Just your part in the play for today. Ich frage mich immer öfter: wofür bestrafen wir alle uns so ausführlich und zielsicher immer wieder? Trust ist das Stichwort. Vertrauen – trauen - sich trauen. Your part – her part - in this. 

Ich liebe Freakshows, aber manchmal wird es auch mir zuviel. Manchmal werde ich mir zuviel. Vorgestern in diesen Song gefallen:






So tender, so beautiful and comforting. Und man fragt sich: Paul Smith in der Rolle des Aljoscha T. the beloved i.? Woher wissen die? Ein schöner Weihnachtswunsch. Ich wünsche noch eine sternenklare Nacht, und ein schwarzsamtenes Kleid dazu.












Oh, phantastisches Video, hätte mich fast auf meinem schon 3mal restaurierten Stuhl zusammenbrechen lassen. Merci bien! – Ja, so ähnlich, es geht um diese Phasen, in denen man, Sie erinnern sich, ein Angeblicher wird, errichtet aus Worten, und diesen Angeblichen treffen Affekte und Aufgeregtheiten, während er selbst gar nicht weiß, warum er da stehen soll, wo er angeblich steht. You know? Bis man dem Schöpfer der Fiktion zurufen möchte: du kämpfst vor allem gegen dich selbst. Aber wenn beim nächsten Mal die Metrokönigin im ureigenen Metropolis so tut, als hätte die Seeschlacht letztes Mal gar nicht stattgefunden, lasse ich das Logbuch auch stecken, nur so kommt man wieder in Fahrwasser. Besitzen Sie womöglich die Maximo Park-CD? Ein Klon davon unterm Tannebaum wäre tender, beautiful and comforting, ich legte Ihnen dafür die philosophisch werdenden Seelenausgräber aus Manchester ans Herz und unter selbigen.












"Sie riefen sich, aber sie konnten sich nicht hören"? So ähnlich. "Logbuch erstmal zur Seite" klingt nach einer Strategie.

So ging es mir bei den ersten 50mal Video gucken, bin jedesmal fast zusammengebrochen. Eigentlich immernoch, wenn Paul Smith in Aktion tritt. Der Name allein ist schon großartig.

Selbstverständlich bin ich nach dem erst heute erfolgten Besuch beim Planeten der Ringe im Besitz von "Our Earthly Pleasures". Also, abgemacht, dann schlage ich eine kurz-vor-weihnachtliche Übergabe am Brunnen vor.












Ach, Sie! Genau das hatte ich befürchtet, ja Ihnen liebevoll zugetraut – gleich los am Montag für den Sturz in Unkosten. So nicht! Na gut, so doch. Brunnen ist fein, schließlich unser Platz, und wir müssen noch herausfinden, welches Lied es ist, wenn sie unser Lied spielen.

Naja es ist... Strategie ohne Strategie. Eher so, daß, wenn der kalte Saturn first warmth then heat verströmt, man fühlt, nothing else matters. Wußten Sie, daß es ein Spiel namens "Stratego" gibt, bei dem man mit einem Heer, dessen verschiedene Ränge dem Gegenüber verdeckt sind, die Fahne des Kontrahenten erobern muß? Man kann auch Bomben placieren, in der Hoffnung, den Feldmarschall zur Explosion zu bringen. Und es gibt einen Spion. SIE wußte immer nichts mit ihrem Spion anzufangen, das war auffällig. Dafür standen die Bomben immer wie ein Saturnring. – Hier in return schon mal ein Rundumschlag. Ich weiß nicht warum plötzlich, aber die haben derzeit all die Worte, die ich brauche, und tunes, die ich als fliegenden Teppich verwende.























Wäre nicht etwas Unvorhergesehenes dazwischen gekommen - der Einkauf war schon für Samstagnachmittag geplant. Sie kennen meine Emotionalität, wenn mich etwas so ins Herz trifft, habe ich keine Ruhe mehr. Hab mir noch einen Union Jack Button mitgenommen heute, musste einfach sein. Ja, das müssen wir noch herausfinden – unser Lied, am Brunnen.

Oh ich kenne Stratego, eines der wenigen Spiele, die ich früher mit meinem Bruder spielte (und seine 6 Jahre älter nützten ihm sehr bald nichts mehr). Als ich es kürzlich mal auf einem Flohmarkt entdeckte und in glücklicher Kindheitserinnerungsstimmung mitnahm, fiel mir erst auf, dass es "Krieg spielen" ist. Trotzdem wirkt es so unschuldig wie der brave Soldat Schwejk. Der Major (oder war es der Feldmarschall?) war immer mein Favorit, mächtig und wichtig, während der Oberst immer viel freundlicher aussah. Sie meinen, IHRE Strategie änderte sich nicht und SIE verwendete den Spion nicht seinen Aufgaben entsprechend? Merkwürdig. Aber auch passend. Diese Härte auch gegen sich selbst zu wenden. Ich mache ja auch meine Erfahrungen mit kalten Saturnanwandlungen, Herz aus Stein, denkt man und dann - plötzlich schlägt alles um in unschlagbaren Humor und endet in großartigem Gelächter. Ja und dann weiß man wieder, dass man sich diesen Menschen doch nicht anders wünscht. Aber ich habe das Glück, dass mein kleiner Planet bisher noch zu mir aufsieht, beeinflussbar ist. Das wird nicht immer so sein.

Ach ja, und natürlich mag ich Oasis schon seit Morning Glory, auch wenn ich damals Blur noch lieber mochte. Mit Oasis kann man durchaus fliegen, ja. Nochmal zu Maximo Park: Im "Our Earthly Pleasures"-Booklet: "... she felt that she had learned something, though exactly what it was she did not know. Later she remembered all the hours of the afternoon as happy – one of those uneventful times that seem at the moment only a link between past and future pleasure, but turn out to have been the pleasure itself." (F. Scott Fitzgerald, "Tender is the Night").











"But turn out to have been the pleasure itself", großartig, genau so findet man später die Schönheit scheinbar unspektakulärer Stunden. Saturndame und ich standen in Paris mal vor dem Haus, das Scott und Zelda in Paris 1928 bewohnten, phantastischer Blick auf den Jardin du Luxembourg.

Strange, daß Sie auch gerade "Stratego" wiederentdeckten. Die kamen alle aus "Ungeduld des Herzens", besonders der Leutnant. – Ich hab mal ein Monopoly gefertigt, mit alten Geldscheinen und Versailles und Louvre statt Parkstrasse und Schloßallee etc. Quer durch Europa. Man kann den Dogenpalast kaufen oder Fontainebleau, den Palazzo Vecchio oder Compton Anstey ("Der Kontrakt des Zeichners"). Ereigniskarten wie: "Macht eine Pilgerfahrt nach Rom. Wenn Ihr die Mailänder Börse passiert, löst einen Wechsel über 4000 Gulden ein" oder Gesellschaftskarten wie "Der unglückliche Verlauf eines Würfelspiels erleichtert Euch um 2000 Gulden" oder "Eure jüngste Tochter nimmt den Schleier. Zahlt an das Kloster eine Mitgift in Höhe von 3000 Gulden". That's life with a Saturn girl. Schön haben Sie das beschrieben, und perfekt. Wenn die Anarchie unter der Unnahbarkeit ausbricht und sich für was (wen) entscheidet, gibt es kein Halten mehr.




















9 Kommentare:

  1. Angenehmstes verbluten meinerseits.

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    1. Öhm, bin wohlauf. :)

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    2. Erfreut über das wohlauf! Verlangt Verbluten at the Tournament of Second Skin die Parade Riposte gegen das Schicksal, könnte ich als Sekundant mit den Vierundzwanzig Sonetten der Louize Labé, übertragen von Rilke, hinter Dir stehen : "Je mehr der Gott uns zusetzt, desto mehr sind unsere Kräfte unser."

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  2. :) Die schönsten Zeilen reihten wir einst aneinander. Wünschte, es wäre schon wieder Pfefferkuchenzeit. Passend auch, dass die Herren aus dem Maximen Park gegenwärtig sehr gegenwärtig den Soundtrack zum Reisen im Raumschiff beitragen. Wunderbeste Platte. Große Freude auf den Besuch in der Großen Freiheit im Oktober. Und was hört man auf dem Zauberberg derzeit? Man sieht zumindest nichts, aber es gibt auch wenig Gelegenheit zum Sehen. Wann reisen Sie? Darf man auf Berichterstattung vom Hofe des Saturnhöflings hoffen?

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    1. Die Maximen im Oktober? Und derzeit im Raumschiff? Très bien, und natürlich haben Sie mittlerweile den Hebel zum Zeitrückwärtsreisen gefunden, der sich aber als Synchronizitätshebel herausstellte, weshalb Maximo Park jetzt hier. Sahen Sie übrigens noch den Trakl-Film? Moi, non. Lieber doch nicht. Sahen Sie übrigens "Lost in Austen"? Die otternübersäten Landstraßen von Hammersmith? Mr Darcy vor dem Tanz mit: "Zusammen werden wir ein Tohuwabohu produzieren, aber das mit solcher Autorität, daß alle versuchen werden, unsere Schritte nachzuahmen" - ? Wir reisen in zwei Wochen, Berichterstattung dann hoffentlich noch vor Pfefferkuchenzeit und wenn ich nicht vom Bären gefressen werde. Auf dem Zauberberg steht Jack White mit seiner Donnerbüchse, ansonsten aber das übliche Stimmengewirr. Der, von dem die 5jährigen behaupten, er und ich sähen aus wie Brüder, lieh mir "Nullzeit" von Juli Zeh, ich schlafe also immer quasi unter Wasser ein, "Iron Sky" im Schanzenpark unter dramatisch passendem Gewitterhimmel, Freitag sahen wir "The Rum Diary", ansonsten: set the controls for the heart of the voyage. Liv (5) auf "Was ist denn bloß los mit dir heute?" - "Ich hab einen Klaus gefrühstückt."

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  3. O là là, einen Klaus gefrühstückt! Sie ziehen da also kleine Menschenfresser heran? Sehen Sie sich bloß vor! Ich kannte mal einen Klaus, der war recht zynisch unterwegs. Aber er frühstückte auch grün gefüllte Zigaretten. Nun ja. Synchronizitätshebel, genau, liegt gleich neben dem Reziprozitätsschalter. Nein, sah den Trakl-Film auch nicht. Dachte gar nicht mehr dran, bis Sie mich erinnerten. „Lost in Austen“ mal vor einigen Monden, geliehen aus der Bookery. Erinnere mich auch nur schwach. An ein Badezimmer mit einer Tür in der Wand über der Badewanne? Einen Mr. Darcy im modern London unterwegs, der den Straßenverkehr mittels Geschrei zu stoppen versucht? Sowas. Amüsant. Verpasste leider „Miss Austen regrets“, aber das lässt sich nachholen. Derzeit gibt man ja Wiederholungen der ersten Sherlock’s. Little Miss and me sahen zwei Folgen zusammen – she likes it.. Juli Zeh! Las ihren Erstling damals, glaub ich. Adler und irgendwas? Jedenfalls versuchte ich es. In diesem geht es um ein Promipaar und einen Tauchlehrer, wie mir eine Frauenzeitschrift verriet. Ist es empfehlenswert? Und Sie nehmen wahrhaftig am öffentlichen Leben teil? Im Schanzenpark? Ich staune! Versuche es auch hin und wieder, aber scheitere zumeist an Verpflichtungen und/oder Menschenphobien.

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    1. Ihre Stadtrakete wird immer sympathischer. Der Reziprozitätsschalter gehört zum Transpersonalen Antiblockiersystem, nehme ich an. Nein, wir züchten da eher versierte Wortspieler. So hat Liv beispielsweise auch das Wort "Kofferkiesel" erfunden, über dessen Bedeutung noch immer großes Rätselraten herrscht. Es hat wohl entfernt mit Prinzessin Li Si zu tun, aber fragen Sie mich nicht, wie. Little Miss likes Sherlock, is it any wonder. Bestimmt ist sie froh, in Sherlock einen intellektuell Ebenbürtigen anzutreffen. Ach ja, das öffentliche Leben. Der durch "Aljoscha" erreichte Grad der Prominenz hält sich gerade noch in Grenzen :), und wenn Sie nächtens eine Dame auf einem Kissen auf dem Gepäckträger des Fahrrads eines Saturnhöflings sehen… it must be us. Juli Z, bin etwa auf Seite 100, literarisch stürzt es einen nicht gerade in Ekstase, DR Kultur sprach gerade von "literarischer Glattheit" und allzu kalkulierter Sprache, aber spannend ist die Geschichte, und es gibt schon schöne Passagen. Manchmal stating the obvious, aber auch kleine Geniestreiche wie: "Als sie Jola die Hand gab, sah das aus, als hätte man zwei Frauen aus verschiedenen Filmen in einem Trickbild zusammengeschnitten." Unter Wasser ist das Buch am besten, up to now. Muß übrigens noch erwähnen, wie großartig Dave Gahan ist, auf Sinnsuche mit den Soulsavers. Wäre bestimmt auch ein phantastischer Kofferkiesel fürs Raumschiff.

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  4. Versierte Wortspieler! Goodness! "Ich habe mich mißverstanden!" (Jim,3) :) "Eine Dame auf einem Kissen auf dem Gepäckträger des Fahrrads eines Saturnhöflings" ist das proustischste und gleichwohl entzückendste Bild, dass mir kürzlich begegnete. Ich wünsche angenehmes Reisen und eine geringe Bärendichte!

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    1. Jim, 3, fängt früh an. :) Nachdem ich das letzte Wochenende noch proustisch flachlag, 102BoulevardHaussmannesque - wußten Sie übrigens, daß Proust den ersten Band der Suche nach der Verlorenen Zeit auf eigene Kosten drucken ließ? -, steht der Erforschung der Bärendichte nun nichts mehr im Wege, danke für die guten Wünsche! Verabschiede mich mit Proust: "Eine Stunde ist nicht bloß eine Stunde, sie ist ein Gefäß, angefüllt mit Düften, Klängen, Plänen und Witterungen. Was wir Wirklichkeit nennen, ist ein gewisses Zueinander von Sinneseindrücken und Erinnerungen (…) Die Wahrheit beginnt erst in dem Augenblick, in dem man zwei verschiedene Dinge hernimmt, ihre Beziehung zueinander festlegt (die in der Welt der Kunst dem entspricht, was in der Wissenschaft das Kausalgesetz ist) und beide dann in einem schönen Satz zusammenfaßt."

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