Freitag, 21. Oktober 2011

Vampirglaube: Historisches zur Hysterie







"Ein gescheites Weib kann es verhindern, daß der Vampir sie besucht."
(Sprichwort, Balkan)


Berichte über vampirisches Wiedergängertum gibt es schon im 12. Jhdt. in England (in De Nugis Curialium von Walter Map und in William of Newburghs Chronicles), im 14. Jhdt. auch in Deutschland. Hier glaubt man zunächst an den Nachzehrer, ein Wesen, mit dem man zu erklären sucht, daß aus manchen Gräbern schmatzende Geräusche zu hören sind und in manchen Gräbern Leichen gefunden werden, die so wirken, als hätten sie damit begonnen, ihr Leichentuch zu verschlingen. Luther hatte mit einer Anfrage bezüglich eines Nachzehrers zu tun: Dorfbewohner würden sterben, weil ein Weib sich selbst im Grabe fresse. Angenommen wird eine sympathetische Wirkung: der Nachzehrer, der im Grabe schmatzend seine Laken und sein Fleisch verzehre, sei auch Nachzieher; das im Grab Verzehrte ist symbolischer Ersatz für das Opfer. Luther hält den Nachzehrer für törichten Aberglauben, den Teufel mitnichten. Man muß Prioritäten setzen.

Martin Böhm erwähnt in seinen Predigten (1601), sich auf das Jahr 1553 beziehend, "daß tote Leute, sonderlich Weibespersonen, die an der Pest gestorben, im Grabe ein Schmätzen getrieben" (Sturm / Völker 1973, 441). Durch das "Schmätzen" habe dann wiederum die Pest heftig zugenommen. Einen ähnlichen Zirkel schließt ein Bericht von 1698 aus Schlesien: da ein Vampir umzugehen schien, ließ man "einen verdächtigen Körper aus dem Grabe deswegen nehmen, und demselben den Kopf abschneiden, welcher frisch Blut von sich gab: die Leute wurden hierdurch noch furchtsamer, und zogen ethliche davon anders wohin" (Sturm / Völker 1973, 442).

Der Verdacht läßt Blut fließen, fließendes Blut nährt den Verdacht. Floß Blut aus einem unverwesten oder (infolge der Auftreibung durch Gase) angeschwollenen Körper, schloß man daraus, daß dieser "Un-Tote" sich mit Blut vollgesogen haben müsse. Beim Nachzehrer wie beim Vampir suchte man dem Graus mit Zeremonien wie Pfählen oder Abschlagen des Kopfes ein Ende zu bereiten.

Wie man den Nachzehrer mit der Pest in Verbindung brachte, so verhalf die im 17. Jhdt. wütende Pest auch dem Vampirmythos in Mitteleuropa zu umfassender Präsenz. Wellen der Vampirhysterie überfluten den Kontinent an immer neuen Punkten. 1679 veröffentlicht Philippus Rohr in Leipzig seine Dissertatio Historico-Philosophica de Masticatione Mortuorum. Wo der schwarze Tod wütet, stürmt das Volk wiederholt die Friedhöfe, um Gräber zu öffnen und mit dem Pfählen von Leichen die vermeintliche Ursache des Übels zu bekämpfen: den Vampir. Ratten, Träger des Pestbazillus, galten als Begleiter des Vampirs oder als dessen Verkörperung. Pestkrankheit und Vampirismus überschnitten sich im Volksglaube durch ihren rigorosen Verlauf ebenso wie durch das Prinzip der Ansteckung. Pestkrank wird, wer Umgang mit einem Pestkranken hat: zumeist enge Verwandte oder Nahestehende. Vampir wird, wer Umgang mit einem Vampir hat: zumeist enge Verwandte oder Nahestehende.

Die Vorstellung vom blutsaugenden Wiedergänger dringt aus Südost- nach Zentraleuropa ein. Lebendig ist sie im Volksglauben Griechenlands und der Balkanländer; akut wird die Inkubation über die Präsenz der den türkischen Vormarsch stoppenden katholischen Habsburger auf dem Balkan, speziell nach dem Frieden von Passarowitz (1718). Der Balkan, eine Region, in der drei Weltreligionen aufeinanderstoßen, wo das Heilige Römische Reich Deutscher Nation an das Osmanische Reich stieß, ist als hochbrisantes Grenzgebiet par excellence ein für Aberglauben besonders anfälliges – insofern Formen des Aberglaubens Formen der Dämonisierung des Anderen und Fremden sind.

Auch im 18. Jahrhundert wird Europa von Wellen der Vampirhysterie heimgesucht (1710, 1725 und 1750 Ostpreußen, 1725-32 Österreich, Ungarn und Serbien, 1756 Walachei, 1772 Rußland). 1734 erscheint das Wort vampyre in der englischen Sprache, durch Übersetzungen deutscher Berichte, die sich mit diesen Ereignissen befassen. Die Vampirpanik in der ersten Hälfte des 18. Jhdts. rang Gelehrten, Theologen, Philosophen und Medizinern eine Flut von Berichten und Traktaten ab, Beweisschriften und Gegenbeweisschriften, in denen erst nach und nach zwischen der Realität der Panik und der Realität des Vampirs unterschieden wurde. Der Vampirismus ist zu dieser Zeit ein "ernsthaft diskutiertes Phänomen in politischen, kulturellen, kirchlichen und wissenschaftlichen Kreisen" (Oetjen 1995, 59), ein Gegenstand akademischer Untersuchung, was sich auch dem Interesse avancierender Medizin am Leichnam verdankt.

Größtes Aufsehen erregt 1732 der Fall eines Serben, der zu Lebzeiten behauptet hatte, von einem Vampir heimgesucht zu werden; nach seinem Tod finden sich Dorfbewohner ihrerseits von ihm geplagt, man schreibt ihm diverse Todesfälle durch Aussaugung des Bluts zu. Eine offizielle Untersuchung wird anberaumt, der Mann wird exhumiert, man findet den Leichnam unverwest, die Kleidung blutig, die Fingernägel verlängert. Man treibt dem vermeintlichen Vampir einen Pfahl durch den Leib, "wobey er einen wohlvernehmlichen Gächzer gethan" (Sturm / Völker 1973, 452). Die Bevölkerung reagiert panisch, weitere Gräber werden geöffnet, zwischen verwesten Leichen findet man weitere präservierte Körper, in deren Brust "viel frisches Geblüt" festgestellt wird. Ein offizielles Gutachten für die Königlich Preußische Societät wertet alle an diesem Fall beobachteten Phänomene als natürliche Erscheinungen, die keinen bündigen Schluß "auff die Vampyrschafft" (Sturm / Völker 1973, 457) zulassen; der "Geröchzer" müsse aufgrund der "in der Cavität des Hertzens annoch befindlichen ausgebrochenen Lufft geschehen seyn" (ebd.), auch an Wachstum von Nägeln oder Haaren sowie liquidem Geblüt sei "nichts miraculeuses dabey" (Sturm / Völker 1973, 458).

Die Gelehrten näherten sich einem Wissensstand, von dem das einfache Volk noch weit entfernt war, etwa: daß sich die Leiche durch den Verfallsprozeß tatsächlich "bewegt"; daß grünschwärzliche Verfärbung eine ebenso natürliche Veränderung der Leiche ist wie das "Längerwerden" der Zähne infolge der Skelettierung; daß eine spezifische Beschaffenheit der Erde einen Leichnam konservieren kann, daß sich sogar der Mageninhalt einer Leiche auf die Prozesse der Zersetzung (und ihre Geschwindigkeit) auswirkt, daß scheinbarer Bartwuchs beim Leichnam auf den Verlust des Hautturgors zurückgeht, der durch Flüssigkeitsdruck erzeugten Straffheit der Gewebsspannung.

"Oh, sein Bart!" ruft Georges Duroy, besser bekannt als Bel-Ami, in Guy de Maupassants gleichnamigem Roman (1885) entsetzt aus, als er zusammen mit seiner Freundin Madeleine Forestier die Totenwache für deren Gemahl hält: "In wenigen Stunden war dieser Bart auf dem sich zersetzenden Fleisch so gewachsen wie sonst in dem Gesicht eines Lebenden innerhalb einiger Tage. Und sie standen ganz verstört vor diesem Leben, das auf dem Toten weiterging, wie vor einem grauenvollen Wunder, vor einer übernatürlichen Drohung des Wiederauferstehens, vor einem jener anomalen, schreckenerregenden Vorkommnisse, die den Verstand völlig aus der Fassung bringen" (Maupassant 1982, 187 ff.)

Schon der Theologe Michael Ranfft hatte in seinem Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern (1734) das Phänomen auf natürliche Einwirkungen zurückgeführt, aber auch Sinnestäuschung, Einbildungskraft und verderbte Phantasie verantwortlich gemacht. Ranfft verschweigt auch nicht das "wilde Zeichen" der "Auffrichtung des männlichen Gliedes" (Sturm / Völker 1973, 467) bei Exhumierten, das er "natürlich" deutet; man habe oft Körper beobachten können, an denen das männliche Glied "starr und steif zu sehen gewesen" (ebd.), und wer nun "mit starrem Gliede stirbt, der behält auch im Tode ein starrendes Glied" (ebd.). Die weniger prekäre tatsächliche Erklärung: Gase blähen das "wilde Zeichen" so auf, daß es wie erigiert erscheint.

Derselbe Vorgang der Auftreibung kann auch die Lage des Kopfes so verändern, daß der Mund an das Leichenhemd gelangt (-> Nachzehrer); Aufsteigen von Fäulnisgasen im Erdreich ist für die schmatzenden Geräusche verantwortlich. Zur Entstehung des Vampirglaubens könnte auch das Krankheitsbild der Porphyrie, einer Stoffwechselkrankheit, beigetragen haben: Hautschäden durch Lichteinfluß, Verwirrungszustände, Parodontose und sogar fluoreszierende Zähne. Im Knoblauch sollen Substanzen enthalten sein, die einen Porphyrieanfall auslösen können. Von Katalepsie oder Scheintod wußte man seinerzeit nur wenig; bei Exhumierten, die sich in ihrem Grab tatsächlich verdreht hatten, war man ebenfalls auf Vampirismus zu schließen geneigt.

Theologen und Philosophen stritten darum, was für "Schmacken-Fressen und Bluht-Aussaugungen" (Sturm / Völker 1973, 464) verantwortlich sei: Seele oder abgeschiedener Leib; oder beides; oder keines von beiden, sondern ein Astralgeist. Noch im 19. Jhdt. spekuliert Görres über den authentischen Vorgang der Vampirisierung, diesen als organisch-sympathetisches Geschehen deutend, das sich vornehmlich zwischen Blutsverwandten vollziehe: die gewissen Leichen noch innewohnenden "physisch-plastischen Lebenskräfte" bildeten einen "Ansteckungsstoff", der giftig gesteigert das Erdreich durchwirke und die Blutsverwandten, als harmonisch Gestimmte, heimsuche und ihre "Nervenaura" berühre. Die derart Vampirisierten seien also Besessene, aber "organisch Besessene" (Sturm / Völker, 496 ff.). Wenn für Hinterbliebene vom Grabe eines Verstorbenen Entzug der Lebenskraft ausgehen kann, läge der Vampir als Bild nah; Görres aber versucht tapfer, ein psychologisches Phänomen in ein bio-physiologisch Erklärbares umzudeuten und empfiehlt im Ernstfall Verbrennung des Vampirs.

Bei der Ausformung des Vampir-Mythos spielte die Kirche keine bescheidene Rolle. Während der Zeit der Türkenkriege und der "islamischen Bedrohung" versuchten römisch-katholische und orthodoxe Kirche ihren Einfluß auf dem Balkan zu stärken, indem sie die Furcht vor Vampiren für ihre Zwecke nutzten; der Vampir wurde aus seinem heidnischen Milieu gelöst, "christianisiert" und war als abschreckendes Beispiel willkommen: sein Dasein wurde als ein selbstverschuldetes betont, als Folge des Verstoßes gegen christliche Moral. Vampire wurden zu Gesandten des Teufels erklärt, gegen die vor allem die Befolgung der kirchlichen Gebote schütze. Die griechisch-orthodoxe Kirche lehrte zeitweise, daß Körper von Exkommunizierten solange nicht dekomponieren, bis den Überresten Absolution erteilt werde; derweil seien die Betreffenden zum Vampirdasein verurteilt.

Zum Vampirismus prädestiniert waren unter diesen Prämissen die üblichen Verdächtigen: Ketzer, Häretiker und Abtrünnige aller Art; Christen, die zum Islam übergetreten waren, lasterhafte Priester, "Schwarzmagier". Weiter traf es jene, die der Überlieferung nach zum Wiedergängertum verdammt waren: Selbstmörder (deren Leichen auch in Regionen wie Irland noch im 19. Jhdt. separat begraben und gepfählt wurden, um das Umgehen ihrer Seelen zu verhindern), Verstorbene, die nicht die Sakramente empfangen hatten, Mörder oder Opfer eines Gewaltverbrechens. Es traf jene, die nicht den Konventionen der Zeit entsprachen: unehelich Geborene, Außenseiter, Geächtete, irgendwie Unheimliche - in Griechenland stand zeitweise jeder in Verdacht, der rotes Haar (à la Judas Ischariot) und blaue Augen hatte, oder blasphemisch am Weihnachtstag geboren war. Variierend nach Kulturkreis war es doch letztlich immer derselbe: der Andere, das von der Gemeinschaft dissoziierte Individuum, der Ausgestoßene, der jetzt sogar vom Tode (als Erlösung) ausgestoßen wurde. Ein Nutzen des "Übernatürlichen" liegt immer auch in der Festigung religiöser und gesellschaftlicher Tabus; darin, daß es auf oder in das Unliebsame projiziert werden kann: der Hexenwahn in Mitteleuropa erlebte womöglich nur deshalb einen Niedergang, weil der Vampirglaube ihn ablöste (vgl. Klaniczay 1991).

Der Kirche kam nichts ungelegen, was das Volk in Angst versetzte, derart eindringlich vor Sündhaftigkeit warnte und überdies zusätzliche Messen und Exorzismen sponsorte. Eine Schrift wie die des Benediktinermönchs Augustin Calmet, Dissertations sur les apparitions des anges, des démons et des esprits (1746), die auf die Vielzahl bekannter Fälle der Bestattung nurmehr Todgeglaubter sowie auf die erhitzte Phantasie der Balkanbewohner hinweist und die den Vampirglauben damit zu widerlegen sucht, daß nur in Gott die Kraft zur Wiedererweckung liegt, Auferstehung nur durch Gott möglich ist (die sich dann aber doch fragt, ob der Teufel womöglich an dieser Kraft partizipiert, in welchem Fall man sich Fragen über die ätherische Beschaffenheit des Vampirs zu stellen habe), blieb die Ausnahme, und Benedikt XIV., aufgeklärter Bewunderer Voltaires, war der einzige Papst, der das Schüren des Vampirglaubens rügte. Der Vampirmythos war überdies dienlich, um die Doktrin der Transsubstantiation mit ihren kannibalistischen Untertönen zu erklären: wie der Vampir Blut trinkt und den Geist der Sünde in sich aufnimmt, so könne man durch das "Blut" des Abendmahls die Göttlichkeit Christi zu sich nehmen.

Die ursprünglich heidnische Vorstellung vom blutsaugenden Dämon oder Wiedergänger ist fest in die christliche Kultur integriert: "Aside from the devil, the vampire is the most popular malefactor in Christianity" (Twitchell 1985, 106). Viele Abwehrmaßnahmen gegen striges oder lamia sind mit späteren gegen den Vampir identisch, so der Gebrauch von Knoblauch (ein ehrwürdiges vorchristliches Apotropäon) und (heiligem) Wasser. Die Kirche inaugurierte Maßnahmen wie die Versiegelung des Vampirgrabes mit Kruzifix und Weihwasser. Die Stecken zur Pfählung sollten aus dem gleichen Holz geschnitzt sein wie das Kreuz Christi. Priester fanden, als privilegierte Vernichter der vampirischen Teufelsdiener, ein neues Terrain, auf dem sie sich profilieren und ihre Macht demonstrieren konnten. "Nur in seltenen Fällen (...) wurde ein des Vampirismus verdächtiger Toter verbrannt. Zum einen gehörte die Kremation des Körpers einem heidnischen Brauch an (...), zum anderen (...) widersprach diese der Lehre von der Auferstehung des Leibes" (Pütz 1992, 17).

Wo es Totenverbrennung gab, gab es keine Wiedergänger. Und wo es Wiedergänger gab, wurde ihnen tendenziell böse Absicht unterstellt. Im allgemeinen wird der Wiedergänger imaginiert als von Haß und Rachsucht erfüllt, einzig darauf aus, die Lebenden zu ängstigen oder sie in ihr Reich hinüberzuziehen. Er ist etwas, das nicht sein darf und "ein zweites Mal getötet" werden muß.

Jesus ist das heilige Modell der Auferstehung; jeder weitere Versuch vor dem Jüngsten Gericht ist Blasphemie. Es kann nur einen geben. Vor diesem Hintergrund verwundert es schon gar nicht, daß Voltaires antichristlicher Diskurs Antivampirisches gleich in einem Aufwasch abhandelt; ihn läßt es fassungslos, daß man sich nach Locke und Shaftesbury noch mit Vampiren beschäftige, ja daß zwischen 1730 und 1735 von nichts anderem als von Vampiren die Rede war. Er klärt über die wahren Blutsauger auf, die keineswegs auf Friedhöfen schimmeln: Spekulanten, Geschäftemacher, Wucherer, die dem Volk das Blut aussaugen, und diese Herren der Börsen und Paläste seien nicht im mindesten tot. Nur ziemlich angefault. Voltaire entdeckt den soziologischen Vampir, den sozialen Blutsauger: wirkliche Vampire seien die Mönche, die ihr Wohlleben bestreiten, indem sie von König und Volk zehren. Später wird Karl Marx in Das Kapital (8. Buch) eine Parallele zwischen Kapitalismus und Vampirismus ziehen.

Durch die Denker der Aufklärung wird der feudale Blutsauger zum Topos, und der Typus des dekadenten Aristokraten, des perversen Edelmannes, des faszinierend grausamen, charismatischen Verführers zum (sexuell) Bösen nimmt Gestalt an, als die Romantiker die Verbindung von Adel und Vampirismus aufgreifen. Während M.G. Lewis den perversen Mönch vorführt, hält mit Byron und Polidori der literarische Vampir Einzug, ausgestattet mit einem erotischen Potential, das die tiefe und anhaltende Faszination erklärt, die der Vampirmythos in der Moderne ausübt. Ein gescheites Weib kann es verhindern, daß der Vampir sie besucht, ist nun aber durchaus nicht immer gewillt, es zu verhindern.





Literatur

Klaniczay, Gábor: Heilige, Hexen, Vampire. Vom Nutzen des Übernatürlichen, Berlin 1991.
Maupassant, Guy de: Bel-Ami, Berlin 1982.
Oetjen, Almut.: Hammer Horror. Galerie des Grauens, Meitingen (2. Aufl.) 1995.
Pütz, Susanne: Vampire und ihre Opfer. Der Blutsauger als literarische Figur (Bonn, Univ. Diss., 1991), Bielefeld 1992.
Sturm, Dieter u. Völker, Klaus (Hrsg.): Von denen Vampiren oder Menschensaugern. Dichtungen und Dokumente, (3. Aufl.) München 1973.
Twitchell, J. B.: Dreadful Pleasures, An Anatomy of Modern Horror, New York / Oxford 1985.
 
 
 
 
 
 
 

 
 
 
 
 
 

 









Sonntag, 18. September 2011

Montag, 5. September 2011

Lynch on Lynch













To me, a mystery is like a magnet. Whenever there is something that's unknown, it has a pull to it. If you were in a room and there was an open doorway, and stairs going down and the light just fell away, you'd be very tempted to go down there. When you only see a part, it's even stronger than seeing the whole. The whole might have a logic, but out of its context, the fragment takes on a tremendous value of abstraction. It can become an obsession.

David Lynch, Lynch on Lynch, New York 2005, 231

























Freitag, 26. August 2011

Schuld und Mnemosyne: Miss PEZ, Kessler-Zwillinge, France Gall, Ribanna




















SPIEGEL ONLINE Forum
Medien-Dauerthema: Auf dem Weg zum "Neuen Mann"?

August 2006






Henning Veitgen:
Es soll Frauen geben, die diesen Effekt schon mit einer halben Tüte M&M's erreichen. Früher hießen die mal Treets - überhaupt, was war denn falsch an diesem Namen? Baff will ich auch zurück und Brauner Bär, Drei Musketiere und Hubba Bubba Zimt. Und Klementine fehlt mir genauso wie der Hustinetten-Bär. Verdammt, meine Welt liegt doch in Scherben. Die kann man sich doch gar nicht mehr schönsaufen. ;-)






Aljoscha der Idiot:
Erinnert sich jemand an die Frau auf den PEZ-Automaten? In die war ich total verknallt. PEZ war Dreck, aber man stiefelte da troubadourisch hin, um gleich mal zu lernen, was Frauen alles mit einem anstellen.






Henning Veitgen:
Gemeiner war nur noch die Palmolive-Werbung.
Tilly: "Du badest gerade deine Hände darin." Sie aufkreischend: "In Spülmittel?" Tilly: "Nein, in Palmolive." Was habe ich mitgelitten. In meinem Leid wäre das Elend der sonstigen Welt viel zu spät gekommen. Ich war auf der Seite dieser armen Frau, die ihre zarten Hände in einem verstümmelnden Säurebad gewöhnlicher Spülmittel dünkte. Hätte Tilly sie nicht gerettet, ich hätte es getan, ich hätte es getan.

Tilly schockte damals alle Frauen dieser Welt. Die sieben biblischen Plagen waren um eine achte solche erweitert. Abwaschen macht eure Hände alt und häßlich. Und ihr werdet sein, wie eure Hände. Als hätten sich die Prophezeiungen des Johannes vollfüllet.

"Es wird ein spülendes Ungemach der vielen Wasser über die Welt kommen und sein Zeichen wird 666 sein. Jeder sich regenden Hand sei ein Tropfen des Anti-Christen gewahr. Tauche deine Hand in häuslichem Gewerk und schon das Wasser rufet den Namen der Versuchung. Wer aber preiset den Herrn und sich der Schmiere versagt, wird ewig sein. Doch wer sich meiner Worte nur in Tropfen und Sprengseln verweigert, wird in den Meeren seiner Blindheit ertrinken".

Und ich saß vor dem Fernseher, unfähig diese zarten Hände zu retten. Das wird mich ewig verfolgen. Ich schäme mich. Oh, wie ich mich schäme.






Aljoscha der Idiot:
Henning, wir verstehen Dich. Und es ist gut, daß Du es der Gruppe erzählt hast. Ich wußte schon als 6jähriger: ich trage eine Mitschuld am Grauschleier, am Gilb, am ganzen Elend, das die Tränen dieser zarten Kreaturen verursachte... aber eines Tages werde ich gut sein. Zum Beispiel... Ribanna befreien. Aus der Höhle des Schurken Forrester. Die Fesseln durchschneiden, mit der Ribanna in "Winnetou 2" an Leutnant Merril gefesselt war. Aber dann, andererseits, auf der Quartettkarte sah das eigentlich ziemlich gut aus, wie Merril da an Ribanna gefesselt war. Das war vielleicht auch nicht schlecht, so als Leutnant Merril. Rollenwahl war immer schon verteufelt kompliziert. Man verstrickte sich immer tiefer in Schuld. Durfte man überhaupt hinsehen, wenn die Kessler-Zwillinge für "nur die" herumstöckelten? Die Zerknirschung, wenn France Gall in einer deutschen TV-Show deutsch sang, und meine Eltern sagten: "Die versteht doch gar nicht, was die singt!" Ich stellte mich insgeheim gegen meine Eltern, ich schämte mich für sie, ich entschied mich für France Gall, so fängt nämlich die Revolution im Kinderzimmer an, liebe Eltern, und dann wundert ihr euch über die Tropfen des Anti-Christen in der sich regenden Hand, das waren Aufstände gegen die Mitleidlosigkeit gegenüber der leidenden Schönheit!







Henning Veitgen:
Miss PEZ war natürlich klasse, allein die Uniform. Aber wenn Sie auf den Automaten starrten, starrte ich auf die schäbige Ausgabe, auf die blöden Bonbons, die sich hartnäckig in dem Spende-Schacht einer Goofy-Figur verkanteten. Und immer schnappte bei den verschiedenen Figuren dieser vermaledeite Kopf zu, weil diese ganze Mechanik viel zu groß für die Hand eines 6-jährigen war. Ich meine, wenn je ein Junge, der sich damit rumgeplagt hat, nicht beschlossen haben sollte, Ingenieur zu werden, dann wollte er wahrscheinlich Tänzer werden. Was ja nicht schlecht ist, man kann solche Frustrationen sicher auch choreographisch bewältigen. Ich wette, daß Tausende von Männern mehr heutzutage Germanistik, Romanistik oder Philosophie studieren würden, wären sie nicht in ihrer Kindheit von den Unzulänglichkeiten der PEZ-Figuren zu den mechanischen Studiengängen gedrängt worden. Was soll ich sagen? Die Gesellschaft wäre besser! Wir ahnen gar nicht um den idealen Staat, den PEZ verunmöglicht hat. Das ist es, was ich der Gruppe heut' erzählen mußte. Verdammt mich, richtet über mich, aber wäget meine Worte.

















































Montag, 15. August 2011

PEZ-Automat







Traum, 11.10.1996

... später raube ich einen PEZ-Automaten. Was ich schon lange vorhatte, weil ich die Frau auf dem PEZ-Automaten schon immer klasse fand. Es ging ganz leicht. Ich konnte sogar den Alarm-Mechanismus im Inneren des Automaten entschärfen, der zugleich ein Postkasten war und daher von offizieller Seite geschützt. Kinderspiel. Alles ging bestens. Bis ich mit dem Automaten zurückkam. Zu Skeptizismus, Zweifel, Nichtvertrauen. Und plötzlich war auch die PEZ-Frau auf dem Automaten nicht mehr die PEZ-Frau. Eine reine Kausalkette.







Letzter PEZ-Automat, den ich in freier Wildbahn sah. 90s.