Freitag, 1. Februar 2013

Dirk Bogarde





















SPIEGEL ONLINE Forum

04.07.2006

"Lola, das Mädchen aus dem Hafen" (Lola, Jacques Demy, 1961) - also ich könnte das jeden Tag sehen, aber ich falle ja schon platt hin, wenn jemand nur "Anouk Aimée" sagt. Darum liebe ich auch "Justine" (1969, 1/2 George Cukor), ein zumindest in der deutschen Version (und ich kenne nur die) merkwürdig verhackstückt wirkender Film, in dem eine Reihe glänzender Schauspieler (neben Anouk Aimée: Dirk Bogarde, Anna Karina, Michael York, Philippe Noiret) in einem durch krudes Drehbuch vermuddelten Plot herumstrahlt wie schöne Frauen in einer Schmuddelstrasse. Basiert auf Lawrence Durrells Alexandria Quartet, aber man soll nicht alles glauben, was man liest. Wieder so ein Fall von schlecht, aber gut.

 





18.03.2008

Wobei man unbedingt mal Dirk Bogarde rühmen muß, der, nachdem er seinen Matinee Idol-Status hinter sich ließ, wirklich zu einem ausnehmend guten, überaus subtilen Schauspieler wurde, dem man den Thomas-Mann'schen Feingeist ebenso abnimmt wie den ominösen Barrett in Loseys "The Servant". Eine Art bitterer Melancholie in den Augen, die immer von einem umfassenden, wenn auch immer leicht amüsierten Verständnis abgelöst werden kann – wie ein Wissen um Vergeblichkeit, das trotzdem alles probiert. Darum wurde er auch als Pursewarden besetzt in einem der Filme aus meiner Sektion "Liebste Verkrachte Meister-/Machwerke", der (hüstel) Durrell-Verfilmung "Justine", mit dem schwülen deutschen Titel "Alexandria – Treibhaus der Sünde". Bogarde, Anouk Aimée, Anna Karina, Michael York, Philippe Noiret geben alles und es führt zu nichts, das aber ganz wunderbar. "Der Nachtportier" und "Tod in Venedig" sind groß, aber man darf auch mal erwähnen, daß Bogarde den Mut hatte, die Hauptrolle im ersten Film zu spielen, der in GB offen das Thema Homosexualität thematisierte, "Victim" von Basil Dearden. Und außerdem war er ein unvergeßlicher Sydney Carton in der Dickens-Verfilmung "A Tale of Two Cities", von 1958, womit ich, falls Herr christian simons noch lurkt, wieder bei Marie Versini wäre, der ich als Jüngling restlos verfallen war. Als Frau in den 1960ern wäre ich dagegen vermutlich diesem Mann Bogarde restlos verfallen gewesen. Sinnloserweise. Hat auch einige sehr, sehr gute Bücher geschrieben übrigens.







03.07.2009

NB: sagte Dir ja schon, daß ich Bogarde für einen der Allerfeinsten überhaupt halte. Schau Dir sein Gesicht an, auf dem Boot, als er nach Venedig kommt, bei Visconti, dieses sich zusammennehmende Unbehagen, diese latente Panik, dieses Vorwissen, diese Melancholie des Abschiednehmens, alles da, nur Nuancen auf Bogardes Gesicht, aber alles da.


ray05: 
Ja. Antizipiertes Unheil & die Melancholie des Augenblicks. Man muss den Fehler machen, sonst ist man kein Mensch. Scheitern als Wiedergeburt. Sagt mir Bogarde.












 




A very lovely tribute by Kate Gabrielle




















Samstag, 26. Januar 2013

5 bessere Lolas






SPIEGEL ONLINE Forum

20.03.2007





anselmi: 
Verzeihung, aber was ist an "Lola rennt" so toll? Ich empfand dieses Werk als ziemlich hohl. Die Dialoge bewegen sich auf Abreißkalender-Niveau, die Inszenierung ist prätentiöser Blubb (ich möchte nicht ins Detail gehen) und zu allem Übel spielt Armin Rohde mit. Als ob die grausige Frisur von Frau Potente nicht gereicht hätte... Wenigstens ist der Kram schnell vorüber.
Es wäre sehr nett, wenn Sie mir ein wenig auf die Sprünge hülfen, was Ihnen an diesem Film gefallen hat. :-)






5 bessere Lolas: Lola Lola, Lola Montès (Martine Carol), Lola, das Mädchen aus dem Hafen (Anouk Aimée), Marie-Luise ("Lola") (Barbara Sukowa) und... Lola ("I met her in a club down in old Soho where you drink champagne and it tastes just like Coca Cola").




























































Demy loved women, and all of his major films concern the bittersweet stories of young femmes and their romantic desires, which often clash with the harsher surrounding reality. 

Demy's films are noted for their stylish, bitter-sweet romanticism, meticulous mise-en-scene, and superlative production values. This is evident in his very first film, "Lola", in which every moment, every encounter, and every frame is staged and shot with remarkable precision and attention to detail, laced with affection, some irony, and more than anything else joy and delight that he wished to share with his audiences. 

(Emanuel Levy)








Grab von Jacques Demy auf dem Friedhof Montparnasse, Paris
Photo CE 2002














































Sonntag, 20. Januar 2013

Sechs Schuss







Im Geschwefel getafelt mit dem Teufel
Geschwafel pachtet Pech
Faust in meiner Tasche und die Schatten
so schwarz wie das Pik-As
Zeit, mein unfreundlicher Freund
Weißt du nicht mehr, wie ich einen Traum
hoch in rotes Nordlicht warf
Weißt du denn kein Sterbenswörtchen mehr
Vom Traum, der flog und flog
niemals mehr die Erde fand
Über Wasser und vergessene Berge
Heimsuchung für einen
den schon lang kein Heim mehr band
Sing mir eine Hymne, Freund
Alles ist so weit entfernt
Ich ziehe mit dem Wanderzirkus
durch den regnerischen Herbst
Zersägte Jungfrau liegt im Schönheitsschlaf
Bald ist schneeverweht mein Name
Wir ziehen durch den Regen, Tag für Tag
für Tag für Tag für Tag
All die Nächte
da sie in ihrem Schoß das Gold auffing
wie die Plane über uns den Regen
und vor dem ersten Wagen
saß der Tod auf einem hohlen Pferd
Sing mir eine Hymne, Freund
Sie sind siebzehn und ein Zwerg
und ich habe nur sechs Schuß
Die Puppenballerina aus dem Kabinett der Wunder
mit ihren kalten Händen, die Augen flehend blau
mit dem Orakelmund und ihrer Geisterschau
mit ihren Tränen auf rokokogeweißten Wangen
Schmuck der fassungslos Geliebten
Sie zirkuliert in achtzehn Schädeln
seit ich sie fand auf dem Fatalitätenbasar
und dem Schwertschwinger abrang
für einen stolzen Preis und das Mal auf meiner Stirn
Violett verdoppelt sich zu Purpur
Donnergrollen, am Kreuzweg fahler Schein
Lichter aus dem Noch Nicht
auf dem Endlosmeer des Nicht mehr
und die Meute rückt zusammen
bis der Krug bricht und die Scherben
einer ganzen Welt den Hals aufschlitzen
Dann sing mir eine Hymne, Freund
für den Tag der Freiheit
Nie mehr sinkt die Hoffnung in ein nasses Grab
Nie mehr pilgern durch die Plagen
Nie mehr schlafen im stummen Schrei der Sterbenden
Nie mehr sie verlieren an ein widerliches Lachen
Laß uns warten, wispert sie
Nur ein wenig noch


























Sonntag, 13. Januar 2013

Tausend Tränen tief















Laut: Warum Berger? 

Jochen Distelmeyer: Wenn ein Video, dann mit ihm. Ich halte ihn für einen aussergewöhnlichen Schauspieler - die Visconti-Filme beispielsweise. Ausserdem stellt er eine Art "Old Nobody" dar. Das Video ist insofern auch als Video zum Album konzipiert und zu verstehen. 

Laut: Wie lief es mit seiner Zusage? 

Jochen Distelmeyer: Wir haben ihm die Nummer geschickt und er rief dann irgendwann spät nachts an, im Hintergrund dröhnend laut der Song laufend, und gratulierte uns, fand das super und wollte unbedingt dabei sein. So kam das zustande, schliesslich reiste er nach Hamburg, zwei Tage essen gehen, sich unterhalten und kennenlernen und dann zwei Tage ziemlich straighter Dreh. 


[laut.de, November 1999]





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