Mittwoch, 26. Februar 2014

Unter deutschen Duschen (3): Eine vor die Drehtür







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"Unter deutschen Duschen - was singen Sie denn?"


10.03.2007




Ich knall' die Türen vor stolzesten Frau'n
Weil ich so tüddlich und so eigenschaftlich bin
Mir braucht nur eine vor die Drehtür zu hau'n
Und schon isse hin

Oft steckt bei Frauen der Absatz im Dreck
Das ist kein Wunder, denn das Sternbild zeigt halb Vier
Der Hut von Prada, und schon ist er weg
Das liegt wohl an mir

Ich lach sie an und sage blau:
Solln wer hier nächtigen, gnädige Frau
etc etc
























Unter deutschen Duschen (2): Unterm Stöpsel Märchenbrunnentiefen





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"Unter deutschen Duschen - was singen Sie denn?"


Februar 2007



Parzival v.d. Dräuen: 
Ich singe immer logarithmisch die Potenz (b > 0, b ≠ 1). Meine Frau meint immer noch, dass ich die Kadenzen etwas zu sehr schleifen lasse. Das stimmt übrigens nicht, da ich nur schwer die Hallung der Fliesen (bermuda-braun, seitgeschlagen, gekauft bei Hornbach in Herford, Quittung gern per Mail als PDF) beeinflussen kann. Im letzten Urlaub habe ich übrigens in Russland vor Publikum auf Petersburger Feinstein-Keramik des achtzehnten Jahrhunderts gesungen. Es war ein Erlebnis! Die Kritik überschlug sich und man bot sich an, mich zum Bleiben zu bewegen. Putin persönlich war sehr angetan. Nachts konnten wir dann doch noch heimreisen. Demnächst werde ich mit Hartmut Mehdorn und Nina Hagen am Berliner Hauptbahnhof in einer Wanderdusche der Firma Wall AG singen. Die Glasfassaden sind sicher. Logarithmisch jedenfalls. 



Reziprozität:
Wenn/Da Sie ernsthaft mit H. Mehdorn paktieren, empfehle ich Ihnen Kadenzen entlang Bessel-Funktionen n-ter Ordnung. Anders bekommen Sie das mit den Trägern am Berliner Hauptbahnhof nicht ausgebügelt.



Parzival v.d. Dräuen:
Extra für Sie und nur für Sie reiche ich jetzt noch einen * nach. Bitte bedienen Sie sich unaufgefordert.



Reziprozität: 
Nun steht * gemeinhin fuer den ersten (thermisch oder photonisch) angeregten Zustand. Und in diesem pflege ich fuer gewoehnlich nicht zu duschen.



Parzival v.d. Dräuen:
So, ich habe gerade geduscht. Ich sang also mit E = hυ = hc / λ und dabei mit der Wellenlänge λ = h . c / E , Sie aber duschen und singen hier räumliche und zeitliche Abstände. Die Trägheit ist vom Bewegungszustand abhängig. Und die Trägheit wächst bei Annäherung an die Lichtgeschwindigkeit exorbitant gegen unendlich null, so dass diese nicht überschritten werden kann. Glauben Sie mir, demnach ist dieser Strang nicht mehr zu retten.



A.M.HB:
Es gibt, muß ich (für mich) leider wieder feststellen, viel zu viele Dinge, von denen ich absolut keine Ahnung habe und die mir nur annähernd vorzustellen auch die lebhafteste Phantasie nicht ausreicht. Dazu gehört z.B. die "Emission von Röntgenquanten". Es jagt mir aber jedesmal einen Schauer vor Bewunderung über den Rücken, wenn anderen so etwas zur alltäglichen Konversation im Duschen-Fred gehört.



Mischa Dreesbach:
Falls es Sie tröstet, ich verstehe auch nicht die Bohne, wovon die beiden da singen. ;)



A.M.HB:
Ich vermute ja, die wollen nur angeben wie der berühmte Sack Sülze ;-)



Aljoscha der Idiot:
Eben, von wegen "die Kritik überschlug sich"... die ist auf der Seife ausgerutscht, die Kritik. 



Parzival v.d. Dräuen: 
Liebes Publikum, ob Seife oder Sülze, es reicht. Wir Duschsänger aus der Gilde des hohen Rates der Orpheusisten haben ein verfassungsgedungenes Anrecht auf Respekt unserer Religion. Wir sind eine kleine aber feine Minderheit, die mindestens seit der Erfindung der Einhebel-Armatur unterdrückt wird. Mit welchem Recht spottet ihr über uns? Wenn wir duschen, seifen wir nicht? Wenn ihr uns cremt, duften wir nicht? Wenn ihr uns pudert, niesen wir nicht? Und wenn ihr uns den miesen Atem eurer ungewaschenen Achselhöhlen riechen lasst, werden wir nicht sterben? Doch wenn ihr uns beleidigt, sollen wir uns nicht rächen? Ab heute, 5 Uhr 45 wird zurückgestunken. Pah.



Aljoscha der Idiot: 
Aus dem Nöchts hollerte mir auf den Flügeln einer Stimmgabel ein dräuend Drohn zwischen die Kacheln – weh mir! Doch gegen so schröffe Anschluderungen muß ich mich velemint verveit- verteidigen; nie, verwünschter Plunder, wagt' ich überm Drutenzopf zu schluppen, stets sang ich die Blütentröten Schleswig-Holzbeins, nie schmähte ich der Nachtigallen Naßzellensang! O von seidenen Duschvorhängen flüsternd überbauscht! O schmähet nicht der ersten Lettern, Ihr, die Ihr unterm Stöpsel Märchenbrunnentiefen wähnt; meine Brust erschluchzt in honker Lust!



ConniP:
Oh, holder Dichter, habt Dank für Eure edlen Worte und empfangt den unter wohligem Ershowern überreichten Lorbeerzweig. 



A.M.HB:
Dem kann ich mich doch nur anschließen, besser hätte die Antwort an einen vorgeblich Hochwohlgeborenen, der trotzdem - gegenüber anwesenden Damen! - von ungew*** Achs*** schreibt, nicht ausfallen können.
 

Wäre ich Lehrerin, gäbe es eine 1+ für Aljoscha, bin ich aber nicht, deswegen füge ich einen weiteren Stein ins Brett hinzu.










 
 














Unter deutschen Duschen (1): Blöd aus der Wäsche







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"Unter deutschen Duschen - was singen Sie denn?"



30.01.2007 


sojiti:
Lieber sysop, ich bin ja dafür, diesen Fred zu erweitern - und zwar: Im Auto - bei welchen Liedern fährt es sich am besten?








Keine Ahnung... aber das beste Lied zum Blöd-aus-der-Wäsche-gucken ist dies:























["3 Feet Tall" war der allererste verlinkte Song in diesem Thread, der unter "Meistdiskutierte Themen" im SPON-Forum noch für lange Zeit Rang 1 besetzte. Back then gekapert vom Kommando "Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum" und für ein paar Jahre das Hauptquartier von Tonkunst, Tiefsinn, Schwachsinn und Holterdipolter auf SPON.]

















Dienstag, 14. Januar 2014

Francoise Hardy







Traum 25.07.2000

Mit Jean Cocteau geplaudert und ihn auf seine Zeichnung von Strawinsky angesprochen, der einen ganzen Raum mit seinen "Sacre"-Noten vom Klavier vollklötert – Cocteau wird dann Strawinsky – die ganze Nacht plaudern wir mit aller Welt, immer wieder wache ich auf und denke, ich muß es aufschreiben, but I don't. "Wir" sind Francoise Hardy und ich.













 
Titelbild der JOURS DE FRANCE No. 553, 19 Juin 1965. 
Mit 2 Francoise-Hardy-Singles 2003 in Paris erworben.








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05.09.2006

(@ Kritischer Leser, der in Frankreich lebte)

Mal so en passant gefragt: magst Du eigentlich Francoise Hardy? Hört man sie im französischen Radio noch häufiger? Ich habe ihre Aufnahmen aus den frühen 60ern vor einiger Zeit für mich entdeckt, oder besser, mich in sie verliebt, und mir sogar bei einem der Bouquinistes an der Seine ein paar Original-Singles gekauft, obwohl ich dafür immer eigens den Plattenspieler entstauben muß.
 

Sie gehörte ja zu denen, die in den 60ern auch genötigt wurden, deutsch zu singen und in deutschen Shows aufzutreten, beherrschte das aber sehr gut (sie hat Deutsch studiert). Vor einigen Jahren tauchte sie dann mit "Le Danger" auf, das sie mit einer Rock-Formation einspielte, die Band liefert da einen knochentrockenen, interessanten Gegensatz zu ihrer halb melancholischen, halb erotischen Stimme, und kurz danach machte sie ein bezauberndes Duett mit Iggy Pop, "I'll Be Seeing You". In den 60ern halb BRAVO-Girl, halb Bob Dylan-Freundin... sehr interessante Person.





19.11.2007 

dj1204:
Jetzt muß ich eingestehen, eine Bildungslücke zu haben. Was ist Yé-Yé?




Oh, Yé-Yé ist französisch für "Yeah Yeah" :) und meint im weiteren Sinne die französische Popmusik der 60er, die Girlgroup- und Phil Spector-Touch mit der Chanson-Tradition kombinierte, im engeren Sinne sind die Backgroundsängerinnen angesprochen, die immer noch ein wenig sexier, schriller und zickiger klangen als die US-Vorbilder. Protagonisten waren etwa Johnny Hallyday, Francoise Hardy, France Gall, Sylvie Vartan und Serge Gainsbourg. Ein ganz virulentes Thema war das der "Puppe", etwa bei Michel Polnareff: "La poupée qui fait non", für das er – denn eigentlich war dies die erste Welle französischer Musik in Deutschland – auch eine deutsche Version zustandebrachte ("Meine Puppe sagt non").








Gainsbourg schrieb für France Gall den Eurovisions-Sieger "Poupée de cire, poupée de son",








... wobei sie beim Contest sehr süß in der falschen Tonlage reinplatzte,








Sylvie Vartan sang "Jolie poupée".









Den archetypischen Backgroundsängerinnenklang findest Du etwa auf "Pourtant tu m'aimes", und ich hoffe, die beiden Tröpfe, die sich an der göttlichen Francoise Hardy schubbern dürfen, haben ihren Frieden gefunden.








Mit der dem französischen Rationalismus eigenen, zwingenden Logik mäanderte das Puppen-Thema in eine Barbarella-Ästhetik, etwa bei Sylvie Vartan, "Irresistiblement",







oder, natürlich, bei Brigitte Bardot, "Harley Davidson", ebenfalls vom verkrachten, aber omnipräsenten Genie Gainsbourg komponiert:







A plus: Ich hab’s schon mal verlinkt, aber ich liebe es, mich zu wiederholen - Kopfhörer einstöpseln und dem Mann recht geben, der da sagt: "This has to be one of the best grooves ever".








Mitte der 90er ging Francoise Hardy mit einer Rockband ins Studio und kam mit "Le Danger" wieder heraus. "Mir ist ein Album lieber, auf dem ich alle Lieder mag und das sich schlecht verkauft, als eins, das ein Erfolg ist, aber im Grunde nichts taugt. 'Le Danger' ... war so ein Album, auf das ich sehr stolz bin und das kein Publikum fand." 











20.11.2007 

dj1204:
Vielen Dank für Links! Du hast Recht, Serge Gainsbourg hatte ja wirklich unglaublich gute Rhythmen, da war er seiner Zeit wirklich voraus.
 

Ich denke, Benjamin Biolay knüpft an diese früheren Protagonisten an. Er sieht sich wahrscheinlich als Fortsetzung des Chanson-Pops und er hat ja auch diese ganze Nouvelle Pop Szene in Frankreich angestoßen. "Trash Yé Yé" wirkt auf mich trotz des erheiternden Titels eher nachdenklicher als seine Vorbilder, seine Stimme klingt auch düsterer als früher noch auf "Rose Kennedy". Wer also vor allem das Erheiternde, Süße, Fröhliche sucht, der ist vielleicht doch in den 60ern besser aufgehoben.






Och, Francoise Hardy steht bei mir neben "The Marble Index" von Nico, dem düstersten Abgrund, den man finden kann, stammt auch aus den 60ern. Wobei "Frozen Warnings" aber wiederum so schön ist in seiner monumentalen Einsamkeit, daß man sofort den Schlüssel für den Hölderlin-Turm suchen möchte.





dj1204:
Von Francoise Hardy sollte ich mir auch dringend mal ein (älteres) Album kaufen.






Ja, die sind zauberhaft. Von den ganz frühen habe ich zwei CDs, beide heißen einfach "Francoise Hardy", von 1963 und 1964. Einige Songs kennst Du bestimmt auch, "Mon amie la rose" vielleicht. Multilinguale Intelligenzbestie, sie hat ja in diversen Sprachen gesungen, es gibt einen Sampler namens "All Over The World", der einiges davon versammelt. Die deutschen Texte sind, nun ja, den Erwartungen entsprechend, einige italienische Versionen sind ganz hübsch, wirklich klasse aber ist ihre Version von "Catch A Falling Star".
 
 
 
 








30.12.2011 

wrdlprnpfd:
Hehe Raven. Wenn schon black, dann fetzig. Nich so dürre...



 

Ich mag die Dürren aber. :)







Weil sie oftmals unser Denken auf die Wege lenken
Die wir dann gehen