Donnerstag, 26. Juni 2014

IT'S IN THE BACK OF THE NET! Phase 3
















Australien - Spanien 0:3

Niederlande - Chile 2:0

Das Ende der Gruppenphase einer WM ist immer so jäh. All die Mannschaften, die plötzlich nach Hause fliegen, obwohl die Party noch lange nicht vorbei ist, man möchte rufen: "Nein! Bleibt doch noch! Ne me quitte pas!" Schon seit der Zeit, als wir draußen bolzten, bis die Sonne unterging, wollte ich, daß immer Gruppenphase ist. Das Leben sollte immer aus der Spannung bestehen, wer ins Achtelfinale kommt. Ich wollte, daß alles immer da ist, somehow. Eine Gemütsverfassung, die mit dem Beginn des Achtelfinales verfliegt, freilich.

Spanien geht mit Würde. Ganz in Schwarz, passenderweise, Iniesta sieht darin mehr denn je aus wie ein Jesuitenzögling. Im Sturm stehen David Villa und Fernando Torres, damit wir alle nochmal mit Wehmut denken dürfen: oh those glory days. Bei Villa und Xavi ist der Abschied definitiv, Xavi beendet seine internationale Karriere auf der Bank. Daß der Chefideologe dieser Generation womöglich fortan in Qatar kickt, ist auch für einen, der die schönsten Schauspielerinnen in den schlechtesten Filmen gesehen hat, ein deprimierender Gedanke. Casillas, Xabi Alonso, Torres? Besser, man sagt schon leise Adios. Iniesta und Ramos werden eine neue Generation anführen. Villa erzielt sein letztes Tor für Spanien, nach seiner Auswechselung sitzt er auf der Bank und weint. Keiner hätte so ein Ende erwartet. Das womöglich letzte Tor von Torres für Spanien verschwindet im immateriellen Netz schöner Erinnerungen.

Die Socceroos (welchen Namen hat eigentlich die Mannschaft Nordkoreas? Die 11 Inkarnationen des geliebten Kim?) haben in einer starken Gruppe zwei Spiele lang bewiesen, daß sie kein Kanonenfutter sind, Cahills Tor gegen die Niederlande gehört zu den schönsten Szenen, die Australier produziert haben, seit Kylie Minogue für Nick Cave im Wasser lag.





Das Spiel um den Gruppensieg zwischen der Niederlande und Chile, beide schon fürs Achtelfinale qualifiziert, ist ein Spiel um Brasilienvermeidung. Jedenfalls haben das die Chilenen den Holländern um Hubot Robben wunderbar weisgemacht. Tatsächlich lecken sich die Chilenen beim Anblick der Brasilianer bestimmt schon die Lippen.

Ein Spiel, in dem zwei Gung ho-Teams sich darauf konzentrieren müssen, die starken Konterattacken des Gegners zu verhindern, es pendelt zwischen Intensität und Energiekonservierung, bis die Niederländer unbedingt der Bestimmer sein wollen. Tore von Einwechselspielern sind ja bei dieser WM ein running gag, Van Gaal wirkt bei einem der Tore so verblüfft, als ob er sich gar nicht daran erinnern kann, den Mann gerade eingewechselt zu haben. Robben natürlich wieder exorbitant, meh. Ich hoffe, die Niederländer sind da gerade auf irgendwas reingefallen.








 






Kamerun - Brasilien 1:4

Kroatien - Mexiko 1:3

Und damit beginnt auch die Brasilien-Show. Den Planeten in Entzücken zu stürzen, war nicht Brasiliens Auftrag in den ersten beiden Spielen, Tagesbefehl Nr. 1 an die Kunstarmee lautete: Verhindern, daß hier irgendwelche Alpträume Gestalt annehmen. Aber wenn sich gegen die von allen guten Geistern verlassenen Kameruner nicht die Möglichkeit zu ein bißchen Wellness bietet, wann dann. Entspannen und sich langsam eingrooven. Ein bißchen funky werden. Einübung in die eigene Brillanz.

Wenn Brasilien in Gelb-Weiß spielt und nicht in Gelb-Blau, fühle ich mich immer leicht betrogen, außerdem ist das mutwillige Beschädigung von Kulturgut. Kamerun am Anfang ganz ordentlich, aber bevor man "diszipliniert" schreiben kann, ist schon wieder nutter alert, Nyom schubst Neymar an der Torauslinie in die Fotografen. Einfach um zu zeigen, daß die Unbezähmbaren Löwen immer die Hosen anhaben. Oder um zu sagen, wenn ich nicht ins Achtelfinale komme, kommt niemand ins Achtelfinale. Keine Ahnung. Neymar bestraft das mit einem 1:0, das wirklich lovely ist. Matip gleicht aus, stand nicht im Drehbuch, aber Neymar beweist erneut, wie anstrengungslos ihm bislang allgemeine Nervenberuhigung gelingt, sein viertes Tor bei diesem Turnier, erneut wunderschön. Der sehr viel dynamischere Fernandinho kommt nach der Pause für den wieder schwachen Paulinho, im brasilianischen Mittelfeld muß man auf fortschreitende Dungaisierung von Luiz Gustavo hoffen. Aber sogar Fred trifft und darf sich zum Heinz machen, also was soll sein. Beste Performance der Brasilianer bislang, Fernandinho sichert mit dem 4:1 endgültig den Gruppensieg, nun also das faszinierende Match gegen Chile. Scolari hatte Chile als den möglichen Gegner aus Gruppe B bezeichnet, dem er aus dem Weg gehen wolle. Was die permanente all over the place-Ausschwärmerei der Chilenen mit der zuweilen wackelpeterig wirkenden Abwehr der Brasilianer anstellt, wird hochspannend. Der exquisite Neymar wiederholt derweil, er verspüre keinen Druck, es sei kein Druck dabei, einen Traum wahr machen zu können.

Kamerun decent, viel mehr, als das 1:4 ausdrückt. Eine Schande, wie sie sich wieder alle verfügbaren Knüppel zwischen die Beine geworfen haben.





Da ich 96 Augen habe, verfolge ich Kroatien - Mexiko parallel, very pleased. "Quelle ambiance", wiederholt der französische Kommentator immer wieder, er meint natürlich die ganz merveilleusen mexikanischen Fans, die beim Abschlag des gegnerischen Torhüters weiterhin "Puto!" rufen und nicht "Pepsi!".

Die Mexikaner qualifizierten sich erst in letzter Sekunde für die WM; es wäre ein herber Verlust gewesen. Mexiko gehört traditionell zu den sympathischsten Teams bei Weltmeisterschaften, eine WM ohne Mexiko ist praktisch nicht denkbar. Der völlig haltlose Miguel Herrera ist bereits zum Trainerstar des Turniers aufgestiegen; wunderbar aberwitzig, wie er bei Toren seiner Mannschaft aber auch jede Schraube los hat. 

Wenn es Mexikos Plan war, in der zweiten Halbzeit die Reste müdegespielter Kroaten zusammenzukehren, kann man von rücksichtsloser Umsetzung des Plans sprechen. Drei wunderschöne Tore durch Rafael Márquez, Guardado und Chicharito Javier Hernández - da ich den Herrera in mir noch nicht entdeckt habe, beschränke ich mich auf das Lächeln eines Schneekönigs. Héctor Herrera, der mit dem Warnschuß an die Latte nach einer Viertelstunde, erinnert irgendwie an Serge Gainsbourg.

Die Mexikaner wirken mental stark, haben zwei aberkannte Tore gegen Kamerun weggesteckt, gegen Kroatien wird ihnen ein Elfmeter verwehrt: so the fuck what. Sie spielen mit so viel Herz, diszipliniert, emsig, gewissenhaft und sind immer zu ein paar netten moves fähig. Aus dem unglaublichen Spiel von Ochoa gegen Brasilien haben sie sich offenbar noch einen Touch Vertrauen in die eigene Unverwundbarkeit destilliert, jedenfalls strahlen sie neben beeindruckender Solidarität auch diese lächelnde Souveränität aus, perfekt sichtbar in der Szene am Ende, als ein entnervter Nikica Jelavic dem unumstößlichen Rafael Márquez einen Schwall Unhöflichkeiten zukommen ließ, die im Wort Puto kulminierten. Sekundenlang durften wir dem stillen Amusement von Márquez zusehen und seine Gedanken erraten. Es sah aus wie: Soviel Spanisch kann inzwischen jeder, du Omelett.

Das Tor für Kroatien durch Perisic erinnert daran, was die Kroaten hier verschwendet haben: Rakitic, Modric, Perisic, Olic, Mandzukic. Damit müßte man doch ziemlich scharfe Sachen machen können. Aber Modric etwa schien gegen Mexiko die ganze Zeit seinen Platz zu suchen. Schade für Kroatien, aber dieser Irokesenschnitt von Pranjic war nicht länger tolerabel. Beim BR ganz vorn im Stickeralbum des Grauens. 

Gegen die Niederlande im Achtelfinale, das wirkt wie ein zweifelhaftes Privileg selbst für diese aufgeweckten Mexikaner. Hoffe sehr, daß Mexiko nach wie vor unterschätzt wird.














Italien - Uruguay 0:1

Costa Rica - England 0:0

"Ich habe scheußliche Materien berühren müssen." (Karl Rosenkranz, Ästhetik des Häßlichen). Ich hatte diesen Tag gefürchtet. Sich entweder von Andrea Pirlo oder von Uruguay verabschieden zu müssen, da kann man ja gleich mit Heine auf sein Leben zurückblicken, hab Kaffee getrunken, hab Kuchen gegessen, hab manche schöne Puppe besessen, wiedersehen. Italien reicht ein Unentschieden, und früher konnte man seine Oma darauf verwetten, daß Italien ein Unentschieden schafft, wenn Italien ein Unentschieden reicht, da mußte sich Omi als Wetteinsatz keine Sorgen machen. Eine erbitterte Halbzeit lang lassen sich beide nur Krümel. Rote Karte für Marchisio nach einer Stunde, die Italiener stapeln Sandsäcke vor ihrem Tor, die Spannung wird erstickend.

Was in der 80. Minute passiert, dürfte zu den seltsamsten Dingen gehören, die je in einer 80. Minute passiert sind. Daß diese Weltmeisterschaft sich auch den Utter madness with Luis Suárez-Moment nicht spart, hätte man wissen müssen. Aber daß dieser Moment darin besteht, daß ausgerechnet Giorgio Chiellini "Holt Jod und heißes Wasser!" schreit, ist jenseits aller Voraussehbarkeit. Auch als Suárez auf dem Boden sitzend irgendwas an seiner Dentalanordnung zu korrigieren scheint, ist man noch nicht ganz sicher, was da eben passiert ist. Hat Suárez seine Hauerleiste vielleicht versehentlich in Chiellini gejagt? Probably not.






Der überragende Godin köpft das 1:0 für Uruguay noch mitten in die Ungläubigkeit, an den Rest des Spiels kann ich mich kaum erinnern, ich glaube, man nennt das Paralyse.

My name is Luis and I'm a head case? Oder legt dieser begnadete Spieler es dezidiert auf eine Sache an, die so outrageous ist, daß sie den Gegner aus der Fassung bringt? No idea. Nach dem Spiel sah er jedenfalls so aus, als hätte er es gern rückgängig gemacht.

Letztlich, wenn man die Suárez-Szene wieder ausblendet, ein verdienter Sieg, Uruguay war die entschlossenere Mannschaft. Nach dem Spiel steht Buffon am Mikrofon und beweist seine Größe, sinngemäß bekräftigt er, daß die Italiener sich ihr Loch selbst gegraben haben. Gern hätte ich noch mehr verstanden, leider mußte wieder einer dieser unerquicklich stammelnden Simultandolmetscher mit nur grobdrähtig zusammenhängenden deutschen Wortfetzen Verwirrung stiften.

Ach, könnte man einfach Diego Godin rühmen für seine zuverlässige Abwehrarbeit und seine stupende Begabung für wichtige Kopfballtore. Oder Edinson Cavani: unerwarteter Schachzug von Tabárez, aus Cavani den Schatten Pirlos zu machen. Doch man muß sich scheußlichen Materien stellen. Ohne Suárez scheint Uruguay chancenlos gegen diese Kolumbianer, die als Expresszug durch ihre Gruppe donnern. Andererseits, so unersetzlich Suárez als Spieler ist, Uruguay kann Spiele auf seltsamste Weise gewinnen, you never know. Scheußlich, Uruguay zu lieben und zu ahnen, daß die erneut mißlungene Gratwanderung zwischen Genie und Wahnsinn bei Suárez vermutlich die ganze Mannschaft alle Sympathien kostet. Scheußlich, Andrea Pirlo vom Platz gehen zu sehen. Er war nicht gut in den letzten zwei Spielen. Aber wer war bei den Italienern in den letzten zwei Spielen schon gut. Scheußlich, zu wissen, daß nur eins dieser südamerikanischen Teams, Brasilien, Chile, Kolumbien, Uruguay, das Halbfinale erreichen kann. Der Spielplan entlarvt sich als Miststück.




Das andere Spiel, Costa Rica gegen... dieses andere Team.












Griechenland - Elfenbeinküste 2:1

Japan - Kolumbien 1:4

Und es wird noch scheußlicher. Ich will nicht fußballgöttischer sein als der Fußballgott, aber... doch, will ich. Und ich will, daß Costa Rica diese Sache rächt. Es war pitifully predictable. Es steht 1:1, Wilfried Bony, ich bin geneigt, ihn Sir Wilfried zu nennen, hat vor einer Viertelstunde den Ausgleich erzielt, Boubacar Barry hat vor Freude angefangen, den Rasen zu essen, das Unentschieden reicht der Elfenbeinküste, wir sehen den vor 10 Minuten ausgewechselten Didier Drogba auf den Knien am Spielfeldrand, betend, und wir beten mit ihm, daß dieses tragödienumwitterte Team es endlich schafft, ein WM-Achtelfinale zu erreichen, und das Spiel macht seine letzten Atemzüge. Da befiehlt mir eine innere Stimme die Worte "Die holen noch einen Elfmeter raus", und ich bin noch nicht ganz fertig damit, da fällt Samaras.

Es ist besiegelt, die Generation der Elephants um Didier Drogba ist doomed, das Schicksal ist nicht auf ihrer Seite. Ja, sie haben es herausgefordert mit dem haarsträubenden Fehler von Cheik Tioté, ja, die Griechen haben dreimal das Gebälk getroffen, für griechische Verhältnisse war das ein Offensivfeuerwerk, und sie haben hart gearbeitet, Karagounis hat bei seiner Auswechselung die Körpersprache eines ganzen Arbeiter- und Bauernstaats, aber... nein. Einfach nein. Just because.





Kolumbien ist ja wohl purer Sex bisher. Natürlich, auch auf dem Feld. Die reine Freude, ihren Spielen zuzusehen. Auch mit der Reserve, acht Veränderungen in der Startelf, veranstalten sie ein Fest. Schnödes Beharren auf Ballbesitz bekommt von Los Cafeteros die harte Kante, rasiermesserscharfes Konterspiel, wunderschöne Tore, man wünscht sich eine dritte Halbzeit für ein paar Zugaben. Funktioniert die Mannschaft sogar besser ohne Falcao? Wenn die Kolumbianer so weit kommen, wie sie es in einer perfekten Welt sollten, dann wäre Falcaos Erfahrung sicher Gold wert... gewesen. Sorry, aber Vermuddelung von Tempora ist im Fußball üblich, seit nach einem Spiel der Konjunktiv II Vergangenheit lautet: "Wenn ich den mache, gewinnen wir das Ding." James Rodriguez wird in Hälfte II eingewechselt, legt II Tore auf für Jackson Martinez und gönnt sich selbst sein III. Turniertor. In der 85. Minute darf Faryd Mondragon ins Tor, mit XLIII damit der älteste Spieler bei einer WM ever, einfach nur bezaubernd, wie die Fans ihn feiern. Drei Spiele, und Kolumbien hat sich ins Herz dieser Weltmeisterschaft getanzt, mit attraktivem Spiel und dem Spektakel auf den Rängen. Das ohne Suárez sicher zahnlosere Uruguay wird sich was einfallen lassen müssen.

Japan: erneut kein wirkliches schlechtes, aber doch eher, sagen wir, unauffälliges Turnier. Auch die auffälligsten Damen aus Kolumbien auf den Tribünen verhindern nicht, daß man sich nach diesem Tag mit Pirlowein verbummeln möchte.








Nigeria - Argentinien 2:3

Bosnien - Iran 3:1

Die Zeit drängt, wir fassen uns kurz. Argentinien vs. Nigeria einfach nur beglückend nach den Fatalitäten des Vortags. Messi nimmt gleich zwei Stufen auf einmal auf dem Weg ins Pantheon. Zwei Tore nach vier Minuten, ein gottvolles von Messi, ein sehr geniales von Ahmed Musa, nach 25 Minuten geht im Parallelspiel Bosnien in Führung, und das Spiel in Porto Alegre wird tatsächlich ein ausnehmend fröhliches. Nicht für Steffen Simon, der kurz vor der Halbzeit zu pöbeln anfängt über das, "was uns die Argentinier hier anbieten". Als wären die bereits fürs Achtelfinale qualifizierten Argentinier dazu da, Steffen Simon irgendwas anzubieten. Über den todsicher irgendwann einsetzenden Blues deutscher WM-Kommentatoren heißt es bei Thomas Mann:
"Castorp, alter Schwede, Sie langweilen mich. Sie lassen das Maul hängen, ich sehe es alle Tage, die Verdrossenheit steht Ihnen an die Stirn geschrieben. Sie sind ein blasierter Balg, Castorp, Sie sind verhätschelt mit Sensationen, und wenn Ihnen nicht alle Tage was Erstklassiges geboten wird, so mucken und muffen Sie über die Sauregurkenzeit."

Umgehend macht Messi ein wunderhübsches Tor. Die Nigerianer tragen viel zum Spaß bei, Musa trifft erneut, Rojo erhöht für Argentinien auf 3:2, Bosnien hält den Iran in Schach, auch die Nigerianer sind im Achtelfinale, ich gönne es ihnen von Herzen. Messi und Enyeama schenken sich mitten im Spiel ein Lächeln. Messi lächelt! Fast mein Lieblingsspiel bisher. Die argentinischen Fans preisen Messi zur Melodie von Bad Moon Rising, Stephen Keshi, der Trainer der Nigerianer, stellt fest, daß Messi vom Jupiter ist.









Honduras - Schweiz 0:3

Ecuador - Frankreich 0:0

Weiterhin nichts zu sehen von der seit Asterix bekannten Neigung der Franzosen, sich mit faulen Fischen zu bewerfen. Sechs Änderungen, cool runtergespielt.

Mit Ecuador verabschiedet sich das vielleicht unscheinbarste südamerikanische Team, Antonio Valencia wird mittels Roter Karte vorzeitig von seinem verkorksten Turnier erlöst. Enner Valencia bestätigt seinen Ruf als aufstrebender Star und schraubt sich bei einem Kopfballduell ungefähr einen Meter höher als sein Gegenspieler. Pow, für meine Begriffe. Mir fällt jetzt erst auf, wie oft Gerd Gottlob "für meine Begriffe" sagt. Ich höre sonst immer konzentriert unter ihm durch.

Die Schweiz führt schon nach 6 Minuten, zur Halbzeit steht es 2:0, was die Verhältnisse nebenan natürlich stark beeinflußt, trotzdem hätte man sich von Ecuador mehr erhofft gegen eher desinteressierte Franzosen. Vielleicht keine Kraft mehr. Shaqiri-Festspiele in Manaus? Leaves me cold.









USA - Deutschland 0:1

Portugal - Ghana 2:1

In den ersten 15 Minuten, als nur die letzte Präzision fehlte, als man aber wieder den Eindruck hatte, Deutschland kann sich mit unglaublicher Dominanz Chancen erspielen, wie es lustig ist, fragte ich mich, wer dieses Team im Endspiel schlagen soll. Danach wurde es doch etwas low key, bis der weltbeste Raumdeuter als Kunstschütze auftrat. Immer noch schwer zu sagen, wie gut Deutschland ist, was drohen könnte gegen eine Mannschaft wie die Kolumbianer mit ihren pfeilschnellen Gegenattacken, und was der Herr Höwedes dazu sagt, aber der Spielplan wirkt ja wie ein Freund der Deutschen. Lahm an der Seite Schweinsteigers stark verbessert, Schweinsteiger auf Anhieb Schweinsteiger. Nach 70 Minuten stieg ich um auf Portugal - Ghana, zwei Mannschaften, die sich selbst die Petersilie verhagelt haben. Boateng und Muntari bei Ghana suspendiert, heute ist man passenderweise mit einem Eigentor gestartet. Ghana ist wie dieses Akkordeon von Marlene Dietrich in "Zeugin der Anklage", Tyrone Power tritt versehentlich drauf, Marlene: "Treten Sie nochmal drauf, es atmet noch." Nach einer Stunde steht es 1:1, die USA liegen gegen Deutschland zurück, aber man weiß nicht, begreifen die Veganer gerade, daß ihnen ein einziges Tor reichen würde? Mit einem kombinierten Abwehr-/Torwartfehler schlägt Ghana sich endgültig selbst. Portugal irgendwie derselbe wirre Bauplan. Ronaldo versemmelt während meiner Anwesenheit 3 Chancen, bei Weltmeisterschaften ist der Mann irgendwie entregelt.










Südkorea - Belgien 0:1

Algerien - Russland 1:1

Shatov und Kokorin scheinen nach 6 Minuten den Vorschlag aufgreifen zu wollen, daß Russland doch noch zu einem stellaren Aufritt ansetzt, und die Algerier scheinen sehr nervös. Kein Spiel zum Heißlaufen, aber wahnsinnig spannend, man kommt wieder nicht zum Abwaschen. Trailerpark-Syndrom. Russland spielt noch eine Weile so, daß die Führung verdient scheint, bis die Algerier anfangen, um ihr Leben zu rennen. Und bis der tote Fisch des Tages wieder an Akinfeev geht. 32 Jahre auf diese Party gewartet, allein schon!

Südkorea verabschiedet sich ebenso unauffällig wie Japan. Muß mir noch jemand erklären, warum in Korea kreischende Mädchen bündelweise über Son herfallen.