Freitag, 24. März 2023

The Damned






 

SPIEGEL ONLINE Forum, 17.09.2008

Kleine Tour durchs Reich der Verdammten. Es muß mal gesagt werden. The Damned haben 1985-1986 mit "Phantasmagoria" und "Anything" zwei Platten gemacht (und dazwischen "Eloise"), die so klingen, als hätte die Tochter von Bela Lugosi und Maila Nurmi Dave Vanian gezwungen, die besten Songs aller Zeiten zu schreiben, andernfalls sie ihn wie Turandot ihre Freier köpfen lasse. Vanian tat sein Bestes, und für Sachen wie "Sanctum Sanctorum" oder "The Portrait" wäre gar Lord Byron nochmal angerannt gekommen, wäre er nicht mit dem Luziferfuß umgeknickt. Dave Vanian hat zweifelsohne eine phantastische Stimme.














"Oh yeah, he's quite a strong bloke old Dave. He actually really used to be a grave digger. He really lives the lifestyle. I know it sounds weird but he really is into it. The whole lifestyle, the motorbikes, the ex-grave digger bit and all that stuff. I like the bloke a lot, he's a bit of an enigma. I think he's tinged with madness. I really think he is, because of the twenty years I've known him he's never changed and he's always backed up whatever he said. Once I went round his house, he was living in a basement and he'd had a flood. I said " 'ello Dave how's it going " - He said "The drains have flooded, can you help me get this carpet out". Actual sewage had come up through the drains and it wasn't very pleasant. We got the carpet out and I said "What's that under there then, that's a pentagram. Is that like satanic stuff or what?" And he says "It must have been put down by the previous owners of the flat". Now does that ring true to you, the bloke sitting there dressed up as Dracula, with a hearse sitting outside the house and he's telling me it must have been someone else who done the pentagram. I don't think so, do you." - Captain Sensible

 

 






 
 
"We complement each other as songwriters, neither of us treading on each other's toes. We both love 60s garage music and appreciate a bit of dark melancholy  ... And the bloke is the best singer of his generation." – Captain Sensible 2019
 
 















Nicht seit dem Tag, an dem ich Antipapst wurde.

 

 

 

 

 

 

Hommage an Pink Floyd mit Syd Barrett + Hawkwind + Neu! + Ron Asheton +++, + ureigene The Damned-Perfektion. Und ja, das ist Dave Vanian.

 



 

 

 

 

 


 


 

 

 Dave Vanian Poster: hier

 









Montag, 9. Januar 2023

Poem For A Mediaeval Baebe





Auch wir sind in Räumen freigelegter Zeit
Wie weiße Spinnen, die in Einsamkeit sich weben
Träumend, wie im Garten vor lang verschwundenen Monden
Ein Wispern war im Rauschen dieser Blätter
Wartend, daß noch einmal unser Weben so erzittert

Rubinrot auf den Lippen und sie sagte: komm
Und der Wind, der ihre Haare wehen ließ
War kalt und nicht von dieser Welt
Und sie verging, als wäre sie ein Stich ins Licht
Und seither all die Tode, die uns trennen

























Sonntag, 25. Dezember 2022

My Mother & Saint Peter






Als sie 8 Jahre alt war, spielte sie in einer Aufführung zu Weihnachten einen Engel. Sie hatte eine einzige Zeile zu sprechen. Sie zupfte Petrus aufgeregt am Ärmel und rief: "Und nicht wahr, du sagst Bescheid, ob auch alle Erdenleute sagen, daß wir Sternchen tragen?"
 
 
 
 

 


Her name was Maria. She died one Christmas Eve. One silent night and holy night.













Montag, 19. Dezember 2022

Peter Thomas Sound Orchester














Peter Thomas! Für den will ich eine Lancet brechen. Der "Raumpatrouille"-Soundtrack beginnt so sexy, daß man gleich eine Party imaginiert mit "Girls" in Minirock und Lederstiefeln, deren Körper sich zur ultra-avantgardistischen Musik winden. Die 25-DM-Kaufhausorgel, die man Ray-Manzarek-Gedächtnisorgel nennen müßte, wenn Peter Thomas nicht früher da gewesen wäre, swingt, wie nur Kaufhausorgeln das konnten. Gut, eigentlich beginnt der Soundtrack mit diesem durch den Vocoder geschickten Countdown "... sieben... sechs... fünnef..." Hm. Und schon das zweite Stück ist so krank, daß die Girls kichern über den unmöglichen Blödi, der die Musik ausgesucht hat. Dann aber "Love In Space", ein schwüles Saxophon, das in jeden David-Lynch-Film passen würde. Überhaupt glaube ich, daß Barry Adamson eine Menge Peter-Thomas-Platten im Schrank hat. Und es waren Pulp, jawohl die großartigen Pulp, die für "This Is Hardcore" den Anfang von "Bolero On The Moon Rocks" als Sample verwendeten. Dann ufert das Ganze natürlich vollends aus. Schrill, kreischend, Igor Strawinsky im Flitzi-Cola-Rausch. "Landing On The Moon" macht klar, daß auch Unterhaltungscombos auf dem Mond denselben Schnappndappn spielen werden. Der Klassiker fürs Starlight Casino: "Pizzicato In Heaven". Minimalistisch und cool. In "Outside Atmosphere" gibt es ein Intermezzo, das aber GENAU so klingt, als ob dem Bordcomputer noch ein paar Gedanken ausgluckern, bevor er abschaltet, aber GENAU so. "Take Sex" erinnert mehr an Urwald als an Weltall. Tarzan übt Scat-Gesang. Warum auch nicht. Die Mädels sind eh schon alle gegangen. "Jupiter's Pop Music" hat Peitschenknallen und diesen Kriminaltango-Twang irgendwo zwischen Edgar Wallace und Mackie Messer. Weiß der Himmel. Und dann habe ich noch irgendwo ein Stück, das Peter Thomas offenbar für eine lesbische Nummer in irgendeinem St. Pauli-Film beigesteuert hat, denn es heißt "Lesbische Nummer". Stöhn. Ach ja. The Golden Rage of Grotesque.
 
 

[SPIEGEL ONLINE Forum, 13.10.2006]








 
 
 
 
"So verwundert es nicht, dass eines Tags Jarvis Cocker, Frontmann der englischen Formation Pulp, bei Thomas anrief und nach dessen Vater verlangte. Er wolle einen Teil der 'Raumpatrouille'- Musik für den Pulp-Titel 'This Is Hardcore' verwenden und brauche dazu die Genehmigung des Komponisten. Als Thomas, der Jarvis Cocker erst für Joe Cocker hielt, entgegnete, er selbst sei der Gesuchte, reagierte der verblüffte Popstar mit den Worten: 'Aber Sie müssen doch tot sein.'"



[aus: wittkowsky.net/Peter-Thomas-Filmmusik]