SPIEGEL ONLINE Forum
Januar 2008
"I don't know what it is but there's definitely something going on upstairs!"
Was macht eigentlich Lazarus, nachdem er von den Toten erweckt ist? Er hollert "increasingly neurotic and
obscene" durch die Mean Streets der 70er.
Zum Schießen. Klingt wie eine Paarung aus Grinderman mit
Discosoul-Stringenz und dem Alten Affen Sleaze. Seit "Babe I'm On
Fire", dem endlosen Ende von "Nocturama", hat der als Düstermann
Verschrieene offenbar gesteigerte Lust daran, den Leuten den absurden
Humor seines epischen Ansatzes so richtig vor den Latz zu hauen.
Erst weicht man ein wenig zurück, weil man meint, dieser Pornofilmdarsteller fummelt einem gleich im Gesicht herum, und dann hört man's rauf und wieder runter, und leichtes Befremden am Anfang ist immer ein gutes Zeichen. Während die Rest-Bad-Seeds offenbar sagten, wir wollen auch Grinderman sein, sagte Cave offenbar, aber nur unter meiner strengen Long-John-Silver-Exegese.
Erst weicht man ein wenig zurück, weil man meint, dieser Pornofilmdarsteller fummelt einem gleich im Gesicht herum, und dann hört man's rauf und wieder runter, und leichtes Befremden am Anfang ist immer ein gutes Zeichen. Während die Rest-Bad-Seeds offenbar sagten, wir wollen auch Grinderman sein, sagte Cave offenbar, aber nur unter meiner strengen Long-John-Silver-Exegese.
kleintal:
Unglaublich! :-))
Allein mit diesem Song raucht der gute Nick sämtlichste "wichtigsten
CDs" des letzten Jahrs in der Pfeife. Dann wollen wir mal hoffen, dass das
Album hält, was Lazarus verspricht...
dj1204:
... irgendwie hat man
immer das Gefühl, der mache Musik für den Mitte fünfzigjährigen Onkel, der im
Herzen doch noch ein Rocker geblieben ist.
Der Song: Sehr bluesig, würde ich jetzt mal sagen. Von der Orchestralität eines "No More Shall We Part", für das ich mich damals begeistern konnte, weit entfernt. Aber: Rock'n'Roll kann er meiner Meinung nach nicht so gut, der Nick Cave. Er ist viel besser in den Intimitäten des kleinen Lebens down under oder in der Erzählung schlimmer Moritaten wie auf "Murder Ballads". So verbleibt uns nur noch seine Stimme, die ist wie immer eindringlich und faszinierend.
Der beste Nick Cave Song ist und bleibt "Red Right Hand". Schon uralt.
Der Song: Sehr bluesig, würde ich jetzt mal sagen. Von der Orchestralität eines "No More Shall We Part", für das ich mich damals begeistern konnte, weit entfernt. Aber: Rock'n'Roll kann er meiner Meinung nach nicht so gut, der Nick Cave. Er ist viel besser in den Intimitäten des kleinen Lebens down under oder in der Erzählung schlimmer Moritaten wie auf "Murder Ballads". So verbleibt uns nur noch seine Stimme, die ist wie immer eindringlich und faszinierend.
Der beste Nick Cave Song ist und bleibt "Red Right Hand". Schon uralt.
kleintal:
Nick Cave hat mehr
Sex im kleinen Zeh als die gesamte megagehypte BritPop-Milchbubi-Bagage
zusammen.
Die beiden besten Cave Songs sind natürlich "The Mercy Seat" und "The Ship Song". Das ist noch länger her.
Die Murder Ballads ist für mich dagegen eine seiner schwächsten Platten. Live dagegen kam "Where The Wild Roses Grow" ziemlich gut, als Blixa Bargeld den Part von Kylie übernahm.
Die beiden besten Cave Songs sind natürlich "The Mercy Seat" und "The Ship Song". Das ist noch länger her.
Die Murder Ballads ist für mich dagegen eine seiner schwächsten Platten. Live dagegen kam "Where The Wild Roses Grow" ziemlich gut, als Blixa Bargeld den Part von Kylie übernahm.
@dj1204
Oha, Nick Cave ist so ziemlich
der letzte, der mir einfällt bei "Musik für den Mitte-Fünfzigjährigen-Onkel,
der im Herzen doch noch ein Rocker geblieben ist". Ich muß Dich
enttäuschen: Nick Cave ist musikalisch ein womanizer.
Er macht Musik für die Mitte 20-Literaturstudentinnen mit den langen schwarzen
Haaren, die sich in Foren "Cavie" nennen. Und mit "down
under" spielst Du sicherlich auf die Schichten der Psyche an? Denn in
Australien treibt sich Cave schon seit Dekaden nur noch herum, wenn er Mama
besucht. Du weißt schon, die Frau, die auf "Muddy Water" Violine
spielt.
ralfons:
Ja, da soll noch einmal
einer sagen, Metal wäre langweilig, vorhersehbar und würde sich ständig selbst
kopieren! Aber Nick Cave darf einen kompletten Song lang ein Riff runternudeln,
das schon in Jugendzeiten meiner Oma maximal Gähnen ausgelöst hätte, und dazu
'nen 08/15-ich-wär'-jetzt-gerne-lasziv-aber-es-klappt-gerade-nicht-Sprechgesang
dahernölen, der einem die Zehennägel senkrecht stellt? Ich war mal einigermaßen
großer Nick-Cave-Fan, aber irgendwie löst er mittlerweile bei mir nichts mehr
aus.
Leck' Deine Wunden bitte nicht
auf dem Rücken eines Nick Cave-Songs. Zeig mir die, die in ihrem Oeuvre
derartige Kontraste vorweisen können wie Cave zwischen Tosen und Toben der
Hölle, heiliger Melancholie und unfaßbarer Zärtlichkeit... und ich rede nur von
der Musik. Die Lyrics stehen noch auf einer ganz anderen Papierrolle von hier
bis Omsk.
ralfons:
Dass Nick Cave
einiges auf dem Kasten hat - sowohl musikalisch als auch auf die Lyrics bezogen
- streite ich überhaupt nicht ab, das hat er oft genug bewiesen. Aber
mittlerweile fall' ich halt auf einen sturzlangweiligen Song nicht mehr rein,
nur weil Nick Cave draufsteht.
Gib's zu, der Song ist zu tough für Dich! :)
Zitat von kleintal
Unglaublich! :-)) Allein mit
diesem Song raucht der gute Nick sämtlichste "wichtigsten CDs" des
letzten Jahrs in der Pfeife. Dann wollen wir mal hoffen, dass das Album hält,
was Lazarus verspricht...
Nick Cave hat mehr Sex im
kleinen Zeh als die gesamte megagehypte BritPop-Milchbubi-Bagage zusammen.
Das ist
genauso evangeliumswürdig und tongue-in-cheek zugleich wie Cave selbst, darum
doppelt gut, obwohl ich nie behaupten würde, daß Nick Cave sexier ist als
Sharin Foo, aber die ist ja auch a) Frau und b) dänisch, das verkompliziert die
Sache, jedenfalls wissen wir doch im tiefsten Grunde unserer Herzen, daß Kylie
M sich nicht von irgendeinem banalen Britpopper ins Wasser legen lassen würde.
GeneMachine:
Aber
der gute alte Johnny Cash hat Nick damals mit seiner "Mercy Seat"
Coverversion dennoch ziemlich deklassiert. Das hat er natürlich gleichsam mit
jedem getan, den er im Rahmen der American Recordings mit einem Cover gewürdigt
hat. Aber das ist nun wieder eine andere Geschichte...
Wahrhaftig. Und dieselbe
Geschichte wie bei "Hurt" von Nine Inch Nails. Ich würde nicht sagen
"deklassiert", aber zwei Stücken, die an sich schon überdimensional
waren, noch eine weitere Dimension hinzuzufügen, das konnte und durfte nur er.
Sowohl Trent Reznor als auch Cave haben das aber auch als die in etwa größte
Auszeichnung ihrer Karriere aufgefaßt.
Reznor: "By the end" (von
"Hurt") I was really on the verge of tears."
Cave: "Johnny Cash recorded one of my songs so
you can all get fucked."
kpone:
... erinnert
leider zu stark an Eagles of Death Metal (Aussehen & Musik).
Auch
stimmlich kaum auseinanderzuhalten, Nick Cave und Jesse Hughes. :) Seufz. Okay,
alles, was irgendwie nützt, damit hier bloß keiner von Mars Volta anfängt.
kpone:
:-), da stand Aussehen und
Musik und nicht Aussehen, Musik & Stimme... über die Stimme muß man nix
sagen, die ist über alle Zweifel erhaben.
Mein türkischer
Gemüsehändler sagt: "Ich hab das optische Auge." Soll ich mal fragen,
ob er's verleiht? :) Njet, Aussehen zählt auch nicht. Ich stürbe ja eher, bevor
mir ein Moustache über die Lippen käme, aber Cave trägt diese haargewordene
Italowestern-Sidekick-Hommage seit 2005, da war Jesse Hughes noch ein recht
kleiner Teufel. Ich zähle ihn zum
Gesamtkonzept Caveschen sardonischen Humors.