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"Literatur - Was lohnt es noch, zu lesen?"
August 2006
V.G.E.:
Wilkie Collins, irgendjemand???"Literatur - Was lohnt es noch, zu lesen?"
August 2006
V.G.E.:
Und ich schäme mich dessen nicht! "Die Frau in Weiß" überfiel
mich, als ich 15 war, seitdem beneide ich, neben Pferdeknechten an australischen
Mädchenpensionaten um 1900 (aber das ist jetzt "Picknick am
Valentinstag"), englische Zeichenlehrer. Damals schien mir die Gestalt des
Conte Fosco extrem unheimlich – trotz beleibter Präsenz völlige Ungreifbarkeit,
genial, dunkel, böse, brillant. In einer Verfilmung von 1948 wird Fosco von
Sydney Greenstreet gespielt, Marian Halcombe von Alexis Smith und Laura Fairlie
/ Anne Catherick von Eleanor Parker – wird dem komplexen Buch natürlich nicht
gerecht, ist als Film jedoch sehr spannend und sehr schön besetzt, Curt Bois
erscheint als der arme Louis, special Blitzableiter für das exzentrische Leiden
Frederick Fairlies, der sein zerrüttetes Nervenkostüm rhetorisch ziseliert zur
Schau stellt. Gerade dieser Film löst das seltsame Dreiecksverhältnis zwischen
Walter, Marian und Laura überraschend auf - indem er es eben nicht auflöst, und
die Schlußszene erinnere ich, gerade wegen ihrer lächelnden Harmonie, als
durchaus gewagt. Ein Buch, das ich immer lieben werde, genau wie Stokers
"Dracula", das ja ähnlicher Erzähltechnik frönt. Kommen wir jetzt zu
Charles Dickens?
"Ich hatte die Fähigkeit, mich zu wundern, offenbar verloren. In der
Welt des Stoffes gab es nichts das Erstaunen wertes, außer Dora Spenlow."